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Dominikus und die Hunde des Herrn Ein Reformorden gegen die Ketzer Von Christian Feldmann

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Glaubenssachen

--- Sonntag, 1. August 2021, 08.40 Uhr

Dominikus und die „Hunde des Herrn“

Ein Reformorden gegen die Ketzer Von Christian Feldmann

Redaktion: Florian Breitmeier Norddeutscher Rundfunk Religion und Gesellschaft Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 22 30169 Hannover Tel.:

0511/988-2395 www.ndr.de/ndrkultur

- Unkorrigiertes Manuskript - Zur Verfügung gestellt vom NDR

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Die unscheinbare „Chapelle du Rosaire de Vence“, die Rosenkranzkapelle an der französischen Riviera, betrachtete der durch seine leuchtenden Farben bekannte Künstler Henri Matisse als sein Meisterwerk. Mit fast achtzig Jahren entwarf er um 1950 eine Keramik für die dort lebenden Klosterschwestern, die deren Ordensgründer Dominikus zeigt: eine Silhouette aus wenigen schwarzen Pinselstrichen. Das Gesicht des Heiligen ist ein leeres Oval. Aber wenn die Sonne auf die Mauern scheint, strahlt es im Licht.

Matisse hat den merkwürdigen Ordensstifter genau begriffen. Denn Dominikus, der neben Benedikt, Franziskus, Ignatius und Teresa zu den prägenden Gestalten der Kirchengeschichte gehört und dessen Ideen die Christenheit heute noch provozieren, hat in der Überlieferung tatsächlich kein Gesicht, ist als Person kaum greifbar. Am 6.

August vor 800 Jahren ist er gestorben. Es gibt kein Gemälde von ihm, er hat so gut wie nichts Schriftliches hinterlassen, keine Tagebücher, keine Predigtentwürfe, keine frommen Betrachtungen, keine Briefe – bis auf einen, der an eine

Schwesterngemeinschaft in Madrid gerichtet ist und lediglich Allgemeinplätze enthält:

„Plaudert nicht, vertut eure Zeit nicht mit Geschwätz!“

Wir sind auf ein paar Chronisten angewiesen, und deren Berichte sind nicht immer objektiv, wie man weiß.

Forscher vertreten heute die Ansicht, Dominikus habe sich ganz bewusst dafür

entschieden, keine Spuren zu hinterlassen. Ihm sei es allein um die Sache gegangen, um die Idee, nicht um die Bindung an seine Person.

Wo man so wenig weiß, blühen die Legenden. Lange glaubte man, Dominikus stamme aus uraltem Adel und seine Familie, die Guzmáns, sei mit den Königen Spaniens verwandt gewesen. Stimmt nicht, in dem Dörfchen Caleruega auf der kastilischen Hochebene, wo Dominikus um 1174 geboren wurde, gab es keine Adeligen, sein Vater war jedoch ein angesehener Bürger, vielleicht ein reicher Kaufmann.

„Schon seine Kindheit verhieß Großes. Er mischte sich nicht unter die Spielenden, noch verkehrte er mit denen, die ein leichtsinniges Leben führen. Er verachtete die Reize der lüsternen Welt und ging den makellosen Weg.“

Das ist natürlich der unkritisch-fromme Tonfall, wie man ihn aus Heiligengeschichten kennt. Jordan von Sachsen, sein Mitarbeiter und Nachfolger in der Führung des

Ordens, hat diese erste Dominikus-Biografie kurz nach seinem Tod verfasst. Doch auch Jordan schreibt fast nur über das Werk und wenig Konkretes über die Person. Wir wissen nur, dass die Eltern Dominikus von vornherein für den Klerikerstand bestimmten und an die Domschule in Palencia schickten, die zu den kulturellen

Zentren Spaniens gehörte und als Vorläuferin der Universität Salamanca gilt. Hatte der junge Mann unter Umständen andere Träume? Fügte er sich nur gehorsam dem

Wunsch der Eltern? Jordans Biografie will von solchen Spekulationen nichts wissen.

Dominikus habe immer nur um eines gebetet:

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„Er möge ihm die wahre Liebe schenken, wirksam für das Heil der Menschen.“

Und dann erzählt Jordan eine Geschichte, die zwar auch nur eine Legende ist – eine unsterbliche -, aber haargenau zum späteren Ordensgründer Dominikus passt:

Während einer verheerenden Hungersnot habe der Theologiestudent seine Bücher und seine sonstige Habe verkauft, um mit dem Erlös die Not der Armen zu lindern. Im Heiligsprechungsprozess wird die Geschichte wieder auftauchen, ein Frater Stephan sagt aus, Dominikus habe die spontane Aktion wie folgt begründet:

„Ich will nicht tote Häute zum Studium benutzen, wenn lebendige Menschen vor Hunger sterben.“

Wenn die Geschichte stimmt, war das ein gewaltiger Entschluss, denn kaum ein Student besaß damals eigene Bücher. Angeblich folgten etliche Mitstudenten und auch Magister der Domschule seinem Beispiel. Auch später soll Dominikus eine Vorliebe für solche zeichenhaften Handlungen gehabt haben, die Kreise zogen.

Jedenfalls finden wir ihn schon vor seiner Priesterweihe im Domkapitel von Osma wieder, wo die behäbigen Kanoniker in einer vornehmen Gemeinschaft

zusammenlebten und den Reformabsichten ihres Bischofs hartnäckigen Widerstand leisteten. Dominikus wiederum scheint tapfer für die Rückkehr zur Armut und

Schlichtheit des Evangeliums gekämpft zu haben; bald spielte er als Subprior eine führende Rolle im Domkapitel.

Und begleitete seinen Bischof und Freund Diego auf Reisen. Als die beiden 1203 die Pyrenäen überquerten und in die Gegend von Toulouse kamen, stießen sie auf die in Südfrankreich stark verbreitete Gemeinschaft der Katharer: Das war eine religiös und politisch motivierte Protestbewegung, die den in Besitz und Macht verliebten Prälaten den nackten Gekreuzigten entgegenhielt und die traditionelle Harmonie zwischen mildtätigen Prassern und fügsamen Habenichtsen in Frage stellte. Im Gegensatz zu anderen Armutsbewegungen jener Zeit hatten sich die Katharer jedoch deutlich vom christlichen Mainstream entfernt: Sie unterschieden zwischen einer guten und einer schlechten Schöpfung, zwischen Fleisch und Geist, Materie und Seele. Durch den Verzicht auf Sexualität und andere irdische Genüsse konnte man sich in den Stand der Vollkommenheit erheben.

Dominikus und Diego trafen nicht nur diese mitgliederstarke Sekte, sondern auch die von Rom gegen die Ketzer in Marsch gesetzten päpstlichen Legaten. Die predigten zwar fleißig, nahmen sogar die Sehnsucht der Menschen nach sozialer Gerechtigkeit und armer Kirche auf. Sie führten diese Botschaft aber gleich wieder ad absurdum, indem sie hoch zu Ross und mit großem Gefolge auftraten. Dominikus und seine Gesinnungsgenossen, wenn man sie einmal so nennen darf, setzten den schönen Worten das schlichte Beispiel entgegen. Grundsätzlich öffentlich führten sie durchaus gelehrte Disputationen mit den Vordenkern der Katharer. Vor allem aber wanderten sie

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zu Fuß durch die Landschaft, immer zu zweit, und mehr als eine bescheidene Wegzehrung hatten sie nicht dabei.

Selbstsicher und mutig soll Dominikus aufgetreten sein, wenn man den Chronisten glauben darf, heiter, ausgeglichen, unverkrampft, ein Mensch unter Menschen. Später, als er ein paar Nonnenklöster gegründet hatte, besuchte er immer, wenn er in Rom war, mit seinen Gefährten die Dominikanerinnen von San Sisto, brachte ihnen etwas mit und hielt einen kleinen Vortrag. Eine gewisse Schwester Cäcilia hat damals in ihrer Textsammlung „Miracula beati Dominici“ notiert:

„Eines Abends traf er besonders spät ein. Nachdem er lange mit ihnen gesprochen hatte, sagte er plötzlich: ‚Es wäre gut, meine Töchter, wenn wir einen kleinen Umtrunk hielten.‘ Er schickte also einen Bruder in den Keller, um einen Krug mit Wein zu holen.

Nachdem alle Brüder daraus getrunken hatten, sagte Dominikus: ‚Ich will, dass alle meine Töchter trinken!‘ Der Krug wurde nun auch den Schwestern gereicht und unter Dominikus´ Aufforderung, nur ordentlich zu trinken, nahmen alle von dem Wein zu sich.“

Auch so kann Klosterleben aussehen. Dominikus scheint überhaupt Respekt vor der Berufung und Frömmigkeit seiner Nonnen gehabt zu haben. In der Festungsstadt Prouille im südfranzösischen Languedoc richtete er eine Bildungsstätte für Frauen und Mädchen ein, wieder ein bewusst gesetztes Zeichen mit Sogwirkung. Denn die

Katharer wiesen den Frauen in ihren Gemeinden eine sehr aktive Rolle zu und taten viel für ihre Bildung.

Der Erfolg seiner Predigten scheint sich zunächst in Grenzen gehalten zu haben. Eine Zeitlang hatten sich Zisterzienserpatres daran beteiligt, Berichte gingen nach Rom an den überaus interessierten Papst. Doch ein Zeitzeuge äußerte sich enttäuscht über die hartnäckigen Ketzer:

„Bei Gott! Ich muss sagen, dass sich diese Leute aus den Predigten nicht mehr machen als aus einem faulen Apfel!“

Gefährlich waren die Predigtreisen auch noch. In so einem ganz von den Katharern beherrschten Städtchen war man alles andere als begeistert, wenn die vom Papst und den Bischöfen unterstützten Brüder des Dominikus auftauchten. Die Atmosphäre heizte sich von Jahr zu Jahr mehr auf. Als einer der päpstlichen Legaten ermordet wurde und niemand von den südfranzösischen Adeligen etwas gegen die Schuldigen unternahm, rief Innozenz III. zu einem förmlichen Kreuzzug gegen die Ketzer auf. Jetzt waren keine friedlichen Debatten mehr gefragt, Ritterheere aus dem Norden wüteten wie die Berserker in den Dörfern und Städten des Südens, der seine eigene Sprache und Kultur hatte und wenige Gemeinsamkeiten mit dem übrigen Frankreich.

Dominikus, da ist sich die neuere Forschung einig, hielt sich aus diesem jahrelangen Krieg weitgehend heraus, der erst 1244 mit der Erstürmung der Burg Montsegur und

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dem Feuertod von zweihundert Katharern enden sollte. Er setzte seine Predigtreisen fort, so gut es ging, und lehnte mehrere Angebote ab, einen Bischofssitz zu

übernehmen und damit zum Repräsentanten einer der streitenden Parteien zu werden.

„Lieber würde er in finsterer Nacht mit nichts als einem Wanderstock davonlaufen“ –

– soll er gesagt haben. Und nun mehren sich auch die Hinweise darauf, dass Dominikus nicht bei seinen Spontanaktionen stehen bleiben wollte, sondern darüber nachdachte, wie er seiner Bewegung eine feste Struktur geben und eine Zukunft sichern könnte.

Seine Vorliebe für das Predigen war ja damals eine Novität: Die oft erbärmlich schlecht ausgebildeten Priester kamen ihrer Pflicht, das Wort Gottes auszulegen, nur sehr unregelmäßig nach oder gar nicht. Verbreitet war die Ansicht, die Predigt sei einzig und allein den Bischöfen reserviert – doch die hatten mehrheitlich gar keine Lust dazu und waren oft mit irdischen Aufgaben überlastet. Dominikus hatte das Glück, in dem machtbewussten, klugen, strategisch denkenden Papst Innozenz III. und dann in dessen Nachfolger Honorius treue Schutzpatrone an der Seite zu haben. Vor allem Innozenz, der 1215 das wichtigste Reformkonzil des Mittelalters einberief, wusste, was er an den unermüdlichen Seelsorgern hatte: die Fleisch gewordene Antwort auf die immer drängender werden religiösen, intellektuellen und auch sozialen

Herausforderungen der Zeit.

Denn anders als der etwas eremitisch veranlagte Franziskus, der den Wissenschaften und der Universitätstheologie misstraute und seine Brüder auf Betteltour schickte, sandte Dominikus seine Gefährten ziemlich bald in die großen Städte und kulturellen Zentren und – bestens ausgebildet – an die Universitäten. Die Stadtbürger hatten unbestreitbar ein Bedürfnis nach solider religiöser Unterweisung, genau deshalb waren sie ja oft den Katharern verfallen. Sie spürten aber auch genau, wie glaubwürdig die Verkünder des Evangeliums waren.

Am 22. Dezember 1216 war es soweit. Papst Honorius III. sprach die offizielle kirchliche Anerkennung der dominikanischen Gemeinschaft aus, die er in der Approbationsurkunde „Brüder des Predigerordens“ nannte. In mehreren

Rombesuchen erreichte es Dominikus zusätzlich, dass Honorius seine Brüder allen Bischöfen und kirchlichen Obrigkeiten auf der ganzen Welt empfahl. Die

„Dominikaner“, wie sie jetzt hießen, erfanden kein neues Ordenskleid, sondern trugen weiter den weißen Habit der Kanoniker, den Dominikus aus Osma mitgebracht hatte, dazu einen schwarzen Mantel – so kennt man sie noch heute. Wie es vorgeschrieben war, übernahmen sie eine der althergebrachten Ordensregeln, nämlich die des heiligen Augustinus, der ein glänzender Prediger und Theologe gewesen war. Die verhältnismäßig strengen „Ausführungsbestimmungen“ borgte man sich von den Prämonstratensern aus. Zitat:

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„Tag und Nacht, zuhause und unterwegs, sollen die Novizen stets damit beschäftigt sein, etwas zu lesen oder zu betrachten, und sich dabei bemühen, alles, was ihnen möglich ist, auswendig zu behalten.“

1217 begann Dominikus damit, seine Brüder – wieder zu zweit – gezielt in alle Himmelsrichtungen auszusenden, nach Bologna und Rom, nach Paris, nach Madrid und Segovia, sogar nach Kärnten und Schweden. Nicht überall wurden sie begeistert empfangen, Kleriker lehnten sie als Rivalen ab, städtische Obrigkeiten waren entsetzt, wenn sie ein Klösterchen gründen wollten und um einen Zuschuss baten. Überhaupt ließen sich das eher spontane Wanderleben und die von harter Disziplin geprägte klösterliche Existenz schlecht verbinden, Dominikus bekam bald große Probleme.

Auch mit seiner zentralen Idee der Armut. Man verzichtete bewusst auf die sicheren Einkünfte aus verpachtetem Landbesitz, wie es bei den alten Orden üblich gewesen war, und wollte von Spenden existieren. Was in der Praxis nicht immer so einfach funktionierte, denn Bauvorhaben, Universitätsprojekte, die Nutzung städtischer Gebäude wollten finanziert werden.

Beirren ließ er sich von all diesen Schwierigkeiten nicht. 1218 gründete er sein erstes Nonnenkloster in Madrid. Rastlos wanderte er zwischen den Ordensniederlassungen hin und her und gab den Brüdern – und Schwestern – eine schon ziemlich

demokratische Verfassung: Die Leitungsämter waren alle auf Zeit besetzt.

Das Wanderleben zehrte an seinen Kräften. Die Nacht verbrachte er meist auf einem Bündel Stroh irgendwo in der Ecke einer Klosterzelle, und oft stand er heimlich auf, um in der Hauskapelle zu beten. Er war strenger Vegetarier und hielt sämtliche Fasttage ein, auch wenn er unterwegs oder krank war. Am 6. August 1221 starb er in Bologna im Kreis seiner Brüder, im Alter von ungefähr 47 Jahren, genau lässt sich das nicht sagen.

Obwohl die Brüder die bald darauf beginnenden Wallfahrten zu seinem Grab zu unterbinden suchten und die Kerzen und Votivgeschenke entfernten, ließen sich die Menschen ihre Liebe und ihr Vertrauen zu dem bescheidenen Ordensstifter nicht austreiben. 1234, nicht ganz dreizehn Jahre nach seinem Tod, sprach Papst Gregor IX.

Dominikus heilig.

Seine Gemeinschaft hatte in den folgenden Jahrhunderten freilich nicht immer eine gute Presse. „Domini canes“ nannte man die Brüder in hämischem Latein, „Hunde des Herrn“, weil sie als Inquisitoren mit zweifelhaften Methoden über die reine

Christenlehre wachten. Was nicht ganz fair war, denn Papst und Bischöfe holten sich die Glaubenskontrolleure auch von den Franziskanern und aus anderen Orden.

Zweitens gab es Dominikaner nicht nur unter den Ketzerjägern, sondern auch unter den Opfern; prominentestes Beispiel: der Priester, Dichter, Astronom und

Naturphilosoph Giordano Bruno. Und im Orden gingen die Meinungen auseinander, wie mit Glaubensabweichlern zu verfahren war. Drittens: Auch kirchenferne Historiker geben heute zu bedenken, dass die – erst nach Dominikus´ Tod eingeführte –

Inquisition nicht nur ein Terrorinstrument war, sondern anfangs die Gerichtsbarkeit versachlichte und das ausufernde Denunziantentum unter Kontrolle brachte.

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Befasst man sich mit den Grundlinien dominikanischer Spiritualität durch die Jahrhunderte, muss man die emsigen Aktivitäten in der Ketzerjagd als komplette Verirrung einstufen. Im Mittelpunkt stand von Anfang an die in Jesus greifbar

gewordene Menschenliebe Gottes. Ein Dominikaner kennt nur den Auftrag, Gott nahe zu kommen und den Menschen mitzuteilen, was er da gefunden hat. Und vielleicht entdeckt er Gott und seine Wahrheit auch in einer ganz unreligiösen Gestalt.

Wie es Meister Eckhart verkündete: Gott hat tausend Namen und kann mit keinem vollständig erfasst werden. Eckhart war Dominikaner, genau wie der mittelalterliche Startheologe Thomas von Aquin, der Universalgelehrte Albertus Magnus, der Maler Fra Angelico, der die Engel wie in einem fröhlichen Menuett über die Himmelswiesen tanzen lässt. Der düstere Bußprediger Savonarola gehörte dem Orden an und die leidenschaftliche Mystikerin Caterina von Siena, die den pflichtvergessenen Päpsten ins Gewissen redete. Und auch der mutige Verteidiger der versklavten Indios,

Bartolomé de las Casas, war Dominikaner.

In unserer Zeit sind es die zukunftsweisenden Theologen Yves Congar in Frankreich, Edward Schillebeeckx in Belgien oder in Brasilien Tito de Alençar, den die

Militärdiktatur in den Tod trieb.

Die neueste Statistik verzeichnet um die 6000 Predigerbrüder, die meisten davon in Europa und Amerika, 3000 Klosterschwestern und noch einmal 30.000 karitativ und in der Seelsorge tätige Schwestern sowie – was viele nicht wissen – 128.000 Mitglieder in den Laiengemeinschaften des Ordens. Dominikanerinnen und Dominikaner findet man an Universitäten und Schulen, in der Klinikseelsorge, in der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten, Obdachlosen, Gefangenen. Und, getreu der Absicht des Stifters, in der City-Seelsorge der Metropolen, wo sie so etwas wie einen spirituellen Freiraum

anbieten, zu offenen Gesprächen einladen und zu ebenso tastenden wie kreativen Gottesdiensten. Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie schickten Düsseldorfer Dominikaner per Facebook und Instagram jeden Tag ein neues kleines Video mit geistlichen Impulsen, Musik, Gedichten in die Runde. Im rheinland-pfälzischen Klausen luden sie Autofahrer zu einer Osterandacht auf dem Parkplatz einer Wallfahrtskirche.

Sehr erfolgreich ist der Gesprächs-Podcast, den die Beilage Christ & Welt der Wochenzeitung DIE ZEIT unter dem Titel „Die Nonne & der Journalist“ anbietet. Die Nonne ist natürlich eine Dominikanerin und so nebenher Kinderdorfmutter,

Familientherapeutin und Wort-zum-Sonntag-Sprecherin.

* * *

Zum Autor:

Christian Feldmann, Theologe, Rundfunkautor und Schriftsteller

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