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Hitlers Gleichschaltung - der Weg von der Demokratie zur Diktatur

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20./21. Jahrhundert • Beitrag 31

2von 28 Gleichschaltung (Klasse 9) VI

Rund um die Reihe

Warum wir das Thema behandeln

Die Gleichschaltung in den Jahren 1933/34 war ein wichtiges Mittel der nationalsozialistischen Politik zur Siche- rung der Macht und zur Anpassung aller staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen an die nationalsozialis- tische Ideologie. Ein Ereignis, an dem die Nationalsozialisten wahrscheinlich nicht unschuldig waren, bot ihnen eine günstige Gelegenheit, ein Gesetz zu erlassen, das ihnen Rechtfertigung für gewaltsame Übergriffe und Terror bot: der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933. Mithilfe des Ermächtigungsgesetzes schuf Hitler schließ- lich die Voraussetzungen für seine Diktatur und damit für die Gleichschaltung. Die Vorgänge 1933/34 machten die Schwächen der Weimarer Verfassung deutlich. Sie zeigen, wie einfach es war, demokratische Strukturen auszuhebeln und das Volk zu manipulieren.

Was Sie zum Thema wissen müssen

Der Begriff der Gleichschaltung

„Gleichschaltung“ bezeichnet einen von den Nationalsozialisten eingeleiteten Prozess der Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens. Ziel der Gleichschaltung war es, bis 1934 den als Zerrissen- heit verstandenen Pluralismus in Staat und Gesellschaft aufzuheben sowie alle Bürger des Landes durch ein Netz von Organisationen an die Partei zu binden und so jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken.

Die Aufhebung von Grundrechten

Als am 27. Februar 1933 der Reichstag in Flammen stand, veränderten sich die politischen Bedingungen in Deutschland schlagartig. Am Folgetag wurde vom Kabinett die dem Innenminister Wilhelm Frick vorgelegte

„Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“, die sogenannte „Reichstagsbrandverordnung“, einstimmig verab- schiedet und von Reichspräsident Paul von Hindenburg unterzeichnet. Auf Grundlage von Artikel 48 der Wei- marer Verfassung setzte sie alle verfassungsmäßigen Grundrechte außer Kraft und ermöglichte dem NS-Regi- me, eine Welle von Unterdrückungsmaßnahmen gegen Oppositionelle ins Rollen zu bringen – besonders ge- gen Kommunisten, die für den Brand verantwortlich gemacht wurden. Die Verordnung erlaubte nicht nur das grundlose Verhaften politischer Gegner, sondern auch das Verbot kritischer Zeitungen sowie die Beschlagnah- mung des Vermögens oppositioneller Organisationen.

Am 5. März 1933 wurde ein neuer Reichstag gewählt. Obwohl es der NSDAP gelungen war, viele Abgeordne- te und führende Mitglieder der linken Parteien in Schutzhaft zu nehmen oder durch gezielten Terror in den Untergrund zu treiben, erlebte sie eine Niederlage: Mit nur 43,9 % verfehlte sie die absolute Mehrheit deutlich.

Aus diesem Grund wurden am 8. März auf Basis der Reichstagsbrandverordnung die Stimmen der KPD, die immerhin 12,3 % erhalten hatte, annulliert und ihre Mandate entzogen. Die NSDAP selbst ging eine Koalition mit der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (ehemals DNVP) ein, um ihre parlamentarische Mehrheit zu sichern.

Die Beseitigung des Rechtsstaates und die Aufhebung der Gewaltenteilung

Am 21. März 1933, genau 62 Jahre nach der ersten Reichstagssitzung des Kaiserreichs, eröffneten die Natio- nalsozialisten den ersten Reichstag nach der Machtübernahme. Zwar war der Reichstag in Berlin durch den Brand verwüstet, doch gab es auch noch einen anderen Grund, Potsdam für diese denkwürdige Zeremonie auszuwählen: Die Stadt galt als Traditionsort preußischer Geschichte und sollte ein Symbol für die Verbindung

„vom alten und neuen Deutschland“ werden. Ziel war es, das Dritte Reich als legitimen Nachfolger des Kaiser- reichs zu präsentieren.

Zwei Tage nach dem sogenannten „Tag von Potsdam“ legte der Reichskanzler Adolf Hitler das „Gesetz zur Be- hebung der Not von Volk und Reich“ zur Abstimmung vor. Das Gesetz sollte es der Regierung möglich machen, ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat sowie ohne Gegenzeichnung des Reichspräsidenten Gesetze zu

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erlassen. Da dieses Vorhaben jedoch verfassungswidrig war, wurde eine Zweidrittelmehrheit des Parlaments für die entsprechende Verfassungsänderung benötigt.

Hitler gelang es, die Parteien der bürgerlichen Mitte von seinen guten Absichten zu überzeugen, und erhielt ih- re Zustimmung. Bei der folgenden Abstimmung, die unter den sichtbaren Drohgebärden der im Reichstag auf- marschierten SA (Sturmabteilung) stattfand, trauten sich lediglich 94 Abgeordnete, der Vorlage zu widerspre- chen. Diese stammten alle aus der SPD. Die Mitglieder der KPD durften nicht abstimmen, da sie bereits durch das Reichstagsbrandgesetz entmachtet worden waren. Mit 444 Stimmen wurde das sogenannte „Ermächti- gungsgesetz“ verabschiedet, das bis zum Ende des NS-Regimes im Mai 1945 rechtliche Grundlage deutscher Gesetzgebung blieb.

Die Gleichschaltung

Gleichzeitig setzten die Nationalsozialisten den Prozess der Gleichschaltung der Länder um, bei dem deren tra- ditionelle Selbstständigkeit beseitigt wurde. Ziel dieser Maßnahme war die Entfernung aller regimekritischen Minister und Landtagsabgeordneten sowie eine strikte Zentralisierung aller staatlichen Machtbefugnisse.

Den Abschluss des Prozesses stellte das am 31. März 1933 verabschiedete „Vorläufige Gesetz zur Gleichschal- tung der Länder mit dem Reich“ dar, das – zusammen mit dem sieben Tage später ebenfalls bewilligten „Zweiten Gesetz“ – darauf ausgerichtet war, alle Minister, Abgeordneten und höheren Staatsbeamten aus ihren Ämtern zu entfernen oder gar umzubringen, die nicht der NSDAP angehörten.

Außer den administrativen und rechtlichen Maßnahmen beinhaltete die Gleichschaltung auch brutalen Straß- enterror. Die Reichstagsbrandverordnung garantierte dem NS-Re gime freie Hand bei der Verfolgung von Op- positionellen, was insbesondere Funktionäre der KPD und der SPD zu spüren bekamen. Da sie sich von der Übermacht und dem Terror der NSDAP erdrückt fühlten, resignierten die Mitglieder der Parteien. In der Folge lösten sich sämtliche Parteien bis Anfang Juli 1933 selbst auf und wurden verboten. Bis Ende Juni 1933 wurden die Gewerkschaften ebenfalls zerschlagen beziehungsweise in die neu gegründete Deutsche Arbeitsfront (DAF) eingegliedert.

Systematisch wurden nach und nach Andersdenkende und Juden aus dem öffentlichen Leben verbannt, ihre Kunst als „entartet“ gebrandmarkt und verboten, ihre Werke verbrannt. Die so erreichte, teils erzwungene, teils freiwillige Anpassung ermöglichte der NSDAP eine nahezu vollständige Kontrolle aller gesellschaftlichen Berei- che. Nicht nur Vereine und Organisationen, sondern auch Presse, Film und Rundfunk waren gleichgeschaltet und wurden als Mittel zur Beeinflussung eingesetzt.

Die Ausschaltung der SA und das Bündnis mit der Reichswehr

Eine der von den Nazis ins Leben gerufenen Organisationen war die Sturmabteilung, die sogenannte SA. Die- se paramilitärische Gruppierung der NSDAP hatte eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der Nationalsozialis- ten gespielt und verzeichnete im Frühjahr 1934 bereits rund 4 Millionen Mitglieder. Stabschef der SA war der ehemalige Offizier Ernst Röhm, der jedoch – im Gegensatz zu anderen einflussreichen NSDAP-Funktionären – die Meinung vertrat, die Revolution sei noch nicht abgeschlossen. Daher müsse eine „zweite Revolution“ mit ei- ner radikalen sozialen Umgestaltung folgen. Die SA beabsichtigte er zur Volksmiliz auszubauen, in welche die alte Reichswehr eingegliedert werden sollte. Letztere protestierte jedoch entschieden gegen diese Idee.

Hitler sprach sich für die Reichswehr und gegen die eher als „Schlägertruppe“ bekannte SA aus. Gegen Röhm und seine sozialrevolutionären Vorstellungen sprach sein Machtanspruch, der ihn zum innerparteilichen Rivalen Heinrich Himmlers und Hermann Görings machte. Sie waren es letztendlich auch, die Hitler nicht nur bestärkten, statt der SA die Reichswehr zu einer modernen Armee auszubauen, sondern die die SS auch veranlassten, Be- weise über einen bevorstehenden Putsch der SA zu fingieren.

Daraufhin ließ Adolf Hitler am 30. Juni 1934 die gesamte SA-Führung durch SS-Einheiten liquidieren. Der Reichswehr gelang es, sich der Gunst Hitlers zu versichern, indem Reichskriegsminister Werner von Blomberg noch am Todestag von Reichspräsident Paul von Hindenburg die Vereidigung der Reichswehr auf die Person des

„Führers und Reichskanzlers“ – wie Hitler sich nach der Verschmelzung der Ämter des Regierungschefs und Reichspräsidenten nannte – anordnete.

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Material Verlauf Checkliste

M 4

M 5–M 11

Das Ermächtigungsgesetz von 1933

Lesen eines Textes (EA) / Erklären des Ermächtigungsgesetzes (EA) / Nennen der Gründe für die mehrheitliche Zustimmung zu dem Ge- setz (EA) / Diskutieren einer These (Pl)

Die Gleichschaltung – Aufgabenblatt / Die Gleichschaltung der Län- der / Die Gleichschaltung der Parteien / Die Gleichschaltung der Ge- werkschaften / Die Gleichschaltung der Medien / Die Gleichschal- tung des kulturellen und öffentlichen Lebens / Die Gleichschaltung der Kirchen

Lesen eines Textes (GA) / Begriffserklärung (GA) / Erstellen einer Mindmap (GA) / Zusatzaufgaben: Beantworten von Fragen zum Text oder Internetrecherche (GA)

M 4 im Klassensatz

M 5 im Klassensatz M 6–M 11 in Grup- penstärke, Plakate, Stifte, Tesa u. Ä., Internetzugang

Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler können das Ermächtigungsgesetz erklären und die Gleichschal- tung erläutern.

Stunden 2/3 Die Anpassung aller staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen

Material Verlauf Checkliste

M 12 Der Röhm-Putsch

Lesen eines Textes (EA) / Erklären, worin die Gefahr „Ernst Röhm“ für die NS bestand (EA) / Erläutern, warum der Putsch zur Gleichschal- tung gehörte (EA)

M 12 im Klassensatz

Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler verstehen den Verlauf und die Hintergründe des Röhm-Putsches.

Stunde 4 Der letzte Schritt zur Gleichschaltung

Abkürzungen: EA= Einzelarbeit; GA= Gruppenarbeit; Pl= Plenum

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Die Reihe im Überblick

Stunde 1: Der Reichstagsbrand – Zufall oder Brandstiftung?

M 1 (Bd) Der Reichstag in Flammen

M 2 (Tx) Der Reichstagsbrand – eine günstige Gelegenheit, Gruppe 1 M 3 (Fo) Der Reichstagsbrand – eine günstige Gelegenheit, Gruppe 2

Stunden 2/3: Die Anpassung aller staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen M 4 (Tx) Das Ermächtigungsgesetz von 1933

M 5 (Tx) Die Gleichschaltung – Aufgabenblatt M 6 (Tx) Die Gleichschaltung der Länder M 7 (Tx) Die Gleichschaltung der Parteien

M 8 (Tx) Die Gleichschaltung der Gewerkschaften M 9 (Tx) Die Gleichschaltung der Medien

M 10 (Tx) Die Gleichschaltung des kulturellen und öffentlichen Lebens M 11 (Tx) Die Gleichschaltung der Kirchen

Stunde 4: Der letzte Schritt zur Gleichschaltung M 12 (Tx) Der Röhm-Putsch

Lernerfolgskontrolle

M 13 (Lk) Teste dein Wissen! – Hitlers Gleichschaltung M 14 (Tx) Von A bis Z – das Wichtigste auf einen Blick

Abkürzungen: Bd= Bild, Foto; Fo= Farbfolie; Lk= Lernerfolgskontrolle; Tx= Text

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M 1 Der Reichstag in Flammen

Am 27. Februar 1933 brannte der Reichstag in Berlin lichterloh. Wer war der Brandstifter? War er ein Einzeltäter oder handelte er im Auftrag? Was hatte die NSDAP, die Nationalsozialistische Arbeiterpartei, davon?

Aufgaben

1. Beschreibe das Bild.

© picture-alliance / akg-images

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M 3 Der Reichstagsbrand – eine günstige Gelegenheit

Findet mehr darüber heraus, warum der Reichstagsbrand eine günstige Gelegenheit für die Nationalsozialisten war. Schaut euch dazu das folgende Wahlplakat genau an.

Wahlplakat der NSDAP zu den Reichstagswahlen 1933

Aufgaben

1. Das Wahlplakat ist in altdeutscher Schrift geschrieben. „Übersetzt“ das Plakat.

© picture alliance/akg-images

Begriffe:

Kommunisten/Kommunismus= Ideologie mit dem folgenden Ziel: Alle Erzeugnisse und Produktionsmittel sind das gemeinsame Eigentum aller Staatsbürger; Klassengegensätze werden überwunden; Wirtschafts- und Sozialordnung werden zentral gelenkt

jemandem den roten Hahn aufs Dach setzen= sein Haus anzünden

Gruppe 2

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Das Ermächtigungsgesetz von 1933 M 4

Zur endgültigen Durchsetzung ihrer Alleinherrschaft mussten die Nationalsozialisten andere Regierungsorgane wie das Parlament ausschalten. Das gelang ihnen mithilfe des sogenannten „Ermächtigungsgesetzes“.

Da der Reichstag in Berlin noch in Trümmern lag, wurde die Reichstagssitzung am 21. März 1933 in Potsdam eröffnet. Der neue Propagandaminister Joseph Goebbels hatte den Ort mit Bedacht ge- wählt: Genau 62 Jahre zuvor war das erste Parlament des Deutschen Kaiserreichs an diesem Ort eröff- net worden. Ziel war es, das Dritte Reich als legitimen Nachfolger des Deutschen Kaiserreichs zu prä- sentieren. Das Kaiserreich war 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkrieges untergegangen.

Mitglieder der KPD waren bei dem Ereignis am 21. März nicht anwesend. Ihre Mandate waren mithil- fe der Reichstagsbrandverordnung drei Tage nach der Reichstagswahl außer Kraft gesetzt worden.

Viele der Abgeordneten waren bereits in Konzentrationslagern inhaftiert.

Am 23. März legten die Nationalsozialisten dem Reichstag das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ zur Abstimmung vor. Das Gesetz wurde besser bekannt unter dem Namen „Er- mächtigungsgesetz“. Es befähigte die Regierung, Gesetze ohne die Zustimmung von Reichstag, Reichsrat und Reichspräsident zu verabschieden. Um das Ermächtigungsgesetz zu verabschieden, brauchte Hitler allerdings die Zweidrittelmehrheit des Reichstages.

Seit die NSDAP bei den Wahlen 288 von 647 Sitzen gewinnen konn- te, versuchte Hitler, durch falsche Versprechen und Einschüchterung die anderen Reichstagsmitglieder zu beeinflussen.

Das Ermächtigungsgesetz wurde schließlich mit 444 zu 94 Stimmen verabschiedet. Die Gegenstimmen kamen alle aus der SPD. Sie hatten der Bedrohung durch die im Reichs- tag aufmarschierte SA (Sturm - abteilung) widerstanden.

Zunächst wurde das Gesetz für vier Jahre beschlossen. Doch es wurde 1937, 1939 und 1943 erneuert.

Es bildete die Grundlage für die deutsche Gesetzgebung bis Mai 1945, dem Ende des Zweiten Welt- krieges.

Text nach: Katrin Kremer.

Aufgaben

1. Erkläre in eigenen Worten, was das Ermächtigungsgesetz war.

2. Nenne die Gründe, warum es Hitler gelang, dass die Mehrheit der Abgeordneten für das Gesetz stimmte.

3. Erklärt und diskutiert im Plenum die Aussage: „Der Reichstag schaffte sich selbst ab.“

Wusstest du schon, …

dass Ermächtigungsgesetze in der Weimarer Republik gar keine Seltenheit waren? Mit einem solchen Gesetz erteilte das Parlament der Regierung besondere Rechte. Allerdings nur für eine bestimmte Zeit. Der Reichstag konnte das Gesetz jederzeit aufheben und es verletzte keine Grundrechte. Das Ermächtigungsgesetz vom 24.

© picture alliance/akg-images

23. März 1933 – die SA marschiert zur Reichstagssitzung

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M 5 Die Gleichschaltung – Aufgabenblatt

Die nachfolgenden Texte zum Thema „Gleichschaltung“ bearbeitet ihr in verschiedenen Gruppen.

Aufgaben für alle Gruppen 1. Lest euren jeweiligen Text.

2. Erklärt in zwei bis drei Sätzen, was „Gleichschaltung“ in eurem Text bedeutet.

3. Erstellt eine Mindmap zum Thema „Gleichschaltung _____ _____________________“.

4. Formuliert am Ende zusammen mit den anderen Gruppen eine allgemeine Definition von „Gleichschaltung“.

Zusatzaufgabe „Die Gleichschaltung der Länder“ (M 6)

Erklärt, warum es bei der Durchsetzung der Gleichschaltungsgesetze im Text heißt: „mit Ausnahme Preu- ßens“.

Zusatzaufgabe „Die Gleichschaltung der Parteien“ (M 7)

Geht auf folgende Internetseite. Nennt die Parteien, die es in der Weimarer Republik gab. Erklärt, welcher Partei die Mitglieder der Zentrumspartei nach dem Zweiten Weltkrieg beitraten.

http://www.zeitklicks.de/weimarer-republik/zeitklicks/zeit/politik/die-parteien/

Zusatzaufgabe „Die Gleichschaltung der Gewerkschaften“ (M 8)

Geht auf folgende Internetseite. Zählt auf, welche Freizeitaktivitäten die Organisation „Kraft durch Freude“ außer den Kreuzfahrten noch anbot.

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ns-organisationen/kraft-durch-freude.html

Zusatzaufgabe „Die Gleichschaltung der Medien“ (M 9)

Geht auf folgende Internetseite. Erklärt, wie man im Nationalsozialismus trotz Gleichschaltung an kri- tische und wahre Nachrichten kommen konnte.

http://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/propaganda/im-ganz-normalen-le- ben/zeitungen/

Zusatzaufgabe „Die Gleichschaltung des kulturellen und öffentlichen Lebens“ (M 10) Lest die Informationen über Erich Kästner und erklärt, warum seine Bücher verbrannt wurden.

Zusatzaufgabe „Die Gleichschaltung der Kirchen“ (M 11) Geht auf folgende Internetseite. Erläutert, was der Arierparagraf war.

http://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/politik/begriffe/arierparagraph/

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M 9 Die Gleichschaltung der Medien

Das Ziel der Nationalsozialisten war die sogenannte „Gleichschaltung“. Lest den Text und findet heraus, was

„Gleichschaltung“ bedeutete und welche Folgen sie für das Land und die Menschen hatte.

Nach der Machtübernahme Hitlers war es das oberste Ziel des nationalsozialistischen Regimes, alle Bereiche des öffentlichen und privaten Le- bens der Bevölkerung zu durchdringen. Be- sonders Goebbels sah in den Medien das effektiv- ste Mittel, die öffentliche Meinung zu beeinflus- sen und jenes Ziel damit zu erreichen.

Anfang 1933 waren die meisten Zeitungen kri- tisch gegenüber den Nationalsozialisten einge- stellt. Doch sie unterschätzten das Regime. Als die NSDAP am 5. März 1933 begann, Journalis- ten zu terrorisieren und physischzu attackieren, war es bereits zu spät, eine Opposition aufzubau- en. Viele Journalisten wurden eliminiert, inhaf- tiert oder ins Exilgezwungen.

Am 13. März wurde das „Ministerium für Propa- ganda und Volksaufklärung“ unter der Leitung von Joseph Goebbels gegründet. Goebbels führte die Gleichschaltung der Medien in drei Stufen durch: 1. gesetzlich, 2. wirtschaftlich und 3. in- haltlich:

1. Die Reichstagsbrandverordnung hatte die Pressefreiheit bereits im Februar 1933 beseitigt. Im April erklärte sich der „Verband der deutschen Zeitungsverleger“ (VDZV) mit der NSDAP solida- risch. Es wurde sofort entschieden, dass Juden und Kommunisten vom Verband ausgeschlossen werden sollten. Ein am 4. Oktober verabschiedetes Gesetz regelte die Mitgliedschaft im Verband und unterstellte ihn direkt der NS-Regierung.

2. Gesetze im Mai und im Juli 1933 erlaubten die Beschlagnahmung von Einrichtungen kommunisti- scher und sozialdemokratischer Verlagshäuser. Andere Verlage wurden gleichgeschaltet und dem Ministerium für Propaganda unterstellt.

3. Außerdem kontrollierten die Nationalsozialisten den Inhalt der Veröffentlichungen. Sie schrieben der Presse einerseits vor, was sie schreiben sollte, und kontrollierten andererseits, was geschrieben wurde. Das oberste Ziel der Medien sollte nicht mehr sein, sachlich zu informieren, sondern die Menschen im Sinne der NS-Ideologie zu beeinflussen.

Text nach: Katrin Kremer.

Begriffe:

Regime= eine diktatorische, undemokratische Regierung physisch= körperlich

eliminiert= umgebracht

Exil= im Ausland lebend aufgrund von Ausweisung, Verbannung, Vertreibung oder politischer Verfolgung solidarisch= verbunden

Altphilologie= Wissenschaft von alten Sprachen und Kulturen

Bundesarchiv, Bild 146-1968-101-20A/Heinrich Hoffmann/ Wikimedia Commens/CC-BY-SA 3.0, www.wikimedia.org

Joseph Goebbels … wurde 1897 im Rheinland geboren. Er studierte Ger- manistik, Altphilologie und Geschichte. Er promovierte bei einem jüdischen Profes- sor. Nach dem Studium ver- suchte er vergeblich, eine Stelle als Journalist oder am

Theater zu bekommen. Auch jüdische Verlagshäu- ser lehnten ihn ab.

Ab 1924 war er Anhänger der NSDAP. 1933 wurde er schließlich Leiter des „Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda“.

Am 1. Mai 1945 begingen er und seine Frau nach der eigenhändigen Ermordung ihrer sechs Kinder Selbstmord.

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Die Gleichschaltung des kulturellen und öffentlichen Lebens M 10

Das Ziel der Nationalsozialisten war die sogenannte „Gleichschaltung“. Lest den Text und findet heraus, was

„Gleichschaltung“ bedeutete und welche Folgen sie für das Land und die Menschen hatte.

Das ultimative Ziel des nationalsozialistischen Regimes war die Durchdringung aller Lebensbereiche. Bürger- rechte gab es nicht mehr. Jeder Deutsche sollte sein Le- ben in den Dienst des totalitären Staates stellen. Um das zu erreichen, wurde jeder gezwungen, einer der zahlrei- chen nationalsozialistischen Organisationen wie der Hit- lerjugend (HJ) oder der NS-Frauenschaft (NSF) beizu- treten. Sowohl das Bildungssystem wie auch die Freizeit- beschäftigungen wurden streng kontrolliert. Es war kaum möglich, dem Einfluss des Regimes zu entkom- men.

Alle Mitglieder von NS-Organisationen mussten Uniformen tragen. Dadurch sollten alle gesell- schaftlichen Unterschiede der Mitglieder ausgelöscht und der Teamgeist gestärkt werden. Weigerte man sich, die Uniform zu tragen, konnte das schlimme Folgen haben.

Teil des Plans, die Individualität der Menschen zu beseiti- gen, war auch, sie von Büchern von Autoren fernzuhalten, die nicht der nationalsozialistischen Ideologieentsprachen.

Am 10. Mai 1933 fanden in ganz Deutschland erste Bücher- verbrennungen statt. Tausende von „undeutschen“ Bü- chern wurden Opfer der Flammen. In der Nacht vom 10.

Mai demonstrierten nationalsozialistische Studenten in Fa- ckelumzügen „wider den undeutschen Geist“. In Berlin versammelten sich zwischen 40 000 und 80 000 Menschen auf dem Opernplatz, um die sogenannte „Feuerrede“ von Propagandaminister Joseph Goebbels zu hören. Die Bü- cher, die Opfer der Flammen wurden, waren keineswegs nur Bücher jüdischer Autoren. Es waren z. B. auch Bücher von Thomas Mann oder Erich Kästner darunter.

Am 22. September wurde die Reichskulturkammer gegrün- det. Sie sollte die Kontrolle über das kulturelle Leben in Deutschland gewinnen und für arischeKunst werben, die

der nationalsozialistischen Ideologie entsprach. Alle Künstler wurden dazu gezwungen, der Reichs- kulturkammer beizutreten und einen Ariernachweiszu erbringen. Wurde man abgelehnt, war das das künstlerische Aus. Juden und Kommunisten wurden als „entartet“ bezeichnet. Ihnen war es nicht er- laubt, als Künstler tätig zu sein. Sie wurden somit ins Exilgezwungen.

Text nach: Katrin Kremer.

Begriffe:

Regime= eine diktatorische, undemokratische Regierung Ideologie= Weltanschauung

arisch= im NS: deutsch

Ariernachweis= Nachweis, dass in den letzten fünf Generationen der Familie alle deutscher Abstammung waren Exil= im Ausland lebend aufgrund von Ausweisung, Verbannung, Vertreibung oder politischer Verfolgung

Bundesarchiv, Bild 102-14597/Georg Pahl/Wikimedia Commens/CC-BY-SA 3.0, www.wikimedia.org

Erich Kästner …

wurde 1899 in Dresden in einem sozial- demokratischen Elternhaus geboren. Zu seinen Freunden zählten zeitlebens Kom- munisten und Juden. Aufgrund seiner Er- lebnisse im Kaiserreich und als Soldat im Ersten Weltkrieg war Kästner ein Geg- ner von hierarchischen Strukturen. Dem Militär gegenüber war er feindlich ge- sinnt. In seinen Gedichten und Büchern spottete er über Obrigkeiten und vertrat moderne Ansichten. Seine Kinderbücher vertraten einen selbstkritischen, individu- alistischen Erziehungsstil. Erich Kästner starb 1974 in München.

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M 13 Teste dein Wissen! – Hitlers Gleichschaltung

Während der Nürnberger Kundgebung im September 1934 erklärte Hitler Folgendes:

Quelle: Michaelis, Herbert/Schraepler, Ernst (Hrsg.): Ursachen und Folgen vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuord- nung Deutschlands in der Gegenwart. Eine Urkunden- und Dokumentensammlung zur Zeitgeschichte. Band 9: Das Dritte Reich. Die Zertrümmerung des Parteienstaates und die Grundlegung der Diktatur. Sonderausgabe für die Staats- und Kommunalbehörden sowie für Schulen und Bibliotheken. Berlin:

Dokumenten-Verlag Wendler 1964, S. 318.

Begriffe:

Kongress des Sieges = Bezeichnung der NS für ihre Reichsparteitage in Nürnberg ab 1923 nachhaltig= dauerhaft; lange wirksam

Aufgaben

1. Erkläre, was das Ermächtigungsgesetz war.

2. Definiere den Begriff „Gleichschaltung“ und nenne drei Beispiele.

3. Lies Hitlers Worte von der Nürnberger Kundgebung 1934. Begründe, warum Hitler hinsichtlich der Ereig- nisse 1933/34 von einer „nationalsozialistischen Revolution“ spricht.

[…] Zwei Erkenntnisse wollen wir als geschichtliche Tatsachen werten:

1. Das Jahr vom September 1933 bis zum September 1934 brachte die endgültige Festigung der national- sozialistischen Macht in Deutschland. Der Kongress des Sieges war der Beginn eines Verfolgungskamp- fes, in dessen Verlauf von uns eine feindliche Stel- lung nach der anderen aufgebrochen und eingenom- men wurde.

2. Dieser selbe Zeitraum war aber für die nationalso- zialistische Staatsführung zugleich ein Jahr gewal- tiger konstruktiver und produktiver Arbeit. Daraus ergibt sich eine notwendige und unzweifelhafte Feststellung: Die nationalsozialistische Revolution ist als revolutionärer, machtmäßiger Vorgang abge- schlossen!

Sie hat als Revolution restlos erfüllt, was von ihr er- hofft werden konnte. […]

Eine Revolution …

ist eine nachhaltigeund grundlegende strukturelle Veränderung eines Systems, die sich meist in sehr kurzer Zeit voll- zieht. Sie kann friedlich oder gewalt- sam erfolgen.

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