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Neues Regelwerk zu zentralen Raumlufttechnischen Anlagen

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HLH Bd. 69 (2018) Nr. 5-Mai

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Neues Regelwerk zu zentralen Raumlufttechnischen Anlagen

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oderne Gebäude sind ohne Raumlufttechni- sche Anlagen (RLT-Anlagen) nicht mehr funk- tional und energieeffizient zu betreiben. Durch die mechanische Raumlüftung kommt es zu einer deut- lichen Verbesserung des Raumklimas, der Raumluft- qualität und des Komforts in den versorgten Räu- men, da das Lebensmittel Luft den Gebäuden kon- trolliert zugeführt werden kann. Die Anforderun- gen an RLT-Anlagen und Geräte haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Zu den rein funktionalen Anforderungen sind dabei neben As- pekten der Hygiene vor allem energetische Fragen stärker in den Mittelpunkt gerückt.

Mit der neuen VDI-Richtlinie VDI 3803 Blatt 1 wurde nun ein Regelwerk überarbeitet, das die An- forderungen an RLT-Anlagen auf eine neue Basis stellt und die Grundlage für die Planung und Aus- führung von RLT-Anlagen liefert.

Die neuen europäischen Normen führen in der Regel zu größeren Außenluftvolumenströmen, die Einhaltung der Ökodesignverordnung

EU 1253/2014 zieht größere Abmessungen der RLT- Geräte nach sich, die bei nicht wesentlich geänder- ten bautechnischen Randbedingungen beachtet werden müssen. Die Auslegung und Gestaltung von RLT-Anlagen ist daher ein wesentliches Kriterium der Energieeffizienz der gesamten Anlagentechnik.

Darüber hinaus werden neben den Fragen zur brandschutztechnischen Gestaltung vor allem auch werkstofftechnische Hinweise angesprochen, die sich aus den Anforderungen der Desinfektion und Reinigung der Anlagen und Geräte ergeben.

Ein wesentliches und neues Kapitel der neuen Richtlinie widmet sich dem Thema der „Filtervorer- wärmung“, die seit 1998 durch die VDI 6022 zu ei- ner häufig geforderten Maßnahme wurde. Diese An- forderung führte aber auch zu Problemen, da sie zwar den Filter vor einer Durchfeuchtung schützt, allerdings auch zu extremen Verschmutzungen des Filtervorerwärmers führen kann.

Die erste Filterstufe ist nun zwingend saugseitig zur Reinhaltung der Luftbehandlungselemente als erstes Bauteil einzusetzen. Zur Vermeidung von Fil- terdurchfeuchtungen ist dabei nichtsdestotrotz die VDI 6022 zu beachten. Trotzdem sind alle Bauteile durch Filter zu schützen. Aber eine apparative Filter- vorerwärmung (zum Beispiel Lufterwärmer vor dem Filter) ist nicht mehr zulässig.

Ein weiteres Thema, welches in der neuen VDI 3803 Blatt 1 ausgiebig behandelt wird, ist die Nutzung von Erdwärmeübertragern (EWÜ). Sie kön- nen zur Vorerwärmung oder zur Vorkühlung der Außenluft eingesetzt werden. Allerdings wird durch

den Einsatz eines Erdwärmeübertragers zwingend das Potenzial der nachgeschalteten Wärmerückge- winnung (WRG) reduziert. Dieser Hinweis findet sich bisher in keinem anderen Regelwerk.

Ein herausragender Streitpunkt der letzten Jahre wurde ebenfalls mit der neuen Richtlinie geklärt.

Die Notwendigkeit der Reinigung von Wärmeüber- tragern und deren konstruktive Voraussetzungen hierfür wurde seit Jahren kontrovers diskutiert.

Ein Konsens existierte bereits zur Forderung, dass aus Gründen der Hygiene eine durchgängige Reini- gung zu gewährleisten ist. Eine beidseitige Hoch- druckreinigung wird nach vielen Versuchen durch die Ausschussmitglieder als gute Lösung empfohlen.

Der Wärmeübertrager muss dabei so gestaltet wer- den, dass ein Reinigungsstrahl bis zum Ende der Bautiefe durchgängig mit einer kinetischen Rest- energie erhalten bleibt.

Neu ist nun, dass zur Überprüfung einer etwaigen Verschmutzung der Wärmeübertrager so gestaltet sein soll, dass ein Reinigungsflies (zum Beispiel als Docht) mindestens mit einer Dicke, welche dem La- mellenabstand entspricht, durch den Wärmeüber- trager gezogen werden kann. Anhand der Verfär- bung und Anhaftungen am Reinigungsflies kann damit der Verschmutzungsgrad optisch abgeschätzt werden. Ähnliche Anforderungen gelten nun auch für Wärmerückgewinner.

Ein weiteres Kapitel beschreibt die Auswirkungen von internen Leckagen an WRG-Systemen und ex- ternen Leckagen an Gerätegehäusen und Kanälen.

Auch dies ist ein Novum, da keine anderen Richtli- nien oder Normen

sich diesem Thema in vergleichbarem Umfang widmen.

Leckagen entste- hen systembedingt bei der Luftzusam- menführung. In Abhängigkeit von der Anordnung der Ventilatoren und

des gewählten Wärmerückgewinnungssystems re- sultieren hieraus Differenzen zum Nennvolumen- strom. Diese Abweichungen haben Auswirkungen auf die Leistung der Wärmerückgewinnung, die Leistungsaufnahme der jeweiligen Ventilatoren und die Luftqualität und müssen bei der Planung be- rücksichtigt werden.

Die neue VDI 3803 Blatt 1 stellt insgesamt ein umfassendes Werkzeug für die Planung von RLT-An- lagen und deren Geräten dar.

Prof. Dr.-Ing. Christoph Kaup, Geschäftsführender Gesellschafter der HOWATHERM Klimatechnik GmbH. Honorarprofessor am Um- welt-Campus Birkenfeld, Hoch- schule Trier, für Energieeffizienz und Wärmerückgewinnung. Vorsit- zender des Vorstands Fachverband Gebäude Klima. Mitglied in ver- schiedenen Normungsgremien wie zum Beispiel EN 16798, EN 308, EN 13053 und EN 1886 sowie in verschiedenen Richtlinienausschüs- sen wie VDI 6022 und VDI 3803.

Vorsitzender im VDI Richtlinienaus- schuss der VDI 3803 Blatt 1.

„Die Anforderungen an RLT-Anlagen und Geräte haben sich in den vergangenen Jahren

deutlich verschärft.“

Editorial

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