Ravensburger Obstbau- seminar
1 Autor:
Martin Kockerols
Am 8. März 2007 fand in Ravensburg/Deutschland das jährliche Obstbauseminar statt. Von besonderem Interesse waren die Vorträge der beiden deutschen Züchter Hartmut Jacob, Geisenheim und Walter Hartmann, Hohenheim und ein Bericht über die Feuerbrandsituation im deutschen Bodenseeraum.
Geisenheimer Säulenbäume
Ausführlich berichtete Jacob über das Columnar Apple Tree Systems (CATS). Bei CATS handelt es sich um Säu- lenbäume, die keine Seitentriebe, sondern nur Fruchspies- se bilden. Es werden stärkere Unterlagen wie M 26 und MM 106 empfohlen. Der Ertrag kann bei 6000 Bäumen pro Hektar je nach Standort zwischen 60 und 90 t/ha liegen.
Die Vorteile gegenüber Standardanpflanzungen sind nach Jacob zahlreich. Die Standzeit ist länger, eine Vollbegrü- nung ist ab dem 4. Jahr möglich und die Ausfärbung ist verbessert. Der grösste Vorteil ist aber der sehr geringe Schnitt- und Pflegeaufwand. Grössere Investitionen wur- den in der Praxis bislang allerdings nur im Mostobstanbau getätigt. Eine Verbesserung der derzeitigen Sorten wird demnächst die 3. Zuchtgeneration mit verbesserten Fruchtqualitäten und ausreichenden Krankheitsresistenzen sein.
Feuerbrand in der deutschen Bodenseeregion
Esther Moltmann, Landwirtschaftlichen Technologiezent- rum (LTZ) Augustenberg, berichtete über die momentane Feuerbrandsituation im Bodenseeraum. In den letzten Jahren gab es keine weiteren flächendeckenden Befunde.
Gründe dafür waren nicht nur das Roden von alten Birn- bäumen und die Verfügbarkeit des Antibiotikums Strepto- mycin, sondern auch die geringe Anzahl von Infektionsta- gen. Streptomycin darf nach wie vor per Ausnahmege- nehmigung verwendet werden. So wurde in den letzten Jahren jährlich gut ein Viertel der Fläche Baden- Württem- bergs behandelt. Vorraussetzung dafür war in der Vergan- genheit eine ausgiebige Prüfung alternativer Mittel. Ein adäquater Ersatz konnte allerdings bisher nicht gefunden werden. Die Wirkung des Hefeprodukts «Blossom Protect»
ist bei einer Behandlung zwei Tage vor der Infektion zwar recht gut, als Folge tritt jedoch bei einigen Sorten Beros- tung auf.
Zwetschgenzüchtung in Hohenheim
Walter Hartmann, Uni Hohenheim, berichtete über den aktuellen Stand der Zwetschgenzüchtung in Hohenheim, deren Zukunft sowie über viel versprechende Selektionen der frühen, mittleren und späten Reifeperiode. Die meisten Frühsorten entstanden zuletzt durch die Kreuzung von Katinka u Hanita. Die neuen Selektionen zeichnen sich durch einen hervorragenden Geschmack aus. Allerdings ist das Ertragspotenzial sehr hoch, sodass wie bei vielen neuen Sorten eine Ausdünnung notwendig ist. Bezüglich Sharka ist bisher die resistente Sorte Jojo der Stan- dard.Jojo ist hypersensibel gegenüber Sharka, das heisst befallene Stellen werden sofort isoliert und sterben mit- samt dem Virus ab. Inzwischen gibt es auch weitere hy- persensible Selektionen mit hohem Ertragspotenzial und gutem Geschmack. In Weihenstephan wird die Zwetsch- genzüchtung in Zukunft unter Michael Neumüller mit dem Schwerpunkt Sharkaresistenz weitergeführt.
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