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Waldzustandsbericht 2019

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Waldzustandsbericht 2019

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

NW-FVA

Nordwestdeutsche

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Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Auswirkungen des Klimawandels setzen dem Wald in Hessen in einem stärkeren Ausmaß zu als bislang erwartet. Der Wald zeigt sich in diesem Jahr an vielen Orten Hessens in einem schlechten Zustand.

Das Vegetationsjahr 2019 war wie das vorherige Jahr zu trocken und zu warm. Som- merliche Temperaturen bereits an Ostern und Hitzeperioden im Sommer mit Re- kordtemperaturen von über 40° C in Hessen begünstigten nicht nur die Entwicklung von Borkenkäfern, sondern führten auch zu einer hohen Anzahl an Waldbränden.

Die Serie von Sturmschäden hat sich in 2019 ebenfalls fortgesetzt.

Für jede Waldbesucherin und jeden Waldbesucher sichtbar zeigen sich Schäden an einzelnen Bäumen. Lokal sind auch ganze Waldbestände abgestorben. Am stärks- ten betroffen ist die Fichte, aber auch Buchen, Birken, Eschen und Lärchen leiden in diesem Jahr.

Die Ergebnisse des aktuellen Waldzustandsberichts zeigen das Ausmaß der Schä- den und belegen damit den schlechtesten Gesundheitszustand seit dem Beginn der Erhebungen in 1984. Die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen ist nochmals um 3 %-Punkte auf 27 % angestiegen, dem höchsten Wert seit 1984. Auch die Absterberate und der Anteil starker Schäden weisen höchste Werte auf.

Neben den Ergebnissen der Waldzustandserhebung sind die anhaltenden Auswirkungen der Dürrejahre 2018 und 2019 sowie die aktuelle Waldschutzsituation weitere Schwerpunkte des vorliegenden Berichtes.

In dieser angespannten Situation gilt unser großer Dank allen Beschäftigten im Wald, die sich seit fast zwei Jahren mit großem Engagement unermüdlich für den Erhalt des Waldes einsetzen. Ohne gut ausgebildete und engagierte Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter sowie fachlich hervorragende Forstunternehmer hätten wir keine Chance, die aktuelle Katastro- phe erfolgreich zu bewältigen.

Hessen ist erfreulicherweise ein sehr waldreiches Land. Wesentliche Stütze für eine intakte Umwelt ist daher gerade bei uns ein gesunder, vielfältiger und klimaresilienter Wald. Die Hessische Landesregierung ist sich Ihrer Verantwortung und der vor ihr liegenden Aufgaben bewusst.

Die Folgen aus Sturm, Dürre und Borkenkäferkalamität in 2018 und 2019 gilt es über alle Besitzarten hinweg zu bewälti- gen. Maßnahmen des Waldumbaus und der Wiederbewaldung werden somit in den kommenden Jahren zum zentralen Kern der forstlichen Förderung werden. Die Fördermittel des Bundes und des Landes sollen dabei für kommunale und private Waldflächen verwendet werden, in denen klimastabilere und standortgerechte Laub- oder Mischwälder aufgebaut werden.

Eine landesweite Beratung aller Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer zur Baumartenwahl und künftigen Risiken und An- passungsmöglichkeiten im Wald unter den Bedingungen des Klimawandels soll durch eine Klimarisikokarte, die im Rah- men des Inte grierten Klimaschutzplans Hessen 2025 erstellt wird, ermöglicht werden. Bereits ab dem nächsten Jahr sollen sich zudem weitere Projekte des Klimaschutzplanes mit den Auswirkungen der extremen Witterung auf die Vitalität und Produktivität unserer Hauptbaumarten sowie mit möglichen alternativen Baumarten für Hessen beschäftigen.

Angesichts großer Kahlflächen erarbeitet das Land ein Konzept für die Wiederbewaldung und führt in diesem Zusam- menhang noch in diesem Jahr ein Fachsymposium „Baumarten im Hessischen Wald der Zukunft“ mit Wissenschaft und Verbänden durch. Die Ergebnisse werden allen Waldbesitzenden zur Verfügung gestellt.

Wir alle sind gefordert, durch unsere Unterstützung im Umwelt- und Klimaschutz auch einen Beitrag zum langfristigen Erhalt unseres hessischen Waldes zu leisten. Die Möglichkeiten sind vielfältig, sei es durch die Nutzung öffentlicher Ver- kehrsmittel, energiebewusstes Heizen oder die Verwendung von langlebigen Holzprodukten.

Mit freundlichen Grüßen Ihre

Priska Hinz

Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Wiesbaden, im November 2019

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3

Seite

Vorwort 2

Inhaltsverzeichnis 3

Hauptergebnisse 4

Uwe Paar und Inge Dammann

Forstliches Umweltmonitoring und Integrierter Klimaschutzplan Hessen 2025 6 Johannes Eichhorn, Uwe Paar und Inge Dammann

WZE-Ergebnisse für alle Baumarten 9

Uwe Paar und Inge Dammann

Buche 11

Eiche 13

Fichte 14

Kiefer 15

Wald in der Rhein-Main-Ebene 16

Uwe Paar und Inge Dammann

Witterung und Klima 17

Johannes Sutmöller

Auswirkungen der Stürme und der Dürre 2018/2019 auf die Vitalität

der Wälder in Nordwestdeutschland 21

Johannes Eichhorn, Johannes Sutmöller, Birte Scheler, Markus Wagner, Inge Dammann, Henning Meesenburg und Uwe Paar

Insekten und Pilze 32

Martin Rohde, Rainer Hurling, Gitta Langer, Johanna Bußkamp und Pavel Plašil

Wiederbewaldung von Schadflächen in Anpassung an den Klimawandel 36 Ralf-Volker Nagel

Weiß-Tanne (Abies alba) als Baumart im Klimawandel 38 Matthias Paul, Aki Michael Höltken, Samuel Schleich, Matthias Moos

und Wilfried Steiner

Stoffeinträge 41

Birte Scheler

Literaturverzeichnis 43

Impressum 44

Inhaltsverzeichnis

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Waldzustandserhebung (WZE)

Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume in Hessen (alle Baumarten) erreicht in 2019 mit 27 % den höchsten Wert seit Beginn der Zeitreihe in 1984.

Bei den älteren Bäumen ist die Kronenverlichtung von 28 % (2018) auf 30 % angestiegen. Die mittlere Kronenverlich- tung der jüngeren Bäume liegt mit 17 % ebenfalls auf dem höchsten Niveau seit 36 Jahren.

Der Anteil starker Schäden liegt in 2019 mit knapp 7 % dop- pelt so hoch wie im Mittel der Jahre 1984-2019. Dies ist der mit Abstand höchste Wert in der Zeitreihe. Die Absterbe- rate (2,3 %, alle Bäume, alle Alter) hat sich im Vergleich zum langjährigen Mittel versiebenfacht. Zusätzlich mussten knapp 6 % der Bestände nach Windwurf und Borkenkäfer- befall außerplanmäßig genutzt werden.

Die Ergebnisse der Waldzustandsaufnahme in 2019 bele- gen für den hessischen Wald den schlechtesten Vitalitätszu- stand seit Beginn der Erhebungen in 1984.

Die Absterberate und die Ausfallrate werden zu 50 % bzw.

72 % von der Baumart Fichte bestimmt.

Die Baumarten im Einzelnen

Eine deutlich ausgeprägte Verschlechterung des Vitalitäts- zustandes zeigt sich für die Hauptbaumart Fichte.

Die Kronenverlichtung der Hauptbaumart Buche hat sich ebenfalls verschlechtert. Die der Eiche und Kiefer liegt auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr.

Rhein-Main-Ebene

Die Waldzustandserhebung weist für 2019 eine erneut ver- schlechterte Situation für die Rhein-Main-Ebene nach. Die Absterberate liegt mit 5 % deutlich über dem Mittelwert der Zeitreihe.

Witterung und Klima

Das Vegetationsjahr 2018/2019 war das zweite Jahr in Fol- ge, das deutlich zu trocken und zu warm ausfiel. Mit einer Mitteltemperatur von 10,2 °C (+2,0 K) und einer Nieder- schlagssumme von 671 mm (85 % des Niederschlagssolls) im Flächenmittel des Landes war es im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten der Klimanormalperiode 1961

bis 1990 deutlich zu trocken und zu warm. Insgesamt waren von 12 Monaten 11 zu warm und 8 teilweise deutlich zu trocken. Neben der Trockenheit wurden die Wälder in Hes- sen auch in 2019 durch Sturmereignisse, wie dem Sturmtief

„Eberhard“ am 10. März 2019, zusätzlich geschwächt.

Auswirkungen der Stürme und der Dürre 2018/2019 auf die Vitalität der Wälder in Nordwestdeutschland

2018 und 2019 waren durch extreme Witterungsbedin- gungen geprägt. Ein maßgeblicher, sich gegenseitig ver- stärkender Einfluss ging von einer Abfolge von Stürmen, Dürrephasen sowie Borkenkäferbefall aus. Dies hat erheb- liche Schäden in den Wäldern verursacht. Von den vier Trägerländern der NW-FVA ist Sachsen-Anhalt besonders betroffen, vergleichsweise weniger Störungen finden sich in Schleswig-Holstein.

Während die Bäume im Jahr 2018 bis in den Sommer in weiten Teilen ihren Wasserbedarf aus dem ausreichend im Winterhalbjahr 2017/2018 aufgefüllten Bodenwasser- speicher decken konnten, war auf rund 30 % der Wald fläche der Bodenwasserspeicher im Frühjahr 2019 nur unzurei- chend aufgefüllt. Besonders ungünstig war die Situation in Sachsen-Anhalt, im östlichen und südlichen Niedersachsen und in Südhessen.

In beiden Jahren traten in den Wäldern der Trägerländer deutlich erhöhte starke Schäden und Absterberaten auf.

Hohe Werte wurden für die Fichte in Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt festgestellt. Die Aufeinanderfolge von zwei Dürrejahren hat bei vielen Baumarten Reaktionen aus- gelöst. Trockenstresssymptome wurden insbesondere auch bei der Buche festgestellt. Abgestorbene Buchen – bisher seltene Ausnahme in der Zeitreihe der Waldzustandserhe- bung – waren 2019 häufiger zu beobachten. Birken, Eschen und Lärchen starben ebenfalls vermehrt ab. Die Ausfallrate der Bäume war in beiden Jahren deutlich erhöht. Räumlich und zeitlich sind klare Zusammenhänge mit der extremen Witterungssituation zu erkennen.

Foto: J. Weymar

Hauptergebnisse

Buchenstamm mit Sonnenbrand Foto: J. Weymar

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Wachstumsreaktionen auf Flächen des Intensiven Umwelt- monitorings zeigten einen deutlichen Zusammenhang zur Entwicklung der Bodenfeuchte.

Die Erfahrungen aus früheren Dürreperioden legen nahe, dass auch in den folgenden Jahren mit Spätfolgen zu rech- nen ist.

Insekten und Pilze

Das Schadensausmaß durch Borkenkäfer an Fichte war seit Jahrzehnten nicht so hoch wie in den Extremsommern 2018 und 2019. Anhaltende Trockenheit und Wärme schwächten die Abwehrkraft der Fichte gegen Borkenkäfer und begüns- tigten den Bruterfolg unter der Rinde. Lärchen waren ähn- lich stark betroffen. An weiteren Baumarten wie Buche und Kiefer traten verschiedene Käferarten als zum Teil sekun däre Schädlinge in großer Anzahl auf.

Auch für stärkere Absterbeerscheinungen durch Pilze war die besondere Witterungssituation ein auslösender Faktor.

Kiefer, Buche, Eiche, Ahorn, Esche und Hainbuche waren be- troffen.

Wiederbewaldung von Schadflächen in Anpassung an den Klimawandel

In weiten Teilen des Zuständigkeitsbereichs der NW-FVA sind durch den Sturm „Friederike“ und zwei Dürresommer hintereinander in erheblichem Umfang Blößen entstanden.

Die Wiederbewaldung dieser Freiflächen stellt die Forstwirt- schaft vor große Herausforderungen, denn auf Freiflächen herrschen extreme klimatische Bedingungen mit starker Austrocknung und Verdunstung durch hohe Sonnenein- strahlung und Wind. Eine Klassifizierung des Trockenstress- risikos der Baumarten im Anhalt an die Standortswasser- bilanz unterstützt die Forstbetriebe und Waldbesitzer bei der Baumartenwahl zur Wiederbewaldung. Die Standorts- wasserbilanz berücksichtigt die künftig durch den Klima- wandel stark gesteigerte Verdunstung, um eine klimaange- passte, stabile Wiederbewaldung zu erreichen.

Stoffeinträge

Neben dem Eintrag mit dem Niederschlag gelangen durch die Filterwirkung der Baumkronen zusätzlich Nähr- und Schadstoffe aus trockener Deposition (Gase und Partikel) in den Wald.

In Hessen war 2018 ein besonders niederschlagsarmes Jahr.

Im Hessenmittel betrug die Niederschlagsmenge unter Bu- che rund 76 % des Mittels der Jahre 2008-2017, unter Fichte 76 % (Fürth i. Od.) bzw. 79 % (Königstein).

Der Sulfatschwefeleintrag betrug 2018 im Hessenmittel un- ter Buche nur noch 2,0 kg je Hektar, unter Fichte lag er bei 3,2 (Königstein) bzw. 3,4 (Fürth i. Od.) kg je Hektar. Hier zeigt sich deutlich der Erfolg verschiedener Maßnahmen zur Luft- reinhaltung, durch die der Schwefeleintrag um rund 90 % gesenkt werden konnte.

Die anorganischen Stickstoffeinträge (Ammonium und Nit- rat) haben auf allen untersuchten Flächen ebenfalls signifi- kant abgenommen. Der anorganische Stickstoffeintrag be- trug 2018 unter Buche 9,2 (Hessenmittel) und unter Fichte 18,2 (Königstein, Fürth i. Od.) kg je Hektar.

Foto: M. Spielmann

Foto: J. Evers

Hauptergebnisse

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Johannes Eichhorn, Uwe Paar und Inge Dammann

Die Richtlinie für die Bewirtschaftung des hessischen Staatswaldes (RiBeS 2018) benennt als Gesamtziel, dass der Hessische Staatswald als Ökosystem zu erhalten und zu entwickeln ist, um auf dieser Grundlage eine optimale Kombination seiner Wirkungen für die Gesellschaft zu leis- ten. Einen Beitrag hierzu leistet auch die Waldökosystem- forschung, für die der Staatswald gemäß der RiBeS 2018 als ein Zeichen seiner besonderen Gemeinwohlverpflichtung Waldflächen zur Verfügung stellt.

Wie ist das Ausmaß der Schäden mit Blick auf die Verän- derungen der Wälder über die Jahre richtig einzuordnen?

Worin liegen die Besonderheiten der Witterung in den ex- tremen Jahren 2018 und 2019? Ist der Wald als Ganzes be- troffen oder unterscheiden sich Regionen? Reagieren die Baumarten gleich sensitiv? Antworten auf diese Fragen zu geben, ist eine wesentliche Aufgabe des Forstlichen Um- weltmonitorings.

Die Forstliche Umweltkontrolle berät Verwaltung und Po- litik auf fachlicher Grundlage und erarbeitet Beiträge für Entscheidungshilfen der forstlichen Praxis. Die rechtliche Grundlage für Walderhebungen in der Forstlichen Umwelt- kontrolle stellt § 41a des Gesetzes zur Erhaltung des Wal- des und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswald- gesetz – BWaldG) dar. Die Rechtsgrundlagen sichern eine

Borkenkäferbefall 2019 Foto: J. Weymar

methodische Vergleichbarkeit über lange Zeiträume und über Ländergrenzen. Dies wird konkretisiert durch die Ver- ordnung über Erhebungen zum Forstlichen Umweltmonito- ring (ForUmV 2013) und durch das Durchführungskonzept Forstliches Umweltmonitoring (BMEL 2016).

Konzept

Grundsätzlich werden im Forstlichen Umweltmonitoring folgende Kategorien unterschieden:

waldflächenrepräsentative Übersichtserhebungen auf ei- nem systematischen Stichprobenraster (Level I),

die intensive Dauerbeobachtung ausgewählter Waldöko- systeme im Rahmen verschiedener Beobachtungspro- gramme (Bodendauerbeobachtungsprogramm (BDF), Level II, Waldökosystemstudie Hessen (WÖSSH)) sowie Experimentalflächen, z. B. Vergleichsflächen zur Boden- schutzkalkung (Level III).

Die methodischen Instrumente der Ökosystemüberwa- chung sind europaweit harmonisiert nach den Grundsätzen des ICP Forests (2016).

Das Stichprobenraster der Waldzustandserhebung ist darauf ausgelegt, die gegenwärtige Situation des Waldes landes- weit repräsentativ abzubilden. Ergebnis ist das Gesamtbild des Waldzustandes eines Bundeslandes. Die Stichprobe der Waldzustandserhebung vermittelt auch ein zahlenmäßiges Bild zu dem Einfluss von Stürmen, Witterungsextremen und Insekten- und Pilzbefall. Lokale Befunde wie sturmgefallene Bäume oder ein extremer Befall der Kiefer durch Pilze kön- nen von dem landesweiten Ergebnis abweichen.

Verschiedene Auswertungen belegen eine hohe Repräsen- tativität des Rasternetzes für verschiedene Fragestellungen zu den Wäldern in Hessen.

In Hessen umfasst das Level I-Netz 139 Inventurpunkte, das Intensive Forstliche Umweltmonitoring 11 Monitoringflä- chen und 27 Experimentalflächen.

Waldzustandserhebung – Methodik und Durchführung

Die Waldzustandserhebung ist Teil des Forstlichen Umwelt- monitorings in Hessen. Sie liefert als Übersichtserhebung Informationen zur Vitalität der Waldbäume unter dem Ein- fluss sich ändernder Umweltbedingungen. Die Aufnahmen zur Waldzustandserhebung erfolgten im Juli und August 2019. Sie sind mit qualitätssichernden Maßnahmen sorgfäl- tig überprüft.

Aufnahmeumfang

Die Waldzustandserhebung erfolgt auf mathematisch-sta- tistischer Grundlage. Auf einem systematisch über Hessen verteilten Rasternetz werden seit 1984 an jedem Erhebungs- punkt Stichprobenbäume begutachtet.

Die Rasterweite des landesweiten Stichprobennetzes be- trägt 8 km x 8 km, in der Rhein-Main-Ebene werden zusätz- liche Erhebungen im 4 km x 4 km-Raster durchgeführt. Die landesweite Auswertung erfolgte 2019 auf der Basis von 129 Punkten, für die Rhein-Main-Ebene wurden insgesamt 48 Punkte ausgewertet. Dieser Aufnahmeumfang ermöglicht

Forstliches Umweltmonitoring und Integrierter Klimaschutzplan

Hessen 2025

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Aufnahmeteam der Waldzustandserhebung Foto: J. Weymar

repräsentative Aussagen zum Waldzustand auf Landesebene und für die Rhein-Main-Ebene. Für den Parameter mittlere Kronenver- lichtung zeigt die Tabelle unten die 95 %-Konfidenzintervalle für die Baum arten und Altersgruppen der WZE-Stichprobe 2019. Je weiter der Vertrauensbereich, desto unschärfer sind die Aussagen. Die Wei- te des Vertrauensbereiches wird im Wesentlichen beeinflusst durch die Anzahl der Stichprobenpunkte in der jeweiligen Auswerteeinheit und die Streuung der Kronenverlichtungswerte. Für relativ homo gene

Auswerteeinheiten mit relativ gering streuenden Kronenverlichtungen sind enge Konfidenzinterval- le auch bei einer geringen Stichprobenanzahl sehr viel leichter zu erzielen als für heterogene Auswer- teeinheiten, die sowohl in der Altersstruktur als auch in den Kronenverlichtungswerten ein breites Spektrum umfassen.

Aufnahmeparameter

Bei der Waldzustandserhebung erfolgt eine visuelle Beurteilung des Kronenzustandes der Waldbäume, denn Bäume reagieren auf Umwelteinflüsse u. a.

mit Änderungen in der Belaubungsdichte und der Verzweigungsstruktur. Wichtigstes Merkmal ist die Kronenverlichtung der Waldbäume, deren Grad in 5 %-Stufen für jeden Stichprobenbaum erfasst wird. Die Kronenverlichtung wird unabhängig von den Ursachen bewertet, lediglich mechanische Schäden (z. B. das Abbrechen von Kronenteilen durch Wind) gehen nicht in die Berechnung der Er- gebnisse der Waldzustandserhebung ein. Die Kro- nenverlichtung ist ein unspezifisches Merkmal, aus dem nicht unmittelbar auf die Wirkung von ein- zelnen Stressfaktoren geschlossen werden kann.

Sie ist daher geeignet, allgemeine Belastungsfak- toren der Wälder aufzuzeigen. Bei der Bewertung der Ergebnisse stehen nicht die absoluten Verlich- tungswerte im Vordergrund, sondern die mittel- und langfristigen Trends der Kronenentwicklung.

Zusätzlich zur Kronenverlichtung werden weitere sichtbare Merkmale an den Probebäumen wie der Vergilbungsgrad der Nadeln und Blätter, die aktu- elle Fruchtbildung sowie Insekten- und Pilzbefall erfasst.

Baumarten-

gruppe Alters-

gruppe Anzahl

Bäume Anzahl

Plots Raster 95%-Konfidenz- intervall (+/-) Buche alle Alter

bis 60 Jahre über 60 Jahre

1142122 1020

9020 72

8x8 km 8x8 km 8x8 km

3,26,8 3,3 Eiche alle Alter

bis 60 Jahre über 60 Jahre

33048 282

5510 45

8x8 km 8x8 km 8x8 km

4,34,0 4,7 Fichte alle Alter

bis 60 Jahre über 60 Jahre

526281 245

5426 32

8x8 km 8x8 km 8x8 km

5,65,8 6,8 Kiefer alle Alter

bis 60 Jahre über 60 Jahre

55930 529

517 45

8x8 km 8x8 km 8x8 km

3,25,3 3,1 andere

Laubbäume

alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre

293185 108

4222 22

8x8 km 8x8 km 8x8 km

5,97,6 8,6 andere

Nadelbäume

alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre

246129 117

4221 21

8x8 km 8x8 km 8x8 km

10,37,3 8,6 alle

Baumarten

alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre

3096795 2301

12942 101

8x8 km 8x8 km 8x8 km

2,13,9 2,1 95 %-Konfidenzintervalle für die Kronenverlichtung der Baumartengrup- pen und Altersstufen der Waldzustandserhebung 2019 in Hessen. Das 95 %-Konfidenzintervall (= Vertrauensbereich) gibt den Bereich an, in dem der wahre Mittelwert mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % liegt.

Forstliches Umweltmonitoring und Integrierter Klimaschutzplan Hessen 2025

Foto: J. Evers

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Foto: M. Spielmann

Mittlere Kronenverlichtung

Die mittlere Kronenverlichtung ist der arithmetische Mittel- wert der in 5 %-Stufen erhobenen Kronenverlichtung der Einzelbäume.

Starke Schäden

Unter den starken Schäden werden Bäume mit Kronenver- lichtungen über 60 % (inkl. abgestorbener Bäume) sowie Bäume mittlerer Verlichtung (30-60 %), die zusätzlich Ver- gilbungen über 25 % aufweisen, zusammengefasst.

Absterberate

Die Absterberate ergibt sich aus den Bäumen, die zwischen der Erhebung im Vorjahr und der aktuellen Erhebung abge- storben sind und noch am Stichprobenpunkt stehen. Durch Windwurf und Durchforstung ausgefallene Bäume gehen nicht in die Absterberate, sondern in die Ausfallrate ein.

Ausfallrate

Das Inventurverfahren der WZE ist darauf ausgelegt, die aktuelle Situation der Waldbestände unter realen (Bewirt- schaftungs-) Bedingungen abzubilden. Daher scheidet in jedem Jahr ein Teil der Stichprobenbäume aus dem Aufnah- mekollektiv aus. Der Ausfallgrund wird für jeden Stichpro- benbaum dokumentiert. Gründe für den Ausfall sind u. a.

Durchforstungsmaßnahmen, methodische Gründe (z. B.

wenn der Stichprobenbaum nicht mehr zu den Baumklas- sen 1-3 gehört), Sturmschäden oder außerplanmäßige Nut- zung aufgrund von Insektenschäden.

Dort, wo an den WZE-Punkten Stichprobenbäume ausfal- len, werden nach objektiven Vorgaben Ersatzbäume ausge- wählt. Sind aufgrund großflächigen Ausfalls der Stichpro- benbäume keine geeigneten Ersatzbäume vorhanden, ruht der WZE-Punkt, bis eine Wiederbewaldung vorhanden ist.

Die im Bericht aufgeführte Ausfallrate ergibt sich aus den infolge von Sturmschäden, Trockenheit und Insekten- oder Pilzbefall (insbesondere durch Borkenkäfer) am Stichpro- benpunkt entnommenen Bäumen.

Integrierter Klimaschutzplan Hessen

Der Integrierte Klimaschutzplan Hessen 2025 sucht Lö- sungsansätze zum Schutz des Klimas und zu Möglichkeiten der Anpassung in allen Lebensbereichen. Es geht nicht nur um die Analyse der Situation, sondern ganz wesentlich um eine Umsetzung von Maßnahmen und einer einheitlichen Dauerbeobachtung (Monitoring) der weiteren Entwicklun- gen in Hessen.

Zum Konzept des Klimaschutzplans tragen verschiedene forstliche Projekte bei. Eines der als prioritär eingestuften Projekte ist: „Klimarisikokarten Forst – Verbesserte Bera- tungsgrundlagen für neue Herausforderungen an hessi- sche Waldbesitzer“. Eine wichtige Herausforderung ist die Baum artenwahl auf gestörten Waldflächen. Um einen viel- gestaltigen Wald der Zukunft aufbauen zu können, sind flächendeckend Informationen zu forstlichen Standorten zu erheben. Dazu werden im Verbund zwischen der NW-FVA, Hessen-Forst und dem Hessischen Waldbesitzerverband in der ersten Phase unterschiedliche Informationen zu Wald- böden zusammengeführt und in Karten dargestellt. Auf der Grundlage der Daten sowie bestehender und neuer Modell- entwicklungen der NW-FVA werden Anpassungsstrategien für den Waldbau unter den veränderten Rahmenbedingun- gen entwickelt. Für die Projektion werden die vom ReKliEs- Projekt (Regionale Klimaprojektionen Ensemble) erstellten Klimaszenarien in Form von Ensembles verwendet.

Ein weiteres, vorgesehenes Projekt des Integrierten Klima- schutzplans Hessen hat zum Ziel, häufige und weniger häu- fige Baumarten auf ihre Eignung für Wälder im Klimawandel zu überprüfen. Es wird insbesondere Wert auf eine stand- ortsgerechte Baumartenwahl und Bestandesbehandlung unter Berücksichtigung des Standorts-/Leistungsbezuges, aber auch mit Blick auf biotische oder abiotische Risiken ge- legt. Dazu ist eine Analyse der Waldentwicklung in Hessen in den Jahren 2018 und 2019 vorgesehen.

Insgesamt haben die Maßnahmen zum Ziel, dazu beizutra- gen, gut durchmischte, artenreiche Wälder langfristig zu sichern, die klimaangepasst und klimaresilient sind. Als Ziel soll ein Entscheidungsunterstützungssystem für Waldbesit- zer aller Besitzarten entwickelt werden.

Forstliches Umweltmonitoring und Integrierter Klimaschutzplan Hessen 2025

Edersee 2019 Foto: J. Weymar

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Uwe Paar und Inge Dammann

Die Ergebnisse der Waldzustandsaufnahmen in 2019 bele- gen für den hessischen Wald den schlechtesten Vitalitätszu- stand seit Beginn der Erhebungen in 1984.

Mittlere Kronenverlichtung

Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume in Hessen (alle Baumarten) erreicht mit 27 % den höchsten Wert seit Beginn der Zeitreihe in 1984.

Bei den älteren Bäumen ist die Kronenverlichtung von 28 % (2018) auf 30 % angestiegen. Die mittlere Kronenverlich- tung der jüngeren Bäume liegt mit 17 % ebenfalls auf dem höchsten Niveau seit 36 Jahren.

Anteil starker Schäden

Der Anteil starker Schäden liegt in 2019 mit knapp 7 % mehr als doppelt so hoch wie im Mittel der Jahre 1984-2019. Dies ist der mit Abstand höchste Wert in der Zeitreihe.

Mit einer Kronenverlichtung über 60 % sind im Vergleich zu einer vollbelaubten Baumkrone Begrenzungen der Versor- gung der Bäume mit Wasser und Energie verbunden. Das Vermögen der Bäume, sich an wechselnde Bedingungen anzupassen, wird eingeschränkt.

Mittlere Kronenverlichtung in %

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

Foto: M. Spielmann

Foto: M. Spielmann

WZE-Ergebnisse für alle Baumarten

Alle Baumarten

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

16

11 5

27 30

alle Altersstufen

bis 60 Jahre

über 60 Jahre

17

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

7 6 5 4 3 2 1

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

6,9

(10)

Foto: M. Spielmann

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

Anteil an den Vergilbungsstufen, alle Baumarten, alle Alter in %

Absterberate

Die Absterberate (alle Bäume, alle Alter) hat sich im Ver- gleich zum letzten Jahr versiebenfacht (2,3 %). 50 % der ab- gestorbenen Bäume sind Fichten.

Ausfallrate

Die Ausfallrate ist das Ergebnis der infolge von Sturmwurf, Trockenheit und Borkenkäferbefall außerplanmäßig genutz- ten Bäume. Sie liegt 2019 mit 5,9 % auf einem hohen Ni- veau. 72 % der ausgefallenen Bäume sind Fichten.

Nur 2007 (Sturm „Kyrill“), 1990/1991 (Stürme „Vivian“ und

„Wiebke“) und 1988 wurden höhere Ausfallraten festge- stellt.

Vergilbungen

Vergilbungen der Nadeln und Blätter sind häufig ein In- diz für Magnesiummangel in der Nährstoffversorgung der Waldbäume. Mit Ausnahme des Jahres 1985 liegt der An- teil von Bäumen mit Vergilbungen der Blätter und Nadeln durchgehend auf einem eher geringen Niveau. Seit Mitte der 1990er Jahre gingen die Vergilbungserscheinungen nochmals deutlich zurück. Die von den Waldbesitzern und Forstbetrieben durchgeführten Waldkalkungen mit magne- siumhaltigen Kalken und der Rückgang der Schwefelemis- sionen haben dazu beigetragen, das Auftreten dieser Man- gelerscheinung zu reduzieren.

Fazit

Die extremen Witterungsbedingungen der letzten beiden Jahre haben den Wald in Hessen verändert.

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen 2019 die seit 1984 höchsten Anteile an stark geschädigten und abge- storbenen Bäumen. Ebenso erreicht die Ausfallrate der als Schadholz entnommenen Bäume 2019 hohe Werte. 2018

sind auf 2 % und 2019 auf weiteren 6 % der Waldfläche strukturelle Störungen entstanden. Vielfach haben diese zu Freiflächen, Blößen und Lücken in den Waldbeständen ge- führt.

Vieles weist darauf hin, dass sich die ungünstige Entwick- lung 2020 fortsetzen wird. Dies ist wahrscheinlich, wenn der Bodenwasserspeicher im kommenden Winter nur ungenü- gend aufgefüllt wird, wenn die Bäume nur noch sehr wenig Laub oder Nadeln haben und dadurch in der Wasser- und Nährstoffversorgung eingeschränkt sind, wenn Wurzelsys- teme durch Stürme angerissen sind, wenn bereits junge Bäume in ihrer Vitalität beeinträchtigt sind oder wenn wei- terhin die Bedingungen für eine Vermehrung von Insekten und Pilzen günstig sind.

WZE-Ergebnisse für alle Baumarten

2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

2,3

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

12 10 8 6 4 2 0

5,9

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

16 14 12 10 8 6 4 2

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Anteil mittlerer und starker Fraßschäden an älteren Eichen in %

0,3 Stufe 1 (11 - 25 % der Nadel-/Blattmasse) Stufe 2 (26 - 60 % der Nadel-/Blattmasse) Stufe 3 (über 60 % der Nadel-/Blattmasse)

(11)

Ältere Buche

Nach dem deutlichen Anstieg der Kronenverlichtung im Zeit- raum von 1984 bis 1992 und einer Stagnation auf nahezu gleich bleibendem Niveau in der Zeit bis 1999 sind ab 2000 deutliche Schwankungen in der Ausprägung des Kronenzu- standes der Buche festzustellen. Einen wesentlichen Einfluss dürften hierbei stärkere Fruktifikationsereignisse haben.

Die Kronenverlichtung blieb auf ähnlichem Niveau (2018:

31 %; 2019: 32 %); ein Mittelwert im Schwankungsbereich der letzten Jahre. Allerdings tritt 2019 verstärkt eine regio- nale Differenzierung ein. Insbesondere in der Rhein-Main- Ebene ist eine deutliche Verschlechterung des Kronenzu- standes der Buche festzustellen.

Jüngere Buche

Bei der jüngeren Buche hat sich die mittlere Kronenverlich- tung gegenüber dem letzten Jahr nahezu verdoppelt (2018:

9 %, 2019: 16 %). Der Wert für 2019 ist der höchste seit 1984.

Starke Schäden

Der Anteil der Buchen mit über 60 % Kronenverlichtung er- reicht 2019 mit 5,4 % einen höheren Wert als 2018 (3 %), liegt aber im Niveau vergleichbar mit hohen Werten ande- rer Jahre.

Absterberate

Ein Vergleich mit anderen Baumarten in Hessen belegt, dass die Buche im Mittel der bisherigen Beobachtungsreihe (1984- 2019) eine vergleichsweise geringe Absterberate aufweist.

2019 sind in der Stichprobe 0,3 % der Buchen abgestorben;

gehäuft in der Rhein-Main-Ebene. Gerade weil in den letzten Jahrzehnten kaum Buchen abgestorben sind, sind die dies- jährigen Absterbeerscheinungen besonders auffällig.

Ausfallrate

Eher gering sind aktuell sturm- und trockenheitsbedingte Ausfälle der Buche in Hessen (1,6 %).

Mittlere Kronenverlichtung in %

Buche

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

2019 bildeten die Buchen häufig kleine Blätter aus Foto: J. Evers

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Buche

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

16 32

15 7

über 60 Jahre

bis 60 Jahre

11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Buche alle Baumarten

5,4 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

7 6 5 4 3 2 1

0 0,3

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Buche alle Baumarten

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

16 14 12 10 8 6 4 2 0

1,6

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Buche alle Baumarten

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

(12)

Fruchtbildung

In der Regel ist bei der Buche nach einem Jahr mit intensiver Fruchtbildung im Folgejahr eine geringe Fruchtbildung zu erwarten. Die letzten beiden Jahre zeigen eine Abweichung von dieser Regel. 2018 haben 41 % der älteren Buchen mit- tel oder stark fruktifiziert, 2019 ist es mit 25 % ein etwas geringerer Anteil.

Die Fruktifikation der Buche ist 2019 im mittleren bis nördli- chen Hessen häufiger als in südlichen Landesteilen.

Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer Buchen in %

Buche

Fazit

Wichtige Indikatoren belegen für die Buche in Hessen auf großer Fläche eine vergleichsweise gute Stabilität. Die Bu- che nimmt in Hessen einen Anteil von 37 % der Waldfläche ein. Nach den Ergebnissen der Stichprobe Waldzustands- erhebung kommen nur an 14 % der Buchenplots Reinbe- stände der Buche vor. Die Buche erfüllt demnach eine wich- tige Funktion als waldbauliche Grundlage für artenreiche Mischwälder.

Auch nach zwei Jahren mit ausgeprägtem Trockenstress zeigt die Buche 2019 keine deutliche Veränderung der Kro- nenverlichtung.

Dieses Ergebnis darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Stichprobe seit Jahren erstmalig vermehrt abge- storbene Buchen aufgetreten sind. Auch weisen ergänzen- de Merkmale für die Buche auf wesentliche Risiken in der Zukunft hin.

2019 wurde ein besonders ausgeprägter Anteil an kleinen Blättern festgestellt; besonders ausgeprägt im nördlichen hessischen Schiefergebirge.

Buchen schützen sich vor zu hoher Wasserabgabe durch eingerollte Blätter. Der Wert für eingerollte Blätter er- reicht 2019 ein hohes Ergebnis; regional vor allem in den westlichen Mittelgebirgen Hessens.

In der Rhein-Main-Ebene sind Wälder durch extreme Witterungsbedingungen besonders betroffen. Auch der Gesundheitszustand der Buche erscheint hier deutlich ungünstiger als in anderen Regionen Hessens.

Gerade bei der Buche treten Reaktionen zeitlich entkop- pelt zu Witterungsextremen auf. Eine länderübergreifende Betrachtung zur Situation der Buche enthalten die Seiten 21-31 (Auswirkungen der Stürme und der Dürre 2018/2019 auf die Vitalität der Wälder in Nordwestdeutschland). Es ist davon auszugehen, dass für die Buche wesentliche Nach- wirkungen der Jahre 2018 und 2019 auch in den kommen- den Jahren festzustellen sind.

Foto: J. Evers

Auffällige Kronenschäden an Altbuchen Foto: J. Weymar 100

80 60

40 20

0 1990 1995 2000 2005 2010 2015

25 Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer Buchen in %

(13)

Ältere Eiche

Die Kronenverlichtung der älteren Eiche in 2019 liegt auf dem Niveau des Vorjahres (26 %).

Die Entwicklung der Kronenverlichtung der Eiche wird ins- gesamt stark durch das unterschiedlich ausgeprägte Vor- kommen der Eichenfraßgesellschaft bestimmt. In 2018 und 2019 zeigen nur 2 % bzw. 3 % der älteren Eichen mittlere oder starke Fraßschäden.

Jüngere Eiche

Die Kronenverlichtung der jüngeren Eiche beträgt in 2019 12 %. Dies ist ein eher niedriger Wert in der Zeitreihe.

Mittlere Kronenverlichtung in %

Eiche

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

Foto: J. Weymar

Anteil mittlerer und starker Fraßschäden an älteren Eichen in %

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Starke Schäden

Phasen mit erhöhten Anteilen starker Schäden an Eichen stehen in der Regel in Verbindung mit intensivem Insekten- fraß. In 2019 liegt der Anteil starker Schäden für die Eiche bei 3,9 %.

Absterberate

Die Absterberate der Eiche liegt im langjährigen Mittel bei 0,3 %. 2019 sind 0,9 % der Eichen – ausschließlich in Südhes- sen – abgestorben.

Ausfallrate

In 2019 sind im WZE-Kollektiv bei der Eiche in Hessen weder Ausfälle durch Sturm noch durch Insektenbefall vorgekom- men.

Eiche

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

12 26

13 6

über 60 Jahre

bis 60 Jahre

11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Eiche

alle Baumarten

3,9 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),

alle Alter in %

7 6 5 4 3 2 1 0

0,9

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Eiche

alle Baumarten

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

16 14 12 10 8 6 4 2

0 0

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Eiche

alle Baumarten

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

3 Anteil mittlerer und starker Fraßschäden an älteren Eichen in %

(14)

Erhebliche Schäden sind in 2018 und 2019 in den Fichten- beständen durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäferbefall entstanden. 2019 ist die Fichte im Vergleich der Baumarten die am stärksten geschädigte Baumart im hessischen Wald.

Dies bezieht sich auf die Mittelwerte der Kronenverlichtung, der starken Schäden wie auch der Absterbe- und Ausfallra- ten.

Ältere Fichte

Bei der älteren Fichte hat sich die mittlere Kronenverlich- tung von 29 % im Vorjahr sprunghaft auf 38 % verschlech- tert. Dies ist mit Abstand der höchste Wert in der Zeitreihe.

Jüngere Fichte

Die sprunghafte Veränderung der Fichte ist ebenfalls bei der jüngeren Fichte (Alter bis 60 Jahre) festzustellen. Die Kronenverlichtung übertrifft aktuell den Wert des letzten Jahres um den Faktor 2 (17 % in 2019 gegenüber 8 % in 2018). Dies ist ebenfalls der höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen in 1984.

Starke Schäden

Im Mittel aller Erhebungsjahre liegt der Anteil starker Schä- den bei 1,8 %. Aktuell sind dagegen 10,1 % der Fichten stark geschädigt.

Insbesondere der starke Borkenkäferbefall Ende der Vege- tationszeit 2018 und in 2019 hat zu einer sehr ungünstigen Vitalitätsentwicklung der Fichte in 2019 geführt.

Absterberate

Die Absterberate der Fichte liegt im Mittel der Jahre 1984- 2018 bei 0,4 %. Für 2019 liegt der Wert bei 6,7 %. Die bislang höchsten Absterberaten traten 1992-1995 (bis 2 %), 2004 und 2005 (bis 1,4 %) sowie 2008 und 2009 (bis 1,1 %) jeweils nach extremen abiotischen und biotischen Schadereig nissen auf. Zu den wesentlichen abiotischen Schadursachen zählen insbesondere Stürme und Trockenheit, zu den biotischen insbesondere Borkenkäfer. Die Daten belegen die Dimen- sion der Schäden an der Baumart Fichte in diesem Jahr.

Ausfallrate

2018 und 2019 haben Frühjahrsstürme vor allem Wälder im Norden des Landes getroffen. Vielerorts sind 2019 Fichten durch Sturm und Borkenkäferbefall ausgefallen (23 %).

Hervorzuheben ist, dass ein Plot durch Sturmwurf, ein wei- terer durch Sturm und Borkenkäferbefall, sowie drei Plots durch Borkenkäferbefall ausgefallen sind.

Mittlere Kronenverlichtung in %

Foto: J. Weymar

Fichte

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Fichte

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

17 38

15

3

über 60 Jahre

bis 60 Jahre

11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Fichte alle Baumarten

10,1 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),

alle Alter in %

7 6 5 4 3 2 1 0

6,7

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Fichte alle Baumarten

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

16 14 12 10 8 6 4 2 0

23 31

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Fichte alle Baumarten

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

(15)

Da die Kiefer insbesondere durch den Verdunstungsschutz ihrer Nadeln und die Ausformung der Wurzelsysteme an trockenere Bedingungen angepasst ist, erlangt die Baumart eine wichtige Bedeutung vor allem in den Tieflagen von Hes- sen.

Ältere Kiefer

Zunächst erscheint die Kiefer auch 2019 landesweit als relativ stabil. Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Kiefer liegt mit 24 % auf dem Niveau des Vorjahres. Die aktuellen Werte sind sogar etwas geringer als die höheren Vergleichszahlen Mitte der 1990er Jahre.

Jüngere Kiefer

Die mittlere Kronenverlichtung der jüngeren Kiefer erreicht 2019 im Vergleich der Zeitreihe mit 27 % einen relativ ho- hen Wert.

Starke Schäden

Bei starken Verlichtungen ist von Auswirkungen auf den Stoffhaushalt der Kiefern auszugehen. Die Anfälligkeit ge- genüber Risiken ist erhöht.

Der Anteil starker Schäden ist bei der Kiefer von 4 % im letz- ten Jahr auf 6,8 % angestiegen. In der bisherigen Zeitreihe lagen die Vergleichswerte weitgehend unter 5 %. In der re- gionalen Analyse fallen relativ viele schlecht benadelte Kie- fern in der Rhein-Main-Ebene, aber auch im westhessischen Bergland auf.

Absterberate

Auf aktuell erhöhte Risiken für die Baumart Kiefer verweist auch der Anteil aktuell abgestorbener Bäume. Die Absterbe- rate der Kiefer (alle Alter) schwankt im Erhebungszeitraum zwischen 0 und 2 %, der Mittelwert 1984 bis 2018 liegt bei 0,5 %. Aktuell wird mit 3,2 % der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen erreicht, der sechsfache Wert des Mittels vergangener Jahre. Auch hier findet sich eine Häufung in der Rhein-Main-Ebene.

Ausfallrate

Die Ausfallrate der Kiefer ist im Vergleich zu den Vorjahren leicht erhöht (4,3 %).

Mittlere Kronenverlichtung in %

Foto: J. Evers

Kiefer

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

16 14 12 10 8 6 4 2 0

4,3

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Kiefer alle Baumarten

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Kiefer

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

über 60 Jahre

bis 60 Jahre 20

14

24 27

11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Kiefer alle Baumarten

6,8 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),

alle Alter in %

7 6 5 4 3 2 1 0

3,2

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Kiefer alle Baumarten

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

(16)

Uwe Paar und Inge Dammann

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich in der Rhein-Main-Ebene der Kronenzustand der älteren Bäume nochmals deutlich verschlechtert (2018: 30 %, 2019: 38 %). Die mittlere Kronen- verlichtung der jüngeren Bäume beträgt 2019 21 %. Insbe- sondere die jüngeren Bäume zeigen in der langen Zeitreihe in der Rhein-Main-Ebene einen schlechteren Kronenzustand als in Gesamthessen.

Die Eiche zählt zu den charakteristischen Baumarten die- ser Region. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Kronen- zustand der älteren Eiche sprunghaft verschlechtert (2018:

36 %; 2019: 46 %).

Die besondere Situation der Eiche in der Rhein-Main-Ebene wird im Vergleich zum landesweiten Eichenergebnis deut- lich. Der Kronenzustand der älteren Eiche in Gesamthessen erreicht 2019 26 %. Im Vergleich dazu ist die Situation in der Rhein-Main-Ebene um 20 Prozentpunkte ungünstiger. Es ist in der Zeitreihe der bislang größte Abstand des Eichenwertes in der Rhein-Main-Ebene im Vergleich zum Landesergebnis.

Der Kronenzustand der älteren Buche hat sich aktuell eben- falls erheblich verschlechtert. Die mittlere Kronenverlichtung ist von 39 % auf den höchsten Wert seit 1984 angestiegen (51 %). Die Buche zeigt in der Rhein-Main-Ebene einen deut- lich schlechteren Vitalitätszustand im Vergleich zum Landes- durchschnitt mit 32 %.

Wie die Eiche zählt auch die Kiefer zu den Baumarten, die an die ökologischen Bedingungen der Tieflagen besonders angepasst ist oder sein sollte. Sorge entsteht 2019 vor al- lem aus dem Befund einer deutlich erhöhten Absterberate der Kiefer in der Rhein-Main-Ebene und im angrenzenden Odenwald.

Bereits im Rahmen der ersten Aufnahme zum Mistelbefall an der Kiefer im Jahr 2002 wurde für ca. ein Drittel der Kiefern in der Rhein-Main-Ebene Mistelbefall festgestellt. Seitdem erhöhte sich der Anteil von Kiefern mit Mistelbefall auf 47 %.

Misteln profitieren vom Stoffhaushalt der Wirtsbäume. Ihr Vorkommen verringert die Stabilität der Kiefer gegenüber anderen Schadfaktoren.

Die Waldzustandserhebung weist für 2019 eine erneut ver- schlechterte Situation für die Rhein-Main-Ebene nach. Auch die Absterberate liegt mit 4,7 % deutlich über dem Mittel- wert der Zeitreihe. Eiche, Buche und Kiefer zeichnen ein be- sonders ungünstiges Bild; sowohl bei den älteren Bäumen als auch in der nachfolgenden jüngeren Waldgeneration.

Bisher ergriffene Maßnahmen waren nicht in der Lage, die Walderhaltung wesentlich zu fördern. Die Stabilisierung der Wälder in der Rhein-Main-Ebene bleibt eine weiterhin vor- rangige und anspruchsvolle Aufgabe.

Zu der Rhein-Main-Ebene liegen wissenschaftliche Befun- de vor, die auch im politischen Raum diskutiert werden. Zu nennen ist beispielsweise der Forschungsbericht „Waldent- wicklungsszenarien für das Hess. Ried“ (Ahner et al. 2013, zu beziehen über die NW-FVA). Zusammenfassend wird dargelegt, dass „die Wälder im Ballungsraum Rhein-Main zu den forstlichen Brennpunkten in Mitteleuropa gehören. Flä- chenverbrauch, Zerschneidung, Stoffeinträge aus der Luft, steigender Wasserbedarf und biotische sowie abiotische Belastungen führen zu einer schleichenden Destabilisierung der Wälder und damit verbundenen Waldauflösungserschei- nungen. Ein geordneter Forstbetrieb ist somit vielerorts nicht mehr möglich.“

Mittlere Kronenverlichtung in % Kiefer, über 60 Jahre

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

Wald in der Rhein-Main-Ebene

60 50 40 30 20 10

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Rhein-Main-Ebene

Kiefer, über 60 Jahre, mittlere Kronenverlichtung in % Rhein-Main-Ebene

Land Hessen

20 24

24 31

Mittlere Kronenverlichtung in % Buche, über 60 Jahre

60 50 40 30 20 10

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Rhein-Main-Ebene

Buche, über 60 Jahre, mittlere Kronenverlichtung in % Rhein-Main-Ebene

Land Hessen

12 15

32 51

Mittlere Kronenverlichtung in % Eiche, über 60 Jahre

60 50 40 30 20 10

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Rhein-Main-Ebene

Eiche, über 60 Jahre, mittlere Kronenverlichtung in %

Rhein-Main-Ebene Land Hessen 15

13

26 46

5 4 3 2 1 0

Jährliche Absterberate alle Baumarten, alle Alter in %

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Rhein-Main-Ebene Land Hessen

4,7

(17)

Witterung und Klima

Johannes Sutmöller

Das Jahr 2018 war in Deutschland das wärmste Jahr seit Be- ginn der regelmäßigen Beobachtungen im Jahr 1881 und löste damit das Jahr 2014 ab. Gleichzeitig gehört das Jahr 2018 zu den niederschlagsärmsten Jahren seit Messbeginn.

Die extreme Trockenheit des Jahres 2018 wurde durch die winterlichen Niederschläge kaum gelindert, so dass der pflanzenverfügbare Bodenwasserspeicher vieler Waldbö- den in Nordwestdeutschland zu Beginn der Vegetationszeit 2019 nicht aufgefüllt war (Sutmöller et al. 2019). Da sich in der Vegetationszeit von Mai bis September 2019 infol- ge überdurchschnittlich hoher Temperaturen und geringer Niederschläge die Trockenheit fortsetzte, ist das Vegeta- tionsjahr 2018/2019 (Oktober bis September) das zweite Jahr in Folge, das durch eine außergewöhnliche Trockenheit gekennzeichnet ist.

Um eine flächenhafte Aussage für das Land Hessen tref- fen zu können, werden die klimatologischen Größen Nie- derschlag und Temperatur anhand der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ausgewertet, indem die Messwerte mit einem kombinierten Regionalisierungsver- fahren (Inverse Distance Weighting, Höhenregression) auf ein 200 m-Raster interpoliert werden. Die Mitteltempera- turen werden in Grad Celsius (°C) und die Abweichung in Kelvin (K, entspricht °C) angegeben.

Im Landesmittel von Hessen betrug die Mitteltemperatur für das Vegetationsjahr 2018/2019 10,2 °C. Damit war dieses Jahr etwa ähnlich warm wie das vergangene Vegetations- jahr. Die gemessene Niederschlagssumme entspricht mit 671 mm im Landesmittel 85 % der langjährig üblichen Nie- derschlagsmenge und war damit genauso niederschlagsarm wie das vergangene Vegetationsjahr. Dabei waren sowohl die Nichtvegetationszeit von Oktober 2018 bis April 2019 als auch die Vegetationszeit von Mai bis September 2019 deutlich zu trocken. Nur in den Monaten Dezember, Januar, März und Mai fiel mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel der Klimanormalperiode (1961-1990).

Witterungsverlauf von Oktober 2018 bis September 2019

Zu Beginn des Vegetationsjahres 2018/2019 setzte sich die extreme Trockenheit der vorausgegangenen Monate fort. Im Oktober 2018 fielen landesweit in Hessen nur 18 mm Nie- derschlag. Dies entspricht 32 % der mittleren Niederschlags- menge (Abb. rechts). Beständige Hochdrucklagen sorgten für einen sonnenscheinreichen Monat. Der Oktober war spätsommerlich und verzeichnete einige Sommertage mit Tageshöchsttemperaturen über 25 °C. Die Mitteltemperatur betrug 10,5 °C und lag damit 1,7 K über dem langjährigen Mittelwert. Auch im November dominierte ruhiges durch Hochdruckwetterlagen geprägtes Herbstwetter. Während zu Beginn des Monats noch Tageshöchsttemperaturen von über 20 °C gemessen wurden, traten in der zweiten Monats- hälfte erste Schneefälle bis ins Tiefland auf. Mit einer Mittel- temperatur von 5,4 °C war der Monat 1,6 K zu warm. Der No- vember war extrem trocken. Die Niederschlagsmenge von 24 mm lag um 70 % unter dem langjährigen Durchschnitts- wert von rund 70 mm. Die Bodentrockenheit im Jahr 2018 erreichte damit ihren Höhepunkt. In Teilen von Hessen (Hes- sisches Ried, Nordhessen) wurden teilweise nur um die 30 %

des pflanzenverfügbaren Bodenwassers (nutzbare Feldkapa- zität, nFK) ermittelt. Im Dezember dominierten Westwetter- lagen und beendeten die seit acht Monaten andauernden zu trockenen Niederschlagsverhältnisse. Mit über 110 mm Nie- derschlag wurde das langjährige Soll um fast 50 % übertrof- fen. Die überwiegend milde Witterung führte zu einer deut- lich positiven Abweichung der Monatsmitteltemperatur, die mit 3,7 °C um 3,0 K über dem langjährigen Wert lag.

Zu Beginn des Jahres 2019 setzte sich die unbeständige Witterung fort. Im Januar fielen im Flächenmittel des Landes Hessen rund 80 mm Niederschlag. Dies ist rund ein Drittel mehr als die übliche Niederschlagsmenge. Besonders nass war es dabei in den Mittelgebirgsregionen von Hessen. Mit einer Mitteltemperatur von 0,5 °C war der Monat fast 1 K zu warm. Es folgte ein milder und trockener Februar. Die Temperaturabweichung zum Klimamittel der Periode 1961- 1990 betrug +3,4 K und mit 25 mm fiel nicht einmal die Hälfte des Niederschlagssolls. Dies hatte zur Folge, dass die Bodenwasservorräte bereits im Februar wieder abnahmen.

Abweichung von Niederschlag und Temperatur vom Mittel der Klimareferenzperiode 1961-1990 (durch- gezogene schwarze Linie) in Hessen, Monatswerte für das Vegetationsjahr 2019 (Oktober 2018-September 2019)

Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach Foto: M. Spielmann

K5

3 1 -1 -3

%200

150 100 50 0

Okt.

Temperatur

Niederschlag

Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep.

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