DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
FÜR SIE GELESEN NMR-Tomographie
den Nachweis von zystischen Tu- moranteilen und die Differenzie- rung zwischen Tumor und Syrinx.
Auch extramedulläre Tumoren lassen sich durch die MRT zuver- lässig erfassen, wobei jedoch eine genaue Unterscheidung zwischen intraduraler und extraduraler La- ge durch die fehlende direkte Dar- stellung der Dura Schwierigkeiten bereiten kann. Der Nachweis spi- naler Angiome durch die MRT setzt eine hohe Durchflußge- schwindigkeit der Gefäßmißbil- dungen voraus. Die diagnostische Methode der Wahl bleibt hier die spinale Angiographie.
In der Diagnostik der ossären Spi- nalkanalstenose ist die CT überle- gen. Die MRT vermag jedoch die direkte kompressive Wirkung auf das Rückenmark abzubilden. Bei degenerativen Bandscheibener- krankungen vermittelt die MRT neue Perspektiven durch die di- rekte Darstellung des Wasserge- haltes des Discus und der Diffe- renzierung zwischen Anulus fibro- sus und Nucleus pulposus. Ein Einsatz der MRT zur Bandschei- ben-Diagnostik scheitert jedoch zur Zeit an der Kostenfrage.
Schlußfolgerungen
Die MR-Tomographie bietet beim klinischen Einsatz einige allge- meine Vorteile, die hauptsächlich in der Möglichkeit, Aufnahmen in allen drei Ebenen durchzuführen und im Fehlen jeglicher Invasivität und Strahlenexposition bestehen.
Die Fähigkeit, unterschiedliche normale und pathologische Ge- webe zu differenzieren, ist prinzi- piell gegeben, ihre universelle An- wendung bleibt jedoch noch zu erwarten. Spezielle Vorteile bei der Untersuchung der verschiede- nen Organe und pathologischen Prozesse sind bereits heute er- kennbar, bedürfen jedoch noch der Bestätigung durch weitere Er- fahrung. Nachteile liegen heute noch vor allem im technischen Bereich. Es ist zu hoffen, daß sie in absehbarer Zeit zufriedenstel- lend beseitigt werden.
Die vorgelegten Ergebnisse zur Bewertung der MR-Diagnostik re- präsentieren den gegenwärtigen Stand unserer drei Forschungs- gruppen und sind in etwa auch re- präsentativ für die klinische Praxis heute. Es wird allgemein aner- kannt, daß die MR-Diagnostik schon technisch weitgehend aus- gereift ist, sich aber als diagnosti- sches Verfahren jedoch noch in einer geradezu stürmischen Ent- wicklung befindet. Was heute noch als klinische Forschung dis- kutiert wird, kann sehr bald zum Routinerepertoire gehören. Die pathoanatomische ausgereifte Deutung der MRT-Bilder wird noch einige Zeit die Validität des MRT-Verfahrens zum Problem werden lassen. Der CT-erfahrene Diagnostiker bringt zwar viele Er- fahrungen ein, muß aber lernen umzudenken, da MRT und CT auf unterschiedlichen physikalisch- technischen Verfahren (Röntgen- strahlen einerseits und magneti- sche Resonanzeffekte anderer- seits) basieren und damit andere Organstrukturen darstellen.
Große Hoffnung wird auf die MR- Spektroskopie gesetzt, um Vertei- lungsmuster und Anreicherungs- effekte von anderen biochemisch interessanten und relevanten Ker- nen insbesondere des Phosphors und Natriums im MR-Bild darzu- stellen. Hierzu sind jedoch ma- gnetische und Radiofrequenzen erforderlich, die nicht nur schwie- rige technische Probleme aufwer- fen, sondern einen neuen Kosten- schub des NMR-Verfahrens auslö- sen. Schließlich steht die „dyna- mische" MR-Technik ebenfalls bereits vor der Tür. Diese Entwick- lung wird jedoch weitergehen, denn schon immer ist das Bessere der Feind des Guten!
Literatur im Sonderdruck, zu beziehen über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Professor Dr. med.
Dr. rer. nat. Emil Heinz Graul Körner-Straße 36
3550 Marburg/Lahn
Die Epicondylitis humeri lateralis
Bei dem häufig anzutreffenden Krankheitsbild der Epicondylitis humeri lateralis handelt es sich keineswegs nur um eine Sehnen- ansatztendinose. Anhand einer prospektiven Studie und einer Nachuntersuchung stellte der Verfasser fest, daß neben dem ty- pischen Beschwerdebild und der Druckschmerzhaftigkeit am Epi- kondylus auch eine Irritation des Nervus radialis im sogenannten Radialistunnel beziehungsweise im Supinatorbereich vorlag. In diesen Fällen erfolgte auch eine Dekompression des tiefen Astes des Nervus radialis. Die Einen- gung wurde bedingt durch eine Gewebsbride, einem straffen Ge- fäßstrang oder durch Einengung in der Frohseschen Arkade oder direkt unter dem Musculus supi- nator. Wird der Radialisnerv in diesem Bereich geschädigt, so kommt es zu einer Strecker- schwäche oder sogar zur Fall- hand.
Wilhelm kommt zu dem Schluß, daß man operativ dem multifakto- riell bedingten Krankheitsbild ei- ner Epikondylitis nur gerecht wer- den kann, wenn man eine Nerven- irritation ausschließt. So besteht er auf einer präoperativen neuro- logischen Untersuchung bei loka- lem Druckschmerz über dem Ra- dialistunnel. Allerdings konnte der Verfasser noch nicht klären, ob ei- ne Einengung des Nerven zu ei- ner fehlerhaften Koordination der Muskulatur und damit zu einer Sehnenansatztendinose führt, oder ob bei bestehender Epikon- dylitis infolge Fehlleistung der Streckmuskulatur sich eine Ein- engung des Nervus radialis durch Gewebsödem und Gewebsrei- zung einstellen kann. wIl
Wilhelm, K., Banisch, J.: Die Epicondylitis hu- meri lateralis — Atiopathogenese und Behand- lungserfolg, Fortschr. d. Med. 103, 16 (1985) 417
Prof. Dr. med. Kurt Wilhelm, Chirurgische Kli- nik und Poliklinik Innenstadt der Universität München, Nußbaumstraße 20, 8000 München 2
2970 (56) Heft 41 vom 9. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A