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Archiv "Formaldehyd – Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer" (05.11.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Formaldehyd

Stellungnahme des

Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer

Im Jahre 1980 wurde berichtet, daß die Inhalation von Formalde- hyd in relativ hohen Konzentrationen bei einem hohen Prozentsatz exponierter Ratten zu Tumoren der Nasenhöhle führte (34). Dieses Ergebnis ist seitdem kontrovers diskutiert worden und hat eine Reihe weiterer Untersuchungen nach sich gezogen. Mehrere zu- sammenfassende Bewertungen haben sich mit dem Problem aus- einandergesetzt, ohne daß die internationale Diskussion bisher zu einer eindeutigen Beurteilung gekommen wäre (17, 20, 27, 31, 33).

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer beauftragte daher den ständigen Arbeitskreis „Gesundheitsschäden durch Umwelteinflüsse" gemeinsam mit Experten zu diesem Problem ei- ne Stellungnahme abzugeben.

Vorkommen und Anwendung

4.13■Imm

Formaldehyd wird im Säugeror- ganismus in kleinen Mengen als nor- males Stoffwechselprodukt gebildet und liegt dabei größtenteils in ge- bundener Form vor. Im mensch- lichen Blut wurden ca. 2 ppm be- stimmt (24). In anderen Untersu- chungen konnte trotz Kurzzeitexpo- sition keine Erhöhung im Blut fest- gestellt werden. Ein wesentlicher Teil des in der Außenluft nachweis- baren Formaldehyd stammt aus Au- toabgasen und Produkten anderer Verbrennungsprozesse; so ist er un- ter anderem auch ein Bestandteil des Tabakrauches (27). Formalde- hyd hat als sehr reaktive Verbindung in der Atmosphäre eine Halbwert- zeit von unter einer Stunde bis zu wenigen Stunden (10, 33).

Formaldehyd wurde bereits An- fang dieses Jahrhunderts in großen Mengen produziert. Er wird in er- ster Linie für die Herstellung von Kunstharzen und Kunststoffen ver- wendet. Aus einigen solcher Pro- dukte kann noch über lange Zeit Formaldehyd frei werden und zu ei- ner Luftbelastung in Innenräumen führen (27, 33). Im medizinischen Bereich dient Formaldehyd zur Fi- xierung von Geweben und wegen seiner hervorragenden bakteriziden und viruziden Wirkung zur Desin- fektion und Sterilisation.

Toxische Wirkungen

Unter den akuten Wirkungen stehen Reizerscheinungen der Schleimhäute im Vordergrund. In seltenen Fällen kann Formaldehyd, ein stechend riechendes Gas, von geruchsempfindlichen Personen ab 0,05 ppm (0,06 mg/m3) wahrgenom-

men werden; im allgemeinen liegt die Geruchsschwelle bei 1 ppm.

Schleimhautreizungen der Augen treten ab 0,3 bis 1,6 ppm (0,36 bis 1,9 mg/m3) auf und werden im Be- reich des Kehlkopfes ab 0,5 ppm (0,6 mg/m3) und der Atemwege ab 2 bis 3 ppm (2,4 bis 3,6 mg/m 3) als leichtes Stechen in Nase und Rachen empfunden; jedoch bestehen im niedrigen Konzentrationsbereich große individuelle Unterschiede in der subjektiven Reizempfindlich- keit. Bei chronischer Exposition sind außerdem Gewöhnungseffekte möglich (33). In Studien an freiwilli- gen Testpersonen konnten die Reiz- erscheinungen in Abhängigkeit von der Konzentration bestätigt werden.

Nach Beendigung der Exposition klingen die Symptome schnell ab (26, 37, 39).

Konzentrationen von 10 bis 20 ppm (12 bis 24 mg/m3) führen zu so- fortiger Atemstörung, starkem Hu- sten, Brennen in Nase und Rachen sowie starkem Tränenfluß; Konzen- trationen oberhalb 50 ppm (> 60 mg/m3 ) lösen Schleimhautnekrosen, Kehlkopfschwellung, Stimmritzen- krampf und Lungenödem aus (6, 22).

Bei akuter oraler Aufnahme tre- ten Reizungen und Schädigungen

der Schleimhäute des Gastrointesti- naltraktes auf. Die letale Dosis für Erwachsene wird mit ca. 60 ml einer 35- bis 40prozentigen Formaldehyd- lösung angegeben (23).

Einwirkungen wäßriger Lösun- gen von Formaldehyd können in Abhängigkeit von der Konzentra- tion und Einwirkungsdauer auf der Haut Reizungen und Koagulations- nekrosen hervorrufen (26).

Allergene Wirkung

IMMO

Allergische Reaktionen vom So- forttyp I im Bereich der Atemwege durch Inhalation von Formaldehyd sind nicht sicher belegt (31). Nach Exposition von Probanden gegen- über 1 ppm Formaldehyd fand sich weder eine Änderung der Atem- funktion noch wurden allergische Reaktionen ausgelöst (14).

Zur Induktion einer Kontaktal- lergie (Typ IV) kann es durch unmit- telbare Einwirkung von Formalde- hydlösungen einer Konzentrationvon mehr als 2 Prozent auf die Haut kom- men. Die Schwellenkonzentration

bei der epikutanen Reaktionsauslö-

sung

liegt bei 0,05 Prozent Form- aldehyd. Trotz der weiten Verbrei- tung des Stoffes sind durch Form- Dt. Ärztebl. 84, Heft 45, 5. November 1987 (53) A-3041

(2)

aldehyd bedingte allergische Kon- takt-Dermatitiden relativ selten (3, 25, 33). Die Sensibilisierungsquote für Formaldehyd bei Testpatienten, die wegen Allergieverdacht in meh- reren europäischen und außereuro- päischen Allergiezentren untersucht wurden, liegt derzeit bei ca. 2 Pro- zent (4). Bezogen auf die Allge- meinbevölkerung bedeutet dies we- niger als 2 von 10 000 Personen.

Reproduktionstoxizität

Hinweise auf reproduktions- schädigende Einflüsse von Formal- dehyd liegen nicht vor (31, 33).

Mutagenität

Als eine der möglichen Ursa- chen für die Induktion von Karzino- men bei Ratten wird eine gentoxi- sche Wirkung in Betracht gezogen.

Diese Vermutung gründet sich zum einen auf positive Befunde in In-vi- tro-Zelltransformationstests (8, 9, 29, 30) sowie vor allem auf Untersu- chungen zur Genotoxizität an Mi- kroorganismen und Zellkulturen (2, 27). So wurde gezeigt, daß Formal- dehyd in Mikroorganismen Punkt- mutationen auslöst, in Zellen des Säugers in vitro die „unscheduled"

DNA-Synthese erhöht, Schwester- Chromatid-Austausche (SCE) sowie strukturelle Chromosomenmutatio- nen induziert.

Diese in vitro erhobenen Befun- de stehen jedoch im Gegensatz zu Daten, die an in vivo exponierten Säugern erhoben wurden (16, 28).

Dabei war weder die „unschedul- ed" DNA-Synthese erhöht, noch wurden Mikrokerne und Chromoso- menmutationen in Zellen des Kno- chenmarks oder SCE in Lymphozy- ten induziert.

Die positiven Befunde in vitro werden auf das Fehlen formaldehyd- metabolisierender Enzyme in den Zellkultursystemen zurückgeführt (5). In vivo hingegen unterliegt Formaldehyd einer Biotransforma- tion (11) zur nichtmutagenen Amei- sensäure (5). Somit wird verständ- lich, daß nach In-vivo-Expositionen keine systemisch-genetischen Effek-

te auftreten (1, 35) und Keimzellmu- tationen auch nicht zu erwarten sind.

Es liegen allerdings Hinweise darauf vor, daß Formaldehydkon- zentrationen ab 2 ppm im respirato- rischen Epithel in vivo exponierter Ratten DNA-Protein-crosslinks in- duzieren (12). Es ist daher nicht aus- geschlossen, daß durch hohe Form- aldehydkonzentrationen in der nasa- len Mukosa Mutationen induziert werden. Die Frage einer lokal gen- toxischen Wirkung und ihrer Bedeu- tung für die Kanzerogenität bedarf daher einer weiteren Abklärung (33).

Kanzerogenität im Tierversuch

-1111111M11111

In zwei Versuchen an Ratten führte die Inhalation von 15 ppm (19 mg/m3) Formaldehyd über 5 x 6 Stunden pro Woche für zwei Jahre bei knapp 50 Prozent der Tiere zu bösartigen Tumoren des Nasenrau- mes (meist Plattenepithelkarzino- me). Bei einem der beiden Ratten- versuche wurden auch zwei niedrige- re Konzentrationen geprüft (2 und 5,6 ppm). In diesen beiden Gruppen konnte eine leicht erhöhte Tumor- häufigkeit, vorwiegend polyploide Adenome, gegenüber der Kontroll- gruppe festgestellt werden (Ratten mit Nasentumoren: 0 ppm — 2/232; 2 ppm — 8/236; 5,6 ppm — 8/235, davon 2 bösartig; 15 ppm — 113/232, davon 108 bösartig). Diese Ergebnisse zei- gen das Vorliegen steiler Dosis-Häu- figkeitsbeziehungen für die Verursa- chung bösartiger Tumoren. Sie wer- den mit der Hypothese erklärt, daß die durch Formaldehyd bedingte Ul- zeration der Nasenschleimhaut die notwendige Voraussetzung für die Tumorentstehung ist. In diesem Fal- le ist mit einem Schwellenwert zu rechnen. In einem in gleicher Weise mit Mäusen durchgeführten Versuch erwies sich Formaldehyd als weniger toxisch, und es traten nur bei zwei männlichen Mäusen der hohen Kon- zentration (15 ppm) Plattenepithel- Karzinome der Nasenhöhle auf (34).

Beim Goldhamster zeigte Form- aldehyd (10 ppm) unter ähnlichen Bedingungen keine kanzerogene

Wirkung (13). Nach subkutaner Ap- plikation an der Ratte war Formal- dehyd trotz der Injektion hoher, lo- kal-nekrotisierender Dosen (Ge- samtdosis: 2,1 g/kg) nur sehr schwach kanzerogen (36). Die ge- nannten Langzeit-Tierversuche sind nach Anlage, Durchführung und Er- gebnissen nicht geeignet, eine kan- zerogene Wirkung von Formaldehyd beim Menschen zu begründen.

Epidemiologische Studien zur Frage eines Krebsrisikos beim Menschen

dow■

In den letzten Jahren sind zahl- reiche epidemiologische Studien (vorwiegend Mortalitätsstudien) zur Frage einer krebserzeugenden Wir- kung von Formaldehyd beim Men- schen durchgeführt worden. Auch bei beruflich stark Exponierten (Ar- beiter an hochbelasteten Arbeits- plätzen) ist eine erhöhte Krebsrate in den Atemwegen (Nase, Neben- höhlen, Bronchien) bisher nicht nachzuweisen (38). Aus einigen Un- tersuchungen ergaben sich zwar ge- wisse Hinweise auf vermehrtes Auf- treten einzelner Tumortypen, je- doch waren oft Störgrößen nicht ausreichend kontrolliert oder die Fallzahlen zu gering, um daraus auf gesicherte Effekte schließen zu kön- nen (20). Das gilt auch für die größte zu dieser Thematik veröffentlichte Untersuchung an ca. 25 000 Perso- nen, die in der Industrie mehrjährig Formaldehyd ausgesetzt waren, bei der Tabakkonsum nicht berücksich- tigt worden ist (7).

Risiko-Abschätzung für das

krebserzeugende Potential

Im Gegensatz zum Menschen sind Nager obligatorische Nasenat- mer mit einem hochentwickelten Nasenfilter. Demzufolge wird be- sonders bei der Ratte bereits von der Nasenschleimhaut ein Großteil des in der Atemluft enthaltenen Formal- A-3042 (54) Dt. Ärztebl. 84, Heft 45, 5. November 1987

(3)

Gegenwärtig gelten in der Bundesrepublik Deutschland folgende Grenz- und Richt- werte:

Für Innenraumkonzentratio- nen:

0,1 ppm (0,12 mg/m3).

Dieser vom BGA empfoh- lene Richtwert für Dauerbela- stungen in Innenräumen soll sicherstellen, daß selbst mini- male Schadstoffmengen trotz häufig wiederholter oder lan- ger Einwirkung nicht zu ge- sundheitlichen Risiken führen (33).

Für Arbeitsplätze:

0,5 ppm (0,6 mg/rn 3). Der von der DFG-Kommission emp- fohlene MAK-Wert gilt seit 1987.

Expositionsspitzen-Begren- zung:

höchstens 1 ppm für maximal 5 Minuten und höchstens 8mal

pro Schicht; aufgrund tierex- perimenteller Ergebnisse wur- de Formaldehyd in Kategorie III B eingeordnet (im Tierex- periment begründeter Ver- dacht auf krebserzeugendes Potential) (15).

Für Kosmetika (aufgrund all- ergischer Reaktionen):

In Mundpflegemitteln 0,1 % Einsatz als Konservierungs- stoff (ausgenommen Mund- pflegemittel) 0,2 % In Nagelhärtern 5 % Deklarationspflicht ab 0,05 Prozent; über 0,2 Prozent in der Regel nicht erlaubt. Ver- gleichbare Vorschriften gelten für Wasch-, Reinigungs- und Pflegemittel (Deklaration ab 0,1 Prozent; Höchstkonzentra- tion 0,2 Prozent) (21).

Empfehlungen für den Arzt

A-3044 (56) Dt. Ärztebl. 84, Heft 45, 5. November 1987 dehyds absorbiert. Höhere Formal-

dehydkonzentrationen schädigen den Ziliarapparat und verhindern den Schleimfluß. Im Bereich der lo- kal entstehenden Läsionen wird eine Zellproliferation des Schleimhaut- epithels induziert. Zwar hat Formal- dehyd nur eine schwach mutagene Wirkung, aber auf dem Boden eines geschädigten Nasenhöhlenepithels könnten dadurch vermehrt DNA- Schäden manifest werden. Die Fra- ge einer lokalen gentoxischen Wir- kung und ihrer Bedeutung für die Kanzerogenität bedarf der weiteren Abklärung. Aus dem Vergleich mit anderen Applikationsarten ergibt sich, daß das Nasenhöhlenepithel der Ratte gegenüber einer lokal kan- zerogenen Wirkung hydrophiler Ga- se oder Dämpfe ganz besonders empfindlich ist. Vor diesem Hinter- grund ist die an der Nasenschleim- haut der Ratte stark kanzerogene Wirkung inhalativ aufgenommener

toxischer Formaldehydkonzentratio- nen zu sehen und das Risiko für den Menschen als wesentlich geringer einzuschätzen:

Die Dosis-Wirkungskurve ist in dem Inhalationsversuch an der Rat- te sehr steil und nicht linear; eine krebserzeugende Wirkung scheint unterhalb der lokal-toxischen Kon- zentration nicht mehr zu bestehen.

Insofern kann ein Schwellenwert für die krebserzeugende Wirkung in Betracht gezogen werden. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand scheint dieser mit der Schwellendo- sis für Ulzerationen übereinzustim- men. Diese liegt bei empfindlichen Spezies (Ratte, Affe) nach längerer Exposition bei etwa 1 ppm (= 1,2 mg/m3 [32, 34, 35]). Diese Hypothe- se eines Zusammenhangs zwischen Ulzeration und Kanzerogenität so- wie die Existenz eines Schwellen- wertes ist noch experimentell zu überprüfen.

Desinfektion und Sterilisation

Formaldehyd kann auch weiter- hin im medizinischen Bereich zur Sterilisation und Desinfektion sowie zur Fixierung von Geweben einge- setzt werden. In einer Fachkonfe- renz im März 1986 wurde festge- stellt, daß trotz bestimmter gesund- heitlicher Risiken Formaldehyd für die Flächendesinfektion in allen Be- reichen von Krankenhäusern, in de- nen eine bakterielle und virale In- fektionsgefährdung besteht, unver- zichtbar ist (19).

Um die Belastung mit Formäl- dehyd möglichst gering zu halten, sind Vorsichtsmaßnahmen zu beach- ten:

1

Hautkontakte mit Formalde-

• hydlösungen sollen wegen der sensibilisierenden Wirkung durch Tragen von Handschuhen vermie- den werden.

/ Desinfektion beziehungsweise Lt • Sterilisation von Geräten und Instrumenten sind bevorzugt durch thermische Verfahren zu bewirken.

Wenn thermische Verfahren nicht anwendbar sind oder nicht in geeig- neter Weise zur Verfügung stehen und deshalb Formaldehyd angewen- det werden soll, hat die Desinfek- tion von Instrumenten in geschlosse- nen Behältnissen zu erfolgen. Inku- batoren und Schlauchsysteme von Beatmungsgeräten sollten nicht mit Formaldehyd behandelt werden.

3

Zur Desinfektion von Wäsche

• sind thermische Desinfektions- waschverfahren zu bevorzugen. Die Bottich-Desinfektion von Wäsche in Formaldehydlösungen sollte auf we- nige Ausnahmen beschränkt wer- den. Hierbei muß der Bottich mit Deckel verschließbar sein. Beim Hantieren müssen Handschuhe ge- tragen werden (eventuell Atem- maske).

4

Die „Desinfektion" von Ma-

• tratzen durch Besprühen mit formaldehydhaltigen Mitteln ist ab-

(4)

7

Formalinbäder zum Fixieren

• von Gewebe oder ähnlichem sind in geschlossenen Behältern und/oder unter einem Abzug durch- zuführen. Gewebeschnitte sollten, wenn möglich, vor der mikroskopi- schen Betrachtung durch Wässern von überschüssigem Formaldehyd befreit werden.

Darüber hinaus wird auch auf die im Bundesgesundheitsblatt ver- öffentlichten Empfehlungen verwie- sen (18).

16.

17.

18.

zulehnen. Für Matratzen mit textiler Oberfläche kommt nur die Dampf- desinfektion als wirksames Verfah- ren in Betracht. Bei kunststoffbezo- genen Matratzen kann eine Wisch- desinfektion mit Formaldehydlösun- gen durchgeführt werden. Dabei ist für gute Lüftung des Raumes zu sor- gen.

5

Flächendesinfektion von

• Raumflächen oder an Einrich- tungsgegenständen ist als Wisch- oder Scheuerdesinfektion durchzu- führen. Das Besprühen von Flächen mit formaldehydhaltigen Mitteln soll sich auf schwer zugängliche Stellen 7.

beschränken Bei der Flächendesin- fektion sind Schutzhandschuhe zu tragen und Hilfsmittel zu verwen- den, die einen direkten Kontakt mit dem Desinfektionsmittel vermeiden helfen. Großflächige Desinfektions- maßnahmen, zum Beispiel in Labor- räumen, sind möglichst für die Zeit nach Arbeitsschluß oder vor Be- triebspausen anzusetzen. Müssen Desinfektionsmaßnahmen in beleg- ten Räumen durchgeführt werden, ist eine gute Belüftung unumgäng- lich.

10.

9.

6.

8.

5.

11.

6

Raumdesinfektionen durch

• Vernebeln oder Verdampfen von Formaldehydlösungen oder durch intensives Besprühen der Oberflächen mit Formaldehydlösun- gen sind auf seuchenhygienische Ausnahmesituationen (virusbeding- tes hämorrhagisches Fieber, Milz- 13.

brand, Sonderfälle von offener Tu- berkulose) zu beschränken. Turnus- mäßige Raumdesinfektionen, zum Beispiel in Intensivpflege- oder Operationsräumen, sind abzuleh-

nen.

1

15.

12.

14.

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Dt. Ärztebl. 84, Heft 45, 5. November 1987 (59) A-3045

(5)

Auch für Psychisch Kranke:

Patientennahe

und gemeindenahe Versorgung

Zu dem Editorial von Professor Dr. med.

Rainer Tölle in Heft 10/1987

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Mitglieder der Arbeitsgruppe Prof. Dr. rer. nat. A. Basler

Direktor des Max-v.-Pettenkofer-Instituts des Bundesgesundheitsamtes Berlin Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. H. M. Bolt Leiter der Abteilung Toxikologie und Ar- beitsmedizin, Institut für Arbeitsphysiolo- gie, Dortmund

Dr. rer. nat 0. J. Grundler

Gewerbehygiene und Toxikologie, BASF Ludwigshafen

Prof. Dr. med. F. Klaschka

Hautklinik und Poliklinik im Universitätskli- nikum Steglitz, Berlin

Prof. Dr. med. G. Lehnert

Direktor des Zentralinstituts für Arbeitsme- dizin der Universität Hamburg

Frau B. Molik

Medizinisches Institut für Umwelthygiene der Universität Düsseldorf

Prof. Dr. med. F. Pott

Leiter d. Abt. Experimentelle Hygiene Medizinisches Institut für Umwelt- hygiene an der Universität Düsseldorf Frau Dr. rer. nat. E. Roßkamp

Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygie- ne des Bundesgesundheitsamtes Berlin Prof. Dr. med. G. Schäcke

Leiter des Instituts für Arbeitsmedizin der Freien Universität Berlin

Prof. Dr. med. R. Schiele

Institut für Arbeitsmedizin und Poliklinik für Berufskrankheiten der Universität Er- langen

Prof. Dr. med. H.-W. Schlipköter (federführend)

Direktor des Medizinischen Instituts für Umwelthygiene und des Instituts für Hy- giene der Universität Düsseldorf

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. D. Spiecher Fachgebietsleiter Sterilisation/Desinfek- tion, Robert-Koch-Institut des Bundesge- sundheitsamtes Berlin

Dr. rer. nat. D. Steinhoff

Institut für Toxikologie, Pharma-For- schungszentrum Bayer AG, Wuppertal Prof. Dr. med. H. U. Wanner

Institut für Hygiene und Arbeitsphysiolo- gie, Eidgenössische Technische Hoch- schule Zürich

Dr. rer. nat. P. Wardenbach

Bundesanstalt für Arbeitsschutz Dortmund

Suchtkranke

scheuen Gemeindenähe

Den Ausführungen von Prof.

Tölle über die wünschenswerte pa- tientennahe und gemeindenahe Ver- sorgung psychisch Kranker kann nur zugestimmt werden. So erstrebens- wert die Gemeindenähe aus der Sicht der Therapeuten und Gesund- heitspolitiker erscheint, sie wird von den betroffenen Patienten jedoch recht unterschiedlich akzeptiert.

Aufgrund von Erfahrungen an einer psychiatrischen Abteilung an einem Kreiskrankenhaus läßt sich sagen, daß vor allem Suchtkranke und neurotisch Kranke die Gemein- denähe scheuen. Sie bevorzugen für stationäre Behandlungen Einrich- tungen außerhalb des Landkreises.

Aber auch Patienten anderer Dia- gnosegruppen bringen bei Konsilien oder in der Ambulanz recht häufig ihre Bedenken zum Ausdruck, durch das Erkanntwerden in der wohnortnahen Psychiatrie Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Die Furcht vor der Stigmatisierung als psychisch Kranker wächst bei man- chen Patienten offenbar mit der Ge- meindenähe. Gemeindeferne Psych- iatrieeinrichtungen erhalten mögli- cherweise einer Anzahl Patienten die Chance, anonym psychisch krank zu sein.

Eine tolerantere und neutralere Einstellung der Bevölkerung würde

die gemeindenahe Versorgung för- dern. Da bleibt aber noch viel zu tun. Die Ängste der Gesunden vor den psychischen Krankheiten und deren negativen Folgen für den Um- gang mit den Kranken führen ein hartnäckiges Leben und werden wohl noch manche Psychiatriere- form überdauern.

Dr. med Manfred Hüllemann Rankweg 13

7290 Freudenstadt 1

Zunahme

bei den Einweisungen

Die Psychiater brauchten sich keine Sorgen zu machen, solange sich die anderen Leute die Sorgen selbst machten. Tölle vermittelt den Eindruck, als ob der „weit effektive- re Einsatz" einer verbesserten Ver- sorgung dieses Bonmot widerlegt hätte: „Die Zeiten der Gesundheit oder des relativen Wohlbefindens werden länger, die Krankenhausein- weisungen seltener, die stationären Verweilzeiten kürzer."

Tatsächlich nahm jedoch die Zahl der Einweisungen zu, während sich die Verweildauer verkürzte, nahm die Zahl der Zwangseinwei- sungen dort zu, wo komplementäre Dienste eingerichtet wurden, nah- men aber beide Zahlen ab, wo sich Nervenärzte niederließen.

A-3048 (62) Dt. Ärztebl. 84, Heft 45, 5. November 1987

Referenzen

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