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K Kuppeln mit Kolloiden

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B R E N N P U N K T

© 2016 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 15 (2016) Nr. 1 19 Photonen mit der doppelten Ener-

gie der Grundmode. Diese zweite Harmonische kommt zwar nur mit etwa 0,1 % Wahrscheinlichkeit vor, ist aber nicht vernachlässigbar.

Zum anderen unterscheiden die Detektoren nicht zwischen einem einzelnen Photon hoher Energie und zwei fast gleichzeitig ankom- menden Photonen, die in Summe die gleiche Energie besitzen, sog.

koinzidente Ereignisse. Die Mes- sungen mit dem zweiten Kristall bei niedrigen Intensitäten testeten den Anteil linearer Compton-Streuung an der zweiten Harmonischen des XFEL. Um die Zählung koinzi- denter Ereignisse zu vermeiden, reduzierten die Forscher die Zahl hochenergetischer Photonen auf den Detektoren signifikant, indem sie davor Zirkonium-Filter platzier- ten. Dieses Material absorbiert Pho- tonen oberhalb einer Energie von ungefähr 18 keV sehr stark, da diese Energie gerade ausreicht, um Elek- tronen aus der niedrigsten Schale zu ionisieren (sog. K-Kante).

Die Ener gieselektivität der Filter führte zu einem überraschenden Ergebnis. Bei einer XFEL-Photo- nenenergie von ħω0 = 9,75 keV sollten die gestreuten Photonen des doppelten Compton-Effekts Energien von etwa ħω1 = 19,5 keV besitzen. Die Rotverschiebung sollte etwa 700 eV betragen, so- dass die Zirkonium-Filter zu einer deutlich verringerten Intensität führen sollten. Das Signal ist aber unerwartet stark, sodass von einer Rotverschiebung größer als 1,5 keV

auszugehen ist, welche die Energie ħω1 in den Bereich unterhalb der maximalen Absorption verschiebt.

Doch wohin verschwindet die fehlende Photonenenergie? Offen- sichtlich gibt es einen bisher un- bekannten Mechanismus, der im nichtlinearen Bereich einen großen Energie- und Impuls übertrag auf die Elektronen oder die Atome selbst erlaubt. Vielleicht streuen die Photonen bevorzugt an Elektronen, die einen großen Impuls auf den Atomkern übertragen. Oder wäh- rend der Streuung werden höhere Zustände der Elektronenschale an- geregt. Außerdem ist denkbar, dass der Ener gieübertrag von atomaren Bindungs eigenschaften abhängt.

Dies eröffnet faszinierende neue Möglichkeiten, z. B. Kristallogra- phie mit chemischer Strukturanaly- se zu verbinden. Zuvor ist es nötig,

den beobachteten Absorptionsme- chanismus grundlegend zu verste- hen. In jedem Fall erlaubt es der neu entdeckte nichtlineare Energie- transfer, die Wechselwirkung inten- siver Röntgenstrahlen mit Materie im Detail besser zu verstehen.

Felix Mackenroth [1] A. H. Compton, Phys. Rev. 21, 483

(1923)

[2] A. H. Compton, Phys. Rev. 22, 409 (1923)

[3] O. Klein und Y. Nishina, Z. Phys. 52, 853 (1929)

[4] S. Shwartz et al., Phys. Rev. Lett. 112, 163901 (2014)

[5] T. E. Glover et al., Nature 488, 603 (2012)

[6] M. Fuchs et al. Nature Phys. 11, 964 (2015)

[7] L. S. Brown und T. W. B. Kibble, Phys.

Rev. 133, A705 (1964)

[8] S. Herrmann et al., Nucl. Inst. Meth.

Phys. Res. A 718, 550 (2013)

Dr. Felix Macken- roth, Chalmers University of Tech­

nology, Göteborg, Schweden

Abb. 1 Am ersten Streutarget im Fokus des Lasers ist die Intensität so hoch, dass der nichtlineare Compton­Effekt auftritt.

Die geringere Intensität am zweiten Streutarget erlaubt nur lineare Compton­

Streuung an quasi­freien Elektronen.

nichtlinearer Compton-Effekt

an gebundenem Elektron linearer Compton-Effekt an quasi-freiem Elektron

Streukristall im Fokus

Streukristall hinter Fokus hohe Intensität

niedrige Intensität

K

upplungen sind wesentlicher Bestandteil vieler Maschinen.

Sie sind immer dann erforderlich, wenn die Übertragung von Kräf- ten und Drehmomenten zwischen einem Motor und einem Getriebe kurzzeitig unterbrochen wird, wie es während eines Gangwech- sels beim Autofahren der Fall ist.

Der Trend zur Miniaturisierung hat neben der Elektronik längst

auch mechanische Komponenten erreicht: Neben Getrieben und Rotoren [1] ist mittlerweile der Bau kompletter Wärme kraftmaschinen [2] auf kleinsten Längenskalen möglich. Daher versuchen Wis- senschaftler, das Prinzip der Kupp- lung in die Mikro- und Nanowelt zu übertragen. Auf diesen Skalen sind thermische Fluktuationen nicht mehr vernachlässigbar, was

uns herausfordert, die physika- lischen Grundlagen solcher Ma- schinen neu zu verstehen. Häufige Anwendung finden Materialien aus dem Bereich der weichen Ma- terie (DNA, Polymere, Kolloidteil- chen), da sie sich mit Hilfe kleiner externer Felder oder durch Selbst- organisation zu hochkomplexen Funktionseinheiten organisieren lassen.

Kuppeln mit Kolloiden

Auf mikroskopischer Skala ist es gelungen, eine Kupplung aus Kolloidteilchen aufzubauen.

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B R E N N P U N K T

 Physik Journal 15 (2016) Nr. 1 © 2016 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Prof. Dr. Clemens

Bechinger, 2. Physi­

kalisches Institut, Universität Stuttgart, Keplerstr. , 01

Stuttgart

Einem internationalen Forscher- team aus Santa Barbara, Princeton, Bristol, Mainz und Düsseldorf ist es nun gelungen, eine wenige Mikro meter kleine Kupplung aus weicher Materie herzustellen, die Drehmomente kontrolliert über- tragen kann []. Diese Kupplung basiert anders als ihr makrosko- pisches Pendant auf einer scheiben- förmigen Anordnung kolloidaler Teilchen, die in einer Flüssigkeit suspendiert sind (Abb. 1). Versetzt ein sich drehender Ring optischer Fallen die Teilchen am Rand in eine Rotationsbewegung, überträgt sich ein Teil dieser Drehbewegung auch auf die inneren Teilchen, die dann konzentrische Ringe ausbilden.

Bemerkenswerterweise lässt sich durch diese Anordnung das über- tragene Drehmoment äußert präzi- se jus tieren. Eine gezielte Änderung der Kopplung zwischen den ring- förmigen Strukturen kontrolliert nicht nur die Geschwindigkeit wie bei einer herkömmlichen starren Kupplung, sondern erlaubt es auch, die Art zu verändern, wie sich die Drehbewegung auf eine zentrale Achse überträgt.

Im Experiment haben die For- scher dazu den Radius des äußers- ten, angetriebenen Rings verändert und somit den mittleren Abstand

zwischen den Ringen etwas er- höht. Für starke Kopplungen ist ein festkörperartiges Verhalten zu beobachten, bei dem sich alle Ringe gleichförmig bewegen. Bei schwa- cher Kopplung tritt dagegen ein gewisser Schlupf auf. Die Teilchen führen eine „Stick-Slip-Bewegung“

aus, bei der die Dynamik benach- barter Ringe ständig zwischen einem Gleiten und Einras ten wechselt. Dabei pendelt die inter- ne Anordnung der Teilchen auf einer charakteristischen Zeitskala von einigen Sekunden zwischen einem hexagonal geordneten und einem ungeordneten, flüssigkeits- artigen Zustand hin und her. Diese komplexe Art der Bewegung ist auch von Reibungs experimenten bekannt. Computer simulationen, die explizit thermische Fluktuati- onen und hydrodynamische Effekte aufgrund der umgebenden Flüssig- keit berücksichtigen, belegen den Effekt.

In Analogie zu makrosko- pischen thermodynamischen Maschinen besitzt auch die Kol- loidkupplung einen charakteristi- schen Wirkungsgrad, der durch das Verhältnis der geleisteten mecha- nischen Arbeit zu der von außen hineingesteckten Rotationsarbeit festgelegt ist. Eine zentral gelagerte

Achse, die fest mit dem innersten Ring der Teilchen verbunden ist (Abb. 1), könnte die geleistete mechanische Arbeit in künftigen Anwendungen aufnehmen und weiterverwerten, wie Simulationen gezeigt haben. Der Wirkungsgrad ist aufgrund der viskosen Reibung der umgebenden Flüssigkeit zwar sehr gering, hängt für die Kolloid- kupplung aber nicht-mono ton vom äußeren Drehmoment ab.

Daher ist es möglich, den aktuellen Wirkungsgrad durch maßge- schneiderte Systemparameter um Größen ordnungen zu verändern und kontrolliert zu optimieren.

Obwohl die Forscher ihre wei- che Kupplung hier zunächst auf einer Mikrometerskala demons- triert haben, erwarten sie, dass sie das Funktionsprinzip auch auf deutlich kleinere Längen- skalen übertragen können. Denn die obigen Über legungen bleiben unverändert, solange die Partikel groß gegenüber der molekularen Struktur der umgebenden Flüssig- keit sind, weil diese dann als ein Kontinuum gilt.

Clemens Bechinger [1] P. Galajda und P. Ormos, Appl. Phys.

Lett. 78, 249 (2001); Y. Klapper et al., Small , 44 (2010)

[2] V. Blickle und C. Bechinger, Nat. Phys. 8, 143 (2012); T. Schmiedl und U. Seifert, Europhys. Lett. 81, 20003 (2008) [3] I. Williams, E. C. Oğ uz, T. Speck, P. Bart-

lett, H. Löwen und C. P. Royall, Nat.

Phys. (2015), doi:10.1038/nphys3490 Abb. 1 Versetzt man die äußerste Lage

der kolloidalen Teilchen (rot) durch ei­

nen Ring optischer Fallen in Rotation, so bilden sich im Innern konzentrische Ringe aus. Diese nehmen die Drehbewe­

gung teilweise auf und leiten sie so zu

einer zentralen Achse weiter. Um das da­

bei erreichte Drehmoment zu kontrollie­

ren, reicht es aus, z. B. die Dichte der Teil­

chen am äußeren Rand gezielt zu verän­

dern.

H. Löwen / Uni Düsseldorf

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