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Modifizierter Ansatz zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie

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Academic year: 2022

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Forschungsberichte des

Fachbereichs Agrarwirtschaft Soest Nr. 51

Modifizierter Ansatz zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung

der Bioökonomie

Simon Stork Dr. Ralf Biernatzki Dr. Bernd Pölling

Prof. Dr. Wolf Lorleberg

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Danksagung

Die vorliegende Studie stellt die Ergebnisse des von der Landwirtschaftlichen Rentenbank ge- förderten Forschungsprojektes „Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Wirt- schaftsclusters Bioökonomie“ dar. Die Autoren möchten sich bei der Landwirtschaftlichen Ren- tenbank für Förderung und Unterstützung bedanken. Besonders hervorzuheben - und mit ei- nem weiteren Dankeschön verbunden - ist die fachliche Unterstützung und Zusammenarbeit mit dem Fachverband Deutscher Bauernverband e.V. (DBV).

Projektteam an der Fachhochschule Südwestfalen:

i.green:

Simon Stork M. Sc.

Dr. Ralf Biernatzki Dr. Bernd Pölling

Fachbereich Agrarwirtschaft:

Prof. Dr. Wolf Lorleberg

© 2020

Fachhochschule Südwestfalen Fachbereich Agrarwirtschaft Lübecker Ring 2

59494 Soest

Tel: 02921 378-3211 Fax: 02921 378-3200 agrar@fh-swf.de

www.fh-swf.de/FB/agrar

ISBN (print): 978-3-940956-91-0

ISBN (elektronisch): 978-3-940956-92-7

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ... I Abbildungsverzeichnis ...III Tabellenverzeichnis ... IV Abkürzungsverzeichnis... V

1 Einleitung ... 1

2 Biomassegrundproduktion ... 2

3 Definitionen und Strukturen der Bioökonomie ... 3

4 Nationale Bioökonomiestrategie ... 9

5 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie ...12

5.1 Ziel der Studie ...12

5.2 Abgrenzung des Erfassungsrahmens der Kernbioökonomie ...13

5.3 Datenquellen ...18

5.4 Berechnungen ...21

5.5 Rechenwerkzeuge ...22

5.5.1 Disaggregation ...25

5.5.2 Schätzungen anhand der Verwendungstabelle ...27

5.6 Kenngrößen ...34

5.6.1 Bruttowertschöpfung ...34

5.6.2 Erwerbstätige ...35

5.6.3 Anzahl Unternehmen ...36

5.6.4 Auszubildende ...37

5.7 Besondere Annahmen ...37

6 Ergebnisse ...37

6.1 Bruttowertschöpfung ...38

6.2 Erwerbstätige ...44

6.3 Anzahl an Unternehmen und Auszubildenden ...50

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7 Bioökonomiemonitoring „SYMOBIO“ ...52

7.1 Abgrenzung der Bioökonomie ...52

7.2 Biobasierte Anteile der Wirtschaftszweige ...53

7.3 Anteil der Bioökonomie an der Beschäftigung ...55

7.4 Anteil der Bioökonomie an der Bruttowertschöpfung ...56

8 Diskussion ...58

9 Fazit ...63

10 Zusammenfassung ...63

11 Summary ...64

12 Literaturverzeichnis ...65

(5)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung der Anbaufläche Nachwachsender Rohstoffe ... 3

Abbildung 2: Beispielhafte Wertschöpfungskette der Bioökonomie ... 5

Abbildung 3: Das Bioökonomie-System mit verknüpften Wertschöpfungsketten ... 6

Abbildung 4: Vereinfachte Prozesskette der Bioökonomie ... 8

Abbildung 5: Bioökonomiestrategie der Bundesregierung ...10

Abbildung 6: Ziele der Bioökonomiestrategie ...11

Abbildung 7: Erfassungsrahmen ...14

Abbildung 8: Vorgehen zur Bestimmung des Bioökonomieanteils ...24

Abbildung 9: Berechnung des Disaggregationsfaktors am Beispiel der Umsatzsteuerstatistik ...26

Abbildung 10: Ausschnitt Berechnungen Verwendungstabelle (1) ...31

Abbildung 11: Ausschnitt Verwendungstabelle (2) ...33

Abbildung 12: Aufteilung der Kernbioökonomie-BWS (in %) ...41

Abbildung 13: BWS ausgewählter Wirtschaftsbereiche innerhalb und außerhalb der Kernbioökonomie ...42

Abbildung 14: Aufteilung der Kernbioökonomie-BWS der Dienstleistungsbereiche in % ...43

Abbildung 15: Aufteilung der Kernbioökonomie-BWS des Produzierenden Gewerbes in % .44 Abbildung 16: Aufteilung der Kernbioökonomie-Erwerbstätigen (in %) ...47

Abbildung 17: Erwerbstätige ausgewählter Wirtschaftsbereiche innerhalb und außerhalb der Kernbioökonomie ...48

Abbildung 18: Aufteilung der Kernbioökonomie-Erwerbstätigen des Produzierenden Gewerbes in % ...49

Abbildung 19: Aufteilung der Kernbioökonomie-Erwerbstätigen der Dienstleistungsbereiche in % ...50

Abbildung 20: Abgrenzung der Bioökonomie (Thünen-Institut) ...53

Abbildung 21: Erwerbstätige in der Bioökonomie in Deutschland in der Altersgruppe 20–64 Jahre in den Jahren 2010 bis 2017 ...55

Abbildung 22: Modellbasierte Abschätzungsergebnisse zur Entwicklung der gesamten Erwerbstätigkeit in der deutschen Bioökonomie bis 2030 ...56

Abbildung 23: Bruttowertschöpfung der Bioökonomie in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2017 ...57

Abbildung 24: Modellbasierte Abschätzungsergebnisse zur Entwicklung der Bruttowertschöpfung (Mrd. Euro) der deutschen Bioökonomie…….. ...57

(6)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kernbioökonomie-Wirtschaftszweige nach der Wirtschaftszweigklassifikation (WZ)

2008 ...16

Tabelle 2: Übersicht Datenquellen ...20

Tabelle 3: Übersicht Tabellenblätter Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“...22

Tabelle 4: Ergebnisse Kernbioökonomie 2017 ...38

Tabelle 5: Bruttowertschöpfung der Kernbioökonomie 2017 (1) ...39

Tabelle 6: Bruttowertschöpfung der Kernbioökonomie 2017 (2) ...40

Tabelle 7: Erwerbstätige der Kernbioökonomie 2017 (1) ...45

Tabelle 8: Erwerbstätige der Kernbioökonomie 2017 (2) ...46

Tabelle 9: Unternehmen der Kernbioökonomie 2017 ...51

Tabelle 10: Einbezogene Wirtschaftszweige (WZ), Methoden und Datenquellen zur Berechnung sowie Ergebnisse der biobasierten Anteile ...54

Tabelle 11: Vergleich der Forschungsergebnisse (Bezugsjahr 2017) ...61

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Abkürzungsverzeichnis

a. n. g. anderweitig nicht genannt

BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

BÖR Bioökonomierat

BWS Bruttowertschöpfung

CESR Center for Environmental Systems Research

DBV Deutscher Bauernverband e.V.

ESVG Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen FNR Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GWS Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung

NACE Nomenclature générale des activités économiques dans la Communauté Eu- ropéenne (frz.: Systematik der Statistik der Wirtschaftszweige in der Europäi- schen Gemeinschaft)

OECD Organisation for Economic Cooperation and Development

StBA Statistisches Bundesamt

SYMOBIO Systemisches Monitoring Bioökonomie TI Johann Heinrich von Thünen-Institut VGR Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung WZ Wirtschaftszweigklassifikation

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Einleitung 1

1 Einleitung

Am 15. Januar 2020 haben Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sowie Bundesfor- schungsministerin Anja Karliczek die nationale Bioökonomiestrategie vorgestellt. Darin wird deutlich, dass die Bioökonomie als eines der wichtigsten Handlungsfelder für nachhaltiges Wirtschaften gilt und eine hohe Akzeptanz in Politik und Gesellschaft genießt (BMEL 2020 a).

Die Biomassegrundproduktion und damit auch insbesondere die Landwirtschaft bilden die Ba- sis für fast alle weiteren biobasierten wirtschaftlichen Aktivitäten. Isoliert betrachtet, hat die Landwirtschaft selbst nur eine geringe volkswirtschaftliche Bedeutung, aber die Verkettungen des Sektors mit anderen Wirtschaftsbereichen belegen sein großes Strukturgewicht. Darum wurde in dieser Studie der Versuch unternommen, die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bioökonomie abzuschätzen. Für dieses Vorhaben konnte auf in der Vergangenheit bereits ge- leistete Forschungsarbeiten der Fachhochschule Südwestfalen aufgebaut werden. Grundlage bilden die Basisstudie „Volkswirtschaftliche Neubewertung des gesamten Agrarsektors und seiner Netzwerkstrukturen“ (HENSCHE et al. 2011), deren aktualisierte Ergebnisse jährlich im Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) veröffentlicht werden sowie das Vorgängerprojekt „Entwicklung einer Methodik zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Be- deutung des Agribusiness und der flankierenden Bereiche der Bioökonomie“ (LÖDDING et al.

2017). Ziel der vorliegenden Studie ist die Weiterentwicklung der Methodik und die Versteti- gung der Arbeiten, um eine transparente und allgemein akzeptierte Darstellung der volkswirt- schaftlichen Leistungen des Gesamtkomplexes Bioökonomie zu erstellen.

Dafür werden zunächst, aufbauend auf dem Vorgängerprojekt „Entwicklung einer Methodik zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Agribusiness und der flankierenden Bereiche der Bioökonomie“ (LÖDDING et al. 2017) die Biomassegrundproduktion in Deutsch- land, die Definitionen und Strukturen der Bioökonomie und der Standpunkt der Politik in Form der Bioökonomiestrategie in Kürze dargestellt. Daran anschließend wird die Methodik zur Ab- schätzung der Bedeutung erläutert, wofür zunächst der Untersuchungsrahmen abgegrenzt wird und die berücksichtigten Datenquellen beschrieben werden. Die im Anschluss dargestell- ten Forschungsergebnisse werden dann mit weiteren Forschungsaktivitäten auf diesem Ge- biet verglichen und abschließend samt Methodik diskutiert.

(10)

2 Biomassegrundproduktion

2 Biomassegrundproduktion

Die Biomassegrundproduktion liefert die Grundlage für die Bioökonomie und bildet durch die Verflechtungen mit anderen Wirtschaftsbereichen gleichzeitig das Kernelement der Bioökono- mie. Abgebildet wird die Biomassegrundproduktion nach der Wirtschaftszweigklassifikation von 2008 durch die drei Wirtschaftsabteilungen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei.

Die Land-, Forstwirtschaft und Fischerei ist als Teil der Volkswirtschaft in Deutschland nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsbereich. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung machte im Jahr 2018 zwar nur 0,9 % und an den Erwerbstätigen rund 1,4 % aus, doch ist die volkswirt- schaftliche Bedeutung der Landwirtschaft wesentlich größer. Die deutsche Land-, Forstwirt- schaft und Fischerei erzielte 2018 einen Produktionswert von 58,8 Mrd. € (DBV 2019 S. 7).

Die Land-, Forst-, und Fischwirtschaft fragt viele Betriebsmittel, Investitionsgüter und Dienst- leistungen nach. Die produktionsbedingten Ausgaben der deutschen Land-, Forst-, und Fisch- wirtschaft betrugen im Jahr 2018 43,1 Mrd. €, wovon 10,0 Mrd. € auf Investitionen in Bauten und Maschinen entfielen. Zu den betriebsbedingten Ausgaben kommen u.a. die privaten Kon- sumausgaben der Selbstständigen und Beschäftigten des Sektors hinzu, die sich 2018 auf 7,1 Mrd. € beliefen. Die Biomassegrundproduktion betrug 2016 in Deutschland geschätzt 276 Mio.

t, wovon 19 Mio. t exportiert, aber im Gegenzug 36 Mio. t Biomasse importiert wurden. 25 Mio.

t Holz werden zur stofflichen und energetischen Nutzung verwendet (DBV 2019 S. 7 - 8).

Neben der konventionellen Nutzung als Lebens- und Futtermittel werden biologische Ressour- cen auch als Rohstoffe für die stoffliche und energetische Nutzung eingesetzt. Dadurch hat sich der Anbau Nachwachsender Rohstoffe zu einem wichtigen Standbein der Landwirtschaft in Deutschland entwickelt. Im Jahr 2019 wurden auf 2,67 Mio. ha Rohstoffpflanzen für die stoffliche und energetische Nutzung angebaut (vgl. Abb. 1). Hiervon entfielen 299.000 ha auf die stoffliche Nutzung und der Rest auf die energetische. Von 2005 bis 2015 ist die Anbauflä- che Nachwachsender Rohstoffe um mehr als eine Mio. ha gewachsen, während von 2015 - 2019 ein relativ konstantes Niveau gehalten wurde (FNR 2020).

(11)

Definitionen und Strukturen der Bioökonomie 3

Abbildung 1: Entwicklung der Anbaufläche Nachwachsender Rohstoffe

Quelle: FNR 2020

3 Definitionen und Strukturen der Bioökonomie

Der Begriff „Bioökonomie“ hat sich seit Einführung der ressortübergreifenden „Nationalen For- schungsstrategie BioÖkonomie 2030“ durch die Bundesregierung im Jahr 2010 und der Ver- öffentlichung der „Nationalen Politikstrategie Bioökonomie“ im Jahr 2013 weit ausgedehnt. Der Bioökonomierat der Bundesregierung definiert Bioökonomie als „die Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen (auch Wissen), um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustel- len“ (BÖR 2020). Sie umfasst dabei alle wirtschaftlichen und industriellen Sektoren und deren zugehörige Dienstleistungen, die biologische Ressourcen produzieren, be- und verarbeiten oder in verschiedenen Formen nutzen (BÖR 2020 und LÖDDING et al. 2017 S. 7).

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4 Definitionen und Strukturen der Bioökonomie

Definition Biogene / biologische Ressourcen

Biogene bzw. biologische Ressourcen umfassen den Anteil der Biomasse, der vom Men- schen für verschiedene Anwendungen – stofflich, energetisch, als Nahrungs- und Futtermit- tel – genutzt wird.

RASCHKA U.CARUS 2012 S. 7

Der Bioökonomierat orientiert sich mit seiner Definition an den Definitionen für Bioökonomie der Europäischen Kommission sowie der OECD; sie wird deutschlandweit zu großen Teilen übernommen (PANNICKE et al. 2015 S. 6). Die Definition des Bioökonomierates beschreibt die Charakterisierung der Bioökonomie als einen abgrenzenden Prozess, da die gesamte Volks- wirtschaft untereinander vernetzt ist und Wertschöpfung sowie Beschäftigung in unterschied- lichem Maße stets auf der Bereitstellung biologischer Ressourcen beruhen (EFKEN et al. 2012 S. 1 und LÖDDING et al. 2017 S. 7).

Der Spitzencluster BioEconomy (ein Gewinner-Netzwerk des Cluster-Wettbewerbs des BMBF im Rahmen der High Tech-Strategie der Bundesregierung; BMBF 2015) knüpft an die Defini- tion der Bioökonomie des BÖR an und erweitert diese um den Cluster-Aspekt, indem die Zu- sammenarbeit der verschiedenen Wirtschaftssektoren untereinander hervorgehoben wird (PANNICKE et al. 2015 S. 6 und LÖDDING et al. 2017 S. 7).

Der Definition des Spitzenclusters BioEconomy folgend, umfasst „die Bioökonomie alle wirt- schaftlichen Sektoren, die biogene Ressourcen mit physikalischen, chemischen und biotech- nologischen Verfahren veredeln, um Vor-, Zwischen- und Endprodukte herzustellen. Die Bioökonomie umfasst damit eine Vielzahl von Branchen, die bisher eher separat bzw. flankie- rend betrachtet wurden, die aber aufgrund des gemeinsamen Rohstoffes „Biomasse“ zuneh- mend eng miteinander verzahnt sind“ (SPITZENCLUSTER BIOECONOMY 2015). Demnach ist die Bioökonomie eine Branche, die um Biomasse bzw. um biologische Ressourcen herum zentriert ist (PANNICKE et al. 2015 S. 6 und LÖDDING et al. 2017 S. 7).

Definition

Biomasse

Unter dem Begriff „Biomasse“ werden alle organischen Stoffe zusammengefasst, die nicht fossilen Ursprungs sind. Demnach beinhaltet Biomasse

die in der Natur lebende Phyto- und Zoomasse (Pflanzen und Tiere),

die daraus resultierenden Rückstände (z.B. tierische Exkremente),

abgestorbene, noch nicht fossile Phyto- und Zoomasse (z.B. Stroh)

sowie im weiteren Sinne Stoffe, die durch eine technische Umwandlung und/oder eine stoffliche Nutzung entstanden sind (z.B. Schlachthofabfälle, organischer Hausmüll, Pflanzenöl, Alkohol).

RASCHKA U.CARUS 2012 S. 7

(13)

Definitionen und Strukturen der Bioökonomie 5

Aus den Definitionen und bisherigen Ausführungen lässt sich ableiten, dass die Bioökonomie als ein komplexes System verstanden werden kann, das in zahlreichen Wirtschaftszweigen verankert ist. Durch die vielen beteiligten Wirtschaftszweige ergibt sich eine Vielzahl von mit- einander verknüpften Wertschöpfungsketten. In Abbildung 2 wird zunächst eine beispielhafte und vereinfachte Wertschöpfungskette der Bioökonomie dargestellt (LÖDDING et al. 2017 S.

8).

Abbildung 2: Beispielhafte Wertschöpfungskette der Bioökonomie

Quelle: DBFZ 2015 S. 18

Die vielfältig verflochtenen Wertschöpfungsketten des Bioökonomie-Systems (vgl. Abb. 3) be- ginnen bei der Primärproduktion in Land- und Forstwirtschaft sowie bei der Fischerei und Aquakultur. Auch die biotechnologische Umwandlung von Biomasse sowie Rückgewinnung von Rest- und Abfallstoffen sind zentrale Ausgangspunkte. Nachgelagerte Sektoren be- und verarbeiten Nachwachsende Rohstoffe und biogene Ressourcen durch (industrielle) Anwen- dungen und Verfahren zu diversen Produkten. Dazu zählen neben der Chemieindustrie auch das Produzierende Ernährungsgewerbe, die Holz-, Papier-, Bau-, Leder- und Textilindustrie und Teile der Pharmaindustrie sowie der Energiewirtschaft. Ebenso sind die damit verbunde- nen Bereiche von Handel und Dienstleistungen beteiligt (LÖDDING et al. 2017 S. 8 f.). Von wesentlicher Bedeutung ist auch die Abfallwirtschaft, da sie in der Lage ist, Rest- und Abfall- stoffe einer möglichst hochwertigen Verwendung zuzuführen und dadurch eine Kreislaufwirt- schaft zu ermöglichen (BMBF und BMEL 2014 S. 15).

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6 Definitionen und Strukturen der Bioökonomie

Abbildung 3: Das Bioökonomie-System mit verknüpften Wertschöpfungsketten

Quelle: Eigene Darstellung nach BÖR 2010 S. 15

Die Komplexität der biobasierten Wertschöpfungsketten wird zudem bei der Stoffstrom-Be- trachtung deutlich. Ausgehend vom Rohstoff Biomasse wird dieser durch verschiedene (inter- sektorale) Stoffströme energetisch, stofflich, konventionell und teilweise durch Kaskaden- und Koppelnutzungen verwendet. Im Folgenden werden die Nutzungsarten definiert (LÖDDING et al. 2017 S. 9 f.).

Definition

Stoffliche und energetische Nutzung

Bei der „stofflichen Nutzung“ dient die Biomasse als Rohstoff für die Produktion von Gütern jeglicher Art, sowie der direkten Verwendung in Produkten. Sie wird damit von der „energe- tischen Nutzung“ abgegrenzt, bei der die Biomasse allein der Nutzung als Energieträger dient.

RASCHKA U.CARUS 2012 S. 8

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Definitionen und Strukturen der Bioökonomie 7

Definition

Kaskadennutzung

„Eine „Kaskadennutzung“ ist die sequentielle Nutzung von biogenen Rohstoffen für stoffliche und energetische Anwendungen“ (Raschka u. Carus 2012, S. 8 nach Arnold et al. 2009).

Dieser Definition folgend, kann als „Rohstoff“ sowohl der Ur-Rohstoff (Rohstoffpflanze, Öl- saat etc.) als auch ein Koppel- oder Nebenprodukt unter Voraussetzung einer sequentiellen Nutzung (im Sinne einer Kaskadennutzung) dienen. Recyclingverfahren sind grundsätzlich sequentiell und folglich auch als Kaskadennutzung zu verstehen.

Beispiel Holzkaskade: Der Rohstoff Holz wird sequentiell stofflich genutzt und anschließend einer energetischen Nutzung zugeführt (etwa Vollholzmöbel, Spanplatte, Spanplattenrecyc- ling, Verbrennung).

RASCHKA U.CARUS 2012 S. 8

Die Produktvielfalt ist bei der stofflichen Nutzung der Biomasse (Pharmazeutika, Holzmöbel, chemische Grundstoffe, etc.) deutlich komplexer und hochwertiger als bei der energetischen Nutzung (Strom, Wärme und Treibstoffe). Die Wertschöpfungskette ist bei der energetischen Nutzung relativ kurz und besteht hauptsächlich aus drei Stufen (Biomasseproduktion und - bereitstellung, Energieumwandlung sowie Energieverwendung). Dagegen bestehen die Wert- schöpfungsketten bei der stofflichen Nutzung der Biomasse aus deutlich mehr Konversions- stufen. Im Sinne der Kaskadennutzung wäre eine energetische Nutzung der Rohstoffe theo- retisch am Ende jeder stofflichen Nutzung möglich. Folglich könnte energetisches Wertschöp- fungspotenzial zusätzlich im Anschluss an die stoffliche Nutzung erhoben werden (CARUS et al. 2010 S. 267 und LÖDDING et al. 2017 S. 10). Werden die bisherigen Erkenntnisse zur Struk- tur sowie zu den Wertschöpfungsketten der Bioökonomie zusammengefasst, lassen sich die Ergebnisse in einer vereinfachten und abgeleiteten Prozesskette zur Bioökonomie darstellen (vgl. Abb. 4) (LÖDDING et al. 2017 S. 11).

(16)

8 Definitionen und Strukturen der Bioökonomie

Abbildung 4: Vereinfachte Prozesskette der Bioökonomie

Quelle: LÖDDING et al. 2017 S. 11

Zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie in Deutschland bzw. zur Systematisie- rung der wirtschaftlichen Basisdaten zu diesem Themenkomplex gibt es bisher nur wenige Forschungsarbeiten. Eine Maßnahme im Rahmen der Bioökonomiestrategie der Bundesre- gierung ist deshalb ein umfassendes Bioökonomie-Monitoring. Die Ergebnisse des Pilotbe- richtes dieses Monitorings werden im Anschluss an die Darstellung der Ergebnisse dieser Ar- beit erläutert. Im Folgenden wird zur politischen Einordnung der Bioökonomie die Bioökono- miestrategie der Bundesregierung zusammengefasst dargestellt.

(17)

Nationale Bioökonomiestrategie 9

4 Nationale Bioökonomiestrategie

Nachdem das Kabinett die nationale Bioökonomiestrategie verabschiedet hatte, haben Bun- deslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek diese am 15. Januar 2020 in Berlin vorgestellt. Erarbeitet wurde die Strategie durch das Bun- desministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Bundesministerium für Bil- dung und Forschung (BMBF). Abgestimmt wurde die Strategie mit den weiteren betroffenen Ministerien. Dabei baut die Strategie auf der „Nationalen Politikstrategie Bioökonomie“ und der

„Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ auf und bündelt die politischen Aktivitä- ten. Die Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend unabhängiger von fossilen Rohstoffen zu ma- chen, ist zentrales Ziel der Strategie, wofür praxisnahe Forschungsprojekte und Innovationen durch die Instrumente und Einrichtungen der Ministerien unterstützt werden sollen. Dafür stel- len BMBF und BMEL von 2020 - 2024 3,6 Mrd. € für bioökonomie-relevante Projekte und Maßnahmen zur Verfügung (BMEL 2020 a).

Die Ziele und Maßnahmen der Bioökonomiestrategie werden durch zwei übergeordnete Leit- linien flankiert. Die erste Leitlinie verweist auf biologisches Wissen und verantwortungsvolle Innovationen für eine nachhaltige und klimaneutrale Wirtschaftsentwicklung. Die zweite Leitli- nie bezieht sich auf den biogenen Rohstoffeinsatz für eine nachhaltige und kreislauforientierte Wirtschaftsentwicklung. Aus den beiden Leitlinien wurden sechs gemeinsame strategische Ziele für Forschungsförderung und politische Rahmensetzung abgeleitet (vgl. Abb. 5) (BMEL 2020 b S. 5).

Die drei Handlungsfelder Forschungsförderung, Gestaltung von Rahmenbedingungen und übergreifende Instrumente dienen zur Umsetzung der Ziele. Beispielhafte Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen sind die Minderung des Flächendrucks, die Sicher- stellung der nachhaltigen Erzeugung und Bereitstellung biogener Rohstoffe, der Aufbau und die Weiterentwicklung bioökonomischer Wertschöpfungsketten, die Einführung neuer Instru- mente zur Markteinführung und die Etablierung biobasierter Produkte, Verfahren und Dienst- leistungen (BMEL 2020 b S. 5).

(18)

10 Nationale Bioökonomiestrategie

Abbildung 5: Bioökonomiestrategie der Bundesregierung

Quelle: BMEL 2020 b S. 4

Ein Teilziel der Bioökonomiestrategie ist die Etablierung eines Bioökonomie-Monitorings, in- dem Biomasseströme gemessen und bewertet werden und vergleichende Nachhaltigkeitsbi- lanzierungen vorgenommen werden (vgl. Abb. 6). Aufgrund der Überschneidungen zu dieser Studie folgt eine detaillierte Beschreibung des Monitorings in Kapitel 7 (BMEL 2020 c S. 54).

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Nationale Bioökonomiestrategie 11

Abbildung 6: Ziele der Bioökonomiestrategie

Quelle: BMEL 2020 b S. 6

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12 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie

5 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Be- deutung der Bioökonomie

Die Arbeit von HENSCHE et al. 2011 zielte auf die Entwicklung eines einheitlichen Berech- nungssystems zur Darstellung der ökonomischen Kennzahlen des Agribusiness ab. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf der Förderung von Transparenz und Akzeptanz volkswirtschaftlicher Daten zum Agribusiness in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion. Daher wurde besonderer Wert auf eine abgestimmte Aufarbeitung und Darstellung des verfügbaren Daten- materials gelegt. Die im Rahmen des Forschungsprojektes entwickelten Verfahren und ver- wendeten Daten zur Ermittlung der Bedeutung des Agribusiness anhand ökonomischer Kenn- zahlen wurden für Deutschland mit Vertretern des BMEL, des Statistischen Bundesamtes, des Deutschen Bauernverbandes e.V. und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsin- dustrie e.V. abgeglichen. Durch diese Abstimmung wurde eine verlässliche, plausible und ein- heitliche Abgrenzung des Agribusiness-Systems sichergestellt. Das erarbeitete System kann als Basis für die Ermittlung zentraler volkswirtschaftlicher Kennzahlen des Agribusiness in Re- lation zur gesamten Volkswirtschaft herangezogen werden, da die Kennzahlen in strenger An- lehnung an die Methodik der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ermittelt werden. Im Einzelnen basiert das Berechnungssystem von HENSCHE et al. 2011 auf Disaggregationsfak- toren und auf Schätzungen anhand der Verwendungstabelle (LÖDDING et al. 2017 S. 22).

Dieses Verfahren bildete den Grundstein für die Methodik zur Berechnung der volkswirtschaft- lichen Bedeutung der Bioökonomie. Dabei wird auf der Methodik von HENSCHE et al. 2011 aufgebaut, diese weiterentwickelt und verfeinert. Der Untersuchungsrahmen in diesem For- schungsprojekt wurde dazu um weitere Wirtschaftsbereiche ergänzt; und neue Rechenwerk- zeuge verhalfen zu genaueren Schätzungen anhand der Verwendungstabelle der Volkswirt- schaftlichen Statistik. Grundlage für die Berechnungen bildeten weiterhin die gleichen Daten- quellen wie bereits bei HENSCHE et. al. 2011.

5.1 Ziel der Studie

Wichtigstes Ziel der vorliegenden Studie ist die Weiterentwicklung der Methodik und die Ver- stetigung der Arbeiten zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Leistungen von Akteuren und Teilbereichen der Bioökonomie, um in der Gesamtschau eine transparente und allgemein ak- zeptierte Darstellung der volkswirtschaftlichen Leistungen des Gesamtkomplexes Bioökono- mie, zudem Landwirtschaft einschließlich Agribusiness hinzuzurechnen sind, zu liefern.

(21)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 13 Dafür wurde der ursprüngliche Erfassungsrahmen des Agribusiness-Systems, welcher die zu Grunde liegende Definition von Bioökonomie einschließt, beibehalten und um weitere rele- vante Wirtschaftsbereiche erweitert, sodass nicht mehr, wie im Vorgängerprojekt „Entwicklung einer Methodik zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Agribusiness und der flankierenden Bereiche der Bioökonomie“ (LÖDDING et al. 2017) zwischen Agribusiness und Bioökonomie differenziert wird, sondern alle relevanten Wirtschaftsbereiche unter dem Sammelbegriff „Kernbioökonomie“ zusammengefasst werden. Da es keine allgemein gültige und klar abgegrenzte Definition der Bioökonomie gibt, wurde für diese Studie der Begriff „Kern- bioökonomie“ gewählt. Dieser soll zum Ausdruck bringen, dass nur die Wirtschaftsanteile be- rücksichtigt wurden, die im engen Zusammenhang mit der Biomassegrundproduktion und da- mit dem „Kern“ der Bioökonomie stehen. Zur näheren Charakterisierung und Definition der

„Kernbioökonomie“ wird im Folgenden der Erfassungsrahmen beschrieben.

5.2 Abgrenzung des Erfassungsrahmens der Kernbioökonomie

Beim Erfassungsrahmen Kernbioökonomie steht die Erzeugung jeglicher Art von Biomasse für sämtliche Verwendungszwecke im Mittelpunkt der Betrachtung. Von dort ausgehend, wer- den sämtliche ihr vorgelagerten Stufen einbezogen, nicht aber vorgelagerte Stufen z.B. der Verarbeitungsindustrien (ausgenommen jene der Biomasse-Grundproduktion). Die zentrale Idee der Bioökonomie ist das Kreislaufprinzip.

Daher werden im nachgelagerten Bereich sämtliche Biomasseströme (auch in konvertierter Form) über alle weiteren Stufen hinweg bis zum Verbraucher einbezogen. Dies ist erforderlich, um die stetig an Bedeutung gewinnende Abfall-/Recyclingwirtschaft in die Betrachtung mit ein- zubeziehen, um letztendlich komplett geschlossene Stoffströme innerhalb des Gesamtsys- tems konsistent zu erfassen (vgl. Abb. 7).

(22)

14 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie

Abbildung 7: Erfassungsrahmen

Quelle: LÖDDING et al. 2017 S. 22

Herstellung von Produktionsmitteln für die Biomasseproduktion

Handel mit Produktionsmitteln für die Biomasseproduktion

A b fa ll- u n d R ec yc lin gw irt sc h af t

Biomasseproduktion

- alle Arten und für alle Verwendungen -

Erfassungs- / Rohstoffhandel mit Biomasse

Konversion von Biomasse - Verarbeitung zu

Lebens- und Futtermitteln - Energetische Konversion - Stoffliche Konversion

Umwelt-

wirtschaft, Grüne Infrastruktur, Garten- und Landschaftsbau

Großhandel

Gastronomie Einzelhandel

Verbraucher

Ö ff en tl ic h e u n d p ri va te D ie n st le is te r

(23)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 15 Ferner werden sog. „flankierende“ Dienstleistungen öffentlicher und privater Anbieter berück- sichtigt. Geplant war hierbei zunächst, die öffentlichen und privaten Dienstleistungen für alle relevanten Teilbereiche der Bioökonomie, über die gesamten Wertschöpfungsketten hinweg, mit einzubeziehen. Da jedoch die Biomassegrundproduktion das Schlüsselelement der Bioökonomie darstellt, wurde in Absprache mit Vertretern des Deutschen Bauernverbandes e.V. entschieden, nur die Dienstleistungen für die Biomassegrundproduktion mit einzuschlie- ßen. Eine Ausnahme bildet dabei der Wirtschaftsbereich „Forschung und Entwicklung im Be- reich der Biotechnologie“. Dieser wurde trotz fehlendem direkten Bezug zur Biomassegrund- produktion berücksichtigt, da hier der Grundstein für viele relevante Prozesse der Bioökonomie gelegt wird.

In der vorliegenden Arbeit wird das Erfassungssystem anhand der Wirtschaftszweigklassifika- tion (WZ 2008) des Statistischen Bundesamtes abgegrenzt. Die Ermittlung der Wirtschafts- zweige erfolgte auf Basis der „Liste der zum Agribusiness gehörenden Wirtschaftszweige“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die durch Literaturrecherche und anhand von Auswertungen der Verwendungstabelle der Input-Output-Rechnung und der Umsatzsteuerstatistik ergänzt wurde.

In Tabelle 1 sind die ermittelten und in das abgegrenzte Kernbioökonomie-System einbezoge- nen Wirtschaftsbereiche aufgeführt. Einzelne Wirtschaftsbereiche, die nicht als Ganzes zur Kernbioökonomie hinzuzuzählen sind, sondern deren Anteile mit Hilfe der Verwendungsta- belle, der Umsatzsteuer- und der Beschäftigungsstatistik geschätzt wurden, sind in der dritten Spalte mit „anteilig“ anstelle von „ganz“ gekennzeichnet. Die ganz rechten Spalten der folgen- den Tabelle geben zudem einen Überblick über die verwendeten Rechenwerkzeuge zur Schätzung des Bioökonomieanteils. Da es jedoch keine allgemeingültige Definition der Bioökonomie gibt, erhebt die im Folgenden dargelegte Abgrenzung keinen Anspruch auf Voll- ständigkeit und wird zur Diskussion gestellt.

(24)

16 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie Tabelle 1: Kernbioökonomie-Wirtschaftszweige nach der Wirtschaftszweigklassifikation (WZ) 2008

2-Stel- ler

Bezeichnung anteilig/

ganz

Rechenwerkzeuge 1* 2** 3***

01 Landwirtschaft ganz -

02 Forstwirtschaft ganz -

03 Fischerei ganz -

B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Er- den

anteilig x

CA Herstellung von Nahrungsmitteln und Geträn- ken und Tabakverarbeitung

ganz -

CB Herstellung von Textilien, Bekleidung, Leder- waren und Schuhen

anteilig x x

16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)

ganz -

17 Herstellung von Papier, Pappe und Waren da- raus

ganz -

18 Herstellung von Druckerzeugnissen, Verviel- fältigung von Ton-, Bild- und Datenträgern

anteilig x

CE Herstellung von chemischen Erzeugnissen anteilig x x

CF Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnis- sen

anteilig x x

22 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren anteilig x

23 Herstellung von Glas, -waren, Keramik, Verar- beitung von Steinen und Erden

anteilig x

25 Herstellung von Metallerzeugnissen anteilig x

CK Maschinenbau anteilig x

31-32 Herstellung von Möbeln und sonstigen Waren anteilig x 33 Reparatur und Installation von Maschinen und

Ausrüstungen

anteilig x

D Energieversorgung anteilig x

36 Wasserversorgung anteilig x

*Disaggregation

**Biomassevorleistungsanteil

***Anteil durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion

(25)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 17 2-Stel-

ler

Bezeichnung anteilig/

ganz

Rechenwerkzeuge 1* 2** 3***

37 - 39 Abwasser-, Abfallentsorgung; Rückgewin- nung

anteilig x

F Baugewerbe anteilig x

45 Kfz-Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz

anteilig x

46 Großhandel (ohne Handel mit Kfz) anteilig x 47 Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz) anteilig x

52 Lagerei, sonstige Dienstleister für den Verkehr anteilig x

I Gastgewerbe anteilig x

64 Finanzdienstleister anteilig x

65 Versicherungen und Pensionskassen anteilig x 71 Architektur- und Ingenieurbüros; technische

Untersuchung

anteilig x

MB Forschung und Entwicklung anteilig x

73 Werbung und Marktforschung anteilig x

74 - 75 Freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleister, Veterinärwesen

anteilig x

77 Vermietung von beweglichen Sachen anteilig x 78 Vermietung und Überlassung von Arbeitskräf-

ten

anteilig x

80 - 82 Unternehmensdienstleister anteilig x

O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozial- versicherung

anteilig x

94 Interessenvertretungen, religiöse Vereinigun- gen

anteilig x

*Disaggregation

**Biomassevorleistungsanteil

***Anteil durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion Quelle: Eigene Darstellung

(26)

18 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie Die Aufgliederung der Wirtschaftsbereiche in der obigen Tabelle entspricht jener der volkswirt- schaftlichen Gesamtrechnungen. In gleicher Weise werden auch die Ergebnisse der Abschät- zungen dargestellt. Eine Untergliederung in vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche wurde nicht vorgenommen, da einige Wirtschaftsbereiche sowohl Vorleistungen für die Biomasse- grundproduktion liefern, als auch an der Konversion der Biomasse beteiligt sind (z.B. Herstel- lung von chemischen Erzeugnissen). Dies ist daran erkennbar, dass der Bioökonomieanteil auf Grundlage der Rechenwerkzeuge „Biomassevorleistungsanteil“ und „Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion“ geschätzt wurde. Eine detaillierte Erläuterung der Rechenwerk- zeuge folgt in Kapitel 5.5.

5.3 Datenquellen

Grundsätzlich liegt der Anspruch der vorliegenden Arbeit darin, nach einem nachvollziehbaren und transparenten System die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kernbioökonomie mit den zentralen Größen bzw. Indikatoren zu schätzen. Zur Erzielung einer größtmöglichen Akzep- tanz und aufgrund des makroökonomischen Fokus wurden zur Berechnung der ökonomischen Kennzahlen die Statistiken des Statistischen Bundesamtes und der Bundesagentur für Arbeit mit den zentralen Größen Bruttowertschöpfung, Anzahl der Erwerbstätigen, Anzahl der Aus- zubildenden und Anzahl der Unternehmen als Ausgangsstatistiken genutzt. Die Daten werden zu den einzelnen Wirtschaftsbereichen, bezogen auf Deutschland, in absoluten Größen und in Relation zur Gesamtwirtschaft dargestellt.

Da die makroökonomischen Statistiken der VGR Daten zu den zu ermittelnden Kennzahlen lediglich bis zu den Wirtschaftsabteilungen (2-Steller) ausweisen und diese Ebene nur selten ausreicht, erfolgt mit Hilfe der Rechenwerkzeuge eine Annäherung an tiefere Ebenen (LÖD- DING et al. 2017 S. 29). Für diese Berechnungen sind Daten aus Fachstatistiken als Daten- quellen genutzt worden, über welche die Wirtschaftsabteilungen der VGR bis zu den 5-Stellern disaggregiert werden konnten (LÖDDING et al. 2017 S. 29).

Zu berücksichtigen ist, dass verschiedene Statistiken auf unterschiedlichen Erhebungsformen bzw. Datenquellen beruhen. Daher unterscheiden sich beispielsweise die im Rahmen der VGR veröffentlichten Daten von den Daten der Fachstatistiken zu ähnlichen bzw. scheinbar glei- chen Merkmalen. Begründet ist dies durch methodische Unterschiede. Da es sich bei der VGR als Gesamtrechnungssystem um ein sekundärstatistisches Verfahren handelt, geht hier eine Vielzahl von Datenquellen zur Berechnung eines Merkmals ein (LÖDDING et al. 2017 S. 29).

(27)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 19 Zur Berechnung der Bruttowertschöpfung im Handel (einschließlich Handelsware) wird bei- spielsweise neben der monatlichen Groß- und Einzelhandelsstatistik auch die Handels- und Gaststättenzählung, die Jahreserhebung im Groß- und Einzelhandel sowie die Umsatzsteuer- statistik genutzt. In der Fachstatistik wird dieses Merkmal primär erhoben. Deutlich wird an dieser Stelle, dass sich in diesen Fällen die Merkmale inhaltlich durch den unterschiedlichen Fokus unterscheiden, einerseits den mikroökonomischen innerhalb der Fachstatistiken und andererseits den makroökonomischen im Falle der VGR. Doch auch innerhalb unterschiedli- cher Fachstatistiken sind aufgrund verschiedener Erhebungsformen abweichende Ergebnisse zu scheinbar gleichen Merkmalen enthalten (LÖDDING et al. 2017 S. 29).

Aufgrund dessen wurde bei den Berechnungen zur Schätzung der ökonomischen Kennzahlen zu den einzelnen Wirtschaftszweigen besonderer Wert auf die konsequente Nutzung einer Statistik innerhalb einer Wirtschaftsabteilung gelegt. Eine Vermischung unterschiedlich erho- bener Statistiken als Indikatoren würde eine unzulässige Summierung unterschiedlich erhobe- ner Daten zur Folge haben. In der folgenden Tabelle 2 werden die für die Berechnung der jeweiligen Kennzahl genutzten Datenquellen zusammengefasst (LÖDDING et al. 2017 S. 29).

(28)

20 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie Tabelle 2: Übersicht Datenquellen

Kennzahl Datenquellen

Bruttowertschöp- fung

1. Statistisches Bundesamt, VGR, Inlandsproduktberechnungen – Detaillierte Jahresergebnisse 2018, Fachserie 18 Reihe 1.4 Ta- belle 3.2.1 Bruttowertschöpfung in jeweiligen Preisen (Zahlen zu 2017)

2. Statistisches Bundesamt, Finanzen und Steuern, Umsatzsteuer- statistik 2017, Fachserie 14 Reihe 8.1 Tabelle 2.3 der Jahrespub- likation

3. Statistisches Bundesamt, VGR, Input-Output-Rechnung 2016, Fachserie 18 Reihe 2 Tab. 1.2, Verwendungstabelle 2016 zu An- schaffungspreisen

Anzahl der Erwerbstätigen

1. Statistisches Bundesamt, VGR, Inlandsproduktberechnungen – Detaillierte Jahresergebnisse 2018, Fachserie 18 Reihe 1.4 Ta- belle 3.2.13 Erwerbstätige

2. Bundesagentur für Arbeit, Beschäftigungsstatistik, sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigte 2 und 3-Steller nach WZ (Stichtag 31.12.2017)

3. Bundesagentur für Arbeit, Beschäftigungsstatistik, sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigte 5-Steller nach WZ (Stichtag

31.12.2017)

4. Statistisches Bundesamt, VGR, Input-Output-Rechnung 2016, Fachserie 18 Reihe 2 Tab. 1.2, Verwendungstabelle 2016 zu An- schaffungspreisen

Anzahl der Auszubildenden

1. Bundesagentur für Arbeit, Beschäftigungsstatistik, sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigte 2 und 3-Steller nach WZ (Stichtag 31.12.2017)

2. Bundesagentur für Arbeit, Beschäftigungsstatistik, Anzahl der Auszubildenden 5-Steller nach WZ (Stichtag 31.12.2017) 3. Statistisches Bundesamt, VGR, Input-Output-Rechnung 2016,

Fachserie 18 Reihe 2 Tab. 1.2, Verwendungstabelle 2016 zu An- schaffungspreisen

Anzahl der Unternehmen

1. Statistisches Bundesamt, Finanzen und Steuern, Umsatzsteuer- statistik 2017, Fachserie 14 Reihe 8.1 Tabelle 2.3 der Jahrespub- likation

Quelle: Eigene Darstellung

(29)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 21 Bei einigen Wirtschaftsbereichen kann anhand der tieferen Untergliederung klar entschieden werden, welche 3- oder 5-Steller der Kernbioökonomie zugerechnet werden. Bei anderen Wirt- schaftsbereichen ist eine Abschätzung über die Untergliederung anhand der Wirtschaftsklas- sifikation nicht möglich. Für diese werden Berechnungen anhand der Verwendungstabelle zur Abschätzung der Kennzahlen genutzt. Folglich ist zwar eine auf denselben Daten aufbauende, aber keine für alle Wirtschaftsbereiche einheitliche Vorgehensweise bei der Berechnung der ökonomischen Kennzahlen der Kernbioökonomie möglich. Insgesamt kann an dieser Stelle bereits festgehalten werden, dass es sich in Hinblick auf die Herangehensweise zur Berech- nung der Kernbioökonomie um eine tendenziell konservative Schätzung handelt. Einige Wirt- schaftsbereiche können aufgrund der Datenlage nicht mit einbezogen werden, bei anderen Wirtschaftsbereichen kann nur ein kleiner Teil der Aktivitäten der Kernbioökonomie statistisch belegbar zugeordnet werden, so dass diese Wirtschaftsbereiche der Kernbioökonomie auch nur mit einem geringen Prozentsatz zugerechnet werden (LÖDDING et al. 2017 S. 29).

5.4 Berechnungen

Mit Hilfe der Berechnungen wurde versucht, mit den zur Verfügung stehenden, jährlich aktua- lisierten Quellen, die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bioökonomie anhand der jeweiligen Kennzahlen bestmöglich zu schätzen. Alle Rechenschritte von der Ursprungsquelle bis zum Endergebnis sind in der separat zu diesem schriftlichen Bericht beigefügten Excel-Datei „Kern- bioökonomie 2017 “ über die Rückverfolgung der hinterlegten Formeln lückenlos nachvollzieh- bar. Zu beachten ist, dass in Excel die Einstellung „Datei → Optionen → Formeln → Berech- nungsoptionen → Interaktive Berechnungen aktivieren“ gewählt werden muss.

Dies ist notwendig, da Wechselwirkungen zwischen den Wirtschaftsbereichen berücksichtigt wurden, weshalb es einige Rechendurchläufe benötigt, bis sich ein konstantes Gleichgewicht einstellt. Anwendung findet dies bei der Berechnung des Biomassevorleistungsanteils anhand der Verwendungstabelle. Die Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“ untergliedert sich in 17 Ta- bellenblätter, worüber die folgende Darstellung eine Übersicht gibt (vgl. Tab. 3). Die einzelnen Tabellenblätter werden in den folgenden Kapiteln detailliert beschrieben.

(30)

22 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie Tabelle 3: Übersicht Tabellenblätter Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“

Titel Tabellenblatt

1 Ergebnistabellen

Bruttowertschöpfung (BWS) 2, 2.1, 2.2

Anzahl Erwerbstätige 3, 3.1, 3.2

Anzahl Unternehmen 4, 4.1

Anzahl Auszubildende 5

Anteilsberechnungen

Berechnungen Verwendungstabelle 6

Disaggregation Wertschöpfung 7

Disaggregation Erwerbstätige 8

Quellen

Verwendungstabelle 9

BWS VGR 10

Erwerbstätige VGR 11

PW VGR 12

Umsatzsteuerstatistik 13

Kostenstrukturerhebung 14

3-Steller Beschäftigte 15

5-Steller Beschäftigte 16

Quellenverzeichnis 17

Quelle: Eigene Darstellung

5.5 Rechenwerkzeuge

Zunächst wurden auf Grundlage der Wirtschaftszweigklassifikation des Statistischen Bundes- amtes von 2008 die Wirtschaftszweige bestimmt, die der Kernbioökonomie vollständig zuge- rechnet werden. Dies sind die Wirtschaftsbereiche 01 - 03 (Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei), 10 - 12 (Herstellung von Nahrungsmitteln und Getränken und Tabakverarbeitung) und 16 - 17 (Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (oh. Möbel) und Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus). Diese werden voll zur Kernbioökonomie gezählt, da sie die Biomassegrundproduktion (01 - 03) und die ersten Konversionsstufen der Biomasse (10 - 12 und 16 -1 7) darstellen.

(31)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 23 Ohne Biomasse wären die komplett einbezogenen Wirtschaftsbereiche nicht existent. Die rest- lichen Wirtschaftsbereiche werden der Kernbioökonomie anteilig zugerechnet. Dafür wird für jeden Wirtschaftsbereich ein Prozentsatz errechnet, zudem dieser Wirtschaftsbereich der Kernbioökonomie angerechnet wird. Dieser Prozentsatz wird durch eines der drei Rechen- werkzeuge „Disaggregation“, „Biomassevorleistungsanteil“ oder „Anteil durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion“ oder mit Hilfe einer Kombination dieser Werkzeuge errech- net. Das folgende Schaubild verdeutlicht das wirtschaftszweigspezifische Vorgehen bei der Bestimmung der jeweiligen Bioökonomieanteile. Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Rechenwerkzeuge erfolgt in den Kapiteln 5.5.1 und 5.5.2.

(32)

24 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie

Abbildung 8: Vorgehen zur Bestimmung des Bioökonomieanteils

Quelle: Eigene Darstellung

(33)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 25 5.5.1 Disaggregation

Für die vorliegende Arbeit dienten die in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen aufge- führten Indikatoren der Entstehungsrechnung und der Erwerbstätigenrechnung als Daten- grundlagen zur Ermittlung der Kennzahlen der Kernbioökonomie. Der beschriebene Wert- schöpfungsansatz berücksichtigt die Erwerbstätigenzahlen, die Zahlen zu Produktionswerten und Vorleistungen sowie die Bruttowertschöpfung dieser Sekundärstatistiken. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht diese Kennzahlen innerhalb der VGR auf Abteilungstiefe (A 60). So- mit liegen die veröffentlichten Daten ausschließlich auf Ebene der 2-Steller (Abteilung) vor.

Wie aus dem Kernbioökonomie-System ersichtlich, sind auch Gruppen, Klassen und Unter- klassen enthalten. Deshalb wurden die in der VGR aufgeführten Daten zu den oben genannten Kennzahlen unter Zuhilfenahme von Fachstatistiken je nach Erfordernis in Gruppen (3-Steller), Klassen (4-Steller) und Unterklassen (5-Steller) disaggregiert (LÖDDING et al. 2017 S. 32).

Im Gegensatz zur Aggregation bedeutet der Begriff der Disaggregation das Aufteilen einer Gesamtgröße auf unterschiedliche Einzelgrößen, die im Vorfeld nach gleichen Merkmalen zu- sammengefasst worden sind. Im Bereich der Statistiken bezeichnet Disaggregation die Auf- schlüsselung von statistischen Daten bestimmter Merkmale in tiefer gegliederte Ebenen; hier das Aufteilen einer Abteilung in einzelne Gruppen, Klassen oder Unterklassen. In Abstimmung mit dem Statistischen Bundesamt wurde die Aufschlüsselung der jeweiligen Kennzahlen der VGR auf 2-Stellerebene über Disaggregationsfaktoren als durchführbare Methode gewählt.

Hervorzuheben ist, dass es sich hier um eine Näherung handelt, die so gut wie möglich die tatsächlichen Gegebenheiten realistisch widerspiegeln soll und damit eine Abschätzung dar- stellt (LÖDDING et al. 2017 S. 32 f.).

Die Ermittlung des Disaggregationsfaktors erfolgte in der vorliegenden Arbeit nach einer für jede Kennzahl einheitlichen Vorgehensweise (vgl. Abb. 9). Im Vorfeld jeder Berechnung wurde eine Basisstatistik ermittelt, die den relevanten Wirtschaftsbereich bis zu den 5-Stellern (Un- terklassen) untergliedert. Die Daten der ausgewählten Statistik wurden bei den Kennzahlen Bruttowertschöpfung und Erwerbstätige nur zur Anteilswertberechnung verwendet. Somit sind nicht die absoluten Werte der Statistiken von Bedeutung, sondern die Anteile der einzelnen Gruppen, Klassen und Unterklassen an den übergeordneten Aggregationen. Die prozentualen Anteile aller Unterklassen einer bestimmten Klasse geben in ihrer Summe die Gesamtheit (100

%) dieser Klasse wieder. Bei der Anzahl der Auszubildenden und der Anzahl der Unternehmen wurden auch die absoluten Zahlen der Disaggregationsstatistik genutzt, da diese Kennzahlen nicht in der VGR ausgewiesen werden (LÖDDING et al. 2017 S. 33).

(34)

26 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie

Abbildung 9: Berechnung des Disaggregationsfaktors am Beispiel der Umsatzsteuerstatistik Quelle: Eigene Darstellung

Somit entsprechen die errechneten Disaggregationsfaktoren den Anteilswerten für Gruppen, Klassen und Unterklassen und durch Multiplikation mit 100 errechnet sich der Bioökonomie- anteil der Wirtschaftsabteilung in Prozent. Die Bioökonomieanteile wurden den beiden Kenn- zahlen der VGR entsprechend über unterschiedliche Basisstatistiken berechnet und mit den veröffentlichten VGR-Daten multipliziert. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, Daten auf 3-, 4- und 5-Stellerebene auszuweisen. Hierdurch wird gewährleistet, dass die Daten der VGR, z.B. einer Abteilung, immer als Ganzes auf die zugehörigen Gruppen, Klassen bzw. Unterklas- sen verteilt werden. Um dies sicherzustellen, werden die Disaggregationsfaktoren einer Gruppe, Klasse oder Unterklasse immer auf Basis einer Statistik berechnet (OSTWALD 2009 S. 52).

Zur Disaggregation der Bruttowertschöpfung wurden die in der Umsatzsteuerstatistik (siehe Tab. 2) ausgewiesenen Lieferungen und Leistungen (Umsätze der Unternehmen – ohne Um- satzsteuer) genutzt (vgl. Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“ Tabellenblatt 7) und zur Disag- gregation der Erwerbstätigen wurden die in der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesenen, sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (siehe Tab. 2) genutzt (vgl.

Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“ Tabellenblatt 8). Diese Datenquelle bildet auch die Da- tenquelle für die Berechnung der Auszubildenden (vgl. Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“

Tabellenblatt 5). Die Anzahl der Unternehmen wurde auf Grundlage der in der Umsatzsteuer- statistik ausgewiesenen Steuerpflichtigen Unternehmen (Steuerpflichtige mitjährlichen Liefe- rungen und Leistungen über 17.500 Euro) berechnet (vgl. Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“ Tabellenblatt 4). Die beschriebene Disaggregation bildet das erste Rechenwerkzeug zur Abschätzung der Bioökonomieanteile. Die beiden weiteren Rechenwerkzeuge werden auf Ba- sis der Verwendungstabelle durchgeführt und im Folgenden beschrieben.

(35)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 27 5.5.2 Schätzungen anhand der Verwendungstabelle

Zur Ermittlung der ökonomischen Kennzahlen wurden neben der Disaggregation auch Schät- zungen anhand der Verwendungstabelle (siehe Tab. 3) vorgenommen. Angewandt wurden diese Schätzungen zum einen bei nachgelagerten Wirtschaftsbereichen, um die Biomasse- stoffströme zu verfolgen und zum anderen bei vorgelagerten Wirtschaftsbereichen, deren zu- gehörige Wirtschaftseinheiten nur teilweise der Landwirtschaft zuarbeiten bzw. sich nur teil- weise auf die Landwirtschaft als Marktpartner spezialisiert haben. Dabei galt der Grundsatz, dass nur anhand der Verwendungstabelle geschätzt wurde, wenn der Wirtschaftsbereich an- teilig in den Erfassungsrahmen der Kernbioökonomie fällt, aber nicht anhand der Disaggrega- tion berechnet werden konnte; das heißt, dass bei den zutreffenden Wirtschaftsbereichen auf 5-Steller Ebene nicht klar differenziert werden konnte, welche Unterordnungen ganz oder überhaupt nicht in den Erfassungsrahmen der Kernbioökonomie fallen.

Die Verwendungstabelle bietet sich für diese Schätzungen an, da aus ihr die Vorleistungen differenziert nach Wirtschaftsabteilungen abgelesen werden können. Auf diese Weise sind prozentuale Vorleistungsanteile bezogen auf die im Erfassungssystem „Kernbioökonomie“

eingeschlossenen Wirtschaftsbereiche zu ermitteln. Diese anhand der Verwendungstabelle errechneten Bioökonomieanteile werden dann, in identischer Vorgehensweise wie bei den an- hand von Disaggregation errechneten Bioökonomieanteilen, zur Multiplikation mit den anteilig berücksichtigten Wirtschaftsabteilungen (2-Steller) der VGR genutzt. Eine Charakterisierung der Verwendungstabelle folgt im folgenden Exkurs (LÖDDING et al. 2017 S. 34).

(36)

28 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie

EXKURS

Zur Verwendungs- und Aufkommenstabelle als Basis der Input-Output-Tabellen

Die Verwendungs- und die Aufkommenstabelle werden in der deutschen Input-Output-Rech- nung als „Basistabellen“ bezeichnet, da aus ihnen die Input-Output-Tabellen abgeleitet werden.

Die Verwendungstabelle zeigt die Verwendung der Güter in kombinierter Gliederung nach Gü- tergruppen und Wirtschaftsbereichen bzw. Kategorien der letzten Verwendung, ergänzt um die Wertschöpfung, auf. Sie verdeutlicht den Anteil einzelner Wirtschaftsbereiche an der gesamten Wertschöpfung der einzeln betrachteten Wirtschaftsabteilung in ihrer Gesamtheit. Zudem sind Aufkommens- und Verwendungstabelle das Bindeglied zwischen Inlandsproduktberechnung und Input-Output-Rechnung. Aufkommens- und Verwendungstabelle basieren auf Daten ver- schiedener Wirtschaftsstatistiken. Dadurch ist es möglich, einzelne Wirtschaftsbereiche und spezielle Gütergruppen in einem gesamtwirtschaftlichen Rahmen darzustellen. So können z.B.

mit der Aufkommenstabelle die Produktionsstrukturen und mit der Verwendungstabelle die Vor- leistungsstrukturen von Gütergruppen und Wirtschaftsbereichen näher untersucht werden. So- wohl die Aufkommens- und die Verwendungstabelle als auch die Input-Output-Tabellen stellen den Produktionsprozess der Volkswirtschaft als Ganzes dar. Die Verwendungstabelle weist den Einsatz der Güter in den Wirtschaftsbereichen nach. Input-Output-Tabellen ähneln der Verwendungstabelle, sie erfassen den gleichen wirtschaftlichen Tatbestand, also den Einsatz der Güter nach Bereichen und für die letzte Verwendung. Allerdings erfolgt dieser Ausweis in anderer Gliederung der Spalten. Bei den Input-Output-Tabellen des Statistischen Bundesam- tes handelt es sich um Tabellen vom Typ Güter x Güter, während Verwendungstabellen kom- binierte Angaben nach Gütergruppen und institutionell abgegrenzten Wirtschaftsbereichen ent- halten. Der Verwendungstabelle sind Angaben zur Güterverwendung und Wertschöpfung zu entnehmen.

STATISTISCHES BUNDESAMT 2015 c S. 3 f.

In der Verwendungstabelle sind die Wechselwirkungen in Form von Vorleistungen zwischen den einzelnen Gütergruppen dargestellt. Die Tabelle ist als Matrix aufgebaut. Die Zeilen bilden die Vorleistungsgeber, die den Vorleistungsnehmern (Spalten) die angegebenen Vorleistun- gen in Mio. € pro Jahr geben. Die Berechnungen anhand der Verwendungstabelle sind in der Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“ auf Tabellenblatt 6 „Berechnungen Verwendungstabelle“

zu finden. Dabei muss zwischen dem Biomassevorleistungsanteil und dem Anteil durch Vor- leistungen für die Biomassegrundproduktion differenziert werden. Der Biomassevorleistungs- anteil betrachtet die der Biomassegrundproduktion nachgelagerten Wirtschaftsbereiche durch eine Verfolgung der Biomasseströme, während beim Anteil durch Vorleistungen für die Bio- massegrundproduktion die der Biomassegrundproduktion vorgelagerten wirtschaftlichen Akti- vitäten berücksichtigt werden. Durch Abzug des Biomassevorleistungsanteils bei der Berech- nung des Anteils durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion können beide Kern- bioökonomieanteile addiert werden, ohne dass es zu Doppelzählungen kommt (Dies wird samt Rechenbeispiel auf Seite 32 detailliert erläutert).

(37)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 29 Verwendet werden diese Bioökonomieanteile auch für die Wirtschaftsabteilungen bei Beschäf- tigten und Auszubildenden, bei denen keine Disaggregation durchgeführt werden kann, da mit den zur Verfügungen stehenden Datenquellen keine gesonderten Werte errechnet werden können und die Biomasseströme nur anhand der Verwendungstabelle verfolgt werden können.

Im Folgenden wird die Vorgehensweise zur Berechnung der beiden Anteile getrennt vonei- nander erläutert.

5.5.2.1 Biomassevorleistungsanteil

Der Biomassevorleistungsanteil wird anhand der Verfolgung der Biomasseströme in Form von Vorleistungen ausgehend von der Biomassegrundproduktion (Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei) für das Produzierende Gewerbe berechnet. Dabei errechnet sich aus der Addi- tion der Summe der einzelnen Biomassevorleistungsanteile (von den anderen Gütergruppen (vgl. Abb. 10 „hellblau“) und dem Eigenanteil der jeweiligen Gütergruppe selbst (vgl. Abb. 10

„grau“), für jede Gütergruppe ein Bioökonomieanteil (vgl. Abb. 10 „braun“). Die einzelnen Bio- massevorleistungsanteile errechnen sich aus dem Anteil an Vorleistungen, der dem Bioöko- nomieanteil der Gebergütergruppe (Zeile) entspricht, den eine Gebergütergruppe in einem Jahr (in Mio. Euro) an die Nehmergütergruppe gibt. Diese Vorleistungssumme (vgl. Abb. 10

„grün“) wird in Relation zu den Gesamtvorleistungen gesetzt, die die Nehmergütergruppe ins- gesamt bekommt. Dieser Prozentsatz ergibt einen Biomassevorleistungsanteil und somit ei- nen Summanden für die Summe an Biomassevorleistungsanteilen, die eine Nehmergüter- gruppe von den Gebergütergruppen bekommt.

Der Eigenanteil wird zunächst in der gleichen Weise errechnet wie die einzelnen Biomasse- vorleistungsanteile, wobei Geber- und Nehmergütergruppe die Gleiche sind. Berücksichtigt wird der Eigenanteil, um die Biomasseströme zwischen unterschiedlichen Unternehmen, die jedoch nach der Klassifikation einer Gütergruppe zuzuordnen sind, zu berücksichtigen. Aller- dings wird der Eigenanteil bei der Berechnung zunächst nicht mit einbezogen, sondern erst, nachdem alle Wechselwirkungen zwischen den Gütergruppen verknüpft sind, eingefügt. Dabei wird der durch die Wechselwirkungen zwischen den Gütergruppen entstandene Wert einmalig zum Biomassevorleistungsanteil hinzuaddiert. Grund hierfür ist, dass durch eine Verknüpfung des Eigenanteils der Bioökonomieanteil aller beteiligten Wirtschaftsbereiche mit jedem Re- chendurchlauf steigen würde und schließlich zu einem Bioökonomieanteil von 100 % führen würde, da ein sich aufschaukelnder Zirkelbezug entstanden wäre. Durch das einmalige Einfü- gen des Wertes wird dies unterbunden. Durch dieses Vorgehen kommt es zu einer konserva- tiven Schätzung, aber eine Überschätzung wird vermieden.

(38)

30 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie Zur Verdeutlichung der Vorgehensweise wird die Berechnung des Biomassevorleistungsan- teils im Folgenden anhand der Gütergruppe 13 - 15 (Textilien, Bekleidung, Lederware) erklärt.

Die Gütergruppe 13 - 15 bekommt 131 Mio. € an Vorleistungen von der Gütergruppe 1 - 3 (Biomassegrundproduktion), die vollständig der Kernbioökonomie angerechnet wird, weshalb die Vorleistungen voll für den ersten Biomassevorleistungsanteil angerechnet werden. Die 131 Mio. € entsprechen etwa 0,85 % der Gesamtvorleistungen, die die Gütergruppe 13 - 15 insge- samt bekommt. Daher stellen die etwa 0,85 % den ersten Summanden für die Gesamtsumme der Biomassevorleistungsanteile anderer Gütergruppen dar. Durch gleiches Vorgehen entste- hen auch die weiteren Biomassevorleistungsanteile der Gebergütergruppen 10 - 12 (Nah- rungs- und Futtermittel, Getränke, Tabak), 16 (Holz, Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)) und 17 (Holz- und Zellstoff, Papier, Karton, Pappe, Papier-, Karton- und Papp- waren), da diese komplett zum Erfassungsrahmen der Kernbioökonomie zählen. Bei den wei- teren Vorleistungsgebern reduzieren sich die Vorleistungen auf den Prozentsatz, zu dem der Vorleistungsgeber der Kernbioökonomie zugerechnet wird. So bekommt die Gütergruppe 13 - 15 zwar beispielsweise 129 Mio. € an Vorleistungen von der Gebergütergruppe 18 (Drucke- reileistungen, bespielte Ton-, Bild- und Datenträger). Da diese Gütergruppe aber nur zu 37,42

% der Kernbioökonomie zugerechnet wird, reduzieren sich die Vorleistungen auf etwa 48,17 Mio. €, was einen Anteil von etwa 0,31 % von den Gesamtvorleistungen, welche die 13 - 15 insgesamt erhält, ausmacht. Diese etwa 0,31 % stellen dann wiederum einen Summanden für die Summe der Biomassevorleistungsanteile anderer Wirtschaftszweige dar. Durch identische Vorgehensweise bei den weiteren anteilig der Kernbioökonomie zugerechneten Gütergruppen entsteht die Summe der einzelnen Vorleistungsanteile durch andere Wirtschaftszweige von etwa 6,43 %. Der Eigenanteil durch Vorleistungen der Gütergruppe 13 - 15 an die Gütergruppe 13 - 15 wurde, nachdem alle Formeln und Verknüpfungen für alle Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Gütergruppen hinterlegt wurden, einmalig zu den Biomassevorleis- tungsanteilen anderer Gütergruppen addiert und hatte etwa 1,35 % betragen. Durch das Hin- zufügen der Eigenanteile haben sich die Biomassevorleistungsanteile danach nochmal erhöht.

So beträgt der Eigenanteil der Gütergruppe 13 - 15 nach einmaligem Hinzufügen des ersten Eigenanteils etwa 2,28 %. Würde dieser neue Prozentsatz wieder anstelle des ersten Eigen- anteils zum Biomassevorleistungsanteil hinzugefügt, ergäbe sich wiederum ein noch höherer Eigenanteil. Um dieses zu unterbinden, wurde nur der Wert des ersten Eigenanteils berück- sichtigt. Dadurch beträgt der Biomassevorleistungsanteil der Wirtschaftsbereiche 13 - 15 etwa 7,78 % (Summe aus den Biomassevorleistungsanteilen anderer Wirtschaftszweige und dem ersten Eigenanteil) (vgl. Abb. 17 und Excel-Datei „Kernbioökonomie 2017“ Tabellenblatt 6).

(39)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 31

Abbildung 10: Ausschnitt Berechnungen Verwendungstabelle (1)

Quelle: Eigene Darstellung

(40)

32 Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 5.5.2.2 Anteil durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion

Der „Anteil durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion“ berücksichtigt die Vorleis- tungen aller Gütergruppen in die Land- und Forstwirtschaft und Fischerei. Dabei werden für jede Gebergütergruppe die Vorleistungen in Land- und Forstwirtschaft und Fischerei addiert (vgl. Abb. 11 „Spalte H“). Diese Vorleistungssumme wird im Verhältnis zu den Gesamtvorleis- tungen, die eine Gebergütergruppe insgesamt gibt, gesetzt. Dementsprechend wird hierbei nicht der Anteil von dem errechnet, was eine Gütergruppe erhält, sondern von dem, was eine Gütergruppe gibt. Da im Zentrum der Betrachtung dieses Forschungsprojektes die Biomasse steht, wurden nur die Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion berücksichtigt und nicht die Vorleistungen für die flankierenden Wirtschaftsbereiche. Um bei der Addition des „Bio- massevorleistungsanteils“ mit dem „Anteil durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduk- tion“ Doppelzählungen auszuschließen, wird bei den Wirtschaftszweigen, die Biomassevor- leistungen beziehen, der entsprechende Anteil bei der Vorleistungsgabe in die Biomasse- grundproduktion abgezogen (vgl. Abb. 11 „Spalte J“). Dabei wurden alle Wirtschaftszweige berücksichtigt, die auch bei den bisherigen Agribusiness-Berechnungen miteingeschlossen wurden (vgl. Abb. 11 „violett“), sowie alle weiteren Wirtschaftsbereiche, bei denen die Vorleis- tungen in die Biomassegrundproduktion mindestens 0,5 % der Gesamtvorleistungen, welche die jeweilige Gütergruppe gibt, ausmachen (vgl. Abb. 11 „Gelb in Spalte I“).

Zur Verdeutlichung der Vorgehensweise wird die Berechnung des Anteils durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion anhand der Gütergruppe 20 (Chemische Erzeugnisse) bei- spielhaft dargestellt. Die Gütergruppe 20 gibt insgesamt 3.348 Mio. € Vorleistungen in die Land-, und Forstwirtschaft und Fischerei. Die Mio. € entsprechen etwa 3,31 % der Vorleistun- gen die die Gütergruppe 20 insgesamt gibt. Hiervon werden dann noch die etwa 7,55 % ab- gezogen, da dieser Prozentsatz den Biomassevorleistungsanteil der Gütergruppe 20 darstellt.

Somit ergibt sich ein Anteil durch Vorleistungen für die Biomassegrundproduktion der Chemi- schen Erzeugnisse von etwa 3,06 % (vgl. Abb. 11).

(41)

Vorgehensweise zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie 33

Abbildung 11: Ausschnitt Verwendungstabelle (2)

Quelle: Eigene Darstellung

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