4. Reaktionen der Carbonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, www.ioc-praktikum.de Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten
Versuch 4.2.2.7, Rev. 1.0 1
4.2.2.7 Umsetzung von Ethylcyanacetat mit Harnstoff zum 6-Aminourazil (7)
N
H2 NH2 O
CO2Et H C
H N
N
N NH2
OH H O
H
CH4N2O (60.1)
C4H5N3O2 (127.1)
7
EtOH
C5H7NO2 (113.1)
+ +
Arbeitsmethoden:
Arbeiten unter Feuchtigkeitsausschluss, UmkristallisationChemikalien
Harnstoff Schmp. 132–135 °C.
Ethylcyanacetat Sdp. 203 °C, d = 1.06 g/ml.
Ethanol Sdp. 78 °C, d = 0.79 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C 59 hPa.
Natrium Das Alkalimetall (Schmp. 97.8 °C) reagiert heftig mit Wasser unter Entwicklung von Wasserstoff. Selbstentzündung ist möglich. Arbeiten unter striktem Ausschluss von Feuchtigkeit.
Eisessig Sdp. 118 °C, d = 1.05 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 15.4 hPa. Verursacht schwere Verätzungen.
Durchführung
Vor Beginn Betriebsanweisung erstellen.
In einem 250 ml Dreihalskolben mit KPG-Rührer und Metallrückflusskühler mit Trockenrohr legt man 70 ml wasserfreies Ethanol vor und setzt dann por- tionsweise mit 0.10 mol (2.30 g) krustenfreiem Natrium um (→ E
1).
1,2Wenn das Natrium abreagiert hat, gibt man mit Hilfe eines Pulvertrichters 50 mmol (3.00 g) Harnstoff, anschließend 50 mmol (5.66 g, 5.33 ml) Ethylcyanacetat zu und erhitzt 4 h bei kräftigem Rühren unter Rückfluss zum Sieden. Hierauf versetzt man vorsichtig unter Rühren mit 50 ml ca. 80 °C heißem Wasser. Man erhitzt noch 15 min auf 80 °C, lässt erkalten und neutralisiert dann vorsichtig mit Eisessig gegen Lackmuspapier.
3Das 6-Aminourazil kristallisiert in der Kälte aus.
Isolierung und Reinigung
Das Kristallisat wird auf einem Büchnertrichter abgesaugt und mit 50 ml Eiswasser nachgewaschen (→ E
2). Das Produkt wird auf dem Trichter durch Andrücken mit einem Spatel und Durchsaugen von Luft weitgehend getrocknet, abschließend trocknet man im Exsikkator über Silicagel bis zur Gewichts- konstanz. Ausbeute, Schmelzpunkt Rohprodukt?
Zur Umkristallisation prüfe man folgende Lösungsmittel und protokolliere die Löslichkeit:
Cyclohexan (Sdp. 80 °C, DK 2.0) (→ E3) Ethanol (Sdp. 78 °C, DK 24.3) (→ E3) Wasser (Sdp. 100 °C, DK 78.5) (→ E2)
Das Rohprodukt wird aus Wasser umkristallisiert und im Exsikkator über
Silicagel bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Ausbeute und Schmelzpunkt des
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Versuch 4.2.2.7, Rev. 1.0 2
umkristallisierten Reinprodukts (Mutterlauge → E
2) werden bestimmt.
Ausbeute an 7: 60–70%, Schmp. > 330 °C (Zers.).
1 Warum muss die Kruste auf dem Natrium entfernt werden? Woraus besteht sie?
2 Wie wird Natrium so abgewogen, dass die Metalloberfläche glänzend bleibt?
3 Warum kristallisiert 7 erst nach der Neutralisation mit Eisessig?
Hinweise zur Entsorgung (E)
E1: Natriumreste werden mit 2-Propanol umgesetzt. Nach Neutralisation mit verd. Schwefelsäure → Entsorgung (H2O mit RH).
E2: Filtrat und Waschwasser → Entsorgung (H2O mit RH).
E3: Organische Mutterlaugen → Entsorgung (RH).
Auswertung des Versuchs
IR-Spektrum von 7 (KBr):
100
50
0 T [%]
4000 3000 2000 1500 1000 ν~[cm-1]
1740 3415
3175 1710
* Aminouracil liegt in der tautomeren Form 7' vor. Begründen Sie diese Tautomerie. Kann 7'
von 7 spektroskopisch unterschieden werden? N
N O H
OH NH2
N
N NH2 H O
H O
7 7'
* Formulieren Sie den zu 7 führenden Reaktionsmechanismus.
Weitere denkbare Reaktionsprodukte:
A B C
NH NH2 O O
H H
C N
NH NH2 O O H
CO2Et H
NH O
H H
N
H O
O H
C N H
C N
* Mit welchen spektroskopischen Daten lassen sich A–C ausschließen?
* Diskutieren Sie die denkbaren Reaktionsmechanismen. In welchem Zusammenhang stehen A und C?
Literatur, allgemeine Anwendbarkeit der Methode
J.T. Bojarski, J.L. Mokrosz, H.J. Barton, M.H. Paluchowska, Adv. Heterocycl. Chem. 1985, 38, 229–297.