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Methoden, Regeln und Rituale - Soziales Lernen im Sportunterricht

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Academic year: 2022

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Zuerst soll ein Beispiel aus dem Schulalltag die Methode und Grundhaltung der einfühlsamen oder auch gewaltfreien Kommunikation (GfK), wie sie oft genannt wird, verdeutlichen.

Der Konflikt

Innerhalb einer 4. Klasse werden Staffelläufe ausgetragen. Nach dem zweiten Lauf gibt es einen Zwi- schenfall zwischen Tom und Anna, die gemeinsam in einer Mannschaft laufen.

Tom beschimpft die kleine Anna. Weil sie sich so doof anstellt, haben sie jetzt die Staffel schon zum zweiten Mal verloren. Anna beginnt erst zu schluchzen und dann richtig zu weinen.

Gewohnter Umgang mit derartigen Konflikten

In der Regel bekommt der „böse Tom“ nun einen „Rüffl er“. Die arme kleine Anna wird getröstet. Pas- siert das mehrmals im Verlaufe des Schuljahres, wird Toms Rolle als „Bösewicht“ manifestiert. In der Regel gehen diese Schüler dann verständlicherweise immer mehr in Konfrontation.

Die kleine Anna gewöhnt sich an Ihre „Opferrolle“ und vertraut immer mehr darauf, dass ihr von außen schon immer irgendwie geholfen wird. Von sich aus wird sie Konfl ikte kaum oder nicht ansprechen.

Umgang in der Haltung der GfK

Schritt 1: Beschreibung der Situation, ohne zu bewerten („der böse Tom“)

Tom war wütend und hat Anna beschimpft. Anna wurde daraufhin traurig und hat angefangen zu wei- nen.

Schritte 2 und 3: Gefühle und Bedürfnisse erspüren und finden

Warum war Tom wütend und hat Anna beschimpft?

Weil er gewinnen möchte, weil er zu den Gewinnern gehören möchte.

Das ist für den Lehrer und auch für die Schüler verständlich. Jeder möchte gerne zu den Gewinnern gehören.

Warum hat Anna geweint?

Weil sie freundlich behandelt werden möchte.

Das ist auch für alle Beteiligten verständlich. Jeder möchte gerne gut und freundlich behandelt werden.

Für diese Situation ist aber das Schimpfen Toms eine ungünstige Lösungsstrategie, eine Strategie, die nicht akzeptiert werden kann. Anna fühlt sich traurig deswegen und der wütende Tom wird dadurch auch nicht gewinnen. Wir brauchen eine andere Lösung, mit der es beiden gut geht.

Schritt 4: Lösungen finden

Zusammen mit dem Lehrer könnten nun die beiden Kinder nach Lösungen suchen, die sich für beide gut anfühlen. In diesem Fall machte sich die Klasse auf die Suche nach Lösungen.

Im konkreten Fall gab es folgende Lösungsvorschläge:

Wir könnten die Mannschaften gerechter einteilen.

Die schwächere Mannschaft könnte einen „Vorsprung“ bekommen.

Für die schnellere Mannschaft könnten wir Hindernisse einbauen.

Tom sollte sich entschuldigen. Man beleidigt andere Kinder nicht.

Tom sollte 15 Liegestützen oder Kniebeugen als „Strafe“ machen.

Beim nächsten Mal soll Tom sagen, dass es ihn ärgert, wenn er dauernd verliert.

Einfühlsame Kommunikation

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Methoden, Regeln und Rituale zum Sozialen Lernen

Gerechte Teambildung

Gerade wenn es um Teambildung geht, gibt es oft Streitereien und unzufriedene Gesichter. Hier erge- ben sich immer wieder Möglichkeiten, die Thematik „fair – unfair“ zu beleuchten. Nachfolgend werden Möglichkeiten aufgezeigt, Teams möglichst fair einzuteilen.

Gleichstark gesellt sich gern

Die Schüler sollen sich in Paaren zusammenfi nden und zwar nach der Vorgabe:

„Suche dir einen gleich starken Partner bzw. Gegner!“

Diese Paare werden nun getrennt und jeweils der Mannschaft A oder B zugeordnet.

Wählen – aber anders

2 Schüler sind die „Wähler“. Schüler A bildet nun aus der Klasse 2 gleich große und gleich starke Gruppen. Schüler B darf sich eine der beiden Mannschaften aussuchen.

A wird sich bemühen, möglichst gerecht einzuteilen, da er ja die Mannschaft nehmen muss, die übrig- bleibt.

Wenn 3 oder 4 Gruppen gebildet werden, werden dementsprechend mehr „Wähler“ benötigt.

Bei 4 Mannschaften „wählt“ z.B. Schüler A 4 Mannschaften. B sucht sich die erste Mannschaft aus, C die zweite und D die dritte. A nimmt die Mannschaft, die übrigbleibt.

Schüler bilden die Mannschaften selbst

Diese Methode ist spannend, aber anfänglich zeitaufwändig.

Am besten beginnt man mit einem Spiel, das 2 gleich starke Mannschaften benötigt. Die Schüler be- kommen die Aufgabe, sich selbst einer Mannschaft zuzuordnen.

Folgende Vorgaben gelten:

Die Mannschaften müssen gleich groß sein.

Die Mannschaften müssen etwa gleich stark sein.

Teilen die Schüler in 2 offensichtlich ungleich starke Mannschaften ein, so erklären Sie das „gute Team“ im Vorhinein ohne Spiel zum Sieger und fordern die Kinder nochmals auf, „gerechte“ Mannschaften zu bilden. Wenn Kinder diese Art der Einteilung gewohnt sind, funktioniert sie sehr rasch.

Mannschaft des Monats

In Klassen, die man regelmäßig im Sport unterrichtet, reicht es manchmal auch aus, die Mannschaf- ten nur einmal im Monat zu wählen. Das spart Zeit und ist spannend zugleich: „Wer wird wohl heute gewinnen?“

Das setzt natürlich einigermaßen gleich starke Mannschaften voraus!

Lustig, aber nicht immer fair – Schuhe werfen

Die Schüler ziehen jeweils einen Schuh aus und geben diesen in die Kreismitte. Der Lehrer wirft nun die Schuhe in die 4 Ecken der Halle und hat so 4 Gruppen eingeteilt. Die Kinder laufen zu ihrem Schuh und fi nden dort auch ihre Gruppe.

Problem:

Dadurch entstehen nicht immer gerechte, gleich starke Mannschaften.

Werner Brattinger: Soziales Lernen im Sportunterricht Klasse 1– 4 © Auer Verlag

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Re geln im Sportunterricht

Es gibt unzählige Regeln im und um den Sportunterricht. Regeln für den Weg zur Turnhalle und in der Turnhalle, Regeln für den Geräteaufbau, Gesprächsregeln und Regeln, die das Zusammenleben regeln (siehe dazu auch Kapitel „Unsere Klasse – ein klasse Team“, S. 12). Das sind eine Vielzahl.

Welche Regeln aber wirklich notwendig und sinnvoll sind, muss jeder Lehrer für seine Klasse selbst entscheiden.

Bei der Erstellung von Regeln sollten folgende Punkte beachtet werden:

Regeln, die mit der Klasse gemeinsam erarbeitet werden, erhalten eine höhere Akzeptanz.

Die Anzahl der Regeln soll überschaubar bleiben, dann sind diese leichter einhaltbar.

Regeln sollten einfach, verbindlich und positiv formuliert werden. Verbote sind zu vermeiden.

Wenn Regeln in der Wir-Form formuliert werden, erhalten sie einen persönlicheren Bezug.

Regeln sollen schriftlich (Plakat) fi xiert und immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Dadurch verankern sie sich im Bewusstsein des Schülers.

Liste der wichtigsten Regeln

Regeln um die und in der Turnhalle

Wir gehen leise und geordnet zur Turnhalle.

In der Sportstunde tragen wir Sportkleidung: Turnschuhe, Sporthose, T-Shirt.

Wir ziehen uns zügig und ohne Lärm / Geschrei in der Umkleide um.

Uhren, Schmuck, Armbänder lassen wir am Sporttag am besten zu Hause oder geben sie zu Stun- denbeginn in die Schmuckkiste.

Kinder mit langen Haaren binden diese zusammen.

Die Turnhalle betreten wir erst nach Aufforderung durch den Lehrer. Dort versammeln wir uns im Sitzkreis.

Wir benutzen keinerlei Geräte, bevor der Lehrer dies erlaubt.

Wir sagen Bescheid, wenn wir die Turnhalle verlassen (Toilette).

Regeln zum Auf- und Abbau von Geräten

Jeder Schüler kann die gängigen Geräte aufbauen.

Der Lehrer sagt, was auf- bzw. abzubauen ist.

Wir erledigen unsere Aufgabe und setzen uns dann sofort wieder in den Sitzkreis. Dort erhalten wir u. U. weitere Aufgaben.

An den Geräten turnen wir erst, wenn der Lehrer dies erlaubt.

Den Geräteraum betreten wir nur zum Holen von Geräten.

Gesprächsregeln

Wir melden uns zu Wort und reden nicht dazwischen.

Wir sprechen laut und deutlich.

Wir hören auf das, was der Gesprächspartner sagt.

Wir verhalten und fair und lassen andere ausreden.

Wir lachen niemanden aus.

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Methoden, Regeln und Rituale zum Sozialen Lernen

Definition „Rituale“

Rituale sind Handlungen, die immer den gleichen Handlungsablauf haben. Da sie meist in den glei- chen Unterrichtsphasen eingesetzt werden, helfen sie, den Unterricht zu strukturieren. Ihr Wiederer- kennungswert bei den Kindern ist dadurch sehr hoch:

Rituale helfen Kindern, sich zu orientieren und geben ihnen Sicherheit („Ah, das kenne ich! Das geht so! Das machen wir immer so!)

Sie sparen Organisationszeit und erhöhen dadurch die Bewegungszeit.

Sie vermitteln Zusammengehörigkeit und stärken das soziale Miteinander.

Sie vermindern Unterrichtsstörungen.

Sie strukturieren den Unterricht.

Sie erleichtern dem Lehrer die Unterrichtsvorbereitung.

Rituale können auch in Bezug auf Soziales Lernen gezielt eingesetzt werden. Gerade der Sitzkreis zu Beginn einer Stunde eignet sich dafür, Zielsetzungen auch hinsichtlich des Miteinanders zu be- sprechen. Auch das Abklatschen der Spieler nach einem Spiel dient z. B. dem respektvollen Umgang miteinander.

Rituale zum Stundenbeginn

Freies Spiel (mit und ohne Ball) – nur mit Anwesenheit des Lehrers

Mit den Kindern kann man auch ausmachen, dass sie nach dem Betreten der Halle gleich spielen dür- fen. Der Bewegungsdrang der Kinder ist mittlerweile so groß, dass sie diesen hier schon kurz ausleben können. Möglichkeiten für das freie Spiel sind z. B.:

Rennen – das alleine reicht oft schon aus.

4 – 5 Bälle stehen zur Verfügung. Damit können die Kinder schon das Zuwerfen üben oder kleine Ballspiele (z. B. Tretzball / Schweinchen in der Mitte) spielen etc.

Sitzkreis

Ablegen von Schmuck im Schmuckkästchen, Abkleben von Ohrringen

Begrüßungsritual (z. B. sitzen alle Kinder im Kreis, verbeugen sich ganz langsam und sprechen dabei „Jetzt geht’s…“ und rufen im Hochgehen „…los!“ )

Im Sitzkreis wird der Inhalt der Stunde besprochen. Aber auch Dinge aus den letzten Stunden, die gut gelaufen sind, können hier in Erinnerung gerufen werden.

Ritualisierte Spiele zum Aufwärmen / Ausklang

Zum Aufwärmen bzw. Ausklang der Stunden überlegt sich der Lehrer für das Schuljahr jeweils 5 – 6 Spiele. Diese werden zum Aufwärmen / Ausklang immer wieder abwechselnd gespielt. Dadurch spart man sehr viel an Erklärungszeit.

Ri t uale im Sportunterricht

Werner Brattinger: Soziales Lernen im Sportunterricht Klasse 1– 4 © Auer Verlag

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Hin weise zum Kapitel „Ziel: Unsere Klasse – ein klasse Team“

Wie Hattie sagt, ist es wichtig, klare Zielsetzungen zu haben und diese dem Schüler auch vor Augen zu führen. Die Zielsetzung für das Soziale Lernen könnte in diesem Falle sein:

Unsere Klasse – ein klasse Team!

Aber was braucht es dazu? Wie ist der Weg dorthin?

Am Beginn steht eine Zielerarbeitung, die mit den Kindern gemeinsam entwickelt wird. Untenstehen- des Arbeitsblatt soll dabei Hilfe sein. Ergänzt kann dies mit der Gestaltung eines Plakates samt Klas- senlogo (z. B. Alle in einem Boot, Klassenbutton etc.) werden.

KV „Unsere Klasse – ein klasse Team“

Name: Datum:

Unser Ziel ist es, dass es jedem Schüler in unserer Klasse gut geht. Jeder soll sich wohlfühlen.

Unsere Klasse soll ein klasse Team werden!

Aufgabe

Suche dir einen Platz, an dem du dich wohlfühlst, schließe die Augen und überlege, was du brauchst, damit es dir in unserer Klasse gut geht.

In welchen Situationen geht es dir gut? In welchen Situationen fühlst du dich unwohl? Gibt es Situationen, die dir Angst machen oder dich wütend werden lassen?

Notiere dann deine Gedanken auf diesem Blatt.

1. Das gefällt mir in unserer Klasse. Da fühle ich mich richtig wohl. Darauf freue ich mich, wenn ich in die Schule gehe.

2. Das gefällt mir noch nicht. Da fühle ich mich unwohl. Das macht mir Angst. Das macht mich wütend.

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