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Archiv "Körperbilder: Pietro Lorenzetti (um 1280–1348) – Der Schmerzensmann" (09.05.2014)

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[56] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 19

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9. Mai 2014

S C H L U S S P U N K T

KÖRPERBILDER: PIETRO LORENZETTI (UM 1280–1348)

Der Schmerzensmann

W

ie müssen Bilder von erlittener physischer Ge- walt aussehen, um gleichzeitig realistisch zu sein und anzurühren? Dies sei eine Frage, die in der abendländischen Kunst erst durch das Christentum bildwürdig geworden sei, erklärt der katholische Theo- loge Prof. Dr. Reinhard Hoeps. So habe zuvor die grie- chische Antike der Integrität des Körpers größten Wert beigemessen. Da seit Anfang des 14. Jahrhunderts im religiösen Leben die Meditation über die Marter Christi eine zunehmend wichtige Rolle spielte, gewann auch deren Darstellung an Bedeutung. Dabei entwickelte sich ein neuer Bildtypus, die Imago pietatis. Ein be - sonders beeindruckendes Beispiel ist „Christus als Schmerzensmann“ des Sieneser Malers der italieni- schen Frührenaissance, Pietro Lorenzetti. Für Hoeps

„ein Andachtsbild, das den Betrachter unmittelbar in das grausame Geschehen hineinziehen soll. Die Wunde selbst wird auf einmal zum Bildprinzip.“

Zu diesem Thema hat der Münsteraner Theologe ge- meinsam mit dem Bochumer Kunsthistoriker Prof. Dr.

Richard Hoppe-Sailer eine faszinierende Ausstellung realisiert: Darin stehen spätmittelalterliche Leidens - imaginationen in einem überraschend geistesverwand- ten Dialog mit Kunstwerken der Moderne und Gegen-

wart zu Verletzung und Gewalt. Eines der ältesten Ex- ponate ist der Schmerzensmann, ursprünglich die rech- te Tafel eines Dyptichons, eines zweiteiligen Hausaltär- chens. Mit seinem Bruder Ambrogio gehörte Pietro Lo- renzetti in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu den Meistern der Malschule von Siena, die unter dem Ein- fluss Giottos und Duccios europäischen Rang erlangt hatte.

In den Bildern und Fresken Pietro Lorenzettis ver- bindet sich die religiöse Thematik mit einer menschli- chen Dimension. In bis dahin nicht üblicher Natürlich- keit malte er den Gesichtsausdruck seines Jesus, der den Betrachter unmittelbar berührt. Diese Wirkung ver- stärkte der Künstler durch einen Trompe-l’Œil-Effekt:

Die plastisch anmutende Einfassung des dunklen Hin- tergrunds sorgt für Bildtiefe, weckt Assoziationen an einen Sarkophag. „Dadurch wird visuelle Präsenz er- zeugt“, so Hoeps. „Schmerz und Körperlichkeit sind in höchster Intensität gegenwärtig.“ Sabine Schuchart

Pietro Lorenzetti: „Christus als Schmerzensmann“, um 1340, Tempera auf Holz, 35,3 × 26 cm:

Der tote Christus erscheint als Halbfigur in einer gemalten Rahmennische – den Kopf seitwärts gesenkt, Augen und Mund leicht geöffnet, die herabhängenden Hände vor dem Leib verschränkt. Blut fließt aus den Wundmalen auf den Handrücken und zwi- schen den rechten Rippen.

© Lindenau-Museum Altenburg; Foto: Bernd Sinterhauf

LITERATUR:

„Deine Wunden: Passionsimaginationen in christlicher Bildtradition und Bildkonzepte in der Kunst der Moderne“, Ausstellungskatalog, 280 Sei- ten, Kerber 2014; 38 Euro (Museumsshop: 28,50 Euro)

AUSSTELLUNG:

„Deine Wunden“

Situation Kunst (für Max Imdahl), Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Nevelstraße 29 c, Bochum;

www.ruhrkunst- museen.com;

Mi./Do./Fr. 14–18, Sa./So. 12–18 Uhr;

bis 31. August

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