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Zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung dieses Buches ist der Begriff Redeverbot in der deutschen, mehr als eine Million Artikel umfassenden

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WIKIPEDIA zum Stichwort »Maulkorb«: »Der Begriff Maulkorb bezeichnet den in der Hundehaltung gebrauchten Beißkorb, im über- tragenen Sinn ein Redeverbot. Es gibt Riemen- oder Schlaufenmaul- körbe, Drahtgitterkonstruktionen und Ledermaulkörbe.«

Zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung dieses Buches ist der Begriff Redeverbot in der deutschen, mehr als eine Million Artikel umfas- senden WIKIPEDIA noch nicht definiert.

Über den Au tor

Klaus Nor bert (48), deut scher Jour na list und Au tor, ge hört keiner Par tei an. Er ist in kei nem Ver ein oder Ver band Mit glied und keiner Ge werk schaft oder gleich wie ge ar te ten Or ga ni sa ti on an ge schlossen.

Über das ra pi de wach sen de Aus maß von Ein flüs ter eien sei tens Politik und Wirt schaft war er selbst erst über rascht, schließ lich verärgert.

Seine Be schäf ti gung mit den im mer dreis te ren Manipulationen unserer frei und un ab hän gig ge glaub ten Ge sell schaft führ te zu diesem Buch.

E-Mail-Kon takt zum Au tor: einfluesterer@eurowriters.com

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Klaus Nor bert

Die eiN flüs te rer

angst vor so zi al ab bau, sor ge um die Zu kunft – es wird im mer stil ler im land. Po li tik und Wirt schaft ha ben leich tes spiel: Wir sind auf di rek tem Weg in den Maul korb-staat.

Wird ruhe ers te bür ger pflicht?

WilHelM HeYNe VerlaG MüNCHeN

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Zert.-Nr. SGS-COC-001940

Ver lags grup pe Ran dom House FSC-DEU-0100 Das FSC-zer tifi zier te Pa pier Hol men Book Cream für die ses Buch

lie fert Hol men Pa per, Hallsta vik, Schwe den.

Ori gi nal aus ga be 05/2010

Co py right © 2010 by Wil helm Hey ne Ver lag, Mün chen, in der Ver lags grup pe Ran dom House GmbH

www.hey ne.de Prin ted in Germ any 2010

Um schlag ge stal tung: Haupt mann und Kom pa nie Wer be agen tur, Mün chen – Zü rich

Satz: Buch-Werk statt GmbH, Bad Aib ling Druck und Bin dung: GGP Me dia GmbH, Pöß neck

ISBN: 978-3-453-60151-2

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Ge wid met Herrn Do mi nik Brun ner,

der am 12. 09. 2009 in ei nem Münch ner S-Bahn-Zug nicht schwieg und nicht weg sah

und für sei ne Zi vil cou ra ge er schla gen wur de.

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7

In­halt

Einf üs te run gen rund um die Uhr   . . . .   9

  1 .  Die schwers te Fra ge zu erst:   Was ist De mo kra tie?  . . . .   31

  2 .  Wer sind die Ein füs te rer,   und was wol len sie er rei chen?   . . . .   38

  3 .  Auf der Gefühlsachterbahn:   Friedensfreund Barack, Kriegsherr Obama  . . . .   53

  4 .  Wir wollen Information, aber die Einfüsterer   schicken uns Keinohrhasen  . . . .   59

  5 .  Wird Ruhe wie der  ers te  Bür ger pficht?   . . . .   70

  6 .  Unser Weg in den  Maul korb-Staat   . . . .   98

  7 .  Plan wirt schaft Relo aded   . . . .  116

  8 .  Wollen wir die to ta le Ein füs te rung?   . . . .  121

  9 .  Die Knu te na mens Si cher heit  . . . .  135

10 .  Die »Elite« will Ja-Sager von Kindesbeinen an  . . . .  141

11 .  Das Ende der Privatheit  . . . .  147

12 .  Pla ce bo-Rech te in der  Pla ce bo-De mo kra tie  . . . .  164

13 .  Von we gen ei ge ne Mei nung:   Das  zu ge füs ter te Volk   . . . .  189

14 .  Die ver un si cher te Na ti on:    Le ben in Daue rangst  . . . .  199

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8 Inhalt

15 .  Die Ber li ner Mau er: ge fal len für Gott schalk  

und Bon Jovi  . . . .  211 16 .  Trumpf kar te »Wohl stand«   . . . .  222 17 .  Spieglein an der Wand:  

Tot ge spar te Me di en sind der Traum  al ler Ein füs te rer  . . . .  227 18 .  Hin ter dem Ge füs ter lau ert die Dem okra tur   . . . .  244 19 .  Wa rum nur scham los über trei ben,  

wenn man straffrei lü gen kann?   . . . .  256 20 .  Jam mern muss er laubt sein!   . . . .  267 21 .  Die Demokratie stirbt zentimeterweise:  

Wie frei sind wir noch?   . . . .  281 22 .  Und jetzt: Re vol te,  Re vo lu ti on oder was?   . . . .  307 23 .  Konk re te Uto pi en:  

Ist eine Zukunft ohne Ein füs te rer noch denkbar?  . . . .  314

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9

Einf­üs­te­run­gen­­

rund­um­die­Uhr

Wir wol len ein Volk der gu ten Nach barn wer den, im In nern wie nach au ßen.

Die Bun des re gie rung wird sich von der Er kennt nis lei ten las sen, dass der zent ra le Auf trag des Grund ge set zes, al len Bür gern glei che Chan cen zu ge ben, noch nicht an nä hernd er füllt wur de.

Wir wol len mehr De mo kra tie wa gen.

WIL Ly BRANDT bei sei nem  Amts an tritt als Bun des kanz ler, 1969

Die se Stil le – wie so schallt und gellt es nicht längst aus al len Ecken der Re pub lik vor Wut und Pro test? Wie ist es mög lich, dass die Mäch ti gen uns Tag für Tag zu kleis tern mit ih rer Pro pa gan da, mal im weich ge spülten Wohl fühl-Sound, mal im höchs ten Alarm stu fe-Rot- Dis kant? Wa rum hö ren wir nur noch ent we der von komp let tem Non- sens oder von im mer neu en Ka tast ro phen und Ge fah ren, wa rum gibt es nichts mehr da zwi schen? Es gibt doch Wich ti ge res als die ewig glei chen State ments von Po li ti kern, Top-Ma na gern, In te res sen ver- bänd lern, Ex per ten, Be ra tern, Kom men ta to ren, Ideo lo gen, Ei fe rern, Int ri gan ten, Strip pen zie hern – von Ein flüs te rern eben.

Wich ti ge re Din ge – zum Bei spiel die Fra gen: Was ist Lie be?

Oder: Was ist Glück? Wer sind wir, und wenn ja, wa rum nicht sehr viel mehr?

Die obers ten Rän ge der Best sel ler lis ten zei gen, wo mit wir uns am liebs ten be schäf ti gen wür den, wenn wir nicht stän dig im Aus nah- mezustand leb ten. »Un or dent li che Ge füh le« wür den wir gern un ter-

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10 Einf üs te run gen rund um die Uhr 

su chen, viel leicht so gar auf eine Zi ga ret te mit Hel mut Schmidt vor die Tür ge hen.

Wür den, denn für Lie be und Glück und al les an de re ist im mer we ni ger Zeit. Weil näm lich im Ir ren haus, wie wir schon lan ge ver- mu te ten, nur die Fal schen be han delt wer den, während »die Rich ti- gen« frei he rumlaufen. Sie sor gen mit al ler Kraft da für, dass Lie be und Glück in den Hin ter grund ge drängt wer den, dass uns nicht mehr rich tig lang wei lig wer den will. Dort, im Hin ter grund, la gern be reits die Ei gen schaf ten Op ti mis mus und Ide a lis mus, die wir schon so lan- ge ver mis sen. Denn dass wir un auf hör lich hi bbe lig sind, uns mit tau- send Prob le men gleich zei tig he rum pla gen, das ist ja kein Zu fall. Wir le ben we der in Seicht- noch Feucht ge bie ten, son dern in ei nem ein- zi gen Kri sen ge biet: Die Po li tik hat sich und uns an die Wirt schaft ver kauft, Wahn sinn!

Nicht, dass es je mals wirk lich su per für uns ge lau fen wäre auf dem Pla ne ten. Krie ge, Ka tast ro phen, Mord und Tot schlag wa ren im mer ak tu ell. Aber seit ein paar Jah ren ist der Wurm drin. Wir kom men ein fach nicht mehr aus den Kri sen he raus. Da kön nen die Kol le gen Precht und von Hirsch hau sen und all die an de ren noch so sehr char- ten, wir sind nicht auf je der ih rer Buch sei ten mit vol ler Kon zent ra- ti on da bei. Wir spü ren, dass sich das Land ge ra de mas siv ver än dert, dazu Eu ro pa und die Welt, wie wir sie kann ten oder uns ein mal er- hofft ha ben. Schlim mer noch: Wir ver än dern uns auch, aber in eine Rich tung, in die wir par tout nicht wol len.

Wahr­haf­tig­keit­in­den­Zei­ten­von­A­na­log­kä­se­

und­­Mo­gelschin­ken

An ders ge fragt: Was ist das noch die ser Tage, Frei heit? Was ist das noch, Ge rech tig keit? Was gel ten noch Wahr haf tig keit, Eh ren haf tig- keit, Auf rich tig keit in Po li tik und Wirt schaft? Wer ruft da stän dig, un se re Si cher heit sei in Ge fahr? Hör mal, wer da flüs tert – Lieb ling, sie ha ben die De mo kra tie ge schrumpft!

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11 Wahr haf tig keit in den Zei ten von A na log kä se und  Mo gelschin ken

Hal ten wir uns nicht mit wei te ren Vor re den auf: Für vie le ist die ses Buch na tür lich völ li ger Quatsch. Wer will uns denn et was ein flüs- tern, sa gen sie, wer will uns denn ei nen Maul korb ver pas sen? Wir le ben in ei ner De mo kra tie! Und wir sind alt ge nug, uns eine ei ge- ne Mei nung zu bil den: Den Kli ma wan del krie gen wir schon noch gew uppt, mit mo der ner Tech nik und dras ti schen Ein spa rungs maß- nah men. Die Welt wirt schafts kri se – klar, die Ban ker wa ren es. Oder doch eher die Po li ti ker? Viel leicht ja auch wir gie ri gen An le ger, die vie len klei nen Spa rer? Na ja, selt sam ist es schon, dass auch im Jah re zwei nach der Bei na he-Kern schmel ze un se res Fi nanz sys tems noch im mer nie mand be langt wor den ist. Wenn schon nicht straf- recht lich, zi vil recht lich, auf Scha den er satz ebe ne, müss te den Vor- stän den und Auf sichts rä ten der Ban ken doch bei zu kom men sein.

Aber selbst wenn – wür den »die da oben« nicht doch wie der al les un ter sich re geln, sich not falls mit ein biss chen Bar geld frei kau fen?

Es wird so viel ge re det und noch mehr ge flüs tert, der Kopf schwirrt ei nem: Die neu en Ko lo ni al krie ge spie len sich weit ab von un se rer Haus tür ab, in Af gha nis tan, im Irak. Nächs te mög li che Sta- ti o nen: der Je men, Pa kis tan, Iran. Aber in den Me di en stellt sich das Gan ze eher als Pos se mun ter wech seln der Ver tei di gungs mi nis ter dar.

Ja, sind wir jetzt im Krieg oder sind wir es nicht? Ist der Ba ron zu Gut ten berg nun ein Lü gen ba ron oder ist er es nicht?

Zu vie le Stim men.

Erst war der Euro kein Teuro, dann wa ren wir sel ber schuld an der Fi nanz kri se, und der Krieg, der seit Jah ren wie der von deut- schem Bo den aus geht, soll und soll kei ner sein. Jede Um fra ge kommt zu dem Er geb nis, dass wir die Bun des wehr nicht schie ßen se hen wol len. Trotz dem ver län gert der Bun des tag seit acht Jah ren die ein schlä gi gen Man da te im mer wie der aufs Neue. Wir ver kla gen den Staat vor dem Bun des ver fas sungs ge richt, weil er un se re sämt li- chen Ver bin dungs daten auf Vor rat spei chert, un se re Fin ger ab drü cke in Päs sen und Aus wei sen fest hält, je der zeit in je des un se rer Kon ten gu cken kann und auch noch im flie ßen den Ver kehr un ser Kenn zei- chen scannt – ein biss chen viel zu recht rü cken des Karls ru he für ein ziem lich bür ger rechts feind lich ge wor de nes Ber lin. Gut, die Ma nie-

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12 Einf üs te run gen rund um die Uhr 

ren der Po li ti ker sind et was »ro bust« ge wor den, wie man neu er- dings sagt. Aber, Herr Au tor, läuft des halb schon ir gend wer mit ei- nem Maul korb he rum?

Die­Wür­de­des­Men­schen­ist­an­tast­bar

Von we gen Ein flüs te rer! Die Bür ger in der Bun des re pub lik Deutsch- land, in Ös ter reich, in der Schweiz, über all in Eu ro pa, sind doch ir- gend wie noch im mer ziem lich frei. Je der kann doch re den und sei ne Mei nung kund tun, wie er will; der Au tor die ses Bu ches tut es auch, just an die ser Stel le. Ge ra de weil in un se rer Ge sell schaft die De mo- kra tie ver wirk licht ist wie aus dem Lehr buch, kann man tun und las- sen, was man will. Man kann so gar Un sinn re den oder schrei ben, denn: Eine Zen sur fin det nicht statt.

So steht es, ne ben vie len an de ren un se re Frei heit si chern den Para gra phen, etwa im Grund ge setz für die Bun des re pub lik Deutsch- land, ab ge kürzt GG, in Kraft ge tre ten am 23. Mai 1948, null Uhr.

Wie könn te da ernst haft die Rede sein von Mei nungs be ein flus sung und Mei nungs ver hin de rung, gar von ei nem Rück zug der De mo- kratie?

Die Ein flüs te rer: Der Au tor die ses Bu ches muss ein Lin ker sein.

Macht sich über die Me di en her, nennt sie Was ser trä ger der Mäch ti- gen und be trach tet sie als Laut spre cher sys tem der gro ßen Ein flüs te- rer im Hinter grund. Er glaubt, uns Eu ro pä ern wer de, als Fa schis mus un se rer Tage, eine re gel rech te Is lam pho bie ein ge flüs tert, so zu sa gen als Spit zen pro dukt ei ner gan zen Rei he han dels üb lich ge wor de ner Pho bien: Ein wan de rer ge ne rell, ins be son de re Mi gran ten kin der der zwei ten und drit ten Ge ne ra ti on, so dann Arme und So zi al ver lie rer (»Pre kar iat«), Men schen mit Hoch schul ab schluss, Un ter men schen ohne. Elit egeklüngel hier, Pro le ten ge ran gel da – geht’s nicht ein biss chen klei ner?

Der Maul korb-Staat: Der Au tor die ses Bu ches muss ein Rech ter sein. Will das Bran den bur ger Tor zum Mau er fall-Ju bi lä um nicht als

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13 Die Wür de des Men schen ist an tast bar

Ku lis se für Bon Jo vis Play back-Po ser eien und Tho mas Gott schalks

»Wet ten, dass«-Ge schwätz miss braucht se hen. Be krit telt die in ter- na ti o na len Stu den ten pro tes te im Herbst 2009 als un so li da risch und zi tiert reich lich Go ebb els – wohl sel ber ein ver kapp ter Ein flüs te rer, wie?

Die Ein flüs te rer, der Maul korb-Staat, links oder rechts – der Au- tor die ses Bu ches ist ganz ein fach ein be sorg ter Bür ger, wie so vie le an de re. Vor al lem ist er ein ver är ger ter Bür ger. Ihn be un ru hi gen sie, ihm ge hen sie auf die Ner ven, der viel zu ent schlos se ne Wolf gang Schäu ble und die viel zu un ent schlos se ne An ge la Mer kel, der wan- kel mü ti ge Sig mar Gab ri el und sei ne fah ri ge Kol le gin, And rea Nah les.

Oder der als SPD-Op po si ti ons füh rer prak tisch un sicht bar ge wor de ne Ex-Kanz ler kan di dat Frank-Wal ter Stein mei er, der über (Wahl-)Nacht wort brü chig ge wor de ne Gui do Wes ter wel le mit sei nem Steu er-Drei- klang »ein fa cher, nied ri ger, ge rech ter«, der bru talst mög li che Ro land Koch, je ner von der Kanz le rin bei je der sei ner un de mo kra ti schen Es- ka pa den un be hel lig te Ter mina tor. Den Au tor ver wun dern die bei al le- dem ta ten los zu se hen den Grü nen und noch vie le, vie le an de re – aber wir sind ja erst am An fang.

Frech pro vo zie ren und Un glaub li ches be haup ten – ist der Au tor mit sei nem Buch über die Ein flüs te rer nicht selbst ein sol cher? Kla res Nein, denn an ders als die se hält er mit sei ner Mei nung nicht hin- term Berg. Er schickt auch kei ne PR-Stra te gen, Zei tungs kom men- ta to ren und an de re »Ex per ten« vor, um sei ne Mei nung zu pro pa gie- ren. Er sagt es ganz of fen: Ihn er zür nen Stän ke rer wie Thi lo Sar ra zin (»klei ne Kopf tuch mäd chen«) oder Ro land Koch und dessen For de- rung nach Ar beits pflicht für Hartz-IV-Emp fän ger: »In Deutsch land gibt es Leis tun gen für je den, not falls le bens lang. Des halb müs sen wir Ins tru men te ein set zen, da mit nie mand das Le ben von Hartz IV als an ge neh me Va ri an te an sieht.« Da sind zwei be son ders oft ge- hör te De mo kra ten am Werk, ein mal SPD, ein mal CDU. Zwei Zünd- ler, die sehr ge nau wis sen, wie man Heu fu der an steckt – sie sche ren sich nicht um die Not von Mil li o nen Men schen ohne jede Aus sicht auf Ar beit. Der eine hat sich von ei nem Staats job zum an de ren ge-

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14 Einf üs te run gen rund um die Uhr 

han gelt, der an de re macht auf Staats kos ten di cke Ba cken. Oder wie Stern-Grün der Hen ri Nan nen in sei ner ge wohnt dras ti schen Art ge- sagt hät te: »Mit vol len Ho sen ist gut stin ken.«

Bür­ger­rech­te­ab­bau­im­Re­kord­tem­po

Nicht nur in Deutsch land, über all in Eu ro pa hat sich ein de pres si- ves, nar ko ti sches Kli ma breit ge macht. Mit den Bür ger rech ten geht es ab wärts. Kaum ha ben bri ti sche und ame ri ka ni sche Ge heim diens- te ei nen al-Qa i da-At ten tä ter über se hen, und um ein Haar wäre eine Pas sa gier ma schi ne von Ams ter dam nach Det roit zum Ab sturz ge- bracht wor den – schon sind sich die eu ro pä i schen De mo kra ti en über wie gend ei nig, dass künf tig sämt li che Rei sen de durch Ganz kör- per scan ner (»Nackt scan ner«) müs sen. Nur ein paar Tage zwi schen Weih nach ten und Neu jahr dau ert es, um zwi schen Ber lin – Den Haag – Lon don Einig keit her zu stel len: Den Bür gern ans Ein ge mach- te ge hen, ins Aller pri va tes te, auf die Haut se hen, am liebs ten noch da run ter? Let’s do it!

Ge gen wehr? Ist nicht zu er war ten. Die den Men schen jah re lang ein ge impf te Le thar gie ver hin dert es. Von den mitt ler wei le üb li chen Kra wal len der eben so üb li chen Hun dert schaft en in Pa ris, in Athen oder – beim Welt kli ma gip fel – in Ko pen ha gen ab ge se hen, re a gie ren die Men schen über all gleich, näm lich fast gar nicht. Ihre na ti o na- len Po li ti ker so wie die EU-Bü ro kra ten knal len ih nen eine Zu mu tung nach der an de ren vor den Latz, aber die Völ ker blei ben ru hig. Aus- wei se mit Funk-Chips, Schwei ne grip pe-Hys te rie mit sehr ver bind- li chen Impf-»Emp feh lun gen«, Rönt gen bli cke in un se re Kon ten zu- guns ten der US-ame ri ka ni schen »Ter ror be kämp fer«, Gän ge lun gen noch bis in den kleins ten Le bens be reich – selbst ein eu ro pa wei tes Rauch ver bot so wie die Ab schaf fung der Glüh bir ne be dür fen hun- dert sei ti ger Vor schrif ten.

Die Kom mu ni ka ti on zwi schen den Re gie run gen und ih ren Völ- kern ist end gül tig auf dem pa ra no i den Ni veau der Ge heim diens te an ge kom men. Wie bei die sen wird dem Geg ner nicht ver traut, aber

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15 Po li tik nach dem Zapp za rapp-Prin zip

jede sei ner Schwä chen so fort aus ge nutzt, um ei nen Punkt zu ma chen.

Der Geg ner, das sind in den alt ge wor de nen eu ro pä i schen De mo kra- ti en jetzt die ei ge nen Men schen. Sie kom men nicht rich tig vo ran in der ih nen zu ge dach ten Rol le, sich an ei nen neu en äu ße ren Feind zu ge wöh nen, ihn erst miss ach ten, dann has sen zu ler nen: Die vie len dun kel haa ri gen, schwarz bär ti gen Män ner und die vie len ver hüll ten Frau en, die ins ver gleichs wei se rei che Eu ro pa drän gen, sie sind nicht will kom men. Weil all mäh lich die letz ten Op fer des Zwei ten Welt- kriegs weg ster ben, weil ge ra de die ser breit do ku men tier te Krieg in sei nen lau fend wie der hol ten Schwarz-Weiß-Bil dern zu lang wei len be ginnt, weil die ak tu el len Krie ge, etwa in Af gha nis tan, so schwer greif bar il lust riert wer den, ge ra de aus die sen Grün den ha ben es die neu en Scharf ma cher so leicht. Alle paar Wo chen ko chen sie ei nen Vor fall hoch – ein al-Qa i da-Droh vi deo, ein ums Haar ge spreng tes Flug zeug, eine neue Bot schaft des ein fach nicht zu fas sen den Os ama bin La den oder ei nes sei ner Stell ver tre ter. Das reicht, um wie der ein paar neue Ein schrän kun gen zu recht fer ti gen. Den Rest be sorgt der für die meis ten Eu ro pä er wie der sehr exis ten zi ell ge wor de ne Über le- bens kampf: Die Son der aus stat tungs lis ten für neue Au tos sind schon lan ge kein ge mein sa mes Ge sprächs the ma mehr.

Po­li­tik­nach­dem­Zapp­za­rapp-Prin­zip

Und im mer zu die ser Hohn: Wir, das Volk, woll ten »es« ja so. Je- des Volk be kom me die Po li ti ker, die es ver dient – die ser Al les-und- nichts-Er klä rungs spruch als Ohr fei ge für je den Bür ger: Dan ke, ihr Idi o ten, fürs jüngs te Ja sa gen, und dan ke, dass wir euch alle zu gleich aus neh men dür fen. Ta schen die be ar bei ten nach ge nau dem sel ben Prin zip: Ab len ken vorm Zu schla gen, zapp za rapp ma chen und dann schnell weg.

Un se re Po li ti ker, so weit sie nicht selbst den Fin ger am Ab zug hal- ten, er wei sen sich als un fä hig, mit meh re ren Prob le men gleich zei tig fer tig zu wer den. Die Bür ger sol len sich zu Mult itas king-Ro bo tern men deln, aber Mer kel, Sar kozy & Co. be kom men nicht ein mal die

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16 Einf üs te run gen rund um die Uhr 

je wei li ge Bil dungs mi se re in ih ren ei ge nen Län dern in den Griff. Po- li ti scher Ins tinkt, Ein füh lungs ver mö gen, Weit blick – Fehl an zei ge.

Statt des sen Füh rungs schwä che: Mi nis ter pos ten wer den so zu sa gen aus ge lost, weil je der für al les gleich schlecht qua li fi ziert ist.

Auf Lan des e be ne se hen die Din ge nicht viel bes ser aus. Kaum ein deut sches Bun des land, das nicht mit ei ner he run ter ge wirt schaf- te ten Lan des bank zu kämp fen hät te – he run ter ge wirt schaf tet, weil in den Auf sichts rä ten Lan des po li ti ker sa ßen, die den Fan tas te rei en der schmal ge mus kel ten – es gibt kei ne Di cken mehr im Ma na ge- ment – Ban ker glaub ten: Auf nach Fern ost! Fonds, De ri va te, Schuld- ver schrei bun gen! Raus aus den Fi nan zie run gen für den hei mi schen Mit tel stand, rein ins Las Ve gas der Hoch fi nanz!

Hypo Alpe Ad ria – kann da noch je mand la chen?

Zu vie le Nul len an den Mi nus be trä gen, zu vie le Nul len im Vor- stand und im Auf sichts- be zie hungs wei se Ver wal tungs rat. Die Bay- ern-CSU hat mal wie der alle Un fä hig keits re kor de ge bro chen: Ret tung der tot spe ku lier ten Lan des bank: 10 Mil li ar den Euro. Ge samt ver lus- te durch die für ei nen sym bo li schen Euro an die Ös ter rei cher ver hö- ker te Hypo Alpe Ad ria (schon der Name klingt nach ba den ge hen):

3,75 Mil li ar den. Aber mir san mir, und mir hamm’s ja.

Das­Me­di­en-De­sas­ter

Und un se re Me di en? Die vie len sie ben ge schei ten Al le swis ser, die neu er dings wie Kü chen chefs vor ih ren Ster ne res tau rants ste hen und nicht be grei fen kön nen, dass drin nen die Ti sche leer blei ben? Das kommt da von, wenn man »drau ßen«, on line, hei ße Würst chen ver- schenkt und den Senf von der Wer be in dust rie da zu ge ben lässt: »Hil- fe, Po li tik«, ru fen die Ver le ger, »be freit uns von der Mehr wert steu er, das böse In ter net ru i niert un se re Print me di en!« Aber nein, sie ru i nie- ren sich schon selbst, un se re Zei tun gen und Zeit schriften.

Was steht schon noch drin in ih ren Blät tern? Die eins ti gen deut- schen In vestigativ-Print me di en etwa, Spie gel und Stern, ein mal Flagg schif fe kri ti scher und zu gleich an re gen der Be richt er stat tung,

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17 Das Me di en-De sas ter

sie he cheln mit ih rem Rat ge ber-Ser vice on kel-Ge ha be dem längst ver weh ten Zeit geist der Neun zi ger hin ter her, statt im neu en Jahr- tau send den Über mäch ti gen Feu er un term Hin tern zu ma chen. Das fällt schwer, wenn man zu häu fig mit den Ge nie ßern aus dem Ber- li ner Reichs tag ab hängt, sei es im be nach bar ten Borc hardt, im Café Ein stein oder im Grill Roy al: Die sen Ro ten müs sen Sie ver su chen;

rau chen Sie un be dingt mal eine von de nen – klar, man beißt nicht die Hand, die ei nen füt tert und tränkt. Mit Uwe Bar schel hat das Ge- mau schel in der Po li tik kei nes wegs be gon nen, mit sei nem Tod 1987 ist es kei nes wegs aus ge storben.

Und erst das Fern se hen! Die öf fent lich-recht li chen Sen der ARD und ZDF er le di gen ih ren In for mat i ons- und Bil dungs auf trag am liebs ten zur Un zeit, der Quo te we gen, die sie, die mit sie ben GEZ- Mil li ar den pro Jahr Ge päp pel ten, ei gent lich gar nichts an zu ge hen brauch te. Okay, wirk lich gute Sen dun gen – Do ku men ta ti o nen, Re- por ta gen, Spiel fil me – pro du zie ren sie noch im mer reich lich. Nur sen den sie sie meist erst weit nach Zap fen streich, eben der Quo te we- gen. Al ber ne Wis sens shows, schwe di sche Blut kri mis, schwein wel- ti ger Ro sa mun de-Pil cher-Kom mis sa rin nen-Kram – dem deut schen Zwangs-Pay-TV geht es zur Haupt sen de zeit meist nur noch um den größ ten ge mein sa men Nen ner, um größt mög li che Markt an tei le, um größt mög li che Ver fla chung.

Für Flach sinn wa ren mal ex klu siv die »Pri va ten«, nein bes ser: die

»Kom mer zi el len« zu stän dig. Aber nach dem der Null punkt mit je der wei te ren Aus ga be von GZSZ und DSDS und was der Kür zel sen dun- gen mehr sind er reicht schien, ver leg ten sich RTL, Sat.1 und Pro Sie- ben eben auf den pro fes si o nell be trie be nen, geis tig-mo ra li schen oder ein fach nur lang wei li gen Fern seh-Tief bau: Dschun gel camp, Promi- Din ner, Germ any’s Next Top mo del, ins ze nier te Promi-Hoch zei ten und an sons ten Chart-Shows und viel Co medy. We nig Kos ten, noch we ni ger Qua li tät, null An stand, null Le bens freu de. Lie ber trich tert uns RTL ein, wie Recht & Ord nung zu funk ti o nie ren ha ben, wie so schi ka nö se Zoll kont rol len, Ge richts voll zie her be su che und Blitz licht- fal len ein fach un um gäng lich sind, näm lich um das ewi ge Mons ter in uns zu bän di gen, um »Ge set zes bre cher und un treue Bür ger ih rer

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18 Einf üs te run gen rund um die Uhr 

ge rech ten Stra fe zu zu füh ren« – es sit zen mit un ter reich lich per ver- se Ge mü ter in den Pro gramm ab tei lun gen der Kom mer zi el len, und sie zö gern nicht, uns die un glaub lichs ten Abst rusi tä ten ein zu flüs tern, wenn’s »der Quo te« und dem Um satz hilft.

In Wirk lich keit ist es so: Die Ein flüs te rer bei den Kom merz sen- dern wis sen nicht, wie man span nen des, an re gen des, pub li kums wirk- sa mes Fern se hen macht. Sie ha ben kei ner lei In te res se an gut ge mach- tem Fern se hen. Des halb ver gif ten sie uns den All tag mit ih rem Un fug.

»Dann schalt nicht ein« ist lei der kei ne Ant wort, son dern ein ge fähr- li cher Irr tum. Die, die ein schal ten, krie gen von den Fernse hein flüs- te rern ein ge wollt schie fes Welt bild ver passt: Aso zi a le lüm meln auf der Couch, Aso zi a le kom men nicht klar mit Geld, mit Kin dern, mit Be hör den, Aso zi a le ge hö ren vor Ge richt. Dan ke, RTL, dan ke Sat.1, dan ke, all ihr an de ren.

Die­letz­te­Wahr­heit­–­Sa­ti­re

Anno 2010 lie gen die letz ten Res te Ge sell schafts- und Herr schafts- kri tik in den Hän den zwei er reich lich schräg aus se hen der Män ner:

Ur ban Priol und Ge org Schramm. Nur noch in ih rer Sa ti re-Sen dung Neu es aus der An stalt – beim ZDF in die »Late prime time«, also auf ei nen Sen de platz nach 22 Uhr ge scho ben – wird der Un ter schied zwi schen po li ti scher Dumm dreis tig keit und wirt schaft li cher Rund- um un fä hig keit deut lich. Al les, was Po li tik und Wirt schaft uns an Auf- rich tig keit schul dig zu blei ben pfle gen, lö sen die bei den Ir ren ärz te in der »An stalt« re zept frei ein: Klar text, bis die Sa ni tä ter kom men.

Das ZDF ist groß zü gig: Wer nicht jede Poin te auf An hieb mit kriegt, kann ger ne die Wie der ho lung gu cken. Zwi schen 2 Uhr 45 und 3 Uhr 45 hat der Zu schau er Ge le gen heit, sich in po li ti schem Schäf chen- zäh len zu üben.

Es kön nen Priol und Schramm auch nur ers te Gar de sein, weil die noch bes se ren, schär fe ren, aber be däch ti ge ren Scharf züng ler auf ein, zwei Auf trit te pro Jahr in die Drit ten ab ge scho ben wur den. Mat-

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19 Die letz te Wahr heit – Sa ti re

thi as Deutsch mann, der sein kri ti sches Deutsch sein auf den Sai ten sei nes Cel los kratzt, oder Ha gen Rether, der Wie der ent de cker der Kunst pau se und Chefi mi ta tor des wirk lich ext rem wass er zie hen den Eck zahns von Jür gen Rütt gers – der eine kau ert an sei nem Wim- merkür bis, der an de re flä zt über sei nen El fen bein tas ten, aber je der sagt auf so er fri schen de Wei se, was Sa che ist, dass man zur Q-tips- Box grei fen möch te: Wie so hör ich das erst jetzt, und wa rum nur um die se Zeit? Viel ge las se ner könn te man sein bei dem täg li chen Hor ror von Caren Mio sga und Claus Kle ber und Pe ter Klo ep pel, be kä me man Po li tik auf eben die se Wei se dar ge bo ten. Viel leicht fän den sich auch noch eine eben bür ti ge Gi tar ris tin und eine Tri an- gel spie le rin.

Aber Deutsch mann und Rether sind ge fähr li che Leu te. Nach- denk lich keit und Be sin nung, das könn te aufs Volk er hel lend wir- ken. Den gan zen Tag wis pern sich die Ein flüs te rer die Keh len hei ser.

Wäre doch scha de um so viel Kon ter ka rie rung. Für die zur Zer- streuung ver damm ten Fern seh zu schau er gibt es da rum Char gen, die mas sen kom pa ti bel sind, es sein müs sen, da mit sich die Fern- seh bos se vor kei ner nach ge wor fe nen Wer be mil li on weg zu du cken brau chen.

Wer bei spiels wei se dem deut schen Fern se hen als Spät nacht-Un- ter hal ter, als Kulen kampff-Ei zel le oder Spiel show-Mo de ra to ren- Jour na list dient und, wie Ha rald Schmidt und auch Tho mas Gott- schalk und Gün ther Jauch, als Mi nist rant ge wirkt hat, wer viel leicht so gar noch in der sel ben Bur schen schaft war (wie Gott schalk und Jauch), der kann ge trost in sei ner Sen dung C-Pro mi nen te Fläsch chen mit Va gi nal sek re ten ver tei len las sen (»Lady Bit ch Ray« bei Schmidt und Oli ver Po cher). Der kann am Sams tag abend Un ap pe tit lich kei ten ser vie ren von T wie Tier kot bis T wie Tier fut ter (Gott schalk in Wet- ten, dass), der kann sich als an geb lich klügs ter Deut scher und sehr an geb lich groß zü gigs ter Re gen wald ret ter füh len (der Lot to- be zie- hungs wei se Bi er wer ber Jauch). Die se Leu te sind sich ih res Pri vi legs als Unt er hal tungs-Ein flüs te rer be wusst: Was Schö ne res, Schlim me- res als un se re »Skan da le« kann euch mor gen früh nir gend wo im deut- schen Blät ter wald um die Oh ren rau schen. Ge gen die se pro fes si o nel-

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20 Einf üs te run gen rund um die Uhr 

len Au genzu quet scher wa ren Rüh mann und Hee sters zur Hit ler zeit die reins ten Dis si den ten.

Soll ten die letz ten wirk li chen Ir ren ärz te der Na ti on, Priol und Schramm, je mals ge mein sam Auto fah ren, gar noch mit Deutsch- mann und Rether an Bord, und soll ten sie alle mit ei nan der ver un glü- cken, was der Him mel ver hü ten möge, dann wer den wir Gott schalk und Jauch nie mehr los. Dann ist so gar Ha rald Schmidt wie der die Num mer eins un ter Deutsch lands »Sa ti ri kern«, ganz ohne ei nen ein- zi gen neu en Gag und ganz ohne von sei nem Spie gel-Fan club am Plu- ster ba cken bart ge zaust zu wer den.

Von­deut­schem­Bo­den­soll­nie­wie­der­

­Einfüsterei­­ausgehen

Da bei hat ten ge ra de wir Deut schen uns doch mal vor ge nom men, uns nie, nie wie der et was ein flüs tern zu las sen, von kei nem und von nie- man dem, nicht ein mal von den ge nann ten drei Su per ka tho li ken, die un ge niert dem Mam mon hul di gen, aber bei je der Ge le gen heit ih ren sech zehn ten Be ne dikt und des sen Ein flüs te rer als Heilsb rin ger un se- rer ge zähl ten Tage ver herr li chen.

Deutsch land 1945. Der Nazi-Staat liegt in Trüm mern, bis auf we ni ge Städ te und Ort schaf ten ist das »Reich« von sei nen Geg nern be setzt.

Da bäumt sich die NS-Pro pa gan da noch ein mal auf, lie fert dem ge- schun de nen Volk ein letz tes Mal eine monst rö se Lüge. Am 1. Mai, 21 Uhr 25, tönt der wun der sam er wei se noch in tak te Rund funk: »Aus dem Füh rer haupt quar tier wird ge mel det, dass un ser Füh rer, Adolf Hit ler, heu te Nach mit tag in sei nem Be fehls stand in der Reichs kanz- lei, bis zum letz ten Atem zug ge gen den Bol sche wis mus kämp fend, für Deutsch land ge fal len ist.«

Hit ler kämp fend, Mann ge gen Mann, aus ge rech net.

Noch ein mal glaub ten die Na zis, mit ei nem Rie sen schwin del durch zu kom men. Aber die Wirk lich keit sah nun doch so sehr an-

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21 Von deut schem Bo den soll nie wie der  Einfüsterei  ausgehen

ders aus als 1933. »Groß deutsch land« war der ma ßen in Schutt und Asche ge bombt, dass an Füh rers Nach fol gern Jo seph Go ebb els und, ei nen Selbst mord spä ter, Karl Dö nitz kein In te res se der Volks ge nos- sen mehr be stand. Nach Kai ser zeit und Wei ma rer Re pub lik war nun schon zum drit ten Mal bin nen nur drei Jahr zehn ten Deutsch land zu Bo den ge wor fen. Doch die all zu küh ne Be haup tung, Hit ler habe das sin ken de Schiff bis zu letzt mit Waf fen ge walt ver tei digt, war bei lei be nicht die letz te Lüge, die von deut schem Bo den aus ging.

Dem Nazi-Ge plärr folg te das Ein ge flüs ter der Nach kriegs zeit, wel che di rekt in das hal be Jahr hun dert des Kal ten Krie ges mün de te: Ar beit und Wohl stand für alle, gren zen lo ses Wachs tum und kei ne Macht für die Ro ten – come on, Baby, du willst es doch auch!

Der Preis da für: ein ge teil tes Land, weil die West al li ier ten sich mit ei nem neut ra len, un be waff ne ten Deutsch land in der Mit te Eu ro pas nicht si cher füh len woll ten und weil Sta lin sei nen Fuß aus Zent ral eu- ro pa nicht ohne Wei te res hin ter den Ural zu rück zu neh men ge dach te.

Kon rad Ade nau er drück te die Wie der be waff nung durch, erst klamm- heim lich, dann in al ler Öf fent lich keit, zu letzt mit der Ein flüs te rung von den an geb lich be ton har ten »Soff jets«, die in Wirk lich keit eine Wie der ver ei ni gung Deutsch lands ge gen des sen Neut ra li tät an ge bo- ten hat ten. Doch dem Al ten aus Rhön dorf war ein mäch ti ger Me di- en-Geg ner er wach sen: We ni ge Jah re spä ter soll te die ein zi ge jour na- lis ti sche Bas ti on ge gen die Ein flüs te rer aus Bonn und Wa shing ton, der Spie gel, in ei nem bei spiel lo sen Akt von Will kür ge schleift wer- den (»Spie gel-Af fä re«).

Doch die Bun des re pub lik be rap pel te sich, ge ra de noch recht zei tig.

Der ers te ein ge kna ste te West-Ver le ger, Ru dolf Aug stein, kam wie der frei; der ers te bun des deut sche Ver tei di gungs mi nis ter, der skru pel los ge lo gen hat te, er wies sich als nur be dingt ab wehr be reit und muss te ge hen: Franz Jo sef Strauß.

Das Ge rau ne ging mun ter wei ter.

1974 flüs ter te SPD-Frak ti on schef Her bert Weh ner Wil ly Brandt, dass es an ge sichts des sen zahl lo ser Frau en ge schich ten und un zäh-

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22 Einf üs te run gen rund um die Uhr 

li ger zu ge dröhn ter Näch te bes ser für ihn sei, sei nen Rück tritt vom Amt des Bun des kanz lers zu er klä ren. Als Vor wand dien te dem Chef- Int ri gan ten die plötz li che »Ent tar nung« des schon mo na te lang vom Ver fas sungs schutz be ob ach te ten Ost-Agen ten Gün ther Guil laume:

Als ob ein Kanz ler schuld da ran sei, wenn eine frem de Macht ihn aus kund schaf tet.

Hel mut Schmidt ge lang es, den Bür gern in der Bun des re pub lik ein- zu flüs tern, die Mit glie der der Ro ten Ar mee Frak ti on (RAF) sei en schlicht Kri mi nel le und ihre Mo ti ve rein ver bre che ri sche. Die rei ße ri- sche Be zeich nung »Ba ader-Mein hof-Ban de« schien ge nau zu pas sen:

Das klang nach Al Cap one und nach Gangs ter bräu ten, nach »XY«- Edu ard Zim mer mann und wohl ver dien tem Ende, aber kaum nach ei ner Grup pe von Welt ver bes se rern, die von ei nem ri gi den Staat re- gel recht in den Un ter grund ge trie ben wor den wa ren und dort je des Au gen maß ver lo ren – so be schrieb es der ehe ma li ge Bun des in nen mi- nis ter Ger hart Baum (FDP) bei Anne Will (Sen dung vom 22. 11. 2009,

»Bom ben, Ter ror, Tote – Der ›Krieg‹ der Bür ger kin der«). Die Chan- ce, ne ben den wahn wit zi gen Mor den der RAF auch die all zu sicht- bar ge wor de nen Un zu läng lich kei ten der west deut schen De mo kra tie an zu spre chen, wur de ver tan.

Sei nen Nach fol ger ret te te im Flick-Un ter su chungs aus schuss nur die wahr lich spek ta ku lä re Ein flüs te rung ei nes Par tei freun des. Über die Geld zu wen dun gen ei nes Mil li ar därs an die CDU hat te Hel mut Kohl schlicht ge lo gen. Hei ner Geiß ler zog den Kopf des Kanz lers mit je- su i ti scher Di a lek tik und dem Blitz ein fall des Wor tes »Black out«

aus der schon ge knüpf ten Schlin ge ei ner An zei ge we gen un eid li- cher Falsch aus sa ge.

Jah re spä ter war Hel mut Kohl selbst zu ei nem Meis ter der po li ti- schen Einfl üs te rei ge wor den. 1990 flüs ter te er den DDR-Bür gern die BRD-Bür ger schaft als ein zi ge Al ter na ti ve zu ei ner fort dau ern den ost- deut schen Exis tenz ein: Test the West! Hier er war ten euch »si che re«

Ar beits plät ze, eine »si che re« Ren te, die D-Mark und der Volks wa gen Golf. Blü hen de Land schaf ten – »in drei, vier, fünf Jah ren« – statt In-

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23 Von deut schem Bo den soll nie wie der  Einfüsterei  ausgehen

dust rie bra chen wer de es ge ben, ver si cher te Kohl. Nie man dem wer de es schlech ter, vie len je doch bes ser ge hen als zu vor.

»Hel mut, Hel mut«, rie fen die dür ren Os sis dem di cken Wessi zu, sei uns gnä dig, spen dier uns die Ein heit!

Der Mau er fall, dik ta tur mü de Ost deut sche ha ben ihn her bei ge- führt, fried lich und, oft ver ges sen, so gar hu mor voll, la chend, Kir- chen lie der sin gend, ja wohl. Al les aus ei ge ner Kraft, be wun derns wert, be ju belns wert, mit Un ter stüt zung eines läs si gen, völ lig aus der Art ge schla ge nen Sow jet führers.

Aber die Ge schich te ließ sich klitt ern. Und deut sche Kanz ler flüs- ter ten wei ter.

Ger hard Schrö der und sein Vize, Josch ka Fi scher, konn ten die Ze- che für Kohls blü hen de Fan ta sie nicht be zah len. Sie über nah men ei nen im Grun de schon 1998 he run ter ge wirt schaf te ten Staat. Statt bei den Rei chen ab zu kas sie ren, Ver mö gens- und Erb schafts steu ern wie der ein zu füh ren be zie hungs wei se kräf tig an zu he ben, lie ßen sie den Deut schen ein flüs tern, so zi a le Ge rech tig keit sei künf tig nur noch durch »For dern und För dern« zu er rei chen. Seit 2005 un ter kel lert die »Agen da 2010« – der Le gen de nach eine Wort ein flüs te rung von Schröd ers Gat tin Do ris – das so zi a le Tief par ter re der Re pub lik. Hartz IV und Ein-Euro-Jobs – jede Men ge bü ro kra ti scher Drang sa le spal ten die Ge sell schaft end gül tig in Ha ben de und Nicht ha ben de.

An ders An ge la Mer kel. Die doch ziem lich ra di ka len Ein flüs ter eien ih rer Vor gän ger schei nen ihr bis lang fremd zu sein. Als ehe ma li ge FDJ-Sek re tä rin für Agi ta ti on und Pro pa gan da (»Nach mei ner Er in- ne rung war ich Kul tur sek re tä rin«) hat sie eine Form der eher un merk- eli chen Soft-Einflüste rei ent wi ckelt. Ihr oh ne hin schon lei ses Spre- chen wird so zum Hau chen – oder nicht min der zum Flüs tern: Heu te hü und mor gen hott, dazu braucht es kei ne Flüs ter tü te, das ver stehen die Men schen auch so. Weil die größ te So zi al schweine rei schon von den So zen er le digt wur de, kann sich die ein zi ge Ex-DDR-Bür ge rin im schwarz-gel ben Ka bi nett, so zu sa gen die Staats rats vor sit zen de der

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Klaus Norbert Die Einflüsterer

Angst vor Sozialabbau, Sorge um die Zukunft – es wird immer stiller im Land. Politik und Wirtschaft haben leichtes Spiel: Wir sind auf direktem Weg in den Maulkorb-Staat. Wird Ruhe zur ersten Bürgerpflicht?

ORIGINALAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 320 Seiten, 13,5 x 20,6 cm ISBN: 978-3-453-60151-2

Heyne

Erscheinungstermin: April 2010

Ein lautstarkes Buch über das Verstummen der Bürger

Alle Welt ereifert sich, wenn ein Trainerwechsel die Bundesliga erschüttert. Aber keiner sagt etwas zu Videoüberwachung und Internet-Zensur oder zu den Finanzspritzen für marode Unternehmen aus unseren Steuergeldern. Dahinter steckt System: Wir werden manipuliert.

Wirtschaft, Politik und Medien machen uns mundtot. Ihre Methoden: das Prinzip Ablenkung, das Prinzip Gleichschaltung, das Prinzip Abstumpfung. Klaus Norbert warnt: Wir sind auf dem Weg in den Maulkorb-Staat. Höchste Zeit, lautstark dagegen anzugehen!

Das Debattenbuch für alle, die sich nicht den Mund verbeiten lassen.

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