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Archiv "Theodor Billroth: Chirurg, Pianist und Komponist" (24.02.1995)

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Theoc or Billroth

Chirurg, Pianist und Komponist

Albert-Roussel Pharma GmbH, Wiesbaden

VARIA FEUILLETON

„Es ist nun nicht bloß der herzliche Gedanke an Dich und Deine Freundschaft, der mich . . . Deinen Namen vor- aussetzen läßt; ich denke Dich einmal so gern und mit besonderem Pläsier als Gei- ger und Sextettspieler". Mit diesen Worten begleitete der Komponist und enge Freund Johannes Brahms die Wid- mung seines Quartetts in c- Moll (op. 51 Nr. 1) für Theo- dor Billroth. Und der Wiener Jurist und Musiker Eduard

Hanslick schrieb in seinen Er- innerungen: „Nicht als ob ich seiner hilfreichen chirurgi- schen Hand bedurft hätte, — er ist mir ohne Messer tief ins Herz gedrungen."

Christian Albert Theodor Billroth wurde am 26. April 1829 als Sohn eines Pastors in Bergen auf Rügen geboren.

Er besuchte das Gymnasium in Greifswald und galt dort als eher mittelmäßiger Schüler.

Seine Liebe gehörte der Mu- sik, welche seit jeher eine be-

deutende Rolle in der Familie Billroth gespielt hatte. Der junge Billroth hatte den Ruf eines talentierten Pianisten;

Kullek, einer der führenden Klavierpädagogen Deutsch- lands, war sein Lehrer.

Doch da der Vater bereits früh verstorben war, begann er auf hartnäckiges Anraten der Mutter, an der Univer- sität in Greifswald Medizin zu studieren. Dort gehörte das erste Semester jedoch fast ausschließlich der Musik.

Dann wechselte Theodor Billroth im Jahr 1849 mit Wil- helm Baum, Ordinarius der Chirurgie in Greifswald und besonderer Freund der Fami- lie, nach Göttingen, wo er sich unter diesem Mentor in strenger Selbstdisziplin sei- nen medizinischen Studien widmete. Trotz Hinwendung zu den Naturwissenschaften ließ Billroth seine musikali- sche Begabung aber nicht verkümmern. Bald schon ver- kehrte er in den Göttinger

„Kreisen der Musikpflege".

Nach vierjährigem Studi- um promovierte er 1852 in

1853 nahm er eine Assisten- tenstelle in der Berliner Chir- urgie (Klinik in der Ziegel- straße) unter von Langen- beck an und blieb dort sieben Jahre. Er habilitierte sich 1856 in Berlin als Privatdo- zent für Chirurgie und patho- logische Anatomie.

Freundschaft fürs Leben

1860 folgte Theodor Bill- roth dem Ruf als Ordinarius und Direktor der chirurgi- schen Klinik nach Zürich.

Sein Hauptforschungsgebiet während dieser Jahre wurde die Wundbehandlung. Er blieb bis 1867 in Zürich. In dieser Zeit wandte sich Bill- roth wieder vermehrt der Mu- sik zu; er nahm Unterricht im Geigen- und Bratschenspiel, um Streichquartette spielen zu können, und veranstaltete wöchentlich in seiner Woh- nung einen Trio-Abend, an dem er mit seinen Freunden die Klaviertrios von Schu-

Anläßlich des 100. Todesjahres von Theodor Billroth wurde in der Ruine des Ru- dolf-Virchow-Hörsaals ein Konzert gegeben. Die Berliner Kammermusikgruppe

„Trio" spielte Kompositionen der Ärzte Carl Ludwig Schleich (1859-1922), Peter Lichtenthal (1780-1853) und Alexander Borodin (1833-1887). Foto: C. Hake

Berlin und ließ sich nach kur- zen Studienreisen als prakti- scher Arzt in Berlin nieder.

Dieser Versuch, eine Praxis aufzubauen, scheiterte je- doch kläglich. Denn während zweier Monate zeigte sich kein einziger Patient in sei- nen Behandlungsräumen.

mann studierte. Da die „Neue Zürcher Zeitung" bislang kei- ne Musikkritiken gebracht hatte, schrieb Billroth Berich- te über Musikaufführungen und wurde so der erste Musik- kritiker in Zürich. Dort lernte er im Spätherbst 1865 den Komponisten Johannes A-546 (80) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 8, 24. Februar 1995

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VARIA FEUILLETON

Brahms kennen. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine Freundschaft fürs Leben.

Am 12. Mai 1867 wurde er zum Professor der Chirurgie in Wien, der damaligen Hochburg der Medizin, er- nannt. Billroth betrat in sei- ner Tätigkeit als Operateur chirurgisches Neuland: Er befaßte sich intensiv mit der Chirurgie des Verdauungs- traktes und der operativen Kropfbehandlung. 1872 ge- lang ihm die erfolgreiche Operation der Speiseröhre am Hund. Kurz darauf wagte er am Patienten die erste To- talexstirpation des Kehlkop- fes. Noch heute bekannt und durchaus gebräuchlich sind die nach ihm benannten zwei Methoden der Magensekti- on. Billroth befaßte sich außerdem mit dem Problem der Betäubung und führte an- stelle des Chloroforms, das häufig Narkosezwischenfälle verursachte, das Chloroform- Äther-Alkohol-Gemisch ein.

Musiksaal

In Billroths Haus befand sich ein geräumiger Musik- saal, wo sich die führenden Musiker Wiens zusammen-

fanden. Dort wurden fast alle Kammermusikwerke von Brahms zum ersten Mal auf- geführt. Billroth hat auch komponiert, seine in Zürich geschriebene Werke steckte er jedoch in den Ofen.

In seinen letzten Lebens- jahren versuchte er, sich der Frage zu nähern: „Wer ist musikalisch?". Freilich, ohne dieses sehr komplexe Pro- blem lösen zu können. We- sentlich ist hier seine Er- kenntnis, daß die musikali- sche Bildung auf der bewuß- ten Wahrnehmung der musi- kalischen Formen beruht.

Billroth war der Ansicht, daß der Rhythmus ein „wesentli- ches, mit unserem Organis- mus eng verbundenes Ele- ment des Musikalischen" ist.

Ende 1893 reiste er nach Ab- bazia, um sich dort von einem Herzleiden zu erholen. Von Eduard Hanslick sind die fol- genden Zeilen überliefert, die Billroth wenige Tage vor seinem Tod geschrieben hat:

„Nacht ists; schon lange, lautlose Stille um mich, nun wird's auch hier in mir still."

Am 6. Februar 1894 starb Theodor Billroth in seinem 65. Lebensjahr.

Suzanne Rehm, Antje Müller-Schubert

Compact Disc

Knabenchor singt „h-Moll- Messe"

Johann Sebastian Bach:

Messe h-Moll BWV 232, Windsbacher Knabenchor, Deutsche Kammerakademie Neuss, Trompetenensemble Läubin, Leitung: Karl-Fried- rich Beringer, Hänssler-Ver- lag, Neuhausen, 1994, CD 98.959

„Durchlauchtigster Chur- Fürst, Euer Königlichen Ho- heit überreiche ich in tieffster Devotion gegenwärtige ge- ringe Arbeit von derjenigen Wißenschafft, welche ich in der Musique erlanget mit ganz unterthänigster Bitte, Sie wollen dieselbe nicht nach der schlechten Compo- sition, sonder nach dero welt berühmten Clemenz mit gnä- digsten Augen anzusehen."

Mit diesen Worten über- reichte Johann Sebastian Bach im Jahr 1733 die als

„Missa" bezeichneten Teile der „h-Moll-Messe" seinem Landesherrn, dem sächsi- schen Kurfürsten Friedrich

August II. Mit dem Werk be- warb sich Bach offensichtlich um den Titel eines sächsi- schen Hofkomponisten.

Doch seine übertriebene Be- scheidenheit nutzte ihm zunächst nichts. Der begehrte Titel wurde ihm nämlich erst im Jahr 1836 verliehen.

Wenn heutzutage von der

„h-Moll-Messe" gesprochen wird, ist damit die vollständi- ge Komposition gemeint.

Bach hatte offensichtlich in den beiden Jahren vor sei- nem Tod die „Missa brevis"

zur „Missa tota" erweitert.

Teilweise hat er darin früher entstandene Werke über- nommen. Auf diese Weise ist eine vollständige Messe ent- standen. Die erste Gesamt- wiedergabe fand erst rund 100 Jahre nach ihrer Entste- hung statt, weil sie wohl als zu schwierig galt.

Da mag es zunächst fast anmaßend erscheinen, daß diese „große catholische Messe" von einem Kinder- chor gesungen wird. Doch der Windsbacher Knaben- chor ist den hohen Anforde- rungen durchaus gewachsen.

Und nicht zuletzt tragen auch die Solisten und das Orche- ster zu der hohen Qualität dieser CD bei. Kli

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 8, 24. Februar 1995 (81) A-547

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