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Irseer Gespräch „Nachhaltigkeit - Impulse aus der Enzyklika Laudato Si"

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1 Irseer Gespräche 2017

Erklärung zur Nachhaltigkeit – Impulse der Enzyklika „Laudato Si“

Präambel

In der Enzyklika „Laudato Si - über die Sorge für das gemeinsame Haus“ von Papst Franziskus widmet sich 2015 erstmals in einer eigenen Enzyklika das Oberhaupt der katholischen Kirche ausführlich und in klarer, konkreter Sprache dem Thema Umwelt.

Der Papst formuliert das Postulat einer „ganzheitlichen Ökologie“, die auch soziale und entwicklungspolitische Dimensionen mit einbezieht.

Eine aktuelle Definition von Nachhaltigkeit ist die des Rates für Nachhaltige Entwicklung von 2003: „Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen.“ Dieses „Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit“ drückt eine Gleichrangigkeit der drei Schwerpunkte Soziales, Ökologie und Ökonomie aus. Das Säulenmodell ist aber zu statisch, denn es besteht eine Wechselwirkung zwischen den 3 „Säulen“: wird das Ökosystem zerstört und können auch keine Leistungen im Bereich Ökonomie und Soziales mehr erbracht werden. Es ist daher besser von einem Zieldreieck der Nachhaltigkeit zu sprechen, wobei die Ökologie die Basis des Dreiecks darstellt, die erhalten bleiben muss – sonst stürzen die beiden Flanken Ökonomie und Soziales ein.

Die Enzyklika „Laudato Si - über die Sorge für das gemeinsame Haus“

Papst Franziskus präsentiert eine Kombination aus dem Aufbau von Bedrohungsszenarien, dem Aufzeigen von Ungerechtigkeiten und dem Infrage stellen unserer Wirtschaftssysteme. Die Enzyklika stellt konkrete Forderungen und bietet Lösungsansätze an. Sie verknüpft ökologische Fragen mit der sozialen Frage und der Gerechtigkeitsfrage. Neue Umweltbedingungen bedeuten für viele Menschen weltweit existenzielle Veränderungen. Das ist eine der zentralen Botschaften von "Laudato Si":

Es gibt nicht auf der einen Seite die Umweltverschmutzung und auf der anderen Seite Armut und Elend. Für Papst Franziskus ist die Menschheit eine globale Verantwortungsgemeinschaft. Die ökologische Frage und die soziale Frage gehören

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2 untrennbar zusammen, so dass Papst Franziskus sich indirekt für eine sozial- ökologische Marktwirtschaft ausspricht.

Es geht in der Enzyklika „Laudato Si“ nicht um den Schutz einer anonymen Umwelt.

Es geht um unsere Lebensgrundlage, um die „Mitwelt“ aller Menschen und Völker, die Schöpfung.

Die Grundbotschaft von Papst Franziskus spiegelt eine fundamentale Achtung vor dem Leben: Er fordert dazu auf, sich im Zeitalter des Anthropozens und der drohenden menschenverursachten Ausrottung der Vielfalt des Lebens für Natur und Umwelt einzusetzen und dabei kulturell und historisch geprägte Verschiedenheiten zwischen den Menschen aktiv zu überwinden.

Forderungen der Enzyklika (Auszug)

Konkret fordert die Enzyklika alle Menschen, insbesondere aber die Christenheit dazu auf, Verantwortung für die Erde zu übernehmen und Natur- und Umwelt zu schützen bzw. nachhaltig zu nutzen.

Sie stellt die Bedeutung der Erhaltung der Artenvielfalt als Ressource für die Menschheit, aber auch als Erhaltungsauftrag der Schöpfung mit einem Eigenwert heraus und beklagt den Rückgang von Wäldern und Wildnis.

Papst Franziskus richtet erstaunlich konkrete Forderungen zu umweltgerechtem Verhalten an Politik und Wirtschaft: Er betrachtet das Klima als Kollektivgut, welches von allen internationalen Akteuren geschützt werden muss. Er mahnt dringend zu einer Energiewende mit Erneuerbaren Energien, kritisiert den Emissionshandel und fordert auf, Energie zu sparen und Energiegenossenschaften zu bilden.

Weiter geht der Papst auf die globale Wasser- und Ernährungskrise ein, die in starkem Zusammenhang mit dem Klimawandel steht. Er benennt die konkreten Herausforderungen und sieht als Konsequenz die selbstverständliche Anerkennung von Geflüchteten, die aufgrund ökologischer Degradierung ihre Heimat verlassen mussten.

Die Enzyklika tritt für eine umfassende Nachhaltigkeit und das Vorsorgeprinzip ein.

Führt man diese Forderungen fort, ergibt sich daraus die Idee eines neuen Völkerrechts, das auf Kooperation statt Koexistenz setzt.

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3 Erklärung:

Die Teilnehmer des Irseer-Gesprächs 2017

 setzen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Weiterverbreitung der Botschaft der Enzyklika ein,

 fordern eine Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in allen Politikfeldern,

 mahnen ernsthafte Bemühungen der Bundesregierung an, um das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen – auch, um so

Fluchtursachen zu bekämpfen,

 befürworten eine sozial-ökologische Marktwirtschaft.

Gezeichnet:

Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger

Prof. Dr. Hubert Weiger

Vorsitzender Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Vorsitzender BUND Naturschutz in Bayern (BN)

Robert Antretter MdB a.D.

Ehrenvorsitzender der Bundesvereinigung Lebenshilfe

Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats a.D.

Dr. Stefan Raueiser

Leiter des Schwäbischen Bildungszentrums und Bildungswerks Irsee

Referenzen

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