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Hohenfurth Meister von

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HOHENFURTH Meister von

Tätig um 1350 in Böhmen oder Österreich

Der Meister erhielt seinen Notnamen nach d e m südböhmischen, nahe bei der oberösterreichischen Grenze gelegenen Zisterzienser­

kloster Hohenfurth (tschechisch Vyssi Brod) an der Moldau, für das er um 1350 einen Passionszyklus (Prag) malte. Davon blieben neun Tafeln erhalten: Verkündigung an Maria, Geburt Christi, Anbetung der Könige, Christus am ölberg, Kreuzigung Christi, Beweinung Christi, Auferstehung Christi, Himmelfahrt Christi und Ausgießung des Hl. Geistes. Ursprünglich gehörten sie alle w o h l zu einem gro­

ßen W e r k , dessen Umfang, Zusammenstellung, Bestimmung und Ideengehalt sich aber nicht mehr genau erklären lassen. Der Ent­

stehungsort des Zyklus ist nicht bekannt; verschiedene Forscher schlagen jeweils verschiedene O r t e vor: Prag, W i e n oder auch das Gebiet der Herrschaft Rosenberg in Südböhmen.

In d e m Meister von Hohenfurth stellt sich die früheste historisch faßbare Künstlerpersönlichkeit in der böhmischen Malerei des 14.

Jahrhunderts vor. Er vollzog in der gotischen Tafelmalerei eine ent­

scheidende W e n d u n g , indem er zielbewußt die traditionelle nor­

dische Auffassung, die sich in linear­raumlosen und zugleich bunt­

farbigen Darstellungen geäußert hatte, mit der italienischen Tre­

cento­Malerei ­ w o b e i vor allem an die sienesische Schule zu den­

ken wäre ­ verschmolz; dadurch wies der Passionszyklus in eine neue Richtung insofern, als er nicht nur südliche M o t i v e aufnahm, sondern auch von einer damals modernen Stellungnahme zu den Zielen und Möglichkeiten des malerischen Ausdrucks zeugte.

Wenngleich das Bildganze weiterhin nordisch­gotische Formen­

vorstellungen bewahrte, so w u r d e es doch in neuem Sinne um­

gestaltet: Die Komposition ordnete sich einem einheitlichen Ge­

staltungsprinzip unter. Die Flächenhaftigkeit wich in bedeutendem Maße d e m Versuch, den Eindruck von Körperlichkeit und Raum­

tiefe hervorzurufen: Dabei treten Einzelheiten der nach­giottesken Perspektive auf; die Farbzusammenstellung ist einheitlich getönt, die Farbe selbst dient auch z u m Modellieren, die Köpfe sind individualisiert. Einer seiner Vorgänger war der Meister der Rück­

seiten des »Verduner Altars« in Klosterneuburg bei W i e n ; jedoch dieser 1324­29 tätige Künstler hatte italienische M o t i v e nur rein äußerlich ü b e r n o m m e n und seine ältere, nordische Grundauffas­

sung nicht geändert.

Zwischen den einzelnen Bildern des Passionszyklus bestehen ge­

wisse Qualitätsunterschiede. Das dürfte entweder auf Verschieden­

heiten der Vorlagen oder auf Mitarbeit von Gehilfen, vielleicht aber auch auf die Entwicklung, die der Meister selber im Laufe der Ausführungszeit erfuhr, zurückzuführen sein. A m meisten fällt die Ausgießung des Hl. Geistes ab, die am wenigsten italieni­

sierende Elemente aufweist. Doch insgesamt w u r d e n diese Tafeln zweifellos von einem einzigen Maler geschaffen.

Das W e r k des Meisters von Hohenfurth bildet ein überzeugendes Beispiel für die von Italien ausgehende humanistische Strömung im Zeitalter Karls IV., die sich ja selbstverständlich besonders in der Kunst am Prager Hofe spiegeln mußte. Das lyrische Element in der Erzählungsweise des Meisters mag der böhmischen Gefühls­

art entsprungen sein. Seine Kunst scheint einen starken Einfluß

Originalveröffentlichung in: Bazin, Germain (Hrsg.): Kindlers Malerei-Lexikon, Bd. 3, Zürich 1966, S. 248-251

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MEISTER VON HOHENFURTH »GEBURT CHRISTI«, U M 1350; LEINWAND AUF HOLZ, 99 x 93 cm. PRAG, NARODNI GALERIE

H O H E

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MEISTER VON HOHENFURTH »DER HL. IOSEF A M ZUBER« (AUSSCHNITT AUS DER ABBILDUNG AUF SEITE 249)

ausgeübt zu haben, was einige böhmische Madonnenbilcler w i e beispielsweise in Prag die »Madonna von Kloster Strachov« oder in der Berliner Gemäldegalerie die »Glatzer Madonna« (Nr. 1624) und das Bild »Christus am Kreuz zwischen den beiden Schachern«

(Nr. 1833) eindrucksvoll beweisen.

W e r k e :

PRAG Närodni Galerie, von einem »Passionszyklus«, um 1350, Leinwand aut Holz: »Verkündigung an Maria«, 99x94 cm; »Ge­

burt Christi«, 99x93 cm; »Anbetung der Könige«, 100 x 93 cm;

»Christus am Ölberg«, 100 x 92 cm; »Kreuzigung Christi«, 100 x 93 cm; »Beweinung Christi«, 100x93 cm; »Auferstehung Christi«, 100 x 94 cm; »Himmelfahrt Christi«, 100 x 93 cm; »Ausgießung des Hl. Geistes«, 100 x 92 cm.

Literaturhinweis:

Katalog der Ausstellung »L'Art Ancien en Tchecoslovaquie« (Mu­

see des Arts Decoratits), Paris 1957, Nr. 132. ­ A. MATEjCEK, I. PESlNA »Gotische Malerei in Böhmen. Tafelmalerei 1350­1450«, Prag 1955*. ­ »Meister des Hohenfurlher Passions­(oder Heils­) Zyklus« in U. THIEME, E. BECKER »Allgemeines Lexikon der bil­

denden Künstler« XXXVII, Leipzig 1950, S. 157. ­ A. STANGE

»Deutsche Malerei der Gotik« II, München und Berlin 193b. ­ V. KRAMAk »La peinture et la sculpturedu XIV<­' siede en Boheme«

in »L'Art vivant«, 1928, 5. 202 ff. ­ W. WORRINGER »Die Anfänge der Tafelmalerei«, Leipzig 1924. ­ A. MATEjCEK »Die böhmische Malerei des XIV. Jahrhunderts«, Leipzig 1921. ­ R. ERNST »Beiträge zur Kenntnis der Tafelmalerei Böhmens im 14. und am Anfang des 15. lahrhunderts«, Prag 1912, S. 55 ff. W . M o l e

250 MEISTER VON HOHENFURTH »ANBETUNG DER KÖNIGE", U M 1350; LEINWAND AUF HOLZ, 100x«J3 cm. PRAG, NARODNI GALERIE •

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