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Kurzbericht Innovative Verfahren für die Herstellung von Käse

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452 AGRARForschung

Kurzbericht Innovative Verfahren für die Herstellung von Käse

AGRARForschung 9 (10): 452-453, 2002

Hans-Peter Bachmann und Karl Schafroth, Forschungsanstalt für Milchwirtschaft, Liebefeld (FAM), CH 3003-Bern.

Auskünfte: Hans-Peter Bachmann, e-mail: hans-peter.bachmann@fam.admin.ch, Tel. +41 (0)31 323 84 91, Fax +41 (0)31 323 82 27

M

ilch wird mittels Mikrofiltra- tion aufkonzentriert. Aus die- sem Konzentrat können sehr einfach Frisch-, Weich- und Halbhartkäse her- gestellt werden. Diese Verfahren sind auch aus wirtschaftlicher Sicht sehr attraktiv: weniger Investitionen in Anlagen und Geräte, weniger arbeits- intensive Produktion, hochwertigere Nebenprodukte (ungesäuertes Perme- at mit nativen Molkenproteinen) und die Möglichkeit einer kontinuierlichen Herstellung. Anlässlich von zwei Vor- führungen, welche auf grosses Interes- se stiessen, waren viele Fachleute be- eindruckt von der hohen Qualität der verschiedenen Käse.

Membran-Trennverfahren bilden zur Zeit ein Schwerpunkt bei den For- schungsarbeiten der Forschungsanstalt für Milchwirtschaft (FAM). Dabei wer- den nicht Produkte sondern Verfahren entwickelt. Diese Verfahren sollen der schweizerischen Milchwirtschaft für die

Entwicklung von neuen Produkten die- nen. Diese Membran-Trennverfahren er- öffnen auch bei der Käsefabrikation viele neue Möglichkeiten. So rückt die Käsefa- brikation ohne Molkenabfluss auch beim Halbhartkäse in den Bereich der Mög- lichkeiten. Im Bereich von Frisch- und Weichkäse sind Verfahren für die Käse- fabrikation ohne Molkenabfluss bereits beschrieben (Schreiber et al. 1999).

Einfaches Verfahren

Das neue Verfahren ist ausgesprochen einfach: Standardisierte Milch wird durch eine 0,1 µm Membran mikrofilt- riert (Abb. 1). Dabei werden das Kasein und das Fett aufkonzentriert. Die Tempe- ratur steigt während der Filtration von 50 °C auf 70 °C. Wenn der Aufkonzent- rierungsprozess fast abgeschlossen ist, wird auf 75 °C erwärmt, mit einer an- schliessenden Heisshaltezeit von 5 Mi- nuten. Beim Abkühlen wird das Konzen- trat je nach Konzentrationsfaktor cremig bis schnittfest. Ein Konzentrationsfaktor von ca. 5 – 6 führt zu einem Konzentrat, welches direkt für die Herstellung von Weichkäse verwendet werden kann.

Nach der Zugabe von Kulturen (Säure- wecker und Oberflächenkulturen), Lab (0,2 ‰) und Salz (1 %) wird das Konzen- trat in eine beliebige Form abgefüllt und

während 20 Minuten bei 35 °C zur Gerin- nung gebracht. Nach der Gerinnung wird die Form gestürzt und der Käse während 10 - 14 Tagen bei 14 °C gereift (Abb. 2 - 4).

Die Zusammensetzung dieser Käse ist vergleichbar mit Käsen, die nach dem tra- ditionellen Verfahren hergestellt wurden.

Anlässlich von zwei Vorführungen an der FAM, welche auf grosses Interesse sties- sen, waren viele Fachleute beeindruckt von der hohen Qualität dieser Weichkäse.

Abb.1. Die Milch wurde mit dieser Mikrofiltrationsanlage aufkonzentriert.

Abb.2. Das

Milchkonzentrat wird mit Kulturen, Lab und Salz vermischt und abgefüllt.

Abb.3. Nach 3 Stunden kann der Becher gestürzt werden.

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AGRARForschung 453

Auch für KMU interessant

Dieses Verfahren ist auch aus wirtschaft- licher Sicht sehr attraktiv:

weniger Investitionen in Anlagen und Geräte

weniger arbeitsintensive Produktion hochwertigere Nebenprodukte (unge- säuertes Permeat mit nativen Molkenpro- teinen)

kontinuierliche Herstellung möglich Dieses Verfahren macht nicht nur in ei- nem industriellen Umfeld Sinn, sondern ist auch in einem KMU durchaus eine Überlegung wert. Eine Filtrationsanlage gibt es schon für weniger als 100’000 Franken (Leistung 90 Liter / Std.). Und da diese Filtrationsanlage sehr vielseitig einsetzbar ist, kann auch eine gute Aus- lastung erreicht werden.

Viele Produkte möglich

Aus dem Milchkonzentrat können neben dem Weichkäse noch weitere Produkte hergestellt werden:

Tab. 1. Grobchemische Zusammenset- zung der Weichkäse

Parameter Einheit Wert

Wasser g/kg 600

Fett g/kg 195

Protein g/kg 184

Kochsalz g/kg 12,1

Calcium g/kg 2,27

FiT g/kg 488

Wff g/kg 745

Tab. 2. Grobchemische Zusammensetzung und Nährwert des Milchkonzentrates im Vergleich mit Mascarpone

Prüfmerkmal Einheit Milchkonzentrat Mascarpone (www.dcwnet.org)

Wasser g/kg 630 450

Fett g/kg 160 470

Protein g/kg 160 40

Calcium g/kg 5,3 1,1

Kalium g/kg 1,5 0,9

Natrium g/kg 0,3 0,6

Energie kcal/kg 2070 4440

Abb.4. Nach 10 Tagen Reifung.

Die Herstellung von Halb- hartkäse ohne Molkenabfluss rückt in den Bereich der Mög- lichkeiten. Die FAM hat ein neues Verfahren entwickelt, um aus hochkonzentrierter Milch Käse herzustellen (4 kg Käse aus 6 kg Konzentrat).

Mit einer minimalen Bruch- bereitung konnten Halbhart- käse von erfolgversprechen- der Qualität hergestellt wer- den (Bachmann und Schaf- roth, 2002a).

Die Textur des Milchkonzentrates ist mit Mascarpone vergleichbar, hat aber im Unterschied dazu drei Mal weniger Fett und dafür vier Mal mehr Protein und Calcium. Der Energiegehalt ist weniger als halb so gross (Tab. 2). Die Zusam- mensetzung weist demnach aus ernäh- rungsphysiologischer Sicht im Vergleich mit Mascarpone einige Vorteile aus. Da das Konzentrat weder Emulgatoren noch Konservierungsstoffe enthält, müssen auch keine E-Nummern deklariert wer- den. Das Milchkonzentrat kann wie Mas- carpone sehr unterschiedlich eingesetzt werden. Es kann nature oder gesäuert (mit Säurewecker) genossen werden.

Mittels Zusätzen sind zahllose Kombina- tionen in Richtung «süss, fruchtig», aber auch Richtung «pikant, würzig» mög- lich. Das Konzentrat eignet sich aber auch ausgezeichnet um in der kalten oder warmen Küche weiterverarbeitet zu wer- den. Es ist mit fast allen Lebensmitteln kombinierbar, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt (Bachmann und Schaf- roth, 2002b).

Erfolgreicher Markttest

Anlässlich des Käsemarktes im Rahmen der Swiss Cheese Awards 2001 auf dem

Waisenhausplatz in Bern wurden drei verschiedene Varianten des Milchkon- zentrates einem Markttest unterzogen:

nature, gesäuert und mit Zusatz von Pis- tazien. Die insgesamt 160 Testpersonen waren in der grossen Mehrheit zufällige Passanten. Zusätzlich nahmen auch Leu- te aus der Käsebranche und Mitarbeiten- de der FAM am Test teil.

Die Testpersonen bewerteten die drei Va- rianten sehr positiv, wobei die Variante mit dem Zusatz von Pistazien mit mehr als 80 % «gut» oder «sehr gut» am besten abschnitt. Bei den Diskussionen zeigten sich viele Personen von den Eigenschaf- ten, Vielfalt und Einsatzmöglichkeiten begeistert (Amrein et al., 2002).

Literatur

Schreiber R., Perlik B., Kessler H.G., 1999. Einsatz der Membrantrenntechnik in der modernen Käsereitechnologie. Einfluss- grössen auf die Gelbildung von UF-Retenta- ten. Dt.Milchwirt. 48, 804-807.

Bachmann H.P., Schafroth K., 2002a.

Wirtschaftlich attraktives Verfahren für die Käseherstellung. Schweizerische Milchzei- tung. 14, 9.

Bachmann H.P., Schafroth K., 2002b. 3- mal weniger Fett als Mascarpone. Schweizeri- sche Milchzeitung. 21, 7.

Amrein R., Bachmann H.P., Beutler E., Bütikofer U., Gantenbein-Demarchi C., Lind- berg C., Schafroth K., Stalder C., Thomet A., 2002. Markttest anlässlich der Swiss Cheese Awards 2001. FAM-Info. 437, 1-18 (2002) ( h t t p : / / w w w . s a r . a d m i n . c h / f a m / d o c u / info_02/FAM-Info437.pdf).

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