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Wachstum fördern – aber à la Hollandaise!

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de Abonnement für „klartext“ und „standpunkt“ unter: http://www.dgb.de/service/newsletter Nr. 17/2012 10. Mai 2012

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Wachstum fördern – aber à la Hollandaise!

Frankreichs neuer Präsident heißt François Hollande.

Er wurde auch deshalb gewählt, weil er den radikalen staatlichen Sparkurs ablehnt und stattdessen auf mehr Wirtschaftswachstum in Europa setzt.

Und eines bewirkt Hollandes Wahlerfolg bereits: Von EU-Ratspräsident Herman van Rompuy über Wirt- schaftsminister Rösler bis hin zu Angela Merkel rufen auf einmal alle nach Wachstum. Sie haben Angst, dass Frankreich den unsozialen Sparkurs in der EU nicht länger mittragen wird. Deshalb kommen sie Hollande scheinbar entgegen. Aber der Schein trügt. Tatsächlich haben die Pläne von Rösler und Merkel mit der Förde- rung von Wachstum und Wohlfahrt nichts zu tun.

Sie setzen vor allem auf „Strukturreformen“. Das heißt:

Der Sozialstaat soll abgebaut werden, Löhne sollen sinken, Arbeitsmärkte liberalisiert und staatliche Leis- tungen privatisiert werden. Wenn sich das private Kapi- tal nur richtig austoben kann, so die Theorie, werde es schon für Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum sor- gen. Ein Irrglaube! Tatsächlich steigen so vielleicht kurzfristig die Gewinne. Aber eben nicht durch Wachs- tum, sondern durch Umverteilung zu Lasten der Be- schäftigten, der RentnerInnen und Arbeitslosen.

Einfach die Bedingungen für Arbeitgeber zu verbessern ist eine veraltete, marktgläubige Strategie. Und sie ist sogar kontraproduktiv. Schließlich werden in Griechen- land, Spanien & Co. bereits massiv „Strukturreformen“

durchgeführt. Tarifverträge werden ausgehebelt und Infrastruktur privatisiert. Die Folge: Die Einkommen sinken und mit ihnen die Binnennachfrage. Die Wirt- schaft bricht in allen Krisenstaaten ein. Strukturrefor- men bringen statt Wachstum nur Armut und Elend!

Auch Deutschland kann kein Vorbild sein. Die „Refor- men“ am hiesigen Arbeitsmarkt haben zur Ausbreitung von Leiharbeit und Niedriglohn-Jobs geführt. Entspre-

chend stagnierten das Lohnniveau und der private Konsum. Auch die Investitionen blieben seit Einführung des Euros deutlich hinter denen in Frankreich zurück, wo die Strukturreformen weit weniger radikal waren.

Deutschland konnte durch seine Exporte zwar noch BIP- Wachstum generieren, blieb aber auch dabei hinter Frankreich zurück (siehe Grafik).

Arbeitsplätze entstehen nicht durch Strukturreformen.

Unternehmen weiten die Produktion nur aus, wenn ihre Produkte und Dienstleistungen nachgefragt werden. Die privaten Haushalte sorgen derzeit nicht für genug Nach- frage – auch weil Einkommen und Vermögen sich bei denen konzentrieren, deren Bedürfnisse gesättigt sind.

Deshalb müssen die Staaten ran. Sie müssen dafür sorgen, dass die enormen Geldvermögen produktiv eingesetzt werden: Investitionen in zukunftsfähige In- dustrien und Dienstleistungen, in Bildung und ökologi- sche Modernisierung schaffen direkt Aufträge an Unter- nehmen. Arbeitsplätze und neue Einkommen entstehen.

Das stärkt auch die private Nachfrage wieder. Gleichzei- tig wird die Entwicklung in Südeuropa gefördert.

Der erste Schritt in Richtung Wachstum ist ein Stopp des Spar- und Kürzungswahns. Frankreichs neuer Präsident weiß das. Deshalb will er mit dem Fiskalpakt brechen. Europa sollte auf Hollande hören.

Frankreich: Weniger Strukturreformen, mehr Investitionen und BIP-Wachstum

16,6

6,8

18,0

6,3 18,0

26,2 26,3

27,7

BIP Privater Konsum* Staatskonsum Bruttoanlageinvestitionen

reale Venderung 1999 bis 2011 in Prozent

Deutschland Frankreich

* be zie ht s ich auf 2010; Que lle : Euros tat; e ige ne Be re chnunge n

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