In den „Münchner Ärztli- chen Anzeigen“ (vom 15.
März 1997) wurde ein Formu- larbrief vorgestellt, den die Ärzte in München und Umge- bung als Erstinformation für den weiterbehandelnden Kol- legen benutzen wollen: ein- heitlich gestaltet, ob als Ent- lassungsbrief aus dem Kran- kenhaus, als Facharztbericht oder im Rahmen des Ver- tragsärztlichen Notfalldien- stes.
Die mangelhafte Kommu- nikation und der geringe In- formationsfluß sind die we- sentlichen Gründe für die Un- zufriedenheit niedergelasse- ner Ärzte mit dem Kranken- haus. Umgekehrt ist die Infor- mation des Krankenhausarz-
tes über Anamnese und Sozi- alstatus der Patienten, über die Befunde zur Einweisungs- diagnose sowie das erwartete Therapieziel ungenügend.
Die Folgen sind unnötige Doppeluntersuchungen, Ver- zögerung gezielter Weiterbe- handlung und häufige, oft ver- gebliche Telefonate.
Einem Arbeitskreis aus niedergelassenen Ärzten und Krankenhausärzten in Mün- chen wurde es deshalb zur Aufgabe gemacht, einen ein- heitlichen Arztbrief zu ent- werfen. Dabei sollten sowohl Gesichtspunkte moderner In- formationsübermittlung als auch die wichtigen Eigenhei- ten des ärztlichen Berichts be- rücksichtigt werden. So wollte
man sichergestellt haben, daß bestimmte Informationen in gleiche Rubriken eingetragen werden, um die Ergebnisse mit einem Blick erfassen zu können, oder man sollte sie in eine gleichartig gestaltete Maske des PC eingeben oder einlesen können. Anderer- seits sollte das Formular schreibgerecht in die Maschi- ne eingespannt werden kön- nen und die Möglichkeit für handschriftliche Bemerkun- gen bieten.
In München und Umge- bung gibt es ungefähr 130 un- terschiedliche Arztbriefe oder ärztliche Befundberichte.
Daraus mußte ein Kompro- miß erarbeitet werden. Der neugestaltete Briefentwurf wurde an dreitausend Klinik- und Verwaltungsleiter, Fach- ärzte, Praxen und Verbände zur Begutachtung versandt.
Fast alle konstruktiven Hin- weise aus den Rücksendun- gen wurden in den Arztbrief für München eingearbeitet .
Im Briefkopf ist eine indi- viduelle Gestaltung erlaubt:
Vertragsarzt- oder Kranken- hausname, Logo, Straße, Postleitzahl und Wohnort, da- zu Station oder Sprechstun- denzeiten. Alle übrigen Ru- briken dürfen nicht verändert werden.
Die Dauer der stationären oder (klinisch) ambulanten Behandlungszeit wird einge- tragen und der Grund des Be-
handlungsabschlusses; „ande- res“ könnte beispielsweise ein Todesfall sein. Bei einer Um- setzung des Briefes in eine elektronische Version erfolgt die ICD-Verschlüsselung au- tomatisch, wie auch die übri- gen Daten dann weitestge- hend aus dem Krankenhaus- kommunikationssystem als Bausteine übernommen wer- den. EDV-Vernetzung ist aber keine Voraussetzung;
der Brief ist ebenso mit der Schreibmaschine auf das far- big gestaltete Formular zu schreiben.
Vom niedergelassenen Arzt werden die Patientenda- ten direkt von der Kranken- versicherungskarte auf Eti- ketten aufgedruckt und in den Arztbrief eingeklebt.
Durch Ankreuzen wird mitgeteilt, welche Befunde den Patienten mit- oder zurückgegeben wurden. In- formationen über Arbeits- unfähigkeit, Wiedervorstel- lungstermine, Rehabilitati- onsmaßnahmen oder ambu- lante pflegerische Betreuung können nun unmittelbar bei Behandlungsübernahme vor- liegen. Wichtiger Eintrag: der Name des letztbehandelnden Arztes und dessen Erreich- barkeit über Telefon oder Te- lefax.
Dr. med. Bernd Hindringer Nelkenweg 35
82024 Taufkirchen
A-2144 (56) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 33, 15. August 1997
V A R I A WIRTSCHAFT
Verbesserung der Information
Standard-Arztbrief für ganz München
Vorschläge, den „Arztbrief“ zu vereinheitlichen und zu standar- disieren, gibt es zuhauf. Die jüngste Initiative geht vom Ärztli- chen Kreis- und Bezirksverband München und der Bezirksstelle München Stadt und Land der Kassenärztlichen Vereinigung Bay- erns aus. Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Köln, gibt es allerdings keine Bestrebungen, ein Einheitsformular für den Arztbrief einzuführen und dieses für verbindlich zu erklären.
Im Jahr 1996 haben die dem Verband der Privatärztli- chen Verrechnungsstellen e.V., Mülheim/Ruhr, ange- schlossenen privatärztlichen Verrechnungsstellen (PVS) 10,6 Millionen Rechnungen für niedergelassene Ärzte, Zahnärzte und leitende Kran- kenhausärzte erstellt. Die Anzahl der Ärzte, die die Dienste der privatärztlichen Verrechnungsstellen in An- spruch nehmen, ist im Ver- gleich zum Vorjahr um vier Prozent gestiegen. Rund 30 000 Ärzte und Zahnärzte
sind Mitglieder der Mitglieds- stellen des Verbandes (drei Milliarden DM Honorare wurden abgerechnet). Immer mehr von ihnen nutzen den Service der Privatabrechnung mittels Datenträger. Der An- teil der Rechnungen, die auf Diskette eingereicht wurden, lag im vergangenen Jahr bei 31 Prozent.
In den 15 privatärztlichen Verrechnungsstellen in den alten und neuen Bundeslän- dern führen 1 200 Mitarbeiter Honorarabrechnung und Ho- norareinzug durch. WZ
Verrechnungsstellen:
Gestiegenes Honorarvolumen
Standard-Arztbrief, im Raum München erprobt (Ausschnitt)