Leopold Muhle
Münster, den 24.05.2019
Auch Captives brauchen
Rückversicherung
Geschichte der Rückversicherung
► Abschluss der ersten
Rückversicherungsvereinbarung
• 12. Juli 1370, Genua
• Versicherer: Giuliano Grillo
• RV-Makler: Bartolomeo Lomellino
• Rückversicherer:
Goffredi di Benavia, Martino Maruffo
• Versicherte Gefahr: Warentransport von Genua bis Sluis
• Rückversichert: Warentransport von Cádiz bis Sluis
Captive-Versicherung
Risikotransfer oder –finanzierung?
► Risiken werden auf eine andere Partei übertragen
► Ziel des Risikotransfers:
• Reduzierung der Risiko- Exponierung
• Glättung der
Ergebnisvolatilität
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► Finanzierung der
übernommenen Risiken
• Über die Zeit (Vtechnische Reserven)
• Eigenkapital
► Versicherung eigener Risiken über eine Captive ist kein Risikotransfer
Risikotransfer nur mittels Rückversicherung möglich
Risikofinanzierung
Risikotransfer
Wozu brauchen Captives Rückversicherung?
► Schutz-Funktion
• EK und Reserve Schutz
• Solvabilität
► Strategische Funktion
• Zugang zu zusätzlichen Kapazitäten / strukturierter Risikotransfer
► Service-Funktion
• Zugang zu Service (Beratung, Aktuariat, NatCat Modellierung, Ausbildung, etc.)
► Ökonomische Funktion
• EK Rentabilität
• Wann lohnt sich Rückversicherung?
Bewertungskonzept „Total Cost of Risk“ (TCR) zur ökonomischen Beurteilung der Rückversicherung
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Interne Kosten (RT)
SB
Rücksicherungs- kosten
Externe Kosten (RT)
SB Mittlere
Schadenerwartung Kapitalkosten Interne Kosten
(ET)
Externe Kosten (ET)
TCR Risikotransfer (RT) TCR Eigentragung (ET) Kostenbestandteile von Risikotransfer und Risikoeigentragung
(vereinfachte Darstellung)
Rückversicherung lohnt sich, wenn…
Interne Kosten (RT)
SB SB
Rückversicherungs- kosten
Externe Kosten (RT)
Mittlere
Schadenerwartung Kapitalkosten Interne Kosten
(ET)
Externe Kosten (ET)
TCR Risikotransfer (RT) TCR Eigentragung (ET) Kostenbestandteile von Risikotransfer und Risikoeigentragung
(vereinfachte Darstellung)
0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400
Eintrittswahrscheinlichkeit Mittelwert = 200,00 99,5% = 1.207,45
Abschätzung des Risikokapitalbedarfs anhand von Simulationsergebnissen
Mittlerer Schadenbedarf
(hier 200)
Risikokapitalbedarf (hier rund 1.000)
Versicherung ist sinnvoll, wenn*:
Rückversicherungsprämie < Mittlerer Schadenbedarf + (Risikokapitalbedarf * Verzinsungssatz)
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200 + (1.200 - 200)
200-Jahres- Ereignis Mittelwert
Rückversicherungsprämie <
*vereinfachte Formel analog der TCR-Darstellung auf Folie 6
* 10% = 300 MEUR
Beispielhafte Captive Schadenkurve
Risikokapitalberechnung - Datenbasis und Vorgehen
► Durchführung Monte- Carlo-Simulation
► Darstellung der
Simulationsergebnisse
• Zahlen
• Graphiken
► Anpassung der
Simulationsparameter entsprechend Zielsetzung und erneuter Simulations- durchlauf
• Sensitivitätsanalysen
• RV Optimierung
Simulation und Interpretation
► Schaffung konsistenter Datenbasis, z.B.
• Datenbereinigungen, z.B.
Hinzu-/Herausrechnung neuer/verkaufter Konzernteile
• Inflationierung
• Berücksichtigung von Schadenabwicklungs- dreiecken
► Ableitung von
Simulationsannahmen
• Wie Mittelwerte und StdAbw. von Schadenhöhe und -anzahl
• Annahmen Großschäden:
Exposurekurven / NatCat Modellierung
Datenaufbereitung und -analyse
► Jeweils pro
Sparte/Captive Anteil
► Struktur Captive Anteil
► Aktuelle RV Kosten
► Schäden der letzten 5-10 Jahre
• Schadenjahr
• Meldejahr
• SB
• Gezahlt
• Reserven
• Ggf. Regress
► Limite/PMLs
Sammlung
Rohdaten
Risikokapitalabschätzung: Beispiel Sach Abschätzung Schadenhöhe pro Schaden
Schadenhöhenkurve Sach Schadenanzahlkurve Sach
Verteilung des Jahresschadens Sach
Quelle: Monte-Carlo-Simulation mit 10.000 Iterationen mittels @risk
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-5 0 5 10 15 20 25
Eintrittswahrscheinlichkeit 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
Eintrittswahrscheinlichkeit Werte x 10^-5
0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400
Eintrittswahrscheinlichkeit Mittelwert = 200,00 99,5% = 1.207,45
Anwendung: Berechnung Wertbeitrag von Risikotransfer für Sparten, Layer, Portfolien
Mittlerer Schadenbedarf (hier rd. 4,25 Mio. EUR)
Risikokapitalbedarf (hier rund 48,5 Mio. EUR)
Rückversicherung ist sinnvoll, wenn*:
Rückversicherungsprämie < Mittlerer Schadenbedarf + (Risikokapitalbedarf * Verzinsungssatz) 4,25 + (52,75 - 4,25) * 10% = 9,1 MEUR
200-Jahres- Ereignis Mittelwert
5,2 MEUR <
0 10 20 30 40 50 60
Gesamtschadenhöhe p.a.
Werte in Millionen 0,0
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5
Eintrittswahrscheinlichkeit Werte x 10^-7 Lognorm
Minimum 34.103,55 Maximum 460.131.088,87 Mittelwert 4.240.388,91 Std.Abw. 10.674.735,04
Werte 10000
Mittelwert = 4.240.388,91 99,5% = 52.794.708,55
Wertbeitrag rd. 3,9 MEUR bzgl. 200 Jahres Ereignis
Arten & Formen der Rückversicherung
Fakultative- & Obligatorische Rückversicherung
Summenrückversicherung (proportional)
Schadenrückversicherung (nicht proportional)
Quote
(Quota Share Treaty)
Summenexzedent
(Surplus Treaty)
Schadenexzedent
(Excess of Loss Contract)
Jahresüberschaden- vertrag (Stop Loss Contract)
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Strukturierte Rückversicherung
► Strukturierte Rückversicherung setzt auf traditionellen RV Lösungen auf
► Versicherungstechnische Dimensionen
• Ausgleich über die Zeit (Mehrjahre)
• Ausgleich über die Zusammenfassung nicht korrelierender Risiken (Multi-Line)
• Strukturierung der Versicherungsbedingungen
► Struktur
• Reduzierung von Haftungslimits über die Vertragslaufzeit (Bsp. 1 Limit für 3 Jahre)
• Alternative SB Strukturen wie Term-Aggregate-Deductible
• Aufnahme von Finanzierungskomponenten durch Bspw. Gewinnbeteiligungs- Regelungen
Traditionelle Rückversicherung
Strukturierte
Rückversicherung Eigentragung
Optimierung der Rückversicherung
► Gezeichnetes Geschäft
• Analyse der von der Captive gezeichneten Risiken / Anteile / Deckungsbereiche
• Erarbeitung von Optimierungsvorschlägen entsprechend der Captive-Strategie
► Optimierung der Rückversicherungs-Struktur
• Eigenkapitalentlastung / EK Schutz
• Zeichnungskapazität
• Verbesserung der mittleren Profitabilität und Eigenkapitalrendite
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Anwendung:
Portfolio Strukturierung und Simulation (1 Jahr)
Strukturierung und Simulation von
Stop-Loss Lösungen für Rückversicherung
15 Schaden Stop Loss
10 Mio. xs. 10 Mio.
Prämie 2 Mio.
Brutto
Rückversicherung Netto
Einbindung von Rückversicherung in die Programmplatzierung
► Kapazitätskritische Platzierungen
• Risikoatomisierung auf weltweite EV-, RV- und Retro-Kapazitäten
• Professionelles Platzierungs-Management notwendig
► Limitierende Faktoren für die RV-Kapazität
• Ineffiziente Allokation
• Aufsichtsrechtliche Vorgaben
• Mindest-Rating Vorgaben
► Zugang zu RV-/Retro-Kapazitäten
• Captive
• Fronter
Fazit
► Rückversicherung lohnt sich auch für eine Captive, wenn:
• Kosten der Rückversicherung < Kosten der Eigentragung
► Ökonomischer nutzen von Rückversicherung lässt sich auf Grundlage versicherungsmathematischer Berechnungen nachweisen
► Ein effizienter Zugang zum RV-/Retro-Markt erleichtert die Platzierung kapazitätskritischer Versicherungsprogramme
► Wie auch schon im Jahre 1370 ist es für ein effizientes
Rückversicherungsmanagement sinnvoll, kompetente Vermittler einzuschalten
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