www.b-i-t-online.de 18 (2015) Nr. 3 online
Biblioth k Inf ti T hnolo i
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Mayer, Anne-Kathrin (Hg.):
Informationskompetenz im Hochschulkontext.
Interdisziplinäre Forschungsperspektiven.
Lengerich: PABST SCIENCE PUBLISHERS 2014. 248 Seiten.
ISBN 978-3-95853-010-2. EUR 25,00.
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ie Informationskompetenz wird als the- oretischer Begriff behandelt, der mit akademischem Anspruch gefüllt wird. Dabei drücken sich die Autoren der zwölf Beiträge dieses Sammelbandes um eine genaue De- finition, ja stellen sogar den Begriff selbst in Frage (C. Hobohm). Mit der Trichotomie aus Konzeptualisierung, Erfassung und Förde- rung wird Informationskompetenz aus wis- senschaftlicher Perspektive und beschränkt auf den deutschsprachigen Raum zerlegt:nötige Fertigkeiten, bestehende Initiativen und gelungene Methoden werden anhand Brynjolfsson, Erik / McAfee, Andrew:
The Second Machine Age.
Wie die nächste digitale Revolution unser aller Leben
verändern wird.
Kulmbach: Börsenmedien AG 2015.
367 Seiten, ISBN 978-3-86470-211-2.
EUR 24,99.
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ie digitale Revolution hat gerade erst begonnen, so urteilen die beiden Au- toren dieses Buches. Der Grund: Exponen- tielles Wachstum in den digitalen Schlüs- seltechniken. Seit mehr als einem halben Jahrhundert verdoppelt sich nach dem Moor‘schen Gesetz etwa alle 18 Monate die Rechenleistung. Und ein Ende scheint nicht in Sicht. Diese Entwicklung hat da- zu geführt, dass wir heute über Computer verfügen, die imstande sind, hochkomple- xe Aufgaben zu erledigen. Auch die Anfän- ge künstlicher Intelligenz sind bereits hier und da zu bestaunen, wenn auch der ent- scheidende Durchbruch in diesem Sek-tor erst für ca. 2045 erwartet wird. Das Autorenduo dieses Buches ist am Mas- sachusetts Institute of Technology (MIT) beschäftigt, einer der weltweit führen- den Elitehochschulen. Und auch wenn für den deutschen Geschmack etwas zu viel amerikanischer Zukunftsoptimismus mit- schwingen mag, so haben Brynjolfsson und McAfee doch ein höchst lesenswertes und nachdenklich machendes Buch vorge- legt. Übrigens war die englische Ausgabe auf der Shortlist zum „business book of the year“ von Financial Times und McKin- sey gelistet. Allein diese Tatsache zeigt, wie wichtig das Thema zu nehmen ist.
Zielpublikum: Alle Interessierten Lesbarkeit: 1
Informationsgehalt: 1 Preis-Leistung: 1 Gesamturteil: 1
Bernhard Lübbers, Regensburg
von Statistiken, Interviews und Feldstudi- en beleuchtet. Zu kurz kommen die prak- tischen Beispiele. Die beiderseitige Rück- koppelung zwischen den perfekt informa- tionskompetenten Studierenden und den ihnen zur Verfügung stehenden Informati- onsmitteln, die deren Kompetenzen ange- messen bedienen und auf denen hier der Fokus liegt, bedingt eine immer wieder aufs Neue hinterfragte Abwägung von Sinn und Wirksamkeit. Der vorliegende Band legt da- von Zeugnis ab, wie dieser Aspekt viel zu theoretisch und einseitig akademisch zer- forscht werden kann. Eine praktische Ana- lyse hätte beim Nutzer angefangen und die Informationsrecherche und die sie bedin- genden Befähigungen aus der historisch gewachsenen Perspektive abgeleitet und auf die heutige Zeit übertragen.
Zielpublikum: Alle Interessierten
Lesbarkeit: 3 Informationsgehalt: 2 Praktische Anwendbarkeit: 3 Preis-Leistung: 2
Gesamturteil: 2,5 Frank Förster, Hannover
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Keller, Stefan Andreas/Schneider, René/Volk, Benno (Hrsg.):
Wissensorganisation und -repräsentation mit digitalen
Technologien.
Bibliotheks- und Informationspraxis 55.
Berlin/Boston: De Gruyter, 2014. 283 Seiten : Ill., graph. Darst., Tab. ISBN
978-3-11-031270-6. EUR 79,95.
Dittler, Ullrich/Hoyer, Michael (Hrsg.):
Social Network:
Die Revolution der Kommunikation.
Kundenkommunikation, Facebook- Freundschaften, digitale Demokratie
und virtuelle Shitstorms unter medienpsychologischer und mediensoziologischer Perspektive.
München: kopaed, 2014. 339 Seiten:
Ill., graph. Darst., Tab. ISBN 978-3- 86736-194-1. EUR 18,80.
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it der Spannungskurve eines Dra- mas führt der Sammelband durch medienpsychologische und -soziologische Betrachtungen zu sozialen Netzwerken.Er nähert sich dem unwägbaren Thema mit der Frage, wie Facebook und Co. un- sere Kommunikationsformen und -struk- turen in der Welt der Nachrichten, im Be- ruf und Privaten verändern. Welche Chan- cen und Risiken bergen sie für die Identi- tätsbildung des Einzelnen und das gesell- schaftliche Miteinander in der potentiellen Gegensätzlichkeit von Selbst- und Fremd- wahrnehmung im „sozialraumbezogene[n]
Medienhandeln“ (S. 147)? In dem skiz- zierten Spannungsfeld von Individualisie- rung einerseits und Anpassungsdruck an- dererseits wendet der Band sodann den Blick auf die „Lebenswirklichkeit vernetz- ter Schulmädchen“ (S. 157) und führt zum dramatischen Höhepunkt, an dem vieles, nicht zuletzt die Unschuld, verlo- ren scheint. Freundschaftstheoretische Überlegungen leiten den berührten Leser zum Beitrag über die Dialektik von „Vor- hersehbarkeit einerseits und ständig dro- hendem Kontrollverlust andererseits“ (S.
206) in der unstrukturierten, bisweilen gar
enthemmten Medienkommunikation und dem Ringen um Wortführerschaft und Da- tenhoheit im Web 2.0. Der Verlust an In- formationsethik, in der klassischen Me- dienwelt von Presse und Rundfunk einst durch Gatekeeper verbürgt, wird beklagt und doch, um den Band der Gattung des Dramas wieder zu entheben, wird sie nicht verloren gegeben: Mit dem Konzept des kollaborativen Journalismus, der journalis- tischen Zusammenarbeit von Amateuren und professionellen Nachrichtenredakti- onen, wird im letzten Beitrag des Bandes ein hoffnungsvoller Gegenpunkt in der Re- volution der Kommunikation gesetzt.
Zielpublikum: In der Öffentlichkeitsar- beit und der Informations(kompetenz) vermittlung Tätige, am Web 2.0 aus the- oretischer Sicht Interessierte
Lesbarkeit: 2
Informationsgehalt: 2 Preis-Leistung: 1 Gesamturteil: 2
Kathrin Schwärzel, Duisburg-Essen
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er Sammelband übt den Spagat zwi- schen (geistes-)wissenschaftlicher Annäherung an und technischer Umset- zung von möglichst medienbruchfreien Szenarien der Wissensorganisation und -repräsentation in Lehre und Forschung ebenso wie im Bestands- und Dokumen- tenmanagement von Bibliotheken und Unternehmen. Die Zeit, in der – zumal isolierte – Dienste ohne klare Orientie- rung an ihrem tatsächlichen Bedarf ent- wickelt worden sind, sollte, so der Kon- sens der Autoren, vorüber sein. Vielmehr steht und fällt jede Innovation mit ihrem Mehrwert im Anwendungskontext, der unter Berücksichtigung der wissensorga- nisatorischen wie gleichermaßen techni- schen Aspekte am Beginn des Entwick- lungsprozesses zur Vorbereitung einer„hypothesengeleitete[n] Technikgestal- tung“ (S. 177) zu bestimmen ist. Die the- matische wie methodische Vielgestaltig- keit der vorgestellten Verfahren zur Wis- sensorganisation und -repräsentation
weckt beim Leser über die einleitenden Worte der Herausgeber hinaus das Be- dürfnis nach Moderation des abwechs- lungsreichen Bandes, die die wesentli- chen Erkenntnisse aus der Sammlung von Best-Practice-Beispielen hätte herausstel- len und zueinander in Beziehung setzen können.
Zielpublikum: technikaffine Informati- onsspezialisten in Wissenschaft, Lehre und Infrastruktureinrichtungen mit dem Schwerpunkt Wissensorganisation und -repräsentation
Lesbarkeit: 1,5 Informationsgehalt: 2
Praktische Anwendbarkeit: 2,5 Preis-Leistung: 2
Gesamturteil: 2
Kathrin Schwärzel, Duisburg-Essen