Research Collection
Working Paper
Versuche an Mauerwerksscheiben unter Normalkraft und Querkraft
Author(s):
Ganz, Hans Rudolf; Thürlimann, Bruno Publication Date:
1984
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000328538
Rights / License:
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ETH Library
Hansruedi Ganz Bruno Thürlimann
Mai 1984
BerichtNr.7502-4
BirkhäuserVerlag Basel ¦ Boston
Stuttgart
Institut fürBaustatik und Konstruktion ETH ZürichVersucheanMauerwerksscheibenunterNormalkraft undQuerkraft/von HansruediGanz; Bruno
Thürlimann.-Basel-Boston-
Stuttgart:
Birkhäuser, 1984.
(Bericht/InstitutfürBaustatik und Konstruktion, ETHZürich;Nr.7502-4)
ISBN 3-7643-1665-9
NE:Thürlimann, Bruno:;Institut für Baustatik undKonstruktion <Zürich>: Bericht
Nachdruck verboten.
AlleRechte,insbesonderedas der
Übersetzungen
infremdeSprachen
undder
Reproduktion
aufphotostatischem Wege
oderdurch Mikrofilm, vorbehalten.G 1984Birkhäuser
Verlag
Basel ISBN 3-7643-1665-9Normalkraft und Querkraft
von
Dipl. Ing.
Hansruedi Ganz Prof.Dr.Bruno ThürlimannInstitut fürBaustatikundKonstruktion
Eidgenössische
Technische HochschuleZürichZürich Mai 1984
1. EINLEITUNG 1
1.1
Problemstellung
undZielsetzung
11.2
Versuchsprogramm
12. VERSUCHSKOERPER 3
2.1
Beschreibung
32.2 Baustoffe 3
2.2.1 Steine 3
2.2.2 Mörtel 3
2.2.3
Bewehrung
32.2.3.1
Lagerfugenbewehrung
32.2.3.2
Spannstahl
43. VERSUCHSDURCHFUEHRUNG 5
3.1
Versuchsanlage
53.1.1
Belastungseinrichtung
53.1.1.1 Normalkraft 5
3.1.1.2
Querkraft
53.1.2
Lagerung
desVersuchskörpers
53.2 Versuchsablauf 6
3.2.1 Einbau des
Versuchskörpers
63.2.2
Belastung
63.3
Messstellenplan
64. VERSUCHSRESULTATE 8
4.1
Auswertung
der Versuchsresultate 84.2
Trag-
und Bruchverhalten 94.2.1
Allgemeines
94.2.2 Versuch Wl 10
4.2.3 Versuch W2 11
4.2.4 Versuch W3 11
4.2.5 Versuch W4 12
4.2.6 Versuch W5 12
4.2.7 Versuch W6 13
4.2.8 Versuch W7 14
4.3
Randverschiebungen
154.3.1 Horizontale
Randverschiebungen
154.3.2 Vertikale
Randverschiebungen
154.4
Relativverschiebungen
zwischen Wand undBetonplatten
164.5
Verzerrungen
164.5.1
Dehnungen
e 174.5.2
Dehnungen
e 174.5.3
Schiebungen
y 17xy
4.6
Hauptdehnungen
184.7 Rissverhalten 18
RESUME 22
SUMMARY 24
VERDANKUNGEN 25
BEZEICHNUNGEN 26
TABELLEN 29
BILDER 31
ANHANG 97
1.1
Problemstellung
undZielsetzung
Gemauerte Wandscheiben,
eingebunden
inStahlbetondecken,
sind in der Schweiz ein im Hochbau bewährtes undhäufig
verwendetesKonstruktionsprinzip.
Sie verbindengute bauphysikalische Eigenschaften
mit grosserSteifigkeit
undTragfähigkeit
unter Vertikal- und Horizontallasten.Trotz ihres grossen Marktanteils ist das Verhalten von Mauerwerksscheiben unter Horizontallasten
wenig
erforscht. Der Sicherheitsnachweis beruht auf demVergleich
von elastischgerechneten Spannungen
mit normiertenzulässigen Spannungen.
Diezulässigen Spannungen
basieren aufempirischen
Formeln. Es fehlt also einphysikalisches Tragmodell,
das die wesentlichen Einflüsse auf dasTragverhalten
der Mauerwerksscheibenrichtig
erfasst.Ziel des
Forschungsprojektes "Trag-
und Bruchverhalten von Mauerwerksscheiben" ist das Bereitstellen vonGrundlagen
für die rechnerischeErfassung
des Verhaltens von Scheiben unter Normalkraft,Biegung
undQuer¬
kraft in der Wandebene. Dazu wurden im ersten Teil des
Forschungsprojektes
Versuche amMauerwerks-Element, sogenannte "Kleinkörper-Versuche" [1], durchgeführt.
Ziel dieser Versuche war dieErmittlung
der Bruch¬bedingung
und desStoffgesetzes
von Mauerwerk unter einembeliebigen zweiachsigen Spannungszustand.
Ziel des zweiten Teils desForschungsprojektes
ist dieErmittlung
desTragverhaltens
von Mauerwerksscheiben.Aufgrund
dieser "Wand-Versuche" soll ein theoretischesTragmodell überprüft
und verbessert werden. WerdenBruchbedingungen
undStoffgesetze
in diesesTragmodell eingesetzt,
lassen sich Bruchlast undVerformungen
der Mauerwerksscheibe berechnen.Das
Forschungsprojekt
sollGrundlagen
für ein neues Verfahrenbereitstellen,
das eine sichere und wirt¬schaftliche
Bemessung
von Mauerwerksscheiben auf die Grenzzustände derTragfähigkeit
und der Gebrauchs¬fähigkeit
erlaubt.1.2
Versuchsprogramm
Das
experimentelle Programm
zurErmittlung
desTragverhaltens
von Mauerwerksscheiben ist in Tabelle 1 zu¬sammengestellt.
Die Bilder 7 und 8zeigen
ein Schema derVersuchsanlage.
Die Mauerwerksscheiben waren zwischen zwei
Betonplatten gelagert.
Die untere Platte war auf denAufspann¬
boden fixiert. An ihrem oberen Ende wurden die Wände durch eine Normal kraft mit
vorgegebener
Exzentrizi¬tät belastet. Anschliessend wurde das obere Ende durch eine
Querkraft (Schub)
belastet und die Horizontal¬verschiebung
stufenweise bis zum Bruch der Wändegesteigert.
Folgende
Parameter wurden variiert:- Normal kraft:
Es wurden zwei Lastniveaus untersucht. Die kleinere bzw.
grössere
Normalkraftentspricht
der Last im untersten Geschoss eines ca.vierstöckigen
resp. ca.zehnstöckigen
Gebäudes(vgl. [3]).
- Exzentrizität der Normal kraft in der Wandebene:
Nebst
gleichmässig
verteilter Normalkraft(Exzentrizität
e =0)
wurde der Einfluss von zusätzlicherBiegung
auf dieSchubtragfähigkeit
der Wände untersucht.-
Bewehrung:
In der Schweiz werden vermehrt
Bewehrungen
in dieLagerfugen eingelegt.
Deshalb wurde in zwei Versuchen der Einfluss dieser"Bügel"
auf das Verhalten der Wände untersucht.Da die Geometrie der in der Schweiz
gebräuchlichen
Backsteine dasEinlegen
einer schlaffen Vertikal¬bewehrung (senkrecht
zu denLagerfugen) praktisch
kaumermöglicht,
wurde statt dessen in einem VersuchSchub-Belastung:
In den ersten fünf Versuchen wurde die Horizontal last
progressiv gesteigert.
An zwei weiteren Wand¬scheiben wurde untersucht, welchen Einfluss eine
Aenderung
derBelastungsrichtung
auf das Verhalten der Wände hat. Mit diesenzyklischen
Versuchen wurde dieWirkung
von Wind oder Erdbeben auf Mauerwerksscheiben simuliert.In den Versuchen wurden
folgende
Grössen beobachtet:-
Querkraft (Schub)
und Normalkraft- Horizontale
Verschiebung
des oberen Wandendes- Horizontale und vertikale
Randverschiebungen
der Wände-
Relativverschiebung
zwischen Wand undBetonplatten
-
Knotenverschiebungen
auf den Mauerwerkswänden- Rissbild und Rissweiten
In allen Versuchen wurde eine
einzige
Steinsorte und ein Zementmörtel verwendet.2.1
Beschreibung
Der
Versuchskörper
ist im Bild 1dargestellt.
Um den Messaufwand etwas zu reduzieren, wurde die Höhe der Wände imVergleich
zur normalen Stockwerkshöhe auf ca. 80% verkleinert.Die Wände wurden von einem Maurer des Prüf- und
Forschungsinstitutes
des Verbandes der SchweizerischenZiegel-
und Steinfabrikanten erstellt.Die Scheiben waren 3.6 m
lang
und 2 m hoch. An beiden Wandenden waren sie durch einen Flansch von 0.6 m Breite seitlich stabilisiert. In den zwei Versuchen mit exzentrischer Normalkraft wurden die Flanschen auf 0.9 m Breite verstärkt. Die Mauerdickebetrug durchwegs
150 mm.Die Mauerwerkswände standen auf einer 180 mm dicken
Betonplatte,
die auf demAufspannboden lag.
Auf das obere Wandende wurde mit einerMörtelfuge
eine inLängsrichtung
auf 600 kN vorgespannte Platte von 160 mm Dickeaufgelegt.
Die
Lagerfugen
hatten eine mittlere Dicke von 10 mm und warenvollflächig
vermörtelt. In denStossfugen
wurde der Mörtel nur als verdeckterSpatz
in die Steinnuten der Modulsteineeingebracht.
Dadurch hatten die Aussenschalen der Backsteine keinen Kontakt in denStossfugen.
In die
Versuchskörper
W3 und W5 wurden injede Lagerfuge
zweiBewehrungsstäbe
0 5 mmeingelegt
und ausser¬halb der Wand mit
Stahlplatten
80 x 150 x 8 mm verankert. Die Flanschen waren in ihrer Ebene nicht bewehrt.Zusätzlich wurde der
Versuchskörper
W5 mit zweiSpannstählen
0 12 mm vertikalvorgespannt.
DieLage
derSpannstähle
ist im Bild 1festgehalten.
2.2 Baustoffe
Backstein und Mörtel wurden den
Normprüfungen unterzogen.
DieNormprüfungen
sind in der Norm SIA 177[2]
beschrieben.2.2.1 Steine
Es wurde eine
einzige
Steinsorte, ein Modulbackstein, verwendet. Bild 2zeigt
das Lochbild dieses Steines.In der Tabelle 2 sind die Resultate der
Normprüfungen aufgeführt.
Da dergleiche
Stein, wie er in denKleinkörper-Versuchen [1]
verwendet worden war, nicht mehr zurVerfügung
stand, wurde ein neuer Stein ver¬wendet. Materialkennwerte und Lochbild der beiden Provenienzen unterschieden sich nur
geringfügig.
2.2.2 Mörtel
Es wurde ein Zementmörtel mit einer
Dosierung
von 360kg
PCm3
verwendet. An je sechsMörtelprismen
40 x 40 x 160 mm wurden dieBiegezugfestigkeit
und dieWurfeldruckfestigkeit
bestimmt undgemittelt.
In der Tabelle 3 sind die Prüfwertezusammengestellt.
Bild 3zeigt
die Siebkurven der verwendeten Sande.2.2.3
Bewehrung
2.2.3.1
Lagerfugenbewehrung
In den Versuchen W3 und W5 wurden in
jede Lagerfuge
zwei kaltverformte,gerippte
Stäbe (9 5 mmeingelegt.
Auf dem Markt werden diese Stäbe mit einer
eingeschweissten Diagonale angeboten (Murfor).
DieVerankerung
derBewehrung
an den Wandenden wurde mitAnkerplatten gewährleistet.
Die Materialkennwerte der
Bewehrung
sind in der Tabelle 4zusammengestellt.
DieFestigkeitswerte
wurdenverformungsgesteuert
mit einerDehnungsgeschwindigkeit gemäss
Norm SIA 162, RL 9, von e =0.3-10"
/min[4]
bestimmt. Die statischen
Festigkeitswerte
wurden nach einemzweiminütigen
Konstanthalten derDehnung abge-
Diagramm.
Die
Stabquerschnittsfläche
A -- wurde aus einerGewichtsmessung
bestimmt.2.2.3.2
Spannstahl
Die Wand W5 war mit zwei
Spannstählen
0 12 mm vertikal vorgespannt. Diedynamischen Festigkeitswerte
desVorspannstahls
sind ebenfalls in der Tabelle 4zusaimiengestellt.
LautAngaben
des Herstellers wurden diese Werte an je zwei Proben aus achtRingen (insgesamt
16Proben)
ermittelt.Die Versuche wurden auf dem
Aufspannboden
derForschungshalle
derETH-Hönggerberg
in Zürichdurchgeführt.
3.1
Versuchsanlage
In der
speziell
für diese Versuche entworfenenVersuchsanlage
konnten die Wände durch Normalkraft undQuerkraft
belastet werden. Die Resultierende der Normalkraft wirkte zentrisch oder exzentrisch zur Scheiben¬achse. Die
Richtung
derSchubbelastung
war umkehrbar. Die Bilder 5 und 6zeigen je
eine Gesamtansicht derAnlage
für zentrische bzw. exzentrische Normal kraft.3.1.1
Belastungseinrichtung
Die
Versuchsanlage
ist schematisch in den Bildern 7 und 8dargestellt.
3.1.1.1 Normal kraft
Die zentrische Normalkraft wurde von je sechs vertikal montierten 135
kN-Zugkolben
beidseits der Wand an die obereBetonplatte abgegeben.
Die Kolben waren über einStahlprofil
auf denAufspannboden
verankert.Alle
Zylinder
waren an einenAusgang
eines Pendelmanometersangeschlossen.
IhreVerteilung entlang
der Scheibe war sogewählt,
dassjeder
Kolben auf einegleich
grosse Wandfläche wirkte. In den Versuchen mit hoher Normalkraft(W2, W7)
müsste die obereBetonplatte
mitStahlprofilen
verstärkt werden.Die exzentrische Normalkraft wurde von je einem 400
kN-Zugkolben
beidseits der Wand an einenStahlquer¬
träger abgegeben.
DerQuerträger lag
auf einem Stahlkastenträger,
der dieBetonplatte
inLängsrichtung
versteifte und damit die Last über die Wand verteilte. Die
Lagerung
der Kolben und der Anschluss an das Pendelmanometerwarengleich gelöst
wie bei zentrischer Normal kraft.3.1.1.2
Querkraft
Der Schub wurde von einem
servohydrauliseh gesteuerten Zylinder (F„.v
= + 1000kN) aufgebracht.
DerZylin-
der wargelenkig
an einen Stahlrahmen montiert.Abspannungen
mit Stahlseilen hielten denZylinder
in hori¬zontaler
Lage
und übernahmen seinEigengewicht.
In den statischen Versuchen wurde dieQuerkraft
alsZug¬
kraft über eine
Stahlplatte
auf dievorgespannten Stahlstangen
0 26 mm in der oberenBetonplatte abge¬
geben.
Beiumgekehrter Lastrichtung (zyklische Versuche)
wurde eine Druckkraft direkt auf die Stirnseite derBetonplatte ausgeübt.
3.1.2
Lagerung
desVersuchskörpers
Die untere
Betonplatte
wurde mit acht Stahlstäben auf denAufspannboden gespannt.
Dadurch wurde ein Abheben der Platte vom Boden verhindert. Um eingleichmässiges Aufliegen
auf dem Boden zugewährleisten,
wurde un¬ter die
Betonplatte
eine 5 mm dickeHartfaserplatte eingelegt.
Wie vor allem im Versuch W2festgestellt
werden konnte, wurden die Unebenheiten derBetonplatte
durch dieHartfaserplatte
zuwenig ausgeglichen.
Ab Versuch W3 wurde deshalb zwischenBetonplatte
undAufspannboden
eineGipsausgleichsschicht eingebracht.
Die
Betonplatte
war an beiden Enden mitStahlwiderlager
gegen Gleitengesichert.
An der oberen
Betonplatte
warenStahlstangen
zurStabilisierung
der Platteangebracht.
Mit zwei(in
denzyklischen
Versuchenvier)
horizontalenStangen
konnte ein seitliches Ausweichen in Plattenebene verhin¬dert werden. Mit zwei vertikalen
Stangen
konnte die Platteparallel
zum Bodengehalten
werden. Die verti¬kalen
Stangen
brauchten nie, die horizontalen nur sehr selteneingesetzt
zu werden.3.2.1 Einbau des
Versuchskörpers
Die Wände wurden auf der unteren
Betonplatte
in derVersuchsanlage
erstellt. Um einen guten Verbund zwi¬schen
Betonplatte
und Wand zugewährleisten,
wurden dieBetonplatten
mit einem Meisselaufgerauht.
Nachca. zwei
Tagen
wurde die obere, inLängsrichtung vorgespannte Betonplatte
mit Zementmörtel auf die Wand versetzt.Wegen
derSaugfähigkeit
der Backsteinewurde dem Mörtel das Wasser sehr schnell entzogen. Diesergab einige
Probleme beim Versetzen der Platte beimVersuchskörper
Wl. Ab Versuch W2 wurde dem Mörtel ein Zusatzmittel(Methocel) beigemengt,
das dieWasserabgabe verringerte.
Danach wurden der Horizontalkolben(Querkraft)
und die Vertikalkolben(Normalkraft) angeschlossen
und zentriert.Um die
Rissentwicklung möglichst
gutverfolgen
zu können, wurden die Wände weissgestrichen.
3.2.2
Belastung
Das Alter der Wände bei
Prüfbeginn lag
zwischen 16 und 22Tagen.
Die Versuche dauerten 3 bis 6Tage.
Alle Versuche wurden
verformungsgesteuert durchgeführt. Steuergrösse
war dieHorizontalverschiebung
der oberenBetonplatte.
Während derMessungen
wurde die HorizontalVerschiebung
konstantgehalten.
Die dabei auftretende Relaxationzeigte
sich im Abfallen derQuerkraft
vomAnfangswert
V. auf den Endwert Vr. Bei allen Versuchen wurde die Normalkraft zuerstaufgebracht
und danach während der ganzen Versuchsdauer konstantgehalten.
In den Versuchen mit
progressiver Belastung
wurde dieHorizontalverschiebung (in Richtung
derQuerkraft)
der oberenBetonplatte
stufenweisegesteigert
bis zum Bruch der Wand. DieQuerkraft
hatte während des ganzen Versuchs dasgleiche
Vorzeichen.Die
zyklische Beanspruchung
derVersuchskörper
W6 und W7 wurde ebenfalls statisch(keine Trägheitskräfte) aufgebracht.
Unterzyklischer Beanspruchung
wird in diesem Versuchsbericht eine alternierendeBeanspruchung
mit Vorzeichenwechsel derQuerkraft
verstanden. Mit zwei bis dreiZwischenablesungen
wurde diegewünschte
MaximalVerschiebung
+6, . der Laststufe LSiaufgebracht.
Genaugleich
wie in den Versuchen mitprogressiver Belastung
wurde nun eine volleAblesung
vorgenommen. Nach zehnZyklen
mitZwischenablesungen
bei +6, . und1,1 -5. . wurde bei +6, . wieder eine volle
Ablesung gemacht.
Anschliessend wurde eine neue Maximal Verschie¬bung
+6. . der LS i+1aufgebracht
und der gesamteVorgang
wiederholt.Die
Zwischenablesungen
wurden nach 30 Sekunden Konstanthalten derVerschiebung
<S,durchgeführt,
vor einer vollenAblesung
nach 30 Sekunden und nach zwei Minuten. Der zeitliche Ablauf einer Laststufe in einem Ver¬such mit
progressiver
bzw.zyklischer Belastung
ist im Bild 9dargestellt.
3.3
Messstellenplan
Folgende Messungen
wurdendurchgeführt:
a)
Normalkraft- Messung der Normalkräfte an jedem Kolben mittels 200 kN bzw. 300 kN Kraftmessdosen.
-
Messung
des Oeldruckes am Pendelmanometer mittels einer 500 barFlüssigkeitsdruckmessdose.
-
Lastablesung
am Pendelmanometer.b) Querkraft
-
Messung
der Querkraft mittels zwei 300 kN oder 500 kN Kraftmessdosen(Zug)
und vier 300 kN Kraftmess¬dosen
(Druck).
In denzyklischen
Versuchen wurde zwischen den Kraftmessdosen aufZug
und auf Druck einSpalt
belassen, damit die Messdosen eineeindeutige Nullstellung
behielten.c) Horizontalverschiebung
der oberenBetonplatte
-
Messung
derVerschiebung
an beiden Plattenenden mitinsgesamt
drei induktivenWegaufnehmern (Genauigkeit
2-IO"3 mm).
-
Messung
desKolbenweges.
d)
HorizontalVerschiebung
der unterenBetonplatte
.3
-
Messung
derVerschiebung
mit einem induktivenWegaufnehmer (Genauigkeit
1*10mm).
e) Scheibenrandverschiebungen
-
Messungen
der horizontalenVerschiebungen
der seitlichen Ränder gegen einen Messrahmen mit einer induk- tivenMessstange (Genauigkeit
5-10_3mro).
-
Messung
der vertikalenVerschiebungen
der Wand zwischen denBetonplatten
mit einer induktivenMessstange
auf beiden Seiten der Wand(Genauigkeit
1*10_2mm).
f) Knotenverschiebungen
-
Messung
derVerschiebungen
auf der Wandvorder- und -rückseite sowie auf den Aussenseiten der Flanschen in einem Messnetz. Auf der Rückseite der Wand war nur ein Ausschnitt des vollen Netzes der Vorderseiteangeordnet.
Die
Relativverschiebungen
zwischen Mauerwerkswand undBetonplatten
konnten ebenfalls gemessen werden.Dazu wurden
Winkelprofile
auf dieBetonplatten geklebt
und an das Messnetzangeschlossen.
Die
Verschiebungen
wurden mit induktiven Deformetern derBasislängen
150, 200, 250, 300, 400 und 500 mm-3 -3
gemessen. Die
Genauigkeit beträgt
beim 400 mm Gerät 2>10 um, bei allen anderen Geräten 1-10 mm.Die Deformeter wurden auf Bolzen
aufgesetzt,
die auf die Backsteinegeklebt
waren.g) Neigung
der oberenBetonplatte
-3
-
Messung
derVerdrehung
der oberenBetonplatte
um die Wandebene mit einem Klinometer(Genauigkeit
2-10Altgrad).
DieseMessung
steuerte den Einsatz der horizontalenStabilisierungsstangen.
h)
SeitlicheAuslenkung
der oberenBetonplatte
-
Messung
der horizontalenAuslenkung
in der Ebene der oberenBetonplatte
mit einer Messuhr(Genauigkeit
1-10mm).
Diese Messung steuerte den Einsatz der horizontalenStabilisierungsstangen.
i)
RisseNach
jeder
Laststufe wurden'die Risse mit schwarzem Filzschreiber auf der Wandnachgezeichnet.
Die Weiten einerrepräsentativen
Auswahl von Rissen wurden mit einemRissmikroskop (Abschätzung
auf 1*10-2mm),
ab Rissweiten von ca. 0.5 mm mit einem Rissmassstab(Abschätzung
auf 5-10-2mm),
bestimmt. Die Rissweiten wurden in einem Protokoll und auf der Wandfestgehalten.
Anschliessend wurde die Wandfotografiert.
In den
zyklischen
Versuchen wurden beijeder
vollenAblesung (d.h.
zweimal proLS)
Rissbild und Rissweitennachgetragen.
In den
Zwischenablesungen
wurden nur dieMessungen a)
bisd), g)
undh) durchgeführt.
Die
Lage
der Geräte für dieMessungen a), b), g)
undh)
ist in den Bildern 7 und 8eingetragen.
Die An¬ordnung
der restlichen Messstellen ist im Bild 10dargestellt.
4.1
Auswertung
der Versuchsresultatea)
Normal kraftDie in diesem Bericht
angegebenen
Normalkräfte setzen sich aus den Kolbenlasten und aus dem rechnerischen Gewicht der oberenBetonplatte
undallfälliger
Stahlaufbauten zusammen. Sie beziehen sich auf einen Schnitt an der Unterkante der oberenBetonplatte.
Eine Korrektur der Normalkraft
infolge Schiefstellung
derZugkolben
wurde nicht vorgenommen, da der Kosinus der auftretenden Winkel stetsgrösser
als 0.9995 war(vgl.
auchb) Querkraft).
b) Querkraft
Infolge
vonHorizontalverschiebung
der oberenBetonplatte
stellten sich dieZugkolben
für die Normalkraft schief. Dadurch wurde eine deraufgebrachten Querkraft entgegenwirkende Komponente
erzeugt. Die im Be¬richt
angegebenen Querkräfte
V wurden nachfolgender Beziehung
berechnet:V = v - IN !•—
ex '"ex1 H
Die
Bedeutung
der Grössen V , N , 6, und H ist aus Bild 11 ersichtlich.c) Horizontalverschiebung
Die im Bericht
angegebenen
HorizontalVerschiebungen
6. wurden als Differenzen der Messstellen 22 und 38(bzw.
22 und 23 für die Versuche W6 undW7)
berechnet. Eineanfällige Starrkörperverschiebung
der Wand konnte so eliminiert werden. Die Messstellen 22, 23 und 38 sind im Bild 10dargestellt.
d) Randverschiebungen
Die horizontalen
Randverschiebungen
wurden als Differenzen zur Messstelle 38(bzw.
23 für die Versuche W6 undW7)
bestimmt(vgl.
auchc)).
Als vertikale
Randverschiebungen
wurden die Mittelwerte der Messstellen 49 bis 52 und 54 bis 57darge¬
stellt
(vgl.
Bild10).
e) Relativverschiebung
zwischen Wand undBetonplatte
Die horizontalen
Relativverschiebungen
wurden als Mittelwerte aus je zwei Messstrecken bestimmt.Durch das Ausmessen von zwei horizontalen
Verschiebungen
proAnschlusspunkt Betonplatte
- Messnetz konnte der Einfluss der vertikalen auf die horizontaleVerschiebung
rechnerisch eliminiert werden.f) Knotenverschiebungen
Durch die
Ausmessung
des Messnetzes(Bild 10)
wurden dieKnotenverschiebungen
Uberbestimmt. Um den not¬wendigen Ausgleich
derMessungen
zu erreichen, wurde das Messnetz auf der Mauerwerksscheibe als Fachwerkaufgefasst.
Die aus denMessungen gerechneten Dehnungen
wurden alsTemperaturdehnungen
der Stäbe be¬trachtet. Mit diesen
Zwängungen
wurden das statisch unbestimmte Fachwerk belastet und dieVerschiebungen
der Messnetzknoten berechnet. DieSteifigkeit
der Fachwerkstäbe, E»A/1, wurde konstantangesetzt.
g) Verzerrungen
Die
Dehnungen
undSchiebungen
wurden aus denKnotenverschiebungen
berechnet. AlsRichtungen
des Koordina¬tensystems wurden die
Fugenrichtungen gewählt.
konstante,
Verzerrungen
berechnet. Die Elementbreite(parallel
zurLagerfuge) betrug durchwegs
eine Stein- undFugenbreite,
die Elementhöhe(senkrecht
zurLagerfuge)
eine bzw. zwei Stein- undFugenhöhen (vgl.
Bild
10).
Die Geometrie und die verwendeten Formeln sind im Bild 12
dargestellt.
h)
RisseEs wurden in allen Bereichen der Wandscheiben Risse gemessen und ihre
Entwicklung
während des Versuchsverfolgt.
Ihre Grösseentsprach
mittleren bis maximalen Rissweiten in diesen Bereichen. Im Bericht sind sowohl die auf der Wand maximal gemessenen Rissweiten als auch dieEntwicklung
einer Auswahl von Rissendargestellt.
Es wurde in "Risse in Steinen" und in "Risse in
Lagerfugen"
unterteilt.Wegen
der besonderenAusbildung
derStossfugen (Mörtel
nur als verdeckterSpatz
in derSteinnut)
konnten dort keine Rissweiten bestimmt werden.4.2
Trag-
und Bruchverhalten4.2.1
Allgemeines
Das
generelle Tragverhalten
der Mauerwerkswände ist in den Bildern 13 bis23, Querkraft-Horizontal
Ver¬schiebung, wiedergegeben.
Eine tabellarischeZusammenstellung
derwichtigsten Messgrössen
mit der Be¬zeichnung
der Laststufen ist imAnhang gegeben.
In den
Abbildungen
27, 28 und 78, 79 sind die Bruchbilder bzw. Rissbilder derVersuchskörper festgehalten.
Die Kurven
"Querkraft-HorizontalVerschiebung"
lassen sich für alle Versuche in drei Abschnitte aufteilen.- Im elastischen Bereich nehmen die
Verschiebungen proportional
zurQuerkraft
zu. Die Wände1 sind unge¬rissen und die ,
allerdings
kleine,Zugfestigkeit
des Mauerwerks ist noch voll wirksam. Die elastische Phase reichte in allen Versuchen bis ca. zur halben Maximallast Vr ,,.Wegen
der grossenSteifigkeit
derL,U
Wände
lag
diezugehörige Verschiebung
unter 1.0 mm.- Ab ca.der halben Maximallast setzt die
Rissbildung
ein. DieVerschiebungen
nehmen nun stärker zu unddie
Last-Verschiebungs-Kurven
krümmen sich. Mit einsetzenderRissbildung
wird dieZugfestigkeit
des Mauerwerks sukzessiveabgebaut.
Parallel zu diesem Abbaulagern
sich dieSpannungen
in den Wänden um.Kurz vor oder
gleichzeitig
mit dem Erreichen der Maximallast treten die ersten Risse im Schnitt von Druckflansch und Wand auf. Sie verlaufen vertikal undspalten
die Wände in ihrer Ebene vertikal auf.Der erste Riss im Druckflansch trat immer in der zweiten
Steinlage
von unten.auf. Damit ist die Um¬lagerung
derSpannungen abgeschlossen
und der maximale Widerstand VP der Wand ist mobilisiert.t,u
- Wird die
Horizontal-Verschiebung
weitergesteigert,
so fällt dieQuerkraft
ab. DieNeigung
der Last-Verschiebungs-Kurve hängt
vor allem von der Höhe der Normalkraft ab. Die Steine in der Druckecke der Wand werden nach und nach zerstört und der Druckflanschspaltet
sich in seiner Ebene auf. Damit wird der Bruch der Wandeingeleitet.
Die Höhe der Normal kraft hat den
grössten
Einfluss auf dasTragverhalten
der Wände. Bei kleiner Normal- kraft verhalten sich die Wände recht duktil. Der Lastabfall nach Ueberschreiten der Maximallast istgering.
Wird die Normalkraftgesteigert,
so wächst auch die maximal erreichbareQuerkraft
an.Dagegen
sinkt die Duktilität derVersuchskörper.
DieVerschiebungen
bis zum Erreichen des Bruchs nehmen stark ab.Dagegen
hat die Normalkraft keinen Einfluss auf das Verhalten(Steifigkeit)
der Wände im elastischen Be¬reich.
Die Flanschen an den Enden der Wände erwiesen sich als sehr
günstig
für dieVersuchsdurchführung.
Kleine, unvermeidbare Exzentrizitäten der Normal kraft aus der Wandebene wurden durch die Flanschenaufgenommen.
Dadurch wurde eine zentrische
Beanspruchung
der Wände erreicht. Weiterhin lässt sich vermuten, dass die Flanschen das Aufreissen der Steine senkrecht zur Wandebene im Druckbereich etwas behinderten und so ein duktileres Verhalten der Wände bewirkten.Die
Bewehrung
in denVersuchskörpern
W3 und W5 hatten unterschiedlicheFolgen.
EineAnordnung
vonLager¬
fugen-Bewehrung allein,
wie im Versuch W3, bewirkte nur einegeringe Erhöhung
der maximalenQuerkraft.
Dagegen
war die maximaleVerschiebung
ca. dreimal so gross wie im unbewehrten Versuch Wl. Die maximaleQuerkraft
konnte über weite Bereichegehalten
werden. Jedoch muss hier auf die guteVerankerung
derBügel
aufmerksamgemacht
werden. Ohne dieAnwendung
vonAnkerplatten
wären wohl kaum diegleich
guten Resultate erzielt worden.Die vertikale
Vorspannung
im Versuch W5ermöglichte
eine starke Zunahme der maximalen Querkraft. Da dasVersagen
von Wänden mit kleiner exzentrischer Normalkraft eher alsBiegebruch
denn als Schubbruch be¬zeichnet werden muss, wirkt sich die
Erhöhung
desBiegewiderstandes
mit einerBewehrung
sehrgünstig
aus.Bei
gegebener
Normalkraft bewirkt ein zusätzlichesBiegemoment
inRichtung
derQuerkraft
eine Reduktion der maximalmöglichen
Schubkraft.Die
zyklische Belastung
der Mauerwerkswände, wie sie durch Wind und Erdbeben entstehen, hatte bis zu einer Höhe derQuerkraft
von ca. der Hälfte der statischenTraglast
keinen Einfluss auf das Verhalten der Wände.Die
Abminderung
derTraglast infolge zyklischer Belastung
imVergleich
zur progressivenBelastung lag
beica. 15%.
Dagegen
wurde dieBruchverformung
in denzyklischen
Versuchen stark reduziert.4.2.2 Versuch Wl
Der Verlauf von
Querkraft
und HorizontalVerschiebung
im Versuch Wl ist im Bild 13dargestellt.
Die zuge¬hörigen
Messwerte sind in der Tabelle AIzusammengestellt.
Die Normalkraft
betrug
in diesem Versuch -415 kN und wargleichmässig
verteilt. Die Wand war unbewehrt.Die elastische Phase reichte bei Wl bis zu 50% der Bruchlast, bei einer
Horizontalverschiebung
von ca.0.8 mm. Auf dieser Lasthöhe waren nur ganz
wenige
Anrisse zu sehen. Sie traten in denLagerfugen
des vor¬deren Wandteils
(Seite
Flansch R, Bild10)
auf und hatten eine maximale Rissweite von 0.05 mm. Kurz da¬nach erschienen die ersten Risse im
Zugflansch,
und die Risse in der Wandverlagerten
sich nach hinten(Seite
Flansch L, Bild10).
Bei 73% der Bruchlast war derZugflansch
in der zweitenMörtelfuge
über derunteren
Betonplatte durchgehend gerissen.
Parallel zu diesem Abheben auf derZugseite
konzentrierten sich dieDruckspannungen
auf dergegenüberliegenden
Wandseite. Dies führte bei ca. 85% der Bruchlast zu ersten Rissen in Steinen. Bei 95% der Bruchlast trat der erste Riss im Druckflansch auf. Bei einer Horizontal¬verschiebung
von ca. 8 mm war die maximaleQuerkraft,
die Bruchlast, erreicht. Dergrösste
Risslag
imZugflansch,
seine Weitebetrug
3 mm. Im Bild 78 ist dieRissverteilung
in diesem Stadium des Versuchsfestgehalten.
Mit zunehmender HorizontalVerschiebung
fiel dieQuerkraft
leicht, aber konstant ab. Bei 16 mm, derdoppelten Verschiebung
bei Maximallast,betrug
dieQuerkraft
noch ca. 85% der Bruchlast. Bei ca. 17 mmHorizontalverschiebung spaltete
sich der Druckflansch in seiner Ebene auf. Der totale Verlust anTragfähigkeit erfolgte
beim Herausstossen derDruckdiagonalen
aus dem Druckflansch. Dabei wurde auch der unterste Stein(direkt
auf derBetonplatte)
zerstört, und die Wand schobentlang
einergeneigten
Linie ab.Entlang
dieser Linie und in der Druckecke der Wand waren die Steine zerstört. Die Horizontal Verschie¬bung betrug
in dieser Phase ca. 28 mm, und die Wand trug kurz zuvor noch eineQuerkraft
vonungefähr
120 kN.Das Bruchbild von Wl ist im Bild 27
dargestellt.
4.2.3 Versuch W2
Der Verlauf von
Querkraft
und HorizontalVerschiebung
im Versuch W2 ist im Bild 14festgehalten.
Die zuge¬hörigen
Messwerte sind in der Tabelle A2zusammengestellt.
Diegleichmässig
verteilte Normalkraftbetrug
in diesem Versuch -1287 kN. Die Wand war unbewehrt.Wie bereits früher bemerkt wurde,
genügte
dieHartfaserplatte
zwischen der unterenBetonplatte
und dem Auf¬spannboden
nicht, um alle Unebenheitenauszugleichen.
Wie dieAuswertung
des Deformeter-Messnetzeszeigte, lag
dieBetonplatte
in der Mitte der Wand nicht satt auf dem Boden auf. Der darüberstehende Teil der Wand entzog sich deshalb der Last, und die Wandenden wurden stärkerbeansprucht.
Dieungleichmässige
Lastvertei¬lung
machte sich in starkem Masse in der elastischen Phase des Versuches bemerkbar(siehe
Bilder 53 bis 55 und72).
So entstanden bereits unter Normal kraft allein mehrere Risse,und dieSteifigkeit
der Wand war kleiner als in den anderen Versuchen. Durch unelastischeVerformungen
wurde dieungleichmässige
Lastver¬teilung
im Verlaufe des Versuches zum Teilkorrigiert.
Doch scheint sie,verglichen
mit dem Versuch W7, trotzdem einen Einfluss auf die Bruchlastgehabt
zu haben. DieAbminderung
der Bruchlastinfolge
der un-gleichmässigen Lagerung
dürfte zwischen 10 bis 15%gelegen
haben.Unter Normalkraft allein
betrug
die maximale Rissweite bereits 0.12 mm. Sie wuchs bis zur halben Bruchlast auf 0.45 mm. Beigleicher Querkraft betrug
die maximale Rissweite im Versuch W7dagegen
nur 0.10 mm. Die HorizontalVerschiebung betrug
in dieser Laststufe im Versuch W2 1.4 mm, im Versuch W7 0.85 mm.Die Risse verliefen sehr steil und entstanden
vorwiegend
in den Steinen. Der Teil der Wand, der nicht sattauflag,
blieb bis zum Versuchsende rissefrei. Kurz vor Erreichen der Maximallast entstanden die ersten Risse im Druckflansch. Die Steine in der Druckecke waren schon stark zerrissen und durchAbklopfen
konntefestgestellt
werden, dass sich die äusseren Schalen vieler Steine bereitslosgelöst
hatten. Beim Er¬reichen der Maximallast
spaltete
sich der Druckflansch in seiner Ebene; die HorizontalVerschiebung betrug
6.3 mm. Das Bild 78zeigt
die Wand in diesem Zustand. In derfolgenden
Laststufe wurde die HorizontalVer¬schiebung
um 1.6 mmgesteigert.
Dabei fiel dieQuerkraft
auf 87% der Bruchlast zusammen und Teile des Druckflansches fielen ab.Der Einsturz der Wand
ereignete
sich während einerBelastungsperiode
mit konstantgehaltener Verformung
in Abwesenheit desVersuchspersonals.
4.2.4 Versuch W3
Der Verlauf von
Querkraft
undHorizontalverschiebung
im Versuch W3 ist im Bild 15festgehalten.
Die zuge¬hörigen
Messwerte sind in der Tabelle A3zusammengestellt.
Die Normalkraftbetrug
-415 kN und wargleich¬
mässig
verteilt. Die Wand war in jederLagerfuge
bewehrt.Die elastische Phase reichte wieder bis zu ca. 50% der Bruchlast. Die
Steifigkeit
war etwasgrösser
als im Versuch Wl, da die untere Platte nun sattauflag.
Bei 68% der Bruchlast und 0.9 mm Horizontal Verschie¬bung lag
der maximale Riss imZugflansch
und hatte eine Weite von 0.15 mm. Die Risse traten fast aus¬schliesslich in den
Fugen
auf und warengleichmässig
verteilt. ImZugflansch
konzentrierten sich die Ver¬formungen
auf einen Riss in der zweitenMörtelfuge
oberhalb derBetonplatte.
Dadurch nahm die Rissweite stark zu. Bei 94% der Bruchlast und einerVerschiebung
von 6 mm erschien der erste Riss im Druckflansch.Die
Rissverteilung
der Wand bei 19 mm HorizontalVerschiebung
ist im Bild 78gezeigt.
Die HorizontalVer¬schiebung
konnte nun bis 31 mmgesteigert
werden, bis die Maximallast erreicht war.Gleichzeitig
entstan¬den die ersten Steinrisse in der Druckecke der Wand. Die Maximallast konnte bis zu einer
Verschiebung
von 50 mmpraktisch
ohne Abfallgehalten
werden, obwohl sich der Flansch bei 40 mmVerschiebung spaltete.
In dieser Phase waren auchBiegerisse
an der Oberkante der oberenBetonplatte
zu beobachten. Der maximale Riss imZugflansch
hatte sich auf über 29 mmgeöffnet.
Ab ca. 58 mmHorizontalverschiebung
fiel dieQuer¬
kraft relativ rasch ab. Parallel dazu fielen die Steine in den untersten zwei Schichten in der Druckecke und im Druckflansch auseinander. Das Bruchbild von W3 ist im Bild 27
dargestellt.
Die grosse
Verformungsfähigkeit
der Wand W3 ist auf diegünstige Wirkung
dergut
verankertenBügel
zurück¬zuführen. Dadurch wurde ein
frühzeitiges
Auseinanderfallen der Druckecke verhindert. Die Bruchlast wurde durch dieBügel allerdings
nurwenig
erhöht, sielag
5% höher als bei Wl. Bei einergleichen Verschiebung
von 8 mm
betrug
diezugehörige Querkraft
in beiden Versuchen 260 kN.4.2.5 Versuch W4
Der Verlauf von
Querkraft
undHorizontalverschiebung
im Versuch W4 ist im Bild 16festgehalten.
Die zuge¬hörigen
Messwerte sind in der Tabelle A4zusammengestellt.
Die Normalkraftbetrug
-423 kN undgriff
über einenVerteilträger
aus Stahl(Bild 8)
mit einer Exzentrizität von 0.84 m - ca. imViertelspunkt
der Wand -an. Die Wand war unbewehrt. Für diesen Versuch waren die Flanschen auf 0.9 m verbreitert worden.
Bereits bei 26% der Bruchlast war der erste Riss im
Zugflansch
mit einer Weite von 0.05 mm zu beobachten.Doch auch in diesem Versuch reichte die elastische Phase bis zu 50% der Bruchlast und 0.6 mm Horizontal-
Verschiebung.
Auf dieser Lasthöhelag
dergrösste
Riss imZugflansch
in der zweitenFuge
oberhalb derBetonplatte.
Seine Grössebetrug
0.15 mm. Im Bereich derEinleitung
der Normalkraft wareneinige
Stein¬risse von maximal 0.08 mm zu beobachten. Bei 74% der Bruchlast rissen die ersten Steine in der Druckecke der Wand. Im restlichen Bereich waren
vorwiegend Fugenrisse
festzustellen. Ab 88% der Bruchlast oder 2.5 mmHorizontalverschiebung
öffnete sich nur noch die fünfteMörtelfuge
oberhalb derBetonplatte
imZugflansch.
Bei ca. 9 mm
Verschiebung
war die Maximallast erreicht.Gleichzeitig
riss der Druckflansch über eine Höhe von sechs Steinen auf. Bild 78zeigt
die Wand W4 in diesem Zustand. Deutlich erkennbar sind der klaffende horizontale Riss, der vomZugflansch ausgeht
sowie ein bis zwei grossetreppenförmige
Risseungefähr
in derDiagonalen.
Bei weitererSteigerung
derHorizontalverschiebung
blieb dieQuerkraft praktisch
konstant, bei 18 mmVerschiebung betrug
sie noch immer 95% der Bruchlast. Die beiden oben beschriebenen grossen Risse öffneten sich weiter, so dass dasdreieckige
Stück Mauerwerk dazwischen nur noch an der oberenBetonplatte
klebte. Bei ca. 20 mmVerschiebung
löste es sich von derBetonplatte
und fiel auf das darunter¬liegende
Mauerstück hinunter. Nunspaltete
sich auch der Druckflansch, und der Flansch schobentlang
dieser Trennlinie ab. Dadurch fiel dieQuerkraft
stark ab. Das Bruchbild von W4 ist im Bild 27festgehalten.
4.2.6 Versuch W5
Der Verlauf von
Querkraft
und HorizontalVerschiebung
im Versuch W5 ist im Bild 17festgehalten.
Die zuge¬hörigen
Messwerte sind in der Tabelle A5zusammengestellt.
Der Verlauf derVorspannkraft
ist aus dem Bild 26 ersichtlich. Die Normalkraftbetrug
-424 kN undgriff
mit einer Exzentrizität von 1.72 m - ca. in der Mitte des Druckflansches - an. Die Wand war injeder Lagerfuge
bewehrt und auf derZugseite
vertikal vorgespannt.Auch in diesem Versuch
betrug
die Breite der Flanschen 0.9 m.Die
Vorspannung
auf die Wand wirkte sich sehrgünstig
auf denRissbeginn
aus, da das Abheben auf derZug¬
seite behindert war. Bei 45% der Bruchlast und 1.6 mm
Verschiebung betrug
die maximale Rissweite erst 0.05 mm. Es warendurchwegs Fugenrisse
im Mittelbereich der Wand. Wiegünstig
sich die Wand W5bezüglich
der Rissweiten verhalten hat, ist deutlich aus der
Abbildung
86 ersichtlich. Leider konnte diese Entwick¬lung
nicht weiterverfolgt
werden, da durch einen Defekt in derServohydraulik
einZug-Druck-Stoss
auf die Wandausgeübt
wurde. Der Stoss dauertewenige
Sekunden und verformte die Wand auf ca. 30 mm(vgl.
Bild17).
Infolge
dieses Stosses warenpraktisch
alleFugen
und viele Steinegerissen,
so dass im weiteren Verlauf des Versuches aufRissmessungen
verzichtet wurde.Danach wurde eine neue
Nullablesung
vorgenommen, die Wand wiedervorgespannt
und der Versuch von neuem be¬gonnen. Durch den Stoss wurde die
Steifigkeit
der Wand auf ca. 40% reduziert(vgl.
Bild17).
Durch die HorizontalVerschiebung
wuchs auch dieVorspannkraft
an(vgl.
Bild26).
Bei 86% der Bruchlast war die zweiteMörtelfuge
oberhalb derBetonplatte
imZugflansch durchgerissen.
Bei 18 mmVerschiebung
war die maximal gemessene Endlast erreicht.Gleichzeitig
waren Risse im Druckflansch zu beobachten. DieQuerkraft stieg
bis zu einerVerschiebung
von 21.4 mm weiter an. Diezugehörige
Endlast ,- lässt sich auf ca.365 kN abschätzen. Danach fiel die
Querkraft
ab. Bei 24 mmVerschiebung spaltete
sich der Druckflanschbis hoch hinauf, und die
Querkraft
fiel auf 93% der Maximallast ab. Das Rissbild der Wand in dieser Last¬stufe ist im Bild 79
festgehalten.
Die Wand wurde bis ca. 28.5 mm weiter verformt. Auch in diesem Versuch wurden die Steine in der Druckecke zerstört, und der Flansch schobentlang
desSpaltrisses
ab. Die Quer¬kraft fiel dabei stark zurück, und der Versuch wurde
abgebrochen.
Das Bruchbild von W5 ist im Bild 28dargestellt.
Die im Bild erkennbareSpindel
diente alsSicherung
der oberenBetonplatte.
Die
Vorspannkraft
fieljeweils
zuBeginn
des Versuches um 6 bis 9 kN ab. Dies ist auf Kriechen in der Wand und einengewissen Schlupf
derVerankerung
in der unterenBetonplatte (Risse)
zurückzuführen. Ab Horizonal-verschiebungen
von ca. 1 mmstieg
dann dieVorspannkraft
kontinuierlich an und erreichte bei ca. 20 mm ein Maximum von 310 kN.Obwohl die Wand durch einen Stoss der
Servohydraulik
starkbeschädigt
worden war, konntepraktisch
die¬selbe Maximallast erreicht werden wie beim
ungeplanten
Stoss(vgl.
Bild17).
EinVergleich
der Aufzeich¬nungen des Plotters während des Stosses und bei der
Wiederbelastung ergab
im zweiten Versuch eine um 8%geringere
Maximallastgegenüber
dem Stoss derServohydraulik.
Diese Differenz kann aber ohne weiteres mit der sehr hohenBelastungsgeschwindigkeit
des Stosses erklärt werden.4.2.7 Versuch W6
Die Normalkraft im Versuch W6
betrug
-418 kN und wargleichmässig
verteilt. Die Wand war unbewehrt.Sie wurde
zyklisch
verformt, wie dies im Bild 9dargestellt
ist.Der Verlauf von
Querkraft
und HorizontalVerschiebung
im Versuch W6 fürpositive Verschiebungen
ist imBild 18
dargestellt.
In den Bildern 20 und 21 sind dieentsprechenden
Kurven der einzelnen Laststufen fürpositive
undnegative Verschiebungen festgehalten.
Schliesslichzeigt
das Bild 24 den Lastabfall injeder
Laststufe inAbhängigkeit
der AnzahlZyklen.
Dieentsprechenden
Messwerte sind in den Tabellen A6 und A8zusammengestellt.
Bis zu 64% der Maximallast im ersten
Zyklus
(Vrv ,,nJ
verhielt sich die Wand W6 linear elastisch. Der E,u(n=0)grösste
Risslag
in der Mitte der Wand und hatte eine Weite von 0.05 mm. Es waren ausschliesslich Risse in denFugen
zu beobachten. DieQuerkraft
veränderte sichinfolge
derZyklen
nicht.Bei 85% der Maximallast ,c , n. und 1.5 mm
Verschiebung
wurde der erste Riss imZugflansch
beobachtet.E,u(n=0)
Seine Weite
betrug
0.04 mm. In der Wand war die Rissweite auf maximal 0.15 mmangestiegen.
Während derZyklen
fiel die maximaleQuerkraft geringfügig
ab, während die Rissweitenungefähr
konstant blieben. Bei 3 mmVerschiebung
waren 97% der Maximallast im erstenZyklus
erreicht. Bei derErstbelastung
wurde dererste Riss im Druckflansch beobachtet. Auch in dieser Laststufe war der Lastabfall
infolge
derZyklen
ge¬ring. Allerdings
rissen während derZyklen
mehrere Steine in der Druckecke. In dieser Laststufe wurde die maximale Endlast nach zehnZyklen
gemessen. Siebetrug
94% der maximalenQuerkraft
im erstenZyklus.
Ver¬glichen
mit der Bruchlast desentsprechenden
statischen Versuches Wlergab
diezyklische Belastung
eine Reduktion der Maximal last V_/n-irn von 11*- uie maximale Rissweite
betrug
0.6 mm. Bei 6 mmVerschiebung
war die Maximallast Vr , n. erreicht.
Gleichzeitig
erschienen neue Risse im Druckflansch. Während der t,u(n=U)Zyklen spaltete
sich der Druckflansch fürnegative Verschiebungen.
DieEntwicklung
der Rissweiten warunterschiedlich, doch schienen die Steinrisse mehrheitlich anzuwachsen, während die
Fugenrisse gleich
blie¬ben oder sogar kleiner wurden. Der Zustand der Wand am Ende dieser Laststufe ist im Bild 79
dargestellt.
Bei 9 mm
Verschiebung
fiel dieQuerkraft
im erstenZyklus
auf 93% der Maximallast zurück. Während die Maximallast in den ersten sechsZyklen
etwa linear abfiel, nahm der Lastabfall im 7. und im 8.Zyklus
bedeutend zu, so dass der Versuch im 8.Zyklus abgebrochen
wurde. In den siebenZyklen
wurde vor allem der Bereich in der Mitte der Wand stark zerstört. Einzelne Steinschalen fielen aus der Wand, und es waren für beideQuerkraftrichtungen
Trennlinien in der Wand erkennbar. Das Bruchbild von W6 ist im Bild 28 dar¬gestellt.
Im Bild 21, LS 9, ist sehr schön