MEDIZIN
kompatible" Monomere wie Hy- droxyethylmethacrylat, Fixierungs- mittel wie Glutaraldehyd in Adhäsi- ven, Füllstoffe wie Barium-Alumini- um-Fluorsilikat, Strontium-Alumini- umsilikat, Zirconiumsilikat und Ver- bundstoffe wie Methacryloxy-propyl- trimethoxy-silan.
Die Bewertung von dentalen Kunststoffen mit ihren zum Teil bri- santen Inhaltsstoffen wird deshalb er- schwert, weil sie eine sehr große Zahl nichtanalysierter Substanzen in Form von Verunreinigungen enthalten kön- nen. Toxikologisch und allergologisch bedeutsam sind dabei neben den In- haltsstoffen per se möglicherweise auch die durch kontinuierliche Um- wandlungsprozesse neu entstehenden Substanzen wie Spuren von Formal- dehyd (5). Kunststoffe und Adhäsive stellen eine sehr heterogene Gruppe mit variabler chemischer Zusammen- setzung dar. Die rasche Weiterent- wicklung und die ständige Modifikati- on der Ausgangsmaterialien machen eine einheitliche biologische Beurtei- lung besonders schwierig. Zudem sind analytische Meßverfahren zum Nachweis im Organismus nicht eta- bliert. Adverse Reaktionen gegen Kunststoffe/Adhäsive in Form ausge- dehnter Haut- und Schleimhaut- reaktionen mit Urtikaria, Schwellung und Blasenbildung am ganzen Körper bis hin zu Asthma-Anfällen sind bis- lang selten und nur kasuistisch be- schrieben worden (1). Gleiches gilt für lichenoide Reaktionen im Zusam- menhang mit dentalen Kunststoffen (4). Nahezu alle Ausgangsbestandtei- le von dentalen Kunststoffen, die noch im reaktionsfähigen Zustand als plastische Werkstoffe in den Mund gelangen, sind deutlich zellschädi- gend (2). Verschiedene Kunststof- fe/Adhäsive, die in der Zahnmedizin Anwendung finden, wurden in expe- rimentellen Studien als mutagen ein- gestuft (3, 6). Klinisch relevante Aus- sagen über das gentoxische Potential von Dentalkunststoffen lassen sich bis heute allerdings nicht treffen.
Es gibt bislang keine Hinweise dafür, daß das potentielle Risiko sy- stemischer Nebenwirkungen bei den- talen Kunststoffen geringer ist als beim Amalgam (7). Aus diesem Grund dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, daß „aus Gründen des
DISKUSSION / FUR SIE REFERIERT
vorbeugenden Gesundheitsschutzes"
auch ein Verbot von dentalen Kunst- stoffen diskutiert wird.
Es besteht ein erheblicher For- schungsbedarf, um die als Amalgam- alternativen künftig eingesetzten Ma- terialien einer eingehenden Analytik zu unterziehen. Es wäre wünschens- wert, wenn sich Toxikologen, Aller- gologen und Vertreter anderer Fach- richtungen bereits jetzt intensiver mit diesen Werkstoffen auseinanderset- zen würden, um bei künftigen Kam- pagnen über aussagekräftige Unter- suchungsergebnisse zu verfügen.
Auch die zunehmend wichtiger werdende Abgrenzung zwischen po- stulierten subtoxisch bedingten un- spezifischen Beschwerden und psy- chosomatischen Leiden schafft aus zahnärztlicher Sicht nahezu unlösba- re Probleme.
Aus Gründen des Patienten- schutzes muß gefordert werden, daß die Anwendung von Dentalmateriali- en auf der Grundlage des aktuellen Wissensstandes erfolgt und nicht von spekulativer Willkür abhängig ge- macht wird.
Literatur:
1. Hallström U: Adverse reaction to a fissure sealant: Report of case. J Dent Child 1993;
60: 143-146
2. Lehmann F, Leyhausen G, Spahl W, Geurt- sen W: Vergleichende Zellkultur-Untersu- chungen von Kompositbestandteilen auf Zytotoxizität. Dtsch Zahnärztl 1993; 48:
651-653
3. Li Y, Noblitt TW, Dunipace AJ, Stookey GK: Evaluation of mutagenity of restorati- ve dental materials using the Ames salmo- nella/Microsome test. J Dent Res 1990; 69:
1188-1192
4. Lind PO: Oral lichenoid reactions related to composite restorations. Acta Odontol Scand 1988; 46: 63-65
5. Öysaed H, Ruyter 1E, Sjovik Kleven IJ: Re- lease of formaldehyd from dental composi- tes. J Dent Res 1988; 67: 1289-1294 6. Schmalz G, Schweikl H, Bey B: Mutageni-
city of dentin bonding agents. J Dent Res 367; 1993: Abstr. No 1221
7. Lenhard M, Staehle HJ: Kunststoff-Fül- lungsmaterialien und Amalgam — Zur Fra- ge potentieller Risiken systemischer und lo- kaler Nebenwirkungen. Zahnärztl Mitt 1994; 84; 846-855
Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle Poliklinik für Zahnerhaltungskunde der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 400 69120 Heidelberg
Reinfektion = Maltom-Rezidiv
Seit den Untersuchungen der Arbeitsgruppe von IS aAcson steht fest, daß das niedrig maligne B-Zell- Lymphom der Magenschleimhaut (MALTOM) offensichtlich durch ei- ne Helicobacter-pylori-Infektion aus- gelöst wird.
Entsprechende Zellkulturen las- sen eine Stimulation durch das Heli- cobacter pylori-Antigen erkennen, entsprechend bilden sich oberflächli- che MALT-Lymphome zurück, wenn die Helicobacter-pylori-Infektion an- tibiotisch angegangen wird.
Die Autoren berichten über ei- nen Fall, bei dem sich das B-Zell- Lymphom der Magenschleimhaut zu- nächst unter einer Helicobacter-pylo- ri-Sanierungstherapie mit Omeprazol und Amoxicillin zurückbildete.
Nach 18 Monaten kam es zu ei- nem Rezidiv, offensichtlich ausgelöst durch eine Helicobacter-pylori-Rein- fektion, nachdem zuvor mehrere en- doskopische Kontrolluntersuchungen in drei-monatigem Abstand Keim- und Rezidivfreiheit ergeben hatten.
W
Cammarota G, Motalto M, Tursi A, Vecchio FM, Fedeli G, Gasbarrini G:
Helicobacter pylori-reinfection and rapid relapse of low-grade B-cell gastric lym- phoma. Lancet 1995; 345:192.
Department of Internal Medicine, Ga- stroenterology Unit, Policlinico A Gemel- li, Catholic University of Rome, 00168 Rome, Italy; and Department of Patholo- gy, Policlinico A Gemelli.
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 18, 5. Mai 1995 (65) A-1325