Zur Foitbildung Aktuelle Medizin Bakterielle Lektine
bei Salmonella und Escherichia coli, von Carrier-Proteinen für metabolisierbare Kohlenhydrate (wie bei E. coli) über Anheftungs- vermittler (orale Aktinomyceten und Streptokokken bei der Karies- entstehung) bis hin zu den hoch- potenten bakteriellen Toxinen vom Typ des Cholera- und des Diphtherietoxins.
Obwohl ohne diese Lektine in vie- len Fällen eine Infektion gar nicht möglich sein dürfte, da das Bakte- rium sich weder anheften noch ei- nen Metabolismus aufbauen kann, und obwohl ferner, wie bei Vibrio cholerae und Corynebacterium diphtheriae, ohne die Lektin-To- xin-Wirkung der Pathogenitätsfak- tor entfällt, ist es bislang noch nicht gelungen, durch eine geziel- te pharmakologische Störung die- ser Mechanismen eine antiinfek- tiöse Therapie zu betreiben. Es bleibt aber zu hoffen, daß - künftig eine neue Gruppe antibiotisch wir- kender Pharmaka gefunden wird, welche entweder die Bildung oder das Funktionieren der für die In- fektion notwendigen Lektine un- terbindet.
Außerdem spielen bakterielle Lek- tine bei dem Pilus-induzierten Genaustausch zwischen Bakterien eine entscheidende Rolle.
In diesem Zusammenhang ist er- wähnenswert, daß man auch in umgekehrter Weise mit pflanzli- chen, tierischen, aber auch mit bakteriellen Lektinen die verschie- denen Zuckerstrukturen von Bak- terienoberflächen „abtasten"
kann, was nicht nur zu einer zu- sätzlichen Klassifizierung dieser Mikroorganismen führt, sondern die Möglichkeit eröffnet, mit Hilfe der Lektin-Affinitätschromatogra- phie einzelne Bestandteile der Bak- terienzellmembran zu isolieren.
Literatur beim Sonderdruck Anschrift für die Verfasser:
Professor Dr. med.
Gerhard Uhlenbruck
Medizinische Universitätsklinik Kerpener Straße 15
5000 Köln 41
FÜR SIE GELESEN
Erhöhtes Leukämierisiko nach Behandlung
des Ovarialkarzinoms mit alkylierenden Substanzen
Bei der Beurteilung der leukämo- genen Potenz alkylierender Zyto- statika ist die Langzeitbeobach- tung von Patienten mit Ovarialkar- zinomen von besonderer Bedeu- tung, da hier keine intrinsische Prädisposition zur akuten Leuk- ämie vorliegt. Greene und Mitar- beiter haben Daten von fünf nord- amerikanischen Studien zur Be- handlung des Ovarialkarzinoms zusammengetragen. Von 1399 Frauen waren 998 in ,verschiede- nen Stadien des Ovarialkarzinoms mit alkylierenden Substanzen behandelt worden. Von diesen er- krankten 12 an einer akuten nicht- lymphatischen Leukämie (ANLL) bei einer statistisch erwarteten An- zahl von 0,11. Die an ANLL er- krankten Patienten waren über ei- nen längeren Zeitraum mit größe- ren Dosen Melphalan (10) bzw.
Chlorambucil (2) behandelt wor- den. Die Dauer vom Behandlungs- beginn bis zum Auftreten der ANLL betrug 27 bis 83 Monate. In 10 Fällen ging eine präleukämi- sche Phase voraus. Alleinige oder in Kombination mit der Chemothe- rapie durchgeführte Radiothera- pie beeinflußte das Leukämierisi- ko nicht erkennbar. Nach Ansicht der Autoren sollte dieses Ergebnis den Einsatz der genannten Sub- stanzen bei der Behandlung des Ovarialkarzinoms nicht verhin- dern, da ein eventueller, keines- wegs sicherer, später Tod an Leukämie einem sicheren frühen Tod am Ovarialkarzinom vorzuzie- hen sei. Es sollten jedoch Konse- quenzen gezogen werden bei der Konzeption von adjuvanten Thera- piestudien, bei denen ein größerer Anteil Langzeitüberleber zu erwar- ten ist. Hrm
Greene, M. H., et al.: Acute Nonlymphocytic Leukemia after Therapy with Alkylating Agents for Ovarian Cancer: A Study of Five Ran- domized Clinical Trials, N. Engl. J. Med. 307 (1982) 1416-1421, Environmental Epidemiolo- gy Branch, National Cancer Institute, Landow 4C-18, Bethesda, MD 20205
Intrauterinpessar führt unter Umständen zu einer Steigerung der Spontanaborthäufigkeit
Sind bei der Diagnose „Schwan- gerschaft" die Fäden eines In- trauterinpessars (IUP) im Zervikal- kanal sichtbar, so ist der IUP zu entfernen. Dafür gibt es zwei Gründe:
1. Die Spontanaborthäufigkeit steigt von 20 Prozent auf 55 Pro- zent, wenn das IUP belassen wird, und
2. besteht ein erhöhtes Infektions- und Sepsisrisiko.
Sind die Fäden nicht mehr sicht- bar, so kann der IUP belassen wer- den; wegen des hohen Risikos für Mutter und Kind ist die Patientin jedoch genau aufzuklären. Besser ist auch hier die Entfernung unter hysteroskopischer Kontrolle. Da- bei kann beurteilt werden, ob die Gravidität erhalten werden kann oder nicht. Fieberhafte Verläufe oder Komplikationen wurden nicht beobachtet. In vielen Fällen ist die Schwangerschaft zu erhal- ten. Eine sorgfältige Überwa- chung im Sinne einer Risikogravi- dität ist jedoch erforderlich. See
Schweppe, K. W.; Wagner, H.; Beller, F. K.: Zur Diagnostik und Therapie okkulter Intrauterin- pessare bei eingetretener Schwangerschaft, Gebh. u. Frauenheilk. 42 (1982) 829-832, Univ.-Frauenklinik Münster, Domagkstr. 11, 4000 Münster
Ergänzende Mitteilung
Aktuelle Fragen der Hygiene
Bei der Veröffentlichung des Edi- torials „Aktuelle Fragen der Hygie- ne", Heft 48/1982, Ausgaben A, B und C, Seite 38 ff., ist der Name des Zweitautors nicht genannt worden. Autoren der Arbeit sind
Professor Dr. med. Hans-Werner Schlipköter und Professor Dr.
med. Ludwig Grün, beide Institut für Hygiene der Universität Düssel- dorf, Gurlittstraße 53. DÄ 32 Heft 5 vom 4. Februar 1983 80. Jahraanq DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A