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Archiv "Politik – Was bedeutet: „So wahr mir Gott helfe“?" (06.01.2003)

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Politik

Zu dem Leserbrief „Glückwunsch“

von Dr. med. Michael Kurtze in Heft 50/2002:

Was bedeutet: „So wahr mir Gott helfe“?

Ich hätte mich nicht gewun- dert, wenn ich diesen Leser- brief im Kirchenblatt einer Kleinstadt gefunden hätte, aber er war im DÄ zu lesen.

Ich bin kein Schröder-Fan, ebenso wenig wie ich von Kohl begeistert war. Aber ist die Zahl der Ehen eine Messlatte für Politiker? Si- cher wird Gott Schröder nicht helfen, aber hat er et- wa Kohl geholfen, und ist damit zu rechnen, dass er Bush helfen wird? Hilft er nicht seit jeher den stärke- ren Bataillonen?

Beim Leichenschmaus nach der Beisetzung einer von mir sehr verehrten Tante, sie war nur zehn Jahre vor mir auf die Welt gekommen, er- klärte mir die Pastorin, es komme nicht darauf an, dass ich glaube, sondern dass ich glaubhaft sei. Das erinnerte mich an das russische Sprichwort: „Eine fremde Seele ist ein dunkler Wald“

und an den Satz aus dem Neuen Testament, der vor denen warnt, die auf der Straße beten.

Die Formel „so wahr mir Gott helfe“ bedeutet, so ver- stehe ich sie, keine Bekräfti- gung der Verpflichtung zu ge- wissenhafter Pflichterfüllung, sondern die Hoffnung dar- auf, dass sie von Erfolg ge- krönt sein werde. Sie setzt voraus, dass der, der sie aus- spricht, daran glaubt, dass

sein Handeln von Gott ge- lenkt wird. Ich kenne Gläubi- ge, die nicht daran glauben und von dem Spruch: „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“

nur den ersten Halbsatz gel- ten lassen.

Dr. med. Horst Rocholl, Usedomstraße 13, 15366 Neuenhagen

Neuroleptika

Zur Bekanntmachung der Änderung der Arzneimittel-Richtlinien durch den Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen „Therapiehinweis atypische Neuroleptika“ in Heft 46/2002:

Bedauerlich

Die Veröffentlichung der Änderungen des Therapie- hinweises zum Gebrauch der atypischen Neuroleptika im November kam leider sehr spät. Mittlerweile wurde ein weiteres atypisches Neuro- leptikum zugelassen und eine Depot-Formulierung eines Atypikums eingeführt. Zu- mindest Letzteres ist eine Veränderung, die auch die Handlungsanweisungen des Therapiehinweises hätte be- einflussen können.

Die Übersicht über atypische Neuroleptika, ihre erwünsch- ten und unerwünschten Wir- kungen, die in dieser Veröf- fentlichung gegeben wird, ist sachlich, sorgfältig und wün- schenswert. Die Empfehlun- gen zur Wirtschaftlichkeit und Verordnungshinweise sind in ihren Formulierungen tendenziös zugunsten des Einsatzes klassischer, typi- scher Neuroleptika. Es wer- den Vorschläge unterbreitet, die nicht nur praxisfern sind, sondern bis an den Rand

fachlicher Ungereimtheiten gehen, wie zum Beispiel „das Umsetzen auf ein anderes, niedrigpotentes Neurolepti- kum“.

Es stimmt sehr nachdenklich, dass ein Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen, beiden Gruppen sollte das Wohl der betroffenen kran- ken Menschen zuallererst ein Anliegen sein, eine Arznei- mittelrichtlinie verfasst, in der für den Patienten und sein Lebensumfeld wichtige Punkte wie Antrieb, Kogni- tion, EPS und Spätdyskine- sien so gering gewichtet wer- den, dass deren Bedeutung sowohl für das persönliche Wohl als auch für die Ge- samtkosten von psychischen Störungen untergeht.

Es ist bedauerlich, dass das jahrelange Bemühen von Ärzten und Patienten um ei- ne menschenwürdige Be- handlung psychotischer Störungsbilder immer noch durch die vordergründige Betrachtung von Medika- mentenkosten behindert wird, die in ihrer Höhe mit den Aufwendungen für ande- re Krankheiten vergleichbar sind.

Dr. med. Siegfried Straeten- Diekämper,Gustav-Pinkus-Straße 8, 32457 Porta Westfalica

Zu den Leserbriefen, die wir in Heft 50/2002 dazu veröffentlicht haben:

Verständlich

Ich verstehe die Kollegen sehr gut, die bedauern, dass viele psychisch Kranke nicht mit den modernen und ne- benwirkungsärmeren atypi- schen Neuroleptika in ausrei- chendem Ausmaß behandelt werden. Dieses Problem ha- ben sicherlich auch sehr viele Fachärzte anderer Gebiete.

Daran wird sich aber erst et- was ändern, wenn die Ärzte es schaffen, den „Schwarzen Peter“ des Arzneimittelbud- gets an die Krankenkassen wieder zurückzugeben. So- lange dies nicht geschieht, wird ein Großteil der Kolle- ginnen und Kollegen bei al- len neuen und meistens auch

teureren Medikamenten sehr zurückhaltend sein. Irgend- wann hat man es einfach satt, in monatlichen Abständen zum Buhmann der Teuerung im Arzneimittelsektor ge- macht zu werden.

Dr. med. Wolfgang Düll, Neutorstraße 3, 91126 Schwabach

Gesundheitsreform

Zu dem Beitrag „Plädoyer für völli- gen Systemwechsel“ von Dr. rer. pol.

Harald Clade in Heft 45/2002:

Gedanken zum

„Kronberger Kreis“

Der „Systemwechsel“ wider- spricht den Prinzipien des Sozialstaats, der auch finanzi- ellen Solidarität der Stärke- ren mit Schwächeren und Marginalisierten unter der Erwartung eines auskömm- lichen, halbwegs friedlichen, zivil und kulturell prosperie- renden Gemeinwesens.

Pflichtversicherung mit ei- nigen selbst zu bastelnden Modalitäten und Vorab-Prä- mien-Leistung: Die Daten ver- arbeitende und Daten verwen- dende Industrie macht einen Riesen-Luftsprung für solch tolles Auftragsvolumen (Di- rektbeteiligung, Selbstbehalt, Kopfprämie, persönlich ge- schneidert nach Einkommen und Vermögenslage etc.).

Die Verschmelzung von GKV und PKV ist ein fanta- stischer Weihnachtswunsch in den Köpfen aller Geldan- leger, die Kapital mit guter Rendite-Aussicht investieren möchten. Denn: Die Rah- menbedingungen für diese Kapitalanlage in Versiche- rungen sind recht günstig:

Nach dem Vorschlag der ordoliberalen Nationalöko- nomen wird die Prämie nicht lohnbezogen gestaltet, ist al- so unabhängig vom Beschäf- tigungsgrad, das heißt nicht schwankend; auch die Rent- ner sind voll dabei.

Gesundheitsmarkt ist ein Wachstumsmarkt. Die Eck- daten aus den USA der Jahre 1992 bis 1998 sagen, dass die- ser Markt Jahr für Jahr zwi- schen 6,1 und 7,4 % wächst.

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A28 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1–26. Januar 2003

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Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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So auch in Deutschland, je- des Jahr.

Das Lohndumping (Ho- norardiktat, Budget etc.) der GKV und PKV wird ausge- baut.

Die Qualitäts-Sicherung (mit entsprechendem Daten- aufwand) wird vorangetrie- ben, Fehler, Schäden, Ausfäl- le, „Kosten“ sollten mini- miert werden.

Kontraktionszwang mit li- zenzierten Ärzten besteht nur dann nicht, wenn höhere Prämien geleistet werden.

Anders herum: Die Versiche- rungen werden nach ihren Kriterien für ihre Mitglieder die Honorierung der Ärzte regulieren und gestalten.

Folglich müssen auch die Ärzte ihre Leistung regulie- ren und gestalten. Wieder USA: Die DMP benachteili- gen oder schließen aus:

Schwerkranke, Multimorbi- de, chronisch Kranke.

Fazit: Die Vorstellungen aus Kronberg sind wirtschafts- freundlich, nicht kranken- freundlich, nicht patientenbe- zogen, nicht bürgerfreund- lich.

Zwei Punkte fehlen mir bei den systemwechselnden In- itiativen der Nationalein- kommen:

Prämien-Reduktion für Nichtraucher, Nichttrinker, Normalgewichtige (BMI 20- 30).

Pflichtversicherung für alle Europa-, Bundestags-, Land- tags- und Kreistagsabgeord- neten.

Dr. med. Detlef Dann, Schlossstraße 1, 55411 Bingen

Doc und Doctrix

Zu dem Leserbrief „Einfaltspinsel“

von Dr. med. Ludwig Schmid in Heft 46/2002:

Weiter so!

Herr Dr. Schmid spricht nicht für mich, wenn er die Serie Doc + Doctrix nicht mehr im DÄ sehen möchte. Die Car- toons entsprechen meinem humoristischen Niveau, und mehr noch: Ich schätze sehr die Grafik, die mich an Linol-

oder Holzschnitte und in den besten Beispielen an Expres- sionisten wie Müller oder Matare erinnert. Weiter so, Frau Steiner!

Dr. Helmut Schulz,Forsthausstraße 11, 35644 Hohenahr-Erda

Israel

Zu dem Leserbrief „Transplantierte Nieren und ,Bombulans‘“ von Maya Milimovka in Heft 47/2002:

Erneute Polarisierung

Nachdem ich Ihren Leser- brief kopfschüttelnd und zu- nehmend enttäuscht gelesen hatte, fragte ich mich, was wohl Ihre Absicht gewesen sein könne, einen solchen Kommentar zu schreiben.

Beim besten Willen konnte ich keinen nützlichen Grund erkennen.

Was wollen Sie uns, den Le- sern des DÄ, mitteilen? Dass alle Palästinenser gleich sei- en, keinem zu trauen sei und alle hinterhältig und unver- söhnlich seien und nur den Krieg mit Israel wollten? Soll dies ein differenziertes Bild sein? Glauben Sie tatsäch- lich, der Situation und der Komplexität des Problems in irgendeiner Weise gerecht werden zu können, indem sie, wie übrigens viele andere auch, die Brutalitäten und bösen Absichten der einen, nämlich palästinensischen, Seite und die Machtlosigkeit und Notwehrsituation der anderen, nämlich der israeli- schen, Seite aufzeigen und damit nichts anderes tun, als erneut zu polarisieren? Pola- risierung aber hat noch nie geholfen, einen Konflikt zu lösen, vielmehr helfen Sie mit, neue, trennende Mauern aufzubauen, höher und höher, bis sie irgendwann unüber- brückbar erscheinen, statt die Mauern, die die Menschen trennen, einzureißen.

Glauben Sie denn wirklich, dem Problem näher kommen zu können, wenn Sie das Leid der hochschwangeren Palä- stinenserinnen als zwar schlimm, aber erträglich dar- stellen, da es ja nichts gegen Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1–26. Januar 2003 AA29

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den Tod der schwangeren Is- raelin sei? Wo Sie doch ge- nau wissen müssten, dass so- wohl schwangere Israelinnen von einer Bombe getötet werden können als auch hochschwangere Palästinen- serinnen und/oder ihre Neu- geborenen sterben, weil man sie an einem israelischen Checkpoint nicht passieren lässt. Glauben Sie, Entspan- nung bewirken zu können, indem Sie aufgrund von ir- gendwelchen Umfrageergeb- nissen das ganze palästinensi- sche Volk zu Kriegstreibern abstempeln? Warum schrei- ben Sie nicht von den Frie- densinitiativen, die es auf palästinensischer Seite gibt, vor allem unter den Frauen, die jede Gewalt ablehnen, und warum berichten Sie nicht von den fast 50 ver- schiedenen Friedensorgani- sationen in Israel, die die of- fizielle Politik Israels für we- nig hilfreich halten?

Sie haben laut Ihrer Aussage Freunde in Israel, aber noch besser wäre es, Sie würden sich darum bemühen, Freun- de auf beiden Seiten zu ge- winnen, dann würden Sie er- fahren, dass Ihre Darstellung eben nur einen kleinen Teil der Realität wiedergibt, kei- nesfalls aber der wirklichen Situation gerecht wird, schon gar nicht einer Entspannung dienlich sein kann. Glauben Sie nicht, dass das israelische und das palästinensische Volk den Krieg gründlich satt haben und dass sich Israelis wie Palästinenser nichts sehnlicher wünschen als Frie- den, Normalität, Sicherheit und Beständigkeit? Und se- hen Sie nicht, dass man in ei- nem Automatismus gefangen zu sein scheint, der immer nur die gleichen Reaktionen hervorbringt? In dieser Si- tuation, in der die Regieren- den und Verantwortlichen auf beiden Seiten festgefah- ren sind und keine neuen Ideen mehr entwickeln, ist es einzig und allein sinnvoll, dass die Völker selbst die In- itiative ergreifen und versu- chen, sich die Hände zu rei- chen, denn beide sind müde und können mit schon klei-

nen Gesten viel bewirken. In- sofern hat Ihr Kommentar nicht geholfen, vielmehr hilft er alte Positionen zu verfesti- gen und damit die Menschen zu trennen. Nicht aber hilft ein solcher Kommentar dem Frieden und der Versöhnung.

Harald Proske,

Leopoldstraße 7B, 76133 Karlsruhe

Versorgungswerke

Zu dem Leserbrief „Abschaffen“

von Achim Brehme in Heft 49/2002:

Über Privatisierung jeder Altersvorsorge diskutieren

. . . Wenn über die Angele- genheit sachlich diskutiert werden soll, müsste eine deutliche Gegenüberstellung der Bedingungen, unter de- nen man hier oder da versi- chert ist, geschehen. Es müss- te auch berücksichtigt wer- den, wie weitaus überdurch- schnittlich engagiert die mei- sten Mitglieder der Versor- gungswerke in ihren Berufen sind. Ich möchte mal wissen, wer von denen, die so schrei- en, für das Gehalt, das Ärzte heutzutage haben, so viel und unter solchen Bedingungen arbeiten wollte. Mein Haus- wirt, Industriemeister, sagt platterdings, für das Gehalt, das ich bekäme, würde er nicht arbeiten gehen. Und was ist mit denen, die auch ihre private Altersvorsorge durch freiwillige höhere Beiträge an das Versorgungs- werk gesichert zu haben glauben?

Sollte die Abschaffung der Versorgungswerke ernsthaft diskutiert werden, dann müssten deren Mitglieder verlangen, dass auch für die allgemeine, gesetzliche Ren- tenversicherung die gleichen Bedingungen herrschen wie für die Mitglieder der Versor- gungswerke. Denn welche Einstellung viele gesetzlich Versicherte zu der Solidarge- meinschaft haben, mit ande- ren Worten, wie solidarisch sie selbst fühlen und handeln, und wie viel bzw. wenig sie sich selbst abzuverlangen be-

reit sind, das erlebe ich ar- beitstäglich als Angestellte beim MdK und höre es auch in privaten Diskussionen. So was wie ein MdK müsste in einer Gemeinschaft, in der sich jeder solidarisch verhält, eigentlich überflüssig sein.

Und wer mit „gerade Ärzte sollten . . .“ moralisiert und die Aufgabe der Versor- gungswerke verlangt, sollte jedenfalls darauf eingestellt sein, auch alle Ansprüche an die jederzeitige und noch da- zu freundlich-zugewandte Verfügbarkeit der Ärzte auf- zugeben. Ansonsten ist das vorwürfliche Fingerzeigen auf die Mitglieder der Ver- sorgungswerke ein unglaub- würdiges Gesülze. Ich möch- te behaupten, dass die Ver- sorgungswerke als Solidarge- meinschaft weitaus besser funktionieren als die gesetz- lichen Rentenversicherun- gen, während die Risiken, für die sie versichert sind, die gleichen sind: Berufsunfähig- keit und Alter. Nicht die Ab- schaffung der Versorgungs- werke sollte diskutiert wer- den, sondern die Privatisie- rung jedweder Altersvorsor- ge nach dem Muster der Ver- sorgungswerke und das Ab- schaffen von bestimmten oder vermeintlichen Rechts- ansprüchen in den gesetzli- chen Versicherungen, die vor allem zu ungebührlichen An- sprüchlichkeiten führen, aber nicht zu wirklicher Solida- rität unter den Versicherten.

Dr. med. Maria Ridder, Hessenweg 17, 50389 Wesseling

Unappetitlicher Sozialneid

Beide großen Volksparteien haben 1948 per Gesetz Ärzte als „Freiberufliche“ von der staatlichen Rentenfürsorge ausgeschlossen! Durch die Währungsreform mittellos, mussten Ärzte noch 1945 bis ins hohe Alter ohne Renten- anspruch ihren Lebensunter- halt durch harte Arbeit ver- dienen. Mit ihren Steuern fi- nanzierten sie „solidarisch“

für Beamte, Angestellte und Arbeiter anteilig auch die

staatliche Rentenkasse.

Nach dem Vorbild der Bayerischen Ärzteversor- gung entschlossen sich diese Ärzte, ein eigenes, kapitalge- decktes Versorgungswerk nach dem Krieg aufzubauen.

Sozialpolitiker aller Regie- rungen vergeudeten in der Folgezeit die hohen Ren- tenüberschüsse als Wahlge- schenke für versicherungs- fremde „Sozialwohltaten“, wohlwissend, dass diese Rücklagen dereinst zum Aus- gleich für die bekannten de- mographischen Veränderun- gen ab der Jahrtausendwen- de dringend benötigt werden würden. Wider alle versiche- rungsmathematische Ver- nunft und besseres Wissen wurde von ihnen stets voll- mundig verkündet, die Rente sei „sicher“! Wer dumm ge- nug war, hat diesen Schwach- sinn geglaubt. Nun aber zeigt sich, dass das staatliche Ren- tensystem praktisch bankrott ist. Um diese Wahrheit weiter verschweigen zu können, schielen diese hilflosen Sozi- alpolitiker nun auf die erfolg- reichen berufsständischen Versorgungswerke und schüren mit ihren Vorhaben einen unappetitlichen Sozial- neid.

Als angestellter Kranken- hausarzt habe ich nun nach 35 Berufsjahren mit meinen Pflichtbeiträgen zur Ärzte- versorgung einen Altersruhe- geldanspruch von knapp 55 % meines letzten Brutto- Einkommens. Als freiwillig in der GKV Versicherter zahle ich weiter den vollen Beitrag.

Die Ausbildung meiner sechs Kinder aus eigenem Einkom- men ist nur finanzierbar, weil meine jüngere Frau nach 20 Jahren Kindererziehung als praktische Ärztin mit einem Nettostundenlohn von sieben Euro weiter tätig ist, ohne ei- nen Rentenanspruch zu er- werben. Während meiner Le- bensarbeitszeit habe ich bei 65 Stunden pro Woche sechs Jahre mit Bereitschaftsdienst im Krankenhaus verbracht bei einem Brutto-Stunden- lohn wie für einen angelern- ten Facharbeiter! Mit weit über 5 000 unbezahlten Über- A

A30 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1–26. Januar 2003

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Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1–26. Januar 2003 AA31

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stunden, entsprechend einer zweieinhalbjährigen Arbeits- leistung zum Gotteslohn, ha- be ich mich wie die Mehrzahl meiner Kollegen „solida- risch“ beteiligt. Kein Berufs- stand in unserer Republik hat nur annähernde Solidar- beiträge erbracht! Kalter So- zialneid ist stets das erbärmli- che Eingeständnis einer ver- fehlten Lebensplanung.

Dr. med. Wolfhart Priesack, Städtisches Krankenhaus, Chirurgische Klinik, Chemnitzstraße 33, 24116 Kiel Wir möchten auf das Buch von Walter Kannengießer: „In eigener Verantwor- tung – Die berufsständischen Versor- gungswerke und ihre Arbeitsgemein- schaften“, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Berufsständischer Versorgungseinrichtungen e.V. (ABV), hinweisen, das im Asgard-Verlag Dr.

Werner Hippe GmbH, Sankt Augustin,

erschienen ist.

Abrechnung

Zur sicheren Handhabung der Pati- entenkarte:

Zwei Vorschläge

Bei all den Diskussionen um eine größere Einbindung des Patienten in die Leistungsab- rechnung des Arztes und um eine sicherere Kartenhandha- bung zwei Vorschläge, die sehr preiswert, ohne größeren Ver- waltungsaufwand machbar, aber wahrscheinlich zu ein- fach sind (schaffen leider kei- ne neuen Verwaltungsstellen):

Die Krankenkasse ver- schickt an ihre Patienten am Quartalsende eine Gesamt- rechnung aller Behandlun- gen und lässt diese vom Pati- enten gegenzeichnen. Ver- waltungsaufwand minimal, Kosten gering, keine zusätzli- che Belastung des Leistungs- erbringers.

Alle Patienten legen bei der Erstbehandlung beim Arzt ihren Personalausweis vor (gekoppelt an die Ziffer 1), dessen Nummer von der Arzthelferin notiert wird.

Verwaltungsaufwand mini- mal, keine neuen Karten, sehr sichere Methode.

Dr. med. Hans-Joachim Clavien, Ofener Straße 35, 26121 Oldenburg

Schnellschnitte

Zur Benutzung von Einsatzzeichen bei Fahrten wegen Probeentnah- men zur Pathologie:

Kontraindiziert

Von unserem Hause draußen vor der Stadt aus lassen wir die Schnellschnit- te und Probeentnahmen über viele Kilometer mit dem Taxi transportieren.

Nun erfahre ich durch Zu- fall, dass in hiesigem Stadt- gebiet die Schnellschnitte teils mit Einsatzzeichen ge- fahren werden. Angesichts einer deutlich erhöhten Un- fallrate der Fahrten mit Ein- satzzeichen gegenüber einer Normalfahrt (1 zu 8 bis 1 zu 10) erscheint mir die Nut- zung der Einsatzzeichen, wie in vielen anderen Fällen, kontraindiziert. Nicht ein- mal die Lärmbelastung lässt sich rechtfertigen.

Die einzige medizinische In- dikation sehe ich im unge- duldig wartenden Chirurgen und dem gelangweilten Anästhesisten. Die reicht aber meines

Erachtens nicht aus, um Menschenleben zu riskieren.

Am Ort haben wir unter Ein- satzzeichen in den letzten Jahren mehrere schwere Un- fälle auch mit Personenscha- den verzeichnen müssen, so- dass die Anordnung einer je- den Einsatzfahrt durch Ärzte oder deren Hilfspersonal ei- ner sorgfältigen Überlegung wert ist.

Die Länge der Narkose kann es nicht sein, wird doch eine besonders weiche und vor- sichtige Ausleitung derselben immer mit einer Verlänge- rung der Anästhesie verbun- den sein. Zudem ist die War- tezeit auf den Chirurgen, un- terschiedlich je nach Haus, dem Zeitgewinn durch Ein- satzzeichen durchaus zu ver- gleichen.

Kennt jemand valide Indi- kationen, unter denen Schnellschnitte mit Einsatz- zeichen zu transportieren sind?

Jochen Brinkmann, Knollstraße 65, 49088 Osnabrück

Referenzen

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