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Waldzustandsbericht 2019Waldzustandsbericht 2019

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Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein

NW-FVA

Nordwestdeutsche

Waldzustandsbericht 2019

Waldzustandsbericht 2019

(2)

Vorwort

Liebe Leserin und lieber Leser,

ich freue mich, Ihnen den Waldzustandsbericht für Schleswig-Holstein 2019 vorstel- len zu können. Der Klimawandel ist auch in Schleswig-Holstein spürbar.

Langanhaltende Hitze und fehlender Niederschlag sorgten für eine Absenkung des Grundwasserspiegels in vielen Regionen und schwächten unsere Bäume.

Besonders die Fichte hatte mit der Trockenheit und in der Folge mit Borkenkäfern zu kämpfen und wird dies vermutlich auch im nächsten Jahr noch müssen.

Bei der Buche und bei der Gruppe der anderen Laubbaumarten zeigten sich Anzei- chen von Vitalitätseinbußen. Sie leiden somit ebenfalls unter den Wetterextremen der vergangenen Jahre.

Wir blicken mit großer Sorge in die Zukunft, auch wenn Schleswig-Holstein im Ver- gleich mit anderen Bundesländern bislang noch verhältnismäßig glimpflich davon- gekommen ist.

Die Bemühungen der letzten Jahrzehnte, den bestehenden Wald in klimastabile Wälder umzubauen, werden auch zukünftig ein zentrales Thema bleiben. Nur mit einem intakten und gesunden Wald kann den Folgen des Klimawandels wirksam begegnet werden.

Gerade in diesen Zeiten ist ein Forstliches Umweltmonitoring wichtiger denn je. Es liefert eine wichtige Grundlage für waldbauliche Planungen und Entscheidungen der nächsten Jahrzehnte.

Der Wald mit seinen vielseitigen Leistungen für Umwelt und Menschen hat einen hohen Stellenwert. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Anstren- gungen zum Schutz und zur Pflege von Erfolg gekrönt sind und weiterhin einem hohen Standard entsprechen.

Ich lade Sie alle ein, sich anhand ausgewählter Themenbeiträge über aktuelle For- schungsergebnisse der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) zu informieren.

Jan Philipp Albrecht

Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein

(3)

3

Seite

Vorwort 2

Inhaltsverzeichnis 3

Hauptergebnisse 4

Inge Dammann und Uwe Paar

Forstliches Umweltmonitoring 6

Johannes Eichhorn, Inge Dammann und Uwe Paar

WZE-Ergebnisse für alle Baumarten 8

Inge Dammann und Uwe Paar

Buche 10

Eiche 11

Fichte 13

Kiefer 14

Andere Laub- und Nadelbäume 15

Witterung und Klima 16

Johannes Sutmöller

Auswirkungen der Stürme und der Dürre 2018/2019 auf die Vitalität

der Wälder in Nordwestdeutschland 20

Johannes Eichhorn, Johannes Sutmöller, Birte Scheler, Markus Wagner, Inge Dammann, Henning Meesenburg und Uwe Paar

Insekten und Pilze 31

Martin Rohde, Rainer Hurling, Gitta Langer, Johanna Bußkamp und Pavel Plašil Wiederbewaldung von Schadflächen in Anpassung

an den Klimawandel 32

Ralf-Volker Nagel

Weiß-Tanne (Abies alba) als Baumart im Klimawandel 34 Matthias Paul, Aki Michael Höltken, Samuel Schleich, Matthias Moos

und Wilfried Steiner

Stoffeinträge 37

Birte Scheler

Literaturverzeichnis 39

Impressum 40

Inhaltsverzeichnis

(4)

Waldzustandserhebung (WZE)

Die extremen Witterungsbedingungen im Sommer 2018 haben sich auf den Waldzustand 2019 in Schleswig-Holstein ausgewirkt. Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung insgesamt (alle Baumarten, alle Alter) zeigen für 2019 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der mittleren Kronen- verlichtung um 5 Prozentpunkte auf 22 %. Vor allem in den älteren (über 60-jährigen) Beständen hat die Kronenverlich- tung 2019 zugenommen.

Die größten Veränderungen gibt es bei den älteren Bu- chen mit einem Anstieg der mittleren Kronenverlichtung auf 33 %. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zu- nahme um 12 Prozentpunkte. Einen wesentlichen Einfluss auf dies Ergebnis hat die intensive Fruchtbildung der äl- teren Buchen in diesem Jahr. Bei der Gruppe der anderen Laubbäume war bereits 2018 die Kronenverlichtung erhöht.

2019 wird mit einer mittleren Kronenverlichtung (alle Alter) von 24 % der höchste Wert in der 36-jährigen Zeitreihe der Waldzustands erhebung erreicht. Bei der älteren Fichte ist die mittlere Kronenverlichtung von 19 % (2018) auf 24 % (2019) angestiegen. Die älteren Eichen und Kiefern behalten das Vorjahresniveau bei.

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen einen deutlichen Alterstrend: Die mittlere Kronenverlichtung der über 60-jährigen Waldbestände liegt mit 26 % fast doppelt so hoch wie die der jüngeren Waldbestände (14 %).

Der Anteil starker Schäden liegt für den Gesamtwald in Schleswig-Holstein mit 3,8 % über dem langjährigen Mit- telwert (2,2 %). Bei den Fichten, den Kiefern und der Gruppe

der anderen Laubbäume ist der Anteil starker Schäden in diesem Jahr rund doppelt so hoch wie im Mittel der Jahre 1984-2019.

Die diesjährige Absterberate übertrifft mit 0,8 % den lang- jährigen Durchschnitt (0,2 %) deutlich. Dies ist die höchste Absterberate im Erhebungszeitraum seit 1984. Am höchsten ist die Absterberate 2019 bei der Gruppe der anderen Laub- bäume (2,2 %), am niedrigsten bei der Gruppe der anderen Nadelbäume (0 %).

Die Ausfallrate bleibt 2019 insgesamt stabil (0,7 %). Bei den anderen Laubbäumen beträgt sie allerdings 2,1 %. Es sind überwiegend Eschen aufgrund des Eschentriebsterbens entnommen worden.

Für alle Baumartengruppen – mit Ausnahme der Eichen – ist 2019 eine intensive Fruchtbildung festzustellen. Insgesamt (alle Baumarten, alle Alter) haben 50 % der Bäume mittel oder stark fruktifiziert. Dies ist der höchste Wert seit 1996.

Die Baumartenverteilung in der WZE-Stichprobe in Schles- wig-Holstein ergibt für die Buche einen Flächenanteil von 25 %, die Fichte ist mit 17 %, die Eiche mit 14 % und die Kie- fer mit 5 % an der WZE-Stichprobe vertreten. Die anderen Laub- und Nadelbäume nehmen zusammen einen Anteil von 39 % ein.

Witterung und Klima

Mit einer Mitteltemperatur von 10,3 °C (+1,9 K) und einer Niederschlagssumme von 700 mm (90 % des Niederschlags- solls) im Flächenmittel des Landes war es im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten der Klimanormalperiode 1961 bis 1990 deutlich zu warm und etwas zu trocken. Da- mit setzt sich der langjährige Erwärmungstrend unvermin- dert fort. Insgesamt waren 11 von 12 Monaten teilweise deutlich zu warm.

Auswirkungen der Stürme und der Dürre 2018/2019 auf die Vitalität der Wälder in Nordwestdeutschland

2018 und 2019 waren durch extreme Witterungsbedin- gungen geprägt. Ein maßgeblicher, sich gegenseitig ver- stärkender Einfluss ging von einer Abfolge von Stürmen, Dürrephasen sowie Borkenkäferbefall aus. Dies hat erheb- liche Schäden in den Wäldern verursacht. Von den vier Trägerländern der NW-FVA ist Sachsen-Anhalt besonders betroffen, vergleichsweise weniger Störungen finden sich in Schleswig-Holstein.

Während die Bäume im Jahr 2018 bis in den Sommer in weiten Teilen ihren Wasserbedarf aus dem ausreichend im Winterhalbjahr 2017/2018 aufgefüllten Bodenwasserspei- cher decken konnten, war auf rund 30 % der Waldfläche der Bodenwasserspeicher im Frühjahr 2019 nur unzureichend aufgefüllt. Besonders ungünstig war die Situation in Sach- sen-Anhalt, im östlichen und südlichen Niedersachsen und in Südhessen.

In beiden Jahren traten in den Wäldern der Trägerländer deutlich erhöhte starke Schäden und Absterberaten auf.

Hohe Werte werden für die Fichte in Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt festgestellt. Die Aufeinanderfolge von zwei Dürrejahren hat bei vielen Baumarten Reaktionen aus- gelöst. Trockenstresssymptome wurden insbesondere auch bei der Buche festgestellt. Abgestorbene Buchen – bisher

Foto: J. Weymar

Hauptergebnisse

(5)

seltene Ausnahme in der Zeitreihe der Waldzustandserhe- bung – waren 2019 häufiger zu beobachten. Birken, Eschen und Lärchen starben ebenfalls vermehrt ab. Die Ausfallrate der Bäume war in beiden Jahren deutlich erhöht. Räumlich und zeitlich sind klare Zusammenhänge mit der extremen Witterungssituation zu erkennen.

Wachstumsreaktionen auf Flächen des Intensiven Umwelt- monitorings zeigten einen deutlichen Zusammenhang zur Entwicklung der Bodenfeuchte.

Die Erfahrungen aus früheren Dürreperioden legen nahe, dass auch in den folgenden Jahren mit Spätfolgen zu rech- nen ist.

Insekten und Pilze

Das Schadensausmaß durch Borkenkäfer an Fichte war seit Jahrzehnten nicht so hoch wie in den Extremsommern 2018 und 2019. Anhaltende Trockenheit und Wärme schwächten die Abwehrkraft der Fichte gegen Borkenkäfer und begüns- tigten den Bruterfolg unter der Rinde.

Das Eschentriebsterben ist in Schleswig-Holstein weit ver- breitet und stellt eine starke Gefährdung für die heimischen Eschen dar.

Wiederbewaldung von Schadflächen in Anpassung an den Klimawandel

In weiten Teilen des Zuständigkeitsbereichs der NW-FVA sind durch den Sturm „Friederike“ und zwei Dürresommer hintereinander in erheblichem Umfang Blößen entstanden.

Die Wiederbewaldung dieser Freiflächen stellt die Forstwirt- schaft vor große Herausforderungen, denn auf Freiflächen herrschen extreme klimatische Bedingungen mit starker Austrocknung und Verdunstung durch hohe Sonnenein-

strahlung und Wind. Eine Klassifizierung des Trockenstress- risikos der Baumarten im Anhalt an die Standortswasserbi- lanz unterstützt die Forstbetriebe und Waldbesitzer bei der Baumartenwahl zur Wiederbewaldung. Die Standortswas- serbilanz berücksichtigt die künftig durch den Klimawandel stark gesteigerte Verdunstung, um eine klimaangepasste, stabile Wiederbewaldung zu erreichen.

Weiß-Tanne ( Abies alba ) als Baumart im Klimawandel

Aufgrund der mit dem Klimawandel zu erwartenden Häu- fung von extremen Witterungsverhältnissen stellt sich die Frage nach einer Erweiterung des herkömmlichen Baum- artenspektrums. Eine alternative Baumart im Klimawandel könnte die Weiß-Tanne sein, die durch ihr tiefreichendes Wurzelwerk in der Lage ist, auch Wasser in tieferen Boden- schichten zu erreichen. Die Grundlage zu Anbauempfeh- lungen der Weiß-Tanne in Nordwestdeutschland bilden die Analyse der rund 4.000 bislang von der NW-FVA erfassten Vorkommen der Weiß-Tanne, sowie die Erfahrungen der Forstpraxis, die zusammen mit Ergebnissen deutschland- weiter Versuchsserien ausgewertet werden.

Stoffeinträge

Neben dem Eintrag mit dem Niederschlag gelangen durch die Filterwirkung der Baumkronen zusätzlich Nähr- und Schadstoffe aus trockener Deposition (Gase und Partikel) in den Wald.

2018 war in Schleswig-Holstein ein besonders nieder- schlagsarmes Jahr, in Bornhöved betrug die Niederschlags- menge nur rund 65 % des Mittels der Jahre 2008-2017, die Höhe der Stoffeinträge war in der Folge geringer als in den Vorjahren.

Der Sulfatschwefeleintrag je Hektar war 2018 mit 3,1 kg un- ter Buche und 1,7 kg im Freiland so gering wie noch nie seit 1989. Der anthropogen verursachte, nicht seesalzbürtige Anteil am Schwefeleintrag betrug je Hektar sogar nur 1,8 kg unter Buche und 1,1 kg im Freiland. Hier zeigt sich deutlich der Erfolg verschiedener Maßnahmen zur Luftreinhaltung.

Die Stickstoffeinträge (Ammonium und Nitrat) haben auf der langjährig untersuchten Buchenfläche ebenfalls signi- fikant abgenommen. 2018 betrug der anorganische Stick- stoffeintrag je Hektar 12,3 kg unter Buche und 6,4 kg im Freiland.

Foto: J. Weymar

Buchenblüte Foto: T. Ullrich

Hauptergebnisse

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Johannes Eichhorn, Inge Dammann und Uwe Paar

Die Extremwetterlagen 2018 und 2019 haben in Nordwest- deutschland ein Schadausmaß und eine Schadintensität in den Wäldern ausgelöst, wie es seit Jahrzehnten nicht beob- achtet wurde. Sturm, Dürre sowie Insekten- und Pilzbefall haben zu einem Absterben von Bäumen und ganzen Wald- beständen geführt.

Wie ist das Ausmaß der Schäden mit Blick auf die Verän- derungen der Wälder über die Jahre richtig einzuordnen?

Worin liegen die Besonderheiten der Witterung in den ex- tremen Jahren 2018 und 2019? Ist der Wald als Ganzes be- troffen oder unterscheiden sich Regionen? Reagieren die Baumarten gleich sensitiv? Antworten auf diese Fragen zu geben, ist eine wesentliche Aufgabe des Forstlichen Um- weltmonitorings.

Grundsätzlich werden im Forstlichen Umweltmonitoring folgende Kategorien unterschieden:

waldflächenrepräsentative Übersichtserhebungen auf ei- nem systematischen Stichprobenraster (Level I),

die intensive Dauerbeobachtung ausgewählter Waldöko- systeme im Rahmen verschiedener Beobachtungspro- gramme (Bodendauerbeobachtungsprogramm (BDF), Level II, Waldökosystemstudie Hessen (WÖSSH)) sowie Experimentalflächen z. B. Vergleichsflächen zur Boden- schutzkalkung (Level III).

Das Forstliche Umweltmonitoring berät Verwaltung und Politik auf fachlicher Grundlage und erarbeitet Beiträge für Entscheidungshilfen der forstlichen Praxis. Die rechtliche Grundlage für Walderhebungen in der Forstlichen Umwelt- kontrolle stellt § 41a des Gesetzes zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz- BWaldG) dar. Dies wird konkretisiert durch die Verord- nung über Erhebungen zum Forstlichen Umweltmonitoring (ForUmV 2013) und durch das Durchführungskonzept Forst- liches Umweltmonitoring (BMEL 2016). Die Rechtsgrundla- gen sichern eine methodische Vergleichbarkeit über lange Zeiträume und über Ländergrenzen.

Die methodischen Instrumente der Ökosystemüberwa- chung sind europaweit harmonisiert nach den Grundsätzen des ICP Forests (2016).

Die Waldzustandserhebung (WZE) ist Teil des Forstlichen Umweltmonitorings in Schleswig-Holstein. Sie liefert als Übersichtserhebung Informationen zur Vitalität der Wald- bäume unter dem Einfluss sich ändernder Umweltbedin- gungen. Das Stichprobenraster der WZE ist darauf ausge- legt, die gegenwärtige Situation des Waldes landesweit repräsentativ abzubilden. Ergebnis ist das Gesamtbild des Waldzustandes für das Bundesland.

Die Stichprobe der Waldzustandserhebung vermittelt auch ein zahlenmäßiges Bild zu dem Einfluss von Stürmen, Witte- rungsextremen und Insekten- und Pilzbefall. Lokale Befunde wie sturmgefallene Bäume oder Befall durch Insekten oder Pilze können von dem landesweiten Ergebnis abweichen.

Waldzustandserhebung – Methodik und Durchführung

Aufnahmeumfang

Die Waldzustandserhebung erfolgt auf mathematisch-sta- tistischer Grundlage. Auf einem systematisch über Schles- wig-Holstein verteilten Rasternetz werden seit 1984 an je- dem Erhebungspunkt 24 Stichprobenbäume begutachtet.

Für den Zeitraum 1984-2012 beträgt die Rasterweite des landesweiten Stichprobennetzes 2 x 2 km, 2 x 4 km, 4 x 2 km und 4 x 4 km mit 148 bis 200 Erhebungspunkten. Alle Stich- probenbäume wurden mit gleicher Gewichtung bei der Be- rechnung der Ergebnisse berücksichtigt.

Im Vorfeld der Erhebung 2013 wurde ein landesweit einheit- liches Erhebungsraster (4 x 2 km) mit jetzt 129 Stichproben- punkten eingerichtet. 2019 konnten 127 Erhebungspunkte in die Inventur einbezogen werden. Dieser Aufnahmeum- fang ermöglicht repräsentative Aussagen zum Waldzustand auf Landesebene sowie Zeitreihen für die Baumarten Buche, Eiche, Fichte, Kiefer und die Gruppen der anderen Laub- und Nadelbäume. Die Aufnahmen zur Waldzustandserhebung erfolgten im Juli und August 2019. Sie sind mit qualitäts- sichernden Maßnahmen sorgfältig überprüft.

Für den Parameter mittlere Kronenverlichtung zeigt die Ta- belle auf Seite 7 die 95 %-Konfidenzintervalle (Vertrauens- bereiche) für die Baumarten und Altersgruppen der WZE- Stichprobe 2019. Je weiter der Vertrauensbereich, desto unschärfer sind die Aussagen. Die Weite des Vertrauens- bereiches wird im Wesentlichen beeinflusst durch die An- zahl der Stichprobenpunkte in der jeweiligen Auswerteein- heit und die Streuung der Kronenverlichtungswerte. Für relativ homogene Auswerteeinheiten (z. B. Eiche bis 60 Jah- re) mit relativ gering streuenden Kronenverlichtungen sind enge Konfidenzintervalle auch bei einer geringen Stichpro- benanzahl sehr viel leichter zu erzielen als für heterogene Auswerteeinheiten (z. B. Eiche, alle Alter), die sowohl in der Altersstruktur als auch in den Kronenverlichtungswerten ein breites Spektrum umfassen.

Aufnahmeparameter

Bei der Waldzustandserhebung erfolgt eine visuelle Beur- teilung des Kronenzustandes der Waldbäume, denn Bäume reagieren auf Umwelteinflüsse u. a. mit Änderungen in der Belaubungsdichte und der Verzweigungsstruktur. Wichtigs- tes Merkmal ist die Kronenverlichtung der Waldbäume, de- ren Grad in 5 %-Stufen für jeden Stichprobenbaum erfasst

Forstliches Umweltmonitoring

Foto: M. Spielmann

(7)

wird. Die Kronenverlichtung wird unabhängig von den Ursachen be- wertet, lediglich mechanische Schäden (z. B. das Abbrechen von Kro- nenteilen durch Wind) gehen nicht in die Berechnung der Ergebnisse der Waldzustandserhebung ein.

Die Kronenverlichtung ist ein unspezifisches Merkmal, aus dem nicht unmittelbar auf die Wirkung von einzelnen Stressfaktoren geschlos- sen werden kann. Sie ist daher geeignet, allgemeine Belastungsfak- toren der Wälder aufzuzeigen. Bei der Bewertung der Ergebnisse ste- hen nicht die absoluten Verlichtungswerte im Vordergrund, sondern die mittel- und langfristigen Trends der Kronenentwicklung. Zusätz- lich zur Kronenverlichtung werden weitere sichtbare Merkmale an den Probebäumen wie der Vergilbungsgrad der Nadeln und Blätter, die aktuelle Fruchtbildung sowie Insekten- und Pilzbefall erfasst.

Mittlere Kronenverlichtung

Die mittlere Kronenverlichtung ist der arithmeti- sche Mittelwert der in 5 %-Stufen erhobenen Kro- nenverlichtungswerte der Einzelbäume.

Starke Schäden

Unter den starken Schäden werden Bäume mit Kronenverlichtungen über 60 % (inkl. abgestor- bener Bäume) sowie Bäume mittlerer Verlichtung (30-60 %), die zusätzlich Vergilbungen über 25 % aufweisen, zusammengefasst.

Absterberate

Die Absterberate ergibt sich aus den Bäumen, die zwischen der Erhebung im Vorjahr und der aktu- ellen Erhebung abgestorbenen sind und noch am Stichprobenpunkt stehen. Durch Windwurf und Durchforstung ausgefallene Bäume gehen nicht in die Absterberate, sondern in die Ausfallrate ein.

Ausfallrate

Das Inventurverfahren der WZE ist darauf ausge- legt, die aktuelle Situation der Waldbestände unter realen (Bewirtschaftungs-) Bedingungen abzubil- den. Daher scheidet in jedem Jahr ein Teil der Stich- probenbäume aus dem Aufnahmekollektiv aus.

Der Ausfallgrund wird für jeden Stichprobenbaum dokumentiert. Gründe für den Ausfall sind u. a.

Durchforstungsmaßnahmen, methodische Gründe (z. B. wenn der Stichprobenbaum nicht mehr zu den Baumklassen 1-3 gehört), Sturmschäden oder außerplanmäßige Nutzung aufgrund von Insekten- schäden.

Dort, wo an den WZE-Punkten Stichprobenbäume ausfallen, werden nach objektiven Vorgaben Ersatz- bäume ausgewählt. Sind aufgrund großflächigen Ausfalls der Stichprobenbäume keine geeigneten Ersatzbäume vorhanden, ruht der WZE-Punkt bis eine Wiederbewaldung vorhanden ist.

Die im Bericht aufgeführte Ausfallrate ergibt sich aus den infolge von Sturmschäden, Trockenheit und Insekten- oder Pilzbefall am Stichprobenpunkt entnommenen Bäumen.

Forstliches Umweltmonitoring

95 %-Konfidenzintervalle für die Kronenverlichtung der Baumartengruppen und Altersstufen der Waldzustandserhebung 2019 in Schleswig-Holstein. Das 95 %-Konfidenzintervall (= Vertrauensbereich) gibt den Bereich an, in dem der wahre Mittelwert mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % liegt.

Baumarten-

gruppe Altersgruppe Anzahl

Bäume Anzahl

Plots Raster 95%-Konfidenz- intervall (+-) Buche alle Alter

bis 60 Jahre über 60 Jahre

753 221 532

70 26 48

4x2 km 4x2 km 4x2 km

4,1 3,8 3,4 Eiche alle Alter

bis 60 Jahre über 60 Jahre

427 123 304

62 22 47

4x2 km 4x2 km 4x2 km

3,5 2,7 2,6 Fichte alle Alter

bis 60 Jahre über 60 Jahre

518 188 330

55 19 38

4x2 km 4x2 km 4x2 km

4,0 8,2 4,3 Kiefer alle Alter

bis 60 Jahre über 60 Jahre

170 25 145

21 5 16

4x2 km 4x2 km 4x2 km

3,3 6,0 3,0 andere Laub-

bäume alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre

719 449 270

78 41 45

4x2 km 4x2 km 4x2 km

4,1 3,7 7,0 andere

Nadelbäume alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre

461 186 275

49 20 31

4x2 km 4x2 km 4x2 km

2,8 4,6 7,0 alle

Baumarten alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre

3048 1192 1856

127 61 89

4x2 km 4x2 km 4x2 km

2,0 2,6 2,3

Foto: J. Weymar Foto: M. Spielmann

(8)

Inge Dammann und Uwe Paar

Mittlere Kronenverlichtung

Die Waldzustandserhebung 2019 weist eine mittlere Kro- nenverlichtung für die Waldbäume in Schleswig-Holstein (alle Baumarten, alle Alter) von 22 % auf. Dies sind 5 Pro- zentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Zunahme der Verlich- tung ist in den älteren (über 60-jährigen) Beständen höher als in den jüngeren (bis 60-jährigen) Beständen.

Nachdem in den ersten drei Erhebungsjahren (1984-1986) relativ geringe Verlichtungswerte (11 %) ermittelt wurden, stiegen in den Folgejahren die Verlichtungswerte an, am höchsten waren sie 2004 (24 %). Die Zunahme der Kronen- verlichtung im Jahr 2004 ist bei allen Baumartengruppen aufgetreten. Buchen, Eichen, Fichten und Kiefern hatten im Anschluss an das Extremjahr 2003 die höchsten Ver- lichtungswerte in der Zeitreihe. In den Folgejahren gingen die Verlichtungswerte zurück, am stärksten bei den Fich- ten. 2019 setzte sich diese Verbesserung bei den Buchen und Fichten nicht fort, es kam zu einem deutlichen Anstieg der Kronenverlichtung. Bei den anderen Laubbäumen (alle Alter) verursachte die lang anhaltende Dürre 2018 bereits Trockenstressymp tome. 2019 erreicht die mittlere Kronen- verlichtung den Höchstwert in der Zeitreihe seit 1984.

Bei den älteren Buchen und Eichen und der Gruppe der anderen Laubbäume (alle Alter) haben sich die Kronenver- lichtungswerte im Erhebungszeitraum deutlich erhöht. Aus- gehend von 6 bzw. 5 % mittlerer Kronenverlichtung 1984 stiegen die Werte auf 33, 26 bzw. 24 % im Jahr 2019 an. Bei den älteren Fichten wird dagegen seit der ersten Erhebung ein anhaltend hoher Verlichtungsgrad – mit einem Höchst- Mittlere Kronenverlichtung in %

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

stand 2006 (37 %) – festgestellt. Ab 2012 zeichnet sich eine schrittweise Verbesserung ab, die aber 2019 durch einen erneuten Anstieg unterbrochen wird. Bei den älteren Kie- fern ist das Verlichtungsniveau in den letzten Jahren etwas höher als in den Anfangsjahren der WZE. Die höchste mitt- lere Kronenverlichtung beträgt 2004 27 %. Bei den anderen Nadelbäumen liegen die aktuellen Werte etwa auf gleicher Höhe mit den Werten in den 1980er und 1990er Jahren.

Zwischen 1998 und 2010 gab es eine Phase mit erhöhten Verlichtungswerten.

Die Buchen und die anderen Laubbäume zu denen u. a. Bir- ke, Esche und Ahorn gehören, nehmen zusammen fast 50 % der Waldfläche in Schleswig-Holstein ein. Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung für den Gesamtwald sind daher stark durch die Verlichtungswerte der Buchen und der an- deren Laubbaumarten geprägt.

Einen bedeutsamen Einfluss auf das Gesamtergebnis hat die Altersstruktur der Waldbestände, denn in den jüngeren bis 60-jährigen Beständen sind Schadsymptome sehr viel weni- ger verbreitet als in den älteren über 60-jährigen Waldbe- ständen. Die mittlere Kronenverlichtung der über 60-jähri- gen Waldbestände liegt mit 26 % fast doppelt so hoch wie die der jüngeren Waldbestände (14 %). Im WZE-Kollektiv sind 60 % der Stichprobenbäume älter als 60 Jahre.

Anteil starker Schäden

Für den Erhebungszeitraum liegt der durchschnittliche An- teil an starken Schäden bei 2,2 %. Im Jahr 2019 wurden 3,8 % der Waldfläche als stark geschädigt eingestuft. Die Spanne reicht von 1,3 % (andere Nadelbäume) bis 7,6 % (andere Laubbäume).

Mit einer Kronenverlichtung über 60 % sind im Vergleich zu einer vollbelaubten Baumkrone Begrenzungen der Versor- gung der Bäume mit Wasser und Energie verbunden. Das Vermögen der Bäume, sich an wechselnde Bedingungen anzupassen, wird eingeschränkt.

Foto: M. Spielmann

WZE-Ergebnisse für alle Baumarten

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

5 4 3 2 1

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

3,8

Alle Baumarten

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

alle Altersstufen

bis 60 Jahre über 60 Jahre

22 26

14 13

11 9

(9)

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

Anteil an den Vergilbungsstufen, alle Baumarten, alle Alter in %

Absterberate

Zur Absterberate werden Bäume gezählt, die zum Zeit- punkt der Erhebung noch stehen, aber abgestorben sind.

Im Mittel der Beobachtungsjahre ergibt sich mit 0,2 % eine sehr geringe Absterberate. Mit 0,8 % überschreitet die Ab- sterberate 2019 für den Gesamtwald in Schleswig-Holstein den langjährigen Durchschnittswert um das 4-fache. Über- durchschnittlich hohe Absterberaten sind 2019 bei den Bu- chen, Eichen, Kiefern und insbesondere bei den anderen Laubbäumen festzustellen.

Ausfallrate

Die Ausfallrate ist das Ergebnis der infolge von Sturmwurf, Trockenheit, Insekten- und Pilzbefall am Stichprobenpunkt entnommenen Bäume. Im Zeitraum 1997-2019 liegen die jährlichen Ausfallraten zwischen 0,02 und 4,7 %, im Mittel bei 0,6 %. 2014 ist die Ausfallrate besonders hoch. Durch die Orkane „Christian“ und „Xaver“ im Herbst/Winter 2013 wa- ren die Ausfälle durch Sturmschäden bei der WZE 2014 hö- her als in anderen Jahren. Vor allem Fichten und die Gruppe der anderen Nadelbäume waren betroffen. 2018 und 2019 sind 0,9 bzw. 0,7 % der Stichprobenbäume ausgefallen.

Fruchtbildung

2019 haben auffällig viele Bäume Früchte ausgebildet. Ins- gesamt (alle Baumarten, alle Alter) haben 50 % der Bäume mittel oder stark fruktifiziert. Während die älteren Buchen, Fichten und Kiefern in der Zeitreihe seit 1996 im Jahr 2011 die höchsten Anteile mittel und starker Fruktifikation auf- wiesen, war bei den älteren Eichen das Jahr 2018 besonders intensiv. Für die Gruppen der anderen Laub- und Nadelbäu- me (alle Alter) ist die mittlere und starke Fruktifikation 2019 am häufigsten.

Vergilbungen

Vergilbungen der Nadeln und Blättern sind im Beobach- tungszeitraum insgesamt wenig aufgetreten. Der Anteil an Bäumen mit Vergilbungen über 10 % der Nadel- bzw. Blatt- masse liegt zwischen 0,3 und 6 %. Ein zeitlicher Trend zeich- net sich nicht ab, seit 2008 sind aber durchgehend niedrige Vergilbungswerte ermittelt worden.

Fazit

In den Ergebnissen der Waldzustandserhebung 2019 zeigen sich die Folgen der Dürre im Sommer 2018. Die Zunahme der mittleren Kronenverlichtung und die erhöhten Werte bei den starken Schäden und der Absterberate 2019 sind Nachwirkungen dieser Witterungsbedingungen.

WZE-Ergebnisse für alle Baumarten

Foto: J. Evers

1,0 0,8 0,6 0,4 02 0

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

0,8

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

5 4 3 2 1 0

0,7

96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

Anteil an den Vergilbungsstufen, alle Baumarten, alle Alter in % 7

6 5 4 3 2 1

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

1,1 Stufe 1 (11 - 25 % der Nadel-/Blattmasse)

Stufe 2 (26 - 60 % der Nadel-/Blattmasse) Stufe 3 (über 60 % der Nadel-/Blattmasse)

(10)

Ältere Buche

Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Buchen ist 2019 angestiegen und beträgt aktuell 33 %. Dies ist gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um 12 Prozentpunkte. Über den Gesamtzeitraum der WZE betrachtet gehört der diesjährige Verlichtungsgrad zu den höchsten. In den ersten beiden Erhebungsjahren war die Belaubungsdichte der Buchen vergleichsweise niedrig, in den Folgejahren stiegen die Kro- nenverlichtungswerte sprunghaft an. Seit 1987 liegen die Verlichtungswerte der älteren Buchen relativ hoch und er- hebliche Schwankungen von Jahr zu Jahr sind typisch für die Zeitreihe. Eine Ursache für die zunehmende Variabilität der Verlichtungswerte ist die Intensität der Fruchtbildung.

Höchstwerte der Kronenverlichtung traten in den Jahren 2000 und 2004 auf.

Jüngere Buche

Bei den Buchen sind die Unterschiede in der Belaubungs- dichte zwischen jüngeren und älteren Beständen besonders stark ausgeprägt. Die jüngeren Buchen wiesen in den letzten Jahren ein geringes Kronenverlichtungsniveau um 5 % auf.

2019 ist der Wert erhöht (9 %), hebt sich aber nicht deutlich von den Befunden früherer Jahre ab.

Da die Blühreife der Buche erst mit einem Alter von 40 bis 60 Jahren einsetzt, wird die Kronenentwicklung der jünge- ren Buchen kaum durch die Fruchtbildung beeinflusst.

Starke Schäden

Wie beim Verlauf der mittleren Kronenverlichtung der Bu- chen, treten auch beim Anteil starker Schäden (alle Alter) im Beobachtungszeitraum erhebliche Schwankungen (zwi- schen 0,2 und 10,8 %) auf. 2019 liegt der Anteil stark ge- schädigter Buchen mit 3,3 % im Bereich des langjährigen Mittels (2,8 %).

Absterberate

Obwohl die Anteile starker Schäden bei den Buchen in ein- zelnen Jahren angestiegen waren, führte dies nicht zu einer Steigerung der Absterberate. Im Vergleich zu den anderen Hauptbaumarten weisen die Buchen die niedrigste Abster- berate auf. Im Mittel der Jahre 1984-2019 liegt sie bei 0,05 %.

2019 sind 0,5 % der Buchen abgestorben. Gerade weil in den letzten Jahrzehnten kaum Buchen abgestorben sind, sind die diesjährigen Absterbeerscheinungen besonders auffällig.

Mittlere Kronenverlichtung in %

Buche

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Foto: J. Evers

Buche

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

33

6 2

9 über 60 Jahre

bis 60 Jahre

12 10 8 6 4 2

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Buche alle Baumarten Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

3,3

2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0

0,5

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Buche alle Baumarten

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

5 4 3 2 1 0

96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

Buche alle Baumarten

(11)

Ausfallrate

Die durchschnittliche Ausfallrate ist bei den Buchen ver- gleichsweise niedrig (0,2 %). 2014, 2015 und 2018 sind durch Sturmschäden überdurchschnittlich viele Buchen ausgefallen. 2019 ist keine Buche durch Sturmschäden oder Insektenbefall aus dem WZE-Kollektiv ausgeschieden.

Fruchtbildung

Die Ergebnisse zur Fruchtbildung im Rahmen der Wald- zustandserhebung zeigen für die Buchen die Tendenz, in kurzen Abständen und vielfach intensiv zu fruktifizieren.

Dies steht im Zusammenhang mit einer Häufung warmer Jahre sowie einer erhöhten Stickstoffversorgung der Bäu- me. Die intensivste Fruchtbildung seit 1996 wurde 2011 festgestellt, 87 % der älteren Buchen wiesen mittlere und starke Fruchtbildung auf. 2019 haben 77 % der älteren Bu- chen mittel oder stark fruktifiziert. Dies ist der zweithöchste Wert in der Zeitreihe seit 1996. Geht man davon aus, dass eine starke Mast erreicht wird, wenn ein Drittel der älteren Buchen mittel oder stark fruktifiziert, ergibt sich rechnerisch für den Zeitraum 1996-2019 alle 2,4 Jahre eine starke Mast.

Literaturrecherchen (Paar et al. 2011) hingegen ergaben für den Zeitraum 1839-1987 Abstände zwischen zwei starken Masten für 20-Jahresintervalle zwischen 3,3 und 7,1 Jahren.

Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer Buchen in %

Buche Eiche

Bucheckern Foto: T. Friedhoff Foto: T. Ullrich

Ältere Eiche

Die Zeitreihe der mittleren Kronenverlichtung der älteren Eichen weist zu Beginn relativ günstige Verlichtungswerte aus, es folgt ein rascher Anstieg der Verlichtung mit beson- ders hohen Kronenverlichtungswerten in den Jahren 1999 sowie 2004 und 2005. Seitdem sind die Werte nur leicht zu- rückgegangen. Ab 2008 wird ein relativ konstanter Kronen- verlichtungswert (2019: 26 %) ermittelt.

Die Entwicklung des Kronenzustandes der Eichen wird durch Insekten- und Pilzbefall beeinflusst. Die periodische Vermehrung von Insekten der so genannten Eichenfraß- gesellschaft trägt maßgeblich zu den Schwankungen der Belaubungsdichte der Eichen bei. Seit 2014 wurden kaum mittlere oder starke Schäden durch Insektenfraß beobach- tet (2019: 2 %).

Mittlere Kronenverlichtung in %

100 80 60 40 20 0

Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer Buchen in %

2000 2005 2010 2015

77

Eiche

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

26

5 2

7 über 60 Jahre

bis 60 Jahre

Jüngere Eiche

Die Kronenentwicklung der Eichen in der Altersstufe bis 60 Jahre zeigt einen sehr viel günstigeren Verlauf als die Entwicklung der älteren Eichen. Von 1984-2003 wurden Verlichtungswerte zwischen 2 und 8 % ermittelt, nach dem Trockensommer 2003 lag die mittlere Kronenverlichtung höher (8 bis 12 %), seit 2012 werden wieder niedrigere Ver- lichtungswerte festgestellt (2019: 7 %).

(12)

Eiche

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Starke Schäden

Der Mittelwert der starken Schäden in der Zeitreihe liegt für die Eiche (alle Alter) bei 1,3 %. Eine Phase mit erhöhten An- teilen starker Schäden (bis 3,9 %) wird für die älteren Eichen im Zeitraum 1997-1999 in Verbindung mit intensivem Insek- tenfraß verzeichnet. Anschließend sind die starken Schäden wieder zurückgegangen, 2019 liegt der Anteil bei 1,4 %.

Absterberate

Im Mittel der Jahre 1984-2019 ist die Absterberate der Ei- chen niedrig (0,1 %). Überdurchschnittliche Absterberaten wurden vor allem im Anschluss an starken Insektenfraß ermittelt, am höchsten war die Absterberate 1997 (0,5 %) und 2013 (0,4 %). 2019 ist der Anteil abgestorbener Eichen (0,2 %) gegenüber dem langjährigen Mittel etwas erhöht.

Foto: J. Weymar

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

12 10 8 6 4 2

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

1,4 Eiche

alle Baumarten

Ausfallrate

2014 (0,8 %) und 2018 (0,9 %) gab es Abweichungen vom Mittelwert der Ausfallrate (0,2 %). 2019 ist keine Eiche au- ßerplanmäßig (aufgrund von Sturmschäden oder Insekten- befall) entnommen worden.

Fruchtbildung

Die Fruchtbildung der Eiche ist zum Zeitpunkt der Waldzu- standserhebung im Juli und August nur schwer einzuschät- zen, weil die Eicheln dann noch sehr klein sind. Im Zustän- digkeitsbereich der NW-FVA wurde daher für WZE-Punkte mit mindestens 17 Eichen im Alter über 60 Jahre im 8 km x 8 km-Raster eine zusätzliche Erfassung im September durch- geführt. Die Eichen an diesen Referenzpunkten, bestehend aus 13 WZE-Punkten, haben 2019 zu 4 % mittel und stark fruktifiziert.

2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0

0,2

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Eiche

alle Baumarten

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

5 4 3 2 1 0

96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

Eiche

alle Baumarten

Foto: J. Evers

(13)

Ältere Fichte

Im gesamten Beobachtungszeitraum werden für die älte- ren Fichten anhaltend hohe Kronenverlichtungswerte bis zu 37 % (2006) festgestellt. Ab 2012 ist ein deutlicher Rück- gang der mittleren Kronenverlichtung zu verzeichnen. Die- se Entwicklung setzt sich 2019 nicht fort, die mittlere Kro- nenverlichtung steigt auf 24 %.

Jüngere Fichte

Für die Fichten ist ein deutlicher Alterstrend festzustellen, in den letzten Jahren nähern sich die Verlichtungswerte bei- der Altersgruppen allerdings an. Für die jüngeren Fichten beträgt die mittlere Kronenverlichtung aktuell 16 %.

Starke Schäden

Insgesamt (alle Alter) ergibt sich im Mittel aller Erhebungs- jahre ein durchschnittlicher Anteil an starken Schäden von 2,4 %. Die Werte schwanken im Erhebungszeitraum ohne zeitlichen Trend zwischen 0,6 und 4,7 %. 2019 liegt der An- teil stark geschädigter Fichten (4,2 %) über dem langjähri- gen Mittel.

Absterberate

Die Absterberate der Fichten liegt im Mittel der Jahre 1984 bis 2019 bei 0,2 %. Die höchste Absterberate (1 %) wurde 1994 ermittelt. Im Jahr 2019 ist die Absterberate durch- schnittlich.

Ausfallrate

Jährlich fallen im Mittel 1 % der Fichten in der WZE-Stich- probe durch Sturmschäden oder Insektenbefall aus. Nach den Orkanen „Christian“ und „Xaver“ fielen 2014 besonders viele Fichten aus (4,6 %). 2019 bleibt die Ausfallrate unter- durchschnittlich (0,7 %).

Fruchtbildung

Die älteren Fichten haben zu 57 % mittel und stark frukti- fiziert. Nach 2011 (85 %) ist dies zusammen mit 2006 der zweithöchste Wert seit 1996.

Mittlere Kronenverlichtung in %

Foto: M. Spielmann

Fichte

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Fichte

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

24 30

13 16

über 60 Jahre

bis 60 Jahre

12 10 8 6 4 2

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

4,2 Fichte

alle Baumarten

2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0

0,2

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Fichte alle Baumarten

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

5 4 3 2 1 0

96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

Fichte alle Baumarten

0,7

(14)

Ältere Kiefer

Die älteren Kiefern weisen seit 1986 niedrigere Kronenver- lichtungswerte auf als die älteren Buchen, Eichen und Fich- ten. 2019 beträgt die mittlere Kronenverlichtung 19 %.

Jüngere Kiefer

In den letzten Jahren hat die Anzahl der bis 60-jährigen Kie- fern im Stichprobenkollektiv so stark abgenommen, dass keine Ergebnisse für diese Altersstufe dargestellt werden.

Für den Zeitraum bis 2014 zeigen sich kaum Unterschiede im Kronenverlichtungsgrad zwischen den Altersgruppen.

Die Entwicklung jüngerer und älterer Kiefern verläuft weit- gehend parallel.

Starke Schäden

Der Anteil starker Schäden liegt bei den Kiefern (alle Alter) im langjährigen Mittel der Erhebungsjahre bei 0,8 %. Im Er- hebungszeitraum treten kaum Schwankungen auf. Im Jahr 2019 wurden 1,8 % der Kiefern als stark geschädigt einge- stuft.

Absterberate

Die Absterberate der Kiefern schwankt im Erhebungszeit- raum zwischen 0 und 0,7 %, im Mittel der Zeitreihe beträgt sie 0,2 %. 2019 sind 0,6 % der Kiefern abgestorben.

Ausfallrate

Die durchschnittliche Ausfallrate beträgt 0,5 %. Höhere Aus- fälle in den Jahren 2000 und 2015 sind durch Sturmschäden bedingt. 2019 gibt es bei den Kiefern keine Ausfälle.

Fruchtbildung

66 % der älteren Kiefern fruktifizierten 2019 mittel oder stark und erreichen somit fast den Höchstwert im Jahr 2011 (67 %).

Mittlere Kronenverlichtung in %

Foto: J. Evers

Kiefer

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Kiefer

mittlere Kronenverlichtung in % 40

35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

19 13

4

über 60 Jahre

bis 60 Jahre

12 10 8 6 4 2

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

1,8 Kiefer

alle Baumarten

2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0

0,6

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Kiefer alle Baumarten

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

5 4 3 2 1 0

96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

Kiefer

alle Baumarten

(15)

In Schleswig-Holstein werden bei der Waldzustandserhe- bung als landesweite flächendeckende Stichprobeninven- tur 29 Baumarten erfasst. Neben den Hauptbaumarten Kiefer, Fichte, Buche und Eiche kommt in den Wäldern Schleswig-Holsteins eine Vielzahl weiterer Baumarten vor.

Jede Baumart für sich genommen ist in der Stichprobe der Waldzustandserhebung allerdings zahlenmäßig so gering vertreten, dass allenfalls Trendaussagen zur Kronenentwick- lung möglich sind. Bei der Darstellung der Ergebnisse der Waldzustandserhebung werden sie daher in den Gruppen andere Laubbäume und andere Nadelbäume zusammen- gefasst. Zu den anderen Laubbäumen gehören u. a. Birke, Esche und Erle, bei den anderen Nadelbäumen handelt es sich vorwiegend um Lärchen und Sitkafichten.

Mittlere Kronenverlichtung

2018 hat Trockenstress bei den anderen Laubbäumen zu ei- nem Anstieg der Kronenverlichtung geführt. 2019 wird mit 24 % der höchste Wert in der 36-jährigen Zeitreihe festge- stellt. Der Höchstwert der mittleren Kronenverlichtung der anderen Nadelbäume (alle Alter) liegt 2008 bei 24 %. In den letzten Jahren ist eine erhebliche Verbesserung eingetreten.

Die mittlere Kronenverlichtung (alle Alter) liegt 2019 bei 13 %.

Starke Schäden

Der Anteil starker Schäden (alle Alter) liegt für die Gruppe der anderen Laubbäume im Erhebungszeitraum im Mittel bei 3,1 %. 2019 wird dieser Durchschnittswert überschritten (7,6 %).

Für die anderen Nadelbäume (alle Alter) sind seit 1984 An- teile an starken Schäden zwischen 0,3 und 7,2 % aufgetre- ten, im Mittel sind 1,4 % stark geschädigt. 2019 liegt der Anteil starker Schäden bei 1,3 %.

Absterberate

Die Absterberate der anderen Laubbäume liegt 2019 mit 2,2 % deutlich über dem Mittelwert der Zeitreihe (0,5 %).

Andere Nadelbäume sind 2019 nicht abgestorben.

Esche

Die WZE-Ergebnisse der Eschen (alle Alter) heben sich deutlich von denen der anderen Baumarten ab. Durch das Eschentriebsterben liegt die mittlere Kronenverlichtung der Esche 2019 bei 47 %, 32 % sind stark geschädigt und 9,5 % abgestorben.

Ausfallrate

Bei den anderen Laubbäumen ist die Ausfallrate seit 2014 überdurchschnittlich hoch. Hierbei spielen sowohl Sturm- schäden als auch Entnahmen wegen des Eschentriebster- bens eine Rolle. 2014 war die Gruppe der anderen Nadel- bäume stärker als alle anderen Baumartengruppen durch Sturmschäden betroffen.

Fruchtbildung

Bei beiden Baumartengruppen ist der Anteil mittel oder stark fruktifizierender Bäume (alle Alter) mit 49 bzw. 68 % 2019 deutlich höher als im Zeitraum 1996-2018.

Mittlere Kronenverlichtung in %

Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %

Andere Laub- und Nadelbäume

40 35 30 25 20 15 10 5

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

24

12 13

5

Andere Laub- und Nadelbäume mittlere Kronenverlichtung in %

andere Laubbäume, alle Altersstufen andere Nadelbäume, alle Altersstufen

12 10 8 6 4 2

0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

andere Laubbäume andere Nadelbäume alle Baumarten

1,3 7,6 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),

alle Alter in %

2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0

2,2

91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05

05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91

Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in % andere Laubbäume

andere Nadelbäume alle Baumarten

Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %

5 4 3 2 1 0

96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19

0,2 2,1 andere Laubbäume 18,8

andere Nadelbäume alle Baumarten

(16)

Witterung und Klima

Johannes Sutmöller

Das Jahr 2018 war in Deutschland das wärmste Jahr seit Be- ginn der regelmäßigen Beobachtungen im Jahr 1881 und löste damit das Jahr 2014 ab. Gleichzeitig gehört das Jahr 2018 zu den niederschlagsärmsten Jahren seit Messbeginn.

Die extreme Trockenheit des Jahres 2018 wurde durch die winterlichen Niederschläge kaum gelindert, so dass der pflanzenverfügbare Bodenwasserspeicher vieler Waldbö- den in Nordwestdeutschland zu Beginn der Vegetationszeit 2019 nicht aufgefüllt war (Sutmöller et. al. 2019). Da sich in der Vegetationszeit von Mai bis September 2019 infol- ge überdurchschnittlich hoher Temperaturen und geringer Niederschläge die Trockenheit fortsetzte, ist das Vegeta- tionsjahr 2018/2019 (Oktober bis September) das zweite Jahr in Folge, das durch eine außergewöhnliche Trockenheit gekennzeichnet ist.

Um eine flächenhafte Aussage für das Land Schleswig-Hol- stein treffen zu können, werden die klimatologischen Größen Niederschlag und Temperatur anhand der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ausgewertet, indem die Messwerte mit einem kombinierten Regionalisierungs- verfahren (Inverse Distance Weighting, Höhenregression) auf ein 200 m-Raster interpoliert werden. Die Mitteltempe- raturen werden in Grad Celsius (°C) und die Abweichung in Kelvin (K, entspricht °C) angegeben.

Im Landesmittel von Schleswig-Holstein betrug die Mit- teltemperatur für das Vegetationsjahr 2018/2019 10,3 °C.

Damit war dieses Jahr genauso warm wie das vergangene Vegetationsjahr. Die gemessene Niederschlagssumme ent- spricht mit 700 mm im Landesmittel 90 % der langjährig üblichen Niederschlagsmenge. Dabei fielen in der Nicht- vegetationszeit von Oktober 2018 bis April 2019 rund 80 % des Niederschlagssolls, während in der Vegetationszeit von Mai bis September 2019 das langjährige Mittel leicht über- troffen wurde. Aufgrund der ausreichenden Niederschläge in der Vegetationszeit 2019 war Schleswig-Holstein kaum von der Trockenheit betroffen.

Witterungsverlauf von Oktober 2018 bis September 2019

Zu Beginn des Vegetationsjahres setzte sich im Oktober 2018 die Trockenheit der vorausgegangenen Monate fort. Von Mai bis September 2018 waren nur rund 50 % der mittleren Niederschlagsmenge gefallen. Im Oktober fielen landesweit in Schleswig-Holstein nur rund 40 mm Niederschlag. Dies entspricht 58 % der mittleren Niederschlagsmenge (Abb.

rechts). Beständige Hochdrucklagen sorgten für einen son- nenscheinreichen Monat. Der Oktober war zeitweise spät- sommerlich warm und verzeichnete einige Sommertage mit Tageshöchsttemperaturen über 25 °C. Die Mitteltemperatur betrug 11,4 °C und lag damit +1,6 K über dem langjährigen Mittelwert. Auch im November dominierte ruhiges durch Hochdruckwetterlagen geprägtes Herbstwetter. Während zu Beginn des Monats noch Tageshöchsttemperaturen von über 20 °C gemessen wurden, traten in der zweiten Monats- hälfte erste Schneefälle bis ins Tiefland auf. Mit einer Mit- teltemperatur von 6,1 °C war der Monat +0,8 K zu warm.

Mit knapp 30 mm war der November extrem trocken und lag um 70 % unter dem langjährigen Durchschnittswert von rund 80 mm. Die Bodentrockenheit erreichte damit ihren

Höhepunkt im Jahr 2018. Im südlichen Schleswig-Holstein wurden teilweise deutlich weniger als 50 % des pflanzen- verfügbaren Bodenwassers (nutzbare Feldkapazität, nFK) ermittelt. Im Dezember dominierten Westwetterlagen und beendeten die seit dem Frühjahr andauernden zu trockenen Niederschlagsverhältnisse. Mit über 75 mm Niederschlag wurde das langjährige Soll um 10 % übertroffen. Die über- wiegend milde Witterung führte zu einer deutlich positiven Abweichung der Monatsmitteltemperatur, die mit 5,2 °C um +3,2 K über dem langjährigen Wert lag.

Abweichung von Niederschlag und Temperatur vom Mittel der Klimareferenzperiode 1961-1990 (durch- gezogene schwarze Linie) in Niedersachsen, Monats- werte für das Vegetationsjahr 2019 (Oktober 2018- September 2019)

Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach Foto: M. Spielmann

K5

3 1 -1 -3

%200

150 100 50 0

Okt.

Temperatur

Niederschlag

Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep.

(17)

Zu Beginn des Jahres 2019 folgte ein trockenerer Witterungsabschnitt.

Im Januar fielen im Flächenmittel des Landes Schleswig-Holstein 50 mm Niederschlag. Dies ist knapp 80 % der üblichen Niederschlags- menge. Besonders trocken war es in den nördlichen Landesteilen. Mit einer Mitteltemperatur von 2,2 °C war der Monat +1,8 K zu warm. Es folgte ein ungewöhnlich milder Februar. Die Temperaturabweichung zum Klimamittel der Periode 1961-1990 betrug +4,1 K und mit 40 mm fiel fast genau das langjährige Niederschlagssoll. Im März dominier- ten stürmische Westwetterlagen, so dass infolge der unbeständigen Witterung die Niederschlagsmenge von knapp 100 mm fast doppelt so hoch war wie im langjährigen Mittel. Dabei war der März ebenfalls deutlich zu warm. Die Abweichung zum Mittel der Klimanormalperi- ode betrug +3,3 K. Der April 2019 war im Vergleich zur Referenzpe- riode 1961-1990 der dreizehnte zu warme Monat in Folge. Bei einer Monatsmitteltemperatur von 9,0 °C lag die Abweichung bei knapp

+2,3 K. Infolge Hochdruck dominierter Wetterla- gen lag das Niederschlagsdefizit im landesweiten Mittel bei 65 %. Ähnlich wie im Vorjahr führte die frühsommerliche Witterung zu einem vorzeitigen Austrieb der Vegetation.

Zum Start in die forstliche Vegetationszeit folgte ein kühler Mai in Schleswig-Holstein. Erstmals seit März 2018 lag die Monatsmitteltemperatur wieder unter dem langjährigen Vergleichswert. Die Abwei- chung war mit -0,8 K allerdings relativ gering. Die mittlere Niederschlagshöhe erreichte mit 53 mm annähernd das langjährige Soll. Der Juni zeigte sich von seiner sonnigen Seite. Durch die bestän- dige Zufuhr subtropischer Luftmassen lag die Mo- natsmitteltemperatur bei 17,4 °C und damit +2,4 K über dem langjährigen Durchschnitt. Mit 67 mm im Landesmittel fielen wiederum rund 100 % des Niederschlagssolls. Vereinzelte Starkniederschlä- ge sorgten im Südosten des Landes für einen deutlichen Niederschlagsüberschuss. Der Juli 2019 wird durch seine Rekordhitze in Erinnerung blei- ben. Besonders im Westen Deutschlands wurden die Rekordmarken gleich reihenweise gebrochen, wobei in Lingen (Emsland) mit 42,6 °C ein neuer Allzeitrekord für Deutschland gemessen wurde.

Diese Hitzewelle erreichte Schleswig-Holstein je- doch nicht. Der Juli war etwas kühler als der Juni, aber mit einer Mitteltemperatur von 17,4 °C um 1,0 K zu warm. Landesweit fielen rund 75 % der mittleren Niederschlagsmenge. Im August setzte sich die warme Witterung fort. Die Mitteltempe- ratur betrug 18,4 °C (+2,0 K), so dass der Sommer 2019 (Juni bis August) in Schleswig-Holstein wie im vergangenen Jahr überdurchschnittlich warm war. Im Flächenmittel des Landes wurde das Nie- derschlagssoll in den drei Sommermonaten erfüllt.

Zum Abschluss des Vegetationsjahres 2018/2019 folgte ein ebenfalls zu warmer (+0,6 K) September.

Mit rund 110 mm fielen 150 % der langjährigen mittleren Niederschlagssumme.

Temperatur und Niederschlag im langjährigen Verlauf

Das Vegetationsjahr 2018/2019 war +1,9 K wär- mer als der Mittelwert der Klimanormalperiode 1961-1990 und +1,3 K wärmer als die Periode 1981-2010. Damit setzt sich der langfristige Erwär- mungstrend ungehindert fort, wie das gleitende 30-jährige Mittel verdeutlicht (gepunktete Linie in der Abb. links). In den letzten zehn Jahren (2010 bis 2019) nahm das gleitende Mittel um +0,4 K zu, während im Zeitraum von 2000 bis 2009 der Anstieg +0,3 K betrug. Von den zwölf Monaten des Vegetationsjahres 2018/2019 waren 11 Mo- nate zu warm im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten. Dabei fielen im Vegetationsjahr 2018/2019 mit 700 mm im Landesmittel 90 % der langjährigen Niederschlagssumme. Im Zeitraum von Mai 2018 bis März 2019 fielen allerdings nur 70 % der sonst üblichen Niederschlagsmenge.

Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach

Witterung und Klima

Abweichungen von Niederschlag und Temperatur vom Mittel der Klimareferenzperiode 1961-1990 und gleitendes 30-jähriges Mittel in Niedersachsen, Jahreswerte für das Vegetationsjahr (Oktober-September)

1100 1000 900 800 700 600 500 mm

11 10 9 8 7 6

°C

Abweichungen von Niederschlag und Temperatur vom Mittel der

Klimareferenzperiode 1961-1990 und gleitendes 30jähriges Mittel in Schleswig-Holstein, Jahreswerte für das Vegetationsjahr (Oktober-September)

1995 1990 1985

1965 1970 1975 1980 2000 2005 2010 2015

Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach Mittel der Klimareferenzperiode 1961–1990

gleitendes 30jähriges Mittel

Temperatur

Niederschlag Foto: J. Evers

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