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Probleme mit dem großen Geschäft

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82 DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2021 | www.diepta.de

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U

nter einer Ver-

stopfung werden im allgemeinen Sprachgebrauch zu seltene Darmentleerungen verstanden. Doch was ist zu sel- ten? Das lässt sich nicht so ein- fach definieren. Zum einen ist die Häufigkeit der Stuhlaus- scheidung individuell ganz ver- schieden. Zum anderen hängt sie vom Alter und den Ernäh- rungsgewohnheiten ab. So ma- chen gestillte Säuglinge in der Regel viel häufiger in die Win- del als ältere Kinder auf die To- ilette gehen müssen. Während die ganz Kleinen, die noch

Muttermilch erhalten, üblicher- weise vier oder fünf Mal am Tag ihren Stuhl ausscheiden, haben gewöhnlich Kinder mit sechs Jahren durchschnittlich ein- bis zweimal täglich Stuhlgang.

Letztendlich variiert die Stuhlfrequenz von mehrmals täglich bis zu einmal in der Woche – selbst bei Stillkin- dern. Alles dazwischen gilt als normal und zieht keinen Handlungsbedarf nach sich, vorausgesetzt der Stuhl ist nicht hart, löst keine Bauch- krämpfe aus und die Darment- leerung bereitet den Kindern keine Schmerzen.

Achtung Teufelskreis Ver- weilt der Stuhl länger als eine Woche im Darm oder ist dieser hart und trocken, sodass die Ausscheidung nur unter Schmerzen oder mit starker An- strengung möglich ist, liegt eine Verstopfung vor. Dann sollte möglichst schnell Abhilfe ge- schaffen werden. Kinder neigen sonst dazu, aufgrund der schmerzhaften Stuhlentleerun- gen Ängste gegen den Toiletten- gang zu entwickeln und ihn bewusst zu unterdrücken. Da- raufhin erweitert sich der End- darm und die zurückgehaltenen Stuhlmassen werden immer grö-

ßer und härter und damit die Darmentleerung immer anstren- gender und schwieriger. Häufig resultieren Einrisse in der Schleimhaut am Darmausgang, die wiederum den Toilettenbe- such zunehmend schmerzhafter gestalten. Ein Teufelskreis kommt in Gang, bei dem der na- türliche Entleerungsreflex verlo- ren geht. Chronische Verstop- fung ist die Folge, die eine ärztliche Abklärung und konse- quente Therapie erfordert. Kin- derärzte sprechen von einer chronischen Verstopfung bezie- hungsweise von einer chroni- schen Obstipation, wenn der Zu-

Probleme mit dem großen Geschäft

PRAXIS SÄUGLINGE UND KLEINKINDER

Leiden Kinder unter Verstopfung, sollte der Stuhlgang möglichst schnell wieder

normalisiert werden. Es gilt einen Teufelskreis, der zu chronischer Verstopfung führt,

zu vermeiden.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2021 | www.diepta.de

stand länger als zwei Monate andauert oder wenn ein Kind über einen Zeitraum von drei Monaten nur selten, das heißt nicht jeden zweiten Tag, harte, große oder kleine Stuhlballen unter Schmerzen ausscheidet.

Symptome erkennen Eine Verstopfung geht nicht nur mit Schmerzen beim Toilettengang einher. Sie ist auch oft Ursache für Bauchschmerzen, Blähungen und Appetitlosigkeit. Da sich bei einer Verstopfung viel Stuhl im ausge- weiteten Enddarm ansammelt,

kann das Kind das Gefühl für ab- gehenden Stuhl verlieren, sodass es häufiger unbemerkt zum Ab- gang kleiner Stuhlmengen („Stuhlschmieren“) kommt.

Manchmal entleert sich der Darm auch als „Überlaufstuhl“, wenn das Kind nicht mehr in der Lage ist, die angesammelten Stuhlmas- sen zurückzuhalten. Schließlich finden sich häufig aufgrund der Einrisse der Schleimhaut am Darm ausgang Blutauflagerungen auf dem Stuhl, ein Warnsignal für die Eltern, dass etwas mit der Ver- dauung ihres Kindes nicht stimmt. Ebenso sollten sie hellhö- rig werden, wenn sie bei ihrem Kind ein Stuhlvermeidungsver- halten beobachten. So legen sich beispielsweise Kinder statt eines Toilettenganges auf den Boden und übertrecken die Wirbelsäule oder sie schlagen die Beine über- einander, um sich die Darment- leerung zu verkneifen.

Viele Ursachen möglich Zu den häufigen Auslösern für eine

Verstopfung zählen seelische Faktoren. So können die Geburt eines Geschwisterchens, Kon- flikte in der Familie, die Tren- nung der Eltern oder andere psy- chische Belastungssituationen mit einer verzögerten Darment- leerung einhergehen. Aber auch andere weit weniger einschnei- dende Erlebnisse, die Änderun- gen im gewohnten Tagesablauf mit sich bringen, wie ein Umzug, der Wechsel der Kindertages- stätte oder eine Reise können ne- gative Auswirkungen auf die Verdauung haben. Bei Säuglin-

gen ist nicht selten die Umstel- lung von Muttermilch auf Breimahlzeiten der Auslöser.

Kleinkinder können beim Tro- ckenwerden auf das Abgewöh- nen der Windel mit Verstopfung reagieren („Lernverstopfung“).

Nicht zu unterschätzen sind zudem ungünstige Lebensge- wohnheiten. So gilt die Auf- nahme von zu wenig Ballaststof- fen in Kombination mit einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme als häufigste Ursache für eine Darmträgheit. Dabei unterstützt der Verzehr von (zu) viel Scho- kolade, Kuchen, Weißbrot oder Bananen die verstopfende Wir- kung und auch mangelnde Be- wegung trägt dazu bei.

In seltenen Fällen diagnostiziert der Arzt organische Gründe wie Fehlbildungen des Darms. Aber auch eine erbliche Darmkrank- heit wie der Morbus Hirsch- sprung, bei dem eine Funktions- störung der Darmnerven vorliegt, kann sich bereits bei Kindern durch eine chronische Verstop-

fung bemerkbar machen. Ebenso können die Kleinen bereits unter entzündlichen Darmerkrankun- gen wie Morbus Crohn leiden, die mit Motilitätsstörungen des Darms einhergehen. Weitere Ursachen für eine organisch bedingte Obstipation sind beispielsweise eine Schild- drüsenunterfunktion (Hypothy- reose), Elektrolytstörungen in- folge hoher Flüssigkeitsverluste durch Fieber, Durchfall oder Er- brechen (Dehydratation) oder genetisch bedingte muskuläre Störungen wie eine Muskelhypo-

tonie. Zudem sind Nahrungs- mittelunverträglichkeiten auf Kuhmilchproteine oder Gluten potenzielle Auslöser.

Kein Fall für die Selbstme- dikation Kinder, die unter einer Verstopfung leiden, gehören in die Hand eines Arztes. Dieser muss organische Ursachen mit- tels einer körperlichen Untersu- chung ausschließen und eine ad- äquate Therapie einleiten und begleiten. Vor allem sollten junge Säuglinge schnell dem Kinder- arzt vorgestellt werden, da Ver- stopfungsprobleme in den ersten Lebenswochen und -monaten eine organische Ursache wahr- scheinlich machen. Liegt bereits eine chronische Verstopfung vor, ist Geduld gefragt, da die Nor- malisierung des Stuhlgangs bis zu einem Jahr dauern kann. Der Arzt verordnet Präparate, die den Stuhl weich machen und den After pflegen, damit eine regel- mäßige, vollständige und schmerzfreie Darmentleerung

wieder möglich wird – eine wich- tige Voraussetzung, um den Teu- felskreis aus immer größer wer- denden, sich anstauenden Stuhlmassen und ihrer zuneh- mend schmerzhaft erlebten Entleerung zu unterbrechen.

Zudem leitet er eine Ernäh- rungsumstellung und bei be- reits sauberen Kindern ein Toi- lettentraining ein.

Medikamentöse Therapie Vorzugsweise kommen osmo- tisch wirksame, stuhlaufwei- chende Substanzen zur Anwen-

dung. Bei den Kleinen ist Macrogol erste Wahl. Zu beach- ten ist, dass einige Macrogol-hal- tige Präparate für Kinder ver- schreibungspflichtig sind.

Alternativ eignen sich vor allem Lactulose, Lactiol und Milchzu- cker, wobei deren Wirkung schwächer ist. Einläufe und Sup- positorien werden vor allem ini- tial zur Entleerung angestauter Stuhlmassen angewendet und nicht im Rahmen einer länger- fristigen Therapie. Zudem wer- den diese Optionen von Kindern als äußerst unangenehm emp- funden und können somit die Angst vor dem Toilettengang verstärken, sodass sie möglichst vermieden werden sollten.

Laxanzien wie Bisacodyl oder Natriumpicosulfat spielen zur Behandlung von Verstopfung bei Kindern keine Rolle, ebenso wenig Paraffin oder Flohsamen- schalen.  n

Gode Chlond, Apothekerin

Eine sanfte Bauchmassage mit der flachen Hand im

Uhrzeigersinn um den Nabel herum regt die Darm-

bewegung an und unterstützt damit die Verdauung.

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