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Wird der Aufschwung ausgebremst?

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Academic year: 2022

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Konjunkturbericht 2. Quartal 2021

Wird der Aufschwung ausgebremst?

Geschäftslage zeigt sich deutlich erholt

Materialmängel könnten Aufschwung verzögern

Preisentwicklung hoch dynamisch

Erwartungen bleiben zwiegespalten

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Zusammenfassung

Zum Ende des 2. Quartals war die Lage des Handwerks in Oberbayern schwer zu beurteilen.

Einerseits gab es starke positive Signale durch Erfolge der Impfkampagne und fortschreitende Lockerungen. Zudem führte der Aufschwung der Gesamtwirtschaft auch im Handwerk zu vollen Auftragsbüchern und in den meisten Branchen zu hoher Nachfrage. Auf der anderen Seite waren einige Gewerke in den ersten Wochen des 2. Quartals noch stark von den coronabedingten Be- schränkungen betroffen und konnten nur Schritt für Schritt zu einigermaßen normaler wirt- schaftlicher Tätigkeit zurückkehren. Den starken Auftragseingängen vor allem in der Baubranche und den Handwerken für den gewerblichen Bedarf standen lauter werdende Rufe bezüglich im- mer größerer Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten gegenüber. Zu- dem kletterten die Einkaufspreise rasant. Der Preisentwicklung wird in diesem Bericht deshalb ein extra Themenkasten gewidmet.

Nicht zuletzt deswegen zeigten sich die Betriebe auch recht vorsichtig in ihrer Prognose für das 3. Quartal. Sollte sich die Materialkrise weiter verschärfen, wird dies nicht nur zu anhaltenden Preissteigerungen führen, sondern kann das den Aufschwung empfindlich stören. Auch die Ent- wicklung der Corona-Krise im Jahresverlauf ist aufgrund der neuen Delta-Variante weiterhin nicht abzusehen. Obwohl hier zumindest Grund zur Hoffnung besteht, dass es zu keinem erneu- ten Lockdown mehr kommen wird.

Redaktionsschluss: 19. Juli 2021

Download unter: www.hwk-muenchen.de/konjunktur

117**

80 90 100 110 120 130 140

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

*) Geometrisches Mittel aus Geschäftslage und Erwartungen (Salden gut/schlecht +100)

**) Geänderte Fragestellung bei den Erwartungen ab 2018; nur bedingt mit Vorjahren vergleichbar

Geschäftsklima* im oberbayerischen Handwerk Originalwerte und gleitender Jahresdurchschnitt (►)

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Aktuelle Lage

Während der Beginn des 2. Quartals noch stark von den Stufenplänen der „Notbremse“ domi- niert war, erfolgten ab Mitte Mai dann großflächigere Lockerungen. Die Bau- und Ausbauhand- werke waren nach wie vor in ihrer Tätigkeit nur wenig eingeschränkt, während stabil hohe Bau- genehmigungszahlen und Auftragseingänge für eine gute Geschäftslage sorgten. Die Handwerke für den gewerblichen Bedarf profitierten zunehmend vom allgemeinen Aufschwung und hoher Nachfrage aus der Industrie. Im Kfz-Handwerk normalisierte sich die Lage im Vergleich zum letz- ten Jahr weiter. Das Lebensmittelhandwerk und die Gewerke für den privaten Bedarf konnten sich zwar etwas erholen, waren aber nach wie vor weit von ihrem Vorkrisenniveau entfernt.

Insgesamt bewerteten 86 Prozent der Befragten ihre aktuelle Lage als gut (56) oder befriedigend (30). Gegenüber dem viel stärker Corona-geprägten Vorjahresquartal war dies ein Plus von 15 Punkten bei den „gut“- und ein Minus von zwei Punkten bei den „befriedigend“-Urteilen. Damit präsentierte sich die Stimmung im Handwerk deutlich erholt, rangierte aber nach wie vor klar unter Vorkrisenniveau.

Indikatoren

Auftragslage und Auslastung

Obwohl der Start schwierig war, konnten sich die Auftragseingänge im oberbayerischen Handwerk im Quartalsverlauf deutlich erholen. Gegenüber dem Vorjahresquartal wuchs der Anteil der Betriebe mit steigender/gleichbleibender Nachfrage um 25 Punkte auf 82 Pro- zent. Damit reichte der Indikator fast wieder an den Vorkrisenwert heran. Die Auslastung erreichte in unserer Umfrage im Durchschnitt 80 Prozent. Dieser Wert lag vier Punkte über dem Vorjahresquartal aber immer noch unter dem Niveau von vor der Corona-Krise. Erfreu- lich war, dass die Auslastung in allen Gewerkegruppen zulegen konnte. Es zeigte sich aber erneut die starke Heterogenität im Handwerk zwischen der Auslastung von 86 Prozent im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe und 60 Prozent bei den Handwerken für den privaten Be- darf.

Die insgesamt stark anziehende Nachfrage in Verbindung mit einer noch relativ niedrigen Auslastung ließ die Auftragsbestände in neue Rekordhöhen klettern. Im Durchschnitt haben die oberbayerischen Handwerksbetriebe Aufträge für zehn Wochen in ihren Büchern. Dass der Vorjahreswert damit um 1,8 Wochen überschritten wurde, überrascht nicht. Dass aller- dings auch das Vorkrisenniveau deutlich übertroffen wurde, spricht für die insgesamt in- takte Konjunktur- und Auftragslage. Vor allem die Baubranche erwies sich wieder als Treiber und erreichte neue Rekordwerte. Aber auch die Handwerke für den gewerblichen Bedarf konnten nicht alle neuen Aufträge abarbeiten. Diese an sich erfreuliche Entwicklung könnte allerdings mit einem großen Wermutstropfen versehen sein: Falls nämlich Aufträge auf- grund von Materialmängeln nicht bearbeitet werden können, wird zwar die Orderreichweite auch weiterhin ansteigen, dies dann jedoch auf Kosten von Auslastung und Produktion.

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Umsätze und Preise

Korrespondierend zur anziehenden Auftragslage verbesserte sich auch die Zufriedenheit der Befragten mit ihrer Geschäftstätigkeit. 35 Prozent berichteten von gestiegenen und weitere 56 Prozent von konstanten Umsätzen. Damit lagen die Einschätzungen 16 bzw. fünf Prozent über denen des Vorjahresquartals, obwohl sie wenig überraschend unter dem Vorkrisenni- veau blieben.

Vom gesamtwirtschaftlichen Aufschwung profitierte die Baubranche, ebenso das Kfz-Hand- werk und die industrienahen Zulieferbetriebe. Bei den Lebensmittelhandwerken hat sich die Lage im Vergleich zum letzten Jahr deutlich verbessert, dennoch fehlten weiterhin Umsätze etwa für Veranstaltungscatering. Die konsumnahen Handwerke konnten sich noch nicht wirklich befreien, hier gelang lediglich 17 Prozent der Betriebe eine Steigerung ihrer Um- sätze gegenüber dem 1. Quartal.

Ein großes Fragezeichen bei der Bewertung der Lage und speziell der Umsätze setzte das Thema Materialmangel. Schon seit Ende des 1. Quartals gibt es Probleme bei der Beschaf- fung etwa von Bauholz, Dämmstoffen, Kupfer und metallischen Vorprodukten. Nach unserer Einschätzung führten diese im 2. Quartal noch zu keinen flächendeckenden Produktionsaus- fällen, obwohl sie sehr wohl die Preisentwicklung zunehmend befeuerten. Wir gehen des- halb davon aus, dass im oberbayerischen Handwerk zwischen April und Juni etwa elf Milli- arden Euro umgesetzt wurden. Binnen Jahresfrist ist dies aufgrund des coronabedingt äu- ßerst schwachen Vorjahresquartals ein Plus von 10,4 Prozent. Falls Produktion und Umsätze mit den gestiegenen Auftragseingängen einigermaßen im Gleichklang verlaufen sind, könnte das Plus auch noch höher ausgefallen sein.

Von Preisen und Materialmängeln

Seit Ende März sind Rufe von Betrieben und Verbänden zu hören, die vor stark gestiegenen Einkaufspreisen und Problemen bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten war- nen. Im April und Mai hat sich diese Entwicklung nicht nur weiter fortgesetzt, sondern sogar erheblich an Dynamik gewonnen. Betroffen sind vor allem Bauholz, Stahl und andere Me- talle. Aber auch im Kunststoffbereich, etwa bei Dämmmaterial oder Erdölprodukten wie Bi- tumen werden Knappheiten und steigende Preise gemeldet. Selbst eher profane Produkte wie Kunststoffrohre werden knapp und teuer.

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. So sind die weltweiten Produktionskapazitäten nach der Nachfragedelle aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht ausreichend hochgefahren.

Gleichzeitig steigt aber aufgrund der wirtschaftlichen Erholung die globale Nachfrage. Hinzu kommen Sondereffekte wie Verwerfungen bei globalen Lieferketten vor allem in der See- handelsschifffahrt oder Schädlingsbefall von Holzbeständen. Global Player wie die USA und

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China sind in ihrem wirtschaftlichen Aufschwung bereits weiter fortgeschritten und impor- tieren aus dem Rest der Welt enorme Mengen an Rohstoffen und verstärken dadurch hie- sige Engpässe. Beispielhaft seien hier die Erzeugerpreise für Holz und Roheisen/Stahl darge- stellt. Diese lagen Ende Mai um 38,4 bzw. 34 Prozent über ihrem Vorjahreswert. Alleine in April und Mai stiegen die Preise um zehn und neun Prozent für Holz und vier und sieben Prozent für Eisen und Stahl: Wohlgemerkt pro Monat. Dabei gilt es auch zu beachten, dass die derzeit kursierenden Wachstumsraten nicht auf einen Basiseffekt zurückzuführen sind, wie man vielleicht vermuten könnte. Die Rohstoffpreise in den genannten Bereichen waren 2020 zwar geringfügig niedriger als vor der Pandemie, das aktuelle Preisniveau übersteigt aber das Vorkrisenniveau bei weitem. Laut ifo-Institut meldete im Juni mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen im Hochbau Beeinträchtigungen durch Lieferverzögerungen, im Tiefbau waren es 40 Prozent. Im März waren die Werte in beiden Sparten noch einstellig.

In unserer Konjunkturumfrage wurde diese Entwicklung ganz aktuell abgebildet: 74 Prozent der Befragten berichteten von gestiegenen Einkaufspreisen im 2. Quartal, ein Rekordwert.

Für weitere 25 Prozent bleiben die Preise in etwa gleich und nur ein Prozent meldete nied- rigere Preise. Aufschlussreich war der Blick auf die Gruppen: Im Bauhauptgewerbe und in den Ausbauhandwerken schlugen sich die Materialengpässe offensichtlich am stärksten nie- der. Dort meldeten 90 bzw. 80 Prozent der Befragten höhere Kosten im Einkauf. Insgesamt lag die Preissteigerungsrate im Handwerk Ende Juni bei ca. drei Prozent. Beim Blick auf die Erwartungen der Betriebe für das 3. Quartal wird klar, dass es kaum Entspannung geben

+22 % + 28%

+22 % +29%

100 110 120 130 140

Januar Februar März April Mai

Preisentwicklung Erzeugerpreise ausgewählter Produkte zwischen Januar und Mai 2021

Jan 2021 = 100

Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen Kupfer in Rohform, Kupfermatte, Zementkupfer Petrolkoks, Bitumen aus Erdöl u.a. Rückstände Holz, gesägt und gehobelt

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dürfte. Insgesamt kalkulierten 76 Prozent mit steigenden Einkaufspreisen. Extrem ausprägt waren die Erwartungen wiederum in den besonders betroffenen Branchen: 93 Prozent der Inhaber im Bauhauptgewerbe, 86 Prozent im Ausbau und 80 Prozent beim gewerblichen Bedarf kalkulierten trotz des bereits sehr hohen Niveaus mit weiter steigenden Beschaf- fungskosten. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnte sie durchaus zu erheblichen Verwerfungen führen. Die hohen Ausgaben müssen bei neuen Aufträgen zumindest teil- weise an die Kunden weitergegeben werden und könnten neue Auftraggeber abschrecken.

Zudem wurde bei langfristigen Projekten möglicherweise noch mit den niedrigeren Kosten der vergangenen Monate kalkuliert, sodass die Unternehmen bei fest vereinbarten Preisen im schlimmsten Fall sogar draufzahlen müssen.

Beschäftigung und Investitionen

Die Beschäftigungsentwicklung im oberbayerischen Handwerk verlief weniger vorteilhaft als die der Umsätze. Den Betrieben gelang aber zumindest ein moderater Beschäftigungsauf- bau. In unserer Umfrage gaben 13 Prozent der Befragten eine Aufstockung der Belegschaft und weitere 76 Prozent einen konstanten Personalbestand an. Der Anstieg dürfte sich aber vorwiegend auf die baunahen Gewerke und die Zulieferer beschränkt haben, da hier auch die Umfragewerte überdurchschnittlich ausfielen. Probleme hatten nach wie vor die priva- ten Dienstleister und Lebensmittelberufe, deren Lage kaum Beschäftigungsaufbau ermög- lichte. Aber auch im Kfz-Handwerk war der Saldo aus gestiegener vs. gesunkener Beschäfti- gung deutlich negativ. Nach unseren Schätzungen waren Ende Juni im oberbayerischen Handwerk etwa 310.200 Personen tätig, ein Plus von 0,4 Prozent binnen Jahresfrist. Für das 3. Quartal planten 13 Prozent mit mehr Beschäftigten, während 78 Prozent ihren Personal- bestand halten wollten. Diese Werte bewegten sich etwa auf dem Niveau von vor der Pan- demie.

Die Investitionstätigkeit im Handwerk gewann im Jahresverlauf deutlich an Dynamik. Das Volumen der Investitionen im Berichtsquartal übertraf das Vorjahresniveau um etwa ein Drittel. Dies lag natürlich auch an dem historischen Einbruch im 2. Quartal 2020. Nach unse- ren Schätzungen wendeten die Betriebe etwa 280 Millionen Euro für neue Gebäude, Ma- schinen, Software und Fahrzeuge auf. Der Anteil investierender Betriebe lag mit 36 Prozent sechs Punkte über dem Vorjahresniveau.

Branchen im Detail

Nach einem schnee- und frostreichen Winter konnte das Bauhauptgewerbe zunächst schwungvoll in das 2. Quartal des Jahres starten. Die Wohnungsbaugenehmigungen in Bay- ern kletterten in den ersten fünf Monaten um zwölf Prozent und auch die Auftragseingänge entwickelten sich äußerst zufriedenstellend. Dies spiegelte sich auch in der Orderreichweite

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wider, welche Ende Juni einen Wert von 13,6 Wochen markierte. Die Auslastung von 86 Pro- zent reichte fast wieder an den Vorkrisenwert heran und deutete darauf hin, dass Material- mangel (noch) keine gravierenden Produktionsausfälle verursachte. Dennoch sprechen in dieser Hinsicht der Anteil von 90 Prozent der Befragten mit gestiegenen Einkaufpreisen und sogar 96 Prozent, welche weiter steigende Preise im kommenden Quartal erwarten, eine deutliche Sprache. Dem Bauhauptgewerbe wird es trotz sehr guter Ausgangslage sicher nicht möglich sein, Preissteigerungen in oben beschriebener Größenordnung vollumfänglich an die Kunden weiterzugeben. Sollten diese Teuerungsraten weiter anhalten, wird dies zwangsläu- fig auch auf die realen Umsätze durchschlagen und wenn sich die Materialknappheiten ver- festigen oder gar verschlimmern, könnten auch Auslastung und Produktion darunter leiden.

Die Situation der Ausbauhandwerke war Mitte des Jahres äußerst vorteilhaft: 94 Prozent der Befragten bewerteten ihre aktuelle Lage als gut (68) oder befriedigend (26). Auslastung, Auf- tragsbestände und auch die Zufriedenheit mit den Umsätzen verbesserten sich im Vergleich zum Vorjahresquartal allesamt. Die jüngste Preisentwicklung betraf die Ausbaugewerke ebenso wie das Bauhauptgewerbe. Vor diesem Hintergrund gaben die für die Branche relativ schwachen Erwartungen leichten Grund zur Sorge. Lediglich acht Prozent rechneten für das 3. Quartal mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage. Damit war der Saldo aus positiven vs.

negativen Erwartungen im Ausbaugewerbe in einem 2. Quartal (abgesehen von 2020) seit Jahren erstmals wieder negativ. Die grundsätzliche Branchenkonjunktur stellt sich jenseits der Materialkrise aber sehr vorteilhaft dar.

Eine deutliche Verbesserung der Umfragewerte zeigte sich auch bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf. Der Anteil der „gut“- und „befriedigend“-Urteile stieg binnen Jahres- frist um 14 Punkte. Ebenso konnte sich die Auslastung mit plus acht Punkten wieder auf 80 Prozent erholen und lag nur noch knapp unter dem Vorkrisenniveau. Dass die Auftragsbe- stände um 2,9 auf nunmehr 8,9 Wochen anschwollen, sprach vor allem für die positive Auf- tragslage, welche durch den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung und die Erholung der In- dustrie zustande kam. Möglicherweise verhinderten aber auch hier Materialengpässe eine noch höhere Produktion und Auslastung. Insgesamt zeigte sich die Branche zu 81 Prozent mit ihrer aktuellen Lage mindestens zufrieden und auch die Aussichten für das kommende Quar- tal fielen deutlich optimistischer aus als noch vor einem Jahr.

Das Kfz-Handwerk hatte im Vorjahresquartal den zweitstärksten Stimmungseinbruch aller Gewerkegruppen verzeichnet. Demzufolge kam es auch hier zu einer kräftigen Gegenbewe- gung, bei der sich viele Indikatoren dem Vorkrisenniveau zumindest wieder annäherten. Die Produktion der Autohersteller verlief im 2. Quartal schwankend, Chipmangel behinderte sie teils ernsthaft und sorgte für verzögerte Auslieferungen. In unserer Umfrage meldeten 78 Prozent gestiegene oder konstante Umsätze und auch die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage war mit 81 Prozent zwar nicht sonderlich hoch, aber auch nicht besorgniserre- gend niedrig.

Die Lage für die Lebensmittelhandwerke hat sich nach Ende des Lockdowns und mit den sinkenden Inzidenzzahlen sukzessive verbessert. Obwohl die Kunden zunehmend zurück- kehrten und auch die Terrassenbereiche wieder öffnen durften, fehlten der Branche nach wie vor große Teile der früheren Einnahmen aus Catering- und Veranstaltungsgeschäft. Dies

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zeigte sich sehr deutlich an der Auslastung, die mit 69 Prozent nur einen Punkt über dem Vorjahreswert und noch zehn Punkte unter dem Vorkrisenniveau lag. Für das kommende Sommerquartal erwarteten die Betriebe aber eine deutliche Belebung. 42 Prozent kalkulier- ten mit einer verbesserten und 50 Prozent mit einer zumindest konstanten Geschäftslage.

Weiterhin schwierig war die Lage bei Handwerken für den privaten Bedarf. Zwar erholten sich die Umfragewerte auch hier in allen Kategorien, doch war dies angesichts des verhee- rend schwachen Vorjahresniveaus auch keine Überraschung. Nachdem das 2. Quartal an- fangs noch teils stark von Einschränkungen geprägt war, kam die Erholung in den verbrau- chernahen Gewerken nur langsam an. So konnte etwa die Auslastung nur um einen Punkt zulegen und lediglich 13 Prozent der Befragten meldeten gegenüber dem Vorquartal eine anziehende Nachfrage. Demzufolge bescheiden war die Gesamtsituation: 38 Prozent gaben eine schlechte Geschäftslage an und ein Viertel der Befragten rechnete sogar mit einer fort- laufend negativen Entwicklung im 3. Quartal.

Aussichten

Für die Entwicklung im 3. Quartal werden vor allem zwei Faktoren maßgeblich sein. Zuallererst steht natürlich zu hoffen, dass es trotz neuer Mutationen zu keiner 4. Welle kommen wird. Hohe Inzidenzen in den südeuropäischen Ländern und Großbritannien lassen die Hoffnung eher schwinden, doch kann durch eine hohe Impfquote zumindest die Notwendigkeit erneuter gra- vierender Beschränkungen entfallen. Wenn es zu erneuten Beinträchtigungen der Geschäftstä- tigkeiten kommen sollte, stünden vor allem die Handwerke für den privaten Bedarf vor größten Problemen. Im Gesamthandwerk gingen 13 Prozent der Inhaber von einer Verbesserung im 3.

Quartal aus, während 74 Prozent mit einer zumindest stabilen Lage rechneten. Angesichts der großen Unsicherheit zeigten sich die Erwartungen damit deutlich pessimistischer als vor der Corona-Krise.

Neben dem Damoklesschwert Pandemie wird die konjunkturelle Entwicklung momentan durch die Materialknappheiten gefährdet. Sollten sich diese weiter verfestigen und Auslastung und Produktion sinken, weil auf Baustellen oder in den Betrieben nicht mehr gearbeitet werden kann, könnte der Aufschwung ins Stocken geraten. Selbst wenn es zu keinen größeren Ausfällen kommt, wird die galoppierende Preisentwicklung zu Verwerfungen und Unsicherheit bei den Betrieben führen. Die Notwendigkeit von verstärkter Lagerhaltung und frühzeitiger Rohstoffbe- schaffung treibt gleichzeitig Kosten und Preise nach oben. In der Konjunkturumfrage wurde dies bei den Einkaufspreisen und den diesbezüglichen Erwartungen überdeutlich. Dass nur zwei bzw.

acht Prozent der Bau- und Ausbauhandwerker trotz überquellender Auftragsbücher eine Ver- besserung der Geschäftslage im 3. Quartal erwarteten, ist ein Warnzeichen.

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Konjunkturumfrage kompakt

Absolute Angaben

Quartal/Jahr 2/18 2/19 2/20 1/21 2/21

Geschäftslage1

Aktuelle Lage gut | befriedigend 60|33 63|30 41|32 43|29 56|30 Erwartungen besser | gleichbleibend 18|76 10|83 11|65 19|64 13|74

Geschäftsklima-Index 131 128 99 108 117

Auslastung und Auftragslage

Kapazitätsauslastung (%) 82 83 76 74 80

Auftragsbestand in Wochen 8,9 9,4 8,2 8,5 10,0

Auftragseingang gestiegen | konstant2 31|52 31|56 19|38 22|37 26|56

Erwartungen 16|76 14|75 13|59 27|59 15|72

Absatz- und Beschäftigungsentwicklung

Umsatz gestiegen | konstant2 32|54 34|54 19|40 12|40 35|45

Erwartungen 24|68 22|68 15|57 32|47 25|61

Absatzpreise gestiegen | konstant2 16|80 20|77 12|78 29|63 38|58

Erwartungen 23|73 20|77 14|74 33|61 47|50

Beschäftigung gestiegen | konstant2 9|82 12|75 8|74 9|70 13|76

Erwartungen 14|79 13|80 8|81 12|77 13|78

Investitionstätigkeit

Investitionsneigung3 32 37 30 34 36

Eckdaten und Prognose

Absolute Angaben und Veränderung gegenüber Vorjahr

Quartal/Jahr 2020 ± 2/21 ± ±2021

Betriebe 79.622 - 0,0 % 80.087 +0,9 % + 0,6 %

Investitionen in Mio. Euro (nominal) 1.105 - 9,4 % 280 +33,0% + 9,0 %

Tätige Personen4 311.100 - 0,6 % 310.200 +0,4 % - 0,0 %

Umsätze4 in Mrd. Euro (ohne USt) 44,0 + 1,5 % 11,0 +10,4 % + 2,5 %

1 Prozent-Anteile der Betriebe; übrige mit negativer Einschätzung. Ab 1/18 veränderte Fragestellung bei Erwartungen.

Klima: Geometrisches Mittel aus Geschäftslage und Erwartungen (Salden gut/schlecht +100); Vergleich mit rückge- rechneten Werten nur bedingt möglich

2 Prozent-Anteile der Betriebe; übrige mit negativer Einschätzung 3 Prozent-Anteil investierender Betriebe

4 In selbständ. Unternehmen (Anlage A+B1) mit svpfl. Beschäftigten und/oder steuerpfl. Umsatz; nominal (ohne Be- rücksichtigung d. Preissteigerung)

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Branchenübersicht für das 2. Quartal 2021

Absolute Angaben zum Berichtszeitraum und zum Vorjahr

Handwerksgruppe Bau-

haupt Ausbau Gewerbl.

Bedarf Kfz Lebens- mittel

Verbr.

nahe Dienst-

leist.

Geschäftslage gut | befriedigend 74|22 68|26 46|35 38|43 41|33 27|35 ... vor einem Jahr (59|31) (52|34) (30|37) (23|28) (27|31) (12|30) Erwartungen besser | gleichbleib. 2|85 8|83 34|52 8|79 42|50 10|65 ... vor einem Jahr (7|75) (7|73) (14|60) (13|49) (17|67) (17|42)

Betriebsauslastung 86 86 80 80 69 60

... vor einem Jahr (84) (82) (72) (70) (68) (59)

Auftragsbestand (Wochen) 13,6 12,2 8,9 1,7 (---) 3,0

... vor einem Jahr (12,4) (10,5) (6,0) (1,5) (---) (3,4)

Auftragseing. gestiegen | konstant 18|69 31|56 37|48 33|35 25|67 13|51 ... vor einem Jahr (21|47) (20|52) (18|26) (22|24) (29|21) (5|18) Umsatz gestiegen | konstant 43|47 31|55 45|33 38|40 42|25 17|41 ... vor einem Jahr (32|49) (17|56) (18|27) (15|28) (25|17) (2|20) Beschäft. gestiegen | konstant 20|73 13|79 14|71 6|72 11|70 2|84 ... vor einem Jahr (11|75) (8|77) (5|74) (12|76) (15|50) (2|78)

Investitionsneigung 46 41 31 25 41 14

... vor einem Jahr (36) (31) (27) (31) (50) (26)

Regionalübersicht für das 2. Quartal 2021

Absolute Angaben zum Berichtszeitraum und zum Vorjahr

Region Ingolstadt München Oberland Südost-

oberbay.

Geschäftslage (gut&befriedigend) 83 82 91 92

... vor einem Jahr (82) (68) (77) (74)

GL-Erwartungen (besser&gleich) 83 87 93 86

... vor einem Jahr (76) (74) (78) (78)

Betriebsauslastung 80 80 79 84

... vor einem Jahr (81) (74) (78) (77)

Auftragsbestand (Wochen) 13,5 10,3 8,7 12,1

... vor einem Jahr (10,1) (7,7) (8,0) (8,6)

Investitionsneigung 27 36 42 37

... vor einem Jahr (30) (32) (29) (27)

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Anmerkungen

In den Bericht gingen die Daten von 414 Betrieben ein. Die Auswertung erfolgte in sechs Grup- pen.

Bauhauptgewerbe Maurer u. Betonbauer Zimmerer

Dachdecker

Straßenbauer Gerüstbauer

Ausbaugewerbe Fliesen-, Platten-, Mosaikleger Stuckateure

Maler u. Lackierer Klempner

Installateur u. Heizungsbauer

Elektrotechniker Schreiner Raumausstatter Glaser

Handwerk für den gewerblichen Bedarf

Metallbauer

Feinwerkmechaniker Kälteanlagenbauer Informationstechniker

Landmaschinenmechaniker Elektromaschinenbauer Gebäudereiniger

Schilder- u. Lichtreklamehersteller

Kraftfahrzeuggewerbe Karosserie- u. Fahrzeugbauer Kraftfahrzeugtechniker Lebensmittelgewerbe Bäcker

Konditoren

Metzger

Verbrauchernahe Dienstleistungen

Augenoptiker Hörgeräteakustiker Orthopädieschuhmacher Orthopädietechniker Zahntechniker Uhrmacher

Maßschneider Schuhmacher Friseure Textilreiniger Fotografen Kosmetiker

Redaktion:

Dr. Frank Hüpers, Robert Fleschütz, Tobias Steigenberger

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