• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Vorsorgemedizin im Abseits" (25.06.1981)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Vorsorgemedizin im Abseits" (25.06.1981)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Information:

Bericht und Meinung DER KOMMENTAR

Vorsorgemedizin im Abseits

Mächtig Staub aufgewirbelt hat ei- ne Fernsehsendung (ARD, am 20.

Mai 1981, 22.00 Uhr) mit dem pro- vozierenden Titel „Macht der Me- dizin" (Autor: Dr. med. Klaus Rentzsch). Die Meinungen, meist Negativkommentare und Vorein- genommenheiten gegen jede Art von Vorsorgemedizin, waren bunt gemixt. Geradezu ein Paradebei- spiel dafür, wie sich ein so kom- plexes Thema in 30 Minuten Sen- dezeit kaum ausgewogen und sachlich behandeln läßt. Die Ge- schäftsführung des Zentralinsti- tuts für die kassenärztliche Ver- sorgung (ZI), Köln, übersandte dem für die Ausstrahlung verant- wortlichen Sender, dem Norddeut- schen Rundfunk (NDR), einen kri- tischen Kommentar. Sein Tenor:

Es ist kaum zu bestreiten, daß das Medium Fernsehen eine öffentli- che Verantwortung hat. Unter die- sem Gesichtspunkt ist zu bedau- ern, daß es offenbar so etwas wie einen Wissenschaftlichen Beirat für Sachbeiträge des Abendpro- grammes nicht gibt. Andernfalls wäre es undenkbar, daß der Fern- sehbeitrag von Dr. med. Klaus Rentzsch in dieser Form gesendet worden wäre, zudem noch zu ei- ner Zeit, die einen maximalen Hö- rerkreis zu erreichen strebt.

Es ist gar nicht möglich, alle die Ungereimtheiten und auf den Kopf gestellten Aussagen dieses Films aufzuzählen. Zunächst spricht Rentzsch von „Vorsorge-Medi- zin", schlägt aber dann aus- schließlich auf die Krankheitsfrüh- erkennung ein. Während er diese Maßnahmen bei Schwangeren und Kleinkindern von jeder Kritik freistellt, verurteilt er rundheraus jedwedes Programm bei der Krebsfrüherkennung und bei der Bekämpfung chronischer Erkran- kungen des Kreislaufs.

Beiben wir beim Krebs. Rentzsch behauptet allen Ernstes, von der Mammographie sei man in der

Bundesrepublik wieder abgekom- men wegen damit verbundener Strahlenschäden. Die Mammogra- phie war bei uns nie offizieller Be- standteil des gesetzlichen Pro- gramms, sie ist allerdings eine un- erläßliche diagnostische Abklä- rungsmethode und darf als solche auf keinen Fall zum Gegenstand kollektiver Ängste gemacht wer- den.

Weiter: Rentzsch macht glauben, daß es viele Krebse gibt, die nie- mals gefährlich werden. Das ist bei bestimmten Frühstadien und bei bestimmten Organen, insbe- sondere der Prostata, zwar richtig, aber Rentzsch verschweigt die entscheidende Tatsache, daß eine solche Unterscheidung im Einzel- fall prospektiv gar nicht oder erst aufgrund feingeweblicher Unter- suchung getroffen werden kann.

Eine feingewebliche Untersu- chung setzt allerdings eine Früh- erkennungsmaßnahme voraus, denn man kann nicht allen Men- schen nur zum „Spaß" Gewebe entnehmen.

Auch dort, wo eine solche pro- spektive Unterscheidung nicht möglich ist, etwa bei bestimmten Frühformen des Zervixkrebses bei der Frau, ist hier die Alternative nicht, wie Rentzsch in einem wei- teren Diskussionsbeitrag das arme Publikum glauben macht, die tota- le Entfernung des Uterus, sondern die teilweise Entfernung befalle- ner Gewebebezirke. Falsch ist auch seine Behauptung, daß 20 Prozent aller Abstriche technisch unbrauchbar seien. Nach den ver- fügbaren Statistiken liegt diese Quote unter ein Prozent. Gemeint ist etwas ganz anderes: Unter Be- rücksichtigung verschiedenster Einflußfaktoren, zu denen zum Teil die Abstrichtechnik gehört, aber auch das Stadium und die Lage einer Veränderung, versagt die Abstrichmethode in bis zu 20 Prozent der Fälle. Vollends unver- ständlich war für Autor Rentzsch

wohl die Überlegung, daß eben deswegen die jährliche Wiederho- lung des Tests bei den sehr lang- sam fortschreitenden Veränderun- gen an der Zervix eine adäquate Methode ist, um die Sicherheit der gewünschten Aussage zu stei- gern.

Die kritische Verbesserung be- stimmter Einzelmaßnahmen des gesetzlichen Krebsfrüherken- nungsprogramms ist eine Angele- genheit, die zweifellos auch öf- fentliche Aufmerksamkeit ver- dient. So sehr euphorische Pro- paganda für gewisse Teile des Vorsorgeprogramms fehl am Plat- ze ist, so sehr schädlich ist ande- rerseits auch eine pauschale und zugleich konfuse Aburteilung durch halbverstehende Rezipien- ten, wie durch den Autor dieses Films geschehen. Eine negative Wirkung auf die Bevölkerung wird nicht ausbleiben. ZI/DÄ

BLÜTENLESE

Attest

Unter dem lebensfrohen Papst Paul IV. wurde den Reformen und Disziplinarbestimmungen des Trienter Konzils nur zö- gernd gefolgt. Aber schon 1566 folgte der finstere, aske- tisch-fromme Pius V. nach.

Der Historiker Ranke schreibt:

„. . es war ihm nicht genug, daß die Inquisition die neuen Verbrechen bestrafe: den al- ten von zehn und zwanzig Jahren ließ er nachforschen.

Man höre, mit welcher Schär- fe er auf die Handhabung der Kirchenzucht drang: ,Wir ver- bieten' — heißt es in einer sei- ner vielen Bullen — jedem Arzt, der zu einem bettlägeri- gen Kranken gerufen wird, denselben länger als drei Ta- ge zu besuchen, wofern er nicht alsdann eine Bescheini- gung erhält, daß der Kranke seine Sünden aufs neue ge- beichtet habe. — Dr. Fleiß

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 26 vom 25. Juni 1981 1281

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dient die Beschäftigung eines Arztes außerhalb des Hochschulbe- reichs seiner strukturierten Weiter- bildung zum Facharzt, dem Erwerb einer Anerkennung für einen Schwerpunkt

Das Walzeisenmaterial ist gleichmäßiger, zuverlässiger und bezüglich seiner Eigenschaften leichter zu kontrollieren als Gußeisen.. Auch haben gußeiserne "Säulen den Nachteil,

Das Walzeisenmaterial ist gleichmäßiger, zuverlässiger und bezüglich seiner Eigenschaften leichter zu kontrollieren als Gußeisen.. Auch haben gußeiserne "Säulen den Nachteil,

Das Walzeisenmaterial ist gleichmäßiger, zuverlässiger und bezüglich seiner Eigenschaften leichter zu kontrollieren als Gußeisen.. Auch haben gußeiserne "Säulen den Nachteil,

mites imaginaires. 4) Analyse df: Refractions astronomiques et terrestres.. 2) gundamenta nova Theoriae functionum ellipticarurn. 3) Prhcis d9une theorie des

Schon im alten Griechenland bestand Interesse an Methoden, mit denen durch Kurven begrenzte Flächen berechnet werden konnten.. Viele halten ihn für den größten

Ergänzen Sie die Textlücken im folgenden Satz durch Ankreuzen der jeweils richtigen Textbau- steine so, dass eine korrekte Aussage entsteht. Ein bestimmtes Integral kann als

lehrter ; — er treibe sie nach Grundsätzen; — er nehme Naturkunde und Mathematik zu Hülfe; — er mache Versuche und Entdeckungen; er sey auch in dieser Sphäre