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Eine Reise nach Spanien im Winter 1869.

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273 auf rage ErinnCrungen und wurden den betreffenden Fioristen nicht dutch d i e / S u c h t die Wahrheit zu ergrtinden, sondern durch die Sucht der ~Speziesmacherei" in die Feder diktirt. Es wird daher immerhin/gut sein, mit Uebergehung diessf~illiger unzuver- l~issiger, auf leidhtfertige Beobachtungen, fltichtige Erinnerungen oder oft auch auf gar nichts gestiitzte Aussprt'~che die hier be- handelten Melampyra nochmals an mi~glichst vielen Punkten in der freien Natur unbefangen zu beobachten, und erst dann wird es m~glich sein, tibet" dieselben such ein endgiltiges Urtheil ab- zugeben.

Eine Reise nach Spanien im Winter 1869.

Von A. Oertel.

Zu Ende des vorigen Jahres war ieh veranlasst, eine Reise nach Madrid zu unternehmen, und wenn auch das Botanisiren nicht Zweck dieser Reise wa 5 so blieb mir doeh Zeit genug~ um einige Exkursionen und Beobachtungen zu machen, welche, da sie ein weniger bekanntes Land betreffen, das seit einigen Jahren durch seine politischen Wirren die Aufmerksamkeit in erh~)htem 6fade auf sich lenkt, vielleicht Manchem yon Interesse s e i n dtirften, wesshalb ieh hier eine kurze Beschreibung meiner Erlebnisse geben will.

Es war am Allerheiligentag 1869, mein Koffer war gepackt und ein Billet yon Frankfurt nach Paris gcnommen, Heidelberg, Karlsruhe, Kehl, Strassburg his zum andern Morgen erreicht, und welter ging es durch das fruchtbare Elsass, Nancy, Bar le duc, Chatons etc., bis ziemlich spi~t Abeads der Zug in das muntere, lebenslustige Paris einfuhr.

Zwei Tage Aufenlhalt in dieser Metropole der ,Civi]isation"

und des Luxus waren gewiss nieht zu viel und am 4. November Abends ging es welter auf dem Chemin de fer d'Orleans nach Stiden.

Nachdem (lie Nacht leidlich vortibergegangen und ein sehiiner, heller Tag angebrochen war, schaute ich mir die Gegend etwas genauer an, umPilanzen zu entdecken~ d o c h e s war Winter und wenig zu sehen; yon Poitiers an bemerkte ich hiiufig eine~ zum Theil noch oder schon blfihende, dornige Genistee, wahrscheinlich Ulex euro- paeus und zwischen Coutras und Libourne sah ich in den Wein- gcl'/inden Calendula (trvensis in sch0nster Bliithe. Gegen 2 Uhr l~achmitlags nabte sic h d e r Zng Bordeaux, schon lange angezeigt dm'ch schSne Weing@ten und elegante Landhiiuser, wo aulTallen- der Weise die Pflaume/~biiume in sch0nster Bltithe standen, his wir der beriihmten Seestadt mit den stolzen Paliisten und pritchtigen Kirchen, im Hafen tausende yon Masten, ansichtig wurden; aber kaum im Bahnhofe eingefahren~ wurden die Wagen ge~vechselt~

Oesterr. botaa, Zeitschrif'~. 9. He:f%, 1870. J-~

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nnd wetter ging" es (iber dir Pa,qsr auf d'as an,,lere Ufer der garonne, wo wiederum der Ruf: Changement de voiturel den Mii- den und Beladenen in's O h r schallte, and ich verliess Bordeaux, ohne auch nut ein glas seiner bertihmten Flassigkeiten getrunken zu haben. Alsbaid hinter Bordeaux beginnt ein ungeheurer Fichten- watd, der sieh his Bayonne, also t98 Kiloaleter~ hinzieht, and in schnurgerader Linie geht (tie Eisenbahn hindareh, nur selteu yea einer J(leh~cn Stalion unterbrochen. Seit dem Souper ia Paris baite ich nichts gegessen, und in dee grwartung, (/ass icb in Bordeaux Zeit genug zu eincm Mittagessen haben werde, hatte icb keinen Proviant milgenommen} die Mitreisenden vertr0steten mieh auf die Station Morceux, we wir gegen 5 Uhr ankamen. Der Zug h~ilt bier eine 1/~ Stunde nnd eine ausgezeiehnete and bil!ige Table d'hSte erwarlete uns. Ueberall in dem ungeheuren Walde sah man di~ Sp,aren dmjenigen Induslriezweige, die in solchen Dislrikten betrieben werdeu, und die meislen Fichlenb/iume waren am Fuss~ ~, zur Gewinnung des Terpentins gesch~It, gou Pflanzeu war niebt viel zu sehen, als einige gin~ier and Heiden~ darnnter Erica arborea nnd multiflora. Nach Bayonne zu fielen mir einzeIne, regelm~issig gepflanzte Baume am Rande des Waldes auf, and ein ,~{itreiscnder sagte mir, dass dies Korkeichen seien, die man bier versuchsweise angepflanzt babe. At)ends 8 Uhr 30 Min. kam ich in Bayonne an 7 w o i c h iibcrnachtete.

Den audern Vormittag am 6. hatte ich Zeit, reich umzuseheu;

die Stadt hat einige reeht htibsche Strassen und Gebaude, abet dem ttafen mit seinen spi~rlichen SehiNm sieht man es an, {IASS er nicht s, on Bedeulung isI; ich konnte nicht einmal eine Gnndel zu ether Spazierfah,,'t haben. In dee N~ihe des Hafens w~iebst Apium 9raveolens und Aster Tripolium, wie an unseren Salinen; aucb Paspalum voginatum E lliot.~ aus Amerika eingeschleppt, wuehert bier in grosser }lenge and alle Steine and Nrauern des Ufers sind mit ether A!ge dicht iiberzogen, gittags halb ein Uhr ging dee Zug ab, An Biarritz nnd Ofters dicht am atlantischen Ocean ~'orbei, his wir I r u n , die spanische grenzstation erreichten. Die Z o l l f o f malitaten waren ras(,h beendigt, (las franzi}sische Geld in spaui- sches umgewechsell, nach einem Passe fiel es Niemand eta zu fragen, and weiler ging es immer an den Pyrenfien her, we Meren- dera Bulbocodium noch in sehSnster Bltithe stand, bier und da ein Exemplar x, on Seseli tortuosu,n und munches Andere bekannte und unbekannte. Das reizend gelegene San Sebastian war bald erreicht, doeh bald brach auch die Nacht herein, and nachdem ich in Barges gegen t I Uhr soupier butte, machte der Schlaf seine Ilechte gettend, and trotzdem die spanisehen Eisenbahnwagen, wenigstens auf dieser Streeke, nieht so comfortable eingeriehtet stud wie unsere deutschen, so sehlief ich doch gAnz gut his zum andern Norgen.

h'h erwaehte erst, als die Sonne schon hell und freundlich schien, nnd beeilfe micb einen Blick auf die mir neue Landsehaft

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Zu werf'er~; dih're FelSen und fingeheure Steinbl6cke t~berali, so-

weit

das Auge ~ehen kann; kein lebendes Wesen ringsum, nicht einmal ein Vogel; in tier ~ierne schneebedeckte

r

das Schnauben d@ Locomotive und Rassetn der Waggons gereicbte mir fast zur Berhhigung, sotlten sic mich doch dieser traurigen Wtiste entftikt;en, abet" es wahrte noch lange~ endlicb sah ich hier und da Bin Stack Feld, das schwache Spuren eines Pfiuges trug, abet statt grtiner Saaten nut mit dt~rreu Grashalmen bewachsen, his in der Ferne das ungeheure Vie'reck you Escoriat sicbtbar wurde~ und gegen 8 Uhr hielt der Zug am StationsgeMude. Ca- balleros en tren! rief der Conducteur nach 2 ~inuten Aufenthalt, und welter ging es der Hauptstadt zu, Die Gegend nahm ,nit,rater einen etwas anziehenderen Charakter an, hie~ und da ein ra~schen- des Wasser und zerstreute lJtische van

tuniperus communi,,:, Dzphn~

Gnidiura

und einzelne /:~aome you

Quercus coecifera

botch dora Auge wenigstens etwas Gr0ues,

doclt

meisteas ging die Eisenbahi~

durch gesprengte Felsen hindurch. Die letzten Stationen Las Rozas und Pozuelo waren passirt und um 9J/~. Uhr war ich in ~ladrid;

es war Sonntag und herclich warmer Sonnenschein, auf den Strassen der Sladt das bunteste lebhaheste Treiben.

Des andern Tags wagte ich reich welter in die innere Stadt und besuchte einige Anlagen, den wettbertihmten Prado und Buen retiro~ nm wom~glich zn bolanisiren; wahre Tantalnsq~alen

crlitt

ich am Portal der Kircbe Santa Cruz, we einige Btischel van

Umbilicus pex, dulinus

mit Frttchtstengeln wucherten, aber keine M0glichkeit dieselben zu erreichen; die Pflanze ist aber bet Madrid b~ufig genug, und icl~ fand sic sparer in Ieidlichea Exetnptaren, allerdings nicht mehr bliihend, an den Mauern des botani~cheu Gartens und am Escorial. Der Baden van Madrid und Umo ebu~g ist ein utffruchtbarer, weissgrauer Diluvialsand und wenn man bedenkt, dass die Stadt 2281 Fuss tiler dem Meere liegt, 7 Stunden davou das rauhe Guadarramagebirge, so ist es nicht zu verwundern, dass im Winter nicht viel zu botanisiren ist. Nicht welt van der Stadt fiiesst der Manzanares, ein Fltisschen, das im Sommer klein und im Winter nut wenig Wasser bat; reichlich versorgt sind aber die Stadtbewehner dutch die vielen zum Theil prachtvollen Brunneu, die anf allen P~;atzen nnd in allen Strassen

funlainenartig

iltr Wasser spenden und der Canal de Isabel II. (bony soil qui real y pense), der sich durch nile Strassen und Anlagen hinzieht, sprudelt tiber'all, we seine Krahae gebffilet werden, sein frisches belles Wasser hervor, was denn auqh t/~glich mehrmals gesehieht, um die Pflan- zungen zu begiessen}und die Strassen zu reinigen, wodnrch die- selben immer so reinlicb and slaubh'ei erscheinen.

Am IJ.. %ovember machte ich eine Exkursion dem Manza- nares entlang; schon in den Vorstfidten sammelte ich noch in Bltithe:

Diplotaxis t~nuifolia

und

vivgata

DC.

(Sinapis virgata

C a r . ) ,

Parietaria dil~usa, Xanthium spinosum

(sehr gemein) und

Cynodon dactyloni

in d e n Anlagen hinter dem Nordbahnhofe

Koela-

i 18 ~"

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ria phleoides~ Eragrostis poaeoides~ Conyza ambigua, Chondrilla juncea~ Picnomon Acarna, Elymus crinitus

und

Bromus madri-

tensis~

aber meistens dih're, verbltihte Exemplare. An den Ufern des Flusses begriissten reich sogleich zwei alte Bekannte yon den Wetterauer Salinen her:

Centaurea Calcitrapa

und

Lepidium gra- minifolium

(sonst eine Seltenheit der Flora);

Marru~ium vulgare, P olypogon monspeliensis, Anthemis arvensis

var.

iner~ssata

B oi s s.,

Plantago Coronopas

und

major

waren noch im blfihenden Zustande ; dagegen

Silybum Marianum, Onopordon Aeanthium

und

Verbascum sinuatum

schon vertrocknet; weiterhin sah ich

Juneus acutus

und dtirre Stengel mit Frtichten, die meiner Ansicht nach zu

Xanthium macrocarpum

gehSren, obgleich diese Pfianze in der F{ora de Madrid y su provincia von C u t a n d a nut als sehr zweifelhaft er- wiilmt wird.

Einige Tage spiiter machte ich eine Exkursion auf die andero Seite der Stadt; am Stidbahnhof land ieh einen bliibenden Straueh yon

Lycium europaeum

und in grosser Menge frucbttragende Exem- pla~re yon

Zygophyllum fabago;

wie ich aber sp~iter aus der oben- erwfihnten Flora ers~h, ist dasselbe nut eingebtirgert, wie auch die

Roubieva multifida

Moq.

(Chenopodium

L.), die am Museo nacional (fiemiddega|lerie) hiiufig ist. In den herrliehen Anlagen yon Buen retiro, wo das

Bupleurum fruticosum

hiiufig angepflanzt ist, fund ieh noch, mehr oder weniger brauchbar,

Plantago Lago- pus~ Chondrilla juncea, Senecio vulgaris

und

Mesembryanthemum erystallinum;

bier befindet sich auch eine Art zoo|ogischer Garten, der aber nicht viehnehr als eine Menagerie auf der LeipzifferMesse enthiilt. Dem Prado gegeniiber, neben der fiem~ldegal|erie, liegt der botanische fiarten, htibsch angelegt, mit den Statuen Ouer's, C a v a n i i l 6 s , L a g a s c a ' s und C l e m e n t e ' s geziert; die Hauptbaum- gruppen bestehen aus

Acer~ Tilia, Gleditschia, Robinia, Sophora, Cercis~ Celtis, Broussonetia, Gymnocladus., Melia Acederaeh, Cu- pressus, Alaternus

eic. In einem Hintergebiiude befindet sich eine recht interessante und umfangreiche Sammlung yon Naturalien tier drei Reiche, mit pholographischen Aufnahmen, yon einer wissen- schaftlichen Expedition naeh Stidamerika herrtihrend, darunter eiao ziemliche Anzah[ amerikanischer Mumien. Die Sammlung scheint nur provisorisch hier untergebracht zu sein, nur ein Theil davon ist kunstgerecht aufgestellt und die meisten Vogelbfilge liegen zu Dutzenden unter Glaskiisten; sie scheint mir aber immer noeh werthvoller als das eigentliche naturhistorische Museum tier Uni- versitiit in der AIcalastrasse. Die Spanier scheinen eben zu so[chert Sachen noch wenig Zeit und field zu haben. Es war mir unmSg- lich, w~ihrend meines Aufenthalles einen Botaniker ausfindig zu machen, um mit ihm anzukntipfen, wozu allerdings auch eine grSs- sere Fertigkeit in der Landessprache gehSrt hiitte; mit dem Fran- zSsisehen kommt man in Spanien, zuma| in Madrid, nicht aus.

Am 14. November erbielt ieh einen Brief yon daheim mit der frohen, fr/)hlichen Botschaft, dass mein Pass~ um den ieh 8 Tage

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vor meiner Abreise bet meiner Heimatbsbeh()rde supplicirt hatte, endHch angekommen

set,

und in dem slolzen Bewusslsein, daheim im Pulte ein so Wichtiges Ookument liegen zu haben, trat ich um so entschiedenell den Caballeros gegenaber auf; glacklicherweise liegt er heute notch

nnangerabrt

dort.

Am 18. machte ich einen Ausflug nach dem 2 Stunden ent- fernten Jagdschlosse Prado, wo ich noch bltthende Exc)nplare yon

Plumbago europttea

fund.

Am 26. besuchleich in Gesellschaft mehrerer Herren das kbnigliche Schloss.

Am 27. wurde eine Pattie nach dem 7 Stunden eatfernten Escorial arrangirt; wit fuhren Friih gegen 8 Uhr mit der Eisen- bahn ab und kamen gegen ~/2t0 Uhr an. Das kolossale Gebiiude ist sowohl Kloster als kfnigliches Scbloss, aber weder yon M(in- chert noch yon k~niglicben Lakaieu war eine Spur zu sehe,, es berrscbte die Ruhe eines Kirchhofs. An den Maueru wuche~t appig

Umbilius pendulinus

in fusshohen, vielstengliehen Exempiaren, in den Klosterhiifen fund ich

Andryala sinuata, Epilobi~m parvi- florum

und eine verblahte Chenopodee, die ich noch gar nicht bestimmt babe. Nachmittags, nachdem, wit in einem Hfitel des Dorfes recht gut und biliig gespeist batten, besucbten wit die Casa do campo (Landbaus) des Kronprinzen, zwischen dem Escorial und der Eisenbahn gelege,; es ist dies nut" ein kleines Hans, aber you unten his oben geftillt mit den werthvollsten Kunstschiitzen. Zu diesem Landhause g e h 6 r t ein sch0ner grosser Park, wo

Arbutus Unedo

in sch0nster Bliithe stand; ausserdem fund ich dort

Daphne Gnidium

und

Ruscus aculeatus

mit Friiehten und eine Graminee, welche ich Anfangs zu meiner ~r6ssten Freude far die bet Madrid als sehr gemein angegebene

Echinaria capitata

hielt, his ich be- merkte, dass es tier dort seltenere

Cynosurus echinatus

set. In tier weiteren Umgegend bemerkte ich noch

Lavandula peduncu- lata, Digitalis Thapsi, Oaercus coccifera, Senecio Jaeobaea, Car- lina corymbosa

und

Eryngium campestre.

Um 8 Ubr Abends zogen wir wieder in Madrid ein.

Am t. Dezember machte ich einen Ausflug nach Aranjuez, 49 Kilometer, an der Eisenbaha you Madrid nach Alienate, wo ich noch einige ga)~z habsche Exemplare yon

l?lere~,dera Bulbocodium,

ausserdem

Alyssum moutanum, Bunias Erucago, Clematis recta

nnd

Linum maritimum

fund. Den Scblossern und Lustgiirten sah man es an, dass die sch0nen Tage der Bourbonen voraber stud. Wah- rend bis jetzt immer schbnes und heiteres Wetter war, gab es in der ~acht yore 4. zu m 5. Dez. starken Schueefall, der allerdings nici~t lange Stand hielt; dann kamen Regentage nnd von Mitte Dezember an ,~ieder/beiteres Wetter mit Kiilte his zu 5 Grad.

Wie sehr vermisst m~n da einen gemathliehen deutschen Ofeu, denn die Koblenpfannen der Spanier s i n d h0chstens hinreichend, die Fussspitzen zu wiirmen. Glttcklieher Weise waren meine Ge- scb~ifte bald

beendigt,

und ich konnte an den Rackweg deaken.

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Am 23. ging ich noch elnmal dutch die Slad~, um einlge Eink,,iufe zu machen, und kam dabei auf die Plaza mayor, wo sich

~nir ein echt deatsches Bild, der WeihnachlsmarKt, darbot. Nicht zu bescbreiben ist das Treiben and dcr Larm auf diesem rings you Hausern eingeschlossenen Platze; I'itirnberger Spielwaaren, spanische Weihnachtsgebackd, z. B. Mazapan de Toledo und Tar- roues de Alienate, kleine Christbiiumchen aus

Ruscus acu~eatu~

u. s. w. werden in Masse feiigeboten, und durch all diess Menschen- gewiihl hindurch werden kleinere oder grbssere tteerden Kapaune, Pa~,os getrieben, die bier die Stelle unserer deulschen Weihnachts- ganse vertreten; die verschiedenartigsten Frtichte sind aufgespei- chert; Trauben and Melonen, schOne Orangen und pr~ichtige, batb- pftindige Granal@fel, Kastanien nnd essbare Eicheln. orangefar- bige

Dattelzweige

mit Frachten, Pinienki~rner mit sch~)ncn Zapfen nnd Avellanas de Valencia. Letztere Frucbt, die in den Strassea ,con Madrid hanfig ~.erkauft wird, hatte schon l'~ngst racine Auf- merksamkeit erregl, abet kein Doctor nnd Apotheker konnte mir sagen, yon welcher Pflanze dieselbe abstamme, bis ich daheim her- a~tsbraehte, dass es die Erdmandel,

Arachis hypogaea,

sei. An demselben Abend 8 Uhr 25 Min. reiste icb ,con Madrid ab nnd war frith gegen 7 Ubr in Saragossa, tier Hauptstadt yon Ara- gonien; ein Omnibus brachte die Reisenden durch die Stadt und iib,,r die triiben Fiuthen des Ebro, an dem abet keine Spur jener schatligen Kastanien zu sehen war, yon denen die Deutschen singen~

an die Linie yon Barcelona, die sich durch sehr schbne Wagen 2. Classe vortbeilhaft auszeichnet. Nachdem ich im Bahnhofsge- b~inde gefrtihsttickt, fuhr ich S Uhr 30 Mino ab. Den ganzen Tag tiber schneite es ein wenig, bis nach dem reizend gelegenen Lerida~

bier halt der Zug eine Vierteis/unde and ein mittelmiissiges Diner mit kOstlichem Aragonier, so ,~iel man trinken wo|lte, wartete auf die Reisenden; Abends 9 Uhr war icb in Barcelona, wo reich der Larm des Weihnacbtsabends um so lebbafter an die liebe Heimath erinnerte.

Andern Tags, am ersteu Feiertag, war herrliches, warmes Welter, ~nd meiu erster Gang war nacb dcm Hal'en; eine Gondel

*nit Fiihrer im Puerto de la paz war bald gefunden, und im schbn~

sten Sonnenschein, die k(istliche Luft des Mittelmeeres einathmend~

ruderten wir hinaus, wo sich bald das berrlichste Panorama ent- faltete, Ich babe Genua gesehen und war entztickt davon, aber Barcelona ist doch noch schiiner; links das fiache catalouische Ufer, dann auf hohem Berge das Castell, dann die Stadt mit ihren schi~nen Fa~aden und den dicht aagrenzenden Yorstiadten Barcelonetta and San Andr6s, umgeben ,:on zahllosen zum Theil sehr hoch gele- genen Landhausern, rechts die Rhede mit ihrem ganz respektablen Mastenwalde and das Gauze umsaumt ,,'on den blauen Gipfein des Ktistengebirges. 5~ach ~o!lendeter Spazierfahrt machte ich noch einen Gang um den ttafen~ herum, wo viele Barken mit Johannis- brot gefiiIlt lagen; hier sah ich auch zuna ersten Mal die kfst-,

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iidlen, in Mien Nuancen des Purpurs Sh'ahlenden Friichte des Erd- beerbaames,

Arbutus Unedo,

zum Verkauf ausgestelll, und konnte . nicht umhin, sip einmal zu versuchen. In der N/ihe des Castelis wacherten riesi~e Stauden yon

Agave

und

Opuntia,

auch fand ich

Sonchus tenerrimus, Conuza amb"igua. Tragus racemosus

und auf dell Mauern dens Hafens~stand

Lobuiaria malitima

il schOnsler Bltilhe, was dem Ganzen ein ausserordentiich freundliches, fi'tih- fingsartiges Ansehen verlieh.

Am zweiten Feiertage nahm ich Abschied yon dieser sch(inen Stadt, we ieb so gern noch langere

Zeit

geweilt biitle, zumal da der

Aufentltalt

bier verbiiltnissmassig billig ist; racine Rechnunff in der Fonda de Calalunna, ein sehr gutes Gasthaus, betrug far die zwei Tage nur i4 Franken, widn'end ich im HOtel des Princes in Mad,'id fi:tr einen Tag ebenso viel zu bezahlen halte. Recht gern wi~rc ich zu Wasser abgereist, aber das nachste SchiiI' nach Mar- seitle, der spanische Dampfer Guadiana, sollte erst den 27. Nachls abgehen, nnd ich wollte gern die Neujahrsnacht im Kreise der Neinigen zubringen. So fnhr ich denn mit der Eisenbahn bis Ge- lena, yon we die Reisenden in 4 ungeheuren Postomnibus welter bef0rdert warden. Abends gegen 11 Uhr wnrde in Figueras eine gute halbe Stunde gerastet, und ein Nachtessen mit obligatem Weihna,'hlskapaun, Turrones nnd feurigem Catalonier stand bereit und Frah gegen 5 Uhr war ich in Perpignan. Gegen 6 Uhr ging del; Zug ab,

es

war ziemlich kalt aber heiteres Welter und die Slationen iNarbonne, Beziers, Agde, Celte, Montpellier u. s. w., in den Herbarien der Botaniker wohlbekannte Namen, flogen im Nu

~'t~r~,ber,

und Abends war ich in 31arseille.

Andern Tags den 2S. halte ich Zeit, mir die beriihmle See- stadt zu be/racbten~ es war aber abscheulich kalt und ein noch kailerer Wind peitschte das Meer; dennoch machte ich eine Gon- delfahrt im Ilafen und erbeutele noch ganz habsche Exemplare yen

Festuca rigida.

Abends l0 (Jhr 35 .~'Iin. reiste ich ab and war gegen 9 Uhr frtih in Lynn, Nraehmittags in Genf und Abeltds in Lausanne~ w e ich tibernachtete. Da die Ufer des Lemans mir nieht neu waren, so reiste ich am andern Morgen bei Zeiten ab, maehte im Canlon Freiburg noeh einen kleinen Absleeher, um alte Bekannte zu besuchen and Abends war ieh in Basel. Hier, noch auf Sehweizerbodcn, winkle mir sehon das goldene deutsche Vater- land entgegen, iu Gestalt eines gedrnekten und wohlausgeftiilten Steuerzettels, 24 ZoU im Quadrat; 3 Halstiieher, 4 0 r a n g e n nnd 5 Grauat~pfel, maeht 30 Kreuzer, Punktum. Die leichffertigen Ge- sellen an der fraOz6sisehen Douane zu Perpignan begntigten sieh mit der Frage, ob/ ich niehls zu deklariren habe und das republi- kanisehe Pack an der Schweizergrenze lhat gar nicht dergleiehen, ats oh ich mw etwas zu verzollen haben kiinnte. Muss es nicht den I)eutschen rail gereehtem Stolz erffdlen, wenn er sieht, wie bier dagegen Alles so pfinktlich hergeht? Die ganze Nacht bin- darch in einem Coupd

'e.

Classe, bei 12 Grad Kalt6, hatte ich Zeit~

(8)

reich dartiber zu fr~iuen und am Sylvesterabend kam ich wohl- behalten daheim an~ mit dem frohen Bewusstsein, eine sch0ne und interessante Reise ohne den geringsten Unfall beendigt zu haben.

Bad N a u h e i m , im Mai 1870.

Phytographische Fragmente.

Yon Dr. Ferdinand, Sohur.

CII.

P o t a m o g e t o n m a r i n u s L.

Diese Art ist ein Sammelsurium yon verschiedenen Formen weiche zwar zu einem Typus gehiiren, aber im Habitus, Standort und in der Fruchtform sich gut unterscheiden lassen. Zur defini- tiven Bestimmung dieser Formen gehOren [reilich die klassischen Exemplare, deren Besitz aber leider sehwer zu erlangen ist. In meiner Enum. pl. Transsilv. p. 633. no. 3366--.3367 babe ich P.

filicaulis S c h u r und P. marinus L. aufgest~llt und als Synonym yon ersterem P. flliformis P e r s . angenommen. Dieses ist, wie mir scheint nieht richtig, well ieh gegenwartig P. filiformis P e r s . 1. pug. 152 ftir den wahren P. marinus L. betrachte und P. fiti- caulis S c h u r als eine selbststiindige Form aufreeht halte. -- Ich wurde zu dieser Er6rterung durch lterrn Pfarrer B a r t h in Lan- genthal in Siebenbtirgen veranlasst, der so gut war~ unter anderen sehfnen Ptlanzen mir einen Potamogetou marinus zu senden, der

~r den hier genannten versehieden ist und den ieh daher als Potamogeton salinus S e h u r bezeichnete. Spatere Untersuchungen maehten es wahrscheinlieh, dass dieser eben genannte siebenbiir- gisehe Potamogeton eine sehon bekannte Form und zwar ,P. fa- sciculatus" W o l f f g a n g ; Rehb. Abb, zur deutschen Flora 1. Tab.

18. Fig. 29 und mit P. filiformis N o l t e Rchb. herb. ft. germ. no.

1103 oder P. fitiformis Pers. Synonym ist. Die siebenbtirgisehe Pflanze zeiehnet sieh aus, durch die Zartheit aller Theile~ dureh den langen kriechendeu Wurzelstock, durch die biisehelfiirmig zu- sammengedrangten Blurter yon ziemlich gleieher LUnge, dureh die kiirzeren Bltithenstiele, die kiirzer oder eben so lang als die Bliitter sind, diese also nicht iiberragen, sondern erst bei der Fruchlreife hervorragen~ endlich dureh die grossen~ eikugelfi~rmigen Frtiehte, welehe kaum gesehnabelt, i~/a~ll/2 Linie lang, I--I~A Linie breit, undeutlieh runzelig und yon liehtbrauner Fiirbung sind, dieselben folgen .t--6 in entfernt sitzenden Knaulen am iiberhan- genden fadenf(irmigen Bliithenstiele. - - In den Salzteichen bei Torda in Siebenbt~rgen. August in Friiehten.

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