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Archiv "„Märchen 2005“: Verborgene Schätze" (12.11.2004)

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W

er kennt sie nicht:

die Märchen aus der Kinderzeit, von El- tern oder Großeltern vorgele- sen oder erzählt? Ob klassi- sche Volksmärchen, wie die der Gebrüder Grimm, die auf einer mündlichen Erzähltra- dition beruhen, oder so ge- nannte Kunstmärchen zum Beispiel von Wilhelm Hauff oder dem dänischen Mär- chendichter Hans Christian Andersen – sie alle haben ge- meinsam, dass sie den Zuhö- rer verzaubern und in eine magische Welt entführen.

Dort greifen übernatürliche Mächte ins Alltagsleben ein, Pflanzen, Tiere und Gestirne können sprechen und sind dem Menschen gleichgestellt.

Tiere in Menschengestalt oder verwunschene Men- schen in Tier- beziehungswei- se Pflanzengestalt sind ebenso selbstverständlicher Bestand- teil des Märchens wie Riesen, Zwerge, Drachen, Feen, He- xen und Zauberer.

Alter und Herkunft des Märchens, das ursprünglich der Unterhaltung Erwachse- ner diente, sind umstritten. Die ältesten heute bekannten For- men stammen aus dem Orient, Ägypten, aus der griechischen und römischen Antike.

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er Ursprung der Erzähl- sammlung „Tausendund- eine Nacht“ – der in Europa bekanntesten Sammlung ori- entalischer Märchen – liegt, soweit man heute weiß, in In- dien zur Zeit um Christi Ge- burt. Erst spät im ersten Jahr- tausend gelangte sie über Per- sien nach Arabien, wo sie lan- ge ohne weitere Bedeutung blieb. Im frühen Mittelalter wurden diese Erzählungen dann von Seefahrern, Pilgern, Kaufleuten und später auch durch die Kreuzfahrer nach Europa gebracht, wo sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts in französischer Übersetzung erstmals als „Tausendundeine Nacht“ Furore machten und eine regelrechte „Orientmo- de“ auslösten.

Den ersten Versuch einer umfassenden, systematischen Sammlung dessen, „was das

Volk erzählt“, unternahmen die Brüder Jakob und Wil- helm Grimm, deren Hauptin- teresse dem volkskundlichen und nicht etwa dem erzähleri- schen Aspekt galt. Etwa 40 Personen steuerten Ge- schichten zu dieser Samm- lung bei.

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ie Kinder- und Hausmär- chen hielten ihren welt- weiten Einzug in die Kinder- zimmer dann erstmals im 20.

Jahrhundert, wo man ihnen große pädagogische Bedeu- tung zuschrieb, und zwar

hauptsächlich wegen ihrer Nähe zum kindlichen animi- stischen Denken und Welt- bild.

Doch nicht nur die Pädago- gik, auch andere wissenschaft- liche Disziplinen entdeckten das Märchen für sich. So geht zum Beispiel die Psychologie davon aus, dass die magische Welt der Märchen dem Kind helfen kann, seine Erlebnis- welt voller Ängste und Ag- gressionen zu bewältigen.

Märchen werden als Projekti- on von Wünschen und Äng-

sten des Menschen aufgefasst.

Der Schweizer Psychologe und Psychiater C. G. Jung ver- stand Märchen als Ausdruck des kollektiven Unbewussten.

Für den in Göttingen lehren- den Gehirnforscher Gerald Hüther vermittelt das Mär- chen den Kindern eine Art Urvertrauen.

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er Paderborner Theolo- ge und Psychotherapeut Eugen Drewermann hinge- gen ist davon überzeugt, dass nicht nur Kinder, sondern ge- rade Erwachsene der Mär- chen bedürfen: „Wer ein Mär- chen liest, nimmt sich selbst bei der Hand und steigt Stufe um Stufe in einen Brunnen herab“, sagt Drewermann.

Und dort in der Tiefe begeg- net er all den Schätzen, „die ihm stets verborgen und ver- boten wurden, die er aber er- ringen muss, um wirklich zu sein“.

Und für den Erfurter Mär- chenerzähler Andreas vom Rothenbarth stellen Märchen eine Lebensphilosophie dar:

ihre Bedeutung liege darin, dass man sich gegenseitig noch etwas zu erzählen habe.

Die Sprachvielfalt und das reiche Vokabular der Mär- chen (die Grimmschen Texte weisen annähernd 20 000 ver- schiedene Wörter auf) wirke auf die kleinen Zuhörer, und die knappe bildhafte Sprache fordere pausenlos die Fanta- sie heraus.

W

elche Bedeutung man den Märchen auch zu- billigen mag – es kann nicht schaden, den neuen Holz- schnittkalender „Märchen 2005“, der jeden Monat mit seinen schwarz-weißen Bil- dern in eine andere Mär- chenwelt entführt, zum An- lass zu nehmen, wieder ein- mal zu einem Märchenbuch zu greifen. Susanne Schöning V A R I A

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 101⏐⏐Heft 46⏐⏐12. November 2004 AA3119

„Märchen 2005“

V ERBORGENE S CHÄTZE

Jeden Monat entführt der Holzschnittkalender in eine neue Märchenwelt.

Der Holzschnittkalender „Märchen 2005“erscheint im November. Motive: Das Tor zur Märchenwelt/Die Schneekönigin/Von dem Fischer un syner Fru/Die Gänse- magd/Die drei Federn/Die kluge Bauerntochter/Schnee- weißchen und Rosenrot/ Daumesdick/Die Regentrude/Der Ei- senhans/Die sieben Raben/Die Bremer Stadtmusikanten/Frau Holle. Original-Holzschnitte in limitierter und nummerierter Auflage. Anzahl: circa 400 Stück. Ringbindung, Größe:

34,5 cm x 23,5 cm. Preis: 21 Euro zuzüglich 3,50 Euro Ver- sandkosten. Die Drucke 1 bis 20 erscheinen als De-luxe-Aus- gabe auf Bütten-Papier mit Textbeilagen, jedes Blatt hand- signiert. Preis: 40 Euro zuzüglich 3,50 Euro Versandkosten.

Bezug: Werkstatt am Küppel, Anne Schöning, Sparbrod 9, 36129 Gersfeld/Rhön. Telefon: 0 66 54/79 99. Außerdem sind Holzschnitt-Grußkarten mit verschiedenen weihnachtli- chen und anderen Motiven erhältlich. ) Feuilleton

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