ZELLULÄRER IMMUNSTATUS
Das weiße Blutbild gibt Aufschluss über den Zustand des Immunsystems
Weiße Blutkörperchen liefern Hinweise auf Störungen des Immunsystems
Die Verteidigung des Organismus gegen Angreifer wird von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) übernommen, die in gewis- ser Hinsicht die schweren Geschütze des Immunsystems darstellen. Mit fein aufei- nander abgestimmten Prozessen wehren sie Infektionserreger aus der Umwelt wie Bakterien und Viren sowie (tumorös) ent- artete Zellen innerhalb des Körpers ab.
Selbst kleinste Ungleichgewichte inner- halb des Immunsystems äußern sich durch unterschiedliche Symptome, z.B.
allgemeines Unwohlsein, erhöhte Infektan- fälligkeit, entzündliche oder allergische Re- aktionen.
Bei der Bestimmung des zellulären Im- munstatus werden die verschiedenen Leukozytenarten im Blut unterschieden – nämlich Monozyten, Granulozyten und Lymphozyten. Sie alle erfüllen wichtige Funktionen bei der zellulären Immunant- wort.
Besonders aufschlussreich für die Beurtei- lung des Immunstatus sind neben ihrem Aktivierungszustand auch deren jeweilige Anteile innerhalb einer Stichprobe.
Jede Lymphozytenart erfüllt spezielle Aufgaben
Lymphozyten werden anhand ihrer Ober- flächenproteine in weitere spezialisierte
Untergruppen klassifiziert: Dabei machen T-Lymphozyten (T-Zellen) mit 60 bis 75 % den größten Teil der Gesamtlymphozyten aus, gefolgt von natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) mit 10 bis 20 % und B-Lym- phozyten (B-Zellen), die sich auf etwa 5 bis 15 % beziffern.
T-Lymphozyten
Zur Gruppe der T-Lymphozyten zählen T-Helferzellen (CD-4-T-Zellen), T-Sup- pressorzellen (CD-8-Zellen) und T-Killer- zellen (Large Granular Lymphocytes = LGL-Zellen).
• CD-4-T-Zellen stehen am Anfang der erworbenen zellulären Immunantwort.
Nachdem sie Erreger-Antigene entlarvt haben, setzen sie Botenstoffe (Zytokine) frei, die weitere Immunzellen aktivieren.
• CD-8-T-Zellen sind für die Erkennung und Abwehr von Erregern innerhalb der körpereigenen Zellen zuständig. Außer- dem erkennt diese Untergruppe der T- Lymphozyten Tumorzellen an soge- nannten Tumorantigenen, die auf der Zelloberfläche sitzen.
• LGL-Zellen erkennen veränderte Kör- perzellen (z.B. Tumorzellen oder solche, in die sich Krankheitserreger wie Bakte- rien oder Viren eingenistet haben) und zerstören diese im Anschluss daran.
B-Lymphozyten
Die von den T-Helferzellen ausgeschütte- ten Zytokine regen die B-Zellen zur Bil- dung von Plasmazellen an. Diese Plasma- zellen produzieren wiederum Antikörper (Immunglobuline), die an der Oberfläche von infektiösen Erregern und infizierten Zellen andocken. Dadurch neutralisieren sie Krankheitserreger und markieren diese gleichzeitig als Ziel für natürliche Killerzel- len und Fresszellen (Phagozyten), die dann die Erreger beseitigen.
Natürliche Killerzellen
NK-Zellen töten virusinfizierte Zellen und Tumorzellen ohne vorherige Aktivierung über eine spezifische Antigenerkennung ab. Daher stellen sie die erste Verteidi- gungslinie gegen Virusinfektionen und Krebserkrankungen dar.
Wann ist die Analyse des zellulären Immunstatus sinnvoll?
Veränderungen einzelner Lymphozyten- Typen im zellulären Immunstatus kommen bereits bei weniger schweren Erkrankun- gen wie z.B. Virusinfektionen vor.
Die Analyse des zellulären Immunstatus ist deshalb bei zahlreichen unterschiedlichen Erkrankungen sinnvoll und empfiehlt sich zur Abklärung der Ursachen einer erhöh- ten Infektanfälligkeit ebenso wie bei Tu- morerkrankungen, Allergien, Autoimmun- erkrankungen oder auch zur Therapie- überwachung – insbesondere bei der Ein- nahme von Immunsuppressiva.
Der zelluläre Immunstatus wird in nachfol- genden Fällen abgerufen:
• erniedrigte oder erhöhte Lymphozyten- zahlen im Blutbild
• Nachweis und Verlaufsbeobachtung von erworbenen Immundefekten im Zusammenhang mit Infektionen oder bösartigen Tumoren (Malignomen)
• Verlaufsbeobachtung von Autoimmun- erkrankungen
• Diagnostik und Therapieüberwachung von andauernden, „schlafenden“ (laten- ten) sowie untypisch verlaufenden Virusinfektionen
• gehäufte oder länger bestehende Infekte und chronisch wiederkehrende lokale Infektionen
• Wundheilungsstörungen
Zellpopulation Erhöhung Defizit T-Helferzellen Frühphase einer immuno-
logischen Aktivierung bei Infektionen oder Autoimmun- reaktionen
HIV, Chemotherapie oder Bestrahlung
CD-8-T-Zellen Zytotoxische Abwehrreaktion gegen Viren und intrazelluläre Bakterien, Tumorerkrankungen
Autoimmunerkrankungen
T-Killerzellen (LGL-Zellen)
Virus- oder intrazelluläre bak- terielle Infektionen, Tumor- erkrankungen
Immundefekte
B-Lymphozyten EBV-Infektionen, non-Hod-
gkin-Lymphome Zytostatische Behandlungen, Immundefekte
Natürliche Killerzellen
Virusinfektionen, Abwehr- reaktionen gegen Tumor- zellen (maligne transformierte Zellen)
Tumortherapien, Bestrah- lung, Chemotherapie, chro- nische Virusinfektionen und Immundefekte
Fazit
Immunprofile erleichtern die krankheitsbe- zogene Immundiagnostik und geben wich- tige Hinweise zur Prognose sowie individu- elle Ansätze für eine gezielte Immun- therapie.
Die gesetzlichen Krankenkassen überneh- men die Kosten für die Erhebung des zel- lulären Immunstatus bei begründeter me- dizinischer Notwendigkeit. Häufig stellt die Abklärung unklarer Lymphozytosen auch bei weniger schwerwiegenden Grunder-
krankungen bzw. Symptomen einen Mehr- wert hinsichtlich der Planung und Optimie- rung einer individuellen Immuntherapie dar.
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Stand 04/2021 2021p-00-Zellulärer_Immunstatus
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