© Deutscher Ärzte-Verlag | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2013; 29 (4) ■
Thema: Die Verwendung kurzer Implantate
Für eine erfolgreiche implantatprothetische Versorgung ist u.a.
eine ausreichende Knochenhöhe im Implantationsgebiet die Grundlage. Im klinischen Alltag sind jedoch häufig Patienten mit einer entsprechend geringen Restknochenhöhe anzutref- fen. Hierbei ist die Verwendung von Implantaten, deren Länge die Restknochenhöhe überschreiten, nicht ohne Weiteres möglich. In der Regel sind hierzu Augmentationen mit autolo- gem Knochen oder Knochenersatzmaterialien erforderlich.
Diese zusätzlichen chirurgischen Maßnahmen sind mit ent- sprechenden Risiken und Kosten von Knochenaufbauverfah- ren verbunden. Darüber hinaus sind augmentative Maßnah- men häufig mit einer längeren Einheilzeit verbunden. Seit mehreren Jahren sind daher vergleichsweise kurze Implantate erhältlich, mithilfe derer die Problematik einer vorliegenden geringen Restknochenhöhe umgangen werden soll. Dieser Trend verstärkte sich, insbesondere in den letzten Jahren, da die Akzeptanz kurzer Implantate durch die Patienten, aufgrund der Vereinfachung und Kostenreduktion, zunehmend steigt.
Allerdings werden neben dem Vorteil eventuell nicht erforder- licher Augmentationen oder Nervverlagerungen auch Aspekte, wie ein ungünstiges Kronen- zu Implantatlängenverhältnis oder auch eine verringerte Belastbarkeit diskutiert.
■ Gentile M. A., Chuang S. K., Dodson T. B.
Überlebenserwartung und Risikofaktoren für den Verlust von 6x5,7 mm Implantaten
Survival estimates and risk factors for failure with 6x5.7 mm im- plants
Int J Oral Maxillofac Implants 2005;20:930–937
Studientyp
Retrospektive Kohortenstudie
Studiengruppen
Es wurde anhand von Bicon 6x5,7 mm Implantaten, (1) auf einen Vergleich der Einjahresüberlebensrate von 6x5,7 mm Implantaten mit Implantaten anderer Längen (8–14 mm) abgezielt und (2) Risikofaktoren, welche mit dem Implan- tatverlust assoziiert waren, beschrieben.
Jeder Patient erhielt mindestens ein Implantat der Größe 6x5,7 mm. Die Einflussvariablen waren Patientendaten (Alter, Geschlecht, Allgemeinzustand) sowie anatomische, implantatspezifische, prothetische, perioperative und re- konstruktive Aspekte.
Zielkriterien
Die primäre Ergebnisvariable war Implantatversagen, d.h.
Explantation.
Wesentliche Ergebnisse
Es wurden bei 35 Patienten 172 Implantate inseriert, wobei hiervon 45 die Größe 6x5,7 mm aufwiesen. Die 1-Jahres- Überlebensrate für Implantate der Größe 6x5,7 mm unter- schieden sich mit 92,2 % nicht signifikant von Implanta-
ten anderer Größen (95,2 %). Implantate, die per zweizeiti- gem Vorgehen inseriert worden waren, hatten gegenüber den einzeitigen Implantaten eine 80%ig höhere Erfolgs - rate.
Schlussfolgerung
Implantatverlust kam in dieser Untersuchung bei Implan- taten der Größe 6x5,7 mm im Vergleich zu Implantaten der Längen 8–14 mm nicht häufiger vor.
Beurteilung
Vorteilhaft bei dieser Studie ist die Tatsache, dass es sich um eine klinische Untersuchung handelt, wobei diese jedoch re- trospektiver Natur ist. Aus diesem Studiendesign resultiert die Variabilität von Behandlern und Implantaten, die bei- spielsweise 3 verschiedene Beschichtungen aufwiesen. Wei- terhin wird nicht klar, was die Indikationen für die Verwen- dung kurzer Implantate waren. Die Autoren schreiben, dass die meisten Implantate mit Einzelkronen versorgt wurden, allerdings wird nicht darauf eingegangen, wie die Verteilung der jeweiligen prothetischen Versorgungen bei den kurzen Implantaten war. Dieser Parameter könnte einen entschei- denden Einfluss auf den Implantatverlust haben.
Die Auswertung mittels einer multivarianten Auswertung ist positiv zu bewerten, da so entsprechende Zusammen- hänge zwischen den einzelnen Untersuchungen heraus- gearbeitet werden können. Vor dem Hintergrund zahlrei- cher Einflussparameter relativieren sich jedoch die Aus- sagen.
■ Anitua E., Piñas L., Orive G.
Retrospektive Studie zu kurzen und besonders kur- zen Implantaten im Seitenzahngebiet: Einfluss des Kronen- zu Implantatverhältnisses auf den margina- len Knochen
Retrospective study of short and extra-short implants placed in pos- terior regions: influence of crown-to-implant ratio on marginal bone loss
Clin Implant Dent Relat Res. 2013;8. doi: 10.1111/cid.12073.
[Epub ahead of print]
Studientyp
Retrospektive, klinische Untersuchung
Studiengruppe
Mindestens ein kurzes Implantat (≤ 8,5 mm) im Ober- oder Unterkieferseitenzahnbereich mit einem Kronen-Implan- tat-Verhältnis von ≥ 1, die seit mindestens 6 Monaten pro- thetisch versorgt worden waren. Mit einer Nachbeobach- tungszeit von 28,9 Monaten konnten so 182 Implantate bei 43 Patienten nachuntersucht werden. Die Implantate wurden mit festsitzendem Zahnersatz, wie Brücken und Einzelkronen, aber auch mit implantatgetragenen Vollpro- thesen versorgt.
305
WICHTIGSTE INTERNATIONALE NEUIGKEITEN / CURRENT INTERNATIONAL NEWS
■ © Deutscher Ärzte-Verlag | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2013; 29 (4)
Zielkriterien
Es wurde durch Längenmessung anhand von Röntgenauf- nahmen das Kronen-Implantat-Verhältnis und der margi- nale Knochenverlust ermittelt. Insbesondere wurde auch der Einfluss eines Freiendglieds analysiert.
Wesentliche Ergebnisse
Es gab keinen signifikanten Unterschied bezüglich des marginalen Knochenverlustes in Abhängigkeit des Län- genverhältnisses von Krone zu Implantat. Im Gegensatz dazu ergab sich jedoch bei Vorliegen eines Freiendglieds ein erhöhter marginaler Knochenabbau, der jedoch nach 3 Jahren nicht mehr signifikant war.
Schlussfolgerung
Nach Erkenntnissen dieser Studie spielte das Kronen-Im- plantat-Längenverhältnis im Hinblick auf den marginalen Knochenabbau keine Rolle.
Beurteilung
Die Aussagekraft der hier betrachteten Untersuchung wird durch den retrospektiven Charakter und die nicht standar- disierte Versorgung der Implantate relativiert. Dennoch konnte statistisch belegt werden, dass das Krone-Implan- tat-Längenverhältnis im Hinblick auf den marginalen Kno- chenabbau eine untergeordnete Rolle spielte, wodurch ein zurzeit häufig diskutierter Aspekt im Rahmen der zahnärzt- lichen Implantologie beleuchtet wird.
■ De Santis D., Cucchi A., Rigoni G., Longhi C.
Kurze Implantate mit oxidierten Oberflächen im Sei- tenzahngebiet atrophierter Kiefer: 3- bis 5-Jahres- ergebnisse einer multizentrischen Studie
Shortimplants with oxidized surface in posterior areas of atrophic jaws: 3- to 5-year results of a multicenter study
Clin Implant Dent Relat Res 2013;5. doi: 10.1111/cid.12123.
[Epub ahead of print]
Studientyp
Prospektive, klinische Untersuchung
Studiengruppe
Teilbezahntes und zahnloses Patientenkollektiv von 44 Pa- tienten mit Resorption des Alveolarknochens, welche mit 102 kurzen Implantaten, die Einzelkronen und Brücken trugen, versorgt wurden. Der residuale Knochen betrug mindestens 5 mm im Oberkiefer und 8 mm im Unterkiefer.
Zielkriterien
Überlebens- und Erfolgsrate, mittlerer Knochenabbau
Wesentliche Ergebnisse
Die Überlebensrate betrug 96,1 %, die Erfolgsrate lag bei 93,1 % und der mittlere Knochenabbau 0,9 ± 0,6 mm.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse dieser Untersuchung deuten darauf hin, dass die Verwendung kurzer Implantate eine Option zur Versorgung zahnloser und teilbezahnter Patienten dar- stellt.
Beurteilung
Diese Untersuchung zeichnet sich positiv durch das pro- spektive Studiendesign und die einheitliche Versorgung mit festsitzendem Zahnersatz aus. Überlebens- und Erfolgs- raten sowie die Werte des periimplantären Knochenabbaus sind ähnlich denen von längeren Implantaten. Die Ergeb- nisse sind jedoch aufgrund des kurzen Nachbeobachtungs- zeitraums von maximal 5 Jahren noch mit Vorsicht zu se- hen.
■ Ellingsen J. E., Stanford C., Oates T. W., Osswald M., Huynh- Ba G., Estafanous E. W.
Kurze Implantate – Eine Alternative für Patienten mit reduzierter Knochenhöhe?
Short implants – a valuable alternative in patients with reduced bo- ne height?
Int J Oral Maxillofac Implants 2013;28:950–953
Studientyp Abstract-Review
Suchkriterien
Eine Pubmed-Recherche mit dem Fokus auf dem kli- nischen Ergebnis durch Verwendung kurzer Implantate unter Berücksichtigung des Jahres 2012 und der ersten Mo- nate des Jahres 2013 wurde durchgeführt.
Resultate
Aus initial 16 Veröffentlichungen wurden 7 relevante Ab - stracts extrahiert.
Wesentliche Ergebnisse
Die ausgewählten Publikationen repräsentieren klinische Untersuchungen, Reviews und eine Metaanalyse. Die Au- toren der hier vorgestellten Veröffentlichung geben bei sämtlichen berücksichtigten Studien einen relativ kurzen Untersuchungszeitraum der evaluierten Implantate an und kommen zu dem Ergebnis, dass der klinische Erfolg im Hin- blick auf das klinische Überleben kurzer Implantate im Oberkiefer- und Unterkieferseitenzahnbereich mit dem längerer Implantate vergleichbar ist.
Schlussfolgerung
Kurze Implantate stellen unter Berücksichtigung der im Rahmen dieser Studie herangezogenen Untersuchungen eine Option zur Vermeidung invasiver und zeitintensiver augmentativer Verfahren dar.
306 WICHTIGSTE INTERNATIONALE NEUIGKEITEN / CURRENT INTERNATIONAL NEWS
© Deutscher Ärzte-Verlag | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2013; 29 (4) ■
Beurteilung
Die hier vorgestellte Publikation zeigt deutlich, dass zu der Thematik noch nicht ausreichend Untersuchungen zur Verfügung stehen. Somit ist die geringe Zahl berücksichtig- ter Veröffentlichungen kein methodischer Nachteil. Auf- grund dieser geringen Zahl an verfügbaren Publikationen sowie des Designs als „Abstract-Review“ ist jedoch die Aus- sagekraft dieses Artikels als gering zu betrachten.
Synopsis
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stellt die Verwendung kurzer Im- plantate grundlegend eine Behandlungsoption zur Umgehung langwieriger und zeitintensiver Augmentationen dar. Es zeigte sich in zahlreichen Untersuchungen ein mit längeren Implanta- ten vergleichbarer marginaler Knochen- und Implantatverlust.
Insbesondere, wie häufig vermutet, scheint das erhöhte Krone- Implantat-Längenverhältnis diesbezüglich keinen negativen Einfluss auf den marginalen Knochenabbau zu haben. Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass diese Erkenntnisse auf einer gerin- gen Anzahl an Untersuchungen mit verhältnismäßig kurzen Untersuchungszeiträumen beruhen und noch nicht in ausrei- chendem Maße Langzeitergebnisse zur Verfügung stehen. Be- sonders der Einfluss der prothetischen Versorgung auf den Er- folg kurzer Implantate verlangt weitere Untersuchungen. Daher bleibt es die nächsten Jahre abzuwarten, inwieweit sich diese po- sitiven Ergebnisse bestätigen werden. Sicherlich ist bezüglich ei- nes Langzeiterfolges kurzer Implantate ebenfalls der reguläre Knochenabbau an Implantaten zu diskutieren, der, sofern er bei kurzen Implantaten gleichermaßen stattfindet, hier früher das Implantatüberleben gefährdet. Weiterhin liegen bei kürzeren Implantaten geringere zur Osseointegration vorhandene Im- plantatoberflächen vor. Hier könnten fortschrittliche, aktive Oberflächenbeschichtungen in der Zukunft von Vorteil sein.
K. M. Lehmann, Mainz P. W. Kämmerer, Boston, USA, und Mainz
307 WICHTIGSTE INTERNATIONALE NEUIGKEITEN
Innovative Präzision Made in Germany
OT medical GmbH·Konsul-Smidt-Straße 8b·28217 Bremen Tel. 0421 557161-0·info@ot-medical.de·www.ot-medical.de
Kurze Implantate –
Die minimalinvasive Alternative
Zwei Systeme - eine Innenverbindung
FourByFour®
5.0 x 5 3.8 x 7 5.0 x 7 3.8 x 9
4.1 x 5 4.1 x 7 4.1 x 9 5.0 x 9
Osteotomie-Technik mit komprimierenden Osteotomen Klassisch: schneidende Bohrer Klassisch: schneidende Bohrer
Interner Sinuslift mit schneidenden Osteotomen Interner Sinuslift mit schneidenden Osteotomen 3-dimensionale Osseointegration erlaubt Kronen-Wurzel-Verhältnis von 2:1
3-dimensionale Osseointegration erlaubt Kronen-Wurzel-Verhältnis von 2:1