A-3113
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 46, 14. November 1997 (73) optimaler Prophylaxe 0,5 pro
100 000. Wenngleich diese Rate stati- stisch nicht signifikant von der in den Niederlanden unterschiedlich ist, er- scheint es wünschenswert, daß auch
in Deutschland keine einzige Vit- amin-K-Mangelblutung trotz oraler Vitamin-K-Prophylaxe mehr beob- achtet wird.
Dieses Ziel kann möglicherweise bei nur drei Dosen erreicht werden, wenn statt der alten, fettlöslichen Vit- amin-K-Präparation die wasserlösli- che Mischmizellenpräparation zum Einsatz kommt, die seit Augst 1996 in Deutschland zugelassen und einge- führt ist. Aufgrund pharmakokineti- scher Untersuchungen bei drei Kin- dern mit Gallengangsatresie wurden mit diesem Präparat ähnlich hohe Spiegel im Blut erreicht wie nach in- tramuskulärer Gabe der fettlöslichen Präparate (1). Ob aus diesem günsti-
gen Ergebnis abgeleitet werden kann, daß mit dieser Präparation auch Neu- geborene besser vor Vitamin-K-Man- gelblutungen geschützt werden kön- nen, kann allerdings nur im Rahmen
einer großen Feldstudie geprüft wer- den. Dies erscheint denkbar, da die späten Vitamin-K-Mangelblutungen trotz oraler Vitamin-K-Prophylaxe überwiegend Kinder mit Cholestase betrafen (6).
Schlußfolgerungen
Nach den hier referierten epide- miologischen Studien gibt es keine ra- tionale Grundlage für die Ablehnung einer generellen parenteralen Vit- amin-K-Prophylaxe bei gesunden Säuglingen wegen einer möglichen Krebsgefahr. Die Rückkehr zu einer generellen parenteralen Vitamin-K-
Prophylaxe in Deutschland ist jedoch nicht möglich, solange keine Präpara- tion für diese Indikation zugelassen ist. Die nach einer derartigen Wieder- zulassung zu erwartenden Akzep- tanzprobleme sowohl auf der Seite der Frauenärzte, die für die Durch- führung der postpartalen Prophylaxe verantwortlich sind, als auch auf der Elternseite sind unabhängig hiervon zu gewichten.
Bei der oralen Vitamin-K-Pro- phylaxe wurde nach Dosissteigerung auf dreimal zwei Milligramm bei Ver- wendung der bisherigen Vitamin-K- Präparation mit Cremophor eine Ab- nahme der Rate später Vitamin-K- Mangelblutungen beobachtet. Ob durch die Zulassung der Mischmizel- len-Vitamin-K-Präparation, die selbst bei Kindern mit cholestatischen Grunderkrankungen gut resorbiert zu werden scheint (1), eine weitere Abnahme der Blutungsraten möglich ist, kann nur durch eine breit angeleg- te Feldstudie geprüft werden.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1997; 94: A-3109–3113 [Heft 46]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck und über die Internetseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Ulrich Göbel
Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
Heinrich-Heine-Universität Postfach 10 10 07
40001 Düsseldorf
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Tabelle 4
Späte Vitamin-K-Mangelblutungen und Vitamin-K-Prophylaxe in Deutschland
Anzahl Anzahl
1994 1995
Gesamtzahl der gesicherten späten 16 7
Vitamin-K-Mangelblutungen Davon:
– Keine Vitamin-K-Prophylaxe 3 2
– Mindestens eine Vitamin-K-Dosis 4* 1**
– Altersentsprechende Vitamin-K-Gaben (1 mg) 9 0 – Altersentsprechende Vitamin-K-Gaben (2 mg) 0 4
* nicht altersentsprechende Vitamin-K-Gaben:
Bei drei Kindern einmalig ein Milligramm oral, bei einem Kind nur eine parenterale Gabe (0,1 Milligramm)
** Einmal ein Milligramm oral
Eine Behandlung von zervikalen intraepithelialen Neoplasien mit ab- lativen Methoden oder Exzisions- technik (beispielsweise Laserexzisi- on, Koagulation oder Ablation mit elektrischer Schlinge) verringert das Risiko eines invasiven Zervixkarzi- nom um 95 Prozent innerhalb der er- sten acht Jahre nach der Behandlung.
Dies zeigte eine Studie an vier briti-
schen Zentren, bei der 2 116 Frauen durchschnittlich acht Jahre lang nachuntersucht worden waren. Bei 33 Frauen dieser Gruppe entwickelte sich ein invasives Karzinom, 14 da- von hatten schon bei den intraepithe- lialen Neoplasien Mikroinvasionen vorgewiesen.
Damit war das Risiko von Frau- en mit zervikalen behandelten intra-
epithelialen Neoplasien immer noch etwa fünfmal höher als das der ge- samten weiblichen Bevölkerung.
Sorgfältige Nachuntersuchungen sind daher bei diesen Patientinnen nach Ansicht der Autoren notwen-
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Soutter WP, de Barros Lopes A et al.: In- vasive cervical cancer after conservative therapy for cervical intraepithelial neo- plasia. Lancet 1997; 349: 978–980.
Dr WP Soutter, Institute of Obstetrics and Gynecology, Royal Postgraduate Medical School. Hammersmith Hospital, London W 12 0NN, Großbritannien.