Timm Wilke
Georg-August-Universität Göttingen
Wintersemester 2013 / 2014
W IEDERHOLUNG :
K APITEL 1 – A UFBAU DER M ATERIE
Schwerpunkte
(nicht bindend für Klausur!)
– Eigenschaften von Atomen: Aufbau und Zusammensetzung (Ionen, Elektronen, Protonen, Mol-Begriff)
– Systematisierung von Atomen: Periodensystem der
Elemente, Hauptgruppen; warum gibt es diese Einteilung?
– Bindungsverhalten von Atomen: Polare, Kovalente und Ionenbindung, Elektronegativität
Spezifische Stoffeigenschaften
Schmelz- und Erstarrungstemperatur
Siede- und Kondensationstemperatur
Sublimations- und Resublimationstemperatur
Spezifische Stoffeigenschaften
Viskosität (Zähflüssigkeit)
Dichte
Absorptions- und Emissionsspektren
Brechungsindex von Flüssigkeiten
Zur Erinnerung:
Definition Dichte
Die Dichte 𝜌 (ausgesprochen: rho) ist definiert als Quotient von Masse (m) und Volumen (V):
𝜌 = 𝑚 𝑉
Die übliche Einheit ist 𝑚𝑘𝑔3 oder 𝑔𝑙
Illustration Dichte
Eisberg, ca. 90% befinden sich unter Wasser
Dichte von Eis bei 0 °C: ρ = 0,917 g/cm3
Dichte von Wasser bei 4 °C: ρ = 1 g/cm3
Der Eisberg schwimmt.Aufgaben
1. Welches Volumen nehmen 600g einer konzentrierten wässerigen Ammoniaklösung ein (ρ = 0,880 g/mL)?
2. Welche Masse hat eine Schwefelsäure-Portion mit dem Volumen V = 450 mL und der Dichte ρ = 1,84 g/mL )
3. Ordnen Sie folgende Stoffe (ansteigend) nach ihrem Siedepunkt: Wasser, Natrium, Stickstoff, Methanol, Methan, Eisen, Ameisensäure, Quecksilber.
4. Beschreibe in eigenen Worten (evtl. mit Hilfe des Videos), wie Viskosität und Dichte zusammenhängen.
Atombau und Elementarteilchen
Isotope
Atommasse und Stoffmenge
Absolute Masse: 11𝐻(Atom) = 1,66 ∙ 10−24 g
Relative Masse: 126𝐶 ≡ 12,000 𝑔/𝑚𝑜𝑙 (Definition)
Isotopenhäufigkeit: 1735𝐶𝑙 75 % 𝐶𝑙 25 % 1737
Atommasse: 𝐴 𝑋 = 𝐻ä𝑢𝑓𝑖𝑔𝑘𝑒𝑖𝑡 𝑖𝑛 % ∙𝑀𝑎𝑠𝑠𝑒 𝑑𝑒𝑠 𝐼𝑠𝑜𝑡𝑜𝑝𝑠 100
Stoffmenge [mol]: 12 ∙1,66 ∙ 1012,000 𝑔−24 𝑔 = 1,66 ∙ 101 −24 = 6,02 ∙ 1023 𝐴𝑡𝑜𝑚𝑒 = 𝑁𝐴
Atommasse und Stoffmenge
Stoffmenge [mol]: 12 ∙1,66 ∙ 1012,000 𝑔−24 𝑔 = 1,66 ∙ 101 −24 = 6,02 ∙ 1023 𝐴𝑡𝑜𝑚𝑒 = 𝑁𝐴
→ 1 mol eines Stoffs enthält 6,02 ∙ 1023 Atome
→ 1 mol eines Elements entspricht der relativen Atommasse in Gramm.
Beispielrechnung
Wie viel Gramm wiegen zwei Mol Kohlenstoff?
1. Relative Masse von Kohlenstoff: 12,000 𝑔 𝑚𝑜𝑙
2. Gegebene Stoffmenge: 2 mol
3. 12,000 𝑚𝑜𝑙𝑔 ∙ 2 𝑚𝑜𝑙 = 24𝑔 ∙ 𝑚𝑜𝑙𝑚𝑜𝑙 = 24 𝑔
Aufgaben
1. Wie viel Gramm wiegen 50 Mol ?
2. Wie viel Mol entsprechen 450 g Schwefelsäure ? (Relative Atommasse: H: 1,006 g/mol, S = 32,06 g/mol, O = 15,99 g/mol ?
3. Welche der folgenden Aussage(n) ist/sind korrekt ?
1. Isotope eines Elements unterscheiden sich immer in ihrer Massenzahl,
2. Isotope (eines Elements) können sich auch in der Ordnungszahl unterscheiden, 3. Die Massenzahl ist die Summe der Protonen- und Elektronenzahl,
4. Die Massenzahl ist die Summe der Protonen- und Neutronenzahl.
17 35Cl
Atombau, Quantenzahlen, Periodensystem
Bahnmodell nach Bohr
Verschiedene Atome im Bahnmodell
1 1
H
1 2
H
1 3
H
Wasserstoffatom
Tritium
Deuterium (D)
Valenzelektronen und Atomeigenschaften
Valenzelektronen (Außenelektronen): Elektronen in der äußersten Schale (bzw. äußersten Orbitalen)
Beteiligen sich an Bindungen
Bestimmen zu einem großen Teil die Eigenschaften und Reaktionsverhalten eines Stoffes
Beispiel: Alkalimetalle
Lithium Natrium Kalium
Gemeinsamkeit: 1 Valenzelektron in der äußersten Schale
Auswertung
Ähnliches (Reaktions-)Verhalten bei allen fünf Elementen
→ Elemente einer Hauptgruppe besitzen ähnliche Eigenschaften
→ Innerhalb einer Hauptgruppe werden diese Eigenschaften stärker oder schwächer
Reaktionsverhalten & Edelgaskonfiguration
Elemente streben nach abgeschlossenen - das heißt vollen oder leeren - Schalen, der sogenannten Edelgaskonfiguration
Elemente mit Edelgaskonfiguration sind besonders stabil (bspw.
sind Helium, Argon etc. nicht brennbar)
Durch das Streben nach Edelgaskonfiguration können Reaktionen vorhergesagt werden.
Beispiel
Reaktion von Natrium (1 Valenzelektron) mit Chlor (7 Valenzelektronen)
– Na → Na+ + 1 e- | Cl + 1 e- → Cl- – Gesamtreaktion: Na + Cl → NaCl
Reaktion von Magnesium (2 Valenzelektronen) mit Chlor (7 Valenzelektronen)
– Mg → Mg2+ + 2 e- | Cl + 1 e- → Cl- ∙ 2 – Gesamtreaktion: Mg + 2 Cl → MgCl2
WH: Wie werden Orbitale besetzt?
Elektronenkonfiguration Natrium:
1s² 2s² 2p
63s
1↑↓
↑↓ ↑↓ ↑↓ ↑↓
↑
WH: Aufgaben
Elektronenkonfiguration Natrium: 1s² 2s² 2p
63s
1
Weitere Beispiele: Lithium (
3Li), Kohlenstoff (
6C),
Sauerstoff (
8O), Neon (
10Ne), Eisen (
26Fe)
Lösung
Lithium (
37Li ): 1s
22s
1
Kohlenstoff (
126C ): 1s
22s
22p
2
Sauerstoff (
168O ): 1s
22s
22p
4
Neon (
1020Ne ): 1s
22s
22p
6
Eisen (
2656Fe ): 1s
22s
22p
63s
23p
64s
23d
6Zum Üben: Weitere Beispiele
Beispiele:
H (Z=1): 1s1 He (Z=2): 1s2
C (Z=6): 1s2 2s2 2p2 O (Z=8): 1s2 2s2 2p4 Ne (Z=10): 1s2 2s2 2p6 Na (Z=11): 1s2 2s2 2p6 3s1 Al (Z=13): 1s2 2s2 2p6 3s2 3p1 K (Z=19): 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s1
Ti (Z=22): 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s2 3d2
Schreibweise
Abkürzung bzw. Vereinfachung möglich durch Verwendung des letzten Edelgases.
– Ne (Z=10): 1s2 2s2 2p6
– Na (Z=11): 1s2 2s2 2p6 3s1 oder [Ne] 3s1 – Mg (Z=12): 1s2 2s2 2p6 3s2 oder [Ne] 3s2
– Ar (Z=18): 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 oder [Ne] 3s2 3p6 – K (Z=19): 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s1 oder [Ar] 4s1
Periodensystem – Haupt- und Nebengruppen
Hauptgruppen
Hauptgruppe Außenelektronen Bezeichnung
1. 1 Alkalimetalle
2. 2 Erdalkalimetalle
3. 3 Aluminium-Gruppe
4. 4 Kohlenstoff-/Silicium-Gruppe
5 5 Stickstoff-/Phosphor-Gruppe
6 6 Sauerstoff-/Schwefel-Gruppe („Erzbildner“)
7 7 Halogene („Salzbildner“)
8 8 Edelgase
Ionen, Ionisierung
Ionen: Elektrisch geladene Atome oder Moleküle
Ein oder mehrere Elektronen entfernt: Kationen
– Beispiele: Na+, Ca2+
Ein oder mehrere Elektronen hinzugefügt: Anionen
– Beispiele: Cl- , SO44-
Die chemische Bindung
Die chemische Bindung
Elektrostatische Wechselwirkungen zwischen Atomen
Bindungen mit geeigneten Partnern günstiger, stabiler
– Erinnerung: Streben nach Edelgaskonfiguration. Elemente streben bei der Bildung chemischer Bindungen danach, in ihrer äußeren Schale eine Edelgaselektronenkonfiguration zu erreichen
(Oktettregel).
4 Arten chemischer Bindungen (
Kovalente Bindungen,Ionenbindungen, Metallische Bindungen, Schwache Bindungen)
Kovalente Bindung
Atome „teilen“ sich Valenzelektronen
Orbitale überlappen, Valenzelektronen befinden sich zwischen den beiden Kernen
Einzel-, Doppel-, Dreifach-
bindungen möglich – abhängig von der Oktettregel
Kovalente Bindung
Beispiel: Chlor besitzt 7 Valenzelektronen und fehlt eines für die Edelgaskonfiguration. Daher teilen sich zwei Chloratome ein Elektronenpaar.
Beide Atome besitzen somit Edelgaskonfiguration.
Aufgaben
Warum kommt Brom in Reinform nur molekular vor (als Br2 d.h.
als Molekül aus zwei Bromatomen)?
Wasserstoff und Lithium besitzen beide ein Valenzelektron.
Kommen sie ebenfalls molekular vor?
Sauerstoff kommt ebenfalls molekular vor – wie könnte das erklärt werden?
Elektronegativität
Bindungselektronen befinden sich bei identischen Atomen genau in der Mitte zwischen den Kernen
Bei verschiedenen Atomen verschiebt sich das bindende Elektronenpaar und das Ladungszentrum
Wer reagiert mit wem?
Element-Gruppe Elektronenübertragung
I Alkalimetalle Abgabe von 1 Elektron
II Erdalkalimetalle Abgabe von 2 Elektronen
III Aluminium-Gruppe Abgabe von 3 Elektron
VI Sauerstoff-Schwefel-Gruppe Aufnahme von 2 Elektronen
VII Halogene Aufnahme von 1 Elektron
Zusammenfassung: Kovalente Bindung
Atombindung (kovalente Bindung) entsteht durch Durchdringung der Valenzelektronenschalen
keine Elektronenübertragung !
es entstehen gemeinsame Elektronenpaare (Bindungselektronen)
Wechselwirkungsenergie (Bindungsenergie) entsteht durch Anziehung der Bindungselektronen durch beide Atomkerne
Atome sind durch mindestens ein Elektronenpaar miteinander verknüpft - Einfachbindung, es gibt auch Doppelbindungen, Dreifachbindungen
Elektronegativität
Elektronegativität
Die Anziehungskraft der Kerne resultiert aus dem Verhältnis von Kernladung und Atomradius
Elektronegativität ist die Fähigkeit eines Atoms, die bindenden Elektronenpaare an sich zu ziehen
Je unterschiedlicher die Elektronegativität, desto näher befindet sich das bindende Elektronenpaar am elektronegativeren Kern
Elektronegativität
Relativ hohe Kernladung und kleiner Atomradius Hohe Elektronegativität.
– Beispiel: Fluor. Zwei Schalen, 9 Atome. Elektronegativität: 4,17 (Maximum)
Relativ geringe Kernladung und großer Atomradius Geringe Elektronegativität.
– Beispiel: Natrium. Drei Schalen, 11 Atome. Elektronegativität: 1,01
Elektronegativität
Elektronegativität nimmt innerhalb einer Periode zu (gleicher Atomradius, Kernladung nimmt zu)
Elektronegativität nimmt innerhalb einer Hauptgruppe ab (größerer Einfluss des Atomradius)
Elektronegativität - Ladungsverteilung
Verschiebung des bindenden Elektronenpaars sorgt für unterschiedliche Ladungs- schwerpunkte. Diese werden Partialladungen genannt, sind jedoch keine Ionenladungen!
Aufgaben:
Welches Element besitzen eine größere Elektronegativität und warum?
– Kohlenstoff (C) oder Silicium (Si) – Stickstoff (N) oder Sauerstoff (O)?
Warum haben Edelgase
keinen Elektronegativitätswert?
Ionenbindungen
Kovalente Bindungen zwischen Nichtmetallen –
Ionenbindungen oft zwischen Metallen und Nichtmetallen.
Übergang zwischen kovalenter und Ionenbindung:
Ionenbindungen
Elektronegativitätsdifferenz (=D EN) entscheidend:
D EN: 0 – 0,4: kovalent (bindendes Elektronenpaar relativ mittig)
D EN: 0,5 – 1,6: polar (bindendes Elektronenpaar stark zu einer Seite verschoben)
D EN: ab 1,7: ionisch (Elektron komplett übertragen, Anziehung zweier Ionen im Gitter)
Ionenbindung
Typisches Beispiel: NaCl (Kochsalz)
Wechselwirkungsenergie (Gitterenergie kommt durch elektrostatische
Anziehungskräfte zustande
Voraussetzung:
Elektronenübertragung
Aufgaben:
Welche Bindungstypen liegen vor?
– Natriumchlorid (NaCl) – Schwefelwasserstoff (H2S) – Fluorwasserstoff (HF)
– Kupfersulfid (CuS) – Methan (CH4)
Nomenklatur
Aufgaben
1: Benennt folgende Verbindungen und ergänzt die Indizes:
Ca F Al Cl Zn S K SO4 Cs O Mg O
2) In der Anzahl welcher Elementarteilchen stimmen alle Ionen mit den Atomen überein, aus denen sie entstanden sind ?
3) Welche Eigenschaft ist für die Unterteilung in Kationen und Anionen entscheidend ?
Aufgaben
5. Gib an, welche Formel die folgenden Stoffe haben und aus welchen kleinsten Bausteinen sie aufgebaut sind:
a) Kaliumiodid b) Schwefelwasserstoff, c) Aluminium d) Brom.
6. Gib die Gleichung für die Reaktion der Elemente Wasserstoff und Brom an. Wie heißt das Reaktionsprodukt ? Welche Art der chemischen Bindung liegt vor ?
Schwache Bindungen
Wasserstoffbrückenbindungen
– Elektrostatische Anziehungskräfte zwischen Wasserstoffatomen und einem stark elektronegativen Atom (Sauerstoff, Fluor, Schwefel)
Van-Der-Waals-Kräfte
Spontane Verschiebung von Ladungsschwerpunkten
Folge: Schwache Dipole zwischen kovalenten Bindungen
Häufig zu finden bei großen, unpolaren Molekülen, bspw. bei langen Kohlenstoffketten (Öle, Fette etc.)