An g st essen F rei h ei t a u f:
Kon trol l wa h n i n a n a rch i s- ti sch er Th eori e & P ra xi s
D rau ß en in der re alen G e sellsch aft fü rchten alle , zu m inde st alle , die et - was zu verlieren h ab en (o der das glaub en) , die H errsch aftsfreih eit. Wer garantiert P rivilegien , Reichtu m u nd m eh r ? Anarchie ist das Angstwo rt schle chthin fü r (fast) alle M o narchistInn en , D em o kratInnen , K ap ita - listInnen , M arxistInnen u sw. Sie zerm artern ih r G eh irn m it im m er neu en Ü b erlegu ngen , w er w ie die Welt regieren so ll − ab er au f keinen Fall darf m ensch den M ensch en die G e staltu ng der G e sellsch aft selb st üb erlassen .
Was ab er ist m it den AnarchistInnen selb st? Sie lehn en do ch j e den Ü b erb au ab − u nd dam it eigentlich au ch die externe Ab sich eru ng der Verh ältnisse . D o ch b em erkensw erterw eise sieht e s b ei ih nen kau m an - ders au s: Fü rchten Anarch istInnen die An arch ie ?
An arch @ s fü r Kon trol l e
D ie Angst u m Ko ntro llverlu st ist eine s der ab su rde sten Ph äno m ene anarchistisch er D eb atte u nd O rganisieru ng. D as erstau nt, denn eigent - lich ist Anarchie j a gerade die Ide e de s Verzichts au f Instanzen , die das Richtige du rch setzen u n d , h errsch aftsan alytisch no ch b e deutender, erst einm al „ richtig“ u nd „ falsch “ (b zw. gut - b ö se , wahr - u nwahr, n o rm al - verrü ckt, ge su nd - krank) definieren . Nu n ist, das sei zu gegeb en , der Kop f eine s/r du rch sch nittlich en M itteleu ro p äerIn vo ll vo n eingetrich - terten D eu tu ngen u nd B ew ertu ngen , nach denen M ensch en ego istisch seien u nd die ser Ego ism u s aso ziale s Verh alten fö rdere , dass der Staat als O rganisato r ge sellsch aftlich en Leb ens u nersetzlich sei, dass e s M en - sch en gäb e , die geb ändigt w erden m ü ssten zu m Wohle aller u sw. D a w ird e s zu m ku ltu rellen P roblem , sich eine Welt o der au ch nu r einen ge sellsch aftlich en Sub rau m vo rzu stellen , in dem das M itein ander der M en sch en einfach frei au sgeh andelt w ird − o hne S anktio n sm ittel, Ko ntro llre chte in der H interh an d o der irgen dw elch e vergleichb aren S ich eru ngsm e ch anism en . D as wäre ein ku ltu relle s G egenp ro gram m , spü rb ar au ch in j e der/m selb st. D enn ko n se qu ent ist H errsch aftsfreih eit nu r, w enn e s kein M ittel der Sanktio nieru ng vo n Abw eichu ngen gibt, so n dern im m er alle s der freien Vereinb aru ng freier M en sch en u nter - liegt. Wo im m er Zwangsm ittel blieb en , u m b e stim m te s Verh alten zu u nterb inden o der zu erzw ingen , wären die se m it P rivilegien verbu n - den , w er sie anw enden darf. D enn b ereits in ih rer Lo gik ste ckt, dass nicht j e deR Einzeln e selb st üb er die se verfü gt, so nst kö nnte au ch die zu sanktio nierende Perso n au f selb ige zu greifen . Etwas verste ckter liegen in der Ide e , Verh alten sanktio nieren zu kö nnen , w eitere H errsch afts - m u ster, z .B . die D efinitio nsgewalt, was erwü nschte s u n d u n erwü n sch - te s Verh alten üb erh au p t ist. S elb st in der h errsch aftsfö rm igen Welt h at sich das üb er die Jah rhu nderte ständig gewandelt, ist also o ffenb ar kei - ne ko nstante Grö ß e .
Sich ge danklich dazu du rch zu ringen , m it der H errsch aftsfreih eit au ch im m er den vo llstän digen Ko ntro llverlu st üb er ge sellsch aftlich e s G e - sch eh en zu m einen u n d Ko nflikte in h o rizo ntaler Ko m m u nikatio n au szu tragen , ab er niem als zu sanktio nieren , fällt o ffenb ar selb st den en schw er, die m it der Attitü de de s Anarchisch en ko kettieren . S ch nell ist die P aro le vo n B efreiu ng ge su ngen − u nd eb enso schnell erfolgt der Rü ckfall in klassisch e Ko ntro llm e ch anism en , w enn e s ins D etail geht.
Wu n dersch ö n h at eine Vielfach auto rin vo n au ch in anarchistisch en Kreisen verb reiteten Werken üb er verm eintlich alternative Ö ko n o - m ie ansätze u nd M itauto rin de s Ko m m u nebu ch e s die se ge danklich e P i - rou ette vo llzo gen . D ie glob alen P roblem e h ält sie fü r zu gro ß , u m sie allein m it kleinen Initiativen u nd P roj ekten zu b ekäm p fen , u nd wählt au sgere ch net den Staat, also die Täter glob aler Au sb eutu ng, als H o ff - nu ngsträger au s.
Au s E l isabeth Voß : „E rm u tigu n g zu r U m setzu n g Sol ida risch er Ökon om ien“, in : Con traste 1 /2011 (S. 1 2)
M o derato r ? Ein däm m u ng der Intere ssen de s K ap itals ? D ie se N aivität, Au sblendu ng vo n H errsch aftslo giken u nd akzep tieren de N äh e zu m M achtko lo ss Staat ist gep aart m it einem H ass gegen alle s antistaatlich e
− Vo ß m ö chte sich lieb er „nicht vo rstellen , was b ei einem p lö tzlich en Wegfall staatlich er Stru ktu ren an Leb ensu n sich erh eit u nd Re cht de s Stärkeren au sb re ch en wü rde “. D ie B reite der Au sblendu ngen so lch er Ü b erlegu ngen ist b e achtlich . G anz o ffensichtlich w ird m it der Angst ge - arb eitet, also genau der üblich en Keule gegen H errsch aftsfreih eit (m eist dann in p o lem isch er Ab sicht als „ C h ao s“ o der eb en „An arch ie “ b e - zeichn et) . D ann w ird , so lässt sich die B eh au p tu ng üb er Leb en su nsi - ch erh eit u nd „Re cht de s Stärkeren “ au ch le sen , die B eh au p tu ng au fge - stellt, dass so lch e s vo r dem Wegfall der staatlich en Struktu ren , also in der h eutigen Z eit, nicht b e steh en wü rde − w elch ab su rde Au sfüh ru ng, dass im re alen K ap italism u s Leb en su nsich erh eit u nd Re cht de s Stärke - ren o ffenb ar fehlen . S chließ lich verb reitet die Au to rin den Myth o s üb er die h ö h erw ertige H erku nft de s Re chts, w enn sie Staat u nd „ Re cht de s Stärkeren “ gegenüb erstellt. D o ch w er, w enn nicht der Stärkere , sch afft das Re cht? U nd ist nicht die Stärke de s Re chts, du rchge setzt üb er den Staat, nichts andere s als ein e Au sdru cksfo rm de s Re chts der Stärkeren ? Zu letzt w erden dann au ch n o ch die ge schichtlich en Erfahru ngen b ei au genblicklich em Wegfall de s Staate s üb ergangen . S elb st in der jü nge - ren G e sch ichte ist m it der Republik S chwarzenb erg ein B eisp iel gege -
b en − verschw iegen im S chul - G e schichtsu nterricht w ie vo n der Auto - rin verm eintlich er ge sellsch aftlich er Alternativen .
An arch i sm u s von Pol i zei bi s Kn ast
O ffenb ar trau en An arch istInnen ih ren eigen en Ide en nicht. Gilt Anar - chie nu r fü r S ch ö nw etterp h asen , also w enn sich alle lieb h ab en ? M u ss dann die Keu le h er, w enn das nicht klap p t − sei e s in Fo rm vo n dem o - kratisch er Entsch eidu ngskultu r o der als anarch istisch e Po lizeitru p p en ? Wer ab er h at o der ist die se , so lange sich alle lieb h ab en ? D as bleibt zwar o ft verb o rgen , b e einflu sst ab er j e de Ko m m u nikatio n du rch die O p tio n , j e den Streit im Falle de s Falle s au ch anders entsch eiden zu kö nnen ?
Pol izei u n d Ü berwa ch u n g
„Was ist ab er, w enn . . . ? “ ist eine b eliebte Frage , w enn e s u m das E nde vo n Au to rität geht. M ensch en sind vo llgepu m p t m it Ängsten . E s h errscht eine u m fassende Angstkultu r, denn Angst ist eine w e sentlich e Legitim atio n der Au to rität, die sich dann als S chutzp atro n der Ängst - lich en inszenieren kann . Wenn den M ensch en klar wü rde , dass G ewalt u nd Krim inalität vo r allem au s dem eigen en B ekanntenkreis h erau s ge sch eh en , dass Arm u t keine Fo lge fehlender Re ssou rcen ist, so ndern gezielter Verteilu ng zu S ch affu ng p ro fitabler M ängel − b e stän de dann nicht die G efah r, dass die Legitim atio n der Au to rität dah in wäre ? Also w ird Angst ge schü rt. In der Fo lge wü nsch en sich viele Verängstigte dann einen S chu tz h erb ei − u nd sch o n dient sich derj enige als S chutz an , der eb en no ch die Angst selb st ge schü rt h at.
An arch istInnen sch ein en davo n nicht frei zu sein . In ihren Verö ffent - lichu ngen blenden sie so lch e Th em en au s o der verfallen selb st in die Ide e , die u nerwü nschte Abw eichu ng m it auto ritärer G ewalt zu b e - käm p fen .
Au s D arwin D a n te (1 993): „5-Stu n den sin d gen u g“, Man n eck Main h atten Verl a g in F ra n kfu rt
Au s Can tzen , Rol f (1 995): „Wen iger Staa t − m eh r Gesel l sch aft“, Trotzdem -Verl ag in Grafen a u (S. 28)
W ie so lch e G e dankenw elten sich in der P raxis au sw irken wü rden , ist schw er ab zu sch ätzen , denn anarch istisch e Entwü rfe sind w eit w eg da - vo n , W irklichkeit zu w erden . S elb st in kleinen Sub räu m en u nd O rgani - sieru ngen , in den en an arch istisch o rientierte M ensch en zu sam m en - ko m m en , b e steht kau m N eigu ng, die eigen en Ide e einm al au szup ro - b ieren . M eist üb erw iegen dem o kratisch e Struktu ren m it etwas flach e - ren H ierarch ien als in der u m geb enden G e sellsch aft − was ange sichts der h o h en kultu rellen Äh nlichkeit der do rt au feinander treffen den Per - so nen ab er au ch nicht b e so nders schw er ist. In einigen Fällen sin d die H ierarch ien im Vergleich zu r U mw elt ab er so gar ge steigert − näm lich w enn e s u m p o litisch e D o m inanz geht. D ie Au ssicht au f M e dienp rä - senz, Re dezeit au f Ku ndgebu ngen o der Sp endengelder ru ft regelm äß ig sch arfe H egem o nialkäm p fe h ervo r.
I n tern e Kon trol l e
Ein drastisch e s B eisp iel, w ie sch nell die S ch ö nw etterlage innerh alb vo n G ru p p en in o ffene Au to rität u m schlagen kann , zeigte das antirassisti - sch e C am p 2 0 0 4 in Jena. Eingangsko ntrollen u nd endlo se Plena deu te - ten b ereits an , dass h ier „Vertrau en ist gut, Ko ntro lle ist b e sser “ h errschte . D er H öh epu nkt war dann eine C am p p olizei, die das Re cht h atte , Perso nen , denen Vo rwü rfe u nerwü nschten Verh altens gem acht wu rden , „ fe stzu neh m en “ u nd in einem da -
fü r b ereitgeh alten en Z elt „ einzu sp erren “, b is sich die Lage geklärt h atte (was dann no ch ein seltsam e s, bü rgerlich e s Verständ - nis vo n Wahrh eitsfindu ng zeigte) .
Stra fen , Ü berwach en , Rech t u n d Gerich te
D ie Lo gik vo n Ko ntro lle , Wahrh eitsfindu ng u nd Strafe w ird selb st in den ro m anh aften U to p ien der An arch istInnen selten verwo rfen . O b - wo hl die Auto rInnen h ier vo m H ickh ack de s Alltag freier sin d , ringen sie sich nicht zu Entwü rfen du rch , die die bü rgerlich - re chtsstaatlich e G e dankenw elt hinter sich lassen . O ffenb ar fehlt das Vertrau en in die Ko m m u nikatio n u nd die freie Vereinb aru ng. Wenn alle s gut läu ft, kö n - nen M ensch en sich m iteinan der einigen . Läu ft e s schle cht, m ischt sich die Auto rität ein − An arch ism u s w ird h ier zu m Plagiat dem o kratisch er, d .h . zu r Z eit re chtsstaatlich - kap italistisch er G e sellsch aft.
B eispiel Wikipedia:
www. p rojektwerksta tt.
de/h op petosse/
h iera rch N I E / offen erra u m . h tm l
#wikipedia
Au s Steh n , J an (1 995): „E in e Stru ktu r fü r die F reih eit“
Au s „U topie − ein Vorsch l a g“ der U top ie-AG/Gewa l tfreies Aktion s- bü n dn is H am bu rg (1 995)
S o lange die Ide e vo n S anktio n als Re aktio n au f u nerwü nschte s Verh al - ten existiert, w ird das re ale G e sch eh en m it dem Freih eitsansp ru ch ko l - lidieren . S anktio n , da ist die bü rgerlich e G e sellsch aft so gar ehrlich er, dient keiner Ko nfliktlö su ng u nd au ch nicht dem S chutz der B etro ffe - nen . Stattde ssen geht e s u m die „ S ich eru ng de s Re chtsfrie den s“, w ie e s das B u n de sverfassu ngsgericht als Ziel vo n Strafe b e schreibt (2 BvR 7 1 6/0 10) . Sanktio n so ll also der ab strakt - au to ritären O rdnu ng Akzep - tanz versch affen − ein u nm ittelb ar anti - anarchistisch e s Ziel. Fast b e - m itleidensw ert hilflo s ersch einen da Versu ch e , b ei gleich zeitiger B e - fü rwo rtu ng vo n Sanktio n die ser w enigstens das H ierarch isch e neh m en zu wo llen m it den B e sch ö nigu ngen , in ein er Räterepublik wären Rich - terInn en m it den Angeklagten irgendw ie „gleich “ o der die RichterInnen nu r freu n dlich e Ko nflikth elferInnen (klingt irgendw ie nach m o dernen Po lizeistrategien . . .) .
Au s Mü h sam , E rich (1 933): „D ie B efreiu n g der Gesel l sch aft vom Sta at“, N ach dru ck bei Syn dika t A1
0 www. bundesverfassungsgericht.de/entsch eidungen/rs200301 1 6_2bvr071 601 . htm l 1 www.anarch ism us.at/txt4/m ueh sam1 6. htm
Au s Steh n , Ja n (1 997): „Ma n ja n a . I deen fü r ein e an a rch istisch e Gesel l sch a ft“ (S. 7)
D ie au to ritäre Ide e de s Strafens u nd Au sschließ en s ist voll entfaltet:
Ü b eltäter sind obj ektiv au sm achb ar, „ gu t“ u nd „b ö se “, TäterIn u nd O p fer vo n einander trennb ar, Rach e u nd S anktio n treffen u nd schützen . S o verlau fen die D isku rse . O ffenb ar ist die Angst vo r b ö sen M en sch en ein starker Antrieb fü r die In stallatio n u nd Legitim atio n vo n M acht.
D ass exp lizit G ewaltfreie üb er D inge w ie „Ü b erwältigen u nd au f einer In sel au ssetzen “ nach denken , zeigt, w elch e M acht davo n au sgeht, in der K atego rie zu denken , dass „ die G e sellsch aft“ ge schützt w erden m ü s - se . D ie ge sam te Ide e vo n Em anzip atio n u n d Anarchie geht verlo ren , w enn sich die auto ritäre G ewalt au ch in anarch istisch en Entwü rfen ge - gen M en sch en richtet, u m das ab strakte G anze zu fö rdern . Au f der Stre - cke bleibt nicht nu r die Frage , w er das eigentlich ist: „ die G e sellsch aft“ ? P roblem atisch ist zu dem , dass die D efinitio nsm acht darüb er, was sch ädlich ist u nd was nicht, in den m eisten Texten ko m p lett au sgeblen - det bleibt. M o derne H errsch aftsanalysen m ü ssen ab er gerade so lch e verde ckten H errsch aftsm o m ente b enennen , denn do rt entsteht ein w e - sentlich er Teil der M achtp otentiale . G anz neb enb ei w ird n o ch ver - schw iegen , dass Existenz vo n Sanktio n sgewalt au f alle Situ atio nen im
Leb en w irkt. E s ist ein U ntersch ie d , ob ich in Ko op eratio nen , Ko m m u - nikatio n o der Ko nflikten m it an deren darau f h o ffen kann , eine h ö h ere G ewalt fü r m ich einsp ringen zu lassen o der nicht.
Was hier als U top ien angeb o ten w ird , ist nu r ein Abklatsch dem o krati - sch er Lo gik . 'Vo lk' u nd 'G e sellsch aft' w erden nicht als h an delnde s Sub - j ekt au fgelö st zu gu nsten der M ensch en u n d ih rer freien Zu sam m en - schlü sse , so ndern neu m it Leb en u nd H andlu ngsm acht erfüllt. D o ch Vo lk b zw. G e sellsch aft b e deutet keine B efreiu ng der Einzelnen , zu dem sind sie nicht die Su m m e der Vielen in deren U nterschie dlichkeit, so n - dern ab strakte Ko nstru kte , in denen p rivilegierte Einzelne o der Eliten definieren , was der G em einw ille ist. S ie kö nn en dam it ih re eigenen Intere ssen verkleistern u n d eigen e M einu ngen üb erh ö h en , indem sie disku rsiv die Wah rnehm u ng erzeu gen , dass sei j etzt irgendw ie gut fü r alle b zw. eine w ie au ch im m er definierte G e sam th eit.
Strafe u nd Verh altensko nditio nieru ng sin d gro ß e , blin de Fle cken au f der Landkarte de s Anarchism u s. Gleich e s gilt fü r die w enigen üb erlie - ferten Exp erim ente anarchistisch er G e sellsch aftso rganisieru ng. D er Verzicht au f Strafe u nd Sanktio n war, sow eit sich das üb erblicken lässt, nie dab ei.
E n tsch eiden u n d Verregel n
Abw e senh eit j eglich er H errsch aft − das so ll Anarchie sein . Eigentlich . D a Entsch eidu ngen u nd Regeln sch o n im Entsch eidu ngsp ro ze ss h o chver - m achtet sein kö nn en u nd sind , sp äte sten s ab er b ei der D u rch setzu ng sanktio nierender G ewalt m it p rivilegiert H andlu ngsb evo llm ächtigen b e dü rfen , m ü sste eine anarchisch e G e sellsch aft au f all das verzichten .
Au s ein em Text au f der I n tern etseite der basisdem okratisch en GWR2
D o ch o ffenb ar glaub en sich das die An arch istInnen selb st nicht. Statt ge danklich ko nse qu ent w eiterzu geh en u nd Ko nzep te , Exp erim ente
2 www.graswurzel . net/321 /regel n. shtm l An tifa sch istisch e Rep ression s-
befü rwortu n g: www.
projektwerksta tt.de/
an tirep ression / p ro_rep ression . h tm l Position en p ro Re- p ression − a u ch von l in ks:
www. projektwerksta tt.de/
zita te/z_p rorep ression . h tm l
o der U to p ien u nter Verzicht au f Regeln u n d Ko ntro lle sow ie ko llektive Entsch eidu ngen zu entw ickeln , verfallen sie kleinkräm erisch u nd m ut - lo s in die Ab fassu ng irgen dw elch er Entwü rfe fü r verm eintlich b e ssere Regeln u nd irgendw ie gute Exekutivo rgane .
Au s Steh n , Ja n (1 997): „Ma n ja n a “, a .a .O. (S. 6)
S elb st der Lo gik de s Re chts entzieh en sich Anarch istInnen nu r selten . E s stellt fü r sie o ffenb ar einen G aranten der Freih eit u n d nicht ein Instru - m ent der U nterdrü cku ng u nd N o rm ieru ng dar.
Au s „An arch ie − ein e E in fü h ru n g“ (F l yer oh n e Au torI n n en an ga be)
D o ch wo ko m m t das Re cht h er ? Wer m acht e s u nd w er setzt e s w ie du rch ? M anch e Re chtsgeleh rten der bü rgerlich en D em o kratie sind w ie der einm al eh rlich er. Gu stav Radb ru ch , ein er der b eiden w ich - tigsten deu tsch en Re chtsp hilo so p h en , sagt: „D ie Re chtso rdnu ng gilt, die sich faktisch W irksam keit zu sch affen verm ag . . . Wer Re cht du rchzu set - zen verm ag, b ew eist dam it, daß er Re cht zu setzen b eru fen ist.“ Re cht - setzu ng u nd Re chtsp re chu ng wären dem nach Akte der H errsch aft − u n d dam it u nvereinb ar m it der Ide e vo n Anarchie .
Ü b erseh en w ird zu dem , dass Regeln u nd Re cht im m er ko nservativ w ir - ken . G e setze u n d N o rm en fo rm en sich als Artikulatio n do m inanter ge - sellsch aftlich er Verh ältnisse , p rägen d du rch die Eliten , ab er m itu nter au ch als Ergeb nis so zialer K äm p fe . S o o der so stellen sie sch o n zu m Z eitpu nkt ih re s Gültigw erdens den W illensstand der Vergangenh eit an . D ann bleib en sie in Kraft, o ft Jah rhu nderte . D as aktu ell gelten de Straf - re cht im deu tsch sp rachigen Rau m ist üb erw iegend Jahrhu n derte alt, stam m t also zu gro ß en Teilen au s Kaisers Z eiten . S elb st viele P aragra - p h en , die u nter den N atio nalso zialisten ge sch affen wu rden , gelten b is
h eute − einschließlich der Re chtsvo rgab en du rch die Bu nde srichter, die üb er 1 9 45 hinau s ihr fasch istisch e s G e dankengut zu U rteilen sch m ie - den du rften , z .B . am Bu nde sgerichtsh o f. Em anzip atio n u nd H err - sch aftsfreih eit ab er lebt vo n der S elb stentfaltu ng der M ensch en − u nd die verträgt sich nicht m it einem derart stru ktu rko nservativen Elem ent.
Legitim ation von Ü berwa ch en u n d Strafen
N atü rlich fällt AnarchistInn en au ch selb st au f, dass Ko ntro lle u nd S anktio n m it ihren h eh ren Zielen der H errsch aftsfreih eit nu r schw er in Einklang zu b ringen sind . Statt ab er nu n das eigene Kö p fch en anzu - strengen u n d die gem ein sam e D eb atte anzu fach en , w ird die ser U m - stand verschleiert du rch hilflo se b is ab enteu erlich e Versu ch e , das H err - sch aftsfö rm ige zu legitim ieren , u m e s anarchie - ko m p atib el zu m a - ch en .
Au s Fotopou l os, Ta kis (2 003): „U m fa ssen de D em okratie“, Trotzdem in Gra fen au (S. 225)
N eh m en w ir die AnarchistInn en ab er andererseits au ch w ie der in S chu tz − o hn e inh altlich die Kritik zu relativieren : Sie sind n äm lich nicht allein . D ie Akzep tanz vo n Strafe u nd Ko ntro lle ist in p o litisch en B ew egu ngen in sge sam t w eit verb reitet. Statt vo n ein er Welt zu träu - m en , die vo n der G eiß el stän diger Verh altensno rm ieru ng b efreit ist, w erden im m er neu e Ko nzep te zu gu ten G e setzen , fairen G erichten o der hu m anitärer Kriegsfü hru ng verfasst.
Wirtsch aft kon trol l ieren
Was fü r die einzeln en M ensch en u nd ihr Verh alten gilt, w ird au ch au f das w irtsch aftlich e G e sch eh en angew endet: Ko ntro lle so ll e s b ringen . Vielleicht erzielt hier die verdreh ende P ro p aganda der freien (M arkt - ) W irtsch aft ih re üblen W irku ngen . D ie se h at m it Freih eit eigentlich w e - nig zu tu n . Ein erseits ist der „ freie “ M arkt selb st gewaltfö rm ig erzwu n - gen als w eitgeh end alternativlo ser O rt e s H an dels, andererseits ist er h o chverregelt. D ie ih m innewo h nenden Zwänge zu r P ro fitab ilität u nd ständiger Verw ertu ng sind keine N atu rge setze u nd au ch keine Folge w irtsch aftlich er Freih eit, so ndern entsteh en au s Regeln , die Eigentu m u nd Akku m ulatio n vo n K ap ital fö rdern u nd sich ern , wäh ren d sie S elb stb e stim m u ng u nd Sub sistenz au szu sch alten versu ch en .
D enno ch w ird die ser K ap italism u s m it all seinen Zwängen sow ie au s - gere ch net sein e extrem sten Fo rm en m it B egriffen w ie Freih eit o der, ge - wählter au sge drü ckt, Lib eralism u s ge schm ü ckt.
D ie se s du rch die M eth o den u nd Fo lgen der so genannten „ freien M arkt - w irtsch aft“ verschlissene Im age der Ide e vo n Freih eit m ag seinen Teil dazu b eitragen , dass G egnerInnen de s K ap italism u s, zu denen au ch die m eisten AnarchistInnen geh ö ren dü rften , nicht wagen , fü r eine zu - kü nftige W irtsch aft au sgere chn et die Ide e der Freih eit vo rzu schlagen . Tu n sie e s do ch , so ist m itu nter zu erkennen , dass e s w ie der nu r u m die Freih eit zu m eh r U m satz o der G ew inn geht (z .B . in Ko nzep ten de s m an chm al als anarchistisch b ezeich neten Ex - Finanzch efs der M ü n - ch en er Räterepublik, S ilvio G e sell) .
D ie m eisten sind du rch einen Im puls getrieb en , der sich selb st als dere - gu liert in szenierenden M arktw irtsch aft ein M o dell der Ko ntro lle u nd Regulatio n entgegen zu stellen . D am it ab er fallen sie nicht nu r n aiv au f den P ro p agandatrick der eiskalt staatlich e G ewalt b is hin zu E rob e - ru ngskriegen fü r ih re „freie M arktw irtsch aft“ ein setzenden K ap italis - m u s - Eliten h erein . S o ndern sie verfallen w ie der in das D ilem m a, selb st die N o rm ieru ng ge sellsch aftlich er Aktivität zu fo rdern u nd dam it H err - sch aftsstru ktu ren zu legitim ieren . D er Fehler au s der Ko ntro lle vo n Verh alten sw eise u nd dam it einh ergeh ender Legitim ieru ng vo n Strafe u n d Ü b erwachu ng w ie derh o lt sich .
Verbu nden ist das, w ie b ei anderen Vo rschlägen fü r Ko ntro lle u nd Sanktio n , m it der H o ffnu ng au f m ehr G ere chtigkeit − w ie o hneh in der B egriff der G ere chtigkeit im m er w ie der als Legitim atio n h errsch afts - fö rm iger Eingriffe in die S elb sto rganisieru ng der M en sch en dient. B ei ö ko no m isch en Fragen do m iniert die Frage der gere chten Verteilu ng vo n Gütern − im G egensatz zu r S elb stb e stim m u ng. D ab ei w ird üb erse - h en , dass Institutio nen , die die M acht h ab en , etwas gere cht zu verteilen , dam it au ch die M acht h ab en , e s u ngere cht zu verteilen . E s ist im m er die selb e M acht, die etwas so o der so regeln kann . Einzige Altern ative ist die Ü b erw indu ng p rivilegierter M acht zu gu nsten de s freien Au sh and - lu ngsp ro ze sse s gleichb ere chtigter M ensch en u nd ihrer freien Zu sam - m enschlü sse .
Au s Al bert, Mich a el (2006), „Pa recon“, Trotzdem Verl a g Gra fen a u
Au s Jörg H u ffsch m id, „Gl oba l isierte F in a n zm ä rkte“ in : Ch ristin e B u ch h ol z u.a. , 2002, „H an dbu ch fü r Gl obal isieru n gskritiker“, KiWi in Köl n (S. 64 f. )
D er Lo gik, dass W irtsch aft ko ntro llierb ar sein m u ss, fo lgen dann au ch p assen de B egrü ndu ngen fü r die Ablehnu ng vo n G ro ßte ch no lo gie . D ie se ist nicht p roblem atisch , w eil sie einerseits der erzwu ngen en Zu arb eit vo n vielen M ensch en b e darf u nd an dererseits die Folgen an deren ge - nau so u ngefragt au ferlegt, so ndern die fehlende Ko ntrolle au fgru nd z .B . fehlenden W issens der allgem einen B evö lkeru ng so ll dazu fü hren , dass so lch e Vo rh ab en . . . tj a, was eigentlich , verb oten w erden ?
Au s Ca n tzen , Rol f (1 995): „Wen iger Sta at − m eh r Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl a g in Gra fen au (S. 43)
Au toritä re oder m arktwirtsch aftl ich e Ökol ogiekon zepte bei An arch @ s
Vo rschläge fü r anarch istisch e G e sellsch aften o der ro m anh afte U to p ien entw ickeln eigene Vo rschläge fü r ein e verm eintlich andere u nd b e ssere Art de s W irtsch aftens. Im Vo rdergru nd steh en Ko ntro lle u nd starre Re - geln .
Au s Steh n , J an (1 997): „Man jan a “, a.a.O.
Ro lf C antzen h atte in „Weniger Staat − m ehr G e sellsch aft“ (S . 2 4 0) im - m erh in gewarnt, dass „lib ertäre Persp ektiven au s dem Anarch ism u s“
eigentlich b ew irken so llten , „ daß b ei no tw endigen ö ko lo gisch en M aß - nah m en nicht analo g der h eutigen ö ko no m istisch en O rientieru ngen das Ziel der p o litisch - so zialen Em anzip atio n verge ssen w ird o der daß die Ö ko lo gie zu r Legitim atio nside o lo gie etatistisch - auto ritärer H err - sch aft verko m m t.“ D enn h ier gilt w ie der: D ie gleich e M acht, die ein e re ssou rcensch o nende Nutzu ng der U mw elt du rch setzen kann , h at au ch die M acht, die Au sb eutu ng zu o rganisieren . U mw eltzerstö ru ng ist vo r allem eine Fo lge der Fähigkeit, Land , Re ssou rcen u nd die negativen Au sw irku ngen ih rer Nutzu ng u ngleich verteilen zu kö nnen . H err - sch aftsan alytisch ist das ab er gen au die gleich e Kraft, die angeru fen w ird , w enn U mw eltschutz „vo n ob en “ o rganisiert w erden so ll.
D er Vol l stän digkeit h al ber erwäh n t:
An a rch o-Ka pita l ism u s
D er ziem lich ab su rden Ide e , dass „ freie M arktw irtsch aft“ nicht nu r p ro - p agandistisch , so n dern au ch tatsächlich etwas m it Freih eit zu tu n h ätte , frö nen kleine , vo r allem publizistisch aktive Kreise m it ein er Steige - ru ng. S ie b eh au p ten , dass ein Wegfallen aller Regulieru ngen der W irt - sch aft zu einer kap italistisch en Fo rm der An arch ie fü hren wü rde − u nd fin den das gut. Als Verfe chterInnen so lch er Ide en treten z .B . etlich e eh em alige Ö ko -Jou rn alisten au f, z .B .
Ex - N atu r - C h efre daktio n D irk M axei - ner u nd der H R - U mw eltre dakteu r u nd Bu ch auto r M ich ael M iersch ,3 eb enso der Grü nder der „ Ö ko lo gisch en B rie - fe “, E dgar L . G ärtner,4 ab er au ch Teile der Freiw irtsch aftsszene5 o der einige e so terisch o rientierte AnarchistInn en .6
3 www. m axeiner-m iersch .de 4 www.gaertner-onl ine.de
5 www. projektwerkstatt.de/aes/freiwirtsch aft. htm l 6 www. projektwerkstatt.de/aes/rechts_oeko. htm l
Seite zu P rota gon istI n n en gegen U mwel tsch u tz: www.
projektwerksta tt.
de/aes/gegen _ oeko. h tm l
Speziel l im B ereich Agro- gen tech n ik: www.
projektwerksta tt.de/gen / fil z_l obby. h tm #jou rn i
Spätesten s i n der Kri se:
D em okrati si eru n g von E n tsch ei du n gsprozessen
S o w ie das Vertrau en in ein e Welt o hn e Ko ntro llstruktu ren nicht lange reich e , sch eint au ch die Vo rstellu ng, eine G e sellsch aft o hn e allgem ein - verb in dlich e B e schlü sse u nd Regelu ngen zu o rganisieren , eh er U n - wo hlsein au szu lö sen . M ensch m u ss sich o ffenb ar an etwas Fe ste s klam m ern . D as typ isch M enschlich e , in „Freie M ensch en in Freien Ver - einb aru ngen “ als Lo sgelö stsein vo n b inden den Vo rgab en b e schrieb en , füh rt zu r S eh nsu cht n ach n eu em H alt. D ie ser so ll in Fo rm verb indlich er u nd allgem ein er Regeln ge sch affen w erden . D a die se ab er nu r Sinn m ach en , w enn sie au ch du rch setzb ar sin d , sch affen An arch istInnen selb st die Legitim atio nsgru ndlage zu m inde st fü r eine Teilstaatlichkeit, die − p o sitiv au sge drü ckt − fü r G ere chtigkeit u n d G ewaltlo sigkeit so rgt, dam it ab er au s Ko ntro llm acht u nd G ewaltm o no p o l b e steht.
D ie se u ntrennb are Ko p p lu ng vo n allgem eingültigen B e schlü ssen u nd Regeln m it der N o tw endigkeit vo n Du rch setzu ngso rgan en fü hrt b ereits zu einem u nüb erw indb aren G egensatz zw isch en u niversell gü ltigen N o rm en u nd Anarch ie . In der P raxis zeigen sich w eitere P roblem e , w ie denn E ntsch eidu ngen , die fü r alle o der eine b e stim m te Gru p p e gelten so llen , gefällt w erden so llen . M angels anarchistisch er Fo rm en (die lo - gisch erw eise fehlen , w enn das Fällen allgem ein er B e schlü sse b ereits als so lch e s nicht m it anarch isch en Ide en verb in db ar ist) leih en viele Anar - chistInnen , die solch e B e schlü sse wo llen , ihre Instru m entarien au s der D em o kratie − verbu nden m it zahlreich en Versu ch en , b e stim m te Fo r - m en der D em o kratie als m it der Anarch ie verb indb ar o der − w ie die B asisdem o kratie − so gar zu r gelebten Anarchie selb st zu verklären .
Au s Ch om sky, N oa m (2004): „E in e An a tom ie der Ma ch t“, E u rop a Ver- l ag in H a m bu rg (S. 253)
Au s Fotopou l os, Ta kis (2003), a .a .O.
(S. 225)
D as G e sam tb ild anarchistisch er U to p ien ist in die ser H in sicht fatal:
D ie ganze Welt w ird letztlich in auto ritären U to p ien darge stellt, w eil der M ut fehlt, den G e danken feh - lender Ko ntro lle u nd S anktio n w eiterzu denken . Au snah m en , etwa b o lo 'b o lo , b e stätigen die Regel.
Sieh e au ch da s Kap itel zu An a rch istI n n en p ro D em okra tie D em okratiekritik: www.
dem okra tie-total .de.vu m it Texten zu m „Fa n cl u b der D em okratie“, Forderu n g n a ch wel tweiter u n d im m er m eh r D em okra tie Th esen p ap ier zu An a rch ie u n d B asisdem okratie: www.
p rojektwerkstatt.de/ovu/
down l oad/a n arch ie_
ba sisdem okra tie. pdf
Au s Gordon , U ri (201 0): „H ier u n d jetzt“, N a u til u s in H am bu rg (S. 73)
N ai ves Mach tverstän dn i s:
H i erarch i en sch ön geredet
G ru nd fü r die h o h e Akzep tanz m achtfö rm iger G e sellsch aftsge staltu ng ist nicht nu r der M angel an M ut, das o ffene , ko m m u nikative u nd u n - sich ere Terrain freier Vereinb aru ng ge danklich zu b etreten u n d statt - de ssen einen Flu chtpu nkt au f dem sch einb ar fe steren B o den geregelter Verh ältnisse zu su ch en . S o n dern er entsp ringt au ch der fehlenden Inten sität vo n H errsch aftsanalyse u nd - kritik .
Text a u f www.a n arch ism u s.at7
Au s: Wil k, Mich ael (1 999): „Mach t, H errsch a ft, E m a n zip ation“, Trotzdem Verl a g in Gra fen au (S. 1 5)
Avan tgarde u n d E l ite
D er Th e o riem angel w irkt sich au ch au f die E instellu ng zu Auto ritäten au s. B eruh en deren M acht nicht au f klar erkennb aren H ierarch ien o der P rivilegien , so sch eint fü r viele An arch istInnen die H errsch aftsfreih eit b ereits vollendet. In alten Texten m ag das entschu ldb ar sein ange sichts de s dam als no ch w enig verb reiteten W issens üb er info rm elle u nd dis - ku rsive M achtgefälle .
Au s Mü h sa m , E rich (1 933): „D ie B efreiu n g der Gesel l sch a ft vom Staa t“, a.a.O. (S. 46)
7 www.anarch ism us.at/txt2/anarch ie2. htm
Au s: Arsch in off, Peter A. (1 923): „Gesch ich te der Mach n o- B ewegu n g“, N ach dru ck bei U n ra st, Mü n ster (S. 31 )
Ein em anzip ato risch e s Verständnis vo n W issen u nd W issensch aft m ü sste p rivilegierte Stellu ngen au flö sen . M ensch en sind im m er Exp er - tInn en , j ew eils in den G eb ieten , die sie in ih rem Leb en b erü hren . D ie einen kö nnen Perfektio n swaffen b au en , die anderen das G ewü rzregal in der eigenen Kü ch e m an agen . Was ko m p lizierter u n d m ehr W issen b zw. Ü bu ng verlangt, ist b ereits ein e o ffene Frage . Was vo n b eiden der M en schh eit m eh r nü tzt, ist au genfällig. E s ist ein e Fo rm der M acht, b e - stim m te s W issen als b e deutend zu definieren , die Perso nen m it Titeln (u nd G eld) zu üb erschütten u nd ihn en dam it ein en ge sellsch aftlich h ö - h eren Einflu ss zu versch affen .
Au s B a ku n in , Mich a il : Gott u n d der Sta a t, N ach dru ck 1 995 im Trotz- dem Verl a g (S. 67 f. )8
8 www.anarch ism us.at/txt2/bakunin6. htm
Verzwickte Sach e: Räte
Fü r die üb erregio nale Ko o rdinieru ng schlagen AnarchistInn en regel - m äß ig Räte system e vo r − u n d leb en sie au ch in ihren p olitisch en O rga - nisieru ngen . D o rt zeigen sich allerdings sch o n die P roblem e : Wer in den Räten sitzt, h at zu m inde st disku rsive M acht, do m iniert die Wahr - neh m u ng gem einsam er Entsch eidu ngen u n d ist sp rachlich eR Verm itt - lerIn de ssen , was do rt ge sch ieht. D a h elfen au ch im p erative s M andat u n d j e derzeitige Abb eru fb arkeit nicht. An dererseits b e darf e s au ch üb erregio naler Ko o rdinieru ng. E s ist eine S chwäch e an arch istisch er Th e o rie , sowohl die P roblem e disku rsiver M acht du rch Räte nicht sinn - vo ll analytisch au fzu arb eiten w ie au ch
kau m üb erzeu gende Ko nzep te fü r üb er - regio n ale Ko o p eratio n zu h ab en .
Au s E rich Mü h sam : Al l e Mach t den Räten9
9 www.anarch ism us.at/txt2/m ueh sam 7. htm
I n der Textsam m l u n g
„F reie Men sch en in freien Verein baru n gen“
fin det sich ein Text zu Rätesystem en , ih re Ge- fa h ren u n d
Ch a n cen sowie ein er zu ü ber- region a l er Koop era tion : www.
projektwerkstatt.de/
h op p etosse/em a n zip at/
ra etesystem . h tm l .
N u r kon sequ en t: I n tern e H iera rch ien
Wer an das Gute vo n ob en glaubt, ist nu r ko nse qu ent, dass au ch im In - neren u m zu setzen . S o lassen sich üb erall verste ckte H ierarch ien finden
− u nd m itu nter w ird das so gar fo rm alisiert. D arw in D ante wo llte eine anarchistisch e P artei b ilden , sch ö n ge stu ft m it G rem ien u nd Ko ntro ll - o rgan en .
Au s der Sa tzu n g der Pa rtei „B asisdem okratie Jetzt/D ie L ibertä ren B a sisdem okraten“
Gegen en twü rfe:
H errsch aftskri ti sch e Posi ti on en
S o ernü chternd die se B ilanz klingt, so bleibt sie do ch u neinh eitlich . M itu nter treten die W idersp rü chlichkeiten innerh alb der anarchisti - sch en Texte selb st au f u n d zeigen dam it, dass au ch die einzelnen Auto - rInn en vo n Zw eifeln gep lagt w erden , ob der schn elle Ru f nach Regeln u nd Ko ntro lle w irklich die Lö su ng sein kö nne − zu m inde st au s dem B lickw inkel der Anarchie . O ft steh en Ansp ru ch u nd dann die W irklich - keit de s eigen en Ko nzep te s in einem b izarren M issverh ältnis zu einan - der u n d e s sch einen vo r allem M u t u n d Kre ativität zu fehlen , das P rak - tisch e au s dem Ziel ab zuleiten . D ann wü rde nicht w ie im Strafge setz - bu ch die Was - wäre - w enn - Frage in Fo rm qu antifizierb arer S anktio ns - gewalt b e antwo rtet, so ndern au f den Wert ko m m u nikativer P ro ze sse u nd ge sellsch aftlich er E ntw icklu ng ge setzt.
Au s Steh n , J an : „An a rch ism u s u n d Rech t“ in der sich a l s a n arch is- tisch bezeich n en den GWR , N r. 21 6, Febru ar 1 9971 0
1 0 www.anarch ism us.at/txt2/recht. htm
E rich Mü h sa m , zitiert n ach : Wil k, Mich a el (1 999): „Ma ch t, H err- sch a ft, E m a n zip ation“, Trotzdem Verl ag in Grafen a u (S. 11 f. )
Eb enso finden sich in einigen S chriften Zw eifel, ob M etastru ktu ren m it M achtm itteln h elfen kö nnen . O ffensiv fo rm u lierte das C h ristop h Sp ehr in seinen G ru ndlegu ngen zu r freien Ko o p eratio n . D as wäre eigentlich ein intere ssante s Th e o riew erk fü r An arch istInnen . D iskutiert wu rde e s ab er in h errsch aftskritisch en Kreisen m arxistisch er b is bü rgerlich er H erku nft. D as m ag dam it zu sam m enh ängen u nd/o der dazu b eigetra - gen h ab en , dass Sp eh r Fu nktio när der P artei „D ie Linke “ wu rde u nd h eu te selb st nö tig h ätte , seine eigenen B ü ch er zu le sen . D enn längst ist er, u m b ei seinen B ildern zu bleib en , „Alien u nter u ns“. D ass sein Bu ch w enig Le serInnen in anarch istisch en Zu sam m enh ängen fand dü rfte allerdings vo rnehm lich an deren Th e o riefeindlichkeit o der - fern e lie - gen .
Au s Ch ristop h Speh r (2003): „Gl eich er a l s an dere“, Ka rl D ietz Verl ag in B erl in
M o nika G ro sch e schrieb 2 0 0 3 in „Anarchism u s u n d Revo lutio n “ (Syn - dikat A in M o ers, S . 2 0) , dass „ eine anarch istisch e G e sellsch aft . . . nu r au f der B asis vo n Freiw illigkeit b eru h en “ kann . „N iem an d w ird gezwu n - gen , sich ih r anzu schließ en , sich zu fö derieren , vielm eh r geht der An arch ism u s vo n der M acht de s B eisp iels au s.“ M it vielen ih rer ko nkre - ten Vo rschläge vertreten AnarchistInn en j e do ch andere Th e o rien , z .B fü r Räte system e (hierarch isch) , B asisdem o kratie o der D em o kratie als System o der fü r Ko ntro lle u nd Sanktio n als M eth o de . Nu r w enige deutsch sp rachige Auto rInn en h ab en in der Vergangenh eit gewagt, ein - m al Entwü rfe fü r ein e Welt j en seits vo n N o rm u n d Ü b erwachu ng zu entw erfen . D azu geh ö rt b o lo 'b o lo vo n P.M ., der au ch in an deren Wer - ken o ffensiv seine Vo rlieb e fü r dyn am isch e u nd u nverregelte G e sell - sch aften b enannte , u nd m it Ab strich en H o rst Stowasser, der in einigen sein er Verö ffentlichu ngen üb er die sp ieß igen Anarch istInnen lästert, die sich im m er w ie der vo n ihrer eigen en Angst fangen lassen u nd dann rü ckwärtsgewandte Th e o rien u nd Ko nzep te vertreten .
D i e P roj ektwerksta tt n u tzen
Werkstätten
Al l e Räum e, E in richtun gen un d Werkstätten in der Projektwerkstatt sin d offen n utzbar, d. h . al l e Men sch en un d Gruppen kön n en h ier werkel n , sich treffen , l e- sen , Bil dun gsveran stal tun gen durchfüh ren oder was auch im m er sie wol l en . Al l es in den Räum en ist n utzbar un d n iem an d m uss gefragt werden . Wer al so einfach auftauch en un d die Din ge tun wil l , die er/sie/es vorh at oh n e Kontakt zu an deren − auch das ist m ögl ich !
I n der Projektwerkstatt gibt es viel e Räum e. Sie al l e h aben spezifisch e Ausstattun gen , die im m er m it gen utzt werden kön n en : Biol ogisch e U ntersu- ch un gsgeräte, z. B. für Bäch e un d Seen ( Siebe, Lupen , Mikroskope, Ph o- tom eter usw. ) + + Layoutwerkstatt ( DTP-Com puter, Bil der-/Fotoarch ive, Zeich entisch ) + + I nternetzugän ge un d I ntern etprogram m ierun g + + Foto-
l abor ( schwarz-weiß) + + H ol z- un d H eimwerkstatt + + Fah rradwerkstatt + + Th eaterbüh n e ( un geh eizt) + + Gruppen räum e + + Sem in arraum m it Projektoren + + Direct-Action -Arch iv un d Aktion spl attform + + Musikraum ( sch al l gesch ützt) m it tech n isch er Ausstattun g für Feten + + Musikwerkstatt ( Soun d-PC & Co. ) .