• Keine Ergebnisse gefunden

15. Dezember 1994 - 15. Januar 1995], Stuttgart 1994, (o.S.)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "15. Dezember 1994 - 15. Januar 1995], Stuttgart 1994, (o.S.) "

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Hans Dieter Huber 1953 geboren in München, lebt in Mannheim

„Ich sehe was, was du nicht siehst“

Gespräch zwischen Manfred Lepold, Hans Dieter Huber und Heinz Possert am 18. 11. 1994 in Mannheim

Manfred Lepold: Ja, Hans Dieter - was war eigentlich dein Motiv, mitzumachen, nachdem ich dich gefragt hatte, ob du interessiert bist? Was ist dein Interesse an der Grup­

penausstellung gewesen?

Hans Dieter Huber: Also, ich hab’ ja bereits in den 80er Jahren viel mit anderen Künstlern, Musikern und Schriftstel­

lern zusammengearbeitet. Von daher ist mir Zusammen­

arbeit geläufig; und ich arbeite immer noch lieber mit ande­

ren zusammen als alleine.

Heinz Possert: Also, den Vorsprung, den der Hans Dieter aufgrund seiner Erfahrungen in den 80er Jahren hat, den kann ich nicht vorweisen. Für mich ist das ein Experiment;

irgendwo bis zu einem gewissen Grade auch ein Abenteuer.

Von daher bin ich sehr gespannt. Die Vorbereitungen für diese Gruppenausstellung waren doch sehr aufwendig.

Aber ich habe diese Zeit sehr zu schätzen gelernt.

Manfred Lepold: Ich glaube, die Ausstellung ist ja auch so etwas wie ein konzeptioneller Kompromiß. Es ist keine Arbeit, die zu dritt realisiert wurde, sondern es sind Expo­

nate, die jeweils aus den Ateliers der Beteiligten ausge­

wählt wurden.

Hans Dieter Huber: Aber wir haben diese Auswahl zu dritt realisiert, insofern ist es auch kein Kompromiß. Also da würde ich schon widersprechen.

Manfred Lepold

1954 geboren in Kuppenheim, lebt in Neuenbürg

Manfred Lepold: Ja, Kompromiß ist vielleicht das falsche Wort, aber es ist eben nicht die radikale Gruppenarbeit, die von Anfang bis Ende gemeinsam realisiert wurde. Die Arbei­

ten wurden ja aus den jeweiligen Beständen aufgewählt.

Heinz Possert: Es hat sich so ergeben, daß man die Arbeiten des anderen im Atelier entdeckt hat. Über das Gespräch sind Zusammenhänge zwischen den Arbeiten erkennbar geworden, die der Autor des Werkes so nicht gesehen hat. Und auf diese Weise haben wir versucht, die­

sen blinden Fleck vor der eigenen Arbeit aufzuheben, und darauf aufmerksam zu machen, daß es diesen Fleck gibt.

Hans Dieter Huber: Deshalb haben wir die Sache ja auch Ich sehe was, das du nicht siehst genannt, um eben darauf hinzuweisen, daß diese Gruppensituation Wahrnehmungs­

möglichkeiten eröffnet hat, die dem einzelnen vor seiner Arbeit verschlossen geblieben wären.

Manfred Lepold: Also, ich habe etwas daraus gelernt. Ein­

mal durch die Auswahl der Exponate, wie diese mit den anderen interagieren, und zum zweiten, weil ich auch gezwungen war zu argumentieren. Ich konnte mich zwar auf die Ebene des Gefühls und des Instinktes verlassen, aber ich war durch die Zusammenarbeit gewungen, das auch begrifflich zu fassen.

Heinz Possert: Und genau diese Rechtfertigung hat zur Folge, daß man sich wirklich ernsthaft mit der eigenen Arbeit auseinandersetzt, anstatt nur im stillen „Kämmerlein“

zu „produzieren“, mit wenig Aussicht auf Resonanz und auf Dialog mit anderen Leuten. Das hat mich schon interessiert an der Geschichte.

Originalveröffentlichung in: Acht Gruppen – Acht Räume [Ausst.- Kat.: Württembergischer Kunstverein Stuttgart,

15. Dezember 1994 - 15. Januar 1995], Stuttgart 1994, (o.S.)

(2)

Heinz Possert 1957 geboren in Graz, lebt in Neubärental

Hans Dieter Huber: Ich halte dieses Produzieren im stillen Kämmerlein, historisch gesehen, sowieso für überholt, weil es auf einem Künstlerbegriff des 19. Jahrhunderts fußt, der Künstler als Boheme und als einsames Genie. Diesen Künstlerbegriff halte ich für das nächste Jahrhundert nicht mehr für tragfähig.

Heinz Possert: Er ist vielleicht nicht tragfähig, aber so ist die Situation im Moment.

Hans Dieter Huber: Und das ist ja auch eine Krisensituati­

on der Kunst. Deswegen machen sie ja auch eine Ausstel­

lung mit dem Titel „Künstlergruppen“, weil das den Leuten wahrscheinlich langsam dämmert, daß dieser Begriff des Künstlers, der alleine arbeitet, sozusagen für die Zukunft nicht weiter perpetuierbar ist.

Heinz Possert: Aber vielleicht ist gerade in solchen Zei­

ten, wo man sagt, jetzt ist nichts los, am meisten los. Also, da fängt es an loszugehen. Eben in Gruppen zu arbeiten und nicht als Einzelkämpfer.

Hans Dieter Huber: Genau, ja.

Heinz Possert: Über Gruppen bewegt sich was.

Hans Dieter Huber: Jetzt im Moment ist nichts los, aber in Wirklichkeit bereitet sich das Neue schon vor. Sagen wir mal, unter dem Teppich. Und ich denke, das braucht viel­

leicht noch ein paar Jahre, um sichtbar zu werden, was sich da vorbereitet.

die Exponate ohne Namensnennung auf; nur mit Titel, Ent­

stehungsjahr, Technik und Maßangaben versehen.

Heinz Possert: Zeugt dieses bewußte Anonymhalten der einzelnen Arbeit nicht von einer großen Unsicherheit gegenüber dem eigenen Werk? Wie beurteile ich denn meine Arbeit und wie die meiner Kollegen?

Hans Dieter Huber: Aber ich würde es nicht Unsicherheit nennen, ich würde es Ent-Auratisierung nennen. Denn indem wir den Namen von dem Werk wegnehmen, wird das Werk als solches leichter beobachtbar. Es hängt nicht mehr an einer bestimmten Person oder an einem großen Namen dran. Das ist ja das Entscheidende, was Elaine Sturtevant in ihrer Arbeit aufgezeigt hat. Und daß wir diesen Namen weggenommen haben, ist ja wiederum auch ein Zeichen dafür, daß wir eben ganz klar sagen: Der einzelne ist in die­

ser Situation nicht so wichtig.

Heinz Possert: Das Ganze tendiert eben dazu, diesen Ego-Trip zu überdenken. Das nimmt ja zuweilen schreck­

liche Ausmaße an.

Manfred Lepold: Unser Beitrag wäre demzufolge als Resultat eines Gespräches zu verstehen, nämlich individuel­

le Beiträge bewußt in einen erweiterten Zusammenhang zu stellen.

Transskription des Gesprächs: Uschi Pinner

Manfred Lepold: In unserer Ausstellung tauchen ja auch

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Von Erich Bifkenhauer^Se- kretär des seinerzeitigen KPD-Cnels Inal- mann, über Hans Kippenberger, Chef des Militärapparates der KPD, bis hin zu Kres- zentia Mühsam, Ehefrau

Di ie Frage, ob Pferde denken können, I ist absurd. Und doch läßt sich nicht abstreiten, daß es Pferde gibt, die eine erstaunliche Intelligenz besitzen. So ein Pferd befand sich

Rechtzeitige Anmeldungen unter Angabe von Vor- und Zunamen, Geburtsdatum und ge- nauer Anschrift an die KV Westfalen- Lippe, Landesstelle (obige Anschrift), Telefon 02 31/94 32-2

Wenn wir uns ferner vorstellen, dass der Blick des Mannes vielleicht etwas nach unten gerichtet sein könnte, erkennen wir, dass in dieser Anordnung sowohl eine andere räumliche

Das heißt, wenn ich sage: sie sind drin, dann heißt das, daß ich die Antwort, die ich selbst gebe als Beobachter, nach außen projiziere und sie als eine Eigenschaft dem

Das Papier spielt weiter mit, die Maschine spielt weiter mit, der Kassettenrecorder spielt weiter mit, der Kaffee spielt weiter mit, das Feuerzeug spielt weiter mit, die

Weil die älteren Filmemacher nichts rrehr zeigen (nach Obigem verständlicherweise) crler weil die Jün;Jeren zu faul sind, sich Über ihre Tradition zu informieren,

“the actual world” we mean — as we agreed a moment ago — everything that was, is, or will be the case, it follows that by “another possible world” we do not mean some