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Gebäude zur Milchviehhaltung in ariden und semiariden Gebieten

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Academic year: 2022

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LÄNDLICHES BAUEN

290

60 LANDTECHNIK 5/2005

Marwan Georges, Karl-Wilhelm Haake und Franz-Josef Bockisch, Braunschweig

Gebäude zur Milchviehhaltung

in ariden und semiariden Gebieten

D

er Mangel an Milch und Milchproduk- ten stellt für Länder in ariden und se- miariden Gebieten ein großes Problem für die Ernährung der Völker dar. So beträgt die Milchproduktion in Deutschland pro Kopf der Bevölkerung 342 kg/a, in Syrien zum Beispiel 83 kg/a [5]. Um den Milchimport aus Europa zu reduzieren, sollen Defizite der Eigenproduktion durch europäische Ras- sen kompensiert werden.

In ariden und semiariden Gebieten, wie et- wa in Syrien, herrschen in den Sommermo- naten durchschnittliche Tageshöchsttempe- raturen von bis zu 33 °C (Bild 1). Diese ex- trem hohen Temperaturen stellen für HF-Kühe eine enorme Belastung dar, so dass ihre Leistung um rund 30 % abfällt, wenn die Umgebungstemperatur auf über 24 °C ansteigt (Bild 2). Der optimale Bereich liegt zwischen 12 und 24 °C. Eine nahezu unlösbare Aufgabe für Planer in dieser Regi- on. In konventionell errichteten geschlosse- nen Stallgebäuden führen die Erwärmung durch Sonneneinstrahlung, die Wärmeabga- be der Tiere und die Schadgasentwicklung durch Exkremente zu einem äußerst proble- matischen Stallklima. Eine Regulierung durch den Einsatz von Klima-, also Kühl- technik, scheidet wegen der damit verbunde- nen Investitions- und Unterhaltskosten in der Regel aus. Die Milchproduktion würde un- rentabel.

Zielsetzung

Die Studie soll neue Lösungen und Alterna- tiven für den Bau von Milchviehställen in ariden und semiariden Gebieten aufzeigen und bewerten, die eine Absenkung der Stall- innentemperatur durch geschickte, ange- passte Planung bei Verwendung von „natür- lichen Baumaterialien“ und „freier Lüftung“

ermöglicht.

Konzept

In den Sommermonaten sinkt die Lufttem- peratur nachts auf 17°C ab, so dass der Tem- peraturunterschied zwischen Tag und Nacht 15 K beträgt [1]. Die relativ konstant aus ei- ner Richtung vorherrschenden Winde errei-

chen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7 m/s. Diese klimatischen Besonderhei- ten gilt es für die Stallplanung optimal zu nutzen.

In der hier dargestellten Variante - von ins- gesamt drei unterschiedlichen Lösungs- ansätzen - wird ein stark gegliedertes und massiv geplantes Gebäude betrachtet (Bild 3). Die Stallanlage wird durch einen zentral angeordneten Futtertisch erschlossen und

Die hohen Sommertemperaturen in den Ländern des nahen Ostens stel- len für die Milchviehhaltung ein großes Problem dar. Die Milchleis- tung einheimischer Rassen liegt um etwa 70 % unter der europäischer Hochleistungskühe, die aufgrund der vorherrschenden Klimabedin- gungen in diesen Gebieten deutli- che Leistungseinbußen verzeich- nen [2, 5]. Durch eine angepasste Planung und Ausführung von (Stall-)Gebäuden, Materialwahl und Lüftungsverfahren sollen diese regionstypischen Einflüsse auf das Wohlbefinden der Tiere minimiert werden.

Dipl.-Ing. Arch. Marwan Georges ist Gastwissen- schaftler am Institut für Betriebstechnik und Bauforschung (Leitung: Prof. Dr. Franz-Josef Bockisch) der FAL im Rahmen eines Promotionssti- pendiums der Syrischen Republik. Dipl.-Ing. Arch.

Karl-Wilhelm Haake ist dort wissenschaftlich- technischer Mitarbeiter;

e-mail: karl-wilhelm.haake@fal.de.

Die Promotionsarbeit wird zusammen mit Prof. Per Krusche, Institut für Entwicklungsplanung und Siedlungswesen der TU-Braunschweig betreut.

Schlüsselwörter

Milchviehstall, Milchleistung, semiaride Gebiete, Stallklima, Stalllüftung, natürliche Lüftung.

Keywords

Dairy cow stable, milk yield, semi-arid areas, house ventilation, natural ventilation

Bild 2: Durchschnittliche Jahresmilchleistung von Kühen in Abhängigkeit von der maximalen Stalltemperatur (nach [2])

Fig. 2: Average annual milk yield of cows versus maximum stable temperature (acc. to [2]) Bild 1: Mittlere max. und min. Temperaturen der Stadt Homs/Syrien (nach [1])

Fig.1: Average maximum and minimum tempera- tures of Homs city, Syria (acc. to [1])

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besteht aus vier quadratischen Einheiten mit den Funktionsbereichen Fressen, Liegen und Laufen für jeweils 45 Kühe. Die beiden Melkhäuser mit den erforderlichen Neben- räumen sind jeweils zwischen zwei Stallein- heiten angeordnet. Ergänzt wird die Anlage durch weitere Gebäudeteile mit Abkalbe-, Kälberaufzucht- und Jungviehbereich sowie einen Liegeboxen-Laufstall für Färsen und trocken stehende Kühe. Für alle Tiere steht ein Auslauf mit überdachtem Liegebereich zur Verfügung. Anzumerken ist, dass bei die- sem Entwurf (im Rahmen einer Promotions- arbeit) besonderes Gewicht auf eine an- spruchsvolle und regionaltypische Architek- tur gelegt wurde.

Lüftungskonzept

Um Energie zu sparen und die Unterhalts- kosten zu minimieren, wird der Stall mit

„freier Lüftung“ betrieben. Die relativ dicken Außenwände werden als massive, tra- gende Konstruktion ausgeführt und somit die Erwärmung des Stallinnenraumes ver- ringert, zumindest zeitlich verzögert. Aus diesem Grunde ist das Dach zweischalig, zum Innenhof geneigt und mit einer glatten, hellen und reflektierenden Oberfläche verse- hen. Jede Einheit verfügt über ein begrüntes Atrium das tagsüber mit einer Lamellenkon- struktion abgedeckt ist. Nachts sinkt die Kaltluft in diesen, dann geöffneten Innenhof ab und wird am Vormittag des Folgetages in den Stallbereich geleitet (Bild 4, links).

Durch Wasserbecken im Innenhof und un- terhalb des Gebäudes wird die adiabatische Kühlung (Verdunstungskälte) genutzt. Die Zuluft wird mit Feuchtigkeit angereichert, was eine zusätzliche Abkühlung bewirkt.

Am Tage gelangt die Zuluft über 18 m ho- he Windfänge, die zur Hauptwindrichtung West/Südwest ausgerichtet sind, und durch Kanäle im Erdreich unterhalb des Gebäudes in den Stallbereich. Die nahezu konstant aus einer Himmelsrichtung vorherrschenden Winde mit einer relativ hohen Anströmge- schwindigkeit von 7 m/s begünstigen diese Bauweise. So werden im Stallgebäude noch Luftgeschwindigkeiten von 0,2 bis 0,5 m/s und Luftwechselraten von 600 m2/h/GV er- zielt (Bild 4, rechts).

Fazit

Diese derzeit noch nicht abgeschlossene Studie mit ihren drei Varianten soll aufzei- gen, ob konstruktive Lösungen mit geringen Unterhaltskosten eine Möglichkeit bieten, in ariden und semiariden Gebieten Milch zu akzeptablen Herstellungskosten zu produ-

zieren. Mit Hilfe von Modellversuchen, Strömungsberechnungen und Temperatur- messreihen wird das hier beschriebene Stall- gebäude in Massivbauweise mit einer „halb- offenen“ Variante und einer Leichtbaukon- struktion im Hinblick auf ihre Wirkung und Effizienz verglichen.

Literatur

Bücher sind mit • gezeichnet

[1] Alex, M.: Klimadaten ausgewählter Stationen des Vorderen Orients. Wiesbaden, 1985, S.127 [2] • Bockisch, F.-J.: Quantifizierung von Interaktionen

zwischen Milchkühen und deren Haltungsum- welt als Grundlagen zur Verbesserung von Stallsystemen und ihrer ökonomischen Bewer- tung. Wissenschaftlicher Fachverlag, Gießen, 1991, S. 161-162

[3] Borchert, K.-L., und W. Hillendahl: Bauliche und technische Grundlagen zur Planung geschlosse- ner Ställe mit optimalen Raumklima. ALB - Schriftenreihe 27, Frankfurt a. M., 1966 [4] Brehme, G., und K-H. Krause: Compartimental

airflow simulation in stables with natural ventilation. In: The XIV Memorial CIGR World Congress 2000, November 28 to December 1, 2000, Tsukuba, Japan. CIGR, o.O., p 6, R 2214 [5] -: Syrian Statistical Abstract. Damaskus, 2002

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Bild 3: Grundriss des beschriebenen Stallgebäudes für 180 Milchkühe und Nachzucht Fig. 3: Ground planof stable building described for 180 cows and followers

Bild 4: Perspektivische Darstellung der Funktionsweise von Tag- und Nachtlüftung Fig. 4: Perspective presentation of principle for day ventilation and for night ventilation

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