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Datum: 28.12.2015

Basler Zeitung 4002 Basel 061/ 639 11 11 www.baz.ch

Medienart: Print

Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 53'498

Erscheinungsweise: 6x wöchentlich

Themen-Nr.: 375.015 Abo-Nr.: 1071456 Seite: 4

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Argus Ref.: 60160508 Ausschnitt Seite: 1/3

Hoptsach, da Fahna blibt

Gemeinden fusionieren - oder erwägen es. Grenzen lösen sich auf. Grenzen bleiben

Weniger Wappen. An der Expo 64 zierten 3089 Gemeindefahnen das Bild. Heute gibt es 700 Gemeinden weniger.

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Datum: 28.12.2015

Basler Zeitung 4002 Basel 061/ 639 11 11 www.baz.ch

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Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 53'498

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Argus Ref.: 60160508 Ausschnitt Seite: 2/3 Von Samuel Tanner

In diesen Tagen fragen sich die Bewoh- ner meines Heimatdorfes, was von ihrer Gemeinde einmal übrig bleiben wird.

Zur Diskussion steht ein Zusam- menschluss mit der Nachbargemeinde.

Es geht um Identität und Grenzen.

Grosse Fragen für ein kleines Dorf.

Die Gemeinderäte von Marbach und

Rebstein im St. Galler Rheintal ver- suchen derweil herauszufinden, was

eine solche Fusion konkret bedeuten würde - sie rechnen S zenarien durch mit neuen Steuerfüssen und Einspar- möglichkeiten bei der Verwaltung, aber

den wichtigsten Wert können

sie unmöglich kalkulieren. Emotionen las- sen sich nicht einschätzen. Wenn das nur so einfach wäre.

Seit den 1970er-Jahren verschwan-

den in der Schweiz 700 Gemeinden

durch Zusammenschlüsse. Und Reto Lindegger, der Direktor des Schweizeri- schen Gemeindeverbandes, sagt: «Es

gibt noch Nachholbedarf in einigen

Kantonen. Viele kleinere Gemeinden werden künftig nicht mehr anders kön- nen, als zu fusionieren.» Im Moment

laufen fünfzig Projekte. Er habe ein

intensives Jahr hinter sich, sagt Lind- egger

-

fusionstechnisch gesehen.

Immer ging die Rechnung der Gemein- deräte am Ende irgendwie auf, immer aber musste sich die Fusion auch wie eine Auflösung anfühlen, zumindest für die kleinere der Gemeinden.

Plötzlich Grenzabstände

Ich wuchs in Marbach auf, 2000

Einwohner, viele Einfamilienhäuschen, wenig Industrie. Und ich ging in Reb- stein in die Oberstufenschule, 4500 Ein- wohner, viele Einfamilienhäuschen, ein bisschen mehr Industrie. In der Schule hielten uns die Rebsteiner manchmal vor, dass die Oberstufe Rebstein-Mar- bach und nicht Marbach-Rebstein

heisse. Wir fühlten uns in solchen

Momenten herausgefordert.

Die Rebsteiner sagten: «Ihr habt

nicht einmal einen Fussballverein!» Wir antworteten: «Dafür ist unser Turnver- ein erfolgreicher als eurer!» Die Reb- steiner sagten: «Wir sind grösser als ihr

es seid!» Wir antworteten: «Dafür haben

wir weniger Ausländer!» Die Argu-

mente klangen einigermassen hilflos, wie wahrscheinlich immer, wenn sich eine Diskussion um Identität dreht. Es ging um ein Gefühl von Überschaubar- keit damals - und über Gefühle zu spre- chen ist ja immer schwierig.

Die Feuerwehren der beiden Dörfer

hatten da längst fusioniert, sie nennt

sich heute Feuerwehr Rebstein-Mar- bach - und die Raiffeisenbanken treten auch geschlossen auf. Die Bank führt

die umgekehrte Version im Namen,

Marbach-Rebstein, das ist wichtig.

Seit ein paar Jahren arbeiten auch

die Bauämter zusammen, allerdings

von einem Werkhof in Rebstein aus, mit einem Rebsteiner Chef, der, so sagt man das in Marbach, die Gesetze viel enger auslege als nötig. Es geht um Grenz-

abstände, die plötzlich genau ausge-

messen werden und um Holz-Unter- stände, für die jetzt Baubewilligungen eingefordert werden. Im Dorf waren sie bisher stolz, ihr Leben in den Schranken des gesunden Menschenverstands zu leben und nicht in denen des Gesetzes.

Nun scheint sich diese Gewissheit lang- sam aufzulösen.

Vor ein paar Wochen führten die

Gemeinden zwei Info-Abende durch (in

beiden Dörfern je einen), es geht in

diesen Tagen erst darum, eine Fusion

überhaupt zu prüfen, aber die Lage

scheint ernst. Ein Mann vom Kanton

zählte Fakten

auf,

er sprach über

Einheitsgemeinden und Kantonsgelder, die zur Entschuldung zur Verfügung gestellt werden könnten.

Am Schulhaus kann es scheitern Als ich Reto Lindegger, den Direktor des Gemeindeverbands, anrufe, um mit ihm über Fusionen zu sprechen, schickt er mir nachher Links zu Statistiken und wissenschaftlichen Texten. Die Hoch- schule für Technik und Wirtschaft in Chur bietet etwa einen Fusions-Check an, mit dem Gemeinden herausfinden

können, ob eine Fusion für sie Sinn

machen könnte. «Man versucht, sich dem Thema wissenschaftlich anzunä-

hern», sagt Reto Lindegger, «am Ende aber bleibt es sehr unberechenbar. Es kann sein, dass eine Fusion alleine an der Frage scheitert, ob eines der Dörfer das Schulhaus verlieren könnte.»

Lindegger hört sich die Geschichte von Marbach und Rebstein an - als ich vom Chef des Bauamts und seiner Idee von Gesetzen erzähle, wird er hellhörig.

Er sagt: «Manchmal hängt eine Fusion an nur einer Person. Deshalb hat bisher auch niemand ein Rezept gefunden für eine garantiert erfolgreiche Fusion.»

Eines der Argumente ist das soge- nannte Sparpotenzial. Fusionierte Gemeinden könnten Ämter zusammen-

führen und Synergien nutzen - das

Bullshit-Bingo der Betriebswirtschaft.

So weit die Theorie. In der Praxis, beob- achtet Reto Lindegger, kommt es immer wieder vor, dass stattdessen neue Stel- len geschaffen werden, plötzlich gibt es

etwa einen Delegierten für Umwelt.

«Dann bleiben Einsparungen plötzlich uneingelöste Versprechen.»

Dennoch werden sich die Gemein- den im Land weiter zusammenschlies- sen. Drei- bis viertausend Einwohner, sagt Verbandsdirektor Lindegger, wür- den immer wieder als Mindestgrösse für eine gut funktionierende Gemeinde genannt. Kleinere Dörfer hätten künftig Mühe, die Aufgaben des Kantons noch erfüllen zu können. Marbach, mein Hei- matdorf, wies in seiner letzten Statistik 2103 Einwohner aus. Es wird eng - oder es wird anders, je nach Perspektive.

Wochen, bevor die Info-Abende in den beiden Dörfern stattfanden, schrieb der Marbacher Gemeinderat an seine Bürger: «Die Gemeinderäte von Mar- bach und Rebstein haben beschlossen,

die Grundsatzabstimmung über die

Einleitung eines Vereinigungsverfah- rens am 5. Juni 2016 durchzuführen.»

Es wird, man kann das schon so pathe- tisch sagen, ein

erstes Votum zur

Zukunft. Die Mitteilung dazu aber las sich wie ein Versuch, die Emotionalität

einer Fusion an einem Maximum an

Umständlichkeit ersticken zu lassen.

Als redeten sie von Sibirien

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Datum: 28.12.2015

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Am Apro nach dem Info-Abend

sprachen meine Marbacher Bekannten dann nicht über Zahlen, sondern über die Arbeit des zusammengelegten Bau- amts, über die Schulen und darüber, ob im Fall einer Fusion vielleicht bald alle Gemeindeämter im Nachbardorf statio- niert würden. Rebstein liegt direkt an der Gemeindegrenze, aber in Gedanken verorteten die Leute das Nachbardorf in dem Moment irgendwo in Sibirien.

In der Nacht postete ein Freund von mir

auf Facebook

das Marbacher Gemeindewappen und schrieb: «Hopt-

sach, da Fahna blibt.» Zustimmende

Kommentare, 13 Personen gefällt das.

Gegen Gefühle kommt niemand an.

Zum Jahreswechsel publiziert die BaZ in loser Folge Artikel, die sich um Grenzen, Grenzwertiges und Grenzgänger drehen.

Referenzen

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