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Die visuelle Wahrnehmbarkeit sozialer Ungleichheit Eine alternative Methode zur Untersuchung der Entkopplungsthese

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Die visuelle Wahrnehmbarkeit sozialer Ungleichheit –

Eine alternative Methode zur Untersuchung der Entkopplungsthese

The Visibility of Social Inequality – An Alternative Way of Testing Beck’s Decoupling Thesis

Simone Pape, Jörg Rössel*

Forschungsinstitut für Soziologie, Universität zu Köln, Greinstraße 2-4, 50989 Köln, Germany E-Mail: roessel@wiso.uni-koeln.de

Heike Solga

WZB Berlin, Abteilung „Ausbildung und Arbeitsmarkt“, Reichpietschufer 50, 10785 Berlin, Germany E-Mail: solga@wzb

Zusammenfassung:Die von Ulrich Beck in den achtziger Jahren entwickelte Individualisierungstheorie hat in den Sozi- alwissenschaften eine breite Forschung inspiriert, die bisher allerdings nicht zu eindeutigen Ergebnissen gelangt ist. Die- ser Aufsatz fokussiert mit der so genannten Entkopplungsthese auf ein zentrales Theorem in dieser Diskussion. Dieses beinhaltet, dass bei gleichbleibenden Ungleichheitsstrukturen deren Relevanz für das soziale Handeln, die soziale Identi- tät und die soziale Wahrnehmung abgenommen habe. In diesem Aufsatz wird explorativ eine alternative Methode zur Überprüfung dieser These herangezogen. In einem Experiment wurden Probanden Fotografien von Hochzeitspaaren aus den 1950er, 1970er und 1990er Jahren vorgelegt, die in soziale Schichten eingestuft werden sollten. Für eine Evidenz der Entkopplungsthese würde eine über die Zeit abnehmende Treffsicherheit bei der Zuordnung der Fotos sprechen, die Ergebnisse des Experiments zeigen jedoch, dass es im Zeitverlauf keine lineare Abnahme in der korrekten Schichteinstu- fung der abgebildeten Personen gibt.

Summary:The individualization thesis that was developed by Ulrich Beck in the 1980s has inspired quite a lot of research in the social sciences, which, however, has not led to conclusive results. This article focusses on the so called decoupling the- sis, a core theorem in this discussion. It maintains that despite unchanging objective structures of social inequality, their re- levance for social action, social identity and social perception has declined since the 1970s. In this paper an alternative me- thod of testing the decoupling thesis was used in an explorative fashion. In an experiment respondents were asked to classi- fy wedding portraits from the 1950s, 1970s, and 1990s by social class. The results of this experiment do not support the decoupling thesis since there is no linear decrease over time in the of correct classifications of the persons depicted.

1. Einleitung

Die vor allem von Ulrich Beck in den achtziger Jah- ren zur Diskussion gestellte Individualisierungsthe- se hat in großem Umfang sowohl die theoretische als auch die empirische sozialwissenschaftliche For- schung inspiriert (Friedrichs 1998, Junge 2002, Ot- te 2004: 19ff., Rössel 2005: 36ff.). Allerdings kann festgestellt werden, dass die Einschätzung der empi- rischen Gültigkeit dieser These auch nach zwanzig Jahren der Forschung nicht eindeutig ist. Einige Au- toren ordnen Becks Konzeption relativierend unter die verschiedenen Individualisierungskonzeptionen

der soziologischen Theorie ein (Kron 2000), andere können ganz im Sinne der Vorstellung von der Indi- vidualisierung der Sozialstruktur eine gewisse Plu- ralisierung der Lebensformen (Brüderl/Klein 2004) und sogar der Lebensstile (Otte 2005) feststellen;

wieder andere Autoren verweisen darauf, dass die sozialstrukturellen Zusammenhänge sich kaum ge- lockert haben, tendenziell sogar deutlich starrer ge- worden sind (Mayer/Blossfeld 1990, Mayer 2006).

Diese ausgesprochen disparaten Ergebnisse haben unter anderem auch damit zu tun, dass in den ver- schiedenen Texten von Beck und seinen Mitstrei- tern sehr unterschiedliche Thesen formuliert wer- den. Wir wollen in diesem Aufsatz die aus unserer Sicht zentrale Behauptung der Beckschen Theorie aufgreifen und empirisch auf eine neuartige Weise überprüfen. Ihr Kerngehalt im Hinblick auf die So- zialstruktur kann durch die so genannte Entkopp-

© Lucius & Lucius Verlag Stuttgart Zeitschrift für Soziologie, Jg. 37, Heft 1, Februar 2008, S. 25–41 25

* Für wertvolle Hinweise möchten wir uns bei den beiden anonymen Gutachtern und den Herausgebern der Zeit- schrift für Soziologie bedanken. Weiterer Dank geht an die Junge Akademie, die die Studie finanziert hat.

provided by Zeitschrift für Soziologie

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lungsthese zusammengefasst werden (Junge 2002:

57ff., Otte 2004: 19ff.). Mit dieser These wird nicht unterstellt, dass soziale Ungleichheitsstruktu- ren und die Verteilungen von knappen Ressourcen egalitärer geworden wären oder dass der Erwerb von knappen Ressourcen leichter oder weniger wichtig geworden wäre. Das heißt, die Entkopp- lungsthese betrifft nicht das strukturelle Gerüst der sozialen Ungleichheit. Vielmehr wird mit ihr die Annahme formuliert, dass die Sozialstruktur und die Verteilung von knappen Ressourcen im Alltags- leben immer weniger bedeutend sind, dass sie das soziale Handeln in immer geringerem Maße bestim- men und auch für die soziale Identität der Akteure eine immer kleinere Rolle spielen (Beck 1983). Die- se These soll in Abschnitt 2.1. systematisch dar- gestellt werden.

Die Entkopplungsthese wurde bereits vielfach em- pirisch geprüft – wiederum mit sehr unterschiedli- chen Resultaten: Einige Ergebnisse sprechen für die These, andere sehr deutlich dagegen (Otte 2004:

19ff., Rössel 2005: 36ff.). Die Resultate und Prob- leme dieser Untersuchungen werden in Abschnitt 2.2. präsentiert. In diesem Aufsatz soll nun explora- tiv eine neue Vorgehensweise bei der empirischen Prüfung der Entkopplungsthese vorgestellt werden, wobei mit der Wahrnehmung sozialer Schichtzuge- hörigkeit auch eine bisher relativ unerforschte Di- mension dieser These analysiert werden kann. Wir schließen dabei an eine U.S.-Studie von Allan Ma- zur (1993) an, die untersuchte, ob Probanden ande- re Individuen allein aufgrund ihres Aussehens (auf Hochzeitsfotos) nach Schichten klassifizieren kön- nen.1 Die Vorgehensweise bei unserer „Replika- tions“-Studie für Deutschland und deren empiri- sche Resultate werden in Abschnitt 3. präsentiert.

Insgesamt legen die Befunde unserer Studie nahe, dass von einem linearen Entkopplungsprozess in der Geschichte der Bundesrepublik nicht gespro- chen werden kann.

2. Die Entkopplungsthese in der Diskussion

2.1 Kernpunkte der Entkopplungsthese

Im Kern beinhaltet die Entkopplungsthese die Aussage, dass die objektive Struktur sozialer Un- gleichheit in fortgeschrittenen, wohlhabenden Ge- sellschaften immer weniger an lebensweltlicher Re- levanz für die Erklärung sozialen Handelns, die Einstellungen und soziale Identität der Akteure be- sitzt. Allerdings muss genauer betrachtet werden, in welchen Dimensionen genau dieser Relevanzverlust der Struktur sozialer Ungleichheit festzustellen ist:

Sehr deutlich wird in Becks Schriften erstens die Annahme einer Entkopplung zwischen der Position von Personen im Gefüge sozialer Ungleichheit ei- nerseits und ihrem sozialen Handeln andererseits behandelt (Beck 1983: 42, 1993: 77, 1995: 194);

explizit wird dabei als ein Beispiel das Wahlverhal- ten angesprochen (Beck 1983: 57). Zweitens wird von Beck auf die abnehmende Relevanz von Posi- tionen im Schichten- oder Klassengefüge einer Ge- sellschaft für die Prägung der jeweiligen sozialen Identität einer Person verwiesen, wie sie sich z. B. in Klassenidentitäten äußert (Beck 1983: 36, 53).

Schließlich wird drittens die Erkennbarkeit von Schichten und Klassen in alltäglichen Lebenszusam- menhängen zum Thema gemacht (Beck 1983: 53, 1995: 188); explizit wird von Beck darauf hinge- wiesen, dass der lebensweltliche Relevanzverlust der Klassenstruktur auf der verschwimmenden Wahrnehmung von sozialen Klassen beruht (Beck 1993: 77). Bei der Prüfung der Entkopplungsthese müssen wenigstens diese drei Dimensionen berück- sichtigt werden. In den Publikationen von Beck las- sen sich vor allem zwei Argumentationsstränge zur Erklärung dieses Entkopplungsphänomens finden:

einerseits die Idee des Fahrstuhleffekts und anderer- seits die Vorstellung von der Erosion traditioneller Sozialmilieus.

1. Der Fahrstuhleffekt: Diese These wird von Ulrich Beck in Rekurs auf die Marxsche Klassentheorie begründet. Marx wird von ihm als Individualisie- rungstheoretiker betrachtet, der die Herauslösung des Proletariats aus feudalen Bindungen und die Vereinzelung der Proletarier auf dem kapitalisti- schen Arbeitsmarkt analysiert hat.2Doch dieser hat mit der Individualisierung zugleich eine kollektive Klassenbildung zusammengedacht, da die gemein-

1Wir verwenden in diesem Aufsatz die Begriffe Klasse und Schicht synonym; dies soll aber nicht die mit diesen Konzepten verbundenen Unterschiede in den theoreti- schen Einbettungen in Abrede stellen. Wir befinden uns dabei in Übereinstimmung mit Beck, der hieraus keine theoretischen Unterschiede für die Relevanz seiner These ableitet.

2Sehr anschaulich wird dieser Prozess der Individualisie- rung aus feudalen Bindungen auch in Max Webers Ana- lyse der Auflösung des ostelbischen Instverhältnisses dar- gestellt; vgl. Weber 1988: 470ff.

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same Situation der Verelendung und der entfremde- ten Arbeit das Proletariat nach und nach zu einer solidarischen Klasse ‚für sich‘ werden lasse (Beck 1983: 48). Die Marxschen Thesen zur proletari- schen Klassenbildung setzen auf die kollektive Er- fahrung von Verelendung und Entfremdung. Da sich nun aber in der bundesdeutschen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg ein bisher ungekann- tes Wachstum der verfügbaren Einkommen, der Freizeit und der sozialen Sicherung vollzog, seien diese Bedingungen nicht mehr gegeben (ebd.: 51;

vgl. zur Entwicklung der Wirtschaft und des Le- bensstandards nach dem zweiten Weltkrieg im langfristigen Vergleich: Pierenkemper 1987, Am- brosius/Kaelble 1992, Maddison 2001).3 Dieser historisch einmalige Wohlstandsschub, der nach Beck die Grundlagen der Klassenbildung untergra- ben hat, wird von ihm als „Fahrstuhleffekt“ be- zeichnet, durch den zwar der Wohlstand der gesam- ten deutschen Bevölkerung gestiegen ist, die Relation der Ungleichheiten jedoch durchaus erhal- ten geblieben ist, sich möglicherweise sogar ver- schärft hat (Beck 1986: 124f.). Der Fahrstuhleffekt zeigt sich damit als ein Teilaspekt des von Beck di- agnostizierten und immer noch anhaltenden Prozes- ses der reflexiven Modernisierung, in dem die Ne- benfolgen der industriellen Moderne – hier vor allem die Erfolge in Form von erhöhtem Wohlstand – deren eigene Grundlagen untergraben (Beck 1993, Beck et al. 2001). Für Beck ist damit die Klassenzugehörigkeit weder für die persönlichen Biografien und das individuelle Verhalten, noch für die kollektive Deutung der Gesellschaft weiterhin von Bedeutung (Beck 1983: 41f., 53, 1995: 190).

So kommt es zu einer Entkopplung von Klassen- zugehörigkeit einerseits und von individuellem Ver- halten und individuellen Einstellungen andererseits.

2. Erosion traditioneller Sozialmilieus: Im Gegen- satz zu Marx stützt sich Max Webers Konzept der Klassenbildung – nach Becks Interpretation – in ge- ringerem Maße auf Prozesse der Homogenisierung der ökonomischen Situation, sondern stärker auf das Vorhandensein von vorkapitalistischen stän- dischen Traditionen und Sozialmilieus, die eine Formierung sozialer Klassen im entstehenden In- dustriekapitalismus erlauben und damit marktver- mittelte Individualisierungsprozesse abgepuffert ha- ben (Beck 1983: 49). Auch diese vorindustriellen, ständischen Traditionen sieht Beck durch die Ent-

wicklung der letzten Jahrzehnte untergraben (vgl.

Pakulski/Waters 1996: 674f.). Die Ausweitung des Bildungssystems habe dazu geführt, dass sich im- mer mehr junge Menschen kulturell von ihrem Her- kunftsmilieu entfernen. Zudem untergraben in Becks Augen Prozesse sozialer und räumlicher Mo- bilität die Stabilität derartiger Milieus weiterhin;

die Ausdehnung von Marktbeziehungen setzt an die Stelle von solidarischen und gemeinschaftlichen Bin- dungen das Konkurrenzprinzip, und der historische Umbruch von innerstädtischen Arbeiterquartieren hin zu sozial gemischten städtischen Siedlungen führt so zu einer weiteren Schwächung einer einstmals starken Bindung an spezifische soziale Milieus (Beck 1983: 52). Damit seien auch die Bedingungen für ei- ne milieugetragene Klassenbildung durch Prozesse der Modernisierung weggeschmolzen.

Übrig bleibt Beck zufolge eine Gesellschaft von Ar- beitnehmern, die weder auf der Basis von kollekti- vem Elend, noch auf der Grundlage von tradierten, milieubasierten Solidaritäten eine Klassengemein- schaft herstellen können, sondern als Individuen je- weils ihre eigenen Biografien basteln müssen: „Bei möglicherweise konstant bleibenden oder sich so- gar verschärfenden Ungleichheiten in Einkommen, Bildung und Macht werden die klassischen Themen und Konflikte sozialer Ungleichheit zunehmend verdrängt durch die Themen und immanenten Wi- dersprüche eines gesellschaftlichen Individualisie- rungsprozesses, der die Menschen immer nach- drücklicher mit sich selbst und den Fragen der Entfaltung ihrer Individualität, ihres persönlichen Wohin und Wozu konfrontiert, sie aber zugleich einbindet in die Enge und Zwänge standardisierter und gegeneinander isolierter Lebenslagen“ (Beck 1983: 68). Klassen und Schichten verlieren somit nach Beck im Prozess der Wohlstandssteigerung und der Erosion sozialer Milieus an alltagsweltlicher In- terpretationsmacht und Erklärungskraft für die oben entwickelten drei Dimensionen: soziales Handeln, soziale Identität und soziale Wahrnehmung. Auf die- se drei Felder werden wir daher auch in dem folgen- den Überblick über die empirische Forschung zur Entkopplungsthese unseren Fokus richten.

2.2 Empirische Studien zur Entkopplungsthese

Gemäß der Entkopplungsthese sollten Klassen- oder Schichtzugehörigkeiten an Prägekraft für die Erklärung des individuellen Verhaltens, an Rele- vanz für soziale Identitäten und für die Wahrneh- mung und Interpretation der Sozialstruktur verlie- ren. Wie sieht nun die empirische Evidenz für diese These aus?

3Hier muss allerdings darauf verwiesen werden, dass für den Bereich der Bildung deutliche Einschränkungen im Hinblick auf die Gültigkeit des Fahrstuhleffekts formuliert wurden; vgl. Solga/Wagner 2007.

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2.2.1 Soziales Handeln

In unserem Überblick zur empirischen Erforschung der Entkopplungsthese werden wir einen Schwer- punkt auf die erste Dimension, das soziale Handeln, legen, da hier die Ergebnisse zwischen unterschiedli- chen Handlungsbereichen deutlich variieren. Inso- fern müssen hier die Resultate der Forschung etwas breiter dokumentiert werden. Prinzipiell kann die Entkopplungsthese in zahlreichen Verhaltensberei- chen und anhand einer Vielzahl von Variablen un- tersucht werden; daher greifen wir drei relativ pro- minente Themen aus der Diskussion heraus: das Konsum-, das Freizeit- und das Wahlverhalten.4 Konsumverhalten: Betrachtet man den statistischen Zusammenhang zwischen der Verfügung über ein- zelne Konsumgüter (Auto, Fernseher, Telefon, Foto- apparat, CD-Player) und der Klassen- oder Schicht- zugehörigkeit von Personen im Zeitverlauf, so erweist sich dieser durchgängig als rückläufig (Mül- ler-Schneider 1994: 78f., Wahl 2003: 86ff.). Ver- gleichbare Resultate erzielen auch historisch ver- gleichende Studien für die skandinavischen Länder, die die Ausgabenstrukturen von Haushalten unter- schiedlicher sozialer Klassen betrachten. Auch hier wird ein Rückgang der klassenspezifischen Kon- summuster deutlich (Toivonen 1992a: 290f., 1992b: 224f.). Fraglich bleibt dennoch, ob nicht die ehemaligen Güter der Distinktion heute zu Gütern des Massenkonsums geworden sind. Inwieweit än- dern sich also die jeweils distinktiven Güter, die ei- ne Unterscheidung zwischen sozialen Klassen oder Schichten erlauben bzw. „herzustellen“ versuchen, im Zeitverlauf? War früher das Auto ein Statussym- bol, so ist dies heute möglicherweise das Privatflug- zeug. Vor allem Bourdieu argumentiert in seinen Analysen stark im Sinne einer derartigen relationa- len Perspektive, die klassenspezifische Distinktion nicht mit bestimmten Gütern oder Praktiken sub- stanzialistisch assoziiert und sie im Zeitverlauf meist durch die gesamte Bevölkerung diffundieren sieht, sondern den Blick auf die jeweils zu einem ge- gebenen Zeitpunkt distinktiven Güter richtet (Bour- dieu 1982). Darüber hinaus muss in der Auswer- tung der empirischen Studien noch berücksichtigt werden, dass die Angleichung generell deutlich schwächer oder gänzlich ausfällt, wenn die Aus- gabenpositionen präziser definiert werden. In den

Studien von Toivonen (1992a, 1992b), aber auch in der Ernährungsforschung lassen sich in allen Aus- gabenbereichen weiterhin klassenspezifische Diffe- renzen finden (Toivonen 1992a: 297, Prättälä et al.

1992, Irala-Estevez et al. 2000, Sanchez-Villegas 2003). Ein prominenter Bereich des Konsums, in dem es sogar zu einer gegenteiligen Entwicklung ge- kommen ist, ist das Rauchen. Dieses war in vielen Gesellschaften stark geschlechtsspezifisch geprägt, hat sich inzwischen allerdings zunehmend entlang von Schichthierarchien ausgerichtet (Zinnecker 1989: 241ff., Helmert et al. 1998, Cavelaars et al.

2000, Graham 1994, 1996, Schelling 1992).

Freizeitverhalten: Eine besonders instruktive Studie zu diesem Themenfeld wurde von Uttitz (1985) durchgeführt, der die Determinanten des Freizeit- verhaltens auf der Basis von vier Umfragen aus den Jahren 1953, 1963, 1974 und 1980 miteinander verglichen hat. Dabei wurde deutlich, dass sich die statistische Kopplung von Freizeitaktivitäten und sozialstrukturellen Variablen kaum geändert hat, was auch für die Schichtzugehörigkeit gilt. Ähn- liches muss auch für den Bereich des Sports fest- gehalten werden; hier hat sich einer belgischen Stu- die zufolge im Zeitraum von 1969 bis 1999 die

„soziale Stratifikation“ der betrachteten Sportarten kaum verändert (Scheerder et al. 2002). Auch van Eijck und Bargemann (2004) kommen zu vergleich- baren Resultaten, doch zeigt sich in ihren Er- gebnissen im Bereich des Freizeitverhaltens ein historischer Wandel von der Schichtung nach öko- nomischen Unterschieden hin zur Schichtung nach Bildungszertifikaten (vgl. dagegen Isengard 2005).

Vergleichbare Resultate ergeben sich auch für den Besuch von Veranstaltungen der Hochkultur. So- wohl für die USA als auch für Deutschland lässt sich hier eine hohe Konstanz, zum Teil sogar eine höhere soziale Selektivität der Besucherstrukturen im Hinblick auf ihre Klassenzugehörigkeit und Bil- dungsstruktur feststellen (DiMaggio/Useem 1978, Rössel et al. 2002, 2005, Peterson et al. 2000). Ins- gesamt deuten die verfügbaren Studien im Bereich des Freizeitverhaltens nicht auf eine Entkopplung dieser Verhaltensformen von der Klassen- oder Schichtstruktur der Gesellschaft hin. Sogar für den Bereich der jugendlichen Szenen – die häufig als ei- ne völlig von der Sozialstruktur der Gesellschaft ab- gekoppelte Vergesellschaftungsform betrachtet wer- den (Hitzler et al. 2005) – kann Otte (2006) eine deutliche sozialstrukturelle Prägung aufzeigen.

Wahlverhalten: Die Vorstellung, dass klassenspezi- fische Interessen sich auch im Wahlverhalten von Personen niederschlagen, hat eine lange For- schungstradition (Manza et al. 1995: 139ff., Alford

4Wir greifen hier durchaus auch auf Studien zurück, die nicht die bundesdeutsche Gesellschaft analysieren, da die Argumentation von Beck im Prinzip in allen westlichen Gesellschaft greifen müsste, die nach dem Zweiten Welt- krieg vergleichbare Entwicklungsprozesse wie die Bundes- republik durchlaufen haben.

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1967, Lipset 1981). Unabhängig von der Diskus- sion um die Individualisierungs- bzw. Entkopplungs- these wurde in der politischen Soziologie schon seit einiger Zeit ein Rückgang des klassengebundenen Wahlverhaltens behauptet (Inglehart 1983, Dalton 1988, Clark/Lipset 2001: 47). Die Gültigkeit dieser These ist allerdings lange sehr umstritten gewesen (Heath et al. 1985, Manza et al. 1995). Unter Berücksichtigung der in dieser Diskussion auf- geworfenen methodologischen Innovationen stellt Nieuwbeerta in einer Reihe von systematischen Länder vergleichenden Analysen fest, dass in den meisten westlichen Ländern die Stärke der Klassen- spaltung in der Politik nach dem Zweiten Weltkrieg tatsächlich zurückgegangen ist (Nieuwbeerta 1996, vgl. auch Nieuwbeerta/Manza 2002: 266, Nieuw- beerta/Ultee 1999: 136ff., vgl. für Deutschland Schnell/Kohler 1995).5Besonders deutlich sind die- se Entwicklungen vor allem in Ländern mit einer traditionell starken Klassenspaltung im Wahlver- halten. Nieuwbeerta hat allerdings in seinen Studi- en das Parteiensystem lediglich dichotom klassifi- ziert, also in linke und rechte Parteien. Bei der Berücksichtigung einer komplexeren abhängigen Variable lassen sich aber seltener systematische Trends beobachten (Weakliem/Western 1999, Hout et al. 1995, Müller 1998; vgl. aber Nieuwbeerta/

Manza 2002, Ringdal/Hines 1995, Gattig 2006).

Diese Einschränkung der Gültigkeit von Nieuwbeer- tas Resultaten ist noch stärker, wenn man berück- sichtigt, dass diese überwiegend auf recht kurzen Zeitreihen beruhen, so dass eine wirklich überzeu- gende Analyse der langfristigen Abnahme des klas- senbasierten Wahlverhaltens damit nur für wenige Länder vorgenommen werden kann (Evans 1999, Weakliem/Heath 1999). Die bis in die dreißiger Jah- re zurückreichenden Daten der Studie von Weakliem und Heath (1999) für die USA, Frankreich und Großbritannien zeigen dagegen kein eindeutiges Entwicklungsmuster für das Klassenwahlverhalten.

Insgesamt liegen damit zwar Hinweise für eine ten- denzielle Abnahme der Klassenspaltung im Wahlver- halten vor, diese können aber nicht für alle Länder und vor allem nicht über einen längeren Zeitraum generalisiert werden.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass von einer eindeutigen Entkopplung des Konsums, des Frei- zeit- und des Wahlverhaltens von der Klassenstruk- tur keine Rede sein kann. In vielen Bereichen lassen sich weiterhin klassen- bzw. schichtspezifische Un- terschiede im Verhalten feststellen, in einigen Be- reichen nehmen diese sogar zu, während nur in bestimmten Ausschnitten (Konsumgüter, Wahlver- halten in einzelnen Ländern) eine klare Bestätigung der Entkopplungsthese festzustellen ist.

Zudem muss bei dieser Art von historischen Stu- dien zu Klassen- bzw. Schichtunterschieden von bestimmten Verhaltensweisen generell mit einem Grundproblem gerechnet werden. Soziale Klassen können sich in vielen Hinsichten unterscheiden, de- ren jeweilige Relevanz sich auch im Zeitverlauf än- dern kann. Das klassische Beispiel ist hier die Mo- de. Was im vergangenen Jahr noch den oberen Klassen der Gesellschaft vorbehalten war, mag in diesem Jahr oder auch schon in diesem Monat in weitere Bereiche der Gesellschaft diffundiert sein und damit seinen distinktiven Wert verloren haben (Bourdieu 1982). Wenn man also spezifische Ver- haltensweisen im Zeitverlauf analysiert, bleiben da- mit immer noch sehr viele andere Verhaltensweisen, die prinzipiell unterscheidend zwischen Klassen wirken können. Insofern kann die Untersuchung der klassenspezifischen Ausstattung mit bestimm- ten Konsumgütern oder von klassenspezifischen Verhaltensweisen über die Zeit hinweg schon aus theoretischen Gründen niemals endgültig die These von der Entkopplung von Klassen- bzw. Schicht- struktur und subjektiven Merkmalen belegen.

2.2.2 Soziale Identität

In seinen Ausführungen zur Entkopplungsthese spricht Beck (1983: 53) sehr deutlich den Relevanz- verlust der Klassen- und Schichtstruktur einer Ge- sellschaft für die Herausbildung sozialer Identitäten an. Zur Untersuchung dieser These kann auf die in der Umfrageforschung häufig analysierte subjektive Schichtselbsteinstufung als Indikator für Verände- rungen der sozialen Identität zurückgegriffen wer- den. Die Ergebnisse dieser Forschung sprechen ge- gen die Entkopplungsthese. So kann in Analysen des ALLBUS von 1980 bis 2004 festgestellt werden, dass der Anteil der Personen in Deutschland, die sich keiner sozialen Schicht zuordnen können oder wollen, nicht angestiegen ist (Rössel 2005: 59, Noll 1999: 149ff.). In dem betrachteten Zeitraum hat sich also die Fähigkeit und Bereitschaft von Per- sonen, sich einer Schicht zuzuordnen, nicht ver- ändert. Darüber hinaus kann Noll (1999) fest- stellen, dass sich der statistische Zusammenhang

5Vor allem Großbritannien und die meisten skandina- vischen Länder weisen ein besonders klassenbasiertes Wahlverhalten auf, es folgen Australien, Österreich, die Schweiz, Belgien. Ein niedriges Niveau des Klassenwahl- verhaltens in Europa weisen die Niederlande, Deutsch- land, Frankreich, Finnland und Italien auf. Noch niedriger sind die Niveaus in den Vereinigten Staaten und in Kanada (Nieuwbeerta 1996: 368).

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zwischen der subjektiven Schichteinstufung und der objektiven Schichtzugehörigkeit von Personen im Zeitverlauf kaum verändert hat. Diese Ergebnisse sprechen deutlich gegen die These, dass das Schicht- konzept im Zeitverlauf an Relevanz für die soziale Identität von Personen verloren hat.

Freilich kann gegen die Forschung zur subjektiven Schichtidentifikation eingewendet werden, dass die dort verwendeten geschlossenen Fragen mit festen Antwortvorgaben zu artifiziell hohen Raten der Klassen- oder Schichtidentifikation führen (Graetz 1983, Emmison/Western 1990). So können Emmi- son und Western in ihrer Studie mit offenen Ant- wortvorgaben zeigen, dass die soziale Klassenzuge- hörigkeit in Australien als Quelle sozialer Identität weit hinter vielen anderen Zugehörigkeiten, wie Ethnie, Geschlecht, Beruf und Nation, rangiert und nur von 32 % der Befragten als „wichtig“ oder

„sehr wichtig“ eingeschätzt wird (Emmison/Wes- tern 1990: 247). Wie aber Geißler und Weber-Men- ges (2006) zeigen konnten, ist auch in offenen Befragungen der weit überwiegende Anteil der Be- fragten erstens davon überzeugt, dass die Gesell- schaft der Bundesrepublik in Schichten eingeteilt werden kann und zweitens können sich die meisten Personen auch ohne Schwierigkeiten einer sozialen Schicht zuordnen.

Die oben dargestellten Resultate aus der Analyse des ALLBUS sind daher im Hinblick auf die Ent- kopplungsthese durchaus aussagekräftig, da hier das methodische Instrumentarium im Zeitverlauf in gleichbleibender Weise eingesetzt wurde. Die Er- gebnisse sprechen deutlich gegen die Annahme ei- nes Relevanzverlustes der Schicht- oder Klassen- struktur für die Herausbildung sozialer Identitäten.

2.2.3 Soziale Wahrnehmung

Die Wahrnehmung sozialer Schichtzugehörigkeit als einer Vorbedingung von schichtspezifischen Ver- haltens- und Interaktionsformen ist bisher nur spär- lich untersucht worden. Die sozialpsychologische Forschung fokussiert mit wenigen Ausnahmen vor allem auf Geschlechts-, Alters- und ethnische Ste- reotypen, so dass psychologische Studien zum Schicht- oder Klassenkonzept häufig auf die sozio- logische Forschungsliteratur zurückgreifen müssen (Nelson 2002, Argyle 1994). In der amerikanischen soziologischen Forschung findet sich eine Reihe von meist qualitativen Studien (Halle 1984, La- mont 1992, 2000, Gorman 2000), die deutlich ma- chen, dass die meisten Personen auch im Alltags- leben Grenzziehungen vornehmen, die an der Wahrnehmung von Schicht- und Klassenzugehörig- keiten orientiert sind. Insofern geht aus diesen Stu-

dien hervor, dass Menschen in gegenwärtigen Ge- sellschaften typischerweise zur Wahrnehmung von Schicht- oder Klassenposition von anderen Per- sonen in der Lage sind. Eine ausgesprochen instruk- tive Studie zum Ausmaß dieser Fähigkeit hat Allan Mazur (1993) Anfang der 1990er Jahre in den USA durchgeführt. Dieser hat den Probanden seines Ex- periments Porträtfotos von Frauen in Hochzeits- kleidung vorgelegt und sie gebeten, die jeweilige Klassenzugehörigkeit der Frauen einzuschätzen.

Die subjektive Einstufung der Probanden korrelier- te hoch mit der von den Forschern vorgenommenen Klasseneinstufung der porträtierten Frauen (r = 0.62). Das ist für eine hoch standardisierte Situa- tion (wie die Hochzeit), in der es z. B. an schicht- symptomatischen Hinweisen wie typischer Berufs- kleidung, sprachlichen Merkmalen und anderen Zeichen mangelt, eine erstaunlich hohe Korrela- tion. In seiner Studie untersuchte Mazur auch, wel- che Merkmale der betrachteten Personen zu der jeweiligen Klasseneinstufung führen. Es wurde deutlich, dass sowohl die physische Attraktivität des Gesichts als auch die jeweilige stilistische Selbstdarstellung der porträtierten Bräute zu der je- weiligen Klasseneinstufung beigetragen haben (Ma- zur 1993: 278f.). Insofern handelt es sich hier um eine wegweisende Studie, die Möglichkeiten eröff- net, die Sichtbarkeit von Klassen- bzw. Schichtzuge- hörigkeit im Alltagsleben zu untersuchen und da- rüber hinaus auch relevante Merkmale für die Identifizierung von Klassen- oder Schichtzugehörig- keit zu erschließen. Allerdings erlaubt sie, ebenso wie die oben zitierten qualitativen Studien, keine Aussage über die empirische Gültigkeit der Ent- kopplungsthese im Hinblick auf die Abnahme der Wahrnehmbarkeit von Schichtzugehörigkeit. Dazu müsste die Studie in ein Längsschnittdesign über- führt werden. Anhand eigenen, deutschen Daten- materials wollen wir eben das im empirischen Teil dieses Aufsatzes versuchen.

Insgesamt lassen sich also im Hinblick auf die drei Dimensionen der Entkopplungsthese folgende Er- gebnisse festhalten: 1) Die in der Individualisie- rungsdebatte behauptete Entkopplung von Klassen- bzw. Schichtzugehörigkeiten und dem Handeln von Akteuren kann empirisch nur bedingt gestützt wer- den. Dies liegt einerseits an den ausgesprochen dis- paraten empirischen Resultaten, andererseits an der üblichen empirischen Vorgehensweise, in der einzel- ne Verhaltensweisen oder Einstellungen heraus- gegriffen und im zeitlichen Verlauf auf ihren Zusammenhang mit der Klassen- bzw. Schichtzuge- hörigkeit der Personen hin untersucht werden. Da im Prinzip aber immer eine Vielzahl von Handlun-

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gen oder Einstellungen zwischen sozialen Klassen oder Schichten differieren können, kann auf der Grundlage solchen Vorgehens eine endgültige Ent- scheidung über die empirische Tragfähigkeit der Entkopplungsthese nicht getroffen werden. 2) Eine abnehmende Relevanz der Schichtzugehörigkeit für die soziale Identität von Personen kann definitiv nicht festgestellt werden. Allerdings lässt sich als Ergebnis der Forschung zu diesem Thema festhal- ten, dass Schicht- oder Klassenzugehörigkeiten für die meisten Menschen keine primären Quellen ihrer sozialen Identität sind. 3) Vor allem die US-ame- rikanische Soziologie hat empirisch demonstriert, dass die Klassenzugehörigkeit auch in gegenwär- tigen Gesellschaften einen wahrnehmbaren und für Interaktionen relevanten Sachverhalt darstellen. Be- sonders originell ist hier die Forschung des ame- rikanischen Sozialwissenschaftlers Allan Mazur, der analysiert hat, ob Probanden eine Person an- hand ihres Aussehens einer bestimmten Klasse oder Schicht zuordnen können. Die grundlegende Idee dieses Vorgehens ist: wenn es Individuen gelingt, anhand des Aussehens eine Bestimmung der Schichtzugehörigkeit vorzunehmen, dann gibt es im Alltag immer noch erkennbare „Marker“ und be- wusst oder unbewusst verfügbare „Skripte“ der Schichtzuordnung, und das könnte darauf hinwei- sen, dass Schichtdifferenzen ihre lebensweltliche Relevanz noch nicht verloren haben.

Wir wollen Mazurs empirische Vorgehensweise als eine Methode zur Überprüfung der Entkopplungs- these in diesem Aufsatz aufgreifen und explorativ anwenden. Im Unterschied zu Mazur haben wir die Methode allerdings um eine zeitliche Dimension er- weitert, so dass nicht nur geprüft werden kann, wie stark zu einem bestimmten Zeitpunkt Probanden die Schichtzugehörigkeit einer Person über deren Aussehen (auf Hochzeitsfotos) bestimmen können, sondern auch, wie sich dieser Zusammenhang im Zeitverlauf von den 1950er bis in die 1990er Jahre verändert hat. Angesichts der Tatsache, dass sich in der Bundesrepublik im Zeitraum von 1950 bis 2000 das Bruttoinlandsprodukt vervielfacht hat, müsste in dieser Zeitspanne also der so genannte Fahrstuhleffekt Wirkung gezeitigt und zu einer Ent- kopplung von Klassenstruktur einerseits sowie dem sozialen Handeln und den Interpretationen von Un- gleichheit andererseits geführt haben. Gemäß der Entkopplungsthese sollte es daher in diesem Zeit- raum zu einer deutlichen Abnahme der Überein- stimmung von wahrgenommener und objektiver Schichtzugehörigkeit gekommen sein.

3. Empirisches Vorgehen und Befunde

Analog zur Vorgehensweise von Mazur haben wir Probanden einen Satz von Hochzeitsfotos vor- gelegt. Im Unterschied zu Mazurs Studie haben wir allerdings nicht allein die Ehefrau, sondern das Ehe- paar berücksichtigt. Überdies wurde zur Analyse der zeitlichen Entwicklung des visuellen Identifizie- rens der Klassen- bzw. Schichtzugehörigkeit den Probanden ein Set von 18 Fotografien vorgelegt, von denen jeweils sechs aus den 1950er, den 1970er und den 1990er Jahren stammten. Die Probanden wurden gebeten, für jeden der drei Zeiträume die Fotos nach Ober-/oberer Mittelschicht, Mittel- und Arbeiterschicht zu sortieren.6

Die Anzahl von Fotografien pro Jahrzehnt ist damit relativ gering. Im Pretest wurde allerdings deutlich, dass den Probanden eine höhere Anzahl von ein- zustufenden Bildern als 18 nicht zugemutet werden konnte.7 Um möglichst vergleichbare Fotografien in die Studie einbeziehen, wurde ein deutlich größe- rer Satz von Hochzeitsfotografien (mehr als 40) ge- sammelt. Die auf den Fotos abgebildeten Paare wurden von uns auf der Grundlage ihrer schu- lischen Bildung und beruflichen Position zum Zeit- punkt der Eheschließung in drei Schichten eingeteilt (Arbeiterschicht, Mittelschicht, obere Mitte/Ober- schicht).8Dabei haben wir uns an der Dreiklassen- version des EGP-Klassenschemas (Erickson/Gold- thorpe 1992) orientiert. Paare, die aus zwei Erwerbstätigen mit unterschiedlichen Klassenla- gen bestanden, wurden immer in die jeweils höhe- re Klasse eingeordnet. Die sechs Fotos pro Zeit- punkt waren nicht gleich verteilt auf diese drei Schichten.9Dies wurde auch von den Probanden

6Um auch eventuelle „Ermüdungs-“ oder „Reihenfol- ge“-Effekte bei der Zuordnung in Rechnung stellen zu können, haben wir die eine Hälfte der Probanden gebeten, mit den 1950er Jahren zu beginnen, und die andere Hälf- te, entsprechend mit den 1990er Jahren einzusetzen. Es gibt keine Unterschiede in den Ergebnissen, so dass wir derartige Effekte ausschließen können.

7Die Zuordnung der Fotos dauerte im Durchschnitt 40 Minuten, hinzu kamen noch 10 Minuten für die Erhebung eines kurzen soziodemografischen Fragebogens (siehe un- ten).

8Die hier vorgenommene Einteilung in drei Schichten ent- spricht sicher nicht dem gegenwärtigen Diskussionsstand der Klassenanalyse (Erickson/Goldthorpe 1992). Dennoch wird damit einerseits die vertikale Dimension gegenwärti- ger Klassenstrukturmodelle abgebildet; zudem sind solche Schichtmodelle in der Bevölkerung als Deutungsmuster der Gesellschaft weit verbreitet (Geißler/Weber-Menges 2006).

9Für die fünfziger und siebziger Jahre wurden je zwei Fo-

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nicht erwartet; eine Vielzahl hat einer Schicht drei Fotos zugeordnet und einer anderen dafür nur ein Foto. Von daher wurden die Probanden explizit

gebeten, die Fotos „unabhängig“ voneinander zu- zuordnen.

In den Interviews wurden jeder Testperson jeweils die Fotos eines Jahrzehnts zusammen vorgelegt.

Hier wurde Sorge getragen, dass alle Fotografien möglichst einheitlich sind. Alle Bilder waren schwarz-weiß, mit einer Nummer in zufälliger Rei- tos aus der Oberschicht, eins aus der Mittelschicht und

drei aus der Arbeiterschicht gewählt. In den neunziger Jahren waren die Fotos über die Schichten gleich verteilt.

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henfolge versehen und in einheitlichem Design auf eine schwarze Karte aufgeklebt. Sie zeigen jeweils nur das Brautpaar, wobei nahezu alle Paare von der Körpermitte an aufwärts zu sehen sind (siehe auf Seite 32 das Beispielfoto). Jeweils vier der sechs Ehepaare pro Jahrzehnt tragen traditionelle Hochzeitskleidung, wohingegen die Kleidung und Accessoires von zwei Paaren pro Jahrzehnt nicht explizit auf eine Eheschließung hinweisen. Die Probanden sollten nun die Zugehörigkeit der ab- gebildeten Personen zu bestimmten gesellschaftli- chen Schichten subjektiv einschätzen bzw. gemäß oben genannten drei gesellschaftlichen Schichten klassifizieren.

Um nachvollziehen zu können, nach welchen Krite- rien die Probanden die abgebildeten Brautpaare eingeschätzt haben, welche Merkmale auf den Fo- tos also für die Einstufung relevant und ausschlag- gebend waren, wurden parallel kognitive Inter- views („lautes Denken“) mit den Teilnehmern der Studie durchgeführt (Schwarz/Sudman 1996, Prü- fer/Rexroth 2000). Damit können die Denkprozes- se, die zur Einordnung der Paare führen, soweit sie der Testperson bewusst sind und sie zu ihrer Be- schreibung in der Lage ist, aufgedeckt und ana- lysierbar gemacht werden. Die Informationen wur- den insbesondere mittels so genannter Concurrent Thinkalouds gewonnen. Bei dieser Methode sind die Testpersonen dazu angehalten, ihre Gedanken laut auszusprechen, die ihnen während der Ent- scheidungsfindung durch den Kopf gehen (Prüfer/

Rexroth 2000: 8). Zum anderen wurden spezielle Nachfragen, so genannte Probing Questions zu- sätzlich gestellt, wenn die geäußerten Thinkalouds zu wenig Information lieferten bzw. nicht präzise genug die Kriterien der Befragten zum Ausdruck brachten. Von besonderem Interesse sind hierbei die Schlüsselbegriffe, z. B. Merkmale der Brautleu- te, die die Befragten als besonders relevant für ihre Einordnung äußern. Diese Interviews wurden voll- ständig auf Tonband aufgenommen und teilweise transkribiert, so dass mit Hilfe einer systematischen Inhaltsanalyse die für die Einstufung der Brautleute in Klassen als besonders wichtig genannten Merk- male auch systematisch vercodet und quantifiziert werden konnten. Im Anschluss an die Zuordnung der Fotos wurden mittels eines standardisierten Fra- gebogens die soziodemografischen Merkmale der Probanden erhoben.

Insgesamt wurde das Experiment mit 64 Personen durchgeführt, davon waren allerdings nur 62 für die Studie verwertbar. Die Probanden wurden über eine lokale Tageszeitung in Form einer Anzeige und eines Artikels gewonnen, so dass sich deutlich mehr

Personen für die Studie gemeldet haben als nötig waren.10 Daher konnte bei der Auswahl auf eine möglichst heterogene Zusammensetzung im Hin- blick auf das Geschlecht, das Alter und den Bil- dungsgrad geachtet werden, wobei dennoch in der Stichprobe Frauen und hochgebildete Personen überrepräsentiert sind (siehe Anhang Tabelle A1).

Günstig im Hinblick auf den Längsschnittcharakter der Studie ist die Tatsache, dass die Versuchsper- sonen sich relativ gleichmäßig über die Altersgrup- pen von 25 bis 75 Jahren verteilen.

Historische Entwicklung der Wahrnehmbarkeit von Schichtzugehörigkeit

Mit den Ergebnissen unserer empirischen Studie möchten wir nun im Blick auf die Entkopplungsthe- se untersuchen, ob die Probanden die Bilder aus den 1950er Jahren besser in Schichten einordnen können, als die Bilder aus den 1970er Jahren und diese wiederum besser als die Bilder aus den 1990er Jahren. Dazu wurde geprüft, ob die jeweilige Ein- stufung der Probanden mit unserer Einstufung auf der Grundlage des Berufs- und Bildungsstatus der abgebildeten Brautpaare übereinstimmt. Die Ana- lyseeinheit ist somit das einzelne Foto (nicht der Proband). Zur Berechnung der Treffsicherheit der Probanden hinsichtlich aller Fotografien haben wir den Kappa-Koeffizienten berechnet, der ursprüng- lich zur Messung der Übereinstimmung von Ein- schätzungen in der Psychologie, aber auch in In- haltsanalysen entwickelt wurde (Cohen 1960).

Kappa kann zwischen –1 und 1 variieren, wobei Werte über Null anzeigen, dass die Übereinstim- mung höher ist als per Zufall erwartbar. Die Ergeb- nisse für die drei Zeiträume sind in Grafik 1 dar- gestellt. Es wird deutlich, dass es keine lineare Abnahme der visuellen Erkennbarkeit der Schicht- zugehörigkeit von den 1950er über die 1970er zu den 1990er Jahren gibt. Der Kappa-Koeffizient liegt in den 1950er Jahren bei 0,21, in den 1970er Jahren bei 0,10 und in den 1990er Jahren bei 0,34.

Für alle drei Zeitpunkte ist er statistisch signifikant von Null verschieden, wenngleich die Koeffizienten nicht besonders hoch sind (siehe Tabelle A1 im An- hang). Die Probanden können also allein auf der Grundlage der visuellen Informationen in den Foto- grafien die abgebildeten Hochzeitspaare in soziale Schichten einstufen. Erstaunlicherweise ist aller- dings die Übereinstimmung zwischen der objekti-

10Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden sowohl die Fotografien als auch die Probanden ausschließlich in den alten Bundesländern rekrutiert: Erstere in Bremen, Letzte- re in Göttingen.

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ven Schichteinstufung und der Einstufung für die Probanden in den 1970er Jahren besonders niedrig.

An dieser Stelle könnte der Einwand formuliert werden, dass die Probanden für jeden Zeitraum nur eine relativ geringe Anzahl von Fotografien vor- gelegt bekommen haben, so dass einzelne Fotogra- fien einen übermäßig großen Einfluss auf das Er- gebnis haben könnten. Um die Größenordnung dieses Problems zu analysieren, haben wir eine Va- riante des Bootstrapping (Mooney/Duval 1993) durchgeführt. Dabei haben wir für jedes Jahrzehnt den Kappa-Koeffizienten auf der Basis von nur fünf Fotografien berechnet, wobei alle sechs möglichen Kombinationen von fünf Fotografien aus den ur- sprünglich den Probanden vorgelegten sechs Bil- dern berücksichtigt wurden. Wir können also für jedes Jahrzehnt jeweils für sechs Fünferkombinatio- nen von Fotos die Übereinstimmung berechnen, so dass der Einfluss der einzelnen Fotografien auf das Gesamtergebnis sichtbar wird.

In Abbildung 2 wird deutlich, dass die Kappa-Koeffi- zienten in Abhängigkeit von einzelnen Fotografien tatsächlich deutlich variieren. Der Vergleich der Er- gebnisse für die 1950er und 1990er Jahre zeigt al- lerdings, dass nur in drei von insgesamt sechsund- dreißig möglichen Kombinationen von Fotografien die Trefferquote für die 1950er Jahre größer wäre, als für die 1990er Jahre (die Kombinationen 2, 5 und 6 für die 1950er Jahre im Vergleich zur Kom- bination 4 für die 1990er Jahre). Auch der Ver- gleich zwischen den 1950er und 1970er Jahren er- gibt ein ähnliches Bild: Hier würde sich in nur vier aus sechsunddreißig Kombinationen von Fotogra- fien ein geringfügig höherer Wert für die Treffer- quote der 1970er Jahre im Vergleich zu den 1950er Jahren ergeben die Kombination 1 für die 1970er Jahre im Vergleich zu den Kombinationen 1 und 3 für die 1950er Jahre sowie die Kombinationen 2 und 4 für die 1970er Jahre jeweils im Vergleich zur Kombination 3 für die 1950er Jahre). Für die 1970er und 1990er Jahre ist das Ergebnis noch ein- deutiger: In keiner einzigen Kombination von Foto- grafien liegen die Werte für den früheren über den Werten für den späteren Zeitraum.

Insgesamt zeigt sich also in dieser Prüfung der Ro- bustheit der Ergebnisse erstens, dass die Gesamt- trefferquoten tatsächlich für die einzelnen Bilder deutlich variieren; es wird aber zweitens deutlich, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Verschiebung der Rangordnung der zeitspezifischen Trefferquo- ten relativ gering ist. Es gibt zudem keinerlei Evi- denz für eine Rangordnung, die einem linearen Rückgang in der Erkennbarkeit von Schichtzuge- hörigkeit entsprechen würde. Insofern gibt es in un- seren explorativen Befunden keine empirische Evi- denz für die Entkopplungsthese. Es wird aber deutlich, dass die von uns vorgeschlagene Methode unter Berücksichtigung einer größeren Anzahl von

N (pro Zeitpunkt) = 6 * 62 = 372 Quelle: „Hochzeitsfoto-Studie 2005“

Abb. 1 Übereinstimmung der Schichteinstufung durch die Probanden mit der sozialwissenschaftlichen Schichtein- stufung (Cohen’s Kappa).

Abb. 2 Robustheit der Übereinstim- mung für unterschiedliche Bildkom- binationen (Cohen’s Kappa).

(Kombi = Kombination von jeweils 5 Fotos) Übereinstimmung berechnet auf der Basis von jeweils 5 der 6 Fotos.

N (pro Zeitpunkt) = 5 * 62 = 310 Quelle: „Hochzeitsfoto-Studie 2005“

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Fotografien zu robusteren Ergebnissen führen wür- de.

Ein weiterer möglicher Einwand gegen die Gültig- keit der empirischen Resultate unserer Studie könn- te sein, dass die hohe Trefferquote vor allem für die 1990er Jahre durch eine Art von „Vertrautheits- effekt“ verursacht sein könnte. Erstens ist die Fä- higkeit zur Erinnerung an vergangene Ereignisse und Zustände von deren zeitlicher Entfernung ab- hängig, zweitens muss bei unseren Probanden un- terstellt werden, dass die jüngeren Kohorten über weniger Erfahrung mit typischen Kleidungsmustern und Lebensstilzeichen in den 1950er und eventuell auch 1970er Jahren verfügen (Reimer 2001). Dieser Einwand kann in einem Retrospektivdesign wohl niemals vollständig ausgeräumt werden. Um die Validität unserer Ergebnisse zu untermauern, haben wir zeitraumspezifische Kappa-Koeffizienten für drei unterschiedliche Altersgruppen unter den Pro- banden berechnet. Wenn es tatsächlich einen der- artigen Vertrautheitseffekt gäbe, dann müssten die jüngeren Versuchspersonen mit ihren Einschätzun- gen der älteren Fotografien deutlich schlechter ab- schneiden als die älteren Teilnehmer des Experi- ments. Bei der Einteilung der Altersgruppen wurde darauf geachtet, dass diese zu einem der drei Zeit- punkte im heiratsfähigen Alter bzw. nahe an diesem Alter waren, um die Vertrautheit mit den Stilen und Merkmalen der auf den Fotografien abgebildeten Personen für je einen Zeitraum möglichst zu maxi- mieren.

Die Ergebnisse dieser Analyse sind in Abbildung 3 dargestellt. Hier zeigt sich, dass tatsächlich ein gewisser Vertrautheitseffekt festzustellen ist. Die ältesten Versuchspersonen erzielen für die Fotogra-

fien der 1950er Jahre die höchste Übereinstim- mung, die mittlere Altersgruppe erreicht für die Bil- der der 1970er Jahre vergleichsweise das beste Zuordnungsergebnis und die jüngsten Probanden stufen die auf den jüngsten Bildern abgebildeten Personen am besten ein. Insofern zeigt sich, dass ei- ne höhere Vertrautheit mit der jeweiligen Zeit auch eine bessere Einschätzung der Schichtzugehörigkeit der auf den Fotografien abgebildeten Personen er- laubt. Allerdings sind diese Unterschiede sehr ge- ring.11 Was hingegen sehr viel deutlicher auffällt, ist das übereinstimmende Muster der Trefferquoten für alle drei Altersgruppen. Für die drei Gruppen ist die Trefferquote für die 1970er Jahre am niedrigs- ten, die Quote für die 1950er Jahre liegt in der Mit- te und die Quote für die 1990er Jahre erweist sich als die höchste. Es dürfte daher schwierig sein, den in Abbildung 1 dargestellten Verlauf der Ergebnisse auf der Basis dieser Resultate als Ergebnis der un- terschiedlichen Vertrautheit der Probanden mit den unterschiedlichen Zeiträumen zu erklären.

Zusammenfassend sprechen die vorgestellten ex- plorativen Resultate nicht für eine im Zeitverlauf li- near abnehmende Sichtbarkeit von Klassen- oder Schichtzugehörigkeit. Selbst im methodologisch un- Abb. 3 Übereinstimmung für die verschiedenen Altersgruppen (Cohen’s Kappa).

Quelle: „Hochzeitsfoto-Studie 2005“

11Dies gilt auch für andere gruppenspezifische Unter- schiede der Übereinstimmung. So liegt Cohen’s Kappa für Personen, die höchstens die mittlere Reife als höchsten Bil- dungsabschluss aufweisen, bei 0,23. Dagegen kommen Personen mit (Fach-)Hochschulreife auf 0,22 und Per- sonen mit (Fach-)Hochschulabschluss auf 0,21. Für männ- liche Probanden liegt Cohen’s Kappa bei 0,20 und für weibliche Probanden bei 0,23. Die Übereinstimmungs- raten sind also für unterschiedliche soziale Gruppen sehr ähnlich.

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günstigsten Fall sprechen unsere Ergebnisse für eine trendlose Fluktuation. Darüber hinaus kann ange- sichts unserer empirischen Analysen die Hypothese entwickelt werden, dass in den 1970er Jahren die Klassen- bzw. Schichtzugehörigkeit einer Person deutlich schlechter eingeschätzt werden konnte als in der vorhergehenden und in der nachfolgenden Zeitperiode. Zur Bestätigung einer solchen These bedürfte es allerdings einer experimentellen Studie mit einem größeren Satz von berücksichtigten Foto- grafien.

„Marker“ von Schichtzugehörigkeit

Mit unserer Studie wollten wir allerdings auch fest- stellen, welche Merkmale der auf den Hochzeits- fotos abgebildeten Personen den Probanden als

„Marker“ für die Zuordnung zu bestimmten sozia- len Schichten gedient haben. Dazu wurden, wie oben beschrieben, während des Experiments kog- nitive Interviewtechniken verwendet, die darauf zielen, die Gedanken und Überlegungen der Pro- banden zu verbalisieren. Auf der Grundlage der Tonbandmitschnitte und Teiltranskriptionen der Äußerungen der Probanden konnte erhoben werden, welche Merkmale diese jeweils für ihre Entscheidung

in Betrachtung gezogen haben. In Tabelle 1 sind die entsprechenden Korrelationen zwischen den jeweils von den Probanden genannten Merkmalen und der

„korrekten“ Zuordnung der jeweiligen subjektiven Schichteinordnung der abgebildeten Personen so- wie der objektiven Einstufung (auf der Grundlage von Beruf und Bildung) ausgewiesen.12

Die in Tabelle 1 dargestellten Resultate sind äußerst interessant, denn es lassen sich keine relevanten em- pirischen Zusammenhänge zwischen den von den Probanden im kognitiven Interview genannten Merkmalen einerseits und der Frage der richtigen Einstufung der auf den Bildern abgebildeten Per- sonen andererseits feststellen. Dies zeigt sehr deut- lich, dass Sozialwissenschaftler sich bei der empiri- Tabelle 1 Korrelationen zwischen den als relevant genannten Merkmalen und der korrekten Schichteinstufung

Merkmale 1950er Jahre 1970er Jahre 1990er Jahre alle Jahrzehnte

Intelligenz / Bildung –,010 –,056 ,078 ,011

Gesichtsausdruck / Physiognomie ,095 ,103* ,108* ,093**

Umgang mit der Situation –,013 ,066 –,039 ,000

Sonstiges / Sympathie –,030 –,043 ,026 –,013

Gesamteindruck Ausstattung ,039 ,058 ,034 ,040

Alter ,013 ,031 ,040 ,031

Kleid ,005 –,029 ,008 ,025

Schleier/Hut ,030 ,003 –,014 –,034

Anzug ,102* ,047 –,007 ,049

Fliege ,051 ,031 –,041 ,029

Krawatte –,024 ,068 ,029 ,012

Einstecktuch –,045 ,025 ,066 –,024

Reversbouquet –,086 ,136** –,050 ,007

Frisur(en) –,107* ,021 ,037 –,032

Schmuck ,063 –,090 ,082 ,056

Brille Bräutigam –,101 ,155** –,028

Blumen –,036 –,032 –,036 –,057

Hintergrund –,156** ,069 –,060 –,052

** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.

Quelle: „Hochzeitsfoto-Studie 2005“

12Im Prinzip müssten für die Zusammenhangsanalysen in diesem Fall statistische Modelle verwendet werden, die bei der Berechnung der Standardfehler die Clusterung der Fälle in unserem Datensatz berücksichtigen (Snijders/Bos- ker 1999). Da sich bei der Verwendung derartiger Verfah- ren keine systematischen Unterschiede der Ergebnisse im Vergleich zu Tabelle 1 ergeben haben, erscheint uns für die Zwecke einer explorativen Untersuchung die Präsenta- tion der bivariaten Korrelationen in Tabelle 1 angemesse- ner.

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schen Analyse der Entkopplungsthese keinesfalls auf weit verbreitete alltagsweltliche Intuitionen von der Irrelevanz der Klassen- oder Schichtstruktur verlassen können. Den Personen ist in ihrer Alltags- welt hinsichtlich ihrer Wahrnehmungen und Ent- scheidungen teilweise überhaupt nicht bewusst, aufgrund welcher Merkmale sie andere (richtig oder falsch) einer bestimmten sozialen Schicht zu- ordnen. Dies verweist einmal mehr auf die in der Soziologie meist übersehene Tatsache, dass Per- sonen ihre Wahrnehmungen und die darauf basie- renden Verhaltensweisen häufig nicht bewusst sind (Bargh/Ferguson 2000, Bargh 1999, Nisbett/Wison 1977).

4. Schlussfolgerung: Nicht Jenseits, sondern diesseits von Klasse und Stand

In den Sozialwissenschaften wurde in den vergange- nen Jahrzehnten immer wieder die These von der Entkopplung von Sozialstruktur einerseits und so- zialem Handeln, sozialer Identität sowie der Wahr- nehmung der Sozialstruktur andererseits vertreten und diskutiert. Die bisherigen empirischen Studien zur Überprüfung dieser These sind zu unterschiedli- chen Beurteilungen ihrer Gültigkeit gelangt. Für verschiedene Bereiche des Handelns als der ersten Dimension der Entkopplungsthese liegen divergie- rende Resultate vor: Die Klassenprägung bestimm- ter Verhaltensweisen nimmt tatsächlich im Zeitver- lauf ab, andere Verhaltensweisen ändern sich in dieser Hinsicht nicht, wiederum andere werden in dem besagten Zeitraum sogar zunehmend stärker durch die Klassenzugehörigkeit von Personen ge- prägt. Überdies haben aber diese Studien das Prob- lem, dass in den meisten empirischen Untersuchun- gen typischerweise untersucht wird, ob sich im Zeitverlauf der statistische Zusammenhang zwi- schen der Klassenzugehörigkeit einer Person und bestimmten Verhaltensweisen ändert. Im Prinzip gibt es aber äußerst viele Formen sozialen Han- delns, die auf ihre Klassengeprägtheit hin unter- sucht werden könnten, so dass eine abschließende Beurteilung der Entkopplungsthese auf diesem Weg kaum möglich scheint. Was die zweite Dimension der Entkopplungsthese angeht, die der sozialen Identität, so widerlegen die vorliegenden Studien die These deutlich, die von einer abnehmenden Re- levanz der Schichtzugehörigkeit für die soziale Identität ausgeht. Betrachtet man die dritte heraus- gearbeitete Dimension der Entkopplungsthese, die soziale Wahrnehmung von sozialen Schichten und Klassen, so zeigen die vorliegenden Untersuchun- gen, dass Akteure im Alltagsleben zwischen Per-

sonen aus unterschiedlichen sozialen Gruppen durchaus unterscheiden und symbolische Abgren- zungen vornehmen können. Allerdings liegt bisher keine Studie über die zeitliche Entwicklung der so- zialen Wahrnehmung von Schichtzugehörigkeit vor.

Daher haben wir im Anschluss an die innovative Studie von Mazur (1993) im Zeitverlauf unter- sucht, wie gut Probanden in einem Experiment Personen auf Fotografien zu bestimmten sozialen Schichten zuordnen können. Dabei wurden bundes- deutsche Hochzeitsfotografien aus den 1950er, 1970er und 1990er Jahren berücksichtigt. Da sich zwischen 1950 und 2000 das Bruttoinlandsprodukt in der Bundesrepublik vervielfacht hat, so hätte in diesem Zeitraum auch der Entkopplungseffekt sei- ne Wirkung zeigen müssen, d. h., die Sichtbarkeit von Klassen oder Schichten hätte deutlich abneh- men müssen. Diese individualisierungstheoretische Hypothese kann durch unsere explorative Studie al- lerdings nicht unterstützt werden. Es gibt offenbar in der Fähigkeit der Probanden, die abgebildeten Personen in soziale Klassen einzuordnen, keine li- neare Abnahme von den Fotografien der 1950er Jahre bis hin zu denen der 1990er Jahre. Für eine abschließende Einschätzung wäre allerdings eine vergleichbare Studie auf einer breiteren Datenbasis nötig. Insgesamt waren die Versuchspersonen in der Lage, die abgebildeten Personen überzufällig der richtigen sozialen Schicht zuzuordnen. Die Kap- pa-Werte waren allerdings nicht sonderlich hoch.

Hierbei ist in Rechnung zu stellen, dass die Hoch- zeitsfotografien erstens für das Experiment standar- disiert wurden und dass sie zweitens eine hoch- gradig standardisierte Situation wiedergeben. Im Alltagsleben treten uns aber Personen typischerwei- se nicht in einer so festlich genormten Aufmachung entgegen, sondern meist in sehr viel stärker berufs- und klassenspezifisch geprägter Kleidung, die eine Erkennbarkeit sozialer Schichtzugehörigkeit sehr viel leichter macht. Wie Jungbauer-Gans et al.

(2005) demonstriert haben, wird diese spezifische Kleidung von Interaktionspartnern nicht nur wahr- genommen, sondern führt bei diesen auch zu deutli- chen Unterschieden im Verhalten.13

Die dargestellten Ergebnisse unserer Studie spre- chen daher eher gegen die Annahme, dass im Zeit-

13Zahlreiche Studien haben demonstriert, dass nicht nur die Kleidung in Interaktionen ein Indikator für sozialen Status ist, sondern auch andere Merkmale, wie der Ge- sichtsausdruck, die Stimmfrequenz und die Körperhal- tung, die auch mit Verhaltenskonsequenzen auf Seiten der Interaktionspartner verbunden sind (Mazur et al. 1980, Gregory 1994, Salter 1995).

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verlauf die Position einer Person im Gefüge der so- zialen Ungleichheit weniger sichtbar geworden sei.

Gleichwohl gab es auch gewisse Hinweise dafür, dass die 1970er Jahre einen Zeitraum darstellen, der in besonderem Maße durch kulturelle und so- ziale Veränderungen geprägt war (Reuband 1988), so dass die Probanden für diese Zeit besonders gro- ße Schwierigkeiten in der Zuordnung der abgebil- deten Personen hatten. Aus einer wissenssoziologi- schen Perspektive betrachtet könnte dies die Grundlage für Ulrich Becks Individualisierungs- these bilden, die vor dem Hintergrund der Erfah- rungen in den 1970er Jahre am Anfang der 1980er Jahre (Beck 1983) zuerst formuliert wurde, aber möglicherweise in der Prägung durch diese kurze Zeitphase gefangen blieb. Auch diese Hypothese müsste allerdings auf einer breiteren Datenbasis überprüft werden.

Methodischer Anhang

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Altersgruppen In % (absolut)

geb. 1931–1950 37,1 (23)

geb. 1951–1965 37,1 (23)

geb. 1966–1981 25,8 (16)

Bildungsgruppen

Haupt-/Realschulabschluss 23,0 (14) (Fach)Hochschulreife 19,7 (12) (Fach)Hochschulabschluss 57,4 (35) Geschlechterverteilung

Männlich 40,3 (25)

Weiblich 59,7 (37)

Gesamt 100 (62)

Quelle: „Hochzeitsfoto-Studie 2005“

Tabelle A2 Kappa-Koeffizienten für die drei Zeitphasen

Kappa t-Wert N

1950er Jahre 0,21 6,14** 372

1970er Jahre 0,10 2,95* 372

1990er Jahre 0,34 9,45** 372

* Der Wert ist auf dem Niveau von 0,01 statistisch signifikant.

** Der Wert ist auf dem Niveau von 0,001 statistisch signifikant.

Quelle: „Hochzeitsfoto-Studie 2005“

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