• Keine Ergebnisse gefunden

EU entscheidet über die Kuh im Burger

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "EU entscheidet über die Kuh im Burger"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

EU entscheidet über die Kuh im Burger

Ist ein Veggie-Burger ein Burger? Kann ein Schnitzel auch vegetarisch sein? Über diese Fragen wird am Mittwoch im EU-Parlament abgestimmt. Konkret geht es um einige Begriffe, die künftig exklusiv Produkten aus Fleisch vorbehalten sein sollen. Groß unterstützt wird das Vorhaben von der Fleischlobby in der EU. Und auch anderen vegetarischen Produkten könnte es an den Kragen gehen.

Online seit heute, 6.00 Uhr Teilen

„Steak“, „Wurst“, „Schnitzel“, „Burger“, „Hamburger“: Geht es nach einem der

Änderungsanträge, der dem EU-Parlament am Mittwoch zur Abstimmung vorgelegt wird, müssen diese und weitere Produkte künftig aus Fleisch bestehen. Das würde wohl ebenso das Aus für den „Veggie-Burger“ wie für das „Seitanschnitzel“ bedeuten – und auch die

„Sojawurst“ müsste umbenannt werden.

Fleischlose Alternativen sind freilich schon lange kein Nischenprodukt mehr: Zahlreiche große Anbieter mischen mittlerweile auf dem Markt mit, in vielen Supermarktregalen wird direkt neben abgepackten Wurstwaren die entsprechende „Vurst“-Alternative angeboten.

Die Produkte sehen ähnlich aus, spätestens beim Geschmack scheiden sich aber die Geister.

Wenn eine Runde aus Fleischessern und Vegetariern zusammenkommt, wird über die Sinnhaftigkeit derartiger Alternativen oft lebhaft diskutiert – Augenverdrehen bei allen Beteiligten inklusive.

„Kapern kultureller Errungenschaften“

Schon seit einiger Zeit kursiert das Thema auf politischer Ebene, mit enorm großen Lobbys auf beiden Seiten, die mit durchaus bemerkenswerten Argumenten um sich werfen. So schreibt etwa COPA-COGECA, der Zusammenschluss der zwei größten Interessenvertreter der europäischen Landwirtschaft, zuletzt in einer Aussendung vom „Kapern kultureller Errungenschaften“ – aber das Hauptargument ist vor allem eine „Irreführung“ der Kundinnen und Kunden. Für ihre Anliegen wird jetzt mit einem Bild eines vegetarischen Burgers im Stil Rene Magrittes geworben – „Ceci n’est pas un burger“, „Das ist kein Burger“.

COPA/COGECA Mit einem surrealistisch anmutenden Burger macht die Agrarlobby gegen Veggie-Produkte Stimmung

(2)

Auf der anderen Seite nennt die Lobby, hinter der Lebensmittelgiganten wie Unilever und Nestle stehen, diese Vorwürfe lächerlich, schreibt zuletzt der „Guardian“. Würde man derartig benannte Produkte aus dem Handel verbannen, würde man zusätzlich dem

Bestreben der EU entgegenwirken, auf nachhaltige Lebensmittel zurückzugreifen und damit das Klima zu schonen.

Vorbild Frankreich

Sollten sich die Parlamentarierinnen und Parlamentarier für eine Änderung der Bezeichnungen entscheiden, würde man eine ähnliche Regelung wie in Frankreich ansteuern. Dort gibt es schon seit ein paar Monaten ein entsprechendes Gesetz, das die Kennzeichnung von Veggie-Burgern als „Burger“ verbietet. Das ist auch auf EU-Ebene nicht unwichtig, denn Frankreich ist beim Thema Landwirtschaft eine treibende Kraft – und unterstützt freilich den Vorschlag, berichtet der „Guardian“.

Auch Milchalternativen drohen neue Einschränkungen

Der Mittwoch wärmt aber ein weiteres pflanzliches Streitthema auf, denn auch die Beschreibung von Milchersatzprodukten könnte, wenn sich die Abgeordneten dafür entscheiden, weiter eingeschränkt werden. Schon 2017 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass man pflanzliche Produkte nicht etwa „Sojamilch“ und

„Pflanzenkäse“ nennen darf.

Nun könnte aber selbst der Vergleich mit derartigen Produkten unterbunden werden. Ein Änderungsantrag sieht vor, dass Bezeichnungen wie „cremig wie Joghurt“, „Käse-

Geschmack“ und auch „Milchersatz“ verboten werden sollen. Auch hier ist die

Landwirtschaftslobby dahinter. „Wir alle wissen, wofür Margarine steht. Und es ist keine Butter oder Pflanzenfettbutter“, zitiert „Politico“ einen Vertreter von COPA-COGECA.

Eine Vertreterin von ProVeg, einer Organisation, die sich für pflanzenbasierte Alternativen einsetzt, kann dem nichts abgewinnen. „Es gibt unzählige existierende Verweise auf die Beschaffenheit, Konsistenz, Funktion, den Geschmack oder die Herkunft von Lebensmitteln, wie z. B. ‚Erdnussbutter‘ oder ‚Cream Crackers‘. Es wäre mehr als lächerlich, wenn all diese Produkte und Lebensmittel umbenannt werden müssten, nur um Milch zu schützen“, sagte sie gegenüber „Politico“.

ÖVP-Abgeordnete für Änderung, SPÖ, Grüne, NEOS dagegen

Ein von ORF.at gestarteter Rundruf durch die Delegationen der heimischen Parteien ergab ein durchwachsenes Bild, was die geplanten Änderungen betrifft. Die ÖVP-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer spricht sich für die Änderungen aus: „Milch ist Milch und Fleisch ist Fleisch. Ein Hirse-, Soja- oder Mandel-Getränk ist keine Milch und Soja- und Seitan- und andere sogenannte ‚Schnitzel‘ sind kein Fleisch.“ Es dürfe nicht sein, dass sich

„Nahrungsmittelmultis mit NGOs verbünden, um für ihren Profit auf dem Lebensmittelmarkt vorsätzlich Verwirrung zu stiften“, so Schmiedtbauer.

(3)

SPÖ-Abgeordneter Günther Sidl schreibt, dass die aktuelle Diskussion eine „Entmündigung der Konsumentinnen und Konsumenten“ sei. „Selbstverständlich“ solle man „Veggie-Burger als Burger“ bezeichnen. „Viel wichtiger“ sei Sidl die Herkunftsbezeichnung von Inhalten. Von den Grünen heißt es, dass man daran „festhalte“, dass „Bezeichnungen wie Veggie-Burger klar und deutlich genug sind, um vegetarische Produkte zu kennzeichnen. Die eingebrachten Änderungen der Konservativen sind im Sinne der Fleischindustrie“ und nicht im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten, heißt es.

Ähnlich äußert sich Claudia Gamon von NEOS: Sie sei überzeugt, dass Konsumenten „schlau genug sind, zwischen einem Veggie-Burger und einem Fleisch-Burger zu unterscheiden, genauso wie niemand veganen Käse und Bergkäse verwechseln wird.“ FPÖ-Abgeordneter Roman Haider verweist unterdessen darauf, dass diese Frage zeige, „dass der Bericht zur Gemeinsamen Agrarpolitik mit rund 2.000 Änderungsanträgen im Europäischen Parlament völlig ausufert“ und ein „bürokratisches Monster“ schaffe.

Schläuche und Disks?

Unklar ist jedenfalls noch, wie die Veggie-Burger, -Schnitzerl und -Würstel künftig heißen könnten, wenn die EU den bisherigen Bezeichnungen letztlich einen Riegel vorschiebt. In einem „Guardian“-Artikel aus dem Jahr 2019 diskutierte man über den Begriff „Disk“ für die bisherigen Veggie-Burger, und aus den vegetarischen Würsteln wurden kurzerhand

„Schläuche“ gemacht.

Das wirft wiederum die Frage auf, ob eine Umbenennung den Verkäufen schaden könnte, wie von Veggie-Unterstützern befürchtet. Auch diese Frage wird das EU-Parlament bewerten müssen – vor der Abstimmung zeichnete sich laut dem gewöhnlich gut informierten

„Politico“ keine eindeutige Mehrheit für oder gegen die Zukunft der Veggie-Burger – oder - Disks – ab.

Florian Bock, ORF.at, aus Brüssel

Links:

EU-Parlament

Entwurf für die Änderungsanträge

„Guardian“-Artikel

„FT“-Artikel (kostenpflichtig)

„Politico“-Artikel

(4)

Battle over EU ban on ‘veggie burger’ label reaches key vote

Farmers and meat lobbyists accuse plant-based food producers of ‘cultural hijacking’

Fewer than 4% of people have accidentally bought a vegetarian product, according to a House of Lords report in 2019. Photograph: Denis Balibouse/Reuters

Damian Carrington Environment editor

@dpcarrington

Fri 16 Oct 2020 12.34 BST

Last modified on Fri 16 Oct 2020 17.26 BST

The terms “veggie burger” and “veggie sausage” could be banned under proposals being voted on by the European parliament next week. Also banned would be terms such as

“yoghurt-style” and “cheese-like” for plant-based alternatives to dairy products.

Sales of these products are growing fast but farming and meat lobbyists say the terms mislead people and amount to a “cultural hijacking” of the meat industry. Opponents, backed by major food companies including Unilever and Nestle, say the claims of consumer confusion are ridiculous. They say a ban would also contradict the EU’s drive to help

consumers choose more sustainable food and cut climate-heating emissions.

The meat lobby’s proposal states: “Names currently used for meat products shall be reserved exclusively for products containing meat [including] steak, sausage, escalope and burger.” A similar ban would apply to plant-based chicken products.

(5)

There is already a ban on plant-based alternatives calling themselves milk, cream, butter, cheese or yoghurt. But the second proposal would extend this to outlaw terms likening the products to dairy, such as style, imitation, flavour and substitute.

“This is an obvious case of cultural hijacking,” said Jean-Pierre Fleury, from Copa-Cogeca, the trade body for Europe’s farmers. “Certain marketing agencies are using this to deliberately confuse consumers.”

He said he wanted the work of millions of European farmers and livestock workers to be respected: “We are about to create a brave new world where marketing is disconnected from the real nature of products, which is just asking for things to spin out of control.”

Jasmijn de Boo, from the the food advocacy organisation ProVeg International, said: “This is clearly nonsense. Just as we all know there is no butter in peanut butter, consumers [buying veggie burgers] know exactly what they’re getting. These proposals are in direct

contradiction of the EU’s stated objectives in the European Green Deal and Farm to Fork strategy to create healthier and more sustainable food systems.”

David Haines, the chief executive of Upfield, which makes Flora spreads, said: “This is about censorship as it may become impossible to talk about the health and sustainability benefits of plant-based foods versus dairy.”

The heavy environmental footprint of meat and dairy has become clear in a series of scientific studies in recent years showing a huge reduction in meat-eating is essential to avoid climate breakdown.

The proposals have been put forward by the EU parliament’s agriculture committee and the vote is expected on Tuesday, as part of the chamber’s consideration of the €350bn (£320bn) common agricultural policy. Observers say the result could go either way.

If passed, implementation of the proposals would then be negotiated with the member state governments in the European council, with a final decision potentially coming before the end of the year. Some have suggested that burger and sausage could be replaced by the terms disc and tube.

A specific objection from Copa-Cogeca is “the representation of these ultra-processed [plant-based] products as healthier options, given that they are often high in additives, salt, sugar and fat”.

Opponents of the proposals say people already eat more meat than recommended and that red meat is linked to cancer and heart disease. They also say the livestock industry threatens public health due to the overuse of antibiotics, which is driving resistance, as well as the risk of other diseases.

“Consumers don’t want to buy the nutritional equivalent of a meat burger, they want to buy something better,” said Alex Holst, at the Good Food Institute. He said farmers could

capitalise on a burgeoning sector by growing protein crops such as legumes, soy and peas for plant-based meat instead of animal feed.

(6)

France, a powerful voice in the EU on farming, backs the proposals and has already implemented bans on veggie burger labelling at home. But the government in the Netherlands has backed the use of such terms, while a satirical Dutch TV show recently created a spoof advert featuring the slogan “You have to murder to call it a burger”.

In the UK, a House of Lords committee expressed its concern in 2019, saying a ban “would in fact reduce consumer clarity” and make it harder for people to eat less meat at a time when the government should be encouraging the opposite. It said fewer than 4% of people had ever bought a vegetarian product unintentionally.

“We are confident, whichever way the vote goes, that the plant-based sector will continue to innovate and thrive,” said De Boo. “There is simply no stopping the global demand for plant-based food, no matter what restrictions are placed in its way.”

19 days to save the Earth …

… we’re all in. Are you? On November 4, a day after the presidential election, the US will formally withdraw from the Paris agreement on constraining global heating. It’s urgent that we tell the world what this means, and the Guardian is pulling out all the stops to do so

<Amid all the crises we’ve faced in 2020, we must continue to recognise the climate crisis as the defining emergency of our times, and give it the sustained attention and prominence it demands.

One year ago, the Guardian made a pledge in service of the planet.Today we have an update for you – on our progress so far, and on our commitments for the future.

In these chaotic, perilous times, an independent, truth-seeking news organisation like the Guardian is essential. We have no shareholders or billionaire owner, meaning our journalism is free from bias and vested interests – this makes us different. Our independence and autonomy allows us to provide fearless investigations and analysis of those with political and commercial power.

We believe quality, trustworthy reporting like this on the environment is an important tool with which to confront the climate emergency. That’s why we provide journalism that reflects the urgency of the crisis, and is always led by science and truth. And we keep it open and free for everyone to read, so more people can be better informed, and inspired to take action.

Our open, independent reporting on the environment is read by millions every day, from all corners of the globe. Thousands of you support us financially after reading these pieces, telling us that you too care deeply about the future of the planet, wildlife and humanity.

If there were ever a time to join us, it is now. Your support funds our work financially, and motivates us to do better, investigate deeper, challenge more. You protect our

independence for the long term, and ensure we can remain open for all to read.

Today we’d like to ask you to show your support for Guardian journalism. Every contribution, however big or small, makes a real difference for our future.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Über Celans &#34;Gespräch im Gebirg&#34; heisst es in Burgers Studie: &#34;Ähnlich wie Kafkas widerspruchliche Reflexionen letztlich nur dazu dienen, uns die Sinnlosigkeit

In Friesenheim liest er aus &#34;Der fünfte Mörder&#34; und seinem brandneuen Buch &#34;Die falsche Frau&#34;, das in diesen Tagen erscheint. Im Mittelpunkt stehen erneut

Als Ansprechpartnerin zur Kanal-Baumaßnahme steht Sandrina Schwab, Telefon 504-6822,

 Bezorg het voorstel minstens 20 dagen vóór de zitting van de gemeenteraad bij het college van burgemeester en schepenen.. Zo niet wordt het voorstel op de

Regina Heilmann vom Stadtmuseum ist eine weitere Studierendengruppe für die Vermittlungsarbeit mit einem Schwerpunkt auf Kinder zuständig: So wurden unter anderem Auszüge des

Das Stadtmuseum im Rathaus-Center  bietet zu der dritten Ausgabe seiner Ausstellungsreihe Söhne und Töchter der Stadt mit dem Titel &#34;Karolina Burger (1879 bis 1949) -

Regina Heilmann, Leiterin des Stadtmuseums, stellen sich die drei Bereiche der Stadtverwaltung dem Publikum zur Verfügung, die bis heute tagtäglich mit dem historischen Themenfeld

Unter dem Begriff &#34;Eine bessere Zukunft?!&#34; erfahren Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren durch Bilder und andere Materialien etwas über die Lebensumstände von