Institut f¨ ur Analysis
SS2017PD Dr. Peer Christian Kunstmann 28.07.2017
Dipl.-Math. Leonid Chaichenets, Johanna Richter, M.Sc., Tobias Ried, M.Sc., Tobias Schmid, M.Sc.
H¨ ohere Mathematik II f¨ ur die Fachrichtung Physik 14. ¨ Ubungsblatt
Aufgabe 77 ( ¨Ubung)
Berechnen Sie jeweils die Fouriertransformation Ff der Funktionf :R→C. (a) f(x) =xe−|x|.
(b) f(x) =
( cos(x), −π2 ≤x≤ π2, 0, sonst.
(c) f(x) =
( sin(x), 0≤x≤π, 0, sonst.
(d) f(x) = x2+4x+51 . (e) f(x) = x4+2xx2+1. L¨osungsvorschlag:
(a) f ist absolut integrierbar wegen Z ∞
−∞
|f(x)|dx= lim
R→∞
Z R
−R
|x|e− |x|dx= 2 lim
R→∞
Z R 0
xe−x dx= 2.
Deshalb ist nachSatz 24.7(d) Fg mitg(x) = e− |x| differenzierbar und (Fg)0(ξ) =F(−if)(ξ) =−iFf(ξ).
In der Vorlesung wurdeFg bereits berechnet mit Fg(ξ) = 2
1 +ξ2. Deshalb folgt
Ff(ξ) = i(Fg)0(ξ) =− 4ξi (1 +ξ2)2.
(b) Daf nur auf der kompakten Menge [−π2,π2] nicht Null ist und dort stetig, ist es absolut integrierbar. Es gilt
cos(x) = 1
2(eix+ e−ix) und deshalb f¨urξ∈R
Ff(ξ) = Z π2
−π
2
cos(x)e−iξx dx= 1 2
Z π2
−π
2
ei(1−ξ)x+ e−i(1+ξ)x dx.
F¨urξ6=±1 erhalten wir Ff(ξ) = 1
2 1
i(1−ξ)ei(1−ξ)x− 1
i(1 +ξ)ei(1+ξ)x π2
−π2
= 1 2
1 i(1−ξ)
ei(1−ξ)π2 −ei(1−ξ)π2
−1 2
1 i(1 +ξ)
e−i(1+ξ)π2 −ei(1+ξ)π2
= 1 2
1 1−ξ
e−iξπ2 + eiξπ2 + 1
2 1 1 +ξ
e−iξπ2 + eiξπ2
= e−iξπ2 + eiξπ2
1−ξ2 = 2 cos(ξπ2) 1−ξ2 . Im Fallξ= 1 ist
Ff(1) = 1 2
Z π
2
−π2
1 + e−2ixdx= π 2 + 1
2
−1 2ie−2ix
π2
−π
2
= π 2 und f¨urξ=−1 gilt
Ff(−1) = 1 2
Z π
2
−π
2
e2ix+ 1 dx= 1 2
1 2ie2ix
π2
−π2
+π 2 = π
2. Dabei haben wir e±iπ =−1 benutzt.
(c) Bezeichnen wir die Funktion aus Teil (b)mitg, so gilt f(x) =g(x−π
2) f¨ur alle x∈R. Nach Satz 24.7(b)gilt
Ff(ξ) = e−iξπ2Fg(ξ) =
1+e−iπξ
1−ξ2 , ξ 6=±1,
−iπ2 , ξ = 1, iπ2 , ξ =−1.
(d) F¨ur jedesx∈R gilt
f(x) = 1
(x+ 2)2+ 1 =g(x+ 2)
mit g(x) = 1+x1 2. Wir berechnen zun¨achst Fg. Aus der Vorlesung ist bekannt, dass f¨ur die Funktionh(x) = e− |x| gilt, dass
Fh(ξ) = 2
1 +ξ2, ξ ∈R.
Es gilt also Fg = 12F(Fh). Bekanntermaßen ist h absolut integrierbar, genauso wie Fh wegen
Z ∞
−∞
|Fh(ξ)|dξ= 4 lim
R→∞
Z R 0
1
1 +ξ2 dξ = 4 lim
R→∞[arctan(ξ)]Rξ=0 = 2π.
Deshalb erf¨ullth die Voraussetzungen f¨ur die Inversionsformel und es gilt h(x) = 1
2π Z ∞
−∞
eixξ(Fh)(ξ) dξ = 1
2πF(Fh)(−x).
Somit gilt
Fg(ξ) = 1
2F(Fh)(ξ) = 1
2 ·2πh(−ξ) =πe− |ξ|
und schließlich mitSatz 24.7(b)
Ff(ξ) = e2ξiFg(ξ) =πe2ξi− |ξ|. (e) F¨ur jedesx∈R gilt
f(x) =−1 2
−2x
(x2+ 1)2 =−1 2g0(x)
mitg wie in(d). Dagund g0 absolut integrierbar sind (der Nenner ist nullstellenfrei und das dortige Polynom hat einen um 2 bzw. 3 h¨oheren Grad als dasjenige im Z¨ahler), folgt ausSatz 24.7(ae)
Ff(ξ) =−1
2Fg0(ξ) =−1
2iξFg(ξ) =−1
2iξπe− |ξ|
Aufgabe 78 ( ¨Ubung) Berechnen Sie das Integral
Z ∞ 0
sinx x
2
dx.
Hinweis:Betrachten Sie die Fouriertransformierte der Funktion f(x) =
(1, x∈[−1,1]
0, sonst.
L¨osungsvorschlag:
Wir bemerken zun¨achst, dass
fˆ(0) = Z
R
f(x) dx= Z 1
−1
dx= 2, und f¨urξ6= 0
fˆ(ξ) = Z
R
f(x) eiξxdx= Z 1
−1
eiξxdx= e−iξ−eiξ
−iξ = 2sinξ ξ . Da nun die Funktion f absolut integrierbar ist und weiter
Z
R
|f(x)|2dx= Z 1
−1
dx= 2<∞ gilt, k¨onnen wir den Satz von Plancherel anwenden und erhalten
2 = Z
R
|f(x)|2dx= 1 2π
Z
R
|f(ξ)|ˆ 2dξ= 1 2π
Z
R
2sinξ
ξ 2
dξ = 2 π
Z
R
sinξ ξ
2
dξ.
Es folgt also
Z ∞
−∞
sinξ ξ
2
dξ=π, und da der Integrand eine gerade Funktion ist, erhalten wir
π= Z ∞
−∞
sinξ ξ
2
dξ= Z 0
−∞
sinξ ξ
2
dξ+ Z ∞
0
sinξ ξ
2
dξ
= Z ∞
0
sin(−ξ) (−ξ)
2
dξ+ Z ∞
0
sinξ ξ
2
dξ
= 2 Z ∞
0
sinξ ξ
2
dξ.
Also ist das gesuchte Integral gegeben durch Z ∞
0
sinξ ξ
2
dξ = π 2.
Aufgabe 79 ( ¨Ubung)
L¨osen Sie mithilfe der Fouriertransformation die freie Schr¨odingergleichung in einer Dimension, i∂tψ(t, x) =−1
2∆ψ(t, x) =−1
2∂x2ψ(t, x), mit Anfangsdatumψ(0, x) = e−x
2 2 . L¨osungsvorschlag:
Seien ψ(t,·), ∂tψ(t·), sowie ∂xψ(t,·) und ∂2xψ(t,·) f¨ur jedes t > 0 absolut integrierbar. Wir verwenden die Fouriertransformation bez¨uglich der x-Variablen
ψ(t, ξ) := (Fb xψ)(t, x) :=
Z
R
ψ(t, x) e−ixξdx.
um die partielle Differentialgleichung f¨ur ψ in eine einfache gew¨ohnliche Differentialgleichung zu transformieren. Es gilt
(Fx∂tψ)(t, ξ) = Z
R
∂tψ(t, x) e−ixξdx=∂t
Z
R
ψ(t, x) e−ixξdx=∂tψ(t, x),b sowie
(Fx∂x2ψ)(t, ξ) = Z
R
∂x2ψ(t, x) e−ixξdx= (iξ) Z
R
∂xψ(t, x) e−ixξdx
= (iξ)2 Z
R
ψ(t, x) e−ixξdx=−ξ2ψ(t, x).b
Hierbei haben wir verwendet, dass aufgrund der absoluten Integrierbarkeit von ∂xψ(t,·) und
∂x2ψ(t,·) f¨ur alle t >0 die Randterme beim partiellen Integrieren verschwinden.
Die transformierte Gleichung ist dann
i∂tψ(t, x) =b ξ2
2ψ(t, ξ).b Diese Differentialgleichung k¨onnen wir direkt l¨osen, und erhalten
ψ(t, ξ) = eb −itξ
2
2 ψ(0, ξ) =b √ 2πe−ξ
2 2 e−itξ
2
2 =√
2πe−ξ
2 2 (1+it).
Hierbei haben wir verwendet, dass die Fouriertransformierte der Gauß-Funktionψ(0, ξ) gegeben ist durch ψ(0, ξ) =b √
2πe−ξ
2 2 .
Man beachte, dass die Funktion ψ(t, x) absolut integrierbar ist. Damit k¨b onnen wir mit der Fourierinversionsformel ψ(t, x) bestimmen.
ψ(t, x) = 1 2π
Z
R
ψ(t, ξ) eb iξxdξ= 1
√2π Z
R
e−(1+it)ξ
2
2+ixξdξ.
Durch quadratisch Erg¨anzen erhalten wir
−(1 + it)ξ2
2 + iξx=−1 + it 2
ξ− ix 1 + it
2
− x2 2(1 + it), und damit mit Aufgabe 71 (man beachte, dass Re(1 + it) = 1>0 f¨ur alle t≥0!),
ψ(t, x) = 1
√ 2πe−
x2 2(1+it)
Z
R
e−1+it2 (ξ−1+itix )2dξ = 1
√ 2π
r 2π 1 + ite−
x2 2(1+it)
= 1
√1 + ite− x
2 2(1+it).
http://www.math.kit.edu/iana1/lehre/hm2phys2017s/