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Bemerkungen zu einem speziellen Kegelkarstvorkommen in Nord-Thailand — erdkunde

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Bemerkungen zu einem speziellen Kegelkarstvorkommen in Nord-Thailand 303

BEMERKUNGEN ZU EINEM SPEZIELLEN KEGELKARSTVORKOMMEN IN NORD-THAILAND

Mit 2 Abb. und 2 Photos Manfred Ludwig

Summary: Remarks on a special cone karst phenomena in northern Thailand. Out of the utmost northern part of Thailand special cone karst phenomena are reported. The

genesis of these forms is a result of close connections be tween tectonic and corrosive processes. Therefore the au thor suggests the name ?Karstkamme" (karst ridges).

Auf dem Frankfurter Karstsymposium zu Ehren

von Herbert Lehmann im Jahre 1971 hatte Carl

Troll in einem Diskussionsreferat tropische Karst

erscheinungen in Thailand und Malaysia vorgestellt (Troll, 1973).

Im Laufe einer Forschungsreise durch Nordthailand

hatte ich Gelegenheit, diese Karstphanomene zu sehen

und konnte feststellen, dafi sie haufig zusammen mit

den von mir naher untersuchten Intramontanen Bek ken und Ebenen vorkommen. Am Rande dieser Eben

heiten erheben sich immer da, wo ihr Rand aus Kalken

besteht, mehr oder minder deutlich ausgepragte Kegel

karstvorkommen. Die geologische Struktur bedingt in den meisten Fallen, dafi die Karstkegel gerichtet sind.

Je nach Lage zur Ebene erscheinen sie als steile Kegel

oder schon von Schutt ummantelte Restkuppen, ahn

lich wie sie Gerstenhauer (1960) aus Tabasco be

schrieben hat.

Im aufiersten Norden Thailands, wenige Kilometer

vor der Grenze zu Burma, ist mir dagegen eine Serie

von Kalkhugeln aufgefallen, die sich von ihrer Form

her nur schwer unter den Begriff ?Kegelkarst" sub summieren lassen. Diese speziellen Formen sollen hier kurz vorgestellt werden.

25 Kilometer nordlich der Provinzhauptstadt Chiang Rai bei der Stadt Mae Chan offnet sich ein im Grundrifi dreieckiges Becken, das geologisch zu den ver mutlich im Tertiar eingebrochenen, die heutigen Ober

flachenformen Nordthailands charakterisierenden Tief

schollen gehort (Abb. 1). Hier, wie vielerorts, haben antithetische Storungen die ursprunglich Nord-Siid

streichenden Zonen vorwiegend isoklinaler Faltung des Mesozoikums mosaikartig zerstort (Baum et al, 1970).

Der westliche und ostliche Beckenrand folgen den alte

ren geologischen Strukturen, wahrend im S an einer senkrecht dazu verlaufenden jungeren Storung das Becken mit einem Granithorst abgeschlossen wird.

Die scharfste geologische Grenze ist am Westrand

ausgebildet. An einer auch im Gelande krafi hervor

tretenden Verwerfungslinie sind hier permotriassische

Kalke aufgeschoben und steil aufgerichtet. Die Becken

fullung besteht wie in den meisten intramontanen Ebenen Nordthailands aus plio-pleistozanen, festlan

dischen Sedimenten. Genaue Datierungen liegen hier

iiber leider noch nicht vor, doch lassen Funde in ande

ren Becken, wie etwa ein Dinotherien-Fund von O.

Sickenberg (1971) im NE Thailands einen Schlufi auf analoges Alter zu. Die Oberflache des heutigen Beckens von Mae Chan wird von jungen, sandig

schluffigen Flufisedimenten gebildet. Die am westlichen

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Abb. 1: Lage der Ebene von Mae Chan Position of the plain of Mae Chan

Beckenrand anstehenden Kalke sind als hintereinan

der gestaffelte Schichtkamme mit nach E weisender Stirn ausgebildet. Drei, mancherorts auch vier Reihen dieser Schichtkamme bilden das heuti^e Vorfeld des dahinter mit steiler Stufe bis auf rund 1200 m NN auf steigenden Kalkmassivs (Abb. 2). Wahrend dieses Massiv selbst relativ wenig verkarstet zu sein scheint,

sind die vorgelagerten Schichtkamme inzwischen stark

zerstort und karstkorrosiv umgestaltet. Sie sind in ih

rer Streichrichtung in einzelne teils noch an der Basis

mit ihren Nachbarn zusammenhangende, teils aber

auch schon vollig isolierte Hiigel aufgelost. An der Ba sis, im Ubergangsbereich zu der Ebene, sind flache Fufi hange ausgebildet, die einzelnen Kalkhiigel gehen also nicht mit einem solch starken Knick wie die chinesi

schen Karsttiirme aus der Ebene hervor (vgl. v. Wiss

(2)

304 Erdkunde Band 3011976

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\ MAE CHAN '

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2: Morphologisch-geologische Skizze der Ebene von Mae Chan (Nordthailand) Morpholigic-geological sketch of the plain of Mae Chan (Northern Thailand)

1 permotriassischer Kalk; 2 mesozoischer Granit; 3 karbonische, basische Intrusiva; 4 Sedimentfullung; 5 Karstkamme;

6 Aufschiebungs-Verwerfung; 7 Verwerfung; 8 morphologischer Beckenrand

mann, 1954). Im Grundrifi unterscheiden sie sich eben falls von den Kegelkarstformen, wie sie andernorts beschrieben sind. Wahrend letztere in der Regel einen mehr oder weniger kreisformigen Umrifi aufweisen, erscheinen die Kalkhugel bei Mae Chan langgestreckt, ellipsen-, ja plattenformig, deutlich parallel gerichtet und durch Langs- und Querflachen voneinander ge

trennt. H. Lehmann hatte solche ahnlichen Erschei

nungen von den grofien Antillen beschrieben, wo er sie mit ?Sagegratkarstw bezeichnete (Lehmann, 1954, 135). Mich selbst erinnerten diese Kalkfelsen an den Ruckenkamm eines Stegosaurus (Photos 1 u. 2).

Zur Entstehung dieser eigenartigen Kalkhiigelfor men sei folgendes iiberlegt. Ganz offenbar handelt es

sich bei dem beschriebenen Phanomen um eine beson dere Erscheinung eines gerichteten Kegelkarstes. Fufi

hohlen deuten auf die karstkorrosive Umformung hin.

Meist liegen diese etwas iiber dem Niveau der Ebene, dort wo der Basis-Schuttmantel mit scharfem Knick zu anstehenden Kalk iibergeht. Die Ebene selbst, mit

ihrer oberflachlichen Entwasserung, die heute vom Kalkgebiet weg gerichtet ist, konnte in fruherer Zeit durchaus unmittelbar an den Kalk gestofien sein und

dessen Losungsunterschneidung bewirkt haben. Analo gien aus andern intramontanen Becken, in denen im mer iiber dem rezenten Niveau am Beckenrand hoher

gelegene, altere Niveaus auftreten, legen diese Vermu

tung nahe. Aufierdem diirfte infolge des hohen Bo denfeuchtigkeitsgehaltes mindest in der Regenzeit die

subkutane Korrosion andauern. Die besondere, lang gestreckte Karstkorrosionsform konnte neben der als

sicher anzunehmenden Losungsunterschneidung auch

(3)

Bemerkungen zu einem speziellen Kegelkarstvorkommen in Nord-Thailand 305

Photo 1: Sudliche Auslaufer der Karstkamme von Mae Chan (Nordthailand). Aufn. Verf. 1975

Southern spurs of the karstkamme" (karst ridges) of Mae Chan

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" '''''

P^oro 2; Einzelne Karstkamm-Platte am Rand der Ebene von Mae Chan. Aufn. Verf. 1975

Separate wKarstkamm"-plates on the border of the plain of Mae Chan

durch die geologischen Grundstrukturen der Landschaft mitverursacht worden sein. Die bei der jiingeren geolo

gischen Kartierung durch die Bundesanstalt fiir Geo wissenschaften und Rohstoffe festgestellte Hauptlinie ist die N-S gerichtete, als Aufschiebungs-Verwerfung bezeichnete Trennlinie am westlichen Beckenrand. Die

se Hauptstorungsrichtung hat sich auch bei der Anlage der Vorhugelzone mit ihrer aufierst steilen Schichten

stellung ausgewirkt. Die die einzelnen Hiigelreihen trennenden Talchen sind also nicht erosiv, sondern tek tonisch bedingt, spater dann karstkorrosiv erweitert

worden. Ahnliches haben Sunartadirdja und Leh

mann (1960) aus Nord-Bone benchtet. Die N-S-ge richteten Klufttalchen sind die eine Ursache fiir die langlichen Kalkrestberge Mae Chans. Die andere diirf te ebenfalls urspriinglich tektonischer Natur sein. So

wie der Siidrand des Beckens durch eine W-E verlau fende Storung abgeschnitten worden ist, sind wahr scheinlich auch hier dazu parallel verlaufende Zerbre chungen des Kalkmassivs und seiner Vorhugelzone vorgekommen. Vielfach verlaufen die jetzt die einzel nen Hiigel trennenden Talchen glatt durch alle Hugel reihen bis zum Kalkmassiv durch, wo sie in Klingen

enden. Selbstverstandlich wurden auch sie karstkorro siv vergrofiert.

Die langgestreckten Karsthugel von Mae Chan sind als Spezialfall tropischer Kegelkarstbildung anzuse hen, bei dem Kalkkorrosion und vorgegebene geolo gische Situation Sonderformen geschaffen haben. Da mir die Bezeichnung ?Kegelkarst" oder ?gerichteter Kegelkarst" dem besonderen Einflufi der Geologie die

ses Gebietes nicht geniigend Rechnung zu tragen scheint, schlage ich fiir diese Formen die Bezeichnung

?Karstkammea vor. Mit dem rein deskriptiven Begriff

?Sagegratkarst", wie ihn H. Lehmann verwendete,

wird m. E. zu wenig iiber die strukturell bedingte Ei

genart dieser Form ausgesagt. Die Bezeichnung ?Karst

kamme" spricht dagegen sowohl die karstkorrosive Entstehung wie die geologisch-strukturell vorgegebene

Situation der spater aufgelosten Schichtkamme an.

Literatur

Baum, F., E. v. Braun, L. Hahn, A. Hess, K.-E. Koch, G. Kruse, H. Quarch & M. Siebenhuner: On the Geology of Northern Thailand. Beih. geol. Jb., 102, Hannover 1970.

Bundesanstalt fiir Bodenforschung: Final Report of the German Geological Mission to Thailand 1965-1971. Han

nover 1972.

Gerstenhauer, A.: Der tropische Kegelkarst in Tabasco (Mexico). Zeitschr. f. Geomorphologie, Suppl. Bd. 2. Ber

lin 1960.

Hirschi, H. & A. Heim: Zur Geologie und Petrographie von Nord-Siam. Schweiz. Min. u. Petr. Mitt., 18, Zu

rich 1938.

Lehmann, H.: Der tropische Kegelkarst auf den Grofien Antillen. Erdkunde 8, Bonn 1954.

Sickenberg, O.: Deinotherium im Tertiar Nordthailands.

Geol. Jb., 89, 461-471, Hannover 1971.

Sunartadirdja, M. A. & H. Lehmann: Der tropische Karst von Maros und Nord-Bone in SW-Celebes (Sula wesi). Zeitschr. f. Geomorphologie, Suppl. Bd. 2, Berlin

1960.

Troll, C.: Beobachtungen von Tropenkarst in Thailand und Malaya. Geogr. Zeitschr. Beihefte, 32, 9-16,1973.

Vangerow, E.-F.: Grundrifi der Palaontologie. Stuttgart 1973.

v. Wissmann, H.: Der Karst der humiden heifien und som merheifien Gebiete Ostasiens. Erdkunde 8, Bonn 1954.

Referenzen

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