• Keine Ergebnisse gefunden

Anzeige von Authentizität – diskursives Wertkonzept und wissenschaftliche Kategorie

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Anzeige von Authentizität – diskursives Wertkonzept und wissenschaftliche Kategorie"

Copied!
16
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Linguistik online 105, 5/20  http://dx.doi.org/10.13092/lo.105.7373

wissenschaftliche Kategorie

Heidrun Kämper (Mannheim)

Abstract

The authentic as a category of description and value is on the one hand an element of public discourse in order to constitute authenticity and truthfulness in various everyday contexts, on the other hand represents a central object of cultural studies. The functional difference in use resulting from this diversity of the concept is included in the following contribution, which is on the one hand in the context of the research network “Historical Authenticity” of the Leibniz Scientific Association. On the other hand, the considerations are derived from a planned re- search project on a linguistic social history 1933 to 1945.

Newer developments in use and changes in the semantic structure of authentic and the word family are reconstructed in order to answer the question of authenticity as a social construct.

On the basis of this finding on the general use of authentic/authenticity, considerations follow, concerning the handling of such language data in the context of language history writing, which are not authentic in the strict sense, i. e. genuine and original. It is about the predicate “authen- tic” in terms of language data. More precisely, the category “authentic” is placed as a valuation term in the context of language history with the question: What is an authentic language date?

1 Einführung

Das Authentische als Beschreibungs- und Wertekategorie ist zum einen Element des öffentli- chen Diskurses, um Echtheit und Wahrhaftigkeit in unterschiedlichsten Alltagszusammenhän- gen zu konstituieren, stellt andererseits einen zentralen Gegenstand der Kulturwissenschaften dar, z. B. in der Ästhetik (Knaller/Müller 2006; Fischer-Lichte/Pflug 2000), der politischen Theoriegeschichte (Noetzel 1999), der Ethnografie (Seidenspinner 2006), der Gesellschaftskri- tik (Lindholm 2008). Die Lücke, die aus linguistischer Perspektive besteht, wird durch die von Ekkehard Felder und Andreas Gardt 2016 veranstaltete Tagung „Authentizität zwischen Wahr- haftigkeit und Inszenierung? Antworten aus gesellschaftlichen Handlungsfeldern“ und ihre Do- kumentation im vorliegenden Band geschlossen. Ebenso ist auf die in Kämper/Voigt-Goy (2018) dokumentierte Tagung „Konzepte des Authentischen – Prozesse der Authentisierung“

hinzuweisen.

Die funktionale Gebrauchsdifferenz nimmt der nachfolgende Beitrag auf, der zum einen im Kontext des Forschungsverbunds „Historische Authentizität“ der Wissenschaftsgemeinschaft

(2)

Leibniz steht.1 Zum andern sind die Überlegungen aus einem geplanten Forschungsprojekt zu einer sprachlichen Sozialgeschichte 1933 bis 1945 abgeleitet (siehe dazu unten).

Anschließend werden zunächst neuere Gebrauchsentwicklungen und Veränderungen der se- mantischen Struktur von authentisch und der Wortfamilie rekonstruiert, um die Frage nach Au- thentizität als soziales Konstrukt zu beantworten. Auf der Grundlage dieses Befunds zum all- gemeinen Sprachgebrauch von authentisch/Authentizität schließe ich Überlegungen an, die den Umgang mit solchen Sprachdaten im Kontext der Sprachgeschichtsschreibung betreffen, die nicht im strengen Sinn authentisch, also echt und original, sind. Es geht um das Prädikat „au- thentisch“ in Bezug auf Sprachdaten. Genauer: Die Kategorie „authentisch“ wird als Bewer- tungsterminus in den Kontext der Sprachgeschichte gestellt mit der Fragestellung: Was ist ein authentisches Sprachdatum?

2 Die Gebrauchsgeschichte2

Authentisch ist im Deutschen im späten 16. Jahrhundert aus spätlateinisch authenticus (aus griechisch audenticos „einen bestimmten Urheber habend“, „urschriftlich, aus erster Hand“,

„original, echt“) aufgekommen im Sinn von „eigenhändig (geschrieben), urschriftlich, ver- bürgt, zuverlässig“ (DFWb s. v. authentisch). Der anfänglich auf die Kanzleisprache be- schränkte Gebrauch wurde im 18. Jahrhundert erweitert und auf die Herkunft historischer Quel- len und literarischer Werke bezogen im Sinn von „historisch, quellenkundlich, wissenschaftlich nachgeprüft, [...] glaubhaft, -würdig“ (ibd.) bzw. „den eigentlichen, ursprünglichen, [...] vom Autor, Komponisten gemeinten Gehalt, Charakter wiedergebend, original-, text-, werkgetreu“

(ibd.). In dieser Bedeutung wird authentisch seither auch allgemeiner gebraucht für „richtig, korrekt“ oder „den Tatsachen entsprechend“, auch „ursprünglich, echt, [...] realistisch, [...]

wirklichkeitsnah“. Das Verb authentisieren ist zeitgleich aufgekommen im Sinn von „(die Echtheit) rechtsgültig beglaubigen, urkundlich bescheinigen“ (ibd.), das Substantiv Authentizi- tät stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und weist dieselbe Bedeutungsstruktur auf.

Wir sehen: authentisch/Authentizität wird referenzbedingt immer schon in zwei Lesarten ver- wendet: die zum einen tatsächliche Historizität bezeichnet – in der Musterformel Authentizität der Quelle, authentisches Fundament [eines mittelalterlichen Wohnhauses], die zum andern die Nachempfindung von Historizität, die Imitierung von Geschichtstreue ausdrückt – in der Musterformel: Authentizität der Darstellung, authentische Atmosphäre.

Echtheit und Wahrheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, original, zuverlässig und eigentlich, ur- sprünglich, geschichtlich und grundrichtig, treu, aufrichtig und rein bezeichnen Universal- werte, die sozusagen eine anthropologische Basisethik darstellen – diese semantischen Einhei- ten sind allesamt Konzeptelemente von Authentizität/authentisch in beiden Lesarten. Dass sich

1 Ziel des Forschungsverbunds „Historische Authentizität“ der Wissenschaftsgemeinschaft Leibniz ist es, die kul- turwissenschaftlich zentrale Kategorie der Authentizität interdisziplinär auszuloten und an Schnittstellen sozusa- gen die kulturell geprägte Präsenz des Konzepts in Form von Kooperationsprojekten zu zeigen. Beteiligt sind geschichtswissenschaftliche Institute wie das Institut für Zeitgeschichte, München, und das Zentrum für Zeitge- schichtliche Forschung, Potsdam; ebenso zahlreiche Museen, wie z. B. das Deutsche Historische Museum oder das Römisch-Germanische Museum, außerdem das Georg Eckert Institut für Schulbuchforschung sowie Institute für Raumplanung (Leibniz-Forschungsverbund Historische Authentizität).

2 Teile dieser Befunde erscheinen auch in Kämper 2018.

(3)

der hohe gesellschaftliche Wert, der Echtheit, Wahrheit etc. zugeschrieben wird, in den Leit- wörtern authentisch/Authentizität verdichtet, zeigen die gegenwärtigen Verwendungsweisen.

Die zunehmende Konjunktur, die authentisch und Authentizität in den letzten Jahren erfahren hat, gibt Anlass, auf der Grundlage einer DeReKo-Recherche3 typischer Kollokationen der Jahre 1986 bis 2015 nach aktuellen Gebrauchsmustern zu fragen und entsprechende Lesarten ggf. zu differenzieren.

Es lassen sich die beiden Lesarten unterscheiden, die seit dem 18. Jahrhundert der semantischen Struktur von authentisch/Authentizität entsprechen.

In Lesart 1 bedeutet Authentizität/authentisch ‚historische Echtheit, Historizität, Original‘/‚his- torisch echt, original‘. In dieser Lesart geben Genitiv-Verbindungen des Substantivs Antwort auf die Frage nach Authentizitätsobjekten, also denjenigen Gegenständen, Sachverhalten etc., denen Echtheit zugeschrieben wird. Diese sind z. B. Authentizität

des Ortes, des Dokuments, des Papiers, des Briefs, des Zitats, des Bekennerschreibens.

In Bezug auf das Adjektiv entsprechen dieser Lesart Kollokationen wie

authentischer (Dreh-)Ort; authentisches Material, Dokument, Zitat, Exponat, Objekt; au- thentische Quellen, (Gedenk-)Stätten, Mauerreste, Relikte, Geschichte, Begebenheit, Schauplätze.

Als Bezeichnung einer Charaktereigenschaft oder eines Verhaltens, wenn also Menschen Re- ferenzobjekt sind, erhält authentisch in dieser Lesart eine ethische Dimension. Im Sinn von

„Subjektauthentizität“ (Saupe 2015) erfährt die Lesart dann eine Modifikation, und authentisch wird verwendet für ‚wahrhaftig, aufrichtig‘, öfters auch als „performativer Widerspruch“ (ibd.) im Imperativ:

(stets) authentisch bleiben; authentischer Charakter; den Glauben authentisch leben; au- thentisches (Lebens-)Gefühl; ein Gefühl authentisch vermitteln; authentische Persönlich- keit.

Als Lesart 2 ist anzugeben „Anmutung von historischer Echtheit“ bzw. „historisch echt anmu- tend“. Diese Lesart, die eine Art von Echtheit meint, die nicht historisch ist, sondern künstlich erzeugt sein kann, scheint die Hauptlesart zu sein – die Leitformel lautet authentisch wirken.

Etwas, das authentisch wirkt, ist gerade nicht authentisch, es handelt sich um „inszenierte Au- thentizität“ (Saupe 2015), seine Wirkung beruht auf Authentizitätseffekten. Mit dieser Lesart erweitern sich daher die Möglichkeiten, das Wort zu gebrauchen, Bedeutungsbeziehungen dif- ferenzieren sich aus. Insofern mithin dieser Lesart ontologisch ein größerer Umfang an Refe- renzbereichen entspricht, können wir hier auch deutlich lebhaftere Gebrauchsbewegungen so- wohl beim Substantiv als auch beim Adjektiv feststellen. Diese betreffen die Verwendungssze- narien „Herstellbarkeit“, „Deontik“, „Zielorientiertheit“ sowie Realisationen des Statuskon- flikts – diese insbesondere markieren den Inszeniertheitscharakter von Authentizität.

3 Das Deutsche Referenzkorpus ist eine Sammlung deutschsprachiger Korpora, die als empirische Basis für die linguistische Forschung zur Verfügung steht. Die Korpora „bilden mit 49,6 Milliarden Wörtern (Stand 24.11.2020) die weltweit größte linguistisch motivierte Sammlung elektronischer Korpora mit geschriebenen deutschsprachi- gen Texten aus der Gegenwart und der neueren Vergangenheit.“ (DeReKo).

(4)

2.1 Herstellbarkeit

Der Schein von Echtheit und historischer Originalität ist herstellbar. Darauf verweisen z. B.

solche Kollokationen, in denen Authentizität eine quantifizierbare Eigenschaft bezeichnet, mit einem Umfang, der zudem gradierbar ist (ein gehöriges Maß an Authentizität; eine gewisse Authentizität). Entsprechend kann auch ein Nicht- oder geringes Vorhandensein von Authenti- zität markiert werden (mangelnde, fehlende Authentizität; an Authentizität einbüßen; Mangel an Authentizität).

Beim Adjektiv wird in den entsprechenden Kollokationen das Kennzeichen „machbar, herstell- bar“ explizit bezeichnet ((so) authentisch (wie möglich) gestalten; eine authentische Atmo- sphäre schaffen, erzeugen; für eine authentische Atmosphäre sorgen).

Bei Verbindungen wie authentisch nachstellen, nachempfinden, rekonstruieren, nachbilden, restaurieren, klingen ist die Unechtheit explizit mitbezeichnet.

2.2 Deontik

Authentisch/Authentizität haben hohes deontisches Potenzial, sie bezeichnen eine in hohem Maß erwünschte Eigenschaft, deren Existenz im Diskurs, als dem Medium und dem Ort ihrer Konstituierung, ausgehandelt und gedeutet wird.4 Dieses deontische Potenzial drückt sich vor allem dann aus, wenn Authentizität einen Wert an sich bezeichnet. Das belegen Kollokationen wie

Authentizität erhalten, verkörpern, zeigen, loben, besitzen; zur Authentizität beitragen;

durch Authentizität überzeugen, faszinieren.

„Wert an sich“ heißt: In den entsprechenden Wendungen erfährt Authentizität keine weiteren Zuschreibungen.

Darüber hinaus dokumentieren das deontische Potenzial von Authentizität solche und-Verbin- dungen, bei denen Authentizität mit Ethizismen eine, z. T. tautologische, Reihe bildet:

4 Der deontische Gehalt eines Wortes ist eine in diesem Wort enthaltene Handlungsanweisung: „Wörter [können]

neben einer Darstellungsfunktion, vermöge derer sie uns zeigen, welche Eigenschaften ein Gegenstand hat, auch eine Appellfunktion aufweisen [...], indem sie uns nämlich sagen, wie unser Verhalten in Bezug auf diesen Ge- genstand zu sein hat“ (Hermanns 1986: 185). Deontische Wörter sind mithin ein Sollen bezeichnende Wörter, und zwar explizit (Pflicht, Sünde, können, böse etc.) oder implizit. Wenn ein impliziter deontischer Gehalt vorliegt, bezeichnet das fragliche Wort nicht nur den jeweiligen Sachverhalt, sondern darüber hinaus auch eine Handlung, die ausdrückt, was mit dem Sachverhalt geschehen soll. So ist in der Bedeutung von Unkraut die Werthaltung

‚unerwünscht‘ enthalten, die wiederum zu der Handlung ‚vernichten‘ auffordert. Die deontische Bedeutungskom- ponente ist also ein Aspekt der Appellfunktion des Wortes. Fritz Hermanns unterscheidet weitere Wörter mit einer Handlungsaufforderung: Instrumentalwörter, die Instrumente, Geräte, Maschinen etc. bezeichnen (Schraubenzie- her), Relevanzwörter, die Zwecke bezeichnen (Obst – essbar), Rechtswörter, also Wörter mit de- und präskripti- vem Bedeutungsanteil (fahruntüchtig – ‚kann und darf nicht fahren‘), Attidudinalwörter, die Reaktionen oder Wir- kungen mitbezeichnen (niedlich), parteiische, also Ideologie mitbezeichnende Wörter (Demokratie) und zentrale Wertbegriffe, das sind solche, die „unser Selbstverständnis in unserer Welt des Seins und des Sollens“ (198) be- zeichnen und die eine ethisch-deontische sowohl prä- als auch deskriptive Funktion haben (Arbeit) (cf. Hermanns 1986: 188–198).

(5)

Authentizität und Glaubwürdigkeit; Authentizität und Wahrhaftigkeit; Authentizität und Aufrichtigkeit; Ehrlichkeit und Authentizität; Verlässlichkeit und Authentizität; Qualität und Authentizität; Originalität und Authentizität.

Deontik drückt sich auch in solchen Verbindungen aus, in denen Authentizität einen Sachver- halt bezeichnet, dessen Existenz unbedingt erstrebenswert und der deshalb schützenswert ist:

sich um Authentizität bemühen, Bemühen um Authentizität; Authentizität bewahren, ver- leihen.

Auch die Herausstellung des maximalen Umfangs eines Sachverhalts, der unbedingt erstre- benswert ist, dokumentiert das hohe deontische Potenzial von Authentizität: größtmögliche, höchste Authentizität; Authentizität erhöhen.

Der hohe Wert von Authentizität manifestiert sich schließlich in Verbindungen mit Partnerwör- tern, die einen emotional markierten Zustand bezeichnen:

Sehnsucht, Wunsch, Hunger, Verlangen, Suche nach Authentizität; Authentizität suchen, spüren; das Gefühl von Authentizität (vermitteln); emotionale, spürbare Authentizität.

Beim Adjektiv drückt sich sein deontisches Potenzial speziell in solchen Wendungen aus, in denen authentisch gleichsam den Status eines kunstkritischen Prädikats hat:

authentische Szene, Inszenierung, Kulisse, Aura, Darbietung, Beschreibung; authenti- sches Flair; etwas authentisch auf die Bühne bringen, präsentieren, beschreiben, darstel- len, wiedergeben; authentisch anmutend.

Eine mit der Lesart „machbar“ ausgedrückte Deontik hat darüber hinaus den Effekt, dass das Wort steigerbar ist, was die Lesart „echt“ nicht zulässt (umso, noch authentischer; authenti- scher geht’s nicht!; nicht minder authentisch). Ein weiterer Effekt, den diese Lesart hervorruft, ist die Gradierbarkeit. Die Zuschreibung authentisch ermöglicht den Ausdruck von Intensivie- rung und Bewertung.

Auch im Sinn von „wirklichkeitsnah“ ist authentisch, anders als in der Lesart „echt“, sowohl steiger- als auch gradierbar. Diese Gradierungen bezeichnen auch die Eigenschaft der Wünsch- barkeit, die das Adjektiv – wie das Substantiv – aufweist und die Werturteile ermöglicht:

absolut, ganz, überaus, derart, durchaus, äußerst, total, völlig, erstaunlich, tatsächlich, richtig, besonders, erfrischend, beklemmend, erschreckend authentisch.

2.3 Zielorientiertheit

Beide Kennzeichen, Herstellbarkeit und Deontik, motivieren den Gebrauch von Authentizität als Zielkategorie in Verb-Kollokationen, die die Erweiterung von Relationen dokumentieren:

sich um Authentizität bemühen; Authentizität erreichen, herstellen, schaffen, steigern, er- langen, erzeugen; für die nötige Authentizität sorgen; auf Authentizität bedacht sein; an Authentizität gewinnen.

Beim Adjektiv drückt sich das teleologische Moment z. B. in solchen Konstruktionen aus, in denen Stufen von Nichterreichen, also graduelle Unvollkommenheit, bewertet werden:

(6)

nahezu, ziemlich, weitgehend, recht, halbwegs, quasi, fast authentisch; nicht authentisch genug.

2.4 Statuskonflikt

Sind die Meinungen kontrovers, ist der mit authentisch/Authentizität bezeichnete Status in dem jeweiligen Sachverhalt kollektiv nicht anerkannt und lässt sich keine Übereinstimmung erzie- len, entsteht ein Authentizitätskonflikt. Authentizitätskonflikte entstehen also, wenn die Eigen- schaft der Authentizität in Frage gestellt wird bzw. sie Resultat einer (versuchten, vermuteten, tatsächlichen) Täuschung ist. Insofern die Bezeichnungen authentisch/Authentizität, wie wir gesehen haben, einen hohen deontischen Gehalt haben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass solche Authentizitätskonflikte aufkommen.

Auch diese Verwendung setzt zum einen voraus, dass Authentizität ein Artefakt bezeichnen kann und Ergebnis eines Herstellungsprozesses ist. Zum andern lässt die hohe Signifikanz, mit der dieser Sachverhalt bezeichnet wird, den gesellschaftlichen Stellenwert erkennen, den die mit Authentizität bezeichnete und in ihrem deontischen Potenzial sich ausdrückende Eigen- schaft hat:

scheinbare, vermeintliche, vorgebliche Authentizität; Authentizität suggerieren, behaup- ten, versprechen, simulieren, vortäuschen, vorgaukeln; Illusion von Authentizität.

Insofern stellt sich das Vorhandensein von Authentizität auch als Unsicherheitsfaktor dar:

Zweifel an der/ihrer Authentizität; Authentizität anzweifeln, bezweifeln; an der Authenti- zität zweifeln; fragwürdige Authentizität.

Diese Befunde, die – um es noch einmal zu betonen – den hohen Wert dokumentieren, den Echtheit und Originalität haben, erklären dann auch eine Wortverbindung wie Kult der Authen- tizität, die zeitkritisch das Phänomen bewertet.

Halten wir zunächst fest: Die Skizze der Bedeutungsgeschichte hat gezeigt, dass die Feststel- lung von Echtheit und die Bewertung dessen, was als echt gelten soll, immer schon Gegenstand der Auseinandersetzung und des gesellschaftlichen Aushandelns ist. Authentizität/authentisch ist ein Prädikat und als solches ein Inszenierungsergebnis. Somit ist das Konzept des Authenti- schen immer schon ein grundsätzlich kognitives, diskursbezogen, ausdeut- und verhandelbar.

Es ist die diskursive Agonalität, die den Gebrauch von authentisch und Authentizität kennzeich- net. Authentisch und Authentizität sind agonale Zentren des Diskurses.5 Die Zuschreibung „au- thentisch“/„Authentizität“ ist Ergebnis eines Authentisierungsakts, also einer auf Aushandlung und Deutung folgenden Erklärung, dass ein Sachverhalt, Objekt etc. zu Recht oder zu Unrecht

5 Ich beziehe mich auf Felder (2015). Er versteht unter „agonalen Zentren […] einen sich in Sprachspielen mani- festierenden Wettkampf um strittige Akzeptanz von Ereignisdeutungen, Handlungsoptionen, Geltungsansprüchen, Orientierungswissen und Werten in Gesellschaften. Denn zentrale und umstrittene Grundannahmen – also konfli- gierende Geltungsansprüche von Wahrheitsaussagen – zu erfassen, steht im Zentrum des diskursanalytischen Un- tersuchungsprogramms. Im Fokus der Aufmerksamkeit stehen daher kompetitive Sprachspiele zwischen verschie- denen gesellschaftlichen Diskursakteuren. Somit werden gleichsam Diskurse als Orientierungsrahmen geformt und zentrale Variablen in der Aushandlungspraxis je neu justiert und modifiziert. Agonale Zentren haben also nichts Statisches, sondern sind im Gegenteil stets dem diskursiven Aushandlungsprozess ausgesetzt“ (Felder 2015:

108, Herv.i. O.).

(7)

die mit authentisch/Authentizität bezeichnete Eigenschaft zugeschrieben bekommt. Diese Ei- genschaft resultiert insofern aus einem deklarativen sozialen Akt (cf. Searle 2012: 26f.),6 der im Fall von authentisch/Authentizität ein aus einer spezifischen Interpretation von Geschichte und Vergangenheit resultierender Legitimierungsakt ist und der mit der Deklaration Authenti- zität gleichsam den Status einer Institution zuschreibt.7 Dies ist auf der Basis von Korpusana- lysen deutlich erkennbar, ebenso wie die Differenziertheit von Gebrauchsmustern.

3 Authentische Sprache – oder: Über die Validität von Quellentexten

Die verwendeten „historischen Dokumente“ verdanken ihren authentischen Charakter einer per- fekten sprachlichen Mimikry, die den beiläufigen Klang gesprochener Sprache ebenso getreulich nachzuahmen weiß wie den stöckernen Duktus von Schullesebüchern.

(Döbler 1992) Das sind zwei Belege, die zeigen: Auch Sprache ist ein Referenzobjekt, dem Authentizität bzw.

Authentischsein zu- und abgesprochen werden kann. Auch Sprache ist ein Gegenstand, bei dem es, wenn er in einer bestimmten Variante zu konstruieren ist, auf die Anmutung von Echtheit ankommt – auch Sprache ist Gegenstand von Authentisierungsakten.8

Mit den Befunden der nahezu antonymischen Polysemie von authentisch/Authentizität als Vo- raussetzung wird im nun anschließenden zweiten Teil des Beitrags einer Frage nachgegangen, die empirisch arbeitende Pragmalinguisten und -linguistinnen und Sprachhistoriker*innen be- wegt und die da lautet: Was ist ein sprachlich authentisches Dokument?

4 Forschungszusammenhang

Der Forschungszusammenhang, aus dem heraus sich diese Frage stellt, besteht in einem sprach- geschichtlichen Vorhaben, das die Sprache der Jahre 1933 bis 1945 zum Gegenstand hat.

Dabei geht es ausdrücklich nicht nur um „NS-Sprache“. Das Vorhaben setzt vielmehr eine ge- sellschaftliche Grundstruktur voraus, welche Akteure des NS-Apparats, Mitglieder der inte- grierten Gesellschaft (die nach Nähe und Ferne und unterschiedlichen Haltungen zum NS, von vorbehaltlos zustimmend bis stumm dissident, weiter zu unterscheiden sind) und diejenigen unterscheidet, die aus politischen, rassistischen und anderen Gründen ausgeschlossen waren.

6 „[Deklarativa] verändern die Welt, indem sie das Bestehen eines Sachverhalts proklamieren und eben dadurch dafür sorgen, daß dieser Sachverhalt besteht“ (Searle 2012: 26f.). Die Geschichte der Kriterien, die die UNESCO bei der Vergabe des Prädikats „Weltkultur“- bzw. „Weltnaturerbe“ anlegte und anlegt, macht exemplarisch deut- lich, dass authentisch und Authentizität Bezeichnungen gesellschaftlich wandelbarer und sozial ausgehandelter Konzepte darstellen (cf. Rehling/Paulmann 2016).

7 Mit Searle verstehen wir Institutionen als ein kollektiv geschaffenes Phänomen, was bedeutet, dass Institutionen Produkte von Diskursen sind. Sie werden im Zuge sozialer kollektiver Interaktion geschaffen. Ergebnis dieser Interaktion ist ein Regelsystem, das „automatisch die Möglichkeit institutioneller Tatsachen schafft“. Institutio- nelle Tatsachen existieren „im Rahmen von Systemen konstitutiver Regeln“ (Searle 2012: 24).

8 In Bezug auf die Sprachgeschichtsschreibung rekonstruiert Jörg Riecke Authentizitätskonzepte, die sich nicht, wie im vorliegenden Beitrag, auf die Quellentexte als Rekonstruktionsbasis beziehen, sondern auf die Sprache selbst und thematisiert u. a. die Idee der Sprachrichtigkeit des 17. Jahrhunderts oder die einer vollkommenen ur- tümlichen Volkssprache von Jacob und Wilhelm Grimm: „Die Inszenierungen des Authentischen waren im 19.

und 20. Jahrhundert also vor allem mit Begriffen wie Geschichtlichkeit, Volk und Nation verknüpft und führten zu einer romantischen Mittelalter-Ideologie und einer gar nicht harmlosen Germanen-Ideologie“ (Riecke 2018).

(8)

Mit der Erkenntnis, dass der Gegenstand „NS-Sprache“ gut durchforscht ist, liegt in diesem Projekt ein starker Fokus auf der Alltagssprache im NS, auf der Sprache der integrierten Ge- sellschaft mithin, von der wir so gut wie gar nichts wissen. Damit kommt eine sprachgeschicht- liche Perspektive ins Spiel, die Stephan Elspaß (2005) „Sprachgeschichte von unten“ genannt hat. Die bisher fast ausschließlich praktizierte „Sprachgeschichte von oben“ bedürfe dringend der Ergänzung durch eine solche „Sprachgeschichte von unten“ (ibd.). Es bedeutet ein Deside- ratum, dass

[...] in einer traditionellen „Sprachgeschichte von oben“ kaum ein Interesse an der Untersu- chung von alltagssprachlichen Texten bestand, insbesondere nicht an Texten von Schreibenden aus den „unteren“ gesellschaftlichen Schichten [...]

(Elspaß 2005: 6f., Hervorheb. i. O.) Hinsichtlich der Quellenlage gibt es in Bezug auf das Vorhaben eine Entsprechung: Während die Sprachgebräuche des „NS-Apparats“ („Sprachgeschichte von oben“) auf vielfältiger und problemlos verfügbarer Textgrundlage aspektreich und differenziert rekonstruiert sind, und während die Quellenlage in Bezug auf Texte des Widerstands und von Verfolgten aufgrund umfassender historiografischer Editionsleistungen sehr gut ist, müssen wir für den Bereich der Alltagssprache der integrierten Gesellschaft das Gegenteil feststellen: Zwar können wir auf eine Reihe von Brief- und Tagebucheditionen zurückgreifen, verglichen mit der Verfügbarkeit von NS-Texten, der Vielfalt der Textsorten und der edierten Akteure besteht jedoch ein deutliches Ungleichgewicht.

Vor diesem Hintergrund muss an die Erschließung von solchen Sprachdaten gedacht werden, die zu konsultieren bei ausreichender Quellenlage womöglich nicht nötig ist. Genauer: Die Er- stellung eines validen Korpus erfordert in Bezug auf die sprachliche Wirklichkeit der integrier- ten Gesellschaft, also in Bezug auf die Alltagssprache der Jahre 1933 bis 1945, ein Nachdenken über die Einbeziehung von Sprachdaten mit unterschiedlichem historischen Status und Urhe- berstatus. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage der Authentizität von Sprache: Kommt Sprachdaten, von denen wir aus Aussagen wissen und/oder von denen wir im Zusammenhang mit einem Rückblick erfahren, der Status „authentisch“ in der ersten Lesart zu oder sind diese Daten für die Rekonstruktion historischer Sprachstadien wertlos?

5 Problemstellung

Die Frage nach der Authentizität von Sprachdaten stellt sich jeglicher empirischen Sprachwis- senschaft in ihren unterschiedlichen Ausprägungen mit historischer, aber auch mit gegenwarts- bezogener Fragestellung. So fragt man etwa in der Beleglexikographie nach dem historisch echten Beleg, der den Gebrauch eines Lexems in einer bestimmten Zeit nachweist und damit die rekonstruierte Lesart ratifiziert, in den Worten Jacob Grimms im Vorwort des ersten Bandes des Deutschen Wörterbuchs: „unbelegte citate sind unordentlich zusammengerafte, unbeglau- bigte, unbeeidete zeugen“ (DWB 1854: XXXVI). So ist die historische Soziolinguistik, als die

„Wissenschaft von der Wechselbeziehung zwischen Sprachwandel und Gesellschaftswandel nicht nur in früheren Zeiten, sondern allgemein und auch in der Gegenwart“ (Mattheier 2008:

1430), die Referenzdisziplin einer Sprachgeschichte, „die nicht nur Stilgeschichte der schönen Literatur und der gepflegten Sprachkultur“ ist, sondern auch die Sprachgebrauchsgeschichte

„von der Gebrauchsprosa in Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Technik bis zur

(9)

spontanen Umgangssprache der verschiedenen sozialen Gruppierungen“ schreibt (von Polenz 1978: 7). Peter von Polenz hat hier das Konzept einer soziopragmatischen Sprachgeschichte formuliert.

Kurz gesagt: Die empirische/pragmatische Sprachwissenschaft und die pragmatische Sprach- geschichtsschreibung sind auf authentische (historische) Quellen angewiesen.

Darüber, welchen Status diese Quellen haben (dürfen), ist zu diskutieren: Kann nur das zeitge- nössische Sprachdatum und nur dasjenige, in dem der Verfasser, die Verfasserin selbst einen bestimmten Ausdruck gebraucht, als gültiges Dokument des Sprachgebrauchs gelten? Hat auch die zeitlich versetzte erinnerte Verwendung einen Wert? Ist am Ende auch ein solches, das als Hörensagen-Wissen mitgeteilt wird, ein valides sprachgeschichtliches Sprachdatum?

Die Kernfrage lautet also: Von wem und aus welcher Zeit muss ein Beleg stammen, um ihn als authentisch bewerten und als empirische Grundlage der (historischen) Forschung gelten lassen zu können?

6 Authentizitätsgrade

Wir haben es mit einer quellenkritischen Frage zu tun, deren Beantwortung die Kriterien der Validität einer für wissenschaftliche Zwecke der Rekonstruktion verwendeten Quelle benennt.

Jörg Kilian reflektiert über sprachgeschichtliche Quellen und unterzieht diese Quellenkunde einer Quellenkritik, die „auch den Grad der Authentizität berücksichtigen [muss], den die Quelle für das durch sie überlieferte Sprechen und Schreiben von Menschen verbürgt“ (Kilian 2002: 151). In die Nähe der hier aufgeworfenen Frage, deren Brisanz insbesondere in der zeit- lichen Versetzung liegt, kommt er im Zuge seiner Überlegungen insofern, als er „Protokolle erinnerter Gespräche“ als „Sekundärquellen“ wertet (ibd., 152). Kilian unterscheidet Primär- quellen und Sekundärquellen und weist ihnen jeweils entsprechende sog. Performanzfragmente zu, insofern „Sprechen und Schreiben […] Akte des Sprachgebrauchs, der Sprachproduktion, der Performanz“ sind (ibd., 151). Abgestimmt auf seinen Gegenstand historischer Gespräche sind Performanzfragmente als Sekundärquellen z. B. Protokolle erinnerter Gespräche (ibd.

152), ebenso z. B. „alle zeitgenössischen sprach- und sprechreflexiven Hinweise von Ge- sprächspartnern auf die Gesprächssprache einzelner Personen“ (ibd.).9

Zwar ist der von Kilian beschriebene Gegenstand eben das Gespräch, und seine sprachge- schichtliche Frage ist in der historischen Gesprächsforschung verortet. Damit ist sie nicht auf die Verwendung z. B. von Wörtern und Phrasen sowie deren Bedeutung gerichtet. Das grund- legende Problem ist allerdings dasselbe.

Ausgehend von diesen Überlegungen unterscheiden wir drei Authentizitätsgrade: zeitgenössi- sche Originale, von Zeitgenossen erinnerten nicht-zeitgenössischen Sprachgebrauch und von Zeitgenossen zitierten zeitgenössischen Sprachgebrauch.

9 Davon unterscheidet Kilian „Performanzarchive“ und meint damit u. a. solche Sekundärquellen, „in denen die historische Sprachproduktion ‚hindurchgegangen und wiedergegeben durch menschliche Auffassung‘ für die Nachwelt aufgehoben wird, in denen vergangene Sprachproduktion also absichtlich und mitunter sogar schon sys- tematisch geordnet aufbewahrt wird“, wie etwa Wörterbücher und Grammatiken (Kilian 2002: 151).

(10)

Erkennbar schließen wir die Variante „zitierter erinnerter Sprachgebrauch“ aus. Damit erhielten wir Sprachdaten, die aus zeitlichem Abstand von Nicht-Zeitgenossen mitgeteilt werden (Mus- ter: „Meine Großmutter hat mir erzählt, dass sie immer x gesagt haben“). Die Möglichkeit eines zeit- und/oder personengeprägten Bias solcher Sprachdaten erscheint wegen eines in diesem Fall vorliegenden zweifachen Wahrnehmungseffekts zu groß, um in solchen Fällen von validen sprachhistorischen Daten sprechen zu können.

6.1 Original: Zeitliche und personelle Identität

Die sprachgeschichtliche Aufgabe, Sprache der Vergangenheit, ein vergangenes Sprachstadium zu rekonstruieren, erledigen wir in der Regel durch die Auswertung von in der Epoche, die es zu analysieren gilt (deren Sprachgebrauch also zu rekonstruieren ist), verfassten Texten und aus der Feststellung etwa von Verwendungsweisen der Wörter dieser Texte.10 Über das, was wir Authentizität in der Lesart 1 nennen, brauchen wir uns in diesem Zusammenhang keine Gedanken zu machen. Die Sprachdaten sind in diesem Fall echt und original und damit voll- kommen valide.

Im Zusammenhang mit dem hier vorgestellten sprachgeschichtlichen Projekt 1933 bis 1945 lautet entsprechend die Rekonstruktionsaufgabe: auf der Grundlage zeitgenössischer Texte der Jahre 1933 bis 1945 den Sprachgebrauch der integrierten Gesellschaft in der Zeit unmittelbar abzuleiten. Referenztexte/Quellen sind: jegliche Manifestationen der sprachlichen Wirklichkeit und jede Form von zeitgenössischen Gebrauchstexten (Reden, Tagebücher, Briefe/Feldpost- briefe, Zeitungsartikel, die vielgelesene Literatur der mittleren Ebene, Werbung, Alben, Sam- melbilder).11

Wir stellen vor: das sind lauter sportbegeisterte Kruppianerinnen aus Essen, junge Arbeitskame- radinnen, die ihren Dienst in Büro oder Werkstatt durch eine Sport- und Gymnastikstunde unter- brochen haben. Sie wissen: Sport erhält jung und schön und bewahrt und steigert die Arbeits- freude.

(Krupp 1940) Dieser Text unterschreibt ein Bild von vier jungen Frauen, die in Sportkleidung posieren. Der Text liefert Daten authentischer Sprache ersten Grades, die insofern als Referenzbelege im Sinn von Originalen zu bewerten sind. Als zeitgenössisch evidente Sprachdaten sind etwa zu extra- hieren: sportbegeistert, Arbeitskameradin, Sport, Arbeitsfreude. Es sind dies deontisch positiv besetzte Leitwörter, die die in der NS-Zeit gewünschte Mentalität junger Frauen kodieren. Au- tor*in dieses Textes ist ein Mitglied der integrierten Gesellschaft, das ihn, als Mitarbeiter*in der Firma Krupp, verfasst hat.

10 Entsprechende Befunde stellen sich dann z. B. in einem historischen Belegwörterbuch so dar: „Proletarier Anf.

19. Jh. […] Nach Marx und Engels ist der P. der Träger des Klassenkampfs: […] P. aller Länder, vereinigt euch!

(1848 Manifest […]) […]“ (Paul 1897/2002, s. v. Proletarier).

11 In solchen Texten ist „Sprachgeschichte von unten“ aufgehoben. Daher gewähren sie in ihrer „Authentizität einmaligen Einblick in die Lebens- und Sprachwelt breiter Bevölkerungsschichten, die gewöhnlich nicht im his- torischen und schon gar nicht im sprachhistorischen Rampenlicht stehen“ (Elspaß 2005: 1).

(11)

6.2 Zitat: Zeitliche Identität – personelle Nicht-Identität

Wenn Sprachgebrauch zitiert wird, haben wir es mit personeller Nicht-Identität zu tun, und da lautet die Frage: Erfahren wir sprachgeschichtlich Verwertbares über die Verwendungsweise von Sprache, wenn diese Verwendungsweise in der Form eines zeitgenössischen Berichts über den Sprachgebrauch Dritter mitgeteilt wird? Im Gegensatz zum Original findet sich auf diese Weise mitgeteilter Sprachgebrauch nicht in sprachgeschichtlichen Darstellungen wie z. B. in einem historischen Belegwörterbuch.

Typische und ergiebige Quellen zitierter zeitgenössischer Sprache sind etwa Briefe oder Tage- bücher.12 Solche Zitate bzw. Redewiedergaben in indirekter Rede sind mittelbare sprachliche Dokumente, weil sie von einem Autoren berichtet werden, der selbst nicht der Urheber des Zitierten bzw. Widergegebenen ist. Sie haben deshalb einen hohen Dokumentationswert, weil der Berichtende Ohrenzeuge ist. An der Authentizität kann also kein Zweifel bestehen.

In Bezug auf berichtete Sprachdaten ist die Rekonstruktionsaufgabe im Zusammenhang mit dem Projekt einer sprachlichen Sozialgeschichte 1933 bis 1945, auf der Grundlage zeitgenös- sischer Texte den Sprachgebrauch der Zeit mittelbar abzuleiten. Archiv sind hier zum Beispiel die ‚Meldungen aus dem Reich‘, die sog. „geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS“, und die „Deutschlandberichte“ der Sozialdemokratischen Partei.

Wie es in einigen Meldungen heißt, äußern sich immer mehr Volksgenossen über eine nahezu täglich zunehmende körperliche und geistige „Schlappheit“ und „Energielosigkeit“, die ihre Ur- sache in der unzureichenden Ernährung hätten.

(MadR 31.08.1942, XI: 4148) Das sind Quellen authentischer Sprache zweiten Grades und als Referenzbelege im Sinn von Zitaten zu bewerten. Den Status des Zitats markieren die Einführung „Wie es [...] heißt“ und die Anführungszeichen. Als zeitgenössisch evident sind in diesem Fall etwa zu extrahieren die, weil sie unerwünschte, den sog. „Volksgeist“ schwächende Zustände bezeichnen, deontisch negativ markierten Ausdrücke Schlappheit und Energielosigkeit.

6.3 Retrospektiv: Personelle Identität – zeitliche Nicht-Identität

Wenn eigener persönlicher Sprachgebrauch erinnert wird, haben wir es mit zeitlicher Nicht- Identität zu tun, und da lautet die Frage: Erfahren wir sprachgeschichtlich Verwertbares über die Verwendungsweisen von Sprache, die retrospektiv-rückblickend in einem erinnernden Text mitgeteilt werden? In diese Kategorie gehören nicht zuletzt Texte, die die Oral History verfüg- bar gemacht hat, Zeitzeugenbefragungen und -berichte. Sprachgeschichte und Oral History bzw. Zeitzeugengeschichte werden so zueinander in Beziehung gesetzt:

Es wurde gesagt, „wer Hitler wählt, wählt den Krieg“, das war so das, was ich aufschnappte.

(Zeitzeugen-Portal 1)

12 Insbesondere Dokumente von Zeitgenossen mit zeitkritischer Aufmerksamkeit sind wertvoll, z. B. die Tagebü- cher von Harry Graf Kessler: „Am Marstall lagen viele Steinsplitter. Der Posten sagte, ‚Lausejungens‘, Pfadfinder seien noch verborgen sowohl im Schloss wie im Marstall. Es gebe geheime Gänge, durch die sie flüchteten und wieder auftauchten“ (Kessler 1918/2007: 619).

(12)

Dann war da jede Woche einmal „Dienst“ hieß das.

(ibd.) Das sind Quellen authentischer Sprache dritten Grades und als Referenzbelege im Sinn von Retrospektiven zu bewerten. Den Status des Retrospektivs markieren die Einleitung der direk- ten Rede „es wurde gesagt“ bzw. die Zitatmarkierung „hieß es“. Als zeitgenössisch evident ist in diesen Fällen zu extrahieren, dass die bekannte antinazistische Sentenz „wer Hitler wählt, wählt den Krieg“ bzw. die bekannte organisationssprachliche Einheit Dienst mit diesen Belegen authentifiziert werden. Auch solcher durch Retrospektion festgestellte Sprachgebrauch von Zeitzeugen bzw. die im Sinn einer sprachlichen Oral History mitgeteilten Informationen zum Sprachgebrauch einer vergangenen Zeit sind im Wesentlichen Beiträge zu einer Sprachge- schichte von unten, wie sie von Elspaß (2005) eingefordert wird.

An dieser Stelle ist Bezug zu nehmen auf das Projekt „Sprachbewahrung nach der Emigration“

von Anne Betten und ihrer Arbeitsgruppe (Betten 1995; Betten/Du-nour 2000). Grundlage die- ses Projekts sind umfangreiche Daten gesprochener Sprache, die die Projektbeteiligten als zwi- schen 1989 und 1994 durchgeführte Interviews mit Personen erhalten haben, die in den 1920er und 1930er Jahren nach Israel ausgewandert sind. Ausgehend von der Überzeugung, dass sich mit diesem Material „eine der wenigen Möglichkeiten [bietet], Sprachwandel in der gesproche- nen Sprache an authentischem Datenmaterial zu studieren“ (Betten 1995: 3),13 lautet ein zent- raler und sprachgeschichtlich äußerst bedeutsamer Befund: Die Interviewten haben das Deutsch der Weimarer Zeit konserviert.14 Hinzu kommt: Die Interviewten haben ein hohes Sprachbe- wusstsein aufgrund ihres Status als Immigranten, die ihre sprachliche Identität reflektieren und sie sind auf Sprache als Thema fokussiert. Diese Sprachthematisierungen sind natürlich auf die sprachliche Lebenswirklichkeit der aus ihrer originären Sprachwelt entfernten Menschen zu- rückzuführen, die sich auf diesem Wege ihres sprachlichen Ursprungs vergewissern. Wichtig im Sinn einer methodischen Legitimierung ist, dass an keiner Stelle den Projektbeteiligten Zweifel hinsichtlich der Authentizität der Sprachdaten kommen. Sie halten sie für eine valide Erhebungsgrundlage in Bezug auf ihren Informationsgehalt und leiten daraus entsprechende Befunde bzgl. der deutschen Sprache der Weimarer Zeit ab.

Inwiefern unterscheidet sich die Fragestellung dieses Projekts von der hier problematisierten?

„Deutsch der 20er Jahre“ war nicht Analysemotiv, sondern -ergebnis. Die Daten wurden nicht erhoben, um dieses Sprachstadium zu rekonstruieren. Sondern aufgrund der Auswertung der erhobenen Interviewdaten wurde ihre Identität mit dem „Weimar-Deutsch“ festgestellt.15 Im

13 „Die Sprecher haben [...] nicht zuletzt wegen der besonderen Bedingungen, die die Einwanderung nach Paläs- tina/Israel mit sich brachte, die Sprache ihres Elternhauses, ihrer Schul- und Studienzeit, ihres beruflichen und gesellschaftlichen Umfeldes vor der Emigration bewahrt und aus verschiedensten Gründen und in unterschiedli- chem Ausmaß weiter gepflegt“ (Betten 1995: 4f.).

14 Damit liegt eine „spezifische Kombination der sprachhistorischen und gegenwartssprachlichen Komponenten [vor]: Es handelt sich um ein Deutsch, das heute außerhalb des deutschen Sprachraums gesprochen wird (die Aufnahmen entstanden zwischen 1989 und 1994), aber im wesentlichen das gesprochene Deutsch der 20er und 30er Jahre aus den verschiedenen deutschsprachigen Ländern und Gebieten Mitteleuropas repräsentiert“ (Betten 1995: 3).

15 Die Ausgangsbeobachtung der auf die gesprochene-Sprache-Forschung orientierten Studien war: „[M]an [hat]

es nicht nur mit sehr standardsprachlich artikulierenden und grammatisch absolut ‚sattelfesten‘ Sprechern, sondern

(13)

vorliegenden Vorhaben ist die Analyserichtung umgekehrt: Das Sprachstadium 1933 bis 1945 zu rekonstruieren ist die analytische Aufgabe, und aus dem ggf. zu erhebenden Material sollen in diesem Sinn Gebrauchsweisen von Alltagssprache dieses Sprachstadiums ausgehoben wer- den. Am Authentizitätsstatus der Sprachdaten ändert allerdings diese spezifische Fragestellung nichts.

Mit einem weiteren Untersuchungsaspekt lässt sich diese Methode in Verbindung bringen: Aus dem in einer Gegenwart nach 1945 erhobenen Sprachmaterial lassen sich allfällige Spuren von NS-Sprache herausarbeiten, um die Frage beantworten zu können, welchen Stellenwert dieje- nige Varietät im Alltag der Jahre 1933 bis 1945 eigentlich hat, die gemeinhin „Sprache des Nationalsozialismus“ genannt wird. Über diesen Stellenwert lassen sich Aussagen dann ma- chen, wenn sich Spuren von NS-Sprache im sprachlichen Alltag der Jahre 1933 bis 1945 finden.

Insofern wir das Material für valide halten, lassen sich auch hier belastbare Befunde herausar- beiten:

Ja, es war ein wirklich geselliges, kameradschaftliches Leben. Die Heimabende, da wurde also gesungen und wir übten da. Dann gab es Geländespiele. Man war auch gerne ein zackiger Mensch und hat gerne mitgemacht. Es gab da eine Kameradschaft, die war wirklich schön.

(Zeitzeugen-Portal 2) Dieser Zeitzeuge konserviert nicht nur NS-Deontik, indem er die Hochwertwörter kamerad- schaftlich, Heimabend, zackig, Kameradschaft verwendet. Er reproduziert diese nicht nur ohne distanzierende Markierungen (wie z. B. „sog.“). Darüber hinaus bewertet er die Sachverhalte rückblickend äußerst positiv: wirklich gesellig, gerne, wirklich schön. Mit diesem Kommentar zu seinem Sprachgebrauch sei nicht unterstellt, dass dieser Zeuge ein etwa vorhandenes NS- Denken bis heute nicht abgelegt hat. Klar ist aber, dass die Vermittlung der NS-Deontik in den Jahren 1933 bis 1945 im Sinne des NS fortwirkt. „und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben“ – die viel zitierte Prophezeiung, die Hitler 1938 in einer Rede in Reichenberg formuliert hat, hat in diesem Sinn auch eine sprachliche Dimension.

Wir können festhalten: Überlegungen einer Oral History der Sprachgeschichte sind nur sehr peripher mit solchen Fragen der Rekonstruktion historischer Sprachgebräuche befasst, die das Ziel haben, möglichst echt zu wirken, also Authentizität zu suggerieren. Denn während durch Zeitzeugenbefragung und mittels der Methode der Oral History generierte Daten zur Zeitge- schichte immer auch vor dem Hintergrund der Frage, welches persönliche Interesse eine Person hat, die Geschichte so und nicht anders darzustellen, bewertet werden müssen, sind Sprachdaten in dieser Hinsicht von geringerer Brisanz, auf diesem Weg erhobene Sprachdaten entsprechend ebenso.

Können wir also als Sprachistoriker*innen eine Oral History der Sprachgeschichte zulassen und erinnerte Sprachdaten in unsere Rekonstruktionsaufgabe einbeziehen? Ich möchte die Frage tentativ bejahen.

zudem mit Stilisten und Formulierungskünstlern und -künstlerinnen zu tun, die sich spielend in den komplexesten Satzkonstruktionen ausdrücken, aber kaum je den Überblick, den ‚Faden‘ verlieren“ (Betten 2000: 217).

(14)

7 Fazit

Während dem sprachhistorischen Original das Prädikat „authentisch“ in der ersten Lesart frag- los zuzusprechen ist, ist die Vergabe dieses Prädikats für das Zitat und das Retrospektiv an Bedingungen geknüpft und Kriterien sind zu benennen. Kriterium in Bezug auf mitgeteilten zitierten Sprachgebrauch ist die zeitliche Identität, Kriterium für das sprachliche Retrospektiv ist die personelle Identität.

- Mitgeteilte zitierte Sprache ist deshalb authentische Sprache, weil der/die Mitteilende Zeit- genosse ist und insofern Mitglied der Sprachgemeinschaft, deren Sprachgebrauch der sprachgeschichtliche Gegenstand ist. Die Verlässlichkeit der Quellen, etwa die der genann- ten Meldungen aus dem Reich und der Deutschlandberichte, ist groß, ein Authentizitäts- problem existiert nicht.

- Daten erinnerten Sprachgebrauchs sind deshalb authentisch, weil die erinnernde Person den Sprachgebrauch zu der in Rede stehenden Zeit selbst erlebt hat, selbst Mitglied dieser his- torischen Sprachgemeinschaft gewesen ist. Da jedoch Zeitzeugen eine nicht unproblemati- sche Geschichtsquelle mit zu veranschlagenden Eigenschaften sind, ist die individuelle Bre- chung ein bei der Rekonstruktion zu berücksichtigender Faktor. Geschichte im Sinn von persönlich Erlebtem ist ein Wahrnehmungseffekt und damit das Produkt subjektiver indivi- dueller, also auswählender Bewertungshandlungen. Die Validität entsprechender Daten be- darf insofern der sprachhistoriografischen Klärung, zumindest aber der Plausibilisierung.

Insofern ist die Perspektive einer sprachlichen Oral History immer auch die einer Wahrneh- mungs- und Bewusstseinsgeschichte. Das ist im Zuge der Sprachrekonstruktion zu beden- ken – ohne aber die aus dieser Quelle der Retrospektion verfügbaren Sprachdaten zu ent- werten, zumal, wie erwähnt, das Problem der Interessengelenktheit im sprachgeschichtli- chen Kontext von geringer Relevanz zu sein scheint.

Authentischer Sprachgebrauch ist also nicht ausschließlich solcher, der auf der Objektebene zeitlich synchron und personell identisch manifest ist, auch der zeitgenössisch zitierte ebenso wie der aus dem Rückblick von Zeitgenossen mitgeteilte Sprachgebrauch. Es muss mindestens entweder die zeitliche oder die personelle Identität gegeben sein, um dem Kriterium der Au- thentizität zu genügen.

Literaturverzeichnis

Betten, Anne (ed.) (1995): Sprachbewahrung nach der Emigration – Das Deutsch der 20er Jahre in Israel. Teil I: Transkripte und Tondokumente. Tübingen: Niemeyer.

Betten, Anne (2000): „Satzkomplexität, Satzvollständigkeit und Normbewußtsein. Zu syntak- tischen Besonderheiten des Israel-Corpus“. In: Betten, Anne/Du-Nour, Miryam (eds.):

Sprachbewahrung nach der Emigration – Das Deutsch der 20er Jahre in Israel. Teil II:

Analysen und Dokumente. Tübingen, Niemeyer: 217–270.

Betten, Anne/Du-Nour, Miryam (eds.) (2000): Sprachbewahrung nach der Emigration – Das Deutsch der 20er Jahre in Israel. Teil II: Analysen und Dokumente. Tübingen: Niemeyer.

MadR: Boberach, Heinz (ed.) (1984): Meldungen aus dem Reich 1938–1945. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS. Bd. 11. Herrsching: Pawlak.

DWB (1854): Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Leipzig: Hirzel.

DFWB (1996): Deutsches Fremdwörterbuch. Bd. 2, 2. Auflage. Berlin/New York: de Gruyter.

(15)

Elspaß, Stefan (2005): Sprachschichte von unten. Untersuchungen zum geschriebenen Alltags- deutsch im 19. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer.

Felder, Ekkehard (2015): „Lexik und Grammatik der Agonalität in der linguistischen Dis- kursanalyse“. In: Heidrun Kämper/Warnke, Ingo H. (eds.): Diskurs – interdisziplinär. Ber- lin/Boston, de Gruyter: 87–120. (= Diskursmuster. Discourse Patterns 6).

Fischer-Lichte, Erika/Pflug, Isabel (eds.) (2000): Inszenierung von Authentizität. Basel/Tübin- gen: Francke.

Kämper, Heidrun (2018): „Authentisch. Gebrauchsaspekte eines Leitworts“. In: Kämper, Heidrun/Voigt-Goy, Christoph (eds.) (2018): Konzepte des Authentischen – Prozesse der Authentisierung. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht: 13–28.

Kämper, Heidrun/Voigt-Goy, Christoph (eds.) (2018): Konzepte des Authentischen – Prozesse der Authentisierung. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.

Kessler, Harry Graf (1918/2007): Das Tagebuch 1880–1937. Bd. 6: Das Tagebuch (1916–

1918). Herausgegegen von Günter Riederer. Stuttgart: Cotta.

Knaller, Susanne/Müller, Harro (eds.) (2006): Authentizität. Diskussion eines ästhetischen Be- griffs. München: Fink.

Krupp (1940): Krupp. Zeitschrift der Kruppschen Betriebsgemeinschaft 31, 15. Februar 1940.

Lindholm, Charles (2008): Culture and Authenticity. Malden, MA/Oxford: Blackwell.

Mattheier, Klaus (2008): „Das Verhältnis von sozialem und sprachlichem Wandel“. In: Ulrich Ammon, Ulricht/Dittmar Norbert/Mattheier, Klaus (eds.): Soziolinguistik. Ein internationa- les Handbuch zur Wissenschaft von Sprache und Gesellschaft/Sociolinguistics. An Interna- tional Handbook of the Science of Language and Society. Berlin/New York, de Gruyter:

1430–1452. (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 3.2).

Noetzel, Thomas (1999): Authentizität als politisches Problem. Ein Beitrag zur Theoriege- schichte der Legitimation politischer Ordnung. Berlin: Akademie-Verlag.

Paul, Hermann (1897/2002): Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unse- res Wortschatzes. 10. überarb. u. erw. Aufl. v. Helmut Henn, Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen: Niemeyer.

Riecke, Jörg (2018): „Authentizitätskonzepte in der Sprachgeschichtsschreibung“. In: Kämper, Heidrun/Voigt-Goy, Christoph (eds.): Konzepte des Authentischen – Prozesse der Authenti- sierung. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht: 29-44.

Rehling, Andrea/Paulmann, Johannes (2016): „Historische Authentizität jenseits von ‚Original‘

und ‚Fälschung‘. Ästhetische Wahrnehmung – gespeicherte Erfahrung – gegenwärtige Per- formanz“. In: Sabrow, Martin/ Saupe, Achim (eds.): Historische Authentizität. Göttingen, Wallstein: 91–125.

Saupe, Achim (2015): „Authentizität. Version: 3.0“. Docupedia-Zeitgeschichte, 25.08.2015.

dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.705.v3.

Seidenspinner, Wolfgang (2006): Kulturelles Erbe und Authentizität. Mainz: Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz

von Polenz, Peter (1978): Geschichte der deutschen Sprache. Berlin/New York: de Gruyter.

(16)

Verzeichnis der Internet-Quellen

DeReKo: Deutsches Referenzkorpus. www1.ids-mannheim.de/kl/projekte/korpora/

[25.11.2020].

Döbler, Katharina (1992): Postkarte der Gewalt. taz.de/Archiv-Suche/

!1661913&s=D%C3%B6bler&SuchRahmen=Print/ [25.11.2020].

Leibniz-Forschungsverbund Historische Authentizität. leibniz-historische-authentizitaet.de [08.11.2020].

Zeitzeugen-Portal 1: Elisabeth Zacharias: Wie alle beim BDM (Video). zeitzeugen-por- tal.de/zeitraeume/epochen/1933-1939/die-hitler-jugend-und-der-bdm/yRhlOh9fPwM [25.11.2020].

Zeitzeugen-Portal 2: Uwe Holmer: Kameradschaft in der HJ (Video). zeitzeugen-portal.de/vi- deos/08OS8w9rNyk [25.11.2020].

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Teilnehmer der Tagung „Authentizität von Lebensmitteln“ am 10. März in Frankfurt am Main waren sich einig: Die Echtheit und Herkunft von Lebensmitteln nimmt einen immer

6 „Erst durch die Destruktion kann sich die Ontologie phnomenologisch der Echtheit ihrer Begriffe voll versichern.“ (GA 24, 31) In der Jaspers-Rezension geht Heidegger von

Diese zunächst stark literaturwissenschaftliche Debatte hat sich mittlerweile zu einem interdisziplinären Programm entwickelt, das zaghaft auch von manchen

Im Seminar geht es um Selbstverantwor- tung, verbale und nonverbale Kom- munikation, Respekt und Wertschät- zung für die eigene Person, die Kollegen und Patienten – genau

die Auseinandersetzung mit Authentizität unter sprach-, begriffs- und beziehungsge- schichtlichem Aspekt (Anja Lobenstein-Reichmann): „Authentizität - sprach-, begriffs-

Wenn Steinmeier „nach Charisma hascht“ [15], dann wird darin die Zuschreibungspraxis selbst implizit thematisiert, es ist damit also eine latent meta-sprachlich-reflexive Aussage,

Wenn Norbert Elias über die vormoderne Gesellschaft schreibt: „Die Menschen sind in höhe- rem Maße als zuvor fähig, sich selbst zu beobachten; aber sie sind noch nicht in der Lage,

Persönliches Ziel: Als zugänglicher und wertvoller Mensch angesehen zu werden Grundeinstellung: Wenn ich gewissenhaft bin und meinen Wert beweise, werde ich belohnt, ohne