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Die US-Präsidentschaftswahlen 2020

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Academic year: 2022

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VI.32

Internationale Politik und globale Fragen

Die US-Präsidentschaftswahlen 2020 – Wenn ein gespaltenes Land zur Wahl schreitet

Dr. Henning Kulbarsch

Die US-Präsidialwahlen gelten als die bedeutendste demokratische Wahl der Welt. 2020 bringen sie gleich mehrere Besonderheiten mit sich: Erstens beeinflusst die Coronavirus-Pandemie nicht nur Wahltag und Wahlkampf, sondern auch die Wahlkampfthemen massiv. Zweitens polarisiert Amts- inhaber Donald Trump weltweit. Und drittens ist die US-amerikanische Gesellschaft so gespalten wie seit dem US-Bürgerkrieg nicht mehr.

KOMPETENZPROFIL

Dauer: 8 Unterrichtsstunden plus Klausur

Kompetenzen: Rolle der US-Kultur für Deutschland verstehen; Wahlsysteme in USA und Deutschland vergleichen; Vorwahlen der US-Demokraten 2020 erläutern; die Härte des US-Wahlkampfes analysieren; US- amerikanische Debatten um Wahlkampfthemen nachvollziehen Thematische Bereiche: US-Präsidentschaftswahlsystem, Vergleich zu Deutschland, Merk-

male des US-Wahlkampfes, Wahlkampfthemen 2020

Medien: Texte, Zeitungsartikel, Karikaturen, Schaubilder, Plakate, Gesetzes- auszüge, Social-Media-Posts

Zusatzmaterialien: Glossar zum Thema „US-Wahlen 2020“

© Hill Street Studios/DigitalVision/Getty Images

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2 von 32 VI Internationale Politik und globale Fragen Beitrag 32 US-Wahlen

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Fachliche Hinweise

Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sind immer noch das mächtigste und wohlhabendste Land der Welt. 328,2 Millionen Menschen leben in diesem drittgrößten Land der Erde. Deutschland und Europa sind den USA politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell seit Langem eng verbunden. Insbesondere die wechselseitigen Kulturtransfers bringen die Menschen beiderseits des Atlantiks immer wieder zusammen. Allen gelegentlichen Warnungen vor „Antiamerikanismus“ zum Trotz fühlen die meisten Deutschen sich den USA immer noch nahe. US-amerikanische Filme, Se- rien, Literatur, Nahrungsmittel und Markenprodukte spielen eine große Rolle in unserem Alltag; di- gitale Dienste, soziale Medien und Suchmaschinen im Internet werden von großen US-Konzernen dominiert. Auch deshalb blicken viele Deutsche mit Interesse auf die US-Präsidentschaftswahlen des Jahres 2020, schließlich werden diese für die weiteren US-deutschen Beziehungen entscheidend sein.

Das Wahlsystem der US-Präsidentschaftswahlen

Das Wahlsystem zu den US-Präsidialwahlen hat seinen Ursprung im US-amerikanischen Unabhän- gigkeitskrieg, der die Verfassung der USA massiv beeinflusste. Den Verfechtern der Unabhängigkeit ging es darum, sich vom britischen Kolonialreich zu lösen. Die britischen Forderungen, sich an den Kosten des Siebenjährigen Krieges (1756–63) zu beteiligen, ohne Abgeordnete ins britische Parla- ment zu entsenden, lehnte man als unverschämt ab („no taxation without representation“). Auch die neuen Steuern sowie weitere Beeinträchtigungen seitens der Briten wollte man loswerden. Wo- mit man indes weniger Probleme hatte, waren die fortgesetzte Versklavung der schwarzen Bevölke- rung durch weiße Plantagenbesitzer vor allem im Süden der USA sowie die Fortsetzung des Land- raubes des von den amerikanischen Ureinwohnern bewohnten Landes (tatsächlich wurde insbesondere Letzteres von der britischen Regierung in den Jahren vor der Unabhängigkeitserklä- rung verboten, was ein wichtiger Grund für den Unabhängigkeitswunsch war). Die neue semi-demo- kratische Verfassung von 1787 zeichnete sich daher auch durch den nahezu totalen Ausschluss von Frauen und Nichtweißen von politischer Teilhabe aus. Auch wurden in ihr die bis heute gültigen Grundsätze der Wahlen zum höchsten Staatsamt festgelegt.

Demnach wurde auf Druck der sklavereifreundlichen, aber dünn besiedelten Südstaaten hin ge- währleistet, dass selbige im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil ein überproportionales Stim- mengewicht im Kongress sowie bei den Wahlen zum US-Präsidenten erhielten. Dies wurde auf zweierlei Weise erreicht und wirkt bis heute in den Wahlgrundsätzen der USA fort: So entsendet jeder US-Bundesstaat unabhängig von seiner Größe zwei Senatoren in den Senat (100 Senatoren insgesamt), der kleinste Staat Wyoming mit rund 580.000 Einwohnern also ebenso zwei wie das bevölkerungsreiche Kalifornien mit seinen rund 39.510.000 Einwohnern. Außerdem hat jeder Staat insgesamt mindestens drei Stimmen bei den Präsidialwahlen, während die Gesamtstimmenzahl auf 538 begrenzt ist. Auch dies sorgt für eine Verzerrung: Wyoming hat demnach drei Stimmen, Kalifor- nien aber nur 55. Eigentlich müsste Kalifornien aufgrund der Bevölkerungszahl rund 68-mal so viele Stimmen wie Wyoming haben, also 204 Stimmen. Zudem sollte das System der Wahlmänner garan- tieren, dass nicht die Wähler (und später auch die Wählerinnen), sondern Vertreter der Bundesstaa- ten den Präsidenten wählen. Damit verband man auch die Hoffnung, Wüteriche, Populisten und Extremisten dauerhaft vom Weißen Haus fernzuhalten. Inwiefern dies in jüngster Zeit funktioniert hat, ist aber umstritten.

Zur Stimmenabgabe am Wahltag (stets der erste Dienstag im November) sind alle US-Bürgerinnen und US-Bürger berechtigt, die mindestens 18 Jahre alt und keine (ehemaligen) Gefängnisinsassen sind. Zuvor muss sich jeder Wählende zur Wahl registrieren. Seit Jahren wird hierbei seitens Bürger-

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6 von 32 VI Internationale Politik und globale Fragen Beitrag 32 US-Wahlen

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Auf einen Blick

Einstieg: Die USA und wir

Lernziel: Die Lernenden erarbeiten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Kultur und den Staatsoberhäuptern von Deutschland und den USA.

M 1 Allgegenwärtiges Land? – Die Kultur der USA und die Deutschen M 2 „Grußonkel“ vs. Allmächtiger? – Zwei ungleiche Präsidenten

Geschichte und System der US-Präsidialwahlen

Lernziel: Die Lernenden erläutern das aktuelle System der US-Präsidialwahlen und seine Geschichte.

M 3 Das Prinzip der mittelbaren Wahl – Die USA und ihre Wahlmänner

Die Vorwahlen in den USA

Lernziel: Die Lernenden kennen die Grundlagen des US-Vorwahlsystems. Sie verglei- chen parteiinterne Auswahlverfahren der CDU und SPD.

M 4 Show oder Substanz? – Das System der Vorwahlen

Die Vorwahlen der US-Demokraten im Wahljahr 2020

Lernziel: Die Lernenden befassen sich mit den Positionen einiger ehemaliger Kandi- dierender im Vorwahlkampf der US-Demokraten 2020.

M 5 Vizepräsident, Bürgermeister oder Sozialist? – Die Vorwahlen der US- Demokraten im Jahr 2020

Der Wahlkampf um das Präsidentenamt

Lernziel: Die Lernenden setzen sich kritisch mit dem harten US-Wahlkampf auseinan- der und ziehen einen Vergleich zum deutschen Wahlkampf.

M 6 Mit schmutzigen Tricks ins Weiße Haus? – Der harte US-Wahlkampf

Die Themen des US-Wahlkampfes I: Gesundheitspolitik

Lernziel: Die Lernenden erarbeiten die Grundlagen US-amerikanischer Gesundheitspoli- tik. Sie erörtern unterschiedliche Reaktionen auf die COVID-19-Pandemie.

M 7 Jeder ist sich selbst der Nächste – Die USA, Corona und die Debatte um die Gesundheitspolitik im Wahljahr 2020

1. Stunde

2. Stunde

3. Stunde

4. Stunde

5. Stunde

6. Stunde

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VI Internationale Politik und globale Fragen Beitrag 32 US-Wahlen 7 von 32

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Die Themen des US-Wahlkampfes II: Außenpolitik

Lernziel: Die Lernenden setzen sich mit den Positionen von Donald Trump und Joe Bi- den zu den außenpolitischen Themen NATO, China und Handel auseinander.

M 8 Die US-Außenpolitik im Wahlkampf – Isolationismus oder Offenheit?

Die Themen des US-Wahlkampfes III: Rassismus

Lernziel: Die Lernenden setzen sich mit Rassismus in eigenen Erfahrungen sowie in den USA auseinander und erörtern das Verhalten der deutschen Polizei.

M 9 Haben wirklich alle die gleichen Chancen? – Über Rassismus und Poli- zeigewalt in den USA

Lernerfolgskontrolle

Lernziel: Die Lernenden erörtern einen Zeitungsartikel zum aktuellen Wahlkampf in den USA. Dabei werden die Themen Rassismus, Polizeigewalt, Coronavirus, Härte des Wahlkampfes und die Befugnisse des Präsidenten aufgegriffen.

M 10 Die US-Präsidentschaftswahlen in aufgewühlten Zeiten

Hinweise und Erwartungshorizonte

Erklärung zu Differenzierungssymbolen

Finden Sie dieses Symbol in den Lehrerhinweisen, so findet Differenzierung statt. Es gibt drei Niveaustufen, wobei nicht jede Niveaustufe extra ausgewiesen wird.

einfaches Niveau mittleres Niveau schwieriges Niveau

Dieses Symbol markiert Zusatzaufgaben.

7. Stunde

8. Stunde

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VI Internationale Politik und globale Fragen Beitrag 32 US-Wahlen 9 von 32

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„Grußonkel“ vs. Allmächtiger? – Zwei ungleiche Präsidenten

Aufgaben

1. Vergleichen Sie anhand des Textes sowie der Ausschnitte die Wahl, die Aufgaben und die Macht des US-Präsidenten mit denen des deutschen Bundespräsidenten.

2. Diskutieren Sie im Plenum, welches System Sie bevorzugen.

Der deutsche Bundespräsident und der US-Präsident im Vergleich

Auf den ersten Blick haben der US-Präsident und sein deutscher Amtskollege, der Bundespräsident, einige Gemeinsamkeiten: Beide sind Staatsoberhäupter ihres Staates. Das heißt, sie repräsentieren die USA bzw. Deutschland nach innen und außen und sind formell die „höchste“ Person im Staat.

Ihnen wird bei Staatsbesuchen in anderen Ländern besondere Ehre zuteil (mehr als den „einfachen“

Regierungschefs wie der Bundeskanzlerin) und sie vertreten ihr Land völkerrechtlich bei den Ver- einten Nationen. Beide leben in herrschaftlichen Gebäuden (Weißes Haus bzw. Schloss Bellevue), werden sehr gut beschützt und dürfen Gesetze unterzeichnen.

Wie die Auszüge aus dem Grundgesetz und der US-Verfassung jedoch verdeutlichen, ist die Rolle des US-Präsidenten bei der Gesetzgebung und -ausführung viel größer als die des Bundespräsiden- ten. Ersterer wird auch auf andere Weise gewählt und ist Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte.

Nicht wenige Deutsche sehen in ihrem Bundespräsidenten daher eher einen „Grußonkel“, der ledig- lich für feierliche Reden sowie die Einweihung von Kindergärten und Radwegen zuständig ist. Hinzu kommen noch die großen Unterschiede im persönlichen Charakter der derzeitigen Amtsinhaber:

Hier der impulsive und ruppige US-Präsident Donald Trump und dort der ruhige, als etwas langwei- lig geltende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Grundgesetz und US-Verfassung zur Rolle des jeweiligen Präsidenten

Grundgesetz US-Verfassung

Artikel 54: „Der Bundespräsident wird ohne Aussprache von der Bundesversammlung gewählt. […] Das Amt des Bundespräsidenten dauert fünf Jahre. Anschließende Wie- derwahl ist nur einmal zulässig.“

Artikel 55: „Der Bundespräsident darf weder der Regie- rung noch einer gesetzgebenden Körperschaft des Bundes oder eines Landes angehören.“

Artikel 58: „Anordnungen und Verfügungen des Bundes- präsidenten bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Gegenzeich- nung durch den Bundeskanzler oder durch den zuständi- gen Bundesminister.“

Artikel 60: „Der Bundespräsident ernennt und entlässt die Bundesrichter, die Bundesbeamten, die Offiziere und Un- teroffiziere […].“

Artikel 1, Absatz 7/2: „Jeder Gesetzentwurf […] muss, bevor er Gesetz wird, dem Präsidenten vorgelegt werden.“

Artikel 2, Absatz 1/1: „Die ausführende Gewalt wird bei einem Präsidenten […] liegen. Er wird auf vier Jahre [vom Volk über Wahlmänner] gewählt.“

Zusatzartikel 22: „Keine Person soll öfter als zweimal zum Präsidenten gewählt werden […].“

Artikel 2, Absatz 2/1: „Der Präsident ist der Oberbefehls- haber der Armee und Marine der USA […].“

Artikel 2, Absatz 2/2: „Er nominiert und mit dem Rat und der Zustimmung des Senats ernennt er Botschafter, Minis- ter, Konsuln, die Höchsten Richter und andere hohe Ämter […].“

Übersetzung und Kürzung der Ausschnitte aus der US-Verfassung durch Henning Kulbarsch.

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Frank-Walter Steinmeier

Bild: Bundesregierung/

Steffen Kugler

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VI Internationale Politik und globale Fragen Beitrag 32 US-Wahlen 13 von 32

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Karikatur von Horst Haitzinger: „Darf ich auch mal?“

21. November 2019, © Horst Haitzinger

Deutsche „Primaries“? – SPD und CDU suchen ihre Führung

Quelle: Wikimedia Commons

• Im Oktober 2018 verzichtete die CDU-Vorsitzende Angela Merkel auf ihren Posten. Um ihre Nachfolge bewarben sich Jens Spahn, Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz. Auf acht Regionalkonferenzen und bei anderen Veranstaltungen warben sie um die Zustimmung der CDU-Mitglieder. Wählen durften am Ende aber nur die rund 1.000 Delegierten eines CDU-Partei- tages. Kramp-Karrenbauer gewann dort die Stichwahl gegen Merz mit einem Anteil von 51,75 % zu 48,25 %.

• Im Juni 2019 trat Andrea Nahles als SPD-Chefi n zurück. In den kommenden vier Monaten fan- den 23 Regionalkonferenzen statt, auf denen die 17 Bewerbenden für ihre Ziele warben. Die neuen Parteivorsitzenden wurden in geheimer Abstimmung von den SPD-Mitgliedern gewählt.

An der Stichwahl nahmen 230.215 (rund 54 %) SPD-Mitglieder teil. Es gewannen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, die 53,06 % der Stimmen erhielten. Olaf Scholz und Klara Geywitz erhielten 45,33 %.

• Im Februar 2020 kündigte Annegret Kramp-Karrenbauer nach heftiger Kritik an ihrer Arbeit als Parteivorsitzende ihren Rückzug von der CDU-Spitze an. Um ihre Nachfolge bewarben sich Armin Laschet, Norbert Röttgen und Friedrich Merz. Die Wahl des neuen Parteivorsitzenden soll erneut auf einem Parteitag (Dezember 2020) stattfi nden. Aufgrund der Corona-Pandemie ist der partei- interne Wahlkampf aber nur mit starken Einschränkungen möglich

• Beide Parteien haben bzw. hatten im Jahr 2020 große Probleme, die Kanzlerkandidatur zu klä- ren. Die Lager belauern sich weiter und es werden bzw. wurden knappe Entscheidungen erwar- tet, die die Parteien sogar spalten könnten. Im August wurde die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz (SPD) bekannt gegeben.

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VI Internationale Politik und globale Fragen Beitrag 32 US-Wahlen 17 von 32

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Der Wahlkampf in Deutschland (Beispiele aus den letzten Jahren)

Von den Grünen verbreitetes Fake-Plakat des FDP-Chefs Christian Lindner (2017)

Quellen: „Gemeinsam erfolgreich“: Lebendiges Museum online; Die Linke: designtagebuch.de; Lindner: JürgenTrittin/

Twitter; Sprechblase Schulz https://www.tagesspiegel.de/politik/parteitag-in-dortmund-spd-beschliesst-wahlprogramm- harte-attacken-von-schulz-gegen-merkel/19977076.html; Schulz: Lebendiges museum online; AfD: Westdeutsche Zeitung; CDU-Anhänger: Rhein-Neckar-Zeitung; Sprechblase Merkel: https://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutsch- land-Welt/Merkel-Schwamm-drueber-wuerde-ich-sagen; Merkel: Horizont

Martin Schulz (SPD) warf Angela Merkel (CDU) vor, gezielt die Wahlbeteiligung zu drücken und unangenehme Debatten zu

vermeiden. Dazu Schulz:

„Ich nenne das einen Anschlag auf die Demokratie!“

Angela Merkel zur Attacke von Schulz:

„Schwamm drüber, würde ich sagen“

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Die US-Außenpolitik im Wahlkampf – Isolationismus oder Offenheit?

Auch wenn das Thema Außenpolitik im Wahlkampf aufgrund des Coronavirus und der Rassismus- Debatte nur noch eine untergeordnete Rolle spielte, sind die unterschiedlichen Positionen von Do- nald Trump und Joe Biden von großer Bedeutung für die künftige US-Außenpolitik.

Aufgaben

1. Vergleichen Sie anhand der Tabelle die Positionen von Donald Trump und Joe Biden zu den au- ßenpolitischen Themen NATO, China und Handelspolitik.

2. Erörtern Sie zu zweit, mit welchem der beiden Kandidaten Deutschland und die EU leichter um- gehen könnten.

Thema Donald Trump Joe Biden

NATO

• Trump verlangt von NATO-Staaten höhere Vertei- digungsausgaben.

• Er drohte oft mit einem US-Austritt aus der NATO und denkt, die USA würden von anderen ausge- nutzt.

• Trump säte Zweifel, dass die USA einem angegrif- fenen Verbündeten beistehen würden.

• Trump sieht internationale Allianzen kritisch und glaubt, die USA könnten sich auch allein gegen ihre Gegner durchsetzen.

• Biden verteidigt die Bündnisverpflichtung der USA und verspricht Beistand im Falle eines Angriffes.

• Er kritisiert aber NATO-Staaten wie Ungarn, die de- mokratische Grundrechte beschneiden, und for- dert von ihnen die Einhaltung dieser Grundrechte.

• Auch Biden macht Druck auf die NATO-Staaten, zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidi- gung und Militär auszugeben.

China

• Trump sieht China als den zukünftig größten Geg- ner der USA an.

• Er verhängte Zölle auf chinesische Güter, entsen- det Kriegsschiffe und bezeichnet das Coronavirus als „chinesisches Virus“, weil es von China aus- ging.

• Auch Biden sieht in China eine Bedrohung für die USA.

• Er wirft Trump sogar vor, zu lange freundlich mit China umgegangen zu sein, und kündigt ein hartes Vorgehen gegen China an.

• Er will Sanktionen gegen China.

Handels- politik

• Trump sieht die USA vom Rest der Welt ausge- nutzt. Er verhängte daher Zölle auf Waren u. a. aus der EU, China, Japan, Mexiko und Kanada.

• Er will Jobs in die USA zurückholen.

• Für ihn sind Handelskriege „leicht zu gewinnen“.

• Biden möchte weiterhin freien Handel gewährleis- ten, aber künftig mehr auf die Interessen der Um- welt und Jobs in den USA achten.

• Er will mit anderen Staaten zusammenarbeiten, um bessere Handelsabkommen auszuhandeln.

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Bilder: © Wikimedia Commons

NATO, China, Handel: Drei Themen, zwei Kandidaten, ein Wahlkampf

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Die US-Präsidentschaftswahlen in aufgewühlten Zeiten

Aufgaben

1. Fassen Sie den Ausschnitt aus dem Zeitungsartikel in eigenen Worten zusammen.

2. Erklären Sie vor dem Hintergrund der zwei bestimmenden Wahlkampfthemen Rassismus und Gesundheitspolitik, warum die Eskalation der Gewalt dem US-Präsidenten helfen könnte.

3. Erörtern Sie, ob und inwiefern eine so starke politisch-gesellschaftliche Spaltung bzw. ein solch extremer Wahlkampf wie in den USA auch in Deutschland möglich wäre.

„USA – Krieg im Inneren“

„Besser könnte es für US-Präsident Donald Trump kaum laufen. Die gewaltsamen Pro- teste des Wochenendes in Städten wie Portland, Seattle, Oakland oder Austin spielen ihm genau in die Karten. […] Zu- mindest in Portland hat Trump die Unru- hen, die bereits deutlich abgeflaut waren, durch das Entsenden von Bundespolizis- ten wieder angefacht. Und von dort ver- breiteten sie sich weiter in andere Städte.

Was nicht zu weit geht, ist dies zu sagen: Trump will diesen Kampf im Inneren. Er will die Unru- hen, […] damit er sich als der Präsident von Recht und Ordnung präsentieren kann. […] Um die Wahlen im November zu gewinnen, ist Trump jedes Mittel recht. Ursprünglich hatte Trump ge- plant, die Wirtschaft ins Zentrum seines Wahlkampfs zu stellen. […] Dieser Plan ist durch die Pandemie und Trumps Missmanagement derselben hinfällig geworden. […] So zynisch1 es klingt: Die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt, die in weiten Teilen des Landes ausge- brochen sind, nachdem ein weißer Polizist vor gut zwei Monaten den Afroamerikaner George Floyd in Minneapolis getötet hat, kommen Trump wie gerufen. […] Als die Proteste bisweilen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei führten, erkannte Trump rasch, dass hier seine Chance lag, sein Thema. Wieder und wieder twitterte er in Großbuchstaben ‚LAW & OR- DER‘, Recht und Ordnung. […] Zuletzt zeichnete Trump immer öfter das düstere Bild von Städ- ten, in denen ein, wie er das nannte, ‚gewalttätiger Mob‘ Chaos auslöse. […] Nachdem Trump das Bild entworfen hatte, machte er sich daran, es zumindest teilwiese Wirklichkeit werden zu lassen. Der Einsatz von Bundespolizisten […] ist eine gezielte Provokation. […] Er [Trump] setzt darauf, dass Amerikaner gegen Amerikaner kämpfen. […] Wobei es dabei geht, ist das Erzeugen von Angst. Es geht darum, das Bild eines Landes zu entwerfen, das dem gewaltsamen Unter- gang geweiht ist, wenn die Demokraten und damit, in Trumps Worten, ‚linke Anarchisten‘ die Macht übernehmen. Seit Beginn seiner Amtszeit ist Trump der Präsident der Spaltung. In der entscheidenden Phase des Wahlkampfs treibt er dieses Prinzip nun auf die Spitze. Wenn das Gift, das er so beständig in die amerikanische Gesellschaft träufelt, nackte Gewalt hervorbringt, dann hat Trump, so bitter das ist, sein Ziel erreicht. Wie die Wahl ausgeht, ist allen Umfragen zum Trotz offen. Sicher ist allein: Den USA stehen überaus hässliche Monate bevor.“

© Zaschke, Christian: „Krieg im Inneren“, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 76/172, 28.07.2020, Seite 4. Zu finden unter:

https://www.sueddeutsche.de/politik/trump-unruhen-wahlkampf-1.4980155?reduced=true

1 Als Zynismus bezeichnet man Aussagen, die als sehr hart und rücksichtslos erscheinen.

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Quelle: Jacobin 1

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Hinweise (M 1)

Dieses Material dient als Einstieg in die Unterrichtsreihe zu den US-Präsidentschaftswahlen 2020.

Ihre Schülerinnen und Schüler werden zunächst etwaigen persönlichen Verbindungen in die USA über Speisen, Markenprodukte, Filme, Serien, Musik oder zwischenmenschliche Beziehungen nach- spüren. In einer Zusatzaufgabe können sich besonders interessierte Lernende an der Aufgabe ver- suchen, in bekannten US-Serien politische Motive aufzudecken.

Erwartungshorizont (M 1)

Aufgabe:

Hier sind individuelle Antworten gefordert. Die gezeigten Impulse enthalten einige mögliche Punkte:

Musik (wie von Katy Perry), Filme (wie „Avengers“), Serien (wie „How I met your Mother“), Essen (wie Burger King und McDonald‘s), Markenprodukte (wie Schuhe von Nike), die Anziehungskraft Hollywoods (etwa der Oscars) und persönliche Bekanntschaften (etwa mit den in Deutschland sta- tionierten US-Streitkräften).

Zusatzaufgabe:

Alle drei gezeigten Serien enthalten offene oder versteckte Anspielungen auf die Politik der USA.

Offen geschieht dies vor allem bei „House of Cards“, wo die fiktive Geschichte des demokratischen Abgeordneten Francis Underwood erzählt wird. Auch mithilfe von Mord, Intrigen und Erpressung schaffen er und seine Frau Claire es an die Spitze der Regierung. Die Serie kritisiert damit insbeson- dere die Machenschaften der Politikelite von Washington, D.C., die von vielen der Bevölkerung tra- ditionell kritisch beäugt wird. Ebenso offen sind die Anspielungen in „Designated Survivor“, wo der Minister Thomas Kirkman nach einem Anschlag auf den Kongress und die Regierung neuer Präsi- dent wird. Die Serie setzt sich auch mit der großen politischen Spaltung in den USA sowie der Terror- gefahr auseinander. Eher verdeckt sind die Anspielungen dagegen bei den Simpsons. Doch in der Serie wird auf subtile Weise etwa die Nutzung der Kernenergie kritisiert. Auch erleben Charaktere wie Mr Burns oder Homer Ausflüge in die Politik. Als in einer Folge aus dem Jahr 2000 Lisa Präsiden- tin wird, steht der Staatshaushalt vor dem Kollaps, da ihr Amtsvorgänger Donald Trump (!) ihn rui- niert hat. Hinzu kommen zahlreiche kleine sozialkritische Anspielungen etwa auf Geschlechterrollen oder den Umgang mit Homosexualität in den USA.

Hinweise (M 2)

In diesem Material vergleichen die Lernenden die Rollen und die Aufgaben des deutschen Bundes- präsidenten mit denen des US-Präsidenten. Dafür arbeiten sie auch mit Auszügen aus dem Grund- gesetz und der US-Verfassung. Abschließend diskutieren sie diese Unterschiede und nehmen Stel- lung zur Frage, ob sie das deutsche oder US-amerikanische Präsidentensystem bevorzugen.

Erwartungshorizont (M 2)

Aufgabe 1:

Die Aufgaben von Bundespräsident und US-Präsident unterscheiden sich sehr stark voneinander. Es gibt einige Gemeinsamkeiten: So vertreten beide ihren Staat nach innen und außen und sind als Staatsoberhaupt das formal höchste Mitglied ihres Staates. Sie unterzeichnen Gesetze, vertreten ihr Land bei den Vereinten Nationen, werden bei Staatsbesuchen im Ausland besonders geehrt und

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