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Archiv "E-Health und E-Commerce in der Praxis: Mehr Qualität und Effizienz" (14.03.2003)

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entstellten lateinischen und griechi- schen Wortstücken, der die Umgangs- sprachen zu ersticken droht; denn wer wollte nicht auch im Alltag so gebildet erscheinen wie ein Gelehrter.Auch dem Englischen als einer schönen Mutter- sprache ist es abträglich, wenn man es allen anderen Muttersprachen als Welt- sprache überordnen will, sodass es nicht mehr im freien Spiel der Kräfte gefor- dert ist. Wollen wir demnächst auch beim edlen Wettstreit (Concertamen) der Musik vereinfachend C-Dur zur

„Welttonart“ erheben?

Kenntnis der alten Sprachen

Die gründliche Kenntnis der alten Spra- chen, auf deren Trennschärfe die gesamte abendländische Wissenschaft und Gei- stesbildung ruht, muss als strenge Schu- lung des Denkens wieder zum unabding- baren Rüstzeug des Medizinstudenten gehören. Wer seinen Geist schärfen will, kann auch des Schleifsteins nicht entbeh- ren. Je aussagekräftiger eine Studie an sich, umso weniger bedarf es der Worte, sie vorzustellen: Je wertvoller die Perle, umso bescheidener kann die Fassung sein. Bleibt also nur noch ein Wort zu dem treuherzigen Einwand: „Wir kön- nen doch heute in unserer ,globalen‘ Welt nicht ohne Einheitssprache leben!“

Die Welt war immer „weltweit“, und die Menschheit ist auch ohne Weltspra- che bis zum Mond vorgedrungen und wird auch ohne Englisch nicht unterge- hen. Wir lesen doch heute die Zeit auch nicht mehr an einer Sonnenuhr ab und wissen dennoch auch ohne Schatten viel genauer, wie viel Uhr es ist. Und so wer- den wir künftig durch ein kleines Knöpf- chen im Ohr und das kaum auffällige Sprechröhrchen in Kehlkopfnähe dank eines winzigen Rechners in der Lage sein, der Anschaulichkeit unserer Spra- che auch im fremden Lande freien Lauf zu lassen, des anderen fremde Worte in unserem Ohr auf Deutsch zu verneh- men und unsere eigenen Worte in be- stem Spanisch in des anderen Ohr zu wissen. Das wäre wahrer Fortschritt.

Meinem verehrten Lehrer Prof. Dr. Hans-Georg Gadamer gewidmet

Dr. med. Lothar Dinkel Clußstraße 6, 74074 Heilbronn

T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1114. März 2003 AA683

E

-Health ist ein wichtiges Feld für eine zukunftsorientierte Gesund- heitspolitik geworden“, betonte Manfred Beeres vom Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) in seiner Einführungsrede bei der 5. E-Health- Konferenz von MedInform in Berlin.

„E-Health-Treiber“ seien vor allem Disease-Management-Programme, die integrierte Versorgung, Fallpauschalen im Krankenhaus und Entwicklungen innerhalb der EU, wie zum Beispiel der Aktionsplan eEurope 2005 mit hohen Investitionen im Bereich Gesundheit.

Im Mittelpunkt der BVMed-Veranstal- tung standen elektronische Anwen- dungen im Gesundheitswesen, wie die elektronische Patientenakte, vernetzte Strukturen im Krankenhaus und elek- tronische Beschaffungsprozesse.

Rationalisierungspotenzial

Zwischen 20 und 40 Prozent der Leistungen im Gesundheitswesen sei- en Datenerfassungs-, Wissensverarbei- tungs- und Kommunikationsleistungen, die mit IT-Technik erheblich rationeller und qualitätssteigernd gestaltet werden könnten, meinte Dr. Stefan Bales vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, Bonn. Exemplarisch hierfür sei der Krankenhausbereich, in dem Ärzte sich häufig mehr als die Hälf- te ihrer Arbeitszeit mit Informations- verarbeitung, zum Beispiel für admini- strative Zwecke, beschäftigen müssten.

Einen großen Vorteil versprächen Infor- mations- und Kommunikationstechno- logien auch bei der Qualität der medizi- nischen Behandlung, wenn beispielswei- se wichtige Gesundheitsinformationen der Patienten – insbesondere zwischen verschiedenen Versorgungsbereichen – schneller und strukturierter ausge-

tauscht würden. Hier setzt die Bundes- regierung auf die elektronische Gesund- heitskarte (siehe DÄ, Heft 49/2002). Die Karte soll ab 2006 in Verbindung mit elektronischen Heilberufsausweisen in- nerhalb einer umfassenden Telematik- infrastruktur flächendeckend einge- führt werden.

Nicht zwangsläufig weniger Kosten

Dass elektronische Kommunikations- prozesse dazu beitragen, die Gesund- heitsversorgung zu verbessern, effizien- ter zu gestalten und die Beschaffungs- prozesse zwischen Krankenhäusern und Herstellern zu optimieren, darüber be- steht weitgehend Einigkeit. Zurückhal- tender sind einige Experten bei der Ein- schätzung, ob damit auch Kosteneinspa- rungen einhergehen werden. Nach Auf- fassung von Dr. Dieter Sommer, Zen- trum für angewandte Gesundheitsförde- rung und Gesundheitswissenschaften, Berlin, wird der technische Fortschritt in der elektronischen Kommunikation eher zu einer Qualitätssteigerung als zu Kosteneinsparungen führen. Beispiel

„elektronisches Rezept“: Zwar werden die Kostenträger bei maßvollen Investi- tionen hohe Einsparungen erzielen. Bei den Apotheken jedoch lägen die Investi- tionen bereits etwas höher als ihre Ein- sparungen, wohingegen bei den Ärzten bei hohen Investitionen kaum Einspa- rungen zu erwarten seien. Die Patienten könnten qualitativ profitieren, wenn sie zum Beispiel verbesserte Informationen erhalten. Sommer verwies darauf, dass 80 Prozent der Ressourcen im Gesund- heitswesen für 20 Prozent der Patienten aufgewendet werden. Die Compliance bei chronisch Kranken, wie zum Beispiel Diabetikern, liege nur bei 30 bis 60 Pro-

E-Health und E-Commerce in der Praxis

Mehr Qualität und Effizienz

Elektronische Kommunikation trägt dazu bei, die Gesundheits- versorgung zu verbessern. Kosteneinsparungen durch

E-Commerce sind jedoch erst mittel- bis langfristig zu erzielen.

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zent – entsprechend auch die Behand- lungseffizienz. Hier sei das Kostenein- sparungspotenzial durch Maßnahmen wie Kosten- und Angebotstransparenz im Gesundheitsmarkt (etwa via Inter- net), durch Verbesserung des Präven- tivverhaltens und der Compliance sowie durch aktives Patientenmanagement

„gigantisch“. Das Fazit Sommers: „Ko- steneinsparungen werden vielmehr durch Veränderungen im individuellen Verhalten des Patienten erreicht. E- Health kann helfen, den Patienten kon- struktiv am Leistungsprozess zu beteili- gen und das Gesundheitssystem zu de- mokratisieren.“

Am Anfang der Entwicklung

Die Kluft zwischen den technischen Möglichkeiten einer elektronischen Ver- netzung und der Wirklichkeit im Ge- sundheitswesen ist groß. Die Gründe für die zahlreichen Informations- und Kom- munikationsbrüche liegen unter ande- rem in der Verschiedenartigkeit und mangelnden Integration der vorhande- nen Datenformate und IT-Systeme sowie in fehlenden Standards und Normen.

Nach einer Umfrage des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden, Wiesloch, unter 122 Krankenhäusern steht beispielsweise die elektronische Patientenakte (EPA) noch ganz am Anfang: Nur zwei Prozent der Häuser arbeiten mit einer EPA, und ebenfalls nur zwei Prozent haben die er- fassten Daten auch bei einer Visite am Krankenbett zur Verfügung.

Über die Einführung einer elektroni- schen Patientenakte in der Praxis be- richtete Dr. med. Marion Kalwa, Oberärztin an der Klinik Münsterland der LVA Westfalen für orthopädisch- rheumatologische Erkrankungen. Das Projekt (siehe www.epa.de/reha) sollte historisch gewachsenen Strukturen und neuen technologischen Entwicklungen gleichermaßen Rechnung tragen. An- satz war eine „Best-of-Breed-Lösung“, bei der Konzepte mehrerer, auf jeweils unterschiedliche Gebiete spezialisierte Anbieter integriert wurden. Elemente des Projekts waren neben der EPA ein Order-Entry-Verfahren (beleglose Er- fassung von Aufträgen) für Therapiean- forderungen sowie ein Zeit- und Res- sourcenmanagementsystem. Hinzu ka-

men eine weitgehend automatisierte Entlassungsberichtschreibung, die Vi- sualisierung der Labordaten und die elektronische Leistungserfassung. Die bestehenden Subsysteme sind über ei- nen zentralen Kommunikationsserver verbunden, der den datenformatunab- hängigen Austausch zwischen den An- wendungen unterstützt. Das System

läuft seit einem Jahr im Echtbetrieb.

Vorteile sind die Zeitersparnis und der geringere administrative Aufwand, be- dingt durch die zentrale Datenhaltung, die einfache Statusverfolgung und die einheitliche grafische Arbeitsober- fläche. Darüber hinaus stehen zusätzli- che Recherchemöglichkeiten und struk- turierte Daten für statistische Auswer- tungen und Forschungszwecke zur Ver- fügung. Die zweite Projektstufe sieht unter anderem den papierlosen Daten- austausch mit den Krankenkassen und mit ausgewählten Akutkliniken vor.

E-Commerce

Das elektronische Beschaffungswesen (E-Commerce beziehungsweise E-Pro- curement) im Medizinproduktebereich wird sich nach Meinung von Exper- ten mittelfristig durchsetzen, auch wenn die Goldgräberstimmung vorbei ist und sich die überzogenen Erwartungen der ersten Geschäftsmodelle nicht er- füllt haben. Viele Anbieter sind wieder vom Markt verschwunden. Nur weni- ge E-Commerce-Plattformen, darunter

GHX – Global Healthcare Exchange, Medicforma, Medvantis und PLCnet, haben den Zusammenbruch des Neuen Marktes überlebt. Erfolge in diesem Bereich erfordern auch Geduld: „Lang- fristig sind erhebliche Kostenreduzie- rungen zu erwarten. Kurzfristig sind je- doch zunächst enorme Investitionen er- forderlich. Die Einsparpotenziale lie- gen beim E-Commerce vor allem bei den Pro- zesskosten, nicht bei den Einkaufspreisen“, meint Manfred Beeres.

Dies deckt sich mit den Erfahrungen, die Fred Oberhag, Leiter der Abteilung Wirt- schaft und Versorgung der Kath. St.-Johannes- Gesellschaft, Dortmund, in einem E-Commerce- Projekt mit dem An- bieter GHX gesammelt hat. Seit Februar 2003 wickelt die Einrichtung ihre Warenbestellungen mit zwölf Unternehmen ausschließlich elektro- nisch ab. Dies repräsentiert 23 Prozent des Umsatzes. Ab April ist darüber hin- aus die elektronische Übermittlung von Rechnungen geplant. Als Vorteile des elektronischen Einkaufs sieht Oberhag vor allem den schnellen und sicheren Datenaustausch, weil Medienbrüche bei Bestellungen, Auftragsbestätigun- gen und Rechnungen wegfallen, die Re- duzierung von Fehllieferungen, die Ver- ringerung der Lagerbestände, die Ver- einfachung der Stammdatenpflege und die Zeitersparnis bei administrativen Tätigkeiten. Voraussetzung dafür sei je- doch die tiefe Integration in die Ma- terialwirtschaftssysteme der Kranken- häuser und Hersteller. Sein Fazit: „Ein- sparungen werden überwiegend durch eine Optimierung der Prozessketten er- reicht und lassen sich nur bei gleichzei- tiger kritischer Prüfung der Organisati- onsstrukturen im Einkauf realisieren.“

Viele Krankenhäuser halten sich zur- zeit mit Investitionen in E-Commerce- Anwendungen allerdings noch zurück, weil Standardlösungen und Schnittstel- len fehlen, ebenso wie eine internationa- le Standardisierung der Nomenklaturen und Artikelnummern.Heike E. Krüger-Brand T H E M E N D E R Z E I T

A

A684 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1114. März 2003

Alles auf einen Blick: Bildschirmansicht der in der Klinik Mün- sterland verwendeten elektronischen Patientenakte (Lösung der Firma Optimal Systems, Berlin)

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