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Archiv "Nutzen des Nitroglyzerins beim Myokardinfarkt" (07.03.1991)

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der den Einfluß des Venen- mittels Daflon® (Dragees) auf die Mikrozirkulation un- tersuchte. Neben Diosmin und Hesperidin sind weitere wasserlösliche Flavonoide in dieser Kombination enthal- ten.

Die Beurteilung der Wirk- samkeit von Venenpharmaka ist nach wie vor schwierig.

Zuverlässige Meßmethoden sind technisch aufwendig und wenigen Zentren vorbehal- ten. Für das vorgestellte Fla- vonoid-Präparat Daflon® lie- gen plazebokontrollierte kli- nische Studien vor, die die Wirksamkeit dieser Kombi- nation bestätigen, erklärte C.

Diehm, Heidelberg. Das Prä- parat wird zur adjuvanten Be- handlung chronischer und.

akuter Venenleiden empfoh- len, hier vor allem auch zur Linderung der Begleitsym- ptomatik wie Beinödeme und Schweregefühl der unteren Extremität sowie zur Vorbeu- gung bei prädisponierten Pa- tienten und entsprechend be- lastender Tätigkeit.

Antibiotische Abschir- mung ist insbesondere bei bakteriellen Infektionen nö- tig, wenn die Patienten unter chronisch obstruktiven Atem- wegserkrankungen leiden.

Haupterreger einer akuten Tracheobronchitis oder der akuten Exazerbation einer chronischen Bronchitis sind obligat pathogene aerobe Bakterien wie S. pneumoniae oder H. influenzae, seltener S. aureus, andere Streptokok- ken oder Enterobakteriaceen.

Bei Infektion des Lungen- parenchyms, vor allem einer bakteriellen Bronchopneu- monie, ist in jedem Fall eine Antibiotikatherapie indiziert.

Seit den 50er Jahren wer- den bei bakteriellen Atem- wegsinfektionen erfolgreich Makrolid-Antibiotika einge- setzt. Muttersubstanz ist das Erythromycin A. Die Makro- lide, so erklärte Dr. med. Joa-

Der antiexsudative Effekt, der nachgewiesen werden konnte, sei auch bei Gesun- den beispielsweise auf langen Flugreisen zu nutzen, wie W.

Felix, München, erwähnte.

Das Präparat habe sich als gut verträglich erwiesen. Mit seltenen Nebenwirkungen in Form gastrointestinaler Be- schwerden in zwei Prozent und Hautreaktionen in 0,2 Prozent der Fälle sei zu rech- nen.

Neue Meßverfahren, die in Zukunft als mittelbare Kontrollparameter der Wirk- samkeit von Venenpharmaka eingesetzt werden können, wurden von U. Böhler und A.

Leutner, Aachen, vorgestellt, darunter eine zweidimensio- nale Ulkusvermessung für den Routinebetrieb und eine dreidimensionale zur wissen- schaftlichen Arbeit. An eini- gen Zentren können Dermo- fluorographie und Ultrafil- tratmessungen zur Beurtei- lung der Kapillarpermeabili- tät bereits durchgeführt wer- den. Dr. med. Irmin Trieloff

chim Lorenz, Oberarzt an der 3. Medizinischen Klinik der Universität Mainz, bei den Aachener Gesprächen der Firma Grünenthal Ende Ja- nuar, haben eine Renaissance erfahren, seit sich heraus- stellte, daß sie als einzige Substanzklasse bei der Le- gionärspneumonie wirksam sind. Die pharmakologische Schwäche des Erythromycins, nämlich stark schwankende und inkomplette Resorption bei oraler Gabe, versuchte man in jüngster Zeit durch die Entwicklung neuer Deri- vate zu verbessern.

Als erstes Präparat der neuen Makrolid-Generation ist in Deutschland nun das Roxythromycin (Rulid®) zu- gelassen, das von den Un- ternehmen Albert-Roussel Pharma, Wiesbaden, und Grünenthal, Stolberg, im Co- Marketing vertrieben wird.

Dieses halbsynthetische Ma- krolidantibiotikum ist in sei- nem antibakteriellen Spek- trum mit den traditionellen Makroliden vergleichbar. Al- lerdings wurde die Pharma- kokinetik deutlich verbessert.

Nach oraler Gabe werden mehrfach höhere Plasmakon- zentrationen im Vergleich zu Erythromycin erreicht. Die Halbwertszeit ist mit acht bis fünfzehn Stunden deutlich verlängert, so daß eine zwei- mal tägliche Applikation aus-

Lange galt der Einsatz von Nitraten beim akuten Herzin- farkt als kontraindiziert.

Oder es wurde gewarnt, der

„innere Aderlaß", die Erwei- terung der venösen Kapazi- tätsgefäße also, die nach der sublingualen Nitroglyzerin- Gabe zusätzlich 200 bis 250 ml fassen, könnte zum Aus- gangspunkt für Hypotonie und Tachykardie werden und damit ein Abgleiten in Rich- tung eines kardiogenen Schocks begünstigen.

Studien des letzten Jahr- zehntes haben zu einer Um- wertung geführt: Nitroglyze- rin gilt in der Initialphase als unbedenklich, sofern der sy- stolische Blutdruck nicht un- ter 90 mm Hg gefallen ist.

„Selbst bei einem Druck un- ter 90 mm Hg kann in der Kli- nik eine einzige sublinguale Nitroglyzerintablette versucht werden, wenn der ischämi- sche Schmerz anhält und ein intravenöser Zugang gelegt worden ist", heißt es in den 45 Seiten umfassenden Empfeh- lungen von 1990 der Arbeits- gruppe des American College of Cardiology und der Ameri- can Heart Association zur akuten Behandlung von Pa- tienten mit Herzinfarkt.

Auf diese wichtige Publi- kation wurde beim VII. Ham- burger Nitroglyzerin-Sympo- sium verwiesen, das vom Un- ternehmen Pohl-Boskamp, Hohenlockstedt, Hersteller von Nitrolingual®, Ende 1990

reicht. Eine relevante Akku- mulation wird jedoch nicht beobachtet. Lungengewebs- und Sputumkonzentrationen entsprechen etwa den Plas- makonzentrationen. Das ge- ringe toxische Potential der Makrolide zeigt sich auch bei Roxythromycin mit einer Ra- te unerwünschter Nebenwir- kungen von maximal 4,1 Pro- zent, im Vordergrund stehen subjektive gastrointestinale Beschwerden.

Dr. med. C. Herberhold

veranstaltet wurde. Zitiert sei aus dem Original: „Der Vor- teil wird erreicht durch die Fähigkeit von Nitroglyzerin, die epikalen Führungsarteri- en zu dilatieren, den kollate- ralen Blutfluß zum ischämi- schen Myokard zu verbessern und die linksventrikuläre Vorlast zu senken." Von ora- len Langzeitnitraten wird in der Initialphase hingegen ab- geraten, auch von Nitrogly- zerin bei ausgeprägter Brady- oder Tachykardie sowie Hy- potonie.

In den Empfehlungen fin- det sich der Hinweis auf „ex- perimentelle und klinische Beweise, daß intravenöses Nitroglyzerin die Infarktgrö- ße bei einigen Patienten re- duzieren kann". Zwei der Forscher, welche dies erar- beitet hatten, waren zum Hamburger Nitroglyzerin- Symposium geladen. Profes- sor Bodh Indrakumar Jug- dutt, Universität Edmonton, Kanada, referierte eine Stu- die mit 310 Patienten, deren Krankenhausletalität in der Gruppe mit Vorderwandin- farkt durch den Einsatz von Nitroglyzerin von 26 auf 14 Prozent gesenkt wurde.

Der Effekt sei beim Be- handlungsbeginn innerhalb der ersten vier Stunden am größten, aber selbst dann

noch nachweisbar gewesen,

wenn Nitroglyzerin erst zehn Stunden nach Einsetzen der Symptome des Infarktes ge-

Roxythromycin:

verbessertes Makrolid-Antibiotikum

Nutzen des Nitroglyzerins beim Myokardinfarkt

Dt. Ärztebl. 88, Heft 10, 7. März 1991 (79) A-773

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Theater an der Ruhr:

Gegen den Fremdenhaß

Station eines Gastspiels in der Türkei DEUTSCHES

ARZTEBLATT

KULTURNOTIZEN

geben werden konnte. Jug- dutt zählte weitere günstige Befunde auf: weniger regio- nale linksventrikuläre Dys- funktionen oder Asynergien, eine vergrößerte linksventri- kuläre Auswurffraktion, we- niger Überleitungsstörungen, weniger Thromben im linken Ventrikel, weniger Fälle ei- nes kardiogenen Schocks.

„Bereits minimale Nitro- glyzerindosen, die weder den Füllungsdruck senken noch den arteriellen Blutdruck ver- mindern, noch gesunde Kranzarterienabschnitte dila- tieren, führen zu einer Erwei- terung von Koronarsteno- sen", ergänzte Professor Wulf-Dirk Bussmann, Uni- versität Frankfurt. Er speku- lierte, möglicherweise werden

„subtotale Verschlüsse wie- der durchgängig". Hier beruft er sich auf die Arbeiten des Physiologen I. Bassenge, der nachwies, daß Nitrate, das heißt, das aus ihnen freige- setzte NO, den EDR-Faktor ersetzen können, der im En- dothel einer atherosklero- tisch geschädigten Koronar- arterie nur vermindert gebil- det wird. Nach dieser Theorie geht dem Gefäß im Fall einer intravaskulären Gerinnung die Möglichkeit zur Dilatati- on verloren, die ein physio- logischer Reflex auf jede Thrombusbildung ist.

Während der Wert von Nitroglyzerin in der Initial- phase des Herzinfarktes und bei der hypertensiven Krise nicht mehr angezweifelt wird, sind weitere auf dem Sympo- sium diskutierte Indikationen noch nicht durch größere Stu- dien gesichert. Dr. Martin Kriegmair, Oberarzt am Kli- nikum Großhadern in Mün- chen, führte eine offen rando- misierte Studie mit Nitro- glyzerin durch, um durch die- ses Relaxans glatter Muskel- fasern den Harnleiter zu dila- tieren. Auch die Versuche von Privatdozent Martin Sta- ritz, Universität Mainz, der seine Patientinnen Nitro- glyzerin bei Gallenkoliken selbst applizieren ließ, sind, wie er sagte, erst „hoffnungs- volle" Anfangsergebnisse.

Rüdiger Meyer

E

s ist Mittagszeit am Flughafen von Anka- ra, von wo uns ein Bus in die von europäischen, oft deutschen Architekten am Reißbrett verplante Stadt transportiert, über leere Landstraßen, vorbei an ok- kerfarbigen, fast kahlen Fel- dern der Westanatolischen Hochfläche. Von immenser Häßlichkeit: die brüchigen Fassaden langsam einfallen- der Häuschen, die, über Nacht errichtet und von im Bau befindlichen Schnellstra- ßen eingekeilt, den sich im- mer mehr verdichtenden Gürtel der Gecekondular bil- den.

Blanke Armut sticht hier ins Auge. Zu spüren ist die

Furcht vor der als Folterer in Verruf geratenen Polizei, wenn auch nicht auf Schritt und Tritt. Es wirkt so, als wollte die Mehrheit der Tür- ken die düsteren Ereignisse sowenig wie möglich anrüh- ren, um in der beginnenden Liberalisierung eine Versöh- nung zu erreichen. Alles in al- lem der gestörte Anfang einer paradoxen Demokratie, be- droht auch durch islamische Fundamentalisten.

Um so wichtiger die baldi- ge, bisher verweigerte Anbin- dung an Europa, um so we- sentlicher eine starke Kultur, die sich öffnet, ohne ihr Ei- genleben aufzugeben. Vor diesem Hintergrund erhält das erfolgreiche Gastspiel, das das Mülheimer „Theater an der Ruhr" von Ankara nach Izmir, von Izmir nach Istanbul brachte, seine ei- gentliche Bedeutung. Übri- gens bereiste das auslandser- probte Ensemble, dessen We- ge bisher von Athen bis Zü- rich, Zagreb bis Chicago führ- ten und dessen Herz für den Geist nomadenhafter Zigeu- ner schlägt, nicht zum ersten Mal die Türkei.

„Wenn es um die Realisie- rung einer multikulturellen Gesellschaft ohne Grenzen geht, dann muß sich der Haß gegenüber dem Fremden ver- ringern. Und wir merken, daß, je rascher die Entwick- lung vorangeht, der Fremden- haß in allen europäischen Ländern um so beängstigen- der zunimmt. Da muß man sich gerade als Theaterma- cher fragen, wie man dem Haß, der Gewalt, der Intole- ranz entgegenwirkt." Das be- tonte Roberto Ciulli, Insze- nierer des „Theaters an der

*Ruhr", immer eindringlicher.

Seine Fassung von Sartres

„Tote ohne Begräbnis", lei- der aus technischen Gründen nur in Ankara spielbar, wirk-

te hier, in diesem Land, wo die Beschäftigung mit Litera- tur nicht erst seit Republik- gründung und keineswegs nur zu Zeiten der Militärdiktatur riskant gewesen ist, wie der emanzipierende Bruch mit ei- nem Tabu. Seine Phantasien der Folter waren in ihrer un- glaublichen Kompromißlosig- keit zugleich Konfrontation mit dem Verdrängten.

Am Anfang sieht man, wie fünf Menschen in weißer Un- terwäsche mit verbundenen Augen, in Bewegungslosigkeit verharrend, auf den Sprossen des Klettergerüstes einer un- ter Wasser stehenden Turn- halle angebunden, schweigen, wie Tote am Kreuz. Es ge- schieht nichts, nur die Gum- mistiefel, die im Wasser trei- ben, signalisieren, daß Zeit vergeht. In ihr existieren kei- ne Lösungen, keine Vergan- genheit, keine Zukunft, nur die ewige Gegenwart der Op- fer, die ohne Begräbnis sind.

Eine atemberaubende In- szenierung, die den Bauch in Unruhe, den Kopf in Aufruhr versetzt, weil sie vor Augen führt, daß in jedem Opfer ein potentieller Folterer steckt,

weil sie das Risiko eingeht, einprägsame, vor allem attak- kierende Bilder zu finden für den Sadismus der Folterer, die Absurdität ihrer Taten;

die Logik des Terrors, den Schrei geschundener Körper, den Wahn fauler Ideologen, was Peter Weiss, während er an den „Ermittlungen"

schrieb, als Ding der Unmög- lichkeit befand.

Natürlich war die Ent- scheidung, Sartre zu spielen, auch politisch von Bedeu- tung. Denn wo sonst als in ei- nem Land, in dem gefoltert wird, vermag eine solche In- szenierung ein Engagement zu provozieren? Es gehört mit zu den allmählichen Verän- derungen der Türkei, daß ein so brennendes, die Gemüter erregendes Thema aus den dunklen Tabuzonen treten kann. Das betonte Ciulli, vor- sichtig, auch abwägend, in langen Pressekonferenzen wie in öffentlichen Debatten.

Der Generalintendant des türkischen Staatstheaters, Bizkurt Kuruc, jedenfalls wußte, was auf ihn zukam, als er das „Theater an der Ruhr"

nach Ankara einlud. Auf das Mitbringen dieser Inszenie- rung legte er allergrößten Wert, wenn er es auch unter- ließ, für sie im größeren Um- fang zu werben, eine sanfte Strategie des Verschweigens aus Selbstschutz. Keine Pla- kate, kaum Ankündigungen, nur Einladungen und Mund- propaganda. Das genügte, um die neue, am Abend einge- weihte Spielstätte zu füllen, eine umgebaute Turnhalle ei- nes ehemaligen Militärcamps, am Rand von Ankara gele- gen, von Stacheldraht umge- ben. Assoziationen drängten sich hier draußen, in dieser kahlen Öde, verstärkt durch zufällig am Himmel kreisen- de Militärhubschrauber, auf, passend zum Schreckens- tenor der gewagten Inszenie- rung, die manch einen Deut- schen aus dem Umkreis des Goethe-Instituts vergraulte, wegen der Langeweile, wie sie behaupteten.

Die türkischen Zuschauer dagegen reagierten offener, auch sensibler. Und das, ob- A-774 (80) Dt. Ärztebl. 88, Heft 10, 7. März 1991

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