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Globalisierung des Arbeitsmarktes macht Stärkung der Arbeitnehmenden nötig | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Stellungnahmen

28 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 6-2010

Bei den Auswirkungen der Globalisierung auf den Schweizer Arbeitsmarkt spielt der freie Personenverkehr mit der EU die Haupt­

rolle.

Personenfreizügigkeit im Stresstest Die Einwanderung ausländischer Erwerbs­

tätiger in der Schweiz ist von 2004 bis 2008 stark gestiegen. Im Krisenjahr 2009 war die Zuwanderung zwar rückläufig, aber sie blieb trotz steigender Arbeitslosigkeit auf einem relativ hohen Niveau. Zudem zeigen alle bis­

herigen Berichte zur Umsetzung der flankie­

renden Massnahmen (Flam­Berichte), dass der Druck auf die Löhne in der Schweiz zu­

genommen hat. Diese beiden Tatsachen kön­

nen leicht zum Eindruck führen, dass die Personenfreizügigkeit die Arbeitslosigkeit er­

höht und die Löhne senkt. Ohne Gegenmass­

nahmen wird dadurch die Akzeptanz der Personenfreizügigkeit bei den Arbeitneh­

menden sinken und gleichzeitig die Attrak­

tivität eines gesetzlichen Mindestlohnes bei breiten Bevölkerungsschichten steigen.

Bei ungefähr 25% der Kontrollen von pa­

ritätischen Kommissionen in GAV­Branchen werden Verstösse gegen bindende Mindest­

löhne festgestellt. Dies widerspiegelt den Druck auf die Löhne, der durch die Perso­

nenfreizügigkeit ausgelöst wurde. Dieser Druck wird weiter bestätigt durch die neues­

te Lohnstrukturerhebung, die in verschie­

denen Branchen sinkende Löhne bei neu eingestellten Immigranten feststellt.

Für Travail.Suisse, den unabhängigen Dach verband der Arbeitnehmenden, ist klar, dass die Löhne in der Schweiz nicht auf brei­

ter Front ins Rutschen geraten dürfen. Damit dies nicht geschieht, müssen die bestehenden flankierenden Massnahmen zum Schutz ge­

gen Lohn­ und Sozialdumping in allen Kan­

tonen konsequent und lückenlos umgesetzt werden. Alle bisherigen Untersuchungen be­

stätigen zudem, dass verbindliche Mindest­

löhne ein wichtiges Element sind im Kampf gegen Lohn­ und Sozialdumping. Für Travail.

Suisse ist das ein klarer Hinweis darauf, dass für weitere Branchen in allgemeinverbind­

lichen Gesamt­ oder Normalarbeitsverträgen festgelegte Mindestlöhne nötig sind.

Im Weiteren zeigt die anhaltende Einwan­

derung bei steigender Arbeitslosigkeit, dass

die flankierenden Massnahmen ergänzt wer­

den müssen. Heute stehen keine Instrumente bereit, um auf diese Entwicklung zu reagie­

ren. Damit eine steigende Sockelarbeitslosig­

keit verhindert werden kann, braucht es neue Anreize für die Arbeitgeber, bereits ansässige Arbeitnehmende anzustellen, anstatt neue Arbeitnehmende aus dem Ausland zu im­

portieren. Die ansässigen Arbeitnehmenden müssen also gestärkt werden, wenn die Per­

sonenfreizügigkeit nicht in Verruf geraten soll, Arbeitslosigkeit zu produzieren.

Weiterbildungsobligatorium tut not Eine weitere Herausforderung für den Schweizer Arbeitsmarkt besteht darin, dass die Globalisierung den Strukturwandel be­

schleunigt und zu einer immer höheren Nachfrage der Unternehmen nach besser qualifizierten Arbeitnehmenden führt. Da­

durch hat sich in den letzten Jahren bereits die Zusammensetzung der Zuwanderung stark verändert; der Anteil der hoch qualifi­

zierten Zuwanderer ist massiv gestiegen.

Damit auch die bereits ansässigen Arbeit­

nehmenden – seien es Schweizer oder früher Zugewanderte – dieser Entwicklung folgen können, braucht es neue Anstrengungen auch in der Schweiz. Travail.Suisse fordert dazu unter anderem ein Weiterbildungsobli­

gatorium für alle Arbeitnehmenden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt die Logik dieser Forderung: Durch die Industrialisie­

rung sind im 19 Jahrhundert die Anforde­

rungen an die Arbeitnehmenden in einer Weise gestiegen, dass für alle Kinder in der Schweiz die allgemeine Schulpflicht einge­

führt wurde. Heute reichen die Grundschule und auch ein Berufsabschluss nicht mehr aus, um ein ganzes Erwerbsleben zu beste­

hen.

Die Globalisierung des 21. Jahrhunderts macht es notwendig, dass in der Schweiz ein Weiterbildungsobligatorium für alle Arbeit­

nehmenden eingeführt wird. Nur mit einer Weiterbildungsoffensive können die Arbeit­

nehmenden die Herausforderung der Globa­

lisierung auf dem Schweizer Arbeitsmarkt bewältigen und mit ihrer Arbeit den Wohl­

stand in der Schweiz auch in Zukunft sicher­

stellen.

Globalisierung des Arbeitsmarktes macht Stärkung der Arbeitnehmenden nötig

Dr. Martin Flügel Präsident Travail.Suisse

Die Globalisierung verändert das Angebot und die Nachfrage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. Zum einen erhöht sie die Konkurrenz zwischen den Arbeitnehmenden.

Das führt zu steigendem Druck auf Löhne und Arbeitsbedin­

gungen und macht flankierende Massnahmen notwendig. Zum an­

deren beschleunigt die Globali­

sierung den Strukturwandel, was zu einer steigenden Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitneh­

menden mit höherem Quali fi­

kations niveau führt. Damit das vorhandene Arbeitsangebot die­

ser Entwicklung folgen kann, brauchen wir in der Schweiz ein Weiterbildungsobligatorium.

Die Globalisierung macht also eine Stärkung der Arbeitneh­

menden nötig.

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