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Archiv "Primärprävention muß jugendliche Nichtraucher stärker motivieren!" (19.03.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

FORUM

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ugendliche und Schüler sind noch schwerer zur Teilnahme an Raucherentwöhnungskur- sen zu motivieren als erwachsene Gewohnheitsraucher. Die Frage, warum Kinder und Jugendliche in so beängstigendem Ausmaß rau- chen — beängstigend schon allein deshalb, weil die zu erwartenden Gesundheitsschäden um so grö- ßer sind, je früher mit dem Rau- chen begonnen wird —, kann nicht mit einem einzigen Satz beantwor- tet werden (hierzu auch DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT 43/1985, Dr.

phil. Ernst Bauermann: Raucher- entwöhnung: Jugendliche muß man sehr gezielt ansprechen).

Das beklagenswerte Fehlen von Leitbildern und Idealen ist sicher eine wichtige Teilkomponente.

Die damit zusammenhängende Grundeinstellung von Frust und

„no future" ist dafür nicht minder bedeutsam wie Gruppenzwänge und falsche Vorbilder von Erwach- senen. Rauchende Prominenz ge- hört ebenso dazu wie rauchende Lehrer, Ärzte, Freunde und Eltern.

Statistische Untersuchungen ha- ben erwiesen, daß der Prozentsatz rauchender Kinder dann am größ- ten ist, wenn beide Elternteile rau- chen. Kinder von Nichtrauchern rauchen am wenigsten. Raucht ein Elternteil, liegt der Anteil von Rau- chern bei den Kindern etwa in der Mitte. Beim Rauchen von jungen Mädchen dürften falsch verstan- dene Emanzipationsbestrebungen ebenso wichtig sein wie generell der Wunsch bei Jugendlichen bei- derlei Geschlechts, erwachsen zu wirken.

Aufklärung muß bereits bei den Jugendlichen einsetzen

Eine Trendumkehr ist deshalb erst dann zu erwarten, wenn es ge- lingt, das Rauchen als Umweltver- schmutzung, als sozialschäd- liches Verhalten und als Selbstver- stümmelung auf Raten auf lange Sicht in eine gesellschaftliche Au- ßenseiterposition zu drängen. Im Sinne einer echten Primärpräven-

Ferdinand Schmidt

Primärprävention muß jugendliche Nichtraucher

stärker motivieren!

Frühe Rauchgewohnheit — amtlich ge- fördert? Noch immer gibt es „Raucher- ecken" auf vielen unserer Schulhöfe ...

tion sollte man den Schwerpunkt aller Bemühungen auf diejenigen verlagern, die noch nicht rauchen.

Denn im Hinblick auf die Sucht- komponente des Nikotins ist es für Gewohnheitsraucher viel schwe- rer, mit dem Rauchen aufzuhören, als für einen Nichtraucher, gar nicht erst mit dem Rauchen anzu- fangen.

Wir alle werden als Nichtraucher geboren. Deshalb sollte insbeson- dere die heranwachsende Jugend verstärkt motiviert werden, Nicht- raucher zu bleiben. Aber auch er- wachsenen entwöhnungswilligen Rauchern bietet der „Ärztliche Ar-

beitskreis Rauchen und Gesund- heit" Hilfen an.

So kann jeder beim Arbeitskreis gegen Einsendung eines frankier- ten Rückantwortumschlages das Faltblatt „Tatsachen über das Rauchen" und zahlreiche Tips zur Raucherentwöhnung kostenlos anfordern. Dazu gehört auch eine Liste mit Präparaten zur medika- mentösen Unterstützung der Rau- cherentwöhnung. Dort werden die Medikamente, die von uns an über 7000 entwöhnungswilligen Pro- banden getestet wurden, in der Reihenfolge ihrer Wirksamkeit aufgefü hrt.

Ärzte können im übrigen diese Un- terlagen ebenfalls, und zwar in je- der gewünschten Anzahl, gratis erhalten, um sie ihren entwöh- nungswilligen Patienten auszu- händigen. Dennoch verspricht sich der Arbeitskreis auf lange Sicht einen Erfolg am ehesten von einer wesentlichen Intensivierung der Gesundheitserziehung in den Schulen.

Alle Schulen, die sich verpflichten, unsere Tonbildschau „Die Ge- sundheitsschäden des Rauchens"

in allen Klassen (Schüler über zehn Jahre alt) vorzuführen und dies spätestens zwei Jahre später zu wiederholen, erhalten vom Ar- beitskreis kostenlos eine Kopie — zusammen mit einem umfangrei- chen Drucksachensortiment zur Informierung der Lehrer selbst.

Den dazugehörigen Satz von 50 zum Teil sehr eindrucksvollen Farbdias gibt der Arbeitskreis zum Selbstkostenpreis von 50 DM auch an Ärzte ab, die in Schulen oder vor einem anderen Laienpublikum über die wahrhaft katastrophalen Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit anhand wissen- schaftlicher Erkenntnisse aufklä- ren wollen.

Unabhängig davon dürfte jedoch kein Zweifel daran bestehen, daß die Problematik des Rauchens letztlich einer politischen Lösung bedarf. Leider ist die Bereitschaft

Foto: Bohnert-Neusch

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 12 vom 19. März 1986 (39) 787

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Arbeiterwohlfahrt Mittelrhein/J. Christ

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Nichtraucher motivieren KURZBERICHT

dazu bei unseren staatstragenden politischen Parteien noch nicht er- kennbar, wie insbesondere die An- hörung im Bundestagsausschuß für Jugend, Familie und Gesund- heit im April 1985 anläßlich der Novelle des Jugendschutzgeset- zes erneut bestätigt hat.

Nichtraucher- und Jugendschutz

Wissenschaftlich unbestreitbar ist auch die Gesundheitsschädlich- keit des Passivrauchens, wie in- zwischen die Senatskommission

„Gesundheitsschädliche Arbeits- stoffe" der Deutschen For- schungsgemeinschaft bestätigte.

Deshalb fordert der „Ärztliche Ar- beitskreis Rauchen und Gesund- heit" den Bundesarbeitsminister auf, den längst überfälligen ge- setzlichen Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz und an anderen Stel- len endlich zu realisieren.

Außerdem fordern wir ein Verbot der Tabakwarenreklame in der Öf- fentlichkeit. Als erster Schritt dazu sollte im Rahmen der Novelle des Jugendschutzgesetzes die Wer- bung für Tabakwaren auf reine Produktwerbung reduziert wer- den. Das schließt auch die Unter- bindung der Darstellung von Men- schen in attraktiver Umgebung ein, die insbesondere der unerfah- renen Jugend den Eindruck ver- mitteln soll, das Rauchen gehöre einfach dazu, um „in" zu sein.

Ferner sollten die Automatenauf- steller verpflichtet werden, alle Zi- garettenautomaten innerhalb ei- ner bestimmten Frist auf Scheck- bedienung umzustellen. Bis dahin sollten keine weiteren Automaten an allen für Kinder und Jugendli- che zugänglichen Stellen aufge- stellt werden, u. a.

Professor Dr. med.

Ferdinand Schmidt Vorsitzender des

Ärztlichen Arbeitskreises Rauchen und Gesundheit e. V.

Maybachstraße 14-16 6800 Mannheim

Türkische Kinder im Krankenhaus

Kücük Dilek hasta heißt auf Deutsch: Die kleine Dilek wird krank. Kügük Dilek hasta — das ist auch der Titel einer Broschüre in Form eines Fotoromans: Sie schil- dern am Beispiel einer Familie, was türkische Eltern unternehmen können, wenn ihr Kind ins Kran- kenhaus muß. Denn zum einen sind türkische Kinder oft schlecht auf den Aufenthalt vorbereitet.

Zum anderen bereitet er türki- schen Eltern Sorgen, die in Menta- lität und Religion begründet sind.

Die Broschüre ist aber nur ein Teil eines Projekts „Türkische Kinder in deutschen Krankenhäusern"

das der Bezirksverband Mittel- rhein e. V. der Arbeiterwohlfahrt (AW) initiiert (und als Modellver- such für das Bundesgebiet ange- legt) hat. Weil es mit Broschüren allein nicht getan ist, arbeitet seit Anfang des Jahres Naciye Keskin im Auftrag der AW in der Kölner Kinderklinik Amsterdamer Straße.

Naciye Keskin kümmert sich um die türkischen Kinder und die Nöte der Eltern. Immerhin sind dort rund 80 Prozent der kleinen aus- ländischen Patienten Türken. Dr.

Hikmet Ulus, Kinderchirurg in der Klinik, kennt die Probleme seiner

Eine türkische Mitarbeiterin der Arbeiter- wohlfahrt er- klärt der fünf- jährigen Kran- kenhauspatien- tin Süleyha im Spiel, wie der lebensrettende Tropf funktio- nieren wird

Landsleute. Viele Türken, erläutert er, stammten aus Dörfern und würden nicht einmal große türki- sche Kliniken kennen, geschweige denn bundesdeutsche.

Da in türkischen Krankenhäusern häufig Patienten wegen Überfül- lung abgewiesen würden, fragten sich manche Eltern besorgt: „War- um nimmt die Klinik hier mein Kind so rasch auf?"

Angst um die Ehre der jungen Mädchen, die Nichtbeachtung von Anweisungen vor oder nach der Operation aus Fürsorge — Ärzte und Schwestern sehen sich mit anderen Problemen konfrontiert als bei deutschen Eltern. Deshalb hat die Arbeiterwohlfahrt auch für sie eine Informationsbroschüre zur Türkei herausgegeben und bietet zusätzlich Fachtagungen zum Thema „Türkische Kinder am Krankenhaus" an.

Der Modellversuch in der Kinder- klinik Amsterdamer Straße ist auf zwei Jahre angesetzt. Die Kosten von knapp 100 000 DM teilen sich die Arbeiterwohlfahrt und das Land Nordrhein-Westfalen. Hat der Versuch Erfolg, wird das Mo- dell auch in anderen Kliniken Schule machen, glaubt Willi Brzo- zowski, Referent für Ausländerfra- gen beim Bezirksverband Mittel- rhein e. V. der AW. th

788 (40) Heft 12 vom 19. März 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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