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Archiv "Medica: Dank an den Partner Ungarn" (07.12.1989)

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

D

ie Bewegung in Osteuro- pa hat Ungarn — bis jetzt

— am weitesten gen We- sten getragen, auch in der Ge- sundheitspolitik. Es war die Ärz- teschaft Ungarns, die als erste aus dem „Ostblock" Ende 1988 in den Weltärztebund aufge- nommen wurde. Und schon im Januar 1989 schloß der Verband der ungarischen medizinischen Gesellschaften mit der deut- schen Bundesärztekammer eine Kooperationsvereinbarung, die erste mit einer westeuropä- ischen Ärzteorganisation, in Köln feierlich unterzeichnet von Prof. Dr. Andor Sz6csny und Dr. Karsten Vilmar. Anfang März bildeten die ungarischen Kollegen dann eine eigene Ärz- tekammer. Nun, Ende 1989, er- warten die Ungarn die Unter- zeichnung eines Regierungsab- kommens über Zusammenarbeit im Bereich des Gesundheitswe- sens.

Dies alles gibt indes nur den organisatorischen Rahmen ab für vielfältige Beziehungen, die sich zwischen ärztlichen Gre- mien, zwischen Wissenschaft-

Medica

F

Dank an den Partner Ungarn

lern aus Forschung und Lehre, zwischen zahlreichen Ärzten beider Länder entwickelt haben.

So hat auch die „Medica — Deut- sche Gesellschaft zur Förderung der Medizinischen Diagnostik e.V." mit der vor langen Mona- ten ausgesprochenen Einladung Ungarns als Partnerland der Me- dica '89 einen Beitrag zur Ver- tiefung dieser ärztlichen Bezie- hungen leisten wollen.

Den an dieser Stelle nicht näher zu würdigenden Gescheh- nissen der jüngsten Monate an der österreichisch-ungarischen Grenze folgte jetzt beim Kon- greß in Düsseldorf quasi eine Kundgebung des Dankes an die Ungarn: Dank dafür, „daß sie den Stacheldraht niedergeris- sen" (wie es Medica-Präsident Professor Dr. Dr. h. c. Ernst

Fromm, Ehrenpräsident der Bundesärztekammer, formulier- te) „und damit eine Gasse für die Freiheit unserer Landsleute geschaffen haben"; Dank auch

„für die große humanitäre Hilfe, die unseren Landsleuten aus der DDR gewährt worden ist";

Dank auch in Form einer Spen- denaktion „Medica für Ungarn", einer Sammlung von medizini- schen Geräten, kompletten Pra- xis- und Laboreinrichtungen, vielfältigen Gegenständen für Klinik und Praxis. Mehrere Last- wagen mit erheblichen Mengen von Spenden sind seit Oktober schon nach Ungarn gegangen.

Viele Medica-Aussteller haben ihre Exponate zur Verfügung gestellt und diese nach der Düs- seldorfer Fachmesse direkt nach Ungarn transportieren lassen.

Spenden, die dazu beitragen mögen, die angelaufene Reform der Gesundheitsversorgung der Ungarn zu unterstützen.

Dies alles: ein bemerkens- wertes Beispiel praktischer, kol- legialer, nichtstaatlicher Hilfe zwischen europäischen Part- nern. DÄ fieses Heft hat in sei-

nem medizinisch-wissen- schaftlichen Teil einen Schwerpunkt. Er heißt: Suizid.

Das ist ein sehr neutraler Aus- druck — wie es häufig dann ist, wenn man der emotionalen Be- ladung eines Vorganges, eines Begriffes, einer Tatsache entge- hen will: Man verwendet ein Fremdwort.

Es ist interessant, die deut- sche Übersetzung zu verfolgen:

Lange Zeit und auch heute noch im allgemeinen Sprachgebrauch sagte und sagt man „Selbst- mord". Das ist verräterisch.

Denn in dem Wort „Selbst- mord" steckt das Teilwort

„Mord". Ein Mord liegt nach dem Strafgesetzbuch dann vor, wenn er „heimtückisch" und

„aus niedrigen Beweggründen"

vorgenommen wird. Wenn diese beiden Voraussetzungen

fehlen,

bleibt es beim „Totschlag", und der wird erheblich milder be- straft.

Selbsttötung

Immer wieder ein falsches Wort

Nun dürfte es extrem selten vorkommen, daß sich jemand

„heimtückisch" oder „aus niedri- gen Beweggründen" umbringt.

Daß theologisch in vergangenen Zeiten zumindest die zweite Be- deutung oft unterstellt wurde, ist allerdings daraus ersichtlich, daß „Selbstmörder" kein christ- liches Begräbnis erhielten, daß sie auf geweihtem Boden nicht ruhen durften. Und es gab Ge- setze, die den „Selbstmord"

auch noch strafbar machten.

Heute, da wir — wie aus den Beiträgen dieses Heftes auch

klar hervorgeht

viel mehr über

Motive, Anlässe, Auslösungen eines Suizids oder Suizidversu- ches wissen, sollten wir den

„Mord" in solchen Fällen nicht mehr sehen — „ermordet" sich ein Depressiver? Wir sollten den

„Selbstmord" aus unserem Sprachschatz streichen. Es gibt nur die „Selbsttötung".

Das ist mehr als eine Sprachspielerei. Es sei nur an das freisprechende Urteil für ei- nen Arzt erinnert, der eine Selbsttötung zugelassen hat, weil er um den festen Willen seiner Patientin wußte. Es war eben nicht Beihilfe zum (Selbst-)Mord

— was unterstellt hätte, daß er Heimtücke und niedere Beweg- gründe gebilligt hätte.

Nicht umsonst haben wir dieses Thema auf dem Titelbild mit Werther illustriert: Die Selbsttötung ist in der dramati- schen und epischen Literatur oft eine Konsequenz der Erzählung, die alles

andere als unehrenhaft ist. Und in der Geschichte: Den- ken

wir an Feldmarschall Erwin Rommel, um nur einen zu nen- nen . . . bt

Dt. Ärztebl. 86, Heft 49, 7. Dezember 1989 (1) A-3749

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